- 137 —
Die Pyrenäen ziehen als gewaltige Grenzmauer der Halbinsel
vom Golf von Biscaya zum Mittelmeer. Während der westliche
Teil eine mit Wald bedeckte Berglandschaft bildet, der östliche zwar
bedeutend höher (2800 m) und auf der spanischen Seite wild zer-
klüftet ist, beide jedoch eine Anzahl wegsamer Paßübergänge bieten,
ist das eigentliche Hochgebirge der Mittelpyrenäen eine fast un-
übersteigliche, geschlossene Mauer. Von ihren zahlreichen Gipfeln,
die in das Gebiet des ewigen Schnees ragen, zeichnen sich der Mont
Perdu (3350 m) und die Maladettagruppe (3400 in) aus.
Der mehr gegliederte französische Nordabhang ist durch feine Bäder
berühmt. — Die Sierra Nevada (d. i. Schneegebirge), der Kern
des Hochlandes von Andalusien, erreicht im Mulahacen eine Höhe
von fast 3500 m, ist also nach den Alpen das höchste Gebirge Europas.
Iii. Die Bewässerung der Pyrenäen-Halbinsel ist nicht reich-
lich, weil die meisten Ströme so wasserarm sind, daß sie in der heißen
Jahreszeit stellenweise austrocknen. — In das Mittelmeer fließen
Ebro (vom Cantabrischen Gebirge), der durch seine linken Neben-
flüfse viel Wasser von den Pyrenäen erhält, aber an Versandung
leidet, und Hucar, in den Atlantischen Ocean der Minho (eben-
falls vom Cantabrischen Gebirge); der Dnero (portugiesisch Douro),
der Tajo (portugiesisch Tejo) und der Guadiana kommen vom
Iberischen Randgebirge, durchlaufen die steppenartige Hochebene und
sind, auch abgesehen vom Wassermangel, wegen ihrer Stromschnellen
für die Schiffahrt fast wertlos. Der Gnadalquivir (d. h. großer
Fluß) wird von der Sierra Nevada reichlich gespeist und überdies im
untern Laufe durch die aussteigende Meeresflnt für Seeschiffe fahrbar.
Iv. Die Halbinsel weist große klimatische Unterschiede auf. Die
nördlichen Gebirgsgegenden haben Klima und Vegetation von Mittel-
europa. Die Hochebene zeigt auffallende Gegensätze: im Sommer
drückende Hitze, im Winter empfindliche Kälte (ein spanischer Spruch
heißt: Neun Monate Winter und drei Monate Hölle). Die Nieder-
schlüge sind hier sehr gering; doch herrscht im allgemeinen noch Ge-
treideban vor. Im südlichen Teile des Tafellandes jedoch, in der
Mancha, ist der steppenartige Boden kaum anbaufähig; diese öde
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Extrahierte Personennamen: Biscaya
Extrahierte Ortsnamen: Andalusien Europas Atlantischen_Ocean Guadiana Sierra_Nevada Mittel-
europa
— 112 —
Das von Festungswerken umgebene Lyon, am Einfluß der
Saone in die Rhone (481000 E.), die zweite Stadt Frankreichs,
ist der Hauptsitz der französischen Seidenindustrie, zugleich wichtiger
Handelsplatz. — S t. Etienne (136 000 E.), inmitten reicher
Steinkohlen- und Eisenerzlager, hat großartige Waffen- und Stahl-
Warenfabrikation (das „französische Birmingham").
Die Festung Dijon (68 000 E.) ist der Mittelpunkt des
bnrgundischen Weinhandels. •— Besanyon (58 000 E.), ebenfalls
eine starke Festung, betreibt lebhafte Uhrenfabrikation.
Vom Elsasj hat Frankreich im Frankfurter Friedeu (1871) nur
noch die Festung Belfort behalten, welche die „burgundische Pforte"
beherrscht.
Französisch-Lothringen mit dem Hauptort Nancy (96 000 E.)
hat viele befestigte Plätze; besonders wichtig sind Toul und Verduu.
Reims (108 000 E.), Chalons-sur-Marne und vor
allem Epernay sind die Hauptorte für deu Handel mit Cham-
Pagnerwein. ■— Sedan an der Maas. 1870 Schlacht und Ge-
fangennahme Kaiser Napoleons Iii. durch die Deutschen.
Mittelfrankreich.
Orleans an der Loire (67 000 E.), vielfach umkämpfte Stadt
(Juugfrau von Orleans. Schlachten 1870). — Tours an der
Loire (63 000 E.) in sehr fruchtbarer und wohlangebauter Gegend,
dem „Garten Frankreichs". — Angers (77000 E.), Fabrikstadt.
— Limoges (78 000 E.) hat bedeutende Porzellanindustrie.
Die Insel Corsica ist ein rauhes, unwegsames Gebirgsland.
Hauptstadt Ajaccio, der Geburtsort Napoleons I.
Iranzöslsche Ileöcnränder und Kolonien.
In Afrika: Im Norden Algerien und der Schutzstaat Tunis;
im Westen Senegambien, Sudan, Französisch - Kongo; im Osten
Obok, die Comoren und von den Maskarenen die Insel Reuuion,
ferner der Schutzstaat Madagaskar.
In Asien: In Vorderindien Pondichery, in Hinterindien
Jndochina.
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Extrahierte Ortsnamen: Lyon Frankreichs Frankreich Reims Sedan Maas Napoleons Angers Limoges Ajaccio Afrika Algerien Tunis Madagaskar Asien Vorderindien_Pondichery Hinterindien
Jndochina
— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
9
c. Der Peloponnes, ein isoliertes, fast inselartiges Berg-
land , das durch eine Quermauer über den Isthmus von Hellas
abgesperrt werden konnte. So besaß die Halbinsel die Vortheile
insularer Lage ohne deren Nachtheile.
Das Gebirgssystem des Peloponnes erscheint ohne Verbindung
mit den Stammgebirgen Mittel-und Nord-Griechenlands. Dasselbe
geht von dem mittleren Hochland Arcadien, der ,peloponnesischen
Schweiz' aus. Dies Land ganz von Gebirgen eingeschlossen, nur
im Westrand von dem Flußthal des Alpheus durchbrochen.
Die höchsten Erhebungen (über 7000') dieser Randgebirge im
Norden: Cyllene, Aroania und Erymanthns, niedriger
die Ketten der übrigen Seiten.
Um das Arcadische Binnenland lagern sich die Küstenländer,
theils nur Abdachungen jener Randgebirge, theils durch eigne
Gebirge selbständig gegliedert; dies namentlich durch den fast
6000' hohen Pa rnon, der im Cap Malea, und den Tay ge ins,
den höchsten Gipfel des Peloponnes (7416'), der im Cap Tänaron
auslauft, von zwei Flüssen, Eurotas und Pamisus begleitet.
So bildet der Peloponnes wieder vier Halbinseln, die messenische,
die zwei laconischen, die argolische, daher schon im Alterthum mit
einem Platanen- oder Weinrebenblatt verglichen.
Iii. Klima, Vegetation.
Ungewöhnlicher Wechsel der klimatischen Verhältnisse auf
kleinen: Raum. Uebergang von der Alpennatur des Pindus bis
zum Palmenklima Messeniens und der Cycladen. Einfluß des
Reichthums der Natursormen, der Vegetation, der südlichen
Klarheit der Lust itttb der Lichteinwirkung auf die geistige
Entwicklung, die religiösen Vorstellungen und den Kunstsinn der
Bewohner.
Der Boden im Ganzen mager, die Bewässerung nicht aus-
reichend , weil die Mehrzahl der griechischen Flüsse entweder
quellenlose, im Sommer versiegende Gießbäche sind oder nur ge-
ringen Wasserschatz in ihren Quellen haben. Auch die zahlreichen
Landseen nur in der Regenzeit wasserreich. -— Bei dichter Be-
völkerung kein ausreichender Ertrag. Fruchtbarste Strecken: die
thessalische, böotische, messenische Tiefebene. Große Mannigfaltigkeit
der Lebensweisen je nach der wechselnden Natur: Jagd und Vieh-
zucht, Weinbau und Ackerbau, Schifffahrt und Fischfang.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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- 62 —
die alte phokäische Kolonie, noch heute der bedeutendste Hafen-
platz für den Orient, am Westrande der Seealpen. Ueberhanpt
ist am Golf du Lion (d. i. rwv Aiyvcov) nur im Bereiche dieses
Gebirges gute natürliche Hafenbildung; daher in kurzer Eutfer-
nnng der Kriegshafen Toulon, Frejns, Antibes, Nizza;
das Delta (Camargue) der versandeten Rhonemündungen, sowie
die übrige flache Küste bis zur Grafschaft Roussillou an der
Pyrenäenseite, sandig, sumpfig und voller Strandseen wie am
Biscayischen Bnjen. Daher schon die römische Küstenstraße zuerst
nach Aquae Sextiae*), von da erst zur Rhone nach Arelaw (Arles);
jenseits derselben über Nemausus (Nimes) nach Narbo Martius
<Narbonne), dem Knotenpunkte der nach Toulouse und nach
Spanien führenden Straßen. Noch heute erinnern mannichfal-
tige Bauwerke in diesen und vielen andern alten Städten bis
über Paris hinaus an die Römerherrschaft. Die Rhone aufwärts
nähert sich das Mittelgebirge dem rechten Ufer bis zum Knie
bei Lyon. Die Lage dieser Stadt an der Saonemündung und
au der Schwelle zum mittleren und nördlichen Lande schon von
den Römern erkannt, daher der Stützpunkt für die Verwaltung
von Gallia Lugdunensis.**) Noch bedeutender wurde sie seit
dem Mittelalter durch die geographische Verbindung mit dem
Rheinlande und der Poebene als Stützpunkt für die Ausbreitung
des Christenthums, als burgundische Hauptstadt; und noch heute
ist in dieser zweiten Stadt Frankreichs eine der Hauptstadt an
der Seine entgegengesetzte Strömung bemerkbar. — Das linke
Ufer der Rhone begleitet eine langgestreckte, fruchtbare, im S.
üppige aber durch Überschwemmungen des Stromes gefährdete
Ebene, große Völkerstraße seit der ältester Zeit über Vienne
(Hauptstadt des Dauphins), das römische Schlachtfeld von Arau-
sio (Orange)***) und die päpstliche Residenz Avignon. —
Kunst und Poesie, das heitere Leben der Troubadours an den kleinen Höfen,
so ganz dem wechselvollen, aber heiteren Charakter des Landes entprechend,
ist seit der Einverleibung erstorben.
*) Aix en Provence zum Unterschiede von Aix en Savoie.
**) Von Lyon aus strahlensörmig die Linien zu Casars gallischen Schlacht-
seldern.
***) Das Fürstenthum Orange nebst der benachbarten päpstlichen Graf-
schaft Avignon gehören zu deu letzten selbständigen Resten des von den
Grafen von Vienne gegründeten arelatischen Königreichs. Elfteres ererbtes
Besitzthum des Grafen Wilhelm des Schweigsamen von Nassau-Dillenburg,
daher auch von zahlreichen Hugenotten bewohnt. Oranischer Erbfolgestreit.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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§ 16. Die Ägypter. 39
Sonnendienst, zu welchem sich die Verehrung aller Naturkräfte gesellte. Man dachte sich diese als lebende und in der Welt wirkende Wesen. Vorzüglich verehrte man einen dreieinigen Gott, der sich als Kueph oder Schöpfergeist, als Phtha oder Weltschöpfer und als Amu oder Götterkönig offenbarte. Nach den zwölf Zeichen des Tierkreises gab es auch zwölf oberste Götter, denen zu Ehren das Land in zwölf Tempelbezirke eingeteilt war. Jeder Bezirk hatte wieder drei Nomen oder Unterbezirke, um die Dreiheit des obersten Gottes anzudeuten. Unter den vielen niedern Göttern verehrte man besonders Osiris und Isis. Osiris war das Sinnbild der lebenspendenden Sonne und des frucht-barkeitschenkenden Nils, Isis das Sinnbild des Mondes mit seinem wohlthätigen Einflüsse ans die Erde. Neben dem Götterdienste zog sich aber auch ein armseliger Tierdienst hin, der mit dem Götterdienst insofern zusammenhing, als die heiligen Tiere für die Begleiter der Götter und ihnen geweiht galten. Vor allen heilig war der Stier Apis, der in Memphis seinen Tempel und Priester hatte, die ihn bedienten. Da man ferner glaubte, daß Seelen, welche sich im menschlichen Leibe durch die Sünde verunreinigten, zur Strafe nach dem Tode in die Körper von Tieren zu wandern vernrteilt würden, so scheute man sich, manche Tiere zu töten. So verfiel z. B. jeder, der eine Katze oder einen Habicht, wenn auch nicht geflissentlich, tötete, ohne Erbarmen dem Tode. Man glaubte auch, daß die Seele nur so lange lebe, als der Leib erhalten werde. Deshalb verwandte man auf die Erhaltung der Toteu eine große Sorgfalt und schützte dieselben durch Einbalsamieren vor Verwesung.
39) Obwohl wir keine ägyptischen Bücher mehr haben, so wissen wir doch, daß in den Tempeln eine Menge Handschriften aufbewahrt wurden. Es gab eine dreifache Schrift: die Hieroglyphen oder die heiligen Schriftzeichen, die Priesterschrist. und die Volks fchrift. Bedeutend war der Handel, den die Tempel unter sich und mit den auswärtigen Priesterkolonien trieben, die von ihnen ausgegangen waren. Diese hatten ägyptische Kunst und Bildung mitgenommen und verbreiteten sie unter deu Völkern, zu welchen sie zogen. Die vielen Kanäle, welche sie der Überschwemmung des Nils wegen durch das Land führen mnßten, beförderten zugleich die Schiffahrt. In dem fruchtbarer! Unterägypten, oder dem Delta, blühte neben dem Ackerbau auch der Garten-, Obst- und Weinbau. In den Städten waren viele Gewerbsleute, namentlich solche, welche die Papyruspflanze verarbeiteten und Kleider, Decken, Fahrzeuge und Papier daraus verfertigten. Vor allem aber waren die Werke der Architektur
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