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tragen. Der dunkle Wald des südlichen und das frische Grün des nörd-
lichen Teils haben vielen Orten der Landschaft ausdrucksvolle Namen
gegeben (Jägersgrün, Tannenbergsthal).
4. Das Oberland ist reich an Sumpf- und Waldqnellen. Munter
schäumt die forellenretche Trieb durch ihr Felsenbette. Die Göltzsch
bildet in ihrem Oberläufe viele kleinere Wasserfälle und schmückt sich au
ihrem Ende mit einer riesigen Brücke (77 m hoch und 574 m lang).
Die frische Elster nimmt beide, die Trieb und die Göltzsch, in ihre sauste
Thalmulde auf. 5. Bei der stattlichen Brücke zu Jocketa tritt die Elster
in den schönsten Teil ihres Thales ein. Von den Höhen blicken die
Ruinen der Burg Lieb au hernieder. Eine Mühle arbeitet fleißig im
Grunde. Grünsteiufelsen drängen sich an das Wasser heran. Der Wald
sucht das nackte Gestein zu umhüllen. Ephen windet sich zu dem Geäste
der Bäume auf. Verwaschene Blöcke sperren den Lauf des Flusses, und
ein Felseupaar bewacht seinen Austritt aus der „vogtländischen Schweiz"
nach Elsterberg. 6. Den Namen hat die Landschaft nach den Vögten
erhalten, die sie im Anstrage des Kaisers verwalteten. Sie machten sich
zu eigenen Herren des Gebietes, traten dasselbe aber 1569 an die
Wettiner ab. 7. Die Bewohner des Vogtlaudes sind kräftig gebaut,
einfach gewöhnt, derb in dem Ansdrucke lind naturwüchsig in den Sitten.
24t. Die Lrwerbszweige -er voatlän-er.
1. Auf den Wiesen des Vogtlaudes weidet das schmucke, braune
Rind. Dem Züchter bietet es Milch, seinen Nacken dem Pfluge, sein
Fleisch selbst entfernten Städten und Ländern und seine Haut den ein-
heimischen Gerbereien. 2. Die schlanken Stämme des Waldes werden zu
Brenn- und Nutzholz geschlagen. Der Picher sammelt in einigen Be-
zirken noch das Harz aus den aufgerissenen Rinden der Fichten und
siedet aus ihm in großen Kesseln das Pech. Aus den Rückständen und
kieuigen Rinden wird in kleineren Hütten der Ruß gewonnen und dann
in „Butten" verkauft. Fabrikmäßig wird das Pechsieden in Eich be-
trieben. 3. Das bessere Holz der einheimischen und ausländischen Wälder
wird in Markneukirchen, der südlichsten und gesündesten Stadt Sachsens,
und in Klingenthal an der böhmischen Grenze zu billigen oder zu kost-
baren Streich-, Schlag-, Reiß- oder Blasinstrumenten verarbeitet.
An der Herstellung derselben beteiligen sich auch die kleinsten Kinder in
den niedrigen Hütten mit. Markneukirchen hat eine Sammlung der ver-
schiedensten Instrumente aller Völker der Erde.
4. An geschützten Stellen der Elster und in einigen Seitenbächen
derselben wächst die Perlmuschel gesellig in Bänken. Sie wird von er-
fahrenen Fischern geöffnet, die ihr dann die weißen oder bläulichen, die
rötlichen oder grauen Perlen entnehmen. Der Ertrag an köstlichen Perlen
aber wird von Jahr zu Jahr geringer. Eine Sammlung echter Perlen des
Elsterflusses findet sich in der gelverbfleißigen Stadt Ölsnitz („Erlenstadt")
vor. 5. Aus den gewonnenen Schalen der Perlenmuschel („Perlmutter") werden
durch Hausarbeit in Adorf allerlei Schmucksachen, z. B. Geldtäschchen und
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Harras herab, als er von Feinden verfolgt wurde, und rettete sich nach
seinem Schlosse Lichtenwalde ans dein anderen Ufer des Flusses, an dem
die Körnereiche das Andenken des Dichters der Rittersage wahrt.
2. Darauf erweitern sich die Ufer zu einem Becken, in dem die Fabrik-
stadt Frankenberg (12 T.) liegt. Hier wird nicht bloß Wolle gesponnen,
gefärbt und gewebt, sondern vor allein auch das Blatt des Tabaks zu
Cigarren gedreht. Nicht weit von Frankenberg liegt ans der rechten
Uferhöhe die Sachsenburg, in der hinter vergitterten Fenstern jugendliche
Verbrecher wohnen. _ 3. Die Mittelstadt des Zschopanthales ist Mitt-
weida (13 T.), daü früher Bergbau trieb, jetzt Barchent ivebt und Stühle
baut. Eine höhere Bedeutung hat cs durch sein Technikum und als
Geburtsort Johannes Schillings gewonnen. Das erstere ist eine Art
Der yarmsfelse» und die Aörnereiche.
Hochschule für die verschiedenen Fabrikationszweige. Der letztere ist ein
berühmter Bildhauer (das „Niederwalddenkmal") geworden.
4. Weiter abwärts liegt Ringethal mit Park und Lutherlinde.
Ein Nanbschlvß auf dem Felsen, der Waldschmnck des Thales, der Silber-
schaum des Flusses, die spielenden Räder der Mühle und der abschließende
Felsen des Psafsensteins geben ein schönes Landschaftsbild. 5. Am herr-
lichsten aber thront die Burg Kriebstein ans hoher, hervorspringender
Felsenzacke. In ihrem schmucken Aufbau, in ihren Erkern und Türmen,
in den Waffenresten und Gemälden der Säle und vor allem in der Sage
von der Treue der Burgfrau Stanpitz von Neichenstein, die ihren Gemahl
als köstlichsten Schatz ans dem Thore der belagerten Burg trug, ist sic
ein vortreffliches Bild einer mittelalterlichen Feste. An ihrem Fuße aber
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 94 —
so werden wir auch in den württembergischen Dörfern und Städten
umsomehr dieselben vielfältigen Wald-, land- und Viehwirtschaft-
lichen, sowie gewerblichen und fabrikmäßigen Betriebe, wie in dem
genannten Narbarlande antreffen. Um die Forst- und Landwirt-
schaft des Königreiches zu heben, ist in dem Schlosse Hohenheim
bei Stuttgart eine Hochschule für Forstbeamte und Landwirte ge-
gründet worden. In der Nahe der Lehranstalt befinden sich Muster-
wirtschaften für Landbau und Pferdezucht. Den Salzreichtum des
Landes sucht seit alter Zeit die Stadt Hall (Schwäbisch-Hall an
der Kocher) zu verwerten. Die reichen Eisenschätze des Jurage-
birges haben in der Stadt Eßlingen und in dem Bezirke von
Aalen zur Anlage von Hüttenwerken und großen Maschinenwerk-
statten geführt. Die Blechwaren und der Schaumwein der erfteren
Stadt werden nach allen Gauen Württembergs und über die Gren-
zen desselben hinaus in weitere Fernen geführt. Besonders aber
hat sich Heilbroun am Neckar zu einer bedeutenden Industriestadt
erhoben. War es früher vor allem durch seine Quellen bekannt,
die unter dem Altarplatze der Kilianskirche rauschten und aus einem
Brunnen rannen, so ist die Stadt heutigen Tages, nachdem die
Heilquelle versiegt ist, besonders durch die gewerblichen Betriebe
berühmt geworden, die sie in den vielartigsten Zweigen pflegt.
Die Blätter des Tabaks schneiden die Ortsbewohner oder wickeln
sie zu Rollen, und aus dem Safte der Rüben sieden sie Zucker.
Das Getreide der fruchtbaren Umgebung wird in großen Mühlen-
werken gemahlen und die Felle der Rinder zu Leder gegerbt. Aus
Lumpen und Holz wird das Papier, aus Papier und Farbe die
Tapete bereitet. Die Wolle spinnt Heilbronn zum Faden, und den
Faden webt es zu wollenen oder baumwollenen Stoffen. Aus
dem Erz gewinnt es das Eisen und aus dem Eisen den Draht
und den Stahl. Allerlei Instrumente fertigt es aus Metall, und
Schmucksachen aus Silber. In benachbarten Brüchen wird der Sand-
stein und in ansehnlichen Lagern der Gips gefunden. Kähne und
Schiffe, mit den Erzeugnissen des In- und Auslandes reich be-
laden, fahren den Neckar hinab. Und bei all dem Getriebe hat
die innere Stadt, ihren schon genannten schwäbischen Schwestern
bis hinauf zur Königstadt gleich, ,das Aussehen der altdeutschen
Reichsstädte treu bewahrt. Da stehen noch die Bürgerhäuser mit
ihren Erkern und Türmchen am Markte und kehren ihre hohen Giebel-
seiten dem Brunnen zu! Da sind die Hausgiebel noch kunstvoll
x
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 530 —
An Weg eit für diesen belebten Verkehr ist unser Reich keines-
Wegs arm. Haben wir in demselben doch drei Reihen von Seen
gefunden, deren Becken befrachtete Kähne und Schiffe tragen.
Sind wir in demselben doch auch dem Laufe starker Ströme be-
geguet, die Zentnerlasten willig auf ihren breiten Rücken nehmen.
Und haben wir im Norden desselben ja auch an den Küsten zweier
Meere gestanden, von denen die eine uns nach dem Norden und
Osten Europas, die andere weit hinaus in ferne Welten weist.
Ziehen sich doch weiter auch an den Flüssen und Strömen, über
Ebenen und Höhen zahlreiche Straßen hin, die jedes Gebirge er-
schließen, die Sandflächen des Nordens durchmessen und sogar die
Heide- und die Moorlandschaften durchqueren. Den Landstraßen
stellen sich dann weiter noch die künstlichen Wasserwege zur Seite,
die als Kanüle nicht bloß die deutschen Ströme untereinander,
sondern auch diese mit außerdeutschen Flußlinien oerketten. Selbst
die beiden deutschen Meere sollen ja durch einen breiten und tiefen
Kunstgraben miteinander verknüpft werden, der große Handels-
und Kriegsschiffe von einem zum anderen tragen wird. Am aus-
gedehntesten aber ist im deutscheu Reiche vor allem das Netz der
Eisengeleise geworden, die Berge und Thäler überspannen, Höhen
durchbrechen, Flüsse und Seen überschreiten und die entferntesten
Städte unseres Reiches verbinden, so daß es möglich ist, von der
Hauptstadt desselben in 1b Stunden nach den äußersten Grenzorten
zu gelangen. Dehnen sich die Wasserwege in einer Länge von
12 T. km in unserem Reichsgebiete aus, so haben die Eisenwege
in demselben bereits eine Länge von 40 T. km erlangt, ein so
umfassendes Verkehrsgebiet, wie kein anderer Staat unseres Erdteiles
es aufweisen kann. Gegen 5 T. Handelsschiffe segeln oder dampfen
außer den vielen Lastzügen der Eisenbahnen dazn noch auf dem
Meere und befördern mit einer Tragfähigkeit von über 1 Mtll.
Tonnen (ä 20 Ztr.) die Schätze des Verkehres über die Grenzen
des Reiches.
Ein schwunghafter Handel wird in demselben getrieben.
Was unsere Nachbarreiche oder Schutzgebiete, ingleichen was die
warmen Kolonialländer der Erde au Baumwolle, Zucker und
Kaffee, Thee und Tabak, Farbenhölzern und Elfenbein erzeugen,
wird znm Teil zur Verarbeitung oder zum Geuusfe über die Zoll-
grenzen unseres Reiches geführt. Was aber der Boden unseres
Reiches in reicherem Maße hervorbringt — also Getreide und
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 470 —
Schönansgestattete Kaffeehäuser und Konditoreien ladeu die Spa-
ziergäuger zum Genüsse ein. Die vornehme Welt sucht hier Kon-
zerte und Theater auf. Mitteu unter die politischen Edelleute
aber mischen sich die ländlichen Bewohner aus der Umgebung
Posens in ihrer altfränkischen Tracht, die wegen ihrer Herkunft
noch heute „Bamberger" genannt werden und uns darauf hin-
weisen, wie sich in Posen das deutsche und polnische, das städtische
und ländliche Leben verbindet.
Auch Juden in langen, schwarzseidenen Röcken bewegen
sich mit unter der bunten Gesellschaft. Sie besitzen iu der Stadt
ein eigenes Gotteshaus (Synagoge), betreiben fleißig Handelsge-
schäfte besonders in Leder und Pelzwaren und erinnern uns daran,
daß Posen auch eiue wichtige Handelsstadt ist. Die Wolle der
Schafe, das Holz der Wälder und das Getreide der Felder werden
neben Schweinen, Rindern und Pferden, die besonders an
dem belebten Johannismarkte zum Auftriebe kommen, in Posen
verhandelt. Auch der Centralbahnhof im Nordwesten der Stadt
deutet in seiner Ausdehnung die Größe des Verkehrs in Posen
mit an.
Wie zur Vermitteluug des Verkehrs, so ist Poseu seiner Lage
nach aber auch zum Schutze des Landes geeignet. Daher ist die
Stadt schon frühzeitig von Wall und Graben umschlossen worden.
Ter Wasserreichtum der Warthe ermöglicht es jetzt noch, die söge-
nannten Vorflutkauäle zu füllen und die Wiesen in der Umgebung
der Stadt zur besseren Deckung derselben unter Wasser zu setzen.
Den 12 inneren Festungswerken, welche die preußische Regierung
schon früher angelegt hat, schließen sich noch 9 äußere an, die
im neuen Reiche zu den alten als ein zweiter Befestiguugsriug
hinzugekommen sind. Um einen Überblick der Festungsanlagen zu
geben, ist besonders das sogenannte Kernwerk geeignet, das
übrigens bereits mehrfach polnischen Empörern als Gefängnis ge-
dient hat. So schließt sich Posen als eine Festung ersten
Ranges den Städten Königsberg und Thorn in Ost- und
Westpreußen an und bildet mit diesen eiue starke Ver-
teidigunslinie im Osten unseres Reiches.
Posen selbst aber ist, wie wir gesehen, in kirch-
licher, bürgerlicher, staatlicher, gewerblicher und mili-
tärischer Beziehung das Haupt und die Großstadt des
Landes. Zusammenfassung.
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