— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
§ 16. Die Ägypter. 39
Sonnendienst, zu welchem sich die Verehrung aller Naturkräfte gesellte. Man dachte sich diese als lebende und in der Welt wirkende Wesen. Vorzüglich verehrte man einen dreieinigen Gott, der sich als Kueph oder Schöpfergeist, als Phtha oder Weltschöpfer und als Amu oder Götterkönig offenbarte. Nach den zwölf Zeichen des Tierkreises gab es auch zwölf oberste Götter, denen zu Ehren das Land in zwölf Tempelbezirke eingeteilt war. Jeder Bezirk hatte wieder drei Nomen oder Unterbezirke, um die Dreiheit des obersten Gottes anzudeuten. Unter den vielen niedern Göttern verehrte man besonders Osiris und Isis. Osiris war das Sinnbild der lebenspendenden Sonne und des frucht-barkeitschenkenden Nils, Isis das Sinnbild des Mondes mit seinem wohlthätigen Einflüsse ans die Erde. Neben dem Götterdienste zog sich aber auch ein armseliger Tierdienst hin, der mit dem Götterdienst insofern zusammenhing, als die heiligen Tiere für die Begleiter der Götter und ihnen geweiht galten. Vor allen heilig war der Stier Apis, der in Memphis seinen Tempel und Priester hatte, die ihn bedienten. Da man ferner glaubte, daß Seelen, welche sich im menschlichen Leibe durch die Sünde verunreinigten, zur Strafe nach dem Tode in die Körper von Tieren zu wandern vernrteilt würden, so scheute man sich, manche Tiere zu töten. So verfiel z. B. jeder, der eine Katze oder einen Habicht, wenn auch nicht geflissentlich, tötete, ohne Erbarmen dem Tode. Man glaubte auch, daß die Seele nur so lange lebe, als der Leib erhalten werde. Deshalb verwandte man auf die Erhaltung der Toteu eine große Sorgfalt und schützte dieselben durch Einbalsamieren vor Verwesung.
39) Obwohl wir keine ägyptischen Bücher mehr haben, so wissen wir doch, daß in den Tempeln eine Menge Handschriften aufbewahrt wurden. Es gab eine dreifache Schrift: die Hieroglyphen oder die heiligen Schriftzeichen, die Priesterschrist. und die Volks fchrift. Bedeutend war der Handel, den die Tempel unter sich und mit den auswärtigen Priesterkolonien trieben, die von ihnen ausgegangen waren. Diese hatten ägyptische Kunst und Bildung mitgenommen und verbreiteten sie unter deu Völkern, zu welchen sie zogen. Die vielen Kanäle, welche sie der Überschwemmung des Nils wegen durch das Land führen mnßten, beförderten zugleich die Schiffahrt. In dem fruchtbarer! Unterägypten, oder dem Delta, blühte neben dem Ackerbau auch der Garten-, Obst- und Weinbau. In den Städten waren viele Gewerbsleute, namentlich solche, welche die Papyruspflanze verarbeiteten und Kleider, Decken, Fahrzeuge und Papier daraus verfertigten. Vor allem aber waren die Werke der Architektur
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 13 —
hält sich lange und kann ihrerseits Schatten für andere Kulturen gewähren,
besonders für gewisse Lebensmittel. Der Kolabaum erschöpft den Boden nur
in geringem Maße, aber die Bananen vorher und Hülsenfrüchte nachher
fangen den Boden genügend aus, um von Zeit zu Zeit eine Düngung not-
wendig erscheinen zu lassen. Wenn der Baum zu alt geworden ist, kann
man sein Holz zu Bauten benutzen.
Im wilden Zustande beginnt der Baum im 5. und 6. Jahre zu tragen,
doch erreicht er seine volle Tragfähigkeit erst im 9. und 10. Jahre. Bei
sorgfältiger Kultur trägt er schon früher und gibt schönere Früchte. Die-
jenigen von Trinidad und Jamaika werden bedeutend größer als die Nüsse
der wilden Kola. Man kann jährlich zweimal ernten. Unter günstigen Be-
dingungen schützt man den jährlichen Ertrag auf 50 bis 60 kg trockener
Nüsse auf den Baum, was 100 bis 150 kg frischer Nüsse entspricht. Die
Aufbewahrung der Nüsse erfordert viele Sorgfalt. Die Kapseln werden, bevor
sie von selbst herunterfallen, vom Baume gepflückt, wenn sie eine gelbbraune
Farbe angenommen haben und sich zu öffnen anfangen. Es finden sich 5
bis 15 rote und weiße Samen in ihnen, jeder einzelne 5 bis 25 g schwer;
sie sind von einem klebrigen, gelblichweißen Schleim umgeben, den man ent-
fernen muß. Die weißen Samen sind beliebter als die roten; aber wenn
sie trocken sind, nehmen sie alle dieselbe braune Farbe an.
Die Neger Afrikas sind seit alten Zeiten große Verehrer der Kolanuß,
die in ihrem täglichen Leben eine bedeutende Rolle spielt, und es gibt kaum
afrikanische Gebiete, wo die kostbare Frucht nicht Gegenstand eines bedeutenden
Handels ist. Dank ihnen können die Eingeborenen nach dem Genuß von
Mengen, die 40 g täglich nicht übersteigen, sehr mühsame Wege unter der
Tropensonne zurücklegen, ohne die geringste Ermüdung in den Gliedern zu
spüren, obwohl sie gegen 40 kg Gewicht tragen. Die Kola gestattet ihnen
auch, wenig Nahrung zu sich zu nehmen, und dient ihnen so zur Zeit der
Hungersnot, ohne daß ihre Kräfte oder Widerstandsfähigkeit vermindert
werden. In einem amtlichen Bericht an die englische Regierung vom Sep-
tember 1890 bemerkt der Konsul von Bahia über die Wirkung dieser Nuß,
daß dank der Anwendung der Kola eine Last, die von acht brasilianischen
Negern nicht getragen werden konnte, leicht von vier afrikanischen Negern
getragen wurde. Er erzählt von einem Zuckersack im Gewicht von 80 kg,
der von einem jungen und kräftigen brasilianischen Neger als zu schwer
zurückgewiesen, aber öank des Genusses der Kolanuß vier Meilen weit von
einem alten afrikanischen Neger getragen wurde. Auch europäische Afrika-
forscher, die die Kola nach der Methode der Neger anwandten, haben be-
stätigt, daß die ihr zugeschriebenen Wirkungen nicht übertrieben sind. Nach
ihrem Genüsse haben sie die größten Anstrengungen unter der heißen Sonne
ertragen können. Gegen Leberkrankheiten und Diarrhöe wenden die Ein-
geborenen Afrikas sie mit demselben Erfolge an wie als Mittel, bei großer
Müdigkeit den Schlaf zu vertreiben.
Durch diese seit undenklichen Zeiten bekannten Eigenschaften hat sich die
Kola im bürgerlichen und religiösen Leben der Bewohner Zentralafrikas,
besonders der Aschantiländer, eine bedeutsame Rolle gesichert. In vielen
Gegenden Mittelasrikas kann kein wichtiges Geschäft abgeschlossen werden,
bevor nicht einige Nüsse von beiden Seiten genossen worden sind. Ohne
eine Zugabe von Kolanüssen hat selbst die kostbarste Hochzeitsgabe keinen
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 14 —
Wert. Auch jedes Heiratsgesuch wird mit einem Geschenk weißer Kolanüsse
eingeleitet; erfolgt das Gegengeschenk in derselben Ware, so ist der Freier
willkommen, rote Nüsse dagegen bedeuten eine abschlägige Antwort. Kein
Zauber, kein Sühneopfer übt seine Wirksamkeit ohne Kola. Dem Verstorbenen
geben die Angehörigen und Freunde beim Begräbnis ein paar Kolanüsse als
Gabe der Liebe und Ausrüstung für die weite Jenseitsreise mit ins Grab.
Schließen die Häuptlinge Frieden oder Bündnisse, so tauschen sie vor allem
weißkeruige Kolanüsse aus; die rote Kolanuß gibt die schlimme Entscheidung
(Tod oder Krieg), und wenn jemand dem Gast aus Mangel an weißen Nüssen
rote anbieten muß, so fügt er entschuldigend hinzu: „Hätte ich weiße, so
würdest du diese erhalten." Demgemäß hat die Kola in Afrika einen großen
Wert; sie diente den Negern in Guinea beim Verkauf von Sklaven geradezu
als Münze. Aus Wiese 1906.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
304
südlich kohlschwarze Neger mit wolligen Haaren, und noch weiter ge-
gen die südliche Spitze Hottentotten und Raffern. Zerstreut un-
ter ihnen leben auch Europäer und Juden. Die Neger wurden
früher gemeiniglich von den Europäern als Wesen von geringerer Art,
als eine Gattung unvernünftiger Thiere angesehen, womit man Handel
treiben kann, wie mit anderm Vieh, und das sich auch ebenso muß
mißhandeln lassen; allein mit sehr großem Unrechte. Die Neger sind
verständige Menschen, wie wir, ausgerüstet mit allen Gaben des Gei-
stes und des Herzens; nur haben sie nicht unsere Erziehung, unsere
Bildung; ihr Verstand hat nicht Gelegenheit, sich, wie der unsere, wis-
senschaftlich zu entwickeln und zu schärfen. Ein berühmter Kopfrechner,
Namens Fulier, und ein noch größerer Astronom, Namens Ba-
maker, waren Neger. Vielleicht leben noch tausend Genies ihrer
Art, ungekannt von uns, im Innern von Afrika, und sterben dahin,
ohne das zu werden, was sie unter uns würden geworden sein.
Die Afrikaner beschäftigen sich wenig mit dem Ackerbaue; und
bearbeiten sie die Erde, so geschieht es selten mit einem Pfluge. Viel
mehr 'Neigung haben sie zur Vieh wirthschaft. In den inneren
Theilen des Landes ziehen sie umher mit ihren Heerden, die aus Scha-
fen, Rindern, Pferden und Kameelen bestehen. Die afrikani-
schen Wüsten sind mit herrlichen, fruchtbaren Landstrichen untermischt,
die wie Inseln in einem Sandmeere liegen, und von Flüssen oder
Seen gewässert werden; hier findet das Vieh reichliche Nahrung: die
genügsamen Kaineele sind aber auch mit den sparsamen, doch meistens
wohlriechenden Pflanzen, oder mit den Dorngesträuchen zufrieden, die
in der Wüste wachsen. Solche fruchtbare Inseln im Sande nennt man
Oasis oder Oasen. Sie werden häufig bewohnt und sind meistens
durch eine Menge Dattelpalmen verschönert, die darauf wachsen.
Die vornehmsten Produkte des Pflanzenreichs von Afrika über-
haupt sind: Reiß, Getreide, indisches Korn, Hülsen fruchte,
Sennesblätter, Pomeranzen, Zitronen, Datteln, Ol, Pfeffer,
Kaffee, Zuckerrohr, Gummi, Tabak, Indigo, Baumwolle u.
s. w. Das Thierreich zeichnet sich durch Größe, Stärke und Wild-
heit aus. Der afrikanische Elephant hat noch nicht gezähmt werden
können; das schwerfällige Rhinoceros kämpft mit den Löwen und
Tigern in der Wüste; viele giftige Schlangen lauern in den Wäl-
dern auf Beute, Hyänen durchstreifen die Fluren; in den großen Flüs-
sen hausen das riesige Krocodill und das unförmliche Nilpferd; in
den Gipfeln der Bäume wohnen zahlreiche Affen, Papageien und
andere Vögel mit dem schönsten Gefieder; auf den Hochflächen leben
zahlreiche schlanke Gazellen und flüchtige Antilopen; die stattlichen,
schöngezeichneten Giraffen und bunten Zebras grasen in den Thä-
lern; Dromedare oder einhöckerige Kamele sind gleichsam die Schiffe,
auf welchen die Reisenden ihre Waaren durch das große Sandmeer
forffchaffen, wo auch die Strauße bisweilen heerdenweise sich blicken
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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305
lassen — diese Mittelthiere zwischen Vögel und Säugethiere, diese Gir-
affen unter den Vögeln, die mit den Beinen fliegen und mit den Flü-
geln rudern und gefiederte Kameele genannt werden können. Und, wißt
ihr, wohin die Störche und Kraniche ziehen, wenn diese Zugvögel
uns im Herbste verlassen? Nach Nordafrika. — Das Mineralreich
liefert Kupfer, Gold u. s. w. Auf der Nordküste von Afrika, die
reich an Städten ist, blühen auch.städtische Gewerbe und Manufakturen
in Seidenwaaren, Leinwand, Leder u. s. f. Im Innern aber
beschränkt sich der ganze Kunstfleiß der Einwohner auf einige Baum-
wollenzeuge, die sie zu ihrer Bedeckung weben, und dazu gehört
nicht viel, denn ihr ganzes Gewand ist ein Schurz, ihre Wohnung ein
Zelt oder eine Hütte. Mit allem, was sie sonst bedürfen zu ihrem Un-
terhalte, sind sie von der Natur reichlich beschenkt worden. Vieles von
dem, was sie haben, können sie zum Handel mit den Europäern
und Kaufleuten anderer Erdtheile benutzen, wie z. B. Baumwolle,
Gummi, Indigo, Kupfer, Gold, Elfenbein, auf der Nordküste
auch Getreide. Und was verkaufen sie noch? — Ach, kaum sollte
man es glauben — Fürsten verkaufen ihre Unterthanen, Väter
ihre Kinder, oder die Kinder ihrer Nachbarn, der Freund oft seinen
Freund. — Und an wen? — An die Europäer, damit sie von die-
sen als Sklaven nach Amerika geführt werden. Iw manchen Jahren
wurden ehedem über 200,000 Neger auf solche Art verkauft, sowohl
Männer, als Weiber und Kinder. Man bezahlte 30 bis 40 Gulden
für den Kopf; aber auch mancher schöne Jüngling wurde mit allen sei-
nen Ansprüchen auf Lebensglück für ein Fäßchen Branntwein und oft
noch wohlfeiler hingegeben. Hundert Kriege wurden muthwillig ange-
fangen, nur um Sklaven zu machen, und oft ganze friedliche Familien
von den Soldaten des Fürsten aus ihren Hütten geholt und auf die
Schiffe gebracht. Doch dieser abscheuliche Menschenhandel hat in
den neuesten Zeiten sehr abgenommen, und es ist von den Engländern,
Holländern, Franzosen und Amerikanern beschlossen worden, ihn ganz
abzuschaffen. Im Innern von Afrika wird er aber leider! fortdauern.
Dieser innere Verkehr wird durch Karavanen geführt, die mit Salz,
Datteln, Goldstaub und andern Waaren, auch vorzüglich mit Sklaven
handeln. Auf ihren Reisen durch die großen Sandwüsten wird diesen
Karavanen nicht selten ein zum Ersticken heißer Wind, der Sainuin,
auch Chamsin genannt, verderblich. Über dem lockern Sandboden der
Wüste erhitzt sich die Luft; die sich erhebenden Winde führen Sand
und Staub mit sich, welche die Atmosphäre verdunkeln. Die Heiterkeit
des Himmels verschwindet; die Sonne verliert ihren Glanz, blasser als
der Mond, wirst sie keine Schatten mehr; das Grün der Bäume er-
scheint als schmutziges Blau; die Vögel werden unruhig; die Thiere
irren rastlos umher; der Schweiß verschwindet schnell an der Oberfläche
des Körpers; der Gaumen wird trocken, das Athmen beschwerlich, das
Bedürfniß zu trinken groß. Schnell verdunstet das Wasser aus den
Haesters' Lesebuch für Oberkl. 20