252
und Schafzucht viel Sorgfalt verwandt. Die Einwohner sind unter den
Bewohnern der Berberei weitaus die gebildetsten, und verfertigen fehr gute
Wollen-, Baumwollen- und Seidenstoffe, Waffen, Metallwaaren re. Der
Haupthandel findet über Gadames und Murzuk statt nach dem Innern.
Seit 1835 ist Tripolis wieder abhängiger von der Pforte, welche den Dey
oder Pascha einsetzt. Hauptstadt ist Tripolis, 30,000 E. (guter Hafen).
In Barka ist Hauptort Bengasi.
Anmerkung. Berenici, Cyrene, Apollonia, Arsinone und Ptolemais bil-
deten im Alterthum die Pentapolis, welche seit der Herrschaft der Ptole-
mäer Cyrenaika hieß.
Zu Tripolis gehören noch die Oasen Fezzan (5000 Q.-M., 126,000
Einw.) und Augila. Fezzan ist sehr fruchtbar, hat 2 Ernten und wird von
Arabern und muhamedanischen Negern bewohnt, welche dem Pascha von Tri-
polis einen jährlichen Tribut von 450 Unzen Goldstaub entrichten. Haupt-
stadt ist Murzuk, 10,000 Einw., Resid. des Sultans, eine wohlgebaute Stadt
mit breiten Straßen. Karawanenhandel mit Haussa und Bornu, Tripolis,
Aegypten, Ghadames, Ghat und Tuat. Von October bis Januar ist hier Markt,
auf dem Sklaven, Sennesblätter, Elfenbein und Gummi, Ochsenhäute, Ziegen-
leder und Straußfeder die Handelsartikel bilden. Das Klima von Murzuk
ist ungesund. Ueber die Oase Augila, deren Datteln sehr gerühmt werden,
herrscht ein Statthalter, welcher als Knabe mit dem französischen Heere nach
Aegypten gegangen, in Gefangenschaft des Dey von Tripolis gerathen war,
und sich die Gunst seines Herrn zu erwerben verstand. Die Bewohner sind
thätige Handelsleute und treiben starken Handel nach Kairo. Hauptort ist
Augila, 10,000 E.
3. Die Beyschaft Tunis
(2l50 Q.-M., 600,000 Einwohner)
ist minder abhängig von der Pforte als Tripolis. Die Würde des Bey
ist erblich; er sendet alljährlich Geschenke nach Konftantinopel. Seit 1846
ist in Tunis die Sklaverei abgeschafft. Das Land ist sehr fruchtbar, und
hat ein äußerst angenehmes Klima. Die sehr gemischte Bevölkerung treibt
Landwirthschaft, Gewerbe und Handel. Oel- und Südfrüchte bilden die
Hauptausfuhrartikel. Der Landhandel wird von den Einheimischen nach dem
Innern und nach der Berberei getrieben. Der Seehandel ist in den Hän-
den der Europäer. Hauptstadt ist Tunis mit dem Hafen Goletta (160,000
Einw.). Ruinen von Carthago und Utika. Kairwan, 60,000 E. Wall-
fahrtsort. Kabes an der kleinen Syrte, 30,000 E.
8 99.
Das Kaiserthum Fez und Marocko.
(13,700 O.-M., 9 Mill. E.)
Dies Land nennen die Araber Moghrik-ul-Aksa (äußerstes Abendland);
es ist bergig. Der Atlas erreicht in demselben seine höchste Gipfelerhebung,
13,000'. Das Klima des Landes wird als eines der vortrefflichsten der
Erde gepriesen, indem nicht nur seine Lage zwischen 28° — 36'/,° N. D.
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99
— Während in dem südlichen Theil die Allgäuer- und Tiroler Alpen das
baierische Hochland erfüllen, welchem die ausgedehnte baierische Hochebene vor-
gelagert ist mit ihren herrlichen, fischreichen Seen (z. B. dem Königs-,
Tegern-, Starnberger- und Bodensee), erfüllt das deutsche Mittelgebirge, der
fränkische und schwäbische Iura, der Böhmerwald, das Fichtelgebirge, der
Frankenwald, der Spessart und die Rhön, sowie links vom Rhein die Aus-
läufer der Vogesen, die Haardt und der Donnersberg das übrige Land.
Nur ein kleiner Theil gehört zun: mittelrheinischen Tieflande. Das baierische
Hügel- und Tiefland liefert namentlich in der Pfalz guten Wein und viel
Tabak neben Getreide, Obst, Gemüse, Hanf und Hopfen. „Spalter Stadt-
gut" ist eine sehr geschätzte Hopfenart; die Stadt Spalt*) zieht jährlich
über 3000 Centner ä 60 bis 250 fl. Die Umgebung von Bamberg liefert
Küchengewächse aller Art nach den Hauptstädten des Rheins und der Donau..
Die baierische Hochebene, welche Raum für eine doppelt so große Bevölkerung
bietet, hat neben recht ergiebigem Ackerland auch ausgedehnte sumpfige oder-
moorige, kahle Ebenen, Riede oder Moose genannt, z. B. das Donau-Ried
zwischen Günzburg und Donauwörth, das Donau-Moos im Süden von
Neuburg und Ingolstadt, das Erdinger-Moos zwischen München und Frei-
sing an der Isar. Die ungeheuren Gerstenfelder der baierischen Hochebene
und die Sorgfalt für den Hopfenbau zeigen an, daß Baiern vorzugsweise
Bier liefert. Bäurisches Bier wird jetzt, echt oder unecht, in der ganzen
Welt getrunken. Das Bier von München, Erlangen, Nürnberg, Würzburg,
Kitzingen und Kulmbach hat im Auslande großen Ruf. Außer Wein, Bier,
Tabak, Küchengewächsen, Obst und Hopfen führt Baiern noch Torf, Holz,
gute lithographische Steine (sie werden bei Sohlenhofen unweit Eichstätt
gebrochen), Nürnberger Spielwaaren und Lebkuchen, Spiegel und Glaswaaren,
Salz von den Salinen Reichenhall, Berchtesgaden, Traunstein, Rosenheim,
Kissingen und Dürkheim, welche jährlich 900,000 Centner liefern, aus.
Der Pfälzer Tabak geht sogar nach Amerika. Gute Landstraßen, Eisen-
bahnen, schiffbare Flüsse erleichtern den Verkehr im Innern. Die Bevölkerung
von Baiern zerfällt in 4 Hauptstämme, in Baiern, Schwaben, Franken und
Rheinpfälzer. Die Baiern oder Altbaiern sind meist stämmige und kräftige,
aber kleine Leute, nur die Gebirgsbewohner sind groß. Sie sind im Allge-
gemeinen weniger gebildet und Naturmenschen der kräftigsten Art, lieben
Bier, Spiel, Tanz und Gesang. Die Franken sind gebildeter, heiterer und
zutraulicher. Die Schwaben gleichen den Württembergern. Die Rheinbaiern
sind laut und lebhaft, trinken mehr Wein als Bier, und tragen viel von
französischer Beweglichkeit an sich. Die Baiern haben sich alle Zeit als
tapfere und unerschrockene Soldaten bewährt. Baiern zerfällt in 8 Kreise:
1) Dtier-Kaiern: Hauptstadt ist München an der Isar, 167,000 E. Uni-
versität, Kunstakademie. Sehenswerth sind die Glyptothek, die alte und
neue Pinakothek, die vereinigten Sammlungen, die Säle mit Fresko-
malereien aus dem Ribelungen-Liede im neuen Königsbau, reich ge-
schmückte Kirchen, die Sternwarte re.; in der Umgebung Münchens die
Ruhmeshalle mit Bildnissen berühmter Baiern und der kolossalen, 54' hohen
Erzstatue der Bavaria. Berchtesgaden in der Nähe des Königssees,
*) Sie liegt in Mittelsranken an der Rezat unweit Nürnberg.
7*
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249
Die meisten Stämme der äthiopischen Race leben nomadisch von Vieh-
zucht, Jagd und Raub. Doch hat sich unter dem Einflüsse des Islam hier
und da, namentlich in Sudan, eine Art Kultur entwickelt; man bestellt das
Land und schafft sich die dazu nöthigen Geräthe, baut feste Wohnungen rc.
Auch im obern Nilthal, im Cap- und Kaffernlande wird von den Eingebornen
bereits Landwirthschaft getrieben. Die geistige Bildung ist aber selbst in
muhamedanischen Staaten äußerst gering; denn in den Schulen beschränkt
man sich auf das Lesen und Auslegen des Korans. Die meisten heidnischen
Völkerschaften Afrikas haben keine Schriftzeichen. Der Handelsverkehr wird
theils durch natürliche Hindernifle, theils durch die mordlustigen rohen Stämme
sehr erschwert, und ist mit Berücksichtigung dieser Verhältnifle schon bedeutend
zu nennen. Der Handel wird durch Karawanen geführt und zwar noch
auf den nämlichen Straßen, wie im Alterthum. Im Innern sind namentlich
Timbuctu, Sackatu, Kano, Kuka, die Oasen Kordofan und Dar Für, Sennaar
in Nubien, Murzuk rc. besuchte Handelsplätze. Der Handel ist größtentheils
Tauschhandel; statt des Geldes dienen Zeuge, Salz, Perlen, Muscheln, Ge-
räthe, Federn, Früchte rc. Die Araber, die Mandingo- und Fulah-Neger
betreiben ihn vorzugsweise. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind neben den
§ 96 angegebenen Thierstoffen noch Baumwolle, Indigo, Ebenholz, Wachs,
Datteln, Aloe, Spezereien, Palmöl, Goldstaub, Gummi und — Sklaven.
Der Seehandel ist fast ausschließlich in den Händen der Europäer und
Nordamerikaner.
Die Staaten Afrikas sind entweder despotische oder patriarchalische, und
stehen entweder unter einheimischen oder unter fremden Herrschern. Die
wichtigsten Staatenverbindungen Afrikas sind:
1) Die Basallenländer der osmanischen Pforte: Aegypten, Tripolis
und Tunis.
2) Das Kaiserthum Fez und Marocko.
3) Die Oasen der Wüste.
4) Habesch und Abyssinien.
5) Die Negerkönigreiche in Senegambien, Sudan, Guinea und Hoch-
afrika.
6) Die Besitzungen des Imam von Maskate an der Ostküste.
7) Die europäischen Besitzungen der Engländer, Franzosen, Spanier,
Portugiesen und Holländer an den Küsten und auf den Inseln.
8 98.
Die Vasallenstaaten der osmanischen Pforte.*)
1. Dasmcekönigreich Aegypten und Nubien.
(13,000 Q.-M., 5% Mill. einte.)
Aegypten (vergl. § 94 Iii., 4.) verdankt seine bewundernswürdige
geschichtliche Ergiebigkeit den Ueberschwemmungen des Nils; sie führen dem
*) Alle Besitzungen des osmanischen Reichs sind entweder unmittelbare oder
mittelbare (§ 71). Die asiatischen Provinzen sind alle unmittelbare, die afrikanischen,
sowie Serbien, Moldau und Walachei lauter mittelbare Besitzungen oder Vasallen-
staaten (8 72).
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253
felbfl eine vortheilhafte ist, sonderm auch die Wanne durch den Atlas und
den Ocean gemildert wird. Der Boden ist fruchtbar, wird aber schlecht
bebaut; die Landwirthschast liefert Südfrüchte, Korn, Kork, Safran, Weih-
rauch rc.; an Rindern, Schafen und Pferden ist großer Ueberfluß. Nach
dem Herbstregen schmücken sich die Ebenen mit Blumen und üppigem Grün,
das zu den dunklen Korkwäldern einen auffallenden Kontrast bildet. Dattel-
garten, Oelbäume und Palmenwälder bedecken das Land, Weinstöcke und
Feigen wachsen wild, und europäische Getreidearten, Gemüse und Südfrüchte
gedeihen in vortrefflicher Güte und Menge. Die Industrie liefert Teppiche,
Fes (rothe Mützen) und vortreffliches . Maroquin-Leder, welches nach der
Seestadt Saffi von den Europäerm Saffian genannt wird. Die Mi-
neralschätze des Atlas werden nach einem Verbot des Kaisers gar
nicht ausgebeutet. Die Bewohner stud Mauren, Berber, Beduinen und
Juden, welche insgesammt die Christen kaum dulden. Die Mauren stammen
von den im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts aus Spanien vertriebenen
ab. Während diese den Karawanenhandel nach dem Innern treiben, ist der
Seehandel in den Händen der Nordamerikaner und Europäer. Beide landen
in Mogador, Tetuan und Tanger, tauschen Wolle, Wachs, Häute, Gummi,
Elfenbein, Straußfedern ein und sichern sich vor den marockanischen See-
räubern durch Geschenke, welche sie dem Kaiser alljährlich senden. Dieser
nennt sich Emir al Mumenin (Fürst der Gläubigen) und herrscht auf eine
despotische Weise. Kein Volk hegt einen größeren Christenhaß, als vie
Mauren, kein Volk ist geknechteter, abergläubischer und träger. Der Koran
gilt neben dem Willen des Kaisers als einzige Rechtsnorm. Hauptstadt ist
Fez, 100,000 E. Marocko, 80,000 E. Die Seehäfen Mogador, Tetuan,
Tanger und Saffi. Jenseit des Atlas liegt Tarudant, in dessen Umgebung
reiche Kupferminen sind. Karawanen gehen von Tafilet nach Timbuktu.
8 100.
Die Oasen der Sahara.*)
Die Oasen der Wüste sind von Nomaden, Kaufleuten und Wegelage-
rern bewohnt, welche vorzugsweise 3 Stämmen angehören.
1) Im W. der atlantischen Küste bis zum Senegal hausen Araber
(Mauren); sie sind in kleine Stämme zertheilt und führen häufig Fehden unter-
einander. Die Frauen derselben zeichnen sich durch Feinheit der Gesichts-
züge und schöne Körpersormen aus. Allein diese Schönheit verschwindet
unter harter Arbeit, knechtischer Behandlung und übermäßigem Essen. Die
«Schönheit der Frauen wird nämlich hier nach dem körperlichen Gewichte ge-
schätzt, das sich dieselben alsbald anzueignen pflegen. Die Männer sind kampf-
und raublustig. Unter den von Arabern bewohnten Oasen ist Tuat mit
100 — 350 Dörfern, wo auch schon Tuariks vorkommen, und Tegazza mit
bedeutenden Steinsalzlagern N.-W. von Timbuktu.
2) Im mittleren Gebiete wohnen die Tuariks. Sie sind Weiße und
scheinen eine von Norden eingewanderte Kriegshorde zu sein, vielleicht alte
Libyer aus Karthago oder Vandalen. Die' weiße Farbe der Tuariks be-
') Bergt, oben 8 95, Iii., 2.
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256
Angelegenheiten desselben werden bereits in einer Zeitung besprochen (tiie
Liberian Heraldj, welche ein Neger redigirt. Alle Beamten, Lehrer und
Prediger sind Neger, da die Europäer das Klima auf die Dauer nicht er-
tragen können, und viele Missionäre ihren Eifer für die Ausbreitung der
christlichen Lehre mit dem Leben bezahlten. Besonder Fleiß verwenden die
Neger auf die Anpflanzung der Colonial-Waaren, welche sie während ihrer
Sklavenzeit in Amerika gelernt haben. Diese Colonie, hofft man, werde den
afrikanischen Heiden die Lehre Christi bald zuführen. Und diesen Erwartungen
entspricht der Erfolg vollkommen. Benachbarte Stämme haben sich unter
den Schutz der Republik gestellt, andere sehr entfernte um Hülfe gebeten,
und dringend aufgefordert, Colonisten aus Liberia zu senden. Ebenso wer-
den mehrere afrikanische Häuptlinge genannt, welche mit der Regierung von
Liberia in Unterhandlungen getreten sind. Hauptstadt ist Monrovia an der
Mesurada-Mündung, 3000 E. Größer ist die Stadt Cavally, 10,000
Einw., Hafen.
§ 103.
Die muhamedanischen Negerstaaten in Sudan und Senegambien.
Sudan oder Nigritien, das Land der Schwarzen, und Senegambien
werden von verschiedenen Völkern äthiopischer Race bewohnt, unter welchen
die Fulah, Mandingo und Dschaloffen die bedeutendsten sind. Sie bekennen
sich zum Islam, treiben Ackerbau und Viehzucht, sogar Bergbau und Ge-
werbe. Sehr viel beschäftigen sie sich mit Handel, und es bestehen Handels-
verbindungen, welche vom Ocean bis weil ins Innere hinein ihre Faktoreien
haben.
1. Senegambien
ist ein an der Küste flaches, nach Sudan hin bergiges Land. An der Küste
ist das Klima drückend heiß, in den Höhen gemäßigt. Vom November bis März
währt die trockne Jahreszeit und der Harmattan; vom März bis November
die nasse mit den Tornados. Der Harmattan ist ein heißer, austrocknender
Wind, die Tornados sind heftige, von Blitz und Donner begleitete Gewitter-
winde. Das Klima ist den Europäern nicht günstig; sie erliegen den Fiebern
jener Gegend. Im Norden des Senegal breiten sich bedeutende Gummi- '
wälder aus; das Gummi bildet gegenwärtig einen sehr bedeutenden Handels-
artikel. Die Flußwälder liefern schönes Bau- und Farbholz, Wein- und
Oelpalmen, Pisang- und Brotfruchtbäume, und dienen den Elephanten und
Flußpferden zum Aufenthalt. Auf den Feldern stolzirn gravitätisch in Trupps
von 8 — 12 Stück zahme Strauße einher. Die wichtigsten Einfuhrartikel in
Senegambien sind: Bernstein, Flaschen, Glas, Waffen, Blei, Metallwaaren —
und afrikanische Götzenbilder für die Heiden. Senegambien zählt eine Menge
selbständiger Negerkönigreiche, deren Kenntniß der Mühe sich nicht verlohnt.
Zwischen der Mündung des Senegal und dem Palmenvorgebirge lebt ein
Mulattengeschlecht, welches von Negern und Portugiesen abstammt, dem
Christenthum angehört und in eigenen Gemeinden von Ackerbau und Handel
lebt. Die Besitzungen der Europäer in Senegambien siehe § 105.
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— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
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zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
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TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika