— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 81 —
Lechfeld. — Lindau, in
lieblichster Lage auf einer
Insel im Bodensee, treibt
lebhaften Handel mit der
Schweiz. — Kempten
(18 000 E.) an der Jller
vermittelt die Ausfuhr von
Käse und Butter des dnrch
treffliche Rindviehzucht be-
kauuteu Algäues.
Das Königreich Sachsen
(15000 qkm, 3 788000 E.)
breitet sich vom Nord-
abhange des Erz- und Lan-
sitzer-Gebirges bis in die
norddeutsche Tiefebeue aus
und gehört fast ganz zum
Stromgebiete der Elbe.
Die Bewohner sind größten-
teils protestantisch.
Sachsen wird in vier Kreishauptmannschaften eingeteilt.
1. Die Dresdener Kreishauptmaunschaft. Dresden,
in schöner Lage an der Elbe (390 000 E.), ist Haupt- und Resi-
denzstadt. Seiner prächtigen Bauten wie auch der reicheu Kunst-
sammlungen (weltberühmte Gemäldegalerie) wegen wird es „Elb-
Florenz" genannt. Technische Hochschule. — Meißen an der
Elbe (19 000 E.) hat die älteste Porzellanfabrik Europas. — Frei-
berg an der Mulde (30 000 E.), inmitten des großen Bergwerk-
bezirkes gelegen, hat eine Bergakademie.
2. Die Leipziger Kreishauptmaunschaft. Die Univer-
fitätsstadt Leipzig am Zusammenfluß der Pleiße und Weißen
Elster (430 000 E.) liegt in einer Ebene, auf welcher schon wieder-
holt entscheidende Schlachten geschlagen wurdeu (Völkerschlacht iiu
Bild 26. Nürnberg: Dürerhaus.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Sachsen Sachsen Dresden Europas Leipzig Nürnberg
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
1900 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
Autor: Wende, Gustav
Hrsg.: ,
Auflagennummer (WdK): 6
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Geschlecht (WdK): koedukativ
8
250 Europäer, darunter 180 Deutsche. Sie haben entweder Faktoreien
eingerichtet oder Plantagen angelegt. Eine solche Faktorei besteht ge-
wohnlich aus einem Wohnhaus und mehreren Lagerräumen. Hier-
her bringen die Eingebornen die Erzeugnisse ihres Landes, besonders
Elfenbein, Palmöl, Palmkerne und Kautschuk, und vertauschen sie gegen
europäische Waren, wie gläserne Schmucksachen, bunte Zeuge, Rum,
Tabak, Gewehre und Munition. Der Handel Kameruns, der von
Jahr zu Jahr wächst, ist also immer noch Tauschhandel. Plantagen
hat man besonders am Kamerungebirge angelegt. Am besten gedeiht
Kakao. Der Kameruu-Kakao wird heute schon zu den besten Kakao-
sorten der Welt gerechnet und in den größeren Städten Deutschlands
gern gekauft. Auch der Anbau von Kaffee und Tabak hat Aussicht auf
gute Erträge.
Politisches.
Erwerbung. Schon seit dem Jahre 1863 hatte die Hamburger
Handelsfirma Wörmann in Kamerun Faktoreien angelegt. Später
nahmen noch andere deutsche Handelsgeschäfte am Handel Kameruns
teil, und 1884 erwarben die deutschen Kaufleute durch Verträge mit
den Häuptlingen die Hoheitsrechte über das Laud. Sie übertrugen
dieselben an das Deutsche Reich, und im Auftrage der Reichsregierung
hißte der Afrikareisende Dr. Nachtigal an verschiedenen Stellen des
Landes die deutsche Flagge und stellte es dadurch unter deutschen Schutz.
Als verschiedene Häuptlinge, von den Engländern aufgestachelt, die
deutsche Hoheit nicht anerkennen wollten und die deutschen Nieder-
lassungen gefährdeten, sandte die deutsche Reichsregierung Kriegsschiffe
nach Kamerun, um die Aufrührer zu züchtigen. 1885 wurden in
Verhandlungen mit England und Frankreich die Grenzen wie oben
festgesetzt.
Erforschung. Seit Kamerun unter deutschem Schutze steht, hat
die deutsche Reichsregierung fortgesetzt Expeditionen ausgerüstet, an
dersn Spitze kühne Forscher, tapfere deutsche Offiziere standen, und mit
denen die Pioniere des Handels und Evangeliums ins Innere zogen,
um das Land zu erforschen, den Handel in das Innere auszudehnen l
und wilde Völkerstämme aus eine höhere Stufe der Bildung zu bringend)
Diese Erforschungen haben viel Opfer an Gut und Blut gefordert; sie '
haben aber auch außerordentlich fruchtbare Hinterländer nachgewiesen,
unter denen von größter Bedeutung das mächtige Negerreich Adamaua
werden dürfte, da es nicht nur fehr fruchtbar, sondern auch reich an
Elefanten ist, die bekanntlich den Haupthaudelsgegenstand, das kostbare
Elfenbein, liefern. Auf ihreu Zügen ins Innere haben diese Expe-
ditionen Stationen angelegt, die die nachfolgenden Karawanen, Händler
und Missionare schützen sollen. Diese Stationen bestehen aus mehreren
Gebäuden, bei denen zur Unterhaltung der Bewohner Pflanzungen an-
*) S. Näheres über die Expeditionen: Frenze! u. Wende, Deutsch-
lands Kolonieen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Handelsfirma_Wörmann
Extrahierte Ortsnamen: Kameruns Deutschlands Kamerun Kameruns Deutsche_Reich Kamerun England Frankreich Kamerun Adamaua
§ 16. Die Ägypter. 39
Sonnendienst, zu welchem sich die Verehrung aller Naturkräfte gesellte. Man dachte sich diese als lebende und in der Welt wirkende Wesen. Vorzüglich verehrte man einen dreieinigen Gott, der sich als Kueph oder Schöpfergeist, als Phtha oder Weltschöpfer und als Amu oder Götterkönig offenbarte. Nach den zwölf Zeichen des Tierkreises gab es auch zwölf oberste Götter, denen zu Ehren das Land in zwölf Tempelbezirke eingeteilt war. Jeder Bezirk hatte wieder drei Nomen oder Unterbezirke, um die Dreiheit des obersten Gottes anzudeuten. Unter den vielen niedern Göttern verehrte man besonders Osiris und Isis. Osiris war das Sinnbild der lebenspendenden Sonne und des frucht-barkeitschenkenden Nils, Isis das Sinnbild des Mondes mit seinem wohlthätigen Einflüsse ans die Erde. Neben dem Götterdienste zog sich aber auch ein armseliger Tierdienst hin, der mit dem Götterdienst insofern zusammenhing, als die heiligen Tiere für die Begleiter der Götter und ihnen geweiht galten. Vor allen heilig war der Stier Apis, der in Memphis seinen Tempel und Priester hatte, die ihn bedienten. Da man ferner glaubte, daß Seelen, welche sich im menschlichen Leibe durch die Sünde verunreinigten, zur Strafe nach dem Tode in die Körper von Tieren zu wandern vernrteilt würden, so scheute man sich, manche Tiere zu töten. So verfiel z. B. jeder, der eine Katze oder einen Habicht, wenn auch nicht geflissentlich, tötete, ohne Erbarmen dem Tode. Man glaubte auch, daß die Seele nur so lange lebe, als der Leib erhalten werde. Deshalb verwandte man auf die Erhaltung der Toteu eine große Sorgfalt und schützte dieselben durch Einbalsamieren vor Verwesung.
39) Obwohl wir keine ägyptischen Bücher mehr haben, so wissen wir doch, daß in den Tempeln eine Menge Handschriften aufbewahrt wurden. Es gab eine dreifache Schrift: die Hieroglyphen oder die heiligen Schriftzeichen, die Priesterschrist. und die Volks fchrift. Bedeutend war der Handel, den die Tempel unter sich und mit den auswärtigen Priesterkolonien trieben, die von ihnen ausgegangen waren. Diese hatten ägyptische Kunst und Bildung mitgenommen und verbreiteten sie unter deu Völkern, zu welchen sie zogen. Die vielen Kanäle, welche sie der Überschwemmung des Nils wegen durch das Land führen mnßten, beförderten zugleich die Schiffahrt. In dem fruchtbarer! Unterägypten, oder dem Delta, blühte neben dem Ackerbau auch der Garten-, Obst- und Weinbau. In den Städten waren viele Gewerbsleute, namentlich solche, welche die Papyruspflanze verarbeiteten und Kleider, Decken, Fahrzeuge und Papier daraus verfertigten. Vor allem aber waren die Werke der Architektur
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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— 56 —
Man liebte besonders weiße Wollenstoffe, doch gab es auch buntgewirkte und mit Purpurstreifen verzierte Zeuge. Gewöhnlich trug der Grieche keine Kopfbedeckung; ans Reisen setzte er einen breit-krümpigen, aus Tierfell gearbeiteten Hut auf, wie ihn die Abbildungen des Hermes zeigen; auch spitze Mützen waren in Gebrauch. Am Fuße befestigte man durch Binden lederne Sohlen (Sandalen); doch bediente man sich auch der Stiefel und Schuhe.
(Mahnten.) -Lte Mahlzeiten nahmen die Griechen liegend ein, indem sie den linken Arm auf ein Polster stützten und mit der rechten Hand ohne Gabel und Messer die zerlegten Speisen zum Munde führten. Am frühen Morgen genoß man ein einfaches Frühstück, einige Stunden später ein zweites. Die Hauptmahlzeit fand gegen Abend statt. Für gewöhnlich begnügte man sich mit den Produkten des Landes: Brot, Eier, Fleisch, Obst, Gemüse, Fische und Austern; Wein lieferten in besonderer Güte die Inseln (Chios). Reiche Leute veranstalteten festliche und schwelgerische Gelage (Symposien), bei denen selbst die auserlesensten Erzeugnisse des Inlandes nicht genügten, sondern Leckerbissen aus fernen Gegenden aufgetragen wurden. Man legte ferner dabei Wert auf prunkende Geräte, Blumenschmuck, Unterhaltung durch Musik und ^anz. Abfälle wie Knochen, Hummer-fchaleu wurden von den schmausenden unter den Tisch geworsen.
1 Musik ) Eine freundliche Begleiterin durch das Leben war dem Griechen die Musik. Zum Gesänge wie zum Tanze bedurfte er ihrer. Die wichtigsten Instrumente waren die Lyra, die Kithara, die Flöte, ^ie Lyra bestand ans einer Lrchildkrötenschale und zwei darangesügten Widderhörnern; an den zwischen ihnen befestigten Steg spannte man die Saiten. Die Saiten der Kithara waren über feine Metall- oder Elfenbeinplatten gespannt. Beide spielte man mittelst des Plektrums, eines Elfenbeinstabes. Die Flöte war aus Holz oder Knochen gefertigt.
(Malerei.) Von griechischer Wand- und Tafelmalerei ist nichts erhalten. In Kleinasien lebten die berühmten Maler Zeuxis und Parrhasios. Man erzählt, daß Zeuxis Traubeu mit solcher Naturwahrheit darstellte, daß die Bögel herbeiflogen, um davou zu naschen. Parrhastos malte einen Borhang, bei dessen Anblick Zeuxis ausrief: „Hebe den Vorhang auf, damit ich das Bild sehen kann." In Athen arbeitete Apelles, als dessen Hauptwerk eine dem Meer entsteigende Aphrodite gerühmt wurde.
i Bildhauerkunst.) Durch die Mißerfolge des pelopounefischeu Krieges hatte Athen die Führung verloren, die es früher auf dem ■Gebiete der Kunst innc gehabt. Auch in Bootien und im Peloponnes
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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20
tragen. Der dunkle Wald des südlichen und das frische Grün des nörd-
lichen Teils haben vielen Orten der Landschaft ausdrucksvolle Namen
gegeben (Jägersgrün, Tannenbergsthal).
4. Das Oberland ist reich an Sumpf- und Waldqnellen. Munter
schäumt die forellenretche Trieb durch ihr Felsenbette. Die Göltzsch
bildet in ihrem Oberläufe viele kleinere Wasserfälle und schmückt sich au
ihrem Ende mit einer riesigen Brücke (77 m hoch und 574 m lang).
Die frische Elster nimmt beide, die Trieb und die Göltzsch, in ihre sauste
Thalmulde auf. 5. Bei der stattlichen Brücke zu Jocketa tritt die Elster
in den schönsten Teil ihres Thales ein. Von den Höhen blicken die
Ruinen der Burg Lieb au hernieder. Eine Mühle arbeitet fleißig im
Grunde. Grünsteiufelsen drängen sich an das Wasser heran. Der Wald
sucht das nackte Gestein zu umhüllen. Ephen windet sich zu dem Geäste
der Bäume auf. Verwaschene Blöcke sperren den Lauf des Flusses, und
ein Felseupaar bewacht seinen Austritt aus der „vogtländischen Schweiz"
nach Elsterberg. 6. Den Namen hat die Landschaft nach den Vögten
erhalten, die sie im Anstrage des Kaisers verwalteten. Sie machten sich
zu eigenen Herren des Gebietes, traten dasselbe aber 1569 an die
Wettiner ab. 7. Die Bewohner des Vogtlaudes sind kräftig gebaut,
einfach gewöhnt, derb in dem Ansdrucke lind naturwüchsig in den Sitten.
24t. Die Lrwerbszweige -er voatlän-er.
1. Auf den Wiesen des Vogtlaudes weidet das schmucke, braune
Rind. Dem Züchter bietet es Milch, seinen Nacken dem Pfluge, sein
Fleisch selbst entfernten Städten und Ländern und seine Haut den ein-
heimischen Gerbereien. 2. Die schlanken Stämme des Waldes werden zu
Brenn- und Nutzholz geschlagen. Der Picher sammelt in einigen Be-
zirken noch das Harz aus den aufgerissenen Rinden der Fichten und
siedet aus ihm in großen Kesseln das Pech. Aus den Rückständen und
kieuigen Rinden wird in kleineren Hütten der Ruß gewonnen und dann
in „Butten" verkauft. Fabrikmäßig wird das Pechsieden in Eich be-
trieben. 3. Das bessere Holz der einheimischen und ausländischen Wälder
wird in Markneukirchen, der südlichsten und gesündesten Stadt Sachsens,
und in Klingenthal an der böhmischen Grenze zu billigen oder zu kost-
baren Streich-, Schlag-, Reiß- oder Blasinstrumenten verarbeitet.
An der Herstellung derselben beteiligen sich auch die kleinsten Kinder in
den niedrigen Hütten mit. Markneukirchen hat eine Sammlung der ver-
schiedensten Instrumente aller Völker der Erde.
4. An geschützten Stellen der Elster und in einigen Seitenbächen
derselben wächst die Perlmuschel gesellig in Bänken. Sie wird von er-
fahrenen Fischern geöffnet, die ihr dann die weißen oder bläulichen, die
rötlichen oder grauen Perlen entnehmen. Der Ertrag an köstlichen Perlen
aber wird von Jahr zu Jahr geringer. Eine Sammlung echter Perlen des
Elsterflusses findet sich in der gelverbfleißigen Stadt Ölsnitz („Erlenstadt")
vor. 5. Aus den gewonnenen Schalen der Perlenmuschel („Perlmutter") werden
durch Hausarbeit in Adorf allerlei Schmucksachen, z. B. Geldtäschchen und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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14
Harras herab, als er von Feinden verfolgt wurde, und rettete sich nach
seinem Schlosse Lichtenwalde ans dein anderen Ufer des Flusses, an dem
die Körnereiche das Andenken des Dichters der Rittersage wahrt.
2. Darauf erweitern sich die Ufer zu einem Becken, in dem die Fabrik-
stadt Frankenberg (12 T.) liegt. Hier wird nicht bloß Wolle gesponnen,
gefärbt und gewebt, sondern vor allein auch das Blatt des Tabaks zu
Cigarren gedreht. Nicht weit von Frankenberg liegt ans der rechten
Uferhöhe die Sachsenburg, in der hinter vergitterten Fenstern jugendliche
Verbrecher wohnen. _ 3. Die Mittelstadt des Zschopanthales ist Mitt-
weida (13 T.), daü früher Bergbau trieb, jetzt Barchent ivebt und Stühle
baut. Eine höhere Bedeutung hat cs durch sein Technikum und als
Geburtsort Johannes Schillings gewonnen. Das erstere ist eine Art
Der yarmsfelse» und die Aörnereiche.
Hochschule für die verschiedenen Fabrikationszweige. Der letztere ist ein
berühmter Bildhauer (das „Niederwalddenkmal") geworden.
4. Weiter abwärts liegt Ringethal mit Park und Lutherlinde.
Ein Nanbschlvß auf dem Felsen, der Waldschmnck des Thales, der Silber-
schaum des Flusses, die spielenden Räder der Mühle und der abschließende
Felsen des Psafsensteins geben ein schönes Landschaftsbild. 5. Am herr-
lichsten aber thront die Burg Kriebstein ans hoher, hervorspringender
Felsenzacke. In ihrem schmucken Aufbau, in ihren Erkern und Türmen,
in den Waffenresten und Gemälden der Säle und vor allem in der Sage
von der Treue der Burgfrau Stanpitz von Neichenstein, die ihren Gemahl
als köstlichsten Schatz ans dem Thore der belagerten Burg trug, ist sic
ein vortreffliches Bild einer mittelalterlichen Feste. An ihrem Fuße aber
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