gypten. Land und Volk.
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und doch nimmt es nur ca. 30 000 qkm Landes ein, so da es etwa so groß wie Belgien ist. Von den sieben sogen. Mndungsarmen waren im Altertum die strksten der kanopische und der pelusische; heute sind es der von Rosette im Westen und der von Damiette im Osten.
Wenn der milesische Logograph Hekataios und nach ihm der Geschicht-schreiber Herodotos das Delta ein Geschenk des Nils nannten, so haben sie mit diesem Ausdruck die lautere Wahrheit gesagt. Denn in der Urzeit war das Deltagebiet eine seichte, sandige Meeresbucht, die der Nil mit Schlamm aus-fllte. Wenn man die zur Ausfllung derselben ntige Zeit auf mehr denn 70 000 Jahre hat berechnen wollen, so lie man erstens die Verschiedenheit der Menge von Sinkstoff, zweitens die mindestens 4000jhrige Kanalisierungsund Jrrigierungsarbeit der Menschen auer Betracht. Ohne den Nil wre auch das gyptische Thal nichts anderes als eine Einsurchung der ostafrika-nischen Wijste, die Ablagerungssttte des von den Sdoststrmen gejagten Triebsandes. Der Strom aber hat in der Urzeit den aus festem Gesteine bestehenden Thalgrund mit einer Schlammschicht aus dem fein zerriebenen Ge-steinstaub des abessinischen Berglandes berzogen und diese von Jahr zu Jahr erhht, so da sie durchschnittlich eine Mchtigkeit von 5,6 m erreicht. Diesen dunkeln, fruchtbaren Schlammstreisen nannten die Bewohner im Gegensatze zu der roten Farbe der unfruchtbaren Umgebung das Land der schwarzen Ackererde, denn das bedeutet der einheimische Name Qemet (Chemi, von dem auch die Chemie, die schwarze Kunst", ihre Benennung tragen soll). Von den tropischen Regen und den Schneeschmelzen angeschwellt, bringt der Nil alljhrlich dem Lande Wasser, Erde und Fruchtbarkeit. Gegen Ende Juni, um die Sommersonnenwende, bemerkt man in Obergypten das Steigen; an-fnglich betrgt es fr den Tag nur wenige Linien, gegen Ende Juli, wann der Hundsstern, der Sirius oder gyptisch die Sothis, der Stern der Isis, vor Sonnenaufgang in der Morgendmmerung zum erstenmal sichtbar wird (heliakifcher Aufgang), schwillt der Strom mchtig an und erreicht Ende Sep-tember den hchsten Wasserstand: kein Wunder, da die alten gypter gerade in diese Tage den Beginn des Jahres legten (15. September). Whrend einiger Wochen bleibt die Flut stehen und lt gleichsam dem mitgefhrten Schlamme Zeit, sich niederzuschlagen. Gegen Ende Oktober tritt der Strom allmhlich wieder in sein durchschnittlich 600 m breites Bett zurck und erreicht im Mai seinen niedersten Stand. So wohlthtig diese berschwemmung fr das Land ist, sie wrde wie die berflutungen anderer Flsse schdlich wirken knnen, wenn nicht seit ltester Zeit Menschenhand gegen ihre Ge-sahren schtzende Dmme errichtet und fr ihre Regelung und Ausnutzung durch Anlage von knstlichen Reservoirs, wie des Mrissees im Seitenthale Faijum, von Lngs- und Querkanlen, Grben, Rinnsalen und Schpf-
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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
Vorrichtungen (jetzt Schaduf genannt) gesorgt htte. Seit Jahrtausenden wird das Anschwellen des Flusses durch angelegte Brunnenschachte ein solcher alter Nilmesser" befindet sich noch auf der Insel Elefantine bei Syene und ist wiederhergestellt beobachtet und die Bewsserung geregelt. Sechzehn Ellen" mute einst der Flu steigen, sollte das ganze Land seines Segens teilhaftig werden. Griechische Kunst hat selbst diesen natrlichen Vorgang in fesselndem Bilde darzustellen verstanden. Wer kennt nicht die Nilstatue der vatikanischen Sammlung? Wie munter spielen und klettern die herzigen Knblein an dem mchtigen Gotte herum, und mit welchem Stolze schaut der sechzehnte Bursche von der erklommenen Hhe mitten aus dem reichen Fll-hrne! Heutzutage reicht dieser Stand nicht mehr aus, da die Ufer durch den Schlamm und den Flugsand sich mehr und mehr erhht haben. Um das Wasser auf die Felder zu leiten, werden die Dmme durchstochen. Der Flu hat das Volk gelehrt, angeleitet und erzogen. So groen Segen er spendet und so gnstig das Klima scheint, ohne unablssige Vorsorge und strenge Regelung der Bewsserung knnte der gypter nicht seines Daseins froh werden. Naturnotwendigkeit fhrte im Nilthal zur Bildung eines festen Staates.
Acht Monate hindurch, vom April bis zum Dezember, herrscht Glh-Hitze, die nur durch die Khle des Wassers und den erfrischenden Nordwest gemildert wird. Im Mrz und April blst von Sdost her kochend wie aus Ofens Rachen" der gefrchtete Chamsin, d. h. der Wind der 50 Tage, so genannt, weil er in den 50 Tagen nach der Frhjahrs-Tag- und Nacht-gleiche, aber nicht anhaltend was allem Leben den Tod brchte , sondern manchmal weht. Das gyptische Jahr zerfllt in drei Jahreszeiten: vier Monate der Aussaat und des Wachsens (November bis Februar), vier Ernte-monate (Mrz bis Juni) und vier Monate der berschwemmung.
Wenn man in diesem fruchtbaren Lande eine reiche Flora erwartet, so irrt man vollstndig; denn bei aller ppigkeit der Vegetation herrscht die grte Einfrmigkeit. Mit Wohlgefallen ruht zwar das Auge auf den un-absehbaren Korn- und Kleefeldern; aber keine Wiese, kein Wald, keine wild wachsende Pflanze verleiht der Landschaft den Reiz des Wechsels. Waldes-bitficht und Sumpfwildnis ist zu Ackerland geworden. Noch finden sich im flieenden und stehenben Gewsser drei Wasserrosen: Nymphaea Lotus, Nym-phaea caerulea und Nelumbium speciosum, deren Wurzeln und Samenkrner (Nillinsen) dem Armen zur Nahrung dienten; bagegen ist die einst wuchernbe Papyrus staube (Cyperus papyrus), ehemals eine der wichtig-sten Pflanzen gyptens, das Wappen des Delta, gnzlich verschwunben. Der Mangel an Bauholz hat keinem Beherrscher gyptens den Bau einer Flotte ver-stattet, wenn ihm nicht die Wlber Syriens ober Cyperns ihre Cypressen-
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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
mit dem Semitischen verwandten Sprache Chamiten, ein wohlgebauter Menschen-schlag von praktischem Verstnde und groer Thatkraft, heiterer Stimmung nicht feinb, aber von der harten Notwendigkeit gedrckt, daher zurckhaltend und Pfiffig. Aller Wahrscheinlichkeit nach wanderten die gypter aus Asien der die Landenge von Suez in das Nilthal ein. Verwandt mit ihnen sind die dunkelfarbigen thiopier der Griechen, welche erst im 9. Jahr-hundert v. Chr. den mchtigen Priesterstaat von Meroe (im heutigen Sennaar) bildeten. Die gyptische Kultur kann also nicht von hier entstammen; sie ist ebensowenig eine Tochter der indischen. Diese thiopier, nicht die spter so genannten Bewohner des Hochlandes von Habesch, sind die Kuschiten der biblischen berlieferung. Denn sie nennt als Shne Chams: Mizraim, d. i. gypten (entweder eine Dualform zur Bezeichnung der zwei schon in ltester Zeit unterschiedenen Teile des Landes: Sdland [To-res, To-qem] = Obergypten, und Nordland [To-mera, To-meli] = Untergypten, oder eine Lokativform), und Kusch, das elende" Wstenland, oberhalb des zweiten Kataraktes bei Wadi Hlfet. Die Kultur nahm ihren Ausgang von Ober-gypten und wanderte den Lauf des Stromes hinauf. Die Geschichte wei nichts darber, wann die Einigung der beiden Lande" des Lotus und des Papyrus erfolgte. Die Verschmelzung zu einem Staate wird dem ersten menschlichen Herrscher Menes (Mena) zugeschrieben, vollzog sich aber wohl allmhlich, ebenso wie die Verbindung der einzelnen Gaue, in die das Land ursprnglich zerfiel. Diese kleinen Gemeindewesen blieben im Einheitsstaate als Verwaltungsbezirke (hesep, griechisch vo/jloq) erhalten und hatten je vier Unterabteilungen: die Hauptstadt (nut), das Fruchtland (nu), die Marschen (peli u), die Kanle (mer). Jeder Gau besa seine eigentmlichen Götter, heiligen Tiere, Feste, Priester und Statthalter (ha). Die Zahl der Nomen schwankte; es kamen auf Obergypten 22; ebensoviele rechnete man auf das Delta. Die Vereinigung von Ober- und Untergypten ging vom Sden aus. Wenigstens bezeichnet der gyptische Priester Manetho den ersten König des Gesamtreiches als Obergypter, als Thiniten (aus Thinis bei dem heiligen Abud, griechisch Abydos), und die Sage schreibt ihm die Grndung der ersten Hauptstadt Memphis (Man-nofer gute Wohnung) an der Gabelungs-stelle des Delta, des Schlssels von gypten", zu. Von der einst gewal-tigen Stadt der Lebenden sind kaum mehr Spuren vorhanden. Nur Trmmer-Hgel und die Pyramidenreihe der einftigen Totenstadt bei Kairo zeugen von der Vergangenheit. Bei den Drfern Karnak und Luksor liegen die Trmmer der zweiten Weltstadt gyptens, der Amon- Stadt Theben (T-ape), die spter als Memphis zur Bedeutung gelangte.
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gypten. Geschichte.
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Ein so frommer König wie Menes kann nur einen schnen Tod haben: er findet ihn durch ein Nilpferd, nach Priesterlehre ein Zeichen der Huld der Götter.
Des Menes Sohn Athotis oder Teta soll ein Buch der die Anatomie geschrieben, ein anderer Nachfolger die Verehrung des Stiers Apis von Memphis, des heiligsten Landesfetisches, in welchem man sich den Gott Ptah wohnen dachte, des Stiers Mneuphis zu Ann oder Heliopolis und des heiligen Bockes von Dedet oder Mendes im Deltaland eingefhrt haben. Wieder ein anderer vervollkommnete die Arzneikunst und lehrte mit behaltenen Steinen bauen. Frhe schon brach man den Kalkstein von Rufu (Turoau, Tura, Troja) bei Memphis, und nachdem man das nubische Gebiet oberhalb des Gebel Selseleh kolonisiert hatte, den dortigen Sandstein und im Kataraktengebiet von Syene den hrtesten Granit, den Syenit. Auf der dieser Grenzstadt gegenber liegenden Insel 'Ab, griechisch Elefantine, d. i. Elfenbeinstadt, brachten die Nubier die wertvolle Jagdbeute aus dem obern Nillande zu Markte. Seitdem Snefru, der erste König der 4. Dynastie, zugleich der erste, dessen Namen man auf Denkmlern begegnet, die Landbrcke zwischen gypten und Syrien berschritten und die Herrschaft gyptens der die sinaitische Halbinsel begrndet hatte, wurden auch die dortigen Kupferminen und Malachitgruben ausgebeutet. Den Malachit verwendete man zur Herstellung grner Farbe. Noch heute reden Bildwerke in den Felsenthlern von Wadi Maghara von den Feldzgen der gyptischen Könige gegen die Mentiu, die Raubhorden der Sinaihalbinsel. Machtflle der Herrscher und blhenden Wohlstand des Landes aber knden jene berggleichen Wahrzeichen gyptens, welche Snesrus Nachfolger Chufu (griechisch Cheops), Chafra (griechisch Chephren) und Menkaura (griechisch Mykerinos) sich in der Totenstadt (Nekropole) von Memphis, auf dem Wsten-Plateau bei dem Dorfe Gizeh, als Grabmler errichteten. Begngten sich die ltern Fürsten mit den als M a st a b a s (arabisch, Bauten) bezeichneten lnglichen Grabhgeln aus Stein, so bauten jene Könige der 4. und die der 5. Dynastie zum Schutze gegen Grabschndung die sogen. Pyramiden, die wahrscheinlich vom griechischen Pyramos, dem vierseitigen, spitz zulaufenden Opferkuchen aus Weizenmehl und Honig, ihren Namen haben. Um die drei groen Pyramiden befinden sich sechs kleinere, und zwar je drei am Fue der des Chufu und des Menkaura. Diese bargen wahrscheinlich Familienangehrige der beiden in den zwei grern beigesetzten Pharaonen. Was die griechische Sage von der Tyrannei Chufus und Chafras zu erzählen wei, beruht auf spterer Volksberlieferung und wird durch den Preis der Inschriften wider-legt. Sie haben zur Errichtung ihrer Grber und anderer Anlagen, wie eines Riesendammes und der zu den Pyramiden gehrigen Tempel, Frondienste von ihren Unterthanen, wahrscheinlich während der dreimonatlichen der-
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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
darum von dem Hasse und der Furcht der alten Bewohner des Landes zu leiden. Die nationale Abneigung derselben steigerte sich zum drckenden Joche, als ein neuer König aufstand, der von Joseph nichts wute. Da die Js-raeliten vornehmlich schwere Frondienste bei dem Bau der Städte Pithom und Ramses leisten muten, zog man den Schlu, da der Unterdrcker Ramses Ii. gewesen sei, was sich indes nicht sicher beweisen lt.
Der Druck entfremdete das Volk seiner 400jhrigen Heimat und machte es empfnglich fr den Ruf des Moses (d. i. der Herausgezogene und zu-gleich der Herausziehende, Rettende), der es auf Gottes Befehl nach Kanaan seiner hohen Bestimmung entgegenfhren sollte (ca. 1320). Wie Gott Männer, welche er zu groen Dingen ausersehen hat, wunderbar aus Gefahren errettet und den Lauf der Ereignisse zu ihren Gunsten lenkt, so leitete er auch das auserwhlte Volk durch Meer und Wste; denn es war sein Ratschlu, da durch Israel die Völker der Erde sollten gerettet werden. Am Berge Sinai, aus der Sdostseite der Gebirgsgruppe des biblischen Horeb (wohl zu unter-scheiden von dem Horeb der Christen, dem nrdlichen Teil des Sinai), gab er Israel die zehn Gebote. Die Erde erbebte, und die Decke des Himmels flammte in Blitzen, als Jahve sprach, der Allmchtige, das Bollwerk des Glaubens errichtend, das wie ein himmelanstrebendes Gebirge der das niedere Erdenleben emporragt und den menschlichen Sinn aus dem Dunstkreis des erwerb- und genuschtigen Alltagslebens zum Himmel erhebt.
Aber Israel hing, seines Berufes uneingedenk, doch an gypten; die wasserarmen Wsten und Steppen erregten seine Sehnsucht nach dem sen" Nil, Entbehrung und Not die nach den verlassenen Fleischtpfen. Die Unzufrie-denheit steigerte sich zu offener Auflehnung. Das verdorbene Volk bekehrte sich ebensowenig durch Gottes sichtbares Walten grndlich, als es sich durch die Strafen, welche die Frechsten hinwegrafften, zu unwandelbarem Gehorsam und Glauben bewegen lie. Als es in der Wste Pharan westlich vom Sinai lagerte, schickte Moses Kundschafter nach Kanaan, die bis Hebron kamen. Sie kehrten zurck und lobten das Land sehr, erfllten aber das Herz des Volkes durch ihre Schilderung der festen Städte und streitbaren Bewohner so mit Schrecken, da es nahe daran war, sich gegen Moses zu empren. Darum verurteilte Jahve alle Männer, die aus gypten ausgezogen waren, ausgenommen Josue und Caleb, welche die Wahrheit berichtet hatten, dazu, da sie in der Wste sterben und das verheiene Land nicht sehen sollten. Auch Moses berschritt nicht dessen Schwelle, sondern durfte es nur vom Gipfel des Berges Nebo aus schauen.
Erst nach 40 Jahren unter dem Heerfhrer Josue, dem Sohne Nuns, eroberte Israel, nachdem es schon unter Moses das Ostjordanland besetzt hatte, das Gelobte Land westlich des Jordan, welches den Kanaanitern
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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
I. Me orientalischen Wlker.
1. Die C h a m i t e n.
gypten.
A. Land und Wlk.
gypten (24sv/g0 n. Br.), so genannt von den Griechen nach dem Aigyptos, dem Nil, ist von dem brigen Afrika durch Felswnde und Wste geschieden, mit Asien nur durch die seit 1869 durchstochene de Landenge von Suez wie mittels einer natrlichen Brcke verbunden. Daher entwickelte es wie China eine eigenartige Kultur, die ihm schon vor mehr als zwei Jahr-taufenden den Charakter des Wunderlandes verlieh und es fast bis heute als Rtsel der Urwelt" erscheinen lie. In der Zone der Passatwinde liegend, entbehrt es ebenso wie die begrenzenden Wsten, die libysche im Westen und die arabische im Osten, der sonst diesen Breiten eignenden Regenperiode und ver-dankt somit Feuchtigkeit, urbaren Boden, seine Fruchtbarkeit einzig der mchtigen Lebensader des Nils, von dessen dunklem Ursprnge sein heiliger Name Hapi (gyptisch, der Verborgene?) und der fast sprichwrtliche Ausdruck der un-bekannten Nilquellen" zeugt. Erst in den letzten Jahrzehnten unseres Jahr-Hunderts hat khne Forschung die Herkunft des Stromes festgestellt. Er kommt als Weier Flu (Bahr el Abiad) aus dem groen Victoria-Nyanza, dessen Hauptzuflu, der Kagera (Ruvuvu), als seine Quelle an-gesehen werden kann. Diese entspringt auf den Mi sopi a M ev esi Mondbergen, die schon der alte Geograph Ptolemaios als das Quell-gebirge des Stromes angegeben hat. Der Bahr el Azrak, der Blaue Flu, fhrt dem Hauptstrom bei Chartum die Gewsser des Berglandes Habesch zu. Nachdem der vereinigte Strom sich durch das nubische Stufenland in ge-waltigem Bogen seinen Weg gebahnt, durchbricht er bei Assuan (dem alten Syene) mit Stromschnellen (Katarakten) von 11 km Lnge den letzten Granitfelsenriegel und tritt hier in gypten ein, eine 1522 km breite Thalflche, die von beiden Seiten durch Felsenwlle begrenzt wird. Beim Gebel Selseleh (Silsilis), gyptisch Chennut, wo sich das Thal nochmals ver-engt, geht der Sandstein in Kalk der. Etwa 155 km vom Meere entfernt biegen beide Felsenrcken nach Osten und Westen ab und erlauben dem Flusse (bei Kairo) die Ausbreitung in Mndungsarme. So entsteht ein angeschwemmtes Gebiet, welches die Griechen nach seiner Gestalt als Delta bezeichnet haben. Es ist ein Ausfllungsdelta wie bei der Donau. Die Stromlnge betrgt von Assuan bis zum Meere etwa 900 km; das gyptische Nilthal ist also etwa um ein Drittel lnger als das Rheinthal von Basel bis Rotterdam;
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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
(663609) den Handelsverkehr mit den Griechen begrndete. Er rumte ihnen zu beiden Seiten des pelusischen Mndungsarmes unterhalb der Stadt Bubastis Niederlassungen ein und vertraute ihnen damit den wichtigsten Posten der Militrgrenze. In Scharen strmte das erwerbslustige Volk nach gypten und bemchtigte sich mit den Phnikern beinahe der gesamten Aus- und Ein-suhr des Landes. Seitdem entstand die Zunft der Dolmetscher, die nicht blo den sprachlichen Verkehr zwischen den beiden Nationen vermittelten, sondern auch als Fremdenfhrer, Zwischenhndler und Makler dienten, aber weil sie mit dem als unrein" betrachteten Auslnder in stete Berhrung kamen, von dem strengglubigen gypter geringgeschtzt wurden gleich den verachteten Schweinehirten. In dem Mae, in welchem der Verkehr mit den Fremden stieg, wuchs auch die Abneigung gegen dieselben und die strenge Absonderung im Leben. So schloffen sich ja auch trotz Handels die Juden wie die Mohammedaner einst schroff von den Christen ab. Gott Set bte den dem Fremden bewiesenen Schutz mit seiner Entsetzung. Genauer als je beobachtete man die Vorschriften und Gebruche der Religion, durch die man sich von dem Nichtgypter schieb; strenger befolgte man die Sitte, namentlich in dem Priesterstand, den Beruf des Vaters zu ergreifen. Gtterwelt, Könige, Kunst, Sprache und Schrift der alten Zeit kamen wieder zu Ehren, und noch hher als ehedem verehrte man die Tiere, die sich die Götter zur Wohnuug ausgesucht, auer dem Serapis, d. i. Osiris-Apis, die Katzen und Krokodile, die Ibisse und Sperber. Unzufrieden der die Bevorzugung der neuen Sldner, wanderten die alten libyschen Krieger, wie die bertreibende Sage behauptet, 240000 Mann stark, nach dem altbefreundeten thiopien aus, wo sie an den Stammflssen des Nils eine zweite Heimat fanden. Da die gypter selbst dem typhonifchen Elemente" des groen Grn" wenig geneigt waren, schuf Psammetich aus Fremden eine Seemacht, um Syrien, die stliche Vor-mauet des Landes, auch zur See angreifen zu knnen. Aber erst nach 29jhrigem Kampfe brachte er durch Eroberung des starken Asdod (Azotos) im Philisterlande den Heer- und Handelsweg von Syrien und gypten in seine Hand. Als die Skythen (625) nach der Eroberung Vorderasiens auch auf gypten losgingen, bewog sie der König durch Geschenke und Unter-Handlungen zur Umkehr.
Psammetichs Nachfolger gingen auf dem eingeschlagenen Wege noch weiter. Mit Hilfe von Phnikern, Karern, Kilikern und Griechen baute sein Sohn Necho Ii. Flotten fr das Mittelmeer und das Rote Meer und versuchte die schon von Ramses Ii. begonnene Kanalverbindung zwischen dem Nil und dem Roten Meere (durch den Bittersee nach Suez) zu Ende zu führen, stand aber davon ab, durch ein Orakel gewarnt, und besorgt, das Nilthal knne durch das Rote Meer berschwemmt werden. Auf seinen Befehl unternahmen
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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
dschab), das im Norden Steppe, im Sden Wste ist, dann in das fruchtbare Alluvialland des Ganges, teilweise auch auf die Hochflchen des Dekhan vor. Die chamitischen Urbewohner der Drawidas verdrngten sie in andauernden Kmpfen, grndeten aber selbst nur kleinere Knigreiche. Eine eigentliche Geschichte haben sie nicht; denn die meisten Stmme besitzen keine schriftlichen Aufzeichnungen, sondern nur dunkle und vielfach verwirrte Sagen, die sich lange von Munde zu Munde fortpflanzten und erst spter in den heiligen Bchern der vier Veden (Veda Wissen) aufgezeichnet wurden; es sind religise Hymnen, in denen die lteste uns bekannte Gestaltung des Sanskrit sich findet (ca. 1500 v. Chr.). Die Zeit des Heldenkampfes um das Gangesland spiegelt sich wieder in dem Volksepos Maha-Bharata (d. i. der groe Kampf), das in zweireihigen Versen, sogen, ^loka, abgefat ist. Die sptern Kmpfe um den Sden Dekhans und Ceylon sind in dem Kunstgedichte Rmyana (d. i. Wandel des Rama) angeblich von einem Dichter Vlmiki geschildert.
Zur Zeit, da die Inder das Jndusland eroberten (bis ca. 1300), bewahrten sie noch ziemlich die einfachen Anschauungen der arischen Natur-religion; allmhlich gestaltete ihre berreiche Phantasie die ursprnglichen Götter mehr und mehr bis zu den sonderbarsten Zerrbildern. Neben dem allumfassenden Himmelsgott Varuna (Uranos) verehrten sie Mitra, den Gott des lichten Tages, und dm huldreichen Ahnen- und Familiengott Aryaman, Shne der ewigen Gttermutter Aditi, den Feuergott Agni (ignis), Jndra, den Fürsten des Luftbereichs, der mit dem Blitze die Wolken spaltet und den befruchten-den Regen sendet, seinen dmonischen Gegner Vritra oder Ahi (Schlange), ferner Sonne, Mond, Gestirne, Winde u. s. w., vor allem aber auch den gewaltigen Soma (iranisch Hemma, auch Madhu), den berauschenden Gtter-trank. Die flammenden Opfer, der labende Presaft erwerben den flehenden Menschen den Segen der Götter fr Herden und Fluren und Sieg der die Feinde.
Sobald die Kmpfe der Krieger (Kshatrija) gegen die Ureinwohner und unter sich ausgetobt hatten, erschlaffte die Kraft des Volkes unter dem Ein-flusse des glhenden Klimas und der ppigen Vegetation des Ganges-Tieflandes. In unthtiger Ruhe geriet das Volk ganz unter die Herrschaft der Priester, die alles Denken und Leben durch das Gesetzbuch des Manu in Fesseln schlugen und eine vllige Umgestaltung in den religisen und staatlichen Ver-Hltnissen herbeifhrten. Sie bildeten im Laufe der Zeit die Naturreligion zu einem auerordentlich zusammengesetzten spekulativen System um und teilten das Volk in vier streng gegeneinander abgeschlossene Stnde oder Kasten.
Aus der Gottesverehrung in Gebet und Opfer, brahman, dachten sie ein unpersnliches Urwesen, das alle Keime der Geister- und Krperwelt in
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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
B. Die Zranier.
a. Bevlkerung von Iran und Religion derselben.
Die Arier, welche sich in dem nach ihnen benannten Tafelland Aryana, Airyana (d. i. Iran) ausbreiteten, zerfielen in eine Menge von Stmmen. Wste und Sumpf (Hamun) scheiden die Hochebene in eine stliche und eine westliche Hlfte und hielten gewhnlich auch die Bewohner des Ostens und Westens politisch getrennt, so noch heute die Afghanen und Beludschen von den Persern. In dem jetzt von den Afghanen durchschweiften Lande Aracho-sien wohnten einst die Paktyer, westlich dem Hamun das Seevolk" der Drangen, nordwrts nach dem Flusse Herirud hin die Arier (Herat), von diesem westlich die Parther und am Sdufer des Kaspischen Meeres die Hyrkanier. Den Gebirgsabhang des Paropamisus und die fruchtbare Thal-ebene des Oxus hatten die Baktrer inne, an die sich nrdlich die Sogben schlssen (Sogdiana). Die Salzwste durchzogen Nomaben, von betten im Sden die Gebrosier hervortreten. Im norbwestlichen Gebirgslanbe saen die Meber, deren Hauptort Ekbatana (Hamadan) war, sdstlich von ihnen die Perser, beide in zahlreiche, teils sehafte teils nomadische Stmme zer-fallend. der die ltere Geschichte Irans fehlt jede zuverlssige Kunde. Sage ist, da in uralter Zeit Baktrien ein Reich gebildet habe, unter dessen König Vistaspa (Hystafpes) ca. 1000 v. Chr. (?) ein Zarathustra (Zo-roaster), d. i. Goldstern oder grter Liederdichter oder Oberpriester, die mazda-janische, d. h. den Ahura-Mazda verehrende Religion, berett letzte Bekenner die heutigen Parsett (Gebern) sittb, verkndet haben soll. Ost-Jran ist sicher die Heimat der auf dem urindogermanischen Lichtkult beruhenden Lehre, welche in dem Avefta (= Offenbarung) enthalten ist. Von der Erklrung (Zend) zu demselben hat man auch mibruchlich die Sprache benannt, in welcher dieses Gesetzbuch geschrieben ist. Das Avesta stammt in der auf uns gekommenen Form aus sehr spter Zeit, dem dritten nachchristlichen Jahrhundert, als Baktrien unter dem neupersischen Reiche der Sassaniden stand, und enthlt deshalb neben einigen Elementen der alten Lehre vieles, was die sptere philosophische Spekulation entwickelte. Der alt-arische Gegensatz der vergttlichten Naturkrfte ist umgestaltet zu einem solchen auf geistigem, zumal ethischem Gebiete. Laut dem Avesta war im Anbeginne ein ruhenbes Urwesen (Zeruaue Marens = die unbegrenzte Zeit). Aus ihm gingen zwei Gottheiten hervor: Ormuzd, nmlich Ah ura-Mazda, d. i. Herr Weiser, der schaffende, Weisheit gebende Geist, das reine Licht, und Ahriman, der bse Geist, Angra-Manju, der Arggesinnte, Verderbliche, die Finsternis jener der Gott der Wahrheit, des Lebens, der Ordnung; dieser-der Gott der Lge, des Todes, der Vernichtung. Ormuzd schuf die Welt, sowohl die der Geister als die der
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Die neuen (hellenistischen) Reiche: gypten.
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weil er seine Schwester zur Gattin nahm; diesem Ptolemos Iii. Euergetes, d. i. Wohlthter (246221). Die 100 Jahre der Regierung der ersten drei Ptolemer waren fr gypten glckliche. Das Land sah keinen Feind innerhalb seiner Grenzen; die Angriffe der Seleukiden wurden krftig zurck-gewiesen; denn das ungeheure Einkommen des Reiches erlaubte den Knigen den Unterhalt eines groen stehenden Heeres und einer starken Flotte. Unter den genuschtigen Nachfolgern zerfiel das Reich schnell und ward 30 v. Chr. eine rmische Provinz.
Ein unermelicher Reichtum strmte in der Glanzzeit der Ptolemer in Alexandria zusammen. Die Stadt ward der Sitz des Welthandels. Den Hauptstock der ca. 1 Million betragenden Bevlkerung (mit den Sklaven) bildeten die Griechen; ein eigenes Stadtviertel bewohnten die zum Teil depor-tierten Juden. Diese beiden Nationen trieben den groen Handel, da die eingeborenen gypter mehr Neigung zum Ackerbau hatten.
Mit dem innern Afrika bestand ein friedlicher Verkehr. Der Philadel-Phos erlangte von Rom die Erffnung der italischen Hfen fr die gypter und vollendete den von Necho angefangenen, von Darius I. wiederbegonnenen Kanal vom Nil der die Bitterseen nach dem Roten Meere. An letzterem wurden die Hafenpltze Myoshormos (Kosseir) und Berenike angelegt, wo ge-wohnlich die von Indien, dem sdlichen Arabien und der sdlichem Kste von Afrika kommenden Schiffe ihre Waren ausluden. Karawanen brachten diese nach Koptos am Nil, der Strom fhrte sie abwrts, in Alexandria nahmen sie die Seefahrer aus Griechenland, Italien u. s. w. in Empfang. Die von den Ptolemern an der afrikanischen Kste angelegten Hfen und Stationen reichten der Bab el-Mandeb und Kap Guardafui hinaus; von grter Bedeutung war Adule, der Hafen von Axum, der den Verkehr mit Habesch vermittelte und griechische Sprache und Kultur auch in diesen Gegenden verbreitete.
2. Alexandriens Bedeutung fr die Kultur.
Alexandria wurde durch die Ptolemer zugleich ein Hauptsitz der Ge-lehrsamkeit. Diese Herrscher grndeten groartige Bibliotheken im Museum und Serapeum, stellten eine Menge von Gelehrten an und statteten ihre Stiftungen reichlich aus. Hier trafen sich nun die Schler des Aristoteles, die hebrischen Rabbinen und die gyptischen Priester, und kein Teil konnte den Einflu des andern ganz von sich weisen. Die Hellenisierung der Juden zeigt sich in der bersetzung der Bibel des Alten Testamentes ins Griechische (sogen. Septuaginta) und in den Versuchen, Bibel und Philosophie in Ein-klang zu bringen. Dagegen finden sich kaum einige Spuren, da griechische Schriftsteller von dem Inhalte der ltesten Urkunde des Menschengeschlechtes
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