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1. Alte Geschichte - S. 52

1869 - Mainz : Kunze
52 vom Tigris begränzt, die A s s y r i e r. Die letzteren bilden bis um 714 das herrschende Volk Vorderasiens. Dieser Herrschaft Ninivehs (am Tigris) macht ein Ende die Erhebung der Babylonier und 7i4 der Ausstand der Meder (714). Die Völker Irans. Das iranische Hochland, zwischen Euphrat-Tigris im W., Indus im O., dem indischen Ocean im S., dem kaspischen Meer und Oxusfluß im N., etwa 50000 □ M. Flächenraum, von einer Menge von Stämmen bewohnt, deren gemeinsamer Name Arier, und von denen die Baktrier, die Meder, die Perser die wichtigsten sind. Ihre Religion, von den östlichen Stämmen, den Baktriern ausgehend, unter denen um 1300 ein Reformator, Zoroaster (Zarathustra) austritt, ist, im Gegensatz zu den übrigen Religionen Vorderasiens, die eines ritterlichen und arbeitsamen Volkes, dem die Naturkräfte nicht in schaffender Fülle entgegentreten, sondern dem in einem Lande, wo die Gegensätze von Wüste und Fruchtland überall hart sich berühren, die Natur vielmehr als im Kampf begriffen, als bedingt durch den Gegensatz zweier feindlichen Prinzipien erscheint, eines guten und eines bösen, eines schaffenden und eines zerstörenden. So die ganze äußere und innere Welt aufgefaßt als Kampf einer guten und einer bösen Macht (schroffer Dualismus): das Licht, der fruchttragende Acker, das fließende Wasser, die Hausthiere sind Geschöpfe O r m uz d' s (Ahuramazda's) und seiner Geister •— Finsterniß, Wüste, Salzwasser (Her. 7, 35 Xerxes' Anrede an den Hellespont) Geschöpfe des Bösen, des Ahriman und seiner Devas; derselbe Gegensatz im Thun der Menschen; Ackerbau, Jagd, Wahrhaftigkeit Ormnzd wohlgefällig, Müssig- gang und Lüge Werke Ahrimans. Die iranischen Stämme, ohne größere Reiche, ohne schroffen Kastenunterschied und ohne drücken- den Despotismus, zahlen bis gegen 714 den Assyrern Tribut. Begünstigt von der Gebirgsnatur ihres Landes reißen die Meder sich los. Ihr Reich wächst mit der gewöhnlichen Raschheit orientalischer Gewaltherrschaften. D ej okes, Erbauer von Ekba- tana, Phraortes, Kyaxares; letzterer belagert Niniveh, durch einen Einbruch skythischer Horden abgerufen. Schlägt eine derselben, befreit sein Land, macht Eroberungszüge nach Armenien und Lydien, welches letztere Reich, blühend unter der Dynastie der Mermnaden, nach O. bis zum Halysflnß reicht, nach W. sich auf Kosten der Selbstständigkeit der griechischen Küstenstädte aus- zudehnen sucht. Kyaxares erobert, mit Nabopolassar von

2. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 52

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
52 Der Himalaya. §. 19. so umfangreiches, entferntes und schwer zugängliches Gebirgsland zum Zwecke der Wissenschaft zu durchforschen. 0 Horizontale Ausdehnung des Himalaya. Die größte Massen er he bring der Erdrinde ist im Süden durch das erha- benste Gebirgssystem der Erde begrenzt. Dieses trennt das öde Hochland von dem fruchtbaren Tieflande, während die innern Ketten Hochasiens nur verwandte Gebiete trennen. In seiner Haupt- richtung von W. nach O. nimmt der Himalaya (im weitesten Sinne mit den östlichen Vorstufen) durch immer mehr divergirende Parallel- ketten so an Breite zu, daß diese von 5 Breitegradeil (am obern Indus) bis zu 15 Graden (vom obern Hoangho bis zum Golf von Tonking) anwächst. Demnach bildet er ein ähnliches Dreieck, wie der eigentliche Cou- tinent von Europa (ohne dessen Glieder), der ebenfalls mit einer Breite von 5 Graden (an der Westküste Frankreichs) beginnt und sich allmäh- lich zum Dreifachen der ursprünglichen Breite erweitert (zwischen deni finnischen Meerbusen und dem schwarzen Meere 45—60" n. Br.). Auch die Länge dieses Gebirgstriangels (600 geogr. M.) kommt der Aus- dehnung Europas vom atlantischen Ocean bis zum Ural gleich; der Flächeinhalt desselben beträgt V» von ganz Asien, 2/3 von Europa. Im engern Sinne dagegen hat der Himalaya (zwischen Indus und Brah- maputra) nur die Hälfte jener Länge (also 300 M.), die geringste der angegebenen Breiten (40—70 M.). In der vertikalen Erhebung übertrifft der Himalaya alle bis jetzt bekannten Höhen der Erde, selbst die Quito-Cordillereu mit ihrer Doppelreihe von Riesenkegelu. Daher wird diese höchste Alpenlandschaft mit Recht vorzugsweise die Wohnung des ewigen Schnees (— Himalaya) genannt. Die höchsten Massen liegen nicht in den von W. nach O. streichenden Hauptketten, sondern in den transversalen Ketten, welche vom Centralhimalaya nach S. aus- laufen. Die 5 höchsten Punkte sind nach den jüngsten Messungen 0: Der Mount Everest (27,212'), der höchste Gipfel in der Karakorum- kette (als Karakorum Nr. 2 bezeichnet, 26,533') 3), der Kintschind- junga (26,419'), der Kara-Korum (26,205'), der Dhaulagiri (25,1710. 0 Den Gebrüdern Schlagintweit wurde es aus politischen Rücksichten nicht gestattet, in die zum Staate Nipal gehörige Gruppe des Himalaya vor- zuvringen! 0 S. Petermann's Mittheilungen, 1856, S. 379 mit der Skizze des Cen- tralhimalaya, und 1857, S. 521. Vgl. 1858, S. 492. — Der einhei- mische Name des vom Colonel Waugh nach dem Namen seines Chefs (Everest) benannten höchsten Gipfels der Erde ist in Nipal: Gaurisankar, in Tibet: Tschingopamari. 0 S. Petermann's Mittheilungen, 1861 , S. 2, daselbst über den Kint- schindjunga, S. 3 nebst Tafel 2.

3. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 120

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
120 Das Wafsersystcm des Niger (Jsa). §. 37. 2. Die Stufenländer und Wassersysteme von Nord- Afrika. a. Die Stufenländer Senegambieus oder des Rio Grande, Gambia und Senegal, dreier Parallelflüsse, die nicht blos in ihrer Hauptrichtung gegen W., sondern auch in allen we- sentlichen Verhältnissen eines Wassersystems viele Aehnlichkeit haben. Sie entspringen alle auf dem Hochlande von Sudan in einander sehr benachbarten*) Quellgebieten Cio 0 50'—11° 28' n. Br. und 1z O 40—13° 45 west!. L. von Paris), haben in ihrem Laufe einen gewissen Parallelismns, durchbrechen in bedeutenden, weithin rauschenden Wasserfällen das Randgebirge des westlichen Sudan, um den breiten Küstensaum Senegambiens am westlichen Fuße des Hochlandes zu durchströmen. Die beiden letzteren sind in ihrem untern Laufe durch das weite Anfsteigen der Flut (etwa 40 Meilen aufwärts) selbst für Seeschiffe fahrbar. Daher wurde ihre große Anziehungskraft für europäische Colonisation längst erkannt, zunächst von den Portugiesen, später von den Franzosen, welche jetzt den Senegal bis zu den Katarakten von Folu beherrschen und so- wohl vor der Mündung (auf der Insel St. Louis) als längs des Flusses Militär- und Handelsposten angelegt haben; eben so von den Engländern, welche sich am Gambia ansiedelten. Der Senegal, welcher (mit Ausnahme des untersten Laufes) nur während der Regenzeit (Juli — November) schiffbar ist, bildet sowohl eine physische Grenze zwischen der Wüste Sahara und den fruchtbaren, angebauten Küstenländern Westafrikas, als auch eine ethnographische zwischen der nomadischen Bevölkerung arabischer Abkunft (im N.) und der seßhaften, dunkelschwarzen Negerrasse (im S.). Bei der außeror- dentlichen Fruchtbarkeit des beißen und zugleich trefflich bewässerten Erd- striches ist der künstliche Anbau kaum Bedürfniß, weßhalb die Eingebor- nen sich theils mit Biehzucht, theils mit technischer Industrie beschäftigen. Der Ausfuhrhandel ist fast ausschließlich in den Händen der franzö- sischer! Colonisten arn Senegal (und auf der Senegalinsel St. Louis), der englischen am Gambia, und der Portugiesen, die im süd- lichsten Theile des Landes einige Handelsfaetoreien und verfallene Forts (theils auf dem Festlande, theils auf kleinen Inseln) besitzen, die sie portugiesisches Guinea nennen. d. Das Wassersystem des Niger (Jsa oder Majo Ballüo). Die beiden grüßten Flüsse Afrikas, der Niger und der Nil. haben Jahr- hunderte lang die Geduld der Geographen erschöpft, der eine durch die Schwie- rigkeit seine Mündung zu bestimmen, der andere durch die seine wahren Quellen aufzufinden. Der Niger (richtiger Jsa), welcher die größte schiffbare Was- 0 Vgl. Petermann's Mittheilungen, 1861, S. 75.

4. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 122

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
122 Das Stromsystem des Nils. §. 37. wohl bewässert und angesiedelt. Denn die vom Nordrande des Hoch- landes abfließenden Gewässer können durch die glühende Wüste nicht das Meer erreichen und bilden daher Seen und Sümpfe. Der Mittelpunkt dieses binnenländischen Wassersystcms scheint der Tsad- See (oder vielmehr Sumpf) zu sein, welcher auf den Karten ge- wöhnlich zu groß erscheint; denn sein Umfang beträgt nur 40 Mei- len, außer zur Regenzeit, wo er weit über seine flachen und sumpfigen Ränder austritt. Sowohl gegen das Nil- als gegen das Nigergebiet bildet eine schmale Bergkette die Wasserscheide, so daß die Quellen der Tsad-Zuflüsse in der unmittelbaren Nähe der östlichen Nebenflüsse des Niger und der westlichen des weißen Nils ‘) liegen. Die mohamedanischen Reiche in der Umgebung des Tsad-Sees sind im S.-W.: Bornu oder Borno (mit der Residenz Kukaua), dessen Bevölkerung auf 2 Mill. geschätzt wird, im N. Kanem, im O. Wa- dai, im S.-O. Vagirmi mit der Hauptstadt Ma seng ha.2) Das östlichste Reich in Sudan ist Dar-F6r. Weiter im S., jenseits des Binue, ist aus den Trümmern unabhängiger Heidenstaaten das Reich Ad am au a entstanden (mit der Hauptstadt Jola, bis zu welcher vr. Barth vordrang), reich an fruchtbaren Landschaften und bedeutsamen Naturerzeugnissen, zu denen dem Welthandel nun der Weg erschlossen ist durch die (1854) von der englischen Regierung ausgesandte Binue- (oder Tschadda-) Erpedition. d. Die Stufenländer des nordöstlichen Afrika oder das Stromsystem des Nils. Der Nil ist nicht nur unter den Stromsystemen Afrikas der Be- deutung nach das erste, sondern nimmt auch unter den größten Strömen der Erde eine der ersten Stellen ein (560 Meilen Stromcntwickelung), unterscheidet sich aber von den Riesenströmen Asiens und Amerikas da- durch, daß er kein oceanischer Strom ist, sondern, wie die größten euro- päischen, in ein Binnennieer mündet, und daß er zu beiden Seiten, von seinem obern Laufe an bis zur Mündung, mit zur Cultur unfähigen Wüsten umgeben ist. Dadurch fanden seine Anwohner sich weder ver- anlaßt, von der Flußschifffahrt zur Meerfahrt sortzuschreiten, noch sich west- oder ostwärts aus ihrem engen Thale hinauszuwagen, entwickelten aber auf dem durch die Natur so beschränkten Raume eine ganz eigen- thümliche Cultur. uu. Der obere Laus des Nils. Der Nil entsteht aus dem Zusammenflüsse zweier, durcb zahl- reiche Zuflüsse sich verstärkender Hauptquellströme, von denen der westliche, größere, der weiße Nil (Labar e! Abiad), der östliche, *) *) S. Petermann's Mittheilungen, 1855, S. 307. >) Daselbst, 1858, Tafel 19.

5. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 123

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der weiße und der blaue Nil. Ter obere Nillauf. §. 37. 123 kürzere, der blaue Nil (Bahar el Azrek) genannt wird, lieber den Ursprung beider, namentlich aber des weißen Nils, sind die Forschungen noch nicht zu einem bestimmten Resultate gelangt. Ihre Vereinigung (bei Khartum) fällt fast mit der Nordgrenze des tro- pischen Regens zusammen. Deutsche Missionäre, die von der Ostküste (der Küste von Zanguebar) her ins Innere vordrangen, glaubten die Quellen des weißen Nils in den fast unter dem Aequator liegenden Schnecgebirgen (dein Kilimandjaro, vgl. S. 110) annehmen zu dürfen. — Auch über die Quellen des blauen Nils, der erst viel weiter gegen N. (12- nördl. Br.) aus dem Hochlande Abessiniens hervor- tritt, sind verschiedene Ansichten geltend gemacht worden. Der gewöhnlichen An- nahme, daß der blaue Nil den (mit grünen Inseln übersäeten) Tzana-See in dessen südlichem Theile durchströme und mit einem spiralförmigen Laufe sich gegen W., dann gegen N.-W. wende, ist die Meinung entgegengeftellt worden, daß der beschriebene Flußlauf bis zur Richtung gegen N.-W. ein Nebenfluß des blauen Nils sei, dieser aber von S. her, von der äthiopischen Hoch-Terrasse (7" nördl. Br.) komme. Diesen blauen Fluß wollen neuere Forscher nur als einen Neben- fluß des Bahar el Abiad oder „des wahren Nils" gelten lassen. Auf der Westseite des Zweiströmelandes liegt in der ungeheuren Savanne, die sich vom weißen Nil westlich bis Dar-F6r erstreckt, das Königreich Kord osan (mit der Hauptstadt Obeïo), welches zu Türkisch- Nubien gehört. Das obere Stufen! and des Nils ist durch die Vereinigung des tropischen Klimas mit der trefflichen Bewässerung, in Folge der (bis zuni 16." nördl. Br., also bis zur Vereinigung der beide,, Quell- ströme reichenden) tropischen Regengüsse, eine Savanne mit hohen Gras- wäldern oder tropischen Laubwäldern und an den Ufern der Flüsse mit undurchdringlichem Schilf oder Bambusdickicht bedeckt. Wälder und Flüsse wimmeln von colossale,, Thiergestalten (Krokodilen, Nilpferden, Rhinocéros, Elephanten, Giraffen), und zahlreiche Negerstämme, in viele kleinere, heidnische Gemeinden geschieden, leben hier theils von der Jagd auf die reiche Thierwelt, oder von Fischfang und Viehzucht, theils aber auch von Ackerbau, und diese haben feste Wohnsitze. Im Anfang des 16. Jahrhunderts wurde zu beiden Seiten des blauen Nils der Neger- staat Senaar gestiftet mit gleichnamiger Hauptstadt, welcher sich bis zu den Grenzen Abessiniens erstreckte. Davon wird jetzt das türkische Nubien „Paschalik Senaar" benannt. dd. Der mittlere Lauf des Nils reicht von der Vereinigung der beiden Hauptarme bis zu den Katarakten von Assuan (Syene) oder bis zum Eintritt in Aegypten. Auf diesem weiten Wege durchwandert er mit einer zweimaligen großen Biegung (einer gegen N.-O. und einer gegen S.-W.) ausgedehnte Wüsten und bildet zehn bedeutende Stromschnellen (die zwei letzten erst in Aegypten bei Assuan). Er erhält durch den Zufluß des Tacazze oder At- bara fast sämmtliche, jedoch nur zur Regenzeit reichhaltige Ge- wässer des südöstlichen Abessiniens, und kann so verstärkt die bren-

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 125

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der untere Nillauf. §. 37. 125 der libyschen und der arabischen Bergkette (von fast gleicher Höhe). Jene westliche (schräg ins Thal sich senkende) Kette schützt, wie ein platter, öder Damm, das Nilthal vor dem Flugsande der libyschen Wüste, die östliche (steil emporsteigende) füllt den ganzen Landstrich bis zum rochen Meere und lieferte in alten Zeiten das verschiedenartige Material zu den staunenerregenden ägyptischen Bauwerken: rosenrothen Granit für die Obelisken, Colosse und Monolithentempel, Sandstein in verschiedenen Farben für die Tempel und Paläste, und Kalkstein für die Pyramiden. Nur das von diesen beiden Bergketten eingeschlossene, nach N. sich er- weiternde Thal ist fruchtbares Land, eine lang gestreckte Oase mitten in der Wüste, und verdankt seine Fruchtbarkeit den jährlichen Ueber- schwemmungen des Nils. Der Nil schwillt nämlich, in Folge der tropischen Regen- güsse in seinem obern (und zum Theil noch in seinem Mittlern) Laufe, im Sommer langsam an (Ende Juni bis Ende September) und über- schwemmt bei seinem höchsten Wasserstande (22') das ganze Thal bis an die einschließenden Bergketten, indem er zugleich einen trefflichen Fruchtboden herbeiführt und zurückläßt, wodurch das Flußbett allmählich erhöht wird (in 1000 Jahren um 3—4'). So ändert sich dreimal im Jahre die Physiognomie des merkwürdigen Landes: im Frühjahr ist es eine dürre, heiße Wüste ntit klaffendem Boden; im Sommer gleicht es einem einzigen See, aus welchem die Städte und Dörfer wie Inseln in einem Archipel hervorragen, und in welchem die Communication von Ort zu Ort auf schmalen Dämmen oder vermittelst Barken geschieht; im Spätherbste verwandeln sich die reich getränkten Fluren bald in üppige Getreidefelder. — Zur gehörigen Vertheilung dieser Wasser- masse, namentlich in die entfernteren und etwas höher liegenden Theile des Thales (wovon bei dem Mangel an Regen die Fruchtbarkeit ganz abhängig ist) und zugleich zur Erleichterung des innern Verkehrs wur- den schon im hohen Alterthum künstliche Seen, wie der Moeris an der Westseite, gegraben und mit Schleusen und Schöpfmaschinen verse- hene Canäle angelegt, deren größter, der (40 M. lange) Josephscanal mit dem Nil parallel läuft, westlich mit den: See Moeris in Verbin- dung steht und in den Arm von Rosette (s. S. 126) mündet. Durch solche weise Verkeilung der flüssigen durch die feste Form hat das alte Culturvolk der Aegyptier das sandige Thal aus einer Wüstenei in die erste Kornkammer der Erde und in die reichste Culturlandschaft um- gewandelt. Später (bis zur Osmanenherrschast) sank durch Trägheit der Bewohner ein Theil des Landes, wie die Thebais, wieder in Ver- ödung zurück, oder ward, wie die Teiche der Mareotis, eine Sumpf- landschaft. Unterhalb Kairo erweitert sich auf einmal das Thal bedeutend, indem die beiden Bergketten sich weiter auseinander trennen und der fruchtbare Kulturboden nicht mehr bis an den Fuß derselben

7. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 127

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Aegypten. § 37. 127 regelmäßigen Communication zwischen Europa und Indien über die Land- enge Suez begriffen ist. An der Spitze der Regierung steht als lehns- pstkchtiger Statthalter der Pforte der Pascha von Aegypten mit unum- schränkter erblicher Gewalt. Das untere Nilthal zerfällt sowohl nach der Eintheilung im Alterthum als nach den heutigen Verwaltungsbezirken in Ober-, Mittel- und Unter-Aegypten. Schon im Mittlern und untern Nubien, noch mehr aber in Ober- Aegypten, hat sich eine fast ununterbrochene Reihe von Denkmalen der allägyptischen Baukunst erhalten, die ebensowohl dlirch ihre Menge und Großartigkeit, als durch ihre prachtvolle Ausschmückung mit Bild- werken und bedeutungsvollen Hieroglyphen, sowie durch ihr drei- bis viertausendjähriges Alter den ersten Rang unter allen bekannten Bau- werken der Erde einnehmen. Von der unscheinbaren Nilinsel Philä (Assuan oder Syene gegenüber), welche auf dem kleinsten Raume die am besten erhaltene Ruinengruppe Aegyptens einschließt, abwärts fol- gen zahlreiche Tempelgruppen bis zu der alten Königsstadt Theben. Diese „Stadt von Palästen und Tempeln, voll Schätze über und unter der Erde" ist reicher als irgend eine der Erde an den großartigsten Denkmalen der Baukunst, deren Ueberbleibsel noch heute das ganze (2 M. breite) Thal ausfüllen. Nur die Ruinen von Palmyra und Baalbeck in Syrien lasten sich einigermaßen mit diesen vergleichen. In Mittel-Aegypten verschwinden diese Denkmale und es erheben sich oberhalb Kairo (bei dem alten Memphis), an der Grenze der Wüste, am Fuße der libyschen Kette, die Denkmale der Todten, die (60) Pyramiden, in vier Hauptgruppen, unter denen die Gruppe von Gizeh (mit drei großen und sechs kleinern) die berühmteste ist. Es sind dies viereckige, nach oben spitz zulaufende, oft auch in eine platte Fläche endigende Gebäude aus Kalkstein (einige aus Ziegeln), von sehr verschiedener Höhe (20—450'), äußerlich mit Quadern bekleidet und selten mit Inschriften versehen. Daß sie zu Begräbnissen der Könige der frühesten Zeit gedient haben, kann jetzt nach der genauem Unter- suchung einzelner nicht mehr bezweifelt werden. Im nördlichen Theile von Mittel-Aegypten, (5 Stunden) oberhalb der Spaltung des Nils und unweit des Einganges zum Thale der Verirrungen, durch welches der Auszug der Israeliten nach dem rothen Meere geschah, liegt der „Mittelpunkt des neuern Aegyptens", Kairo (800,000 E.), die erste Stadt der arabischen Welt, die zweite des türkischen Reiches (zunächst nach Constantinopel), eine Schöpfung des Mittelalters, welche Kunst und Wissenschaft Pstegte, als Europa in Barbarei versunken war, noch jetzt der Eentralpunkt des Handels von Nordafrika, selbst mit Arabien und Indien (mit 400 Moscheen, 1200 Kaffeehäusern, 1.800 Kaufhallen u. s. w.), und Sitz des Paschas von Aegypten. In Unter-Aegypten oder dem Delta sind nur Werke aus jüngerer Zeit vorhanden oder auch schon wieder verschwunden. Denn wie die künstlichen Wafferbauten hier (seit Psammetich's Zeiten im 7. Jahrhundert v. Ehr.) mächtige Staaten hervorriefen, so ward später

8. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 131

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das afrikanische Tiefland. Die östliche Wüste. §. 39. 131 Höhe). Dieser Sandocean hat seine Sandwellen, Sandstürme und seine Inseln (die Oasen). Die größte dieser Inseln, das kreis- runde, von wüsten Gebirgen umgebene Fezzün, theilt die Sahara in zwei ungleiche Hälften, eine kleinere, östliche, welche mehr Don inselartigen, bewässerten und daher fruchtbaren, selbst gebir- gigen Steppen unterbrochen wird, als die wasserlosere, einförmigere westliche Hälfte. Der Wassermangel ist in frühern Schilderungen übertrieben und als zu allgemein dargestellt worden, denn große wasserlose Striche von mehreren Tag- reisen wechseln mit solchen, wo es wenigstens temporäre Regenbäche und künstlich gegrabene (in Ermangelung der Steine mit Kameelknochen ausgemauerte Brun- nen) gibt und wo die Dattelpalme (begünstigt durch die Trockenheit der Atmo- sphäre und die salzige Beschaffenheit des Bodens) gedeiht. Unter den meist nomadischen Bewohnern der Wüste unterscheidet man 1) die arabischen Beduinen, 2) die Tuareg oder Berbern der Wüste, der schönste Menschenschlag in Afrika, der weißen Rasse ange- hörend, obwohl ihr Gesicht durch den Einfluß des Klimas dunkelbraun geworden ist; sie wohnen vorzugsweise in der westlichen Hälfte, *) wo sie sich an die Berbern in Marokko anschließen, und 3) die dunkel- schwarzen Tibbos (im O. von Fezzln, an der Südseite des nördlichen Oasenzugs). Die Araber und die Berbern sind Mohamedaner, die Tibbos noch zum Theil Heideu; alle drei stehen, mit geringen Ausnah- men, unter unabhängigen, erblichen Häuptlingen. Mehrere Häuptlinge der Tuareg stehen unter der Oberhoheit des in der Stadt Agades residirenden (gewählten) Sultans. ') Sie leben im Allgemeinen von Viehzucht (Pferde, Kameele und kleinere Hausthiere) und vom Handel mittelst „des Schiffes der Wüste" auf den die Sahara in verschiedenen Richtungen durchkreuzenden, meist uralten Handelsstraßen, an denen die Oasen die Ruhepunkte, gleichsam die Hafenorte des Sandoceans, bilden. Ein Hauptgegenstand der Ausfuhr, namentlich nach den Nigerländern, ist das aus den periodisch austrocknenden Salzseen oder aus Salzlagern (Ueberreste längst ausgetrockneter Seen) mit leichter Mühe gewonnene Koch- und Viehsalz. 1. Die östliche oder libysche Wüste. Durch die vorherrschende Richtung der Winde und Stürme von O. nach W. wurde die Osthälfte der Sahara immer mehr vom Sande befreit, ausgedehnte Kalkselsspalten traten hervor, es rückte weniger Flugsand nach, die näher an die Oberfläche gelang- ten Quellen sprangen leichter hervor und wurden nicht mehr vom *) Ihre Ausdehnung s. in Petermann's Mittheilungen, 1857, Tafel 11. 2) S. Petermann's Mittheilungen, 1857, S. 251 und Tafel 18, vergl.

9. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 82

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
82 Arabien. §. 26. 8. 26. D ie Halbinsel Arabien und die Sinai-Halbinsel. I. Arabien. Weltstellung. Arabien bildet den Uebergang von Asien nach Afrika, und erscheint als eine Wiederholung Afrikas in kleineren Dimensionen. Die wegen des Mangels größerer Flußthäler (wie in Afrika) dürftige Natur des Bodens lockte keine Ansiedler, keine Eroberer in das ohnehin durch Wüsten wie von der Seeseite schwer zugängliche Land, vielmehr breiteten die Eingebornen sich außerhalb ihrer Heimat aus, und indem sie die um- fangreichste Weltherrschaft begründeten, theilten sie zugleich den Unter- jochten ihre Religion, Gesetzgebung, Sprache, Schrift, Poesie und Handel mit: dem Orient bis zur Malaienwelt, dem Occident bis zunl atlan- tischen Ocean, und zwar nicht blos in Afrika, sondern auch in Europa (Spanien). Neben dieser hohen Cultur, deren Ausgangs- und Mittel- punkt die Westküste war, hat sich im Innern der Halbinsel das patriarcha- lische Beduinenleben von den Zeiten Abrahams bis ans den heutigen Tag in seinem ursprünglichen Zustande erhalten. Ueberhaupt ist die Er- haltung antiker Sitten, Vorstellungen, Sprachen, Gebräuche eine Eigen- thümlichkeit der Völker des Orients, insbesondere aber der Araber auf ihrer isolirten Halbinsel. Die arabische Halbinsel (fast i/3 von Europa) bildet (neben Dekhan) die zweite isolirte Berglandschaft Asiens überhaupt und Südasiens insbesondere. Sie wird von dem vorderasiatischen Hochlande durch das öde syrisch-arabische Tiefland getrennt, wie Dekhan von dem hinterasiatischen Hochlande durch das fruchtbare hindostanische Tiefland. Beide sind an drei Seiten vom Meere umgeben, jedoch verschieden gestaltet, die eine mit der größten, die andere mit der geringsten Breite im S. Bei beiden ist der West- abfall steil und läßt nur eineu schmalen Küstengrund übrig, eignet sich aber am meisten zum Anbau und zu Hafenplätzen; der breite Südrand Arabiens droht der Schifffahrt nicht geringere Gefahren als die Südspitze des Dekhan (vgl. S. 71); er ist fast ebenso un- bekannt als der Ostabfall. Am wenigsten ist der Nordrand erforscht, ja cs scheint noch zweifelhaft, ob ein solcher überhaupt vorhanden ist und nicht vielmehr der Abfall zur syrischen Wüste mit sanfter Neigung erfolgt. Das Innere dieses weiten, mit keinem einzigen Stromsysteme ausgestatteten Länderraumes ist größtentheils eine dürre, wasserarme, heiße Plateaufläche, die von räuberischen No- maden durchzogen wird. Non allen Völkern Asiens war das arabische vorzugsweise ein no-

10. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 92

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
92 Das Jordanthal. Das todte Meer. §. 27. nereth) oder das galiläische Meer (von seiner Lage in Galiläa), auch See von Tiberias genannt von der an seinem Westufer lie- genden spätern Hauptstadt Galiläas. Durch ein erweitertes Thal erreicht er auf der dritten Stufe das todte Meer oder den As- phalt fee und in diesem sein Ende, so daß die Fortsetzung seines Thales, die bis zum aelanitischen Meerbusen reicht (das Ghor der Araber), trocken liegen bleibt. Durch seine tiefe Lage (schon 700' unter dem Spiegel des Mittelmeeres) ist das Klima am See Genezareth fast tropisch und die Umgebung die reizendste in ganz Palästina; sie war auch der Lieblingsaufenthalt des Heilandes, „He Wiege seiner ersten Lehren, die Heimat seiner Jünger (Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes), oft das Asyl vor seinen Verfolgern." Gegenwärtig sind die Hauptorte durch Erdbeben in Trüm- merhaufen, die Ostseite in eine von räuberischen Beduinen bewohnte Wüste, die einst so bevölkerte Westseite in eine fast menschenleere Einöde verwandelt. Ebenso war die den Abschluß des Jordanthales im S.-W. bildende Oase von Jericho, welche durch die Taufe Christi auch eine historische Bedeutung gewonnen hat, einst wegen ihrer Balsamgärten und Palmenhaine, wegen ihrer Paläste und Festungen berühmt, ist aber seit der arabischen und türkischen Herrschaft in Verödung gesunken und gegenwärtig eine brach liegende Fruchtstelle mitten in der Wüste. Das todte Meer, 1200' (1235) unter dem Spiegel des Mit- telmceres liegend (also die tiefste sichtbare Depression der Erdrinde), be- steht aus zwei sehr verschiedenen Theilen, einem größern, nördlichen, (1000') tiefen Becken, und einem kleinern, südlichen, sehr seichten (höch- stens 10' tiefen), welche beide durch eine flache Halbinsel von einander geschieden und durch einen schmalen, sehr seichten Canal verbunden sind. Die starke Ausdünstung des ungewöhnlich salzigen Wassers bewirkt, daß Alles, was in seine Nähe kommt, von einer Salzkruste überzogen wird. Auf der Oberfläche des durch die Dichtigkeit der Salzsoole spezifisch schweren Wassers schwimmen zuweilen, besonders nach vorhergegangenen Erdbeben oder starkem Wellenschläge, schwere Asphaltschollen, die sich vom Boden oder den Seitenwänden abgelöst haben. 2. Das Ostjordanland (Peräa, d. h. das Jenseitige) ist keineswegs, wie man bis vor nicht langer Zeit geglaubt hat, eine inhaltleere Wüste, sondern es enthält noch eine Menge Ueberreste von zahlreichen, heute zum Theil namenlosen Ortschaften und Pracht- bauten, die nach den dort gefundenen griechischen und lateinischen Inschriften aus den Zeiten der Römerherrschaft (von Claudius bis Constantin d. Gr.) herrühreu. 3. Das westjordauische Land besteht, wie wir bereits bei der allgemeinen Beschreibung des syrischen Landes gesehen (s. S. 90), aus a. einem schmalen Küstensaume im W., der durch das ins Meer vorspringende Gebirge Karmel in zwei ungleiche Hälften,
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