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1. Erdkunde - S. 177

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 177 — fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer, Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?. Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier. Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein- richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend, doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem Europäer zuin Vorbild dienen.

2. Erdkunde - S. 203

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 203 Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola, das große Gebiet südlich der Kongomündung. Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt) reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil seines Stromgebietes aus. (Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge- biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.) Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun, 3. Deutsch-Südwestafrika. Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa 100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang, ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch- ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er- zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.). Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.° östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen- gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt. Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun- gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr- artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an- gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.

3. Erdkunde - S. 207

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 207 Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch- Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland, und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind: Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika. Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen- bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein- artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.), Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.). Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich 6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.). Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill. E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein Wie Kamerun, so hat auch Deutsch-Ostafrika einen schmalen, stark bewässerten, fruchtbaren, aber ungesunden Küstenstrich, dem sich nach innen ein grasreiches, von Gebirgen durchzogenes Hoch- land anschließt. An der Nord- grenze erhebt sich die vulkauische p fruchtbar. Die Anpflanzung von Kaffee und Tabak verspricht guten Masse des Kilima-Ndscharo bis zu 6130 m. Das Gebiet ist vollständigen Mangel eines natür-

4. Erdkunde - S. 200

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 200 — zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr- man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils. Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter- lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis 20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm) ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen Bild 72. Pyramiden. erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro- dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un- gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen, zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.

5. Erdkunde - S. 202

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 202 — welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen- gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt- stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E. Marokko (812 009 qkm und 8 Millionen E.) ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver- waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt- stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee- bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz. West- und Südafrika. Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer- küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den Händen europäischer Mächte. Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu, 2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch- Kongo in Niederguinea. Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch- Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt. 1

6. Dichtung der Neuzeit - S. 20

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
20 Fünfte Periode, von 1560—1624. setzung eine ungemein schnelle und weite Verbreitung fand, und so wurde sie die allgemein geltende. Wie die Bibelübersetzung, so sind auch Luthers zahlreiche sonstige Lehr- und Streitschriften, welche letztere oft durch Leidenschaftlichkeit und Derb- heit auffallen, für die Hebung der Sprache von großer Wichtigkeit gewesen. Besonders bemerkenswert sind: „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung", „Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche", „An die Bürgermeister und Ratsherren aller Städte deutschen Landes, daß sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen", „Wider die aufrührerischen und mörderischen Bauern". Da in den dritten prosaischen Teil des Lesebuches ein Beispiel der Prosa Luthers sich minder passend einfügt, sei an dieser Stelle zum Nach- weis der Schärfe, Kraft, Fülle und Volkstümlichkeit feines Ausdrucks ab- gedruckt ein Auszug aus seinem Sendschreiben „An die Bürgermeister und Ratherrn aller Städte deutsches Landes, das sie christliche Schulen ausrichten und halten sollen" (1524). (Die Schulen in Deutschland sind in Verfall, und die Jugend wächst auf, ohne daß sich jemand um die Erziehung und den Unterricht derselben kümmert. Die Eltern versäumen ihre Pflicht teils aus Härte, teils aus Unwissenheit, teils aus Notdurft.) „Darumb wils hie dem Rat und der Oberfeit gebären, die allergrösseste sorge und vleis aufs junge Volk zu haben. Denn weil der ganzen Stad gut, ehre, leib und leben jnen zu tremer Hand befolhen ist, so theten sie nit redlich für Gott und der Welt, wo sie der Stad gedeien und besserung nit suchten mit allem Vermögen tag und nacht. Nu ligt einer Stad gedeien nit allein darin, das man grosse Schetze samle, feste Mauren, schöne Heuser, viel Büchsen und Harnisch zeuge1 — ja wo des viel ist und tolle Narren drüber kamen, ist so viel beste erger und beste grösser schade derselben Stad — sondern das ist einer Stad bestes und aller reichest gedeien, heil und kraft, das sie viel feiner, gelerter, ver- nünftiger, erbar2, wol gezogener Bürger hat; die füllen3 darnach wol Schetze und alles Gut samlen, halten und recht brauchen. . . . Weil denn eine Stad sol und mus Leute haben und allenthalben der grösste gebreche, Mangel und klage ist, das an Leuten feile ft so mus man nit harren, bis sie selbs wachsen; man wird sie auch weder aus steinen hawen noch aus holz schnitzen; so wird Gott nit Wunder tun, so lange man der Sache durch ander seine dargetan Güter gerahten3 kan. Darumb müssen wir dazu tun und mühe und koste daran wenden, sie selbs erzihen und machen. Denn wes ist die schuld, das es jtzt in allen Stedten so dünne sitzet3 5 von geschickten Leuten, on7 der Ober- 1 erzeuge, schaffe. 2 ehrbarer. 3 können. 4 fehle. 5 entraten, entbehren. 6 aussieht. 7 als allein.

7. Dichtung der Neuzeit - S. 29

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
A. Poesie. 29 •i ; - ■}} -k*Xi... ‘jj stein (1636—1683), begnügen sich aber nicht mit diesem Haschen nach der Lieblichkeit des Ausdrucks, sondern sie schlagen nicht selten einen leicht- fertigen, ja frivolen Ton an. In einem Gegensatze zu dieser den ästhetischen und den moralischen Verfall der Poesie herbeiführenden Unnatur der zweiten schlesischen Schule stehen durch Streben nach Einfachheit und Wahrheit Christian Günther, Christian Weise und Barthold Heinrich Brockes. Christian Günther (1695—1723) ist ein trefflicher Lyriker voll tiefer Empfindung, gleichsam ein Vorbote der modernen deutschen Lyrik. Einzelne seiner Lieder sind Zierden der Poesie jener Zeit. Abcndtied. (Abgekürzt.) „Abermals ein Teil vom Jahre, Abermals ein Tag vollbracht! Abermals ein Brett zur Bahre Und ein Schritt zur Gruft gemacht. Also nähert sich die Zeit Nach und nach der Ewigkeit, Also müssen wir aus Erden Zu dem Tode reifer werden. Treuer Vater, deine Güte Heißet überschwenglich groß. Drum erquicke mein Gemüte, Sprich mich ledig, frei und los! Gib der Buße stets Gehör! Denn dein Knecht verspricht nunmehr, Dein Gesetze, deinen Willen Nach Vermögen zu erfüllen. Das Verdienst der vielen Wunden, Die mein Heiland scharf gefühlt. Hat in seinen Todesstunden Deine Zornglut abgekühlt. Schweig, wenn dieses Lösegeld Meiner Schuld die Wage hält, Und beschicke mich im Schlase Durch kein Aufgebot der Strafe. Laß mich an der Brust erwärmen, Die am Kreuze nackend hing! Wiege mich in dessen Armen, Der den Schächer noch umfing! Stelle mir der Engel Chor Ais die beste Schildwacht vor! Satan möchte sonst ein Schrecken In der Finsternis erwecken. Gute Nacht, ihr eitlen Sorgen! Ich begehre meiner Ruhz Jesus schließet bis auf morgen Auge, Tür und Kammer zu. Sanftes Lager, sei gegrüßt. Weil du dessen Vorbild bist. Das ich dermaleinst im Grabe Sicher zu erwarten habe." Leider verkam der begabte Dichter frühzeitig durch Leichtsinn und Zügel- losigkeit. Dem entsprechend urteilt auch Goethe über ihn: „Günther besaß alles, was dazu gehört, im Leben ein zweites Leben durch Poesie hervor- zubringen; aber er wußte sich nicht zu zähmen, und so zerrann ihm sein Leben wie sein Dichten." Christian Weise (1642—1708) ist ein fruchtbarer Dramatiker, der über 100 Dramen, namentlich Schulkomödien, schrieb, bei seinem

8. Dichtung der Neuzeit - S. 82

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
82 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. hervorriefen, so hatten sie doch Bedeutung für die Kräftigung des lange Zeit verkümmerten, fast erstorbenen Nationalgefühls. Wieland (1733—1813). 8 18. I. Wielands Leben. Einen schroffen Gegensatz zudem christlichen und deutschen Klopstock bildet der freigeistige und französisierende Wieland. Christoph Martin Wieland wurde als Sohn eines evangelischen Pfarrers in Oberholzheim bei Biberach am 5. September 1733 geboren. Im elterlichen Hause streng erzogen und in dem pietistisch geleiteten Gym- nasium Kloster Berge bei Magdeburg in derselben frommsinnigen Richtung weitergebildet, bezog er im Alter von 17 Jahren die Universität Tübingen, wo er religiöse und patriotische Stoffe in Nachahmung Klopstocks dichterisch behandelte. Diese Richtung vermittelte ihm die Bekanntschaft mit Bodmer, der ihn 1752 zu sich nach Zürich einlud. Der Verkehr mit Bodmer steigerte noch seine religiöse Gefühlsschwärmerei, bis dieselbe bald darauf, namentlich seitdem er im Jahre 1760 in Biberach als Kanzlei- direktor angestellt war, in eine glaubenslose und sinnliche Richtung umschlug. Seine Bekanntschaft mit der freigeistigen Literatur der fran- zösischen Enzyklopädisten (Rousseau, Voltaire, Diderot, d'alembert), sowie sein häufiger Verkehr mit dem kurmainzischen Minister, Grafen Stadion, der ihn in das geistreiche und interessante, aber glaubenslose und lüsterne Leben der höheren Stände einführte, vollendete in ihm den Umschwung, so daß er, aus einem überfrommen Schwärmer ein Weltkind geworden, in dem verfeinerten Sinnengenuß das Ideal des Lebens erkennt und demgemäß auch in seinen Schriften demselben in ver- führerisch glatter Darstellung seine Feder leiht. Als Professor der Philosophie, Ästhetik und Literatur an der Uni- versität Erfurt tätig, wurde er auf Grund eines didaktischen Romans „Der goldene Spiegel oder die Könige von Scheschian", in welchem er seine Ansichten über Staatsformen und Politik im Gewände einer morgen- ländischen Erzählung behandelte, im Jahre 1772 von der Herzogin-Witwe Amalie von Sachsen-Weimar als Erzieher ihrer Söhne, namentlich des Erbprinzen Karl August, des späteren Kunstmäcens und des Freundes von Goethe, nach Weimar berufen, wo er in freundlichem Verkehr mit Goethe, Herder und Schiller sich wieder einer ernsteren Dichtung zu- wandte und seine nach Inhalt und Form hervorragendsten Werke schrieb. Er starb am 20. Januar 1813 auf seinem Gute bei Weimar.

9. Dichtung der Neuzeit - S. 35

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
' /'3 Mäßigkeit und Natürlichkeit die Haupteigenschaften einer guten Dichtung. Er fand dieselben am besten dargestellt in den Erzeugnissen der französischen Dichter zur Zeit Ludwigs Xiv. (namentlich Corneille, gest. 1684; Racine, gest. 1699; Moliere, gest. 1673). Gegen seine Prinzipien traten auf die beiden Züricher Professoren Jakob Bodmeia (1698—1783) und Jaksb Breitinger (1701 bis 1776). Sie machten die Ansicht geltend, daß die Poesie, welche sie auf Grund des Ausspruches des Horaz: ut pietura poesis (Ars poetica 361) als redende Malerei bezeichneten, nicht ein Erzeugnis des nüchternen Verstandes, der verständigen Regel sei, sondern das Produkt lebendiger Phantasie, das Produkt des Herzens und des Gemütes. Sie fanden die mustergültigen Vorbilder nicht in den formgerechten Dichtungen der Franzosen, sondern in den phantasievollen Werken der Engländer, namentlich in Miltons (1608—1674) „Verlorenem Paradies", welches den durch den ersten Sündenfall verschuldeten Verlust des beglückenden Paradieses mit lebhaftester Phantasie schildert unter dem Eindrucke des Gedankens, daß das Erdenleben Befriedigung nicht zu bieten vermöge. Der infolge des Gegensatzes dieser Prinzipien sich entwickelnde hart- näckige Kampf bereitete dem in seiner Einseitigkeit und Selbstüberhebung alle Talente niederhaltenden Gottsched und seinen Leipziger Freunden eine volle Niederlage. Diese ließ sogar seine großen Verdienste um die Literatur vergessen, indem er gegen das unwürdige Possenspiel mit seinem rohen Hanswurst auf der Bühne* 2 eingeschritten war, indem er die übermäßig vorwaltende Oper, die nicht in der Dichtung, sondern in Musik, Tanz, Szenerie und Frivolität ihre Stärke fand, eingeschränkt, indem er durch sein Handlexikon der schönen Wissenschaften und freien Künste ein Werk reich an Kenntnissen und Belehrung geschrieben, indem er sich nicht geringe Verdienste durch seine Schriften: „Vernünftige Rede- kunst" und „Deutsche Sprachkunst" um Reinigung und Ausbildung ' Bodmer ist für die Literatur nicht allein dadurch wichtig, daß er dem richtigen Begriffe wahrer Poesie Eingang verschaffte, sondern auch dadurch, daß er zuerst die alten Schätze der mittelhochdeutschen Dichtung gewissermaßen wieder ent- deckte und durch die Herausgabe der „Minnesänger", des „Parzival" und des völlig vergessenen „Nibelungenliedes" den Sinn für vaterländische Dichtung belebte und das Nationalbewußtsein hob. 2 Die Possenspiele, in denen der Hanswurst die Hauptrolle spielte, und ihr Gegensatz die „Haupt- und Staatsaktionen", Trauerspiele voll grauen- hafter Mordszenen, waren durch „englische Komödianten" gegen Ende des 16. Jahrhunderts eingeführt.

10. Dichtung der Neuzeit - S. 86

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
86 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Wie wird ihm, da er sie erblickt! „Sie ist's! sie ist's!" ruft er und läßt entzückt Den blutigen Stahl und seinen Turban fallen Und wird von ihr erkannt, wie seine Locken wallen. Obwohl Wieland den übrigen Dichterheroen seiner Zeit bedeutend nachsteht und die meisten seiner Werke wegen ihres leichtfertigen Inhaltes verdienter Vergessenheit anheimgefallen sind, so hat er dennoch um die Literatur Verdienste, die der Anerkennung würdig sind: 1. Er machte die durch Klopstock schwülstig, oft dunkel und schwer- fällig gewordene Sprache wieder schlicht, durchsichtig und gefällig. 2. Er setzte den von Klopstock verschmähten Reim wieder in sein altes Recht ein. 3. Er führte der Poesie neue Stoffe zu, eröffnete ihr nament- lich das Gebiet der Romantik. 4. Er gewann durch seine oft mit feinem Witz und gemütvollem Humor gewürzten Werke die vornehme Welt, die bislang fast ausschließlich der französischen Literatur zugewandt gewesen war, für die deutsche Dichtung. 8 20. Der Göttinger Dichter- oder Hainbund. Einen scharfen Gegensatz zu Wieland bildeten poetisch begeisterte Jünglinge, welche in der Universitätsstadt Göttin gen einen Bund schlossen, um in Nacheiferung Klopstocks, ihres schwärmerisch ver- ehrten Vorbildes, die deutsche Dichtkunst wieder zu Ehren zu bringen, Liebe zur Natur und zum Vaterlande zu entflammen, für Religion zu begeistern und Tugend zu verbreiten. Es war am 12. September 1772, als sie auf einem Abendspaziergange „in einem kleinen Eichengrund Mond und Sterne zu Zeugen ihres Bundes riefen und einander ewige Freundschaft versprachen". Der Bund wurde bald der Göttinger Hainbund ge- nannt, sei es, daß derselbe in einem Eichenhaine gestiftet war, sei es, daß man nach Klopstocks Vorgänge (Ode „Der Hügel und der Hain") mit dem Namen Hain die vaterländische Dichtung, das Ziel des Strebens der jungen Dichter, bezeichnen wollte. Die Richtung Klopstocks war auch die ihrige: gleich ihm schwärmten sie in jugendlicher Begeisterung für Frei- heit und Vaterland, für Natur, für Tugend und Freundschaft, gleich ihm förderten sie die Ausbildung der antiken Versmaße. Ihr gemeinsames Organ war der zu Göttingen herausgegebene „Musen- almanach", welcher die Mitglieder auch später noch in etwa geistig zu- sammenhielt , nachdem der Bund mit seinem Jugendrausch längst zer- sprengt war.
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