362
Dieses große, schöne und mit den köstlichsten Produkten ausge-
stattete Land gehört zum großen Theil den Engländern. Das bri-
tische Ostindien hat zur Hauptstadt Calcutta am Ganges. Unab-
hängig von englischer Herrschaft sind die Länder der kriegerischen
Seiks und das Land Nepal am Himalapa, und der Staat der
Mäh rat ten. Hinterindien wird von eigenen unumschränkten Für-
sten regiert. Auf beiden Halbinseln haben Franzosen, Portugiesen,
Dänen und Holländer Besitzungen.
Afrika.
69. Afrika umfaßt 550,000 Q. M. mit 100 Mill. Menschen
und ist eine große, vom mittelländischen, atlantischen und indischen
Meere umflossene Halbinsel, welche durch die Landenge von Suez
mit Asien zusammenhängt. Das Meer macht keine Einschnitte in's
Land. Zwischen dem Tieflande des Nordens und dem Hochlande
des Südens findet theils wegen der wenigen Flüssen und den zahl-
reichen Sandwüsten, theils aber auch wegen des sehr heißen Klima's
keine Verbindung statt. Daher kommt es, daß Afrika der unbekann-
teste und unbebauteste unter allen Erdtheilen ist.
70. Der Boden dieses Erdtheils ist in bewässerten Thälern
äußerst fruchtbar und liefert die größten und gewürzreichsten Pflan-
zen, majestätische Palmenarten, den Butterbaum mit seinem wohl-
schmeckenden Fett, den Baobab, dessen Stamm oft 80 Fuß im
Umfange hat, den Affenbrodbaum, Gummibaum, Färbehölzer, die
brennendsten Gewürze und Getreide in erstaunlicher Menge. Die in
Afrika lebenden Thiere zeichnen sich meistens durch Größe, Muth
und Raubsucht aus. So der Elephant, daö Flußpferd, das Rhino-
ceros, der Strauß, das Crocodil, die Hyäne, der Löwe, die Schlan-
gen; die Giraffe, das Zebra, das Gnu werden nur in diesem Erd-
theile angetroffen.
71. Die zahlreichsten Bewohner Afrika's sind die Neger. Sie
haben eine schwarze Hautfarbe, hochrothe, aufgeworfene Lippen,
eine platt gedrückte und aufgestülpte Nase, weit abstehende Backen-
knochen und Kmnladen, flache und zurückgedrängte Stirne, schwarze,
krause, wollenartige Haare. In ihrer Geistesbildung, in Religion,
Kunst und Wissenschaft stehen diese Neger noch sehr tief. Mit
ihnen verwandt sind die Kaffern und Hottentotten, welche den
afrikanischen Süden bewohnen. An den Küsten des Mittelmeeres
wohnen Völker kaukasischen Stammes, Araber, Berben und Türken.
Dieser Erdtheil wird in Nord-, Mittel- und Südafrika eingetheilt.
72. Zu Nordafrika gehören: 1. Aegypten, ein frucht-
bares, vom Nil durchflossenes Flachland, wird von einem türkischen
Pascha regiert. Bemerkenswerth ist die Hauptstadt Kairo am
Nil und die Handelsstadt Alerandria. — 2. Die Berberei
umfaßt das vom Atlasgebirg durchzogene Küstenland von Aegypten
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Calcutta Nepal Himalapa Afrika Afrika Suez Afrika Affenbrodbaum Afrika Nordafrika Kairo Handelsstadt_Alerandria
179
24. Die Wüsten Afrikas.
Einen schönen und ernsten Anblick gewähren die Ebenen
im Innern von Afrika. Gleich der weiten Fläche des stillen
Oceans hat man sie erst in neuern Zeiten zu durchforschen ge-
sucht. Kein Thau, kein Regen benetzt diese öden Flächen
und entwickelt im glühenden Schoos der Erde den Keim des
Pflanzenlebens. Denn heisse Luftsäulen steigen überall auswärts,
lösen die Dünste und verscheuchen das vorübereilende Gewölk.
Heerden von Gazellen, schnellfüssige Strausse, dürstende Pan-
therthiere und Löwen durchirren in ungleichem Kampfe den
unermesslichen Raum. Rechnet man ab die im Sandmeere un-
entdeckten Gruppen quellenreicher Inseln , an deren grünenden
Ufer die nomadischen Volksstämme schwärmen ; so ist der übrige
Theil der afrikanischen Wüste als den Menschen unbewohnbar zu
betrachten. Auch wagen die angränzenden gebildeten Völker sie
nur zu gewissen Zeiten zu betreten. Auf Wegen, die der Handels-
verkehr seit Jahrtausenden unwandelbar bestimmt hat, geht der
lange Zug von Taffilet bis Timbuctu, oder von Fezzan bis Darfur;
kühne Unternehmungen, deren Möglichkeit auf dem Dasein des
Kameels beruht, des Schiffes der Wüste, wie es die alten Sagen
der Ostwelt nennen. Humboldt.
25. Die Sieger.
An der Westküste von Afrika und weiter hinein in dem
Inneren dieses Erdtheils wohnen Menschen, ganz schwarz vor
Hautfarbe, die gar sonderbar absticht gegen ihre hochrothen,
aufgeworfenen Lippen. Der Rau ihres Kopfes hat viele Eigen-
thümlichkeiten, wodurch er sich von andern Menschenstämmen
unterscheidet. Die Nase ist platt gedrückt und aufgestülpt, die
Rackenknochen und die Kinnladen stehen sehr weit vor, die
Stirne hingegen ist flach und zurückgedrängt, das Haar aber
schwarz und krauss, wie starke Wolle. In ihrer Geistesbildung
stehen diese Neger grösstenteils noch sehr tief. Ihre Religiös
ist ein Gewebe des sinnlosesten Aberglaubens. Sie leben mei-
tentheils nur in Hütten und Höhlen , und von Künsten und Ge-
schicklichkeiten wissen sie nur wenig. Aber dennoch sind sie
glücklich und zufrieden in ihren Thälern, an ihren Flüssen,
wenn sie nur nicht gestört werden. Sie brauchen wenig, und
was sie brauchen, gibt ihnen die Natur und lässt sie keine Notfa
leiden. Da zimmern sie sich Kähne aus starken Baumstämmen^
befahren damit die Flüsse, holen sich Fische zur Nahrung, und
Korallen , Perlen und Muscheln zum Putz für ihre Frauen und
zum Tausch im Handel anstatt unseres Geldes. Oder sie geheia
mit Pfeil und Bogen auf die Jagd, erlegen ein Wild für de»
Hausbedarf und daheim sitzt das Weib, besorgt das Haus und
verfertigt Kleider und Putz für die Familie.
12*
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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363
bis zum atlantischen Meer und begreift folgende Staaten: Tripolis
mit der gleichnamigen Hauptstadt, unter einem türkischen Pascha.
Tunis mit der gleichnamigen Hauptstadt, in deren Nähe die Ruinen
von Karthago sind, unter einem türkischen Bey. Algier mit der
gleichnamigen Hauptstadt, seit 1830 französische Besitzung. Das
Kaiserthum Marocco mit der Hauptstadt Marocco, von einem
Sultan beherrscht. Südlich von der Berberei breitet sich das Dat-
telland aus. — 3. Die Wüstesahara (Sachära), deren östlicher
Theil die lybische Wüste heißt, ist ein Meer von Flugsand, das 1300
Meilen in der Länge und 200 Meilen in der Breite hat. In dieser
schauerlichen Sandwüste trifft man einige mit Gras und Bäumen
bewachsene Landstriche an, welche man Oasen nennt. — Zu Nord-
afrika rechnet man die den Spaniern gehörigen kanarischen In-
seln und die portugiesischen Inseln Madeira, Portosanto und die
Azoren.
73. Zu Mittelafrika gehören: 1. Senegambien, ein
zwischen den Flüssen Senegal und Gambia liegendes Küstenland
am atlantischen Meere, von Mauren und Negern bewohnt. 2. Ni-
gritien (Negerland, Sudan), vom Niger durchflossen, gleichsam
eine über 1000 Fuß hohe Schwelle zwischen der afrikanischen Wüste
und dem gegen Süden aufsteigenden Hoch-Afrika. Es zerfällt in
mehrere von Negerfürsten beherrschte Länder. 3. Oberguinea
geht von Senegambien bis zum Cap Lopez und wird von Neger-
fürsten beherrscht, welche den schmachvollen Sklavenhandel treiben.
4. Nubien, südlich von Aegypten, wird vom Nil durchflossen
und von mehreren arabischen Fürsten beherrscht. 5. Habessinien,
ein sehr fruchtbares Alpenland mit den Nilquellen, wird von Chri-
sten arabischen Ursprunges bewohnt und bildet ein eigenes König-
reich. 6. Die Küstenländer Adel und Ajan sind sandige und
heiße Landstriche und werden von Arabern und Negerfürsten be-
herrscht. — Zu Mutelafrika rechnet man auch die Inseln des grü-
nen Vorgebirges, welche den Portugiesen gehören.
74. Südafrika, ein ungeheueres Hochland, ist nur an den
Küsten bekannt. Dazu rechnet man: 1. Niederguinea, ein
Küstenland vom Cap Lopez bis zum Cap Negro, wird von Portu-
giesen beherrscht, die auch das Christenthum hier eingeführt haben.
2. Kapland, die Südspitze Akrika's mit dem Vorgebirg der guten
Hoffnung und der wichtigen Seestadt Capstadt gehört den Eng-
ländern. 3. Die niedrigen, sandigen Ostküstenländer mit
vielen portugiesischen Niederlassungen. 4. Das innere Süd-
afrika, ein unbekanntes, ungeheueres Hochland, von wilden Men-
schen und den fürchterlichsten Raubthieren bewohnt.
Zu. Südafrika gehören die große Insel Madagaskar, die In-
sel Mauritius, englisch, die Insel Bourbon, französisch, und die
Insel Ascension, portugiesisch.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
- 120. -
ein kleiner Baum; denn sie wird gegen 12 Fuß hoch, wenn sie nicht beschnitten
wird. Man verhindert dies aber durch das Köpfen und zieht sie in der Größe eines
Strauchs, wie den Rosenstock. Die weiße Blüthe hat einige Aehnlichkeit mit
der wilden Rose, ist aber ohne Geruch. Ihr folgt eine runde Frucht von der
Größe einer Schlehe, welche aus zwei bis drei an einander gewachsenen Kapseln
besteht ; jede derselben schließt einen Kern in sich, woraus die Chinesen ein Oel
presicn. Auf das Einsammeln der Blätter kcünmt sehr viel an, sowohl hinsicht-
lich der Zeit, als auch der Methode. Die erste Aernte, zu Ende Februar, wenn
die Blätter noch nicht ganz entfaltet sind, gibt den besten, den sogenannten
Kaiserthee. Die zweite Aernte im April, wo die etwas größern Blätter mit
ganz kleinen vermischt sind, ist geringer an Werth, und die dritte reichste Aernte
im Mai gibt die gewöhnliche Sorte. Zum Einsammeln werden eigene Leute
gedungen; denn es liegt sehr viel an der Wahl der Blätter und an der Ge-
nauigkeit und Reinlichkeit im Pflücken. Diese Leute dürfen daher auch, wenig-
stens bei den beiden ersten Aernten, nur mit Handschuhen die Blätter abbrechen,
und die, welche ausschließlich für den kaiserlichen Hof sammeln, müsieu sich so-
gar einige Wochen zuvor der Fleischspeisen enthalten, weil sonst der Athem
den Blättern nachtheilig sein soll. Gleich nach dem Abpflücken werden die
Blätter auf Eisenblechen geröstet und dabei öfters gewendet, sodann auf Bin-
senmatten ausgebreitet und mit flachen Händen gerollt und endlich in zinnerne
Kapseln eingeschlossen, damit ihnen die Luft Nichts von ihrer Güte nimmt.
Auch beim Einpacken und Versenden kommt Alles darauf an, daß die Luft
nicht zum Thee eindringen und sein feiner Geruch und dessen belebende Kraft
nicht verfliegen kann. Nichts desto weniger raubt die Seeluft und die ihr an-
hangende Feuchtigkeit dem Thee einen großen Theil dieser Vorzüge. Der soge-
nannte Karavanenthee, der über Kiachta aus China ausgeführt und von den
Russen über Land nach Europa gebracht wird, steht deßhalb nicht ohne Grund
in so hohem Preise. Der sogenannte Paraguaythee besteht aus den Blättern
eines dem Apfelbaume an Größe gleichkommenden Baumes in Paraguay und
bildet in Südamerika einen wichtigen Handelsartikel. Er wird auf Maulthieren
in Schläuchen versendet, und Peru erhält davon jährlich an 2'/2 Million
Pfund zum eigenen Verbrauche. Dieser Thee kommt aber nicht nach Europa,
weil er auf der Seereise sehr bald Geruch und Geschniack, mithin seine Wirk-
samkeit verliert.
7. Das Zuckerrohr.
Das Zuckerrohr wächs't in Asien, Afrika und Sicilien wild und wurde
von letzterem Lande nach Westindien gebracht. Nack der Verschiedenheit des
Bodens wird es 8 — 10 Fuß hoch und zwei Zoll dick. Es treibt, wie unser
Teichrohr, einen knotigen Halm mit bandförmigen Blättern und einem schnee-
weißen Blüthenbüschel. Der Halm ist durch und durch mit einem weißen, saf-
tigen und süßen Mark angefüllt, Das durch Schnittlinge fortgepflanzte Rohr
,
^ && fc .. 1-Ki % '' ‘
253
0
jüdischen, christlichen und muhamedanischen. Hier wurden die ältesten und
wichtigsten Erfindungen gemacht: das Eisen zu schmieden, die Schreibkunst,
die Glas- und Papierfabrikation. Von Asien aus erhielten wir Aepfel, Bir-
nen, Kirschen, Nüsse u. s. w., so wie wir jetzt noch Baumwolle, Spezereien,
die edelsten Gewürze und noch so viel Anderes von daher bekommen. Hier
standen einst die ältesten und berühmtesten Reiche und die blühendsten Staaten.
Aber die Pracht und Herrlichkeit alter Zeit find längst verfallen, und nur
Trümmer davon sind noch übrig.
25. Ar abi eii.
Die arabische Halbinsel, ungefähr viermal so groß, als Frankreich, wird
durch den Wendekreis des Krebses in zwei Theile getheilt. Nur wenig Bäche
oder Quellen tränken das lechzende Land, desien öde Sandflächen von einer
glühenden Sonne versengt werden. Der mittlere Theil ist ein Tafelland von
mäßiger, aber doch vielleicht bis zu 7000 Fuß gehender Erhöhung. Südlich
vom Wendekreise ist das Land ein fast endloser Ocean von Flugsand, der^ der
Sturm in Wolken fortführt, und der selbst von den nomadischen Beduinen ge-
fürchtet wird. Nur nach weiten Zwischenräumen laben bisweilen länge,
schmale Bodensenkungen das Auge durch ihr Gebüsch und ihren Rasen. Wei-
ter gegen Norden durchziehen Hügel und Berge die Halbinsel, zwischen denen
angebaute und schöne Thäler mit Dattelhainen und duftigen Sträuchern und
Kräutern sich ausbreiten. Wo die Hochebene in Berg- und Hügelreihen nach
der syrischen Wüste abfällt, gewinnt noch einmal das öde Ansehen die Ober-
hand, und eine flache, sandige, 6 bis 20 Meilen breite Küste zieht sich von
den Mündungen des Euphrat bis an die Landenge von Suez.
In der Provinz Oman, vor dem Eingänge des persischen Meer-
busens, treten die Hügel nahe an das Gestade, und zwischen den wasser-
armen, sonnenverbrannten Höhenzügen bergen sich einzelne fruchtbare Thäler,
die zu Zeiten kleine Flüsse durchrieseln. Hier ist der Boden angebaut und mit
Graswuchs bedeckt, und weiter nich Süden tritt eine Reihe von Oasen aus,
die von unterirdischen Quellen genährt werden und gute Früchte erzeugen.
Die südliche Küste ist fast noch gänzlich unbekannt. Im südlichsten Theile, nach
der Provinz Jemen oder dem glücklichen Arabien, ist es wieder bekannter, wo
Bergketten an der Küste hinstreifen, an vielen Stelle n in's Meer hinausragen
und zuweilen schöne Häfen bilden, wie den von Aden. Zwischen den Höhen
befinden sich Städte und Dörfer, Baumwollenpflanzungen, Dattelhaine und
Ackerland. Die Küsten des indischen Oceans und die Straße Babel Man-
d e b, die Pforte der Thränen, besäumen hohe Klippen.
Das glückliche Arabien ist der einzige Theil dieses Landes, desien Flüsie,
obschon sie klein sind, doch niemals ganz austrocknen. Hier tritt auch das
Gebirge weit zurück, und der fruchtbare Boden zieht sich tief landeinwärts
und trägt Getreide, Futterkräuter, Kasiee, wohlriechende Pflanzen und Gummi-
*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Suez Oman Kasiee
254
bäume. Hier liegt auch die Kaffeestadt Mokka. Das fruchtbare Land setzt sich
noch eine beträchtliche Strecke an der Küste des rothen Meeres entlang
fort. Allmählig aber tritt der Wüstencharakter wieder mehr und mehr hervor,
bis am Ende die Hügel und Zwischenterrassen, auf welchen die heiligen Städte
der Muhamedaner, Mekka und Medina, stehen, da, wo sie nicht unmittel-
bar von Quellen bewässert werden, ganz unfruchtbare Einöden sind. Mit
brennendem Sande beladen, streicht der Südwind über diese versengten Gegen-
den hin. Im Norden umgürten Berge die Hochebene, und die Halbinsel zwi-
schen den Meerbusen von Akabah und Suez wird von den Berggruppen
des Sinai und Horeb ausgefüllt. Die Gruppe des Sinai ist reich an
Quellen und frischem Grüne und der Sinai selbst ist von hohen, im Winter
mit Schnee bedeckten Bergen umgeben. An ihrem nördlichen Ende liegt die
15 Meilen lange und 6 Meilen breite Wüste, welche die Israeliten 40 Jahre
lang bewohnten. Sie ist mit langen Reihen hoher, unfreundlicher Felsen be-
deckt, die in tiefe Klüfte zerborsten sind. Wunderschön ist die Reise vom Sinai
nach Akabah durch das Thal des Lenzes; aber die Gegend von Petra selbst
ist ein grauenhaftes Gewirr schwarzer und brauner Berge. Sie besteht in
einem beträchtlichen, von Felsen eingeschlossenen Becken mit Klüften und Eng-
pässen in den Abgründen. Die Hauptstraße ist ziemlich eine Stunde lang zwi-
schen senkrechten 100—700 Fuß hohen Felsen eingeklemmt, die oben so nahe
zusammentreten, daß nur ein schmaler Streifen Himmel oben noch durchschei-
nen kann. Mitten durch die Straße läuft ein Wasser, das einst ein ansehn-
licher, reißender Fluß gewesen sein muß, und die steilen Felsen sind in tau-
sende von ehemals bewohnten Höhlungen ausgearbeitet. Wafferleitungen,
Cisternen, Stufenwege, Theater und Tempel bilden wunderbare Denkmäler
des Alterthums. Das ganze steinige Arabien, das Edom der heiligen
.Schrift, bietet einen Anblick der abschreckendsten Oede dar.
26. Jerusalem.
In vormaliger Zeit galt Jerusalem für eine der schönsten Städte des
Morgenlandes. Schon als Abraham lebte, war der Ort berühmt und hatte
damals den Namen Salem (d. b. Frieden); nachdem David die Stadt den
Jebusiten abgenommen, nannte dieser sie Jerusalem (d. h. Angesicht des Frie-
dens). Er machte dasselbe zur königlichen Residenz und zur Städte des allge-
meinen Gottesdienstes, indem er die Bundeslade dahin versetzte. Seitdem
ward Jerusalem auch die heilige Stadt genannt. Es lag aus einem Gebirge,
zu welchem man sechs Stunden weit fortwährend Hinansteigen mußte, weß-
halb in dem alten, wie neuen Testamente auch immer von einem Hinaufgehen
gen und Hinabsteigen von Jerusalem gesprochen wird.
Die Stadt breitete sich nach und nach über vier Hügel aus, von denen
die bekanntesten den Namen Berg Sion und Moria haben. Jener lag am
südlichsten und war eine runde steile Höhe, deren nördlicher Abhang allmählig
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
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Extrahierte Personennamen: Petra Abraham David David
I
. t - 259 -
„Zu welcher Religion bekennen sich die Afrikaner?" — Die Mauren
sind Muhamedaner, die Reger Fetischdiener*), ursprünglich Feuerverehrer.
Sie wählen sich nämlich eine Schlange oder einen Baum, einen Stein oder
sonst Etwas zu ihrem Götzen, beten ihn an und suchen Hülfe oder Trost bei
ihm. Roch andere afrikanische Nationen verehren die Gestirne. Auf der Ost-
küste und in Aegypten leben auch morgenländische Christen, und allenthalben
sind Juden zerstreut.
28. Aegypten.
Aegypten, dieses durch feine natürliche Beschaffenheit, wie
durch uralte Denkmale menschlicher Kunst und Thätigkeit gleich
merkwürdige Land, ist von Kana a n, wo Jakob wohnte, nur durch
einen Theil des nördlichen Arabiens getrennt. Es ist das nordöst-
liche Land von Afrika und hängt durch die Landenge von Suez,
welche zwischen dem mittelländischen und rothen Meere
oder dem arabischen Meerbusen liegt, mit Asien zusammen. Das
Land wird der Länge nach von dem grossen Ni 1 flu sse durchströmt,
welcher sich in mehreren Armen in das mittelländische Meer ergiesst.
Durch diesen Fluss wird das Thal, welches er durchströmt, regel-
mässig jeden Sommer überschwemmt und dadurch vermittelst des
zurückbleibenden Schlammes überaus fruchtbar gemacht, so dass
bei der heissen Beschalienheit des Klima’s in einem Jahre mehrfache
Aernten Statt finden, und ein grosser Ueberfluss, besonders an ver-
schiedenen Getreidearten, erzeugt wird. Nicht selten aber hat dieser
faulende Nilschlamm auch die Pest verursacht', welche lieh von
Aegypten her schon öicer verheerend verbreitet hat. Die ausneh-
mende Fruchtbarkeit des Nilthals erklärt uns den frühern An-
bau desselben, und dieser, so wie die eigenthümliche Beschaf-
fenheit des Landes selbst, die frühere Ausbildung mehrerer Ge-
werbe, Künste und Kenntnisse in Aegypten, z. B. des Acker-
baues, des Kanalbaues, der Baukunst, Messkunst u. s. w. Als Jakob
mit den Seinigen dahin wanderte, war Aegypten schon ein geord-
neter Staat und zum Theile stark bevölkert. Schon vor länger, als
3000 Jähren, baute man Wohnungen aus. gebrannten Ziegelsteinen
oder gehauenen Felsstücken. Von der Beharrliches und Kunst in
Aufführung grosser Bauwerke in einer Zeit, die über alle unsere
Nachrichten hinausgeht, zeugen noch heute die Obelisken oder
50 bis 180 Fuss hohe, spitz zulaufende Säulen, oft aus einem einzi-
gen Steine, deren einige später, als die Römer Herren von Aegypten
*) Anbeter von belebten und unbelebten Gegenständen der Natur, vor-
züglich Thierdienst.
17*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Jakob Jakob
Extrahierte Ortsnamen: Kana Arabiens Afrika Suez Messkunst
260
waren, nach Rom gebracht und daselbst ausgerichtet worden sind.
Noch bewunderungswürdiger find die Pyramiden, grosse vier-
eckige, spitz zulaufende Gebäude, 200 bis 800 Fuss hoch, mit inne-
ren Gemächern ohne Thüren und Fenster. Sie dienten wahrschein-
lich zu Grabmälern für die Könige ; wenigstens hat man in ihnen
viele einbalfamirte Leichname oder Mumien gesunden, deren man
mehrere auch nach Europa gebracht hat.
Auch die Schreibkunst war in Aegypten schon frühe bekannt.
In den ältesten Zeiten aber schrieben die Menschen auf Stein und
Holz. Später schrieben die Aegypter auf Blätter der Papyrusstaude.
Indessen eine Buchstabenschrift kannten sie noch nicht; sondern
zeichneten ganze Figuren zum Ausdrucke des Gedankens. So z. B.
bedeutete eine Schlange, die lieh in den Schwanz biss, die Zeit oder
den Kreislauf des Jahres , ein Auge die Vorsicht u. s. w. Diese Bil-
der- und Zeichenschrift nannte man Hieroglyphen. Die weit
vollkommenere und leichter verständliche Buchstabenschrift ist eine
Erfindung der Phönizier, eines handeltreibenden Volkes, welches in
Asien, nördlich von Kanaan, am mittelländischen Meere wohnte.
Die bedeutendsten Städte Aegyptens find Alexandrien und
Kairo.
29. Unter
Mähnen flattern durch die Büsche;
Tief im Walde tobt der Kampf.
Hörst du aus dem Palmendickicht
Das Gebrüll und das Gestampf?
Steige mit mir auf den Teekbaum,
Leise, daß des Köchers Klingen
Sie nicht aufschreckt. Sieh'dentiger
Mit dem Leoparden ringen.
Um den Leichnam eines Weißen,
Den der Tiger überfiel,
Als er schlief an dieses Abhangs
Scharlachfarb'gem Blumenpfühl,
Um den Fremden, seit drei Monden
Unsrer Zelte stillen Bürger,
Der nach Pflanzen ging und Käfern,
Streiten die gescheckten Würger.
Weh', kein Pfeil mehr kann ihn retten!
Schon geschlossen ist sein Aug'!
Roth sein Schlaf, gleichwie die Blume
Auf dem Fackeldistelstrauch!
d en P atmen.
Die Vertiefung auf dem Hügel,
D'rin er liegt, gleicht einer Schale,
Voll von Blut, und seine Wange
Trägt des Tigers Klauenmale.
Wehe, w.e wird deine Mutter
Um dich klagen, weißer Mann! —
Geifernd fliegt der Leoparde
Den gereizten Tiger an;
Aber dessen linke Tatze ruht
Auf des Erwürgten Leibe,
Und die Rechte hebt er drohend,
Daß den Gegner er vertreibe.
Siehe, welch ein Sprung! — Der
Springer
Hat des Todten Arm gefaßt;
Zerrend flieht er, doch der andre
Läßt nicht von der blut'gen Last.
Ringend, ungestüm sich packend,
Steh'n sie auf den Hinterpranken
Aufrecht, zwischen sich den starren
Mitemporgerafften Blanken.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Ortsnamen: Rom Europa Asien Kanaan Kairo
Sein Privatleben. °'
Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
6. Karls Privatleben und Tod.
So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen.
In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;
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