Xii
A e g y p t i e r.
v.c.g.von Serres gedämpft, das Land eine eigne persische Salrapie;
460. unter Artarerres Longímanos, wo Amyrtäos und
Jnaros, Anfangs mit Hilfe der Athenaer glücklich, spater
dem Megabazos und Artabanos unterliegen (451); unter
414. Dareio s Ii. (Nothos), wo der bisher verborgene Amyrtäos
sich wieder der Herrschaft bemächtigt, so wie nach ihm sein
Sohn Psammetichos (408) und einige Nachfolger desselben;
374. aber Tachos vermag sich ohne Agesilaos von Sparta gegen
Artarerres Mnemon nicht zu behaupten, und sein Nach-
folger Nektanebos U. muß vor Artarerres Ochos,
350. nachdem Sidon durch Verrath eingenommen worden, die Flucht
ergreifen. Artarerres wüthet gegen Tempel und Menschen:
Aegypten bleibt Persien zinsbar, bis es an Alexander und
nach dessen Tod an die Ptolemäer übergeht.
Die Bevölkerung Aegyptens geht von Süden ans. Kasten, geschlossene
Vereine, bilden sich ans der Verschiedenheit der eingewanderten Völker-
stamme ; die geistig Ueberlegenen gewinnen die Herrschaft über die andern,
— Priester-Aristokratie. Die Haupttempel (zu Memphis re.), als
Mittelpunkte der verschiedenen Nomen, unterhalten die Gemeinschaft des
Cultus. Ackerbau und Verkehr stehen mit der Religion in engster Ver-
bindung; daher Sabäismus und Astro latrie, Verehrung ver-
schiedener Gewächse, Thiere und Himmelskörper (Meerzwiebel, Agis,
Krokodil, Ibis, Ammon, Phtha, Osiris, Isis rc. ), daher frühe Kennt-
niß der Geometrie, Astronomie rc.
Die kolossale Baukunst erzeugt, ausser den Tempeln und andern
Monumenten, vorzüglich viele Obelisken, viereckige, spitz znlaufende
Säulen, ans einem einzigen Granitsteine, und Pyramiden, vergrößerte
Obelisken, aus Kalksteinen, mit Granit oder Marmor belegt, in ihrem
Innern Gänge oder Kammern (Königsgräber), — die grüßte hatte 728
Fuß Basis und 447 Fuß Höhe.
Die Leichen wurden einbalsamirt, Mumien; über die Bestattung
entschied ein Todtengericht.
Hieroglyphen, später Buchstabenschrift.
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Extrahierte Personennamen: Artarerres_Longímanos Dareio Artarerres_Mnemon Alexander Alexander Ammon
I
Ix
Zu Seite 10. v. E.g.
A e t h i o p e u.
Der äthiopische Stamm dehnt sich frühe ut Afrika vom
Fuße der Mondgebirge auf einzelnen Kriegszügen über das
atlantische Gebirg bis zu der gaditanischcn Meerenge aus. Als
Königssitz und Mittelpunkt äthiopischer Religion und Cultur,
sowie als Hauptstapelplatz des nordafrikanischen Handels, wird
der Staat Meroe genannt, im Königreiche Sennaar, vom
Nil und Astaboras eingeschlossen. Die Könige waren abhängig
von den Priestern, bis Erga men es zur Zeit desptolemäos Ii. -öö.
den Priester-Despotismus stürzte.
A e g y p t i e r.
I. Dunkle Sagenzeit bis zu den Sefostriden bis
1500 v. Ch. G.
Die frühesten Ansiedelungen geschehen im Nilthale in Ober-
ägypten, von Aethiopien (Meroe) und Indien her. Es
entstehen mehre kleine Staaten mit ihren Herrscher-Familien,
zunächst in Theben, Elephantine, This, Memphis rc. Kasten-
eintheilung bildet sich allmälig aus*). Priester und Krieger
suchen abwechselnd die Herrschaft an sich zu reißen. Die be-
kanntesten Könige sind:
Menes, erster Priester-König in This, der den Bast
des Phtha-Tempels in Memphis beginnt.
Busiris, der Erbauer des hundertthorigen Thebens.
Möris, sein See, an dessen Nil-Kanäle das Labyrinth rc.
Hyksos, Nomadenaus Arabien, brechen in Unterägypten 1800.
ein, und bemächtigen sich der Herrschaft.
Abraham kommt zu dem Pharao von Memphis, später
Joseph mit den Israeliten, ■— Gosen.
Die Hyksos werden vertrieben. Darauf beherrschen die Könige 1700.
von Theben das ganze Land. Kriegerkaste an den südlichen
Gränzen.
•0 Herodotos nennt sieben Kasten: Priester, Krieger, Rinderhirten,
Schweinhirten, Kanflcute, Dolmetscher und Schiffer. Diodorvs nennt
sechs: Priester, Könige, Krieger, Hirten, Ackerleute und Handwerker.
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Extrahierte Personennamen: Menes Busiris Abraham Joseph Schiffer Diodorvs
X
A e g y p t i e r.
v- C.t. Verschiedene Auswanderungen: Kekrops nach Griechen-
land — Attika; Dañaos nach Argos, die Israeliten nach
Kanaan.
H. Don den Sesostriden bis zur Alleinherrschaft des
Psam metiches, von 1500 — 656 v. Ch. G.
* Dtythen bauern noch fort. Tyrannische Könige
suchen mit Hilfe der Krieger käste den Einfluß der Priester
zu untergraben, und drücken das Volk dnrch ungeheuere
Bauwerke.
1500. Sesostris, der große König, theilt das Land in sechs
und dreißig Nomen (nach den Haupttempeln?), dringt in
seinen Eroberungen nach Aethiopien, Norderasien, Thrakien,
mit seiner Flotte nach dem glücklichen Arabien bis über den
Ganges, kehrt nach neun Jahren zurück. Von ihm Bauwerke
und Kanäle in Menge, Obelisken, Statuen, Mauer voll
Pelusion bis Heliopolis rc., sein Tod. Fortdauernde Priester-
Aristokratie.
Mendes oder Maros, Erbauer des Labyrinthes (?).
1200. Ketes (Proteus), bei welchem Alerandros (Paris) mir
Helena sich aufhält.
Rhemphis (Rhamsinitos), sein Obelisk seit 1588 n. Ch.
vor dem Lateran in Rom.
1180. Cheops, Erbauer der größten von den drei Pyramiden
in der Nähe von Memphis. Druck des Volkes; Tempel ver-
schlossen.
1130. Chephres (Chephren), Pyramiden-Bau.
Mykerinos stellt die Götterverehrung wieder her.
Asychis (Bochoris), Gesetzgeber.
Sabakos aus Aethiopien, befestigt mehre Städte durch
Dämme, — Bubastos.
Sethos, Priester des Phtha von Theben, veranlaßt die
712. Auswanderung der Kriegerkaste; Sieg gegen Sanherib von
Assyrien. Bei der inneren Zerrüttung erfolgt eine Theilung
des Reichs in zwölf kleine Staaten, — Dodekarchie 671—
656. Labyrinth am See Möris.
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Extrahierte Personennamen: Helena Rhemphis Sethos Sethos
Extrahierte Ortsnamen: Attika Argos Kanaan Norderasien Thrakien Heliopolis Paris Rom Memphis Theben Assyrien
Karthager.
25
Tyrier unter Dido bauen sich auf einer Anhöhe an der
Nordküste Afrika's an — Karthago (Karchedon). Alsbald
von ihrem Tribute an die Eingcbornen befreit, unterjochen sie
diese, und gründen Kolonien unter ihnen. An der Spitze
eines Bundes mit den übrigen phönikischcn Küstenftadten
Afrika's, suchen sie sich allmälig die Inseln des Mittelmccres
zu unterwerfen; Führer sind ihnen vorzüglich Magon und
seine Söhne Hamilkar und Hasdrubal. Sardinien
(Kornland), die Pityusa, die balearischen Inseln, Korsika,
der westliche Theil Siciliens, Malta rc. wie auch die kanari-
schen Inseln werden ihnen tributbar. Auf dem festen Lande
legen sie an den Nord - und Westküsten Afrika's, wie auch in
dem südwestlichen Spanien kleine Kolonien an, hier vorzüglich
durch Himilkon, dort durch Han non, die Enkel Magon's.
Erster Handelstractat mit Rom (?). Die Verfassung ist aristo-
kratisch mit Volksherrschaft gemischt: Zwei Suffeten (Könige oder
Konsuln, Prätoren oder Dictatoren); ein Senat mit einem engern
Ausschüsse, dem Rathe der Alten; das Volk mit der Wahl der
Magistraten und der höchsten gerichtlichen Instanz; die Feldherrn an der
Spitze der bewaffneten Macht mit einem Theile des Senates an ihrer
Seite; außerdem zur Aufrechthaltnng der Verfassung, besonders gegen
die Eingriffe der Imperatoren, ein Sicherheitsausschuß von hundert
Männern (Ephoren), die alsbald die ganze Staatsgewalt an sich
reissen.
Sitten: ursprünglich roh, - Menschenopfer, niedriger Handelsgeist.
Religion: ähnlich der phönicischeu, Stern - und Feuerdienst;
Baal oder Moloch; Kinderopfer; prachtvolle Tempel.
Der .Handel gewinnt l ,-rch die vielen Niederlagen und Kolonien
schnell einen bedeutenden Umfang: zur See durch das Mittelmeer in die
westlichen Meere; zu Lande durch Caravanen ostwärts nach Ammonium,
Ober - Aegypten, Phönicien, und südwärts durch das Gebiet der Gara-
manten bis in das Innere von Afrika. Der Umtausch geschieht wie bei
den Phöniciern, auch die Maaren und Producte sind dieselben wie dort.
Karthago in kurzer Zeit der Vereinigungspunkt unermeßlicher Reich-
thümer, der Sitz des glänzendsten Wohlstandes und mannichfaltiger
Kunstwerke.
Die Hauptmacht besteht in Miethtruppen und Kriegsschiffen
(Quadriremeu); — Sklaven, Ruderknechce; abgerichtete Kriegselephanten.
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Magon Sardinien Korsika Malta Nord Spanien Rom Afrika Karthago
58
seine Anhänger zu belohnen, ernannte er aus dein Stande der
Luceres hundert neue Senatoren. Diese standen jedoch an Rang
den altern nach und hießen deshalb auch Väter zweiter Klasse
Auch war er gesonnen, die sämmtlichen Neubürger mit den Alt-
bürgern in den Hauptrechten gleichzustellen und zu dem Zwecke
aus jenen drei neue Tribus mit neuen Namen zu bilden. Da-
gegen aber trat der Augur Attus Navius als Organ der Alt-
bürger auf, welche diesen Neuerungen natürlich feind waren.
Als der König sein Vorhaben nicht durchsetzen konnte, so nahm
er wenigstens von den Neubürgern die edelsten Geschlechter in
die drei alten Tribus als Raumes, Titics und Luceres seeundi
oder zweiten Ranges auf* 2}. Eben so verdoppelte er die Zahl
der Ritter, so daß sie jetzt sechs Centurien bildeten.
Ein besonderes Verdienst erwarb sich Tarquinius durch die
Befestigung und Verschönerung Roms. Statt des alten Erd-
wallcs ließ er eine steinerne Mauer um die Stadt aufführen.
Den freien Platz zwischen dem palatinischen und kapitolinischen
Hügel, das Forum oder den Markt, wo die Versammlungen
gehalten wurden, schmückte er mit Hallen und Säulengängen.
Er legte den Grund zu dem Circus maximus, einem sehr großen
offenen Gebäude für Kampfspiele aller Art. Auch legte er den
Grund zu dem berühmten Capitol, der mächtigen Tempelburg
des Jupiter auf dem capitolinischen Hügel. Am staunenswerthe-
stcn aber waren die Kloaken, die noch zur Zeit des Kaisers
Augustus allgemeine Bewunderung erregten. Es waren große
unterirdische Kanäle, durch welche aller Unflat aus der Stadt
in die Tiber geleitet wurde. Sie waren so fest ausgemauert,
daß sie in der Folge die größten über ihnen erbauten Thürme
und Paläste trugen. Ein Wagen voll Heu konnte bequem unter
ihnen hinfahren. Solche Kloaken waren in Rom um so nöthi-
ger, weil die Stadt auf mehren Hügeln lag und bei eingefalle-
nen Regen die Wege schlüpfrig und unsicher werden mußten,
besonders in den Vertiefungen zwischen den einzelnen Hügeln,
wo aller Unflat zusannnenfloß. Endlich legte er noch künstliche
*) Patres minorum gentium.
2j Ramnes, Tities et Luceres primi wartn dkmnach btc Attburgcr;
Ramnes, Tities et Luceres secundi (minorum gentium) die Neuburger.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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69
mehr auf dem Albanerberge, oberhalb des zerstörten Alba Longa,
bei dem Tempel des Jupiter Latiaris gefeiert. Hier führte Tar-
quinius den Vorsitz; hier brachte er als Oberpriester das große
Bundesopfer. Ihm ward auch der Oberbefehl des Bundesheeres
übertragen, und die Latiner standen in den römischen Legionen,
mit den Römern in je zwei Manipeln unter einem Hauptmann
vereint. Suessa Pometia, die blühendste Stadt der Volsker, die
wahrscheinlich dem Bündnisse mit Rom nicht hatte beitreten wol-
len, wurde erobert, und außerordentliche Beute aus derselben
nach Rom abgeführt. Gleiches Schicksal hatte die Stadt Gabii,
welche Tarquinius durch den Verrath seines Sohnes Sertus
einnahm. Rach dieser Stadt der Latiner hatten sich mehre rö-
mische Patricier geflüchtet und die Einwohner gegen den König
aufgewiegelt. Rach genommener Abrede stellte sich sein Sohn
Sertus, als ob auch er wegen erlittener Unbilden gegen den
Vater aufgebracht sei, und floh ebenfalls nach Gabii. Hier
spielte er seine Rolle so gnt, daß ihm der Befehl über die Trup-
pen anvertraut wurde. Run schickte Sertus einen vertrauten
Boten an seinen Vater, um weitere Verhaltungsbefehle einzu-
holen. Tarquinius aber, welcher sich weder schriftlich noch münd-
lich darüber erklären wollte, führte den Boten in einen Garten,
hieb in seiner Gegenwart den Mohnsträuchen, welche am höchsten
hervorragten, die Köpfe ab, und ließ ihn ohne weitere Antwort
abreisen. Als der Bote die Nachricht überbrachte von dem, was
er gesehen, verstand Sertus sogleich diesen Wink. Er ließ die
vornehmsten Gabier aus dem Wege räumen und überlieferte
nun mit leichter Mühe die ihrer Häupter beraubte Stadt seinem
Vater. In die unterworfenen Gegenden wurden, um ihre Ab-
hängigkeit zu sichern, Kolonien ausgesendet, damals zunächst nach
Signiä und Circeji, — eine Maßregel, welcher Rom die Aus-
breitung seiner Herrschaft und Sprache vorzugsweise verdankt.
Aber nicht bloß Schrecken verbreitete Tarquinius um seinen
Thron, sondern auch einen ungewöhnlichen Glanz. Aus der
gewonnenen Kriegesbeute verherrlichte der prachtliebende König
Rom selbst durch großartige Anlagen und Bauten. Durch etrus-
kische Baumeister und durch Frohndienste des Volkes ließ er frü-
her begonnene Bauten, wie die Kloaken, den Circus, insbeson-
dere den kapitolinischen Tempel des Jupiter, der Juno und Mi-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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141
der Unterworfenen größtenteils nach dem Grade der Bereit-
willigkeit bestimmt, mit der sie sich ergeben hatten. Für dieses
staatsrechtliche Verhältniß Roms zu den italischen, bald mehr
bald weniger abhängigen Bundesgenossen und eigentlichen Unter-
thanen bildete sich allmälig eine bestimmte Ordnung aus, welche
in den Hauptzügen lange unverändert geblieben ist. Hiernach
gab es:
1. Freistädte (municipia d. h. solche Städte, welche
einen größeren oder geringeren Antheil am römischen Bürger-
rechte erhalten hatten und dabei ihre eigenen Gesetze und Obrig-
keiten behielten. Man unterschied drei Arten von Municipien:
solche, deren Bürger, nur wenn sie nach Rom kamen, Rechte
und Pflichten eines römischen Bürgers ausübten, mit Ausnahme
des Simmrechts und der öffentlichen Ämter; ferner unterthänige
Gemeinden, die das Bürgerrecht ohne Stimmfähigkeit hatten
(eivitas sine suffragio); endlich solche, welche das volle Bür-
gerrecht mit Stimmfähigkeit hatten (eives optimo jure). Aus
diesen wurden entweder neue Tribus gebildet oder sie wurden
in alte ausgenommen. Im Felde diente das Aufgebot der Mu-
nicipien nicht getrennt, sondern in der römischen Legion.
2. Bundesgenossen latinischen Rechts (socii juris La-
tini). Diese behielten neben dem ursprünglichen Rechts der
gesetzmäßigen Ehe und des Verkehrs (eonnubium, eommereium)
ihre eigene Verfassung. Sie hatten nicht nur die freie Wahl
ihrer Obrigkeit, sondern auch ihren besondern Gerichtsstand.
Zudem konnten sie, wenn sie nach Rom kamen, in einer der
Tribus, welche ihneu durch das Loos zugewiesen wurde, mit-
stimmen. Als Gegendienst forderte man Beiträge an Geld und
Mannschaft für den Krieg.
3. Bundesgenossen italischen Rechts (socii juris Italici).
Ihr Verhältniß war, je nach den Verträgen verschieden gere-
gelt. Im Ganzen jedoch standen sie den latinischen Bundesge-
nossen nach. Namentlich hatten sie nicht wie diese, das Stimm-
recht in einer römischen Tribus. Alle übrigen Rechte und Pflich-
ten theilten sie größtentheils mit ihnen. Auch sie behielten ihre
x) Civitates , quae munia (Gerechtsame) capiunt Bei Orelli
Nr. 3691.
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147
sichtskreis der Römer. Fortan war es ihr Plan, die ganze
Insel den Karthagern zu entreißen. Allein sie fanden bald, daß
der neue Feind auf ganz andere Weise angegriffen werden mußte,
wenn dieser Plan gelingen sollte. Ihnen fehlten die Mittel, die
Seestädte mit Nachdruck anzugreifen und den Karthagern den
stets über das Meer zugeführten neuen Ersatz an Hülfstruppen
abzuschneiden: sie bedurften einer Kriegesflotte. Bis dahin hat-
ten die Römer fast nur Kauffahrteischiffe gehabt; noch nie hatten
sie zur See einen Feind bekämpft. Da brachte der Zufall ein
an der sicilischen Küste gestrandetes feindliches Kriegesschiff in
ihre Hände. Nach dem Muster desselben baueten sie (260)
schnell eine Flotte, und schon nach zwei Monaten konnten sie mit
hundertsechzig Schiffen den Feinden entgegenziehen. Zwar fehlte
der Mannschaft die nöthige Übung, und ein Theil der neuen
Flotte fiel beim ersten Versuche den Karthagern in die Hände;
allein römische Beharrlichkeit und Muth ersetzte bald den Verlust.
Der Anführer der Flotte, der Cónsul Duilins, erfand die
Enterhaken, welche vorn die Gestalt eines Rabenschnabels hatten
und deshalb auch Raben (ooivi) genannt wurden. Durch diese
eisernen an einer Fallbrücke angebrachten Haken sollte das feind-
liche Schiff an das römische befestigt, und so die Seeschlacht in
eine Art von Landschlacht, in welcher die Römer überlegen wa-
ren, verwandelt werden. Der Versuch gelang. Es war im
Jahre 260, als Duilius bei Mylä, dem heutigen Milazzo,
an der Nordküste Siciliens, den ersten Sieg über die kartbagi-
sche Flotte gewann. -). Für einen so ungewöhnlichen Sieg er-
wiesen seine Mitbürger ihm auch ungewöhnliche Ehren. Zum
Andenken einer so ruhmvollen That ward auf dem Forum eine
mit den Schnäbeln der erbeuteten Schiffe verzierte marmorne
Säule (oolumna rostrata) errichtet. So oft er des Abends
von einem Gastmahle nach Hause ging, wurde er mit Fackeln
und Flötenspiel dahin begleitet. So sollte der erste römische
Seeheld sein ganzes Leben hindurch gleichsam jeden Tag einen
Triumph feiern ®).
2) Primum omnium Romanorum ducum navalis victoriae egit tri-
umphum. Liv. epit. 17.
®) Duilius imperator, non contentus unius diei triumpho, per om-
10*
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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113
dachte Raum: er wolle mit Hülfe des Volkes, das er fortwäh-
rend für seine Plane bearbeite, die bestehende Verfassung stürzen
und sich zum Alleinherrscher aufwerfen. Selbst die Tribunen
traten gegen ihn auf. Endlich ward er als Hochverräther an-
geklagt, schuldig befunden und vom tarpeischen Felsen gestürzt
(384), welchen er so rühmlich vertheidigt hatte. Sein Haus
wurde geschleift, und der Beschluß gefaßt, daß künftig Niemand
mehr auf dem Capitol wohnen sollte.
Seitdem steigerte sich immer mehr wie die Anmaßung der
Patricier, so das Elend des Volkes. Dieses versank allmälig in
eine dumpfe Gleichgültigkeit. In dieser Zeit des tiefsten Verfalles
erhoben sich die Plebejer, Caj. Licinius Stolo und Lue.
Sertius Lateranus, voll edler Begeisterung für die Wieder-
geburt ihres fast zertretenen Standes und für den endlichen Ab-
schluß staatsbürgerlicher Rechtsgleichheit'). Die beiden Freunde
gingen seit ihrer ersten Erwählung zu Volkstribunen im Jahre
376 v. Ehr. mit Muth und Besonnenheit an das große Werk
und führten es nach zehnjährigem mühevollem Kampfe endlich
zum glücklichen Ziele. Sie erließen in dem eben genannten
Jahre folgende durchgreifende Gesetzanträge (lege« Liciniae):
1. (de aere alieno) „Was bisher an Zinsen von den Schuld-
nern an die Gläubiger abgetragen worden, soll als vom Capital
abgetragen betrachtet, und der Rest der Schuld in drei'gleichen
Theilen innerhalb dreier Jahre abbezahlt werden." 2. (de modo
agrorum) „Das Benutzungsrecht der Staatsländereien (agri
publici) soll beiden Ständen anheimfallen, kein Bürger über fünf-
hundert Jucharte Gemeindelandes besitzen und mehr als hundert
Stück großen, fünfhundert kleinen Viehes auf den Gemeindeweiden
halten. Für den Nießbrauch des Fruchtackers zahlt der Inhaber
den Zehnten an die Gemeindekasse. Was Einzelne jetzt über fünf-
hundert Jucharte besitzen, soll herausgegeben und den ärmern Ple-
bejern in Loosen von sieben Jucharten als freies Eigenthum über-
tragen werden." 3. „Hinfort sollen nicht mehr Kriegstribunen, son-
dern wieder Consuln ernannt werden, und zwar jedes Mal einer
aus den Plebejern."— Diese Anträge steigerten die Erbitterung der
1) Nach Livius (Vi. 34.) soll Licinius bloß durch die Eitelkeit sei-
ner patricischen Gemahlin in die Schranken zum Kampfe gegen die Herr-
schaft der Patricier getrieben worden sein.
Wetter, Geschichte der Römer.
8
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
242
Staat auf seine alte Form zurückzuführen und so alles Neue
wieder zu vertilgen, was die fortschreitende Zeit in der Ver-
fassung naturgemäß entwickelt und ausgebildet hatte. Selbst
schon der Versuch, das Volk um alle seine theuern Errungen-
schäften zu bringen, mußte früher oder später einen mächtigen
Gegenkampf Hervorrufen. Darum hatten auch nur wenige sei-
ner Anordnungen sich einer langen Dauer zu erfreuen, und nur
diejenigen blieben bestehen, welche der Zeit und ihren bcsondern
Verhältnissen mehr entsprechend waren.
Unter den Gesetzen des Sulla — tege« Corneliae genanut
— sind folgende die wichtigsten: 1. Die lex tribunicia, durch
welche die Macht der Tribunen und hiemit ihr Einfluß auf
das Volk sehr beschränkt wurde. Sie verloren nämlich das
Recht, Gesetze vorzuschlagen und hiezu das Volk zu versammeln.
Die Centuriatcomitien allein sollten die Befugniß haben, über
Gesetze abzustimmen. Dasselbe Gesetz beschränkte auch die In-
tercession, ohne sie jedoch ganz aufzuheben. Und damit sich für
die Folge kein Ehrgeiziger der tribunicischen Würde nur als
Leiter zu den andern bedienen könne, wie dieses früher gesche-
hen ; so verordnete er ferner, daß Jeder, welcher Tribun gewesen
wäre, auf andere Ehrenstellen keinen Anspruch machen könne-).
2. Die lex judiciaria, welche den Rittern die richterliche Ge-
walt nahm und diese dem Senate zurückgab, der wieder Mittel-
punkt und Stütze der Verfassung werden sollte. Da derselbe
aber durch die früheren blutigen Verfolgungen, erst unter Ma-
rius dann unter Sulla, sehr zusammcngeschmolzen war, so er-
gänzte er denselben durch die Aufnahme und Einverleibung von
300 neuen Mitgliedern aus dem Stande der Ritter. 3. Die
lex de magistratibus, welche die herkömmliche Reihenfolge er-
neuerte, gemäß welcher die Quästur der Adilität, die Prätur dem
Consulate u. s. w. vorangehen, und ein Zwischenraum von zehn
Jahren die Übernahme desselben Amtes trennen sollte. Die Zahl
der Prätoren wurde auf acht, der Quästoren auf zwanzig ver-
mehrt. 4. Die lex de sacerdotiis, durch welche dem Volke die
Ernennung zu den Priesterwürben genommen, und ihren Colle- 2
2) Tribunorum plebis potestatem minuit et omne jus legum feren-
darum ad; mit. Ibid. — Vellejus (Ii. 30.) nennt diese trlbunieische
Gewalt imago sine re.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]