120 Das Wafsersystcm des Niger (Jsa). §. 37.
2. Die Stufenländer und Wassersysteme von Nord-
Afrika.
a. Die Stufenländer Senegambieus oder des Rio
Grande, Gambia und Senegal, dreier Parallelflüsse, die nicht
blos in ihrer Hauptrichtung gegen W., sondern auch in allen we-
sentlichen Verhältnissen eines Wassersystems viele Aehnlichkeit haben.
Sie entspringen alle auf dem Hochlande von Sudan in einander
sehr benachbarten*) Quellgebieten Cio 0 50'—11° 28' n. Br. und
1z O 40—13° 45 west!. L. von Paris), haben in ihrem Laufe
einen gewissen Parallelismns, durchbrechen in bedeutenden, weithin
rauschenden Wasserfällen das Randgebirge des westlichen Sudan,
um den breiten Küstensaum Senegambiens am westlichen Fuße des
Hochlandes zu durchströmen. Die beiden letzteren sind in ihrem
untern Laufe durch das weite Anfsteigen der Flut (etwa 40 Meilen
aufwärts) selbst für Seeschiffe fahrbar. Daher wurde ihre große
Anziehungskraft für europäische Colonisation längst erkannt, zunächst
von den Portugiesen, später von den Franzosen, welche jetzt
den Senegal bis zu den Katarakten von Folu beherrschen und so-
wohl vor der Mündung (auf der Insel St. Louis) als längs des
Flusses Militär- und Handelsposten angelegt haben; eben so von
den Engländern, welche sich am Gambia ansiedelten.
Der Senegal, welcher (mit Ausnahme des untersten Laufes) nur
während der Regenzeit (Juli — November) schiffbar ist, bildet sowohl
eine physische Grenze zwischen der Wüste Sahara und den fruchtbaren,
angebauten Küstenländern Westafrikas, als auch eine ethnographische
zwischen der nomadischen Bevölkerung arabischer Abkunft (im N.) und
der seßhaften, dunkelschwarzen Negerrasse (im S.). Bei der außeror-
dentlichen Fruchtbarkeit des beißen und zugleich trefflich bewässerten Erd-
striches ist der künstliche Anbau kaum Bedürfniß, weßhalb die Eingebor-
nen sich theils mit Biehzucht, theils mit technischer Industrie beschäftigen.
Der Ausfuhrhandel ist fast ausschließlich in den Händen der franzö-
sischer! Colonisten arn Senegal (und auf der Senegalinsel St. Louis),
der englischen am Gambia, und der Portugiesen, die im süd-
lichsten Theile des Landes einige Handelsfaetoreien und verfallene Forts
(theils auf dem Festlande, theils auf kleinen Inseln) besitzen, die sie
portugiesisches Guinea nennen.
d. Das Wassersystem des Niger (Jsa oder Majo Ballüo).
Die beiden grüßten Flüsse Afrikas, der Niger und der Nil. haben Jahr-
hunderte lang die Geduld der Geographen erschöpft, der eine durch die Schwie-
rigkeit seine Mündung zu bestimmen, der andere durch die seine wahren
Quellen aufzufinden.
Der Niger (richtiger Jsa), welcher die größte schiffbare Was-
0 Vgl. Petermann's Mittheilungen, 1861, S. 75.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Das Hochland der Berberei. §. 38.
129
borden nmherstreifen, wahrend in der Blütezeit des Khalisats große
Städte, viele Burgen und Schlösser, von denen noch Ruinen vorhanden
sind, den Wohlstand des Landes bekundeten;
b. den kleinen Atlas oder den vielfach durchbrochenen Nordrand,
welcher vom Südrande durch ein fruchtbares, von mittleren Bergzügen
unterbrochenes Plateau getrennt ist;
c. den hohen Atlas oder den hohen Westrand, wovon jedoch
nur einzelne Gipfel (ohne Gletscher) in die (hier fast 11,000' hohe)
Schneeregion hineinragen. Die geringe Breite dieser äußerst steilen
Atlaskette veranlaßte wohl die alten Küstenfahrer, sie als einzeln ste-
hende „Himmelssäule" anzusehen.
Die Bevölkerung des Hochlandes besteht aus a. den größtentheils
in die unzugänglichen Gebirge zurückgedrängten Eingebornen, den Ber-
bern, b. den (seit dem 7. Jahrhundert) eingewanderten Arabern,
welche sich an den fruchtbaren Küstenstrichen angesiedelt und Staaten ge-
gründet haben, 6. den aus der Vermischung der Eingebornen mit Frem-
den (Arabern, Christensclaven) entstandenen Mauren (eine ihnen selbst
unbekannte Benennung), welche sich in den Städten niedergelassen haben.
Außer einigen kleinen Berberstaaten im W., die noch ihre
Unabhängigkeit gegen die Eingewanderten, namentlich gegen die
Herrscher von Marokko, behauptet haben, enthält das Hockland
drei größere Gebiete.
a. Das Reich Maghrib oder Marokko (l0,000 Df.
mit 8—9 Mill. (§.?), dessen Sultan Herr über Leben und Eigen-
thum seiner Unterthanen ist.
Die Küstenorte, unter denen Tanger, am Ausgange der Meer-
enge von Gibraltar, und Mogador die bekanntesten, obwohl nicht die
bevölkertsten sind, werden von den Binnenstädten: der Hauptstadt
Marokko (100,000 E.?) und Fes oder Fas (85,000 E.?) an Be-
deutung übertroffen.
b. Algerien (22/3 Mill. C. auf 7000 lum.) ist unter der
Herrschaft Frankreichs durch beständige Kriege mit den Berbern,
die hier Kabylen heißen, fortwährend erweitert worden.
Es zerfällt in drei nach den Hauptstädten benannte Provinzen:
O r a n (die Stadt hat 27,000 E.) im W., Algier in der Mitte,
C o n st a n t i n e (die Stadt mit 33,000 E.) im O.; die letztere ist am
geeignetsten, ackerbauende Ansiedler anzulocken. Die Hauptstadt A l g i e r
(52,000 E.) ist der bedeutendste Platz für die in rascher Progression
steigende Einfuhr, Bona für den Ausfuhrhandel.
e. Bon den beiden türkischen Provinzen Tunis (zwischen
Algerien und der kleinen Syrte) und Tripolis (an den beiden
Syrien) wird die elftere von einem Bey regiert, der nur dem Na-
men nach unter osmaniscker Oberherrschaft steht, die andere wird
Pütz, Lehrbuch d. «ergl. Erdbesch. 4. Ausl. 9
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
132
Die westliche Wüste. §. 39.
Sande verschlungen, künstliche Brunnen spendeten schon bei sehr
geringer Tiefe (6—8') Wasser und so bildeten sich Culturstellen,
vorzugsweise am Ost- und Nordostrande der libyschen Wüste.
Der östliche Oasenzug, parallel mit dem untern Laufe
des Nils, auch die ägyptische Oasenkette genannt, enthält die süd-
liche oder große Oase, und die nördliche oder kleine, beide von
sehr geringer Breite, aber verschiedener Länge (22 M. und 4 M.).
Der nordöstliche Oasenzug beginnt, im O. sich an den
vorher genannten fast im rechten Winkel anschließend, mit der
Oase Siwah (dem Ammonium der Alten) und endet im W. mit
der Oase Fezzän, welche politisch zu Tripolis, also zum türkischen
Reiche gehört und den Mittelpunkt des Verkehrs zwischen dem
Osten und Westen Nordafrikas, zwischen Kairo und Marokko bil-
det. Die Bewohner der Hauptstadt Murzuk sind dadurch die
thätigsten und unternehmendsten Kaufleute des nördlichen Afrikas
geworden.
2. Die westliche Wüste (Sahel).
Die größere, westliche Hälfte der Wüste, welche von der Oase
von Fezzän bis zum atlantischen Oceau reicht, erfuhr in Folge
jener Richtung der Winde und Stürme von O. nach W. eine
außerordentliche Anhäufung des Flugsandes gegen die Meeresküste
hin, wodurch sich nicht allein die höchsten Dünen der Erde (bis
400' am Cap Bojador) gebildet haben, sondern auch eine subma-
rine Fortsetzung des „Wandermeeres" (wie die Araber die Wüste
nennen), eine ausgedehnte Sandbank, welche die Küste von der
Seeseite her unnahbar macht und schon vielen Schiffen den Unter-
gang brachte.
Eine nähere Keimtniß der westlichen Sahara hat gezeigt, daß auch
diese Hälfte des vermeintlich ununterbrochenen Sandmeeres begünstigte
Landstriche hat, daß auch hier, wie in der östlichen Hälfte (s. S. 131)
Berge mit Ebenen wechseln, Wasser und Pflanzenwuchs an vielen Stel-
len die Eristenz von Viehheerden und Nomadenvölkern möglich machen
und der Austausch der einheimischen Produkte gegen die Waaren Euro-
pas und des Sudan sogar einen lebhaften Handelsverkehr begründet.
8. 40.
Die afrikanischen Inseln.
A. Im atlantischen Ocean oder die weftasrikauischen
Inseln:
1. Die (9) Azoren, d. h. Habichtsinseln (*/* Mill. kathol.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Die Ostküste Arabiens. §. 26.
83
madisches. Noch heute besteht die Bevölkerung Arabiens hauptsächlich
aus herumftreifeuden Beduinen (Kindern der Wüste), welche unter
einzelnen Sheiks, zum Theil ohne alle Bildung leben in Hütten, die
mit Palmblättern oder Ziegenhaar überdeckt sind, hauptsächlich von Milch
und Datteln und sich mit kriegerischen Raubzügen beschäftigen, weshalb
sie mit andern „Tribus" in beständiger Fehde leben und von den Kara-
vanen gefürchtet sind.
Ueber den bedeutenden Handel, der sich an die Pilgerungen nach
den heiligen Oertern knüpft, s. S. 84. Dagegen ist Arabien gleichsam
ein negativer Mittelpunkt der Industrie, denn gegen diese, wie gegen
jedes Handwerk, herrscht bei den Arabern eine entschiedene Abneigung;
von hier aus aber sowohl nach dem Orient (über Indien, China bis
Japan) als nach dem Occident (über Aegypten, Europa bis zu den
Niederlanden und Großbritannien) nimmt die Industrie in steter Pro-
gression zu.
1. Dieostküste Arabiens zerfällt in zwei ungleiche Theile:
der kleinere, südliche (die Landschaft Oman) liegt außerhalb des
persischen Meerbusens, der größere, nördliche (terra Inooz-
nita) wird von diesem Busen berührt. Der Eingang zu dem Golf
ist sehr schmal (die 4 Meilen breite Straße von Ormuz) und seit
Jahrtausenden von Piraten erschwert worden, bis in jüngster Zeit
die Engländer zur Behauptung der Freiheit der Schifffahrt die per-
lenreiche Inselgruppe der Bahrain-Inseln jenseits des Einganges
besetzt haben. — Der Südostwinkel der Halbinsel oder die Land-
schaft Oman bildet den Haupttheil der Besitzungen des Imams
von Maskat, der auch die gegenüberliegende persische Küste be-
herrscht. Nach dem Tode des letzten Imams sind seine asiatischen
Provinzen unter zwei seiner Söhne vertheilt worden, während ein
dritter Sohn die bisher zu Maskat gehörige afrikanische Küste von
Zanguebar erhielt.
2. Den größten Theil der sehr einförmigen Südküste Ara-
biens am offenen Occan nimmt die Landschaft Hadhramaut
ein mit einer geringen Anzahl kleiner Städte; im Westen liegt
Aden, eine kleine vulkanische Halbinsel mit dem Hafen gl. N.,
das Gibraltar des Orients, welches die Briten in Besitz genommen
haben 0839), um die indischen und arabischen Gewässer und na-
mentlich den Zugang zu der beschwerlichen Straße von Bab-el-Mandeb
(d. h. Pforte der Gefahr) zu beherrschen. Als Vorwerk und Er-
gänzung haben sie jüngst (1857) auch die nackte Felseninsel Pe-
rim') wegen ihres vortrefflichen Hafens occupirt, um von ihr aus
die beste Einfahrt in den arabischen Meerbusen zu überwachen.
') S. Petermann's Mittheilungen, 1858, S. 163,
6 *
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Extrahierte Ortsnamen: Arabiens Arabiens Indien China Japan Occident Europa Arabiens Oman Oman
Medina. Das nördliche und südliche Binnenland. §. 26. 85
völkerung von Mekka, selbst die Tempeldiener, von einem sehr einträglichen Han-
del, indem sie die in Mekka's Hafen Dschivda eingekauften Waaren zur Wall-
fahrtszeit theuer verkaufen und oft durch Betrug und Prellerei im Verkehr mit
den meistens fremde Sprachen redenden Pilgern ihren Gewinnst noch bedeutend
erhöhen.
Etwa 50 Meilen nördlich von Mekka liegt die zweite Hauptstadt des
Hedschas, Medina (18,000 (§.), am Rande der arabischen Wüste, und auf
einer (wenigstens 3000' hohen) Hochebene, in deren niedrigster (und daher durch
Zusammenfluß der Gewässer fruchtbaren) Einsenkung. Sie ist eine der schönsten
Städte des Orients und ebenfalls ein Ziel der Wallfahrten, weil die Haupt-
moschee Mohamed's Grab enthält; doch ist dessen Besuch nicht geboten, wie
der der Kaaba in Mekka, sondern wird nur zu deu verdienstlichen Werken ge-
rechnet, und von den Pilgern, die Mekka besuchen, geht nur etwa der dritte
Theil auch nach Medina. Ein ansehnlicher Handelsverkehr hat sich hier nicht
gebildet.
4. Das nördliche Binnenland oder Nedsch (Nedjd) ist
ein isolirtes, vom Hochlande des asiatischen Continentes getrenntes
Bergland mit vorherrschender Plateaubildung, gleichsam das Arka-
dien der Araber. Es ist reich an Weiden und Viehtriften, daher
die Heimat des Pferdes und des Kameels.
Die Pferde gelten für die schönsten der Welt; sie sind ebenso ausge-
zeichnet durch ihren leichten, schlanken, hohen Körperbau und die ungemeine Be-
weglichkeit ihrer Glieder, als durch ihre Ausdauer für Strapazen; die Vollblut-
pferde tragen ani Halse ein Säckchen mit einem Stück Gazellenhaut, worauf ihre
Genealogie verzeichnet ist. Das Kameel wird zum Ackerbau benutzt, ist aber,
wie das Pferd, zugleich ein Hauptgegenstand der Ausfuhr.
Neben dem patriarchalischen Leben der Beduinen, welches sich hier
unverändert seit Jahrtausenden erhallen hat, ist auch der Handelsgeist
einheimisch und vorherrschend. Besonderes Interesse verdient dieses Bin-
nenland aber als Sitz der Secte der Wechabiten, welche im Anfang
des 19. Jahrhunderts ihre Herrschaft über ganz Arabien ausdehnten und
sogar die Nachbarländer bedrohten, bis der Pascha von Aegypten sie
durch einen höchst blutigen Krieg unterwarf (1819).
5. Das südliche Binueulaud zwischen Jemen und Oman
ist eine in der größten Breite der Halbinsel von einem Ende bis
zum andern ausgedehnte Wüste.
Diese Wüste ist im Sommer völlig menschenleer; im Winter aber
wenn der Regen einiges Gras hervorbringt, ziehen ganze Stämme aus
Nedsched, Hedschas und Jemen, also aus N. und W., mit ihren Heerden
in die an ihr Gebiet stoßenden Theile der Wüste; der östliche Theil soll
nicht den geringsten Pflanzenwuchs enthalten und würde also eine Aus-
nahme von der allgemeinen Beschaffenheit der arabischen Wüsteil bil-
den, die nach der Regenzeit Vegetation zeigen, daher nur temporäre
Wüsten, und von der sonnenverbrannten, ewigen Steppe in Nubien sehr
verschieden sind.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Vi
sicht des Großherzogthums Hessen beizufügen, weshalb er
bereits, da meine Zeit mir die Abfassung derselben nicht er-
laubte, mit einem dazu geigneten Manne in Benehmen
getreten ist.
Uebrigcns wolle man keinen Anstoß daran nehmen, daß
ich wiederum stets f statt ph schreibe. Das cp der Griechen
hat unsern Laut f, und kann nicht anders gesprochen wer-
den. Ich bin seit meinem Knabenalter daran gewöhnt, und
verlangt man Autoritäten, so nenn' ich blos zwei der gelehr-
testen deutschen Klassiker, Voss und Wieland, die das ph
verbannten.
Hiemit schließ' ich, indem ich dem kleinen Büchlein fer-
nere gedeihliche Wirksamkeit wünsche.
T. S.
r
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
459
Afrika — das Kapland.
arbeiten, sind hart gegen Feinde, doch den Freunden tren. Die einzelnen
Stämme oder Ama's haben erbliche Oberhäupter, nicht immer gleich Homers
Völkerhirten mit einem Rath der Vornehmsten zur Seite; denn bei den Zulahs
gilt der König grade wie in Dahome, für den Herrn über Leben und Tod,
und kann, wenn seine Natur dahin neigt, gar leicht zum blutdürstigen Tyrannen
werden*). Die Hottentotten, auch aus mehreren Stämmen (Griquas,
Koranas, Namaqnas rc.) bestehend, sind blos Hirtenvölker und ihre Kraals oder
Dörfer aus beweglichen Zelthütten zusammengestellt. Musik und Tan; liebend,
sind sie dennoch überaus trag und geistiger Bildung schwer zugänglich-, ein
Gürtel und eine Thierhaut als Kroß oder Mantel genügt ihnen zur Kleidung.
Gegen Vieh tauschen sie Brantewein und Tabak ein, ihre höchsten Genüsse; sonst
haben sie nichts weiter zu erstreben. Dabei sind sie aber gastfrei, wie die Kaffern
auch. Die sogenannten Buschmänner (holländisch: Bosjesmans), die auf
thierische Weise in Wäldern und Wildnisien hausen, gehören auch zur Raße der
Hottentotten; man meint, sie seien Abkömmlinge derer, die im 17. Jahrhundert
von den Europäern ihres Viehes beraubt und verjagt worden.
Es hat lange gewährt, ehe sich eine europäische Seemacht zu Niederlassungen
an der Südküste Afrikas entschloß. Es war kein Goldland, die Portugiesen also
eilten stets daran vorüber, um nach Sofala und weiter zu gelangen. Höchstens
wurde nur so lange verweilt, bis frisches Wasser eingenommen und Vieh geraubt
war. Erst später begriff >nan die Wichtigkeit einer dortigen sichern Station für
die Jndienfahrer, und als der holländische Wundarzt Ribbek sich von den Hotten-
totten ein Stück Land am Kap um etwas Leinwand erhandelt hatte, folgte die
Regierung seinem Beispiel und kaufte einen beträchtlichen Strich Südküste ilm
15000 fl., die sie in allerlei Waaren bezahlte. So entstand im Jahr 1652 die
Kolonie Kap land, die sehr bald eine große Bedeutung erhielt. Europäisches
Getreide, Obst, Wein, Südfrüchte gediehen nach Wunsch. In neuester Zeit hat
man noch Baumwolle, Kaffee, Thee, Bambus und sogar den Brodbaum dahin
verpflanzt rmd macht Versuche mit der Seidenzncht. Die Kolonie kann als
Keim einer Kultur betrachtet werden, die sich im nächsten Jahrhundert über ganz
Südafrika ausbreiten wird. Bis 1806 blieb sie holländisch. Seitdem gehört sie
den Engländern, welche damals, als Holland dem Willen Napoleons gehorchen
mußte, sich des Kaps bemächtigten und es im Friedenschluß 1814 behielten.
Das ganze Gebiet, wozu jetzt das schöne Küstenland Natal gehört, umfaßt
gegenwärtig 10000 Qm. und hat über 300000 Bew., nämlich 60000 Weiße,
meist Holländer, 50000 Neger (gewesene Sklaven) und Malaien. Die übrigen
sind theils Hottentotten, deren viele das Christenthum angenommen und sogar
Ackerbau treiben, theils Kaffern, besonders Betschnanen, deren großer Hauptort
*) ist noch nicht lange, daß die Völker in der Nähe des Kaschangebirgs
Beispiele davon erlebten. Die Zulahs wurden Eroberer, ihr Herrscher aber,
in fast wahnsinniger Blutgier, ging aufs Morden aus und suchte ganze Stämme,
die sich schon unterworfen hatten, auszurotten. Man sieht jetzt weite, vorder
zahlreich bewohnte Landstrecken völlig menschenleer.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Ribbek Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Dahome Afrikas Sofala Südafrika
Deutscher Bund — Oestreich (Geschichte v. Ungarn). 569
Staatsrechte wußten sie zu bewahren. Einfluß mochte der Hof immerhin auf
ihre innern Zustände, auf den Gang ihrer Legislation äußern, jedoch nur be-
hutsam , keine Willkühr. Joseph kl. lernte ihre Reizbarkeit in diesem Punkt
kennen*). Als er in seinem Staatsverbesserungs - Eifer despotisch durchgreifen
wollte, scheiterten seine Pläne an der stolzen Festigkeit, womit Ungarn auf seine
politischen Freiheiten hielt. Mit Recht durfte auch der Unger stolz sein auf sein
Parlament, das kein Provinzial-Landtag, sondern eine gesetzgebende Versammlung
und zwar eines Königreichs von 13 Millionen war, und von dessen Tafeln,
sobald sie nur wollten und der königliche Einfluß nicht etwa hemmte, viel Heil-
sames ausgehen konnte.
Nach Josephs Tode stellte sich das freundliche Verhältniß schnell wieder her.
In den Kriegen mit Frankreich theilten Ungarn und Oestreicher brüderlich Leid
und Freude mit einander, selbst der Adel, obwohl steuerfrei, steuerte in der Noth
freiwillig von seinen Gütern; und Napoleons Aufruf (1809) zu einer Losreißung
von Oestreich ward verächtlich abgewiesen. So hielt man an Oestreich; und
wir wüßten auch nicht, daß man nachher in der Friedenszeit besonders starke
Beschwerden über königliche Eingriffe (der leichteren gab es allerdings) gehört
hätte. Wie kam es nun , daß dennoch zwischen beiden , durch Personal - Union
und andre Bande, vereinten Staaten eine solche Entzweiung entstehen, und ein so
mörderischer Krieg geführt werden konnte, wie wir es neulich erlebt haben?
Diele Frage möchte sich etwa so beantworten lassen.
Das wissenschaftliche Leben und die Humanitäts Ideen des 18. Jahrhunderts,
denen Joseph Ii. den Eingang in Oestreich geöffnet, hatten auch nach Ungarn
hingewirkt. Die magyarische Sprache, dadurch auf neue Gegenstände angewandt,
gewann sofort im schriftstellerischen Gebrauch die Oberband über die lateinische.
Es schoß eine eigne ungrische Literatur auf. Seil dem beliebten Volks-
dichter Czokonai ans Debreczin klangen gefeierte Nanien im poetischen und ge-
schichtlichen Gebiete nach Deutschland herüber, z. B. Kissaludy, Kölcsey,
Berzcenyi, Cznczor, Mailarh, Wesselenyi, Szechenyi, Josika, Szemere u. a.
Und in der That, wer nur die neulich schön übersetzten Gedichte Alex. Petöfy's
gelesen, und das Feuer, die Innigkeit derselben empfunden hat, wird sich keine
geringe Vorstellung von den geistigen Fähigkeiten des Magyarenstamms machen,
und begreifen, daß nicht blos das alle Selbstgefühl der Nation neu belebt,
sondern auch ihre denkenden Köpfe veranlaßt sein mußten, sich auf legislatives
und politisches Gebiet zu richten. Die Zustände des Volks , die innere Ver-
waltnngsart, ließen gar Vieles zu wünschen. Belebung des Verkehrs, bessere
Benutzung des Bodens, Ordnung des Unterrichts, des Gerichtswesens rc. kamen
öffentlich zur Sprache. Die Verhandlungen der Landtage wurden bedeutend und
immer bedeutender; und welcher Gesinnungen der hohe wie der niedre Adel
fähig war, davon ist ihre Verzichtleistung aus zwei große Vorrechte, nämlich auf
^ *) Die Mißgriffe dieses edeln Kaisers hat Friedrich der Große einmal
treffend bezeichnet. Joseph hat Kopf und Willen — sagte er — er könnte was schaffen;
schade nur, daß er immer den zweiten Schritt thut, eh er den ersten gethan hat.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Joseph Napoleons Oestreich Oestreich Joseph_Ii Czokonai B._Kissaludy Friedrich_der_Große Friedrich Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Josephs Frankreich Napoleons Oestreich Ungarn Deutschland Kölcsey Berzcenyi Mailarh Wesselenyi Josika
578
Deutscher Bund — Preußen.
erbliches Herzogthum verwandelt hatte, so war es leicht, dieses Herzogthum
Preußen einmal mit Kurbrande »bürg zu vereinigen, was auch 1618
erfolgte. Hiedurch gekräftigt konnte der Kurfürst Friedrich Wilhelm der
Große (1640— 1688) den Ausgang des 30jährigen Kriegs und die folgenden
Ereignisse benutzen, um Hinterpommer u, Magdeburg, Halber st adt
und Minden, nebst Cleve, Mark und Ravensburg in Westfalen zu er-
werben, so bedeutende Landstriche, daß sein Nachfolger Friedrich 1. sich zu
Königsberg 1701 die Preußische Königskrone aufsetzte. Unter ihm kamen
hinzu: Teklenburg und Lingen in Westfalen nebst Nenfchatel in der Schweiz,
und unter Friedrich Wilhelm I. Stücke von Vorpommern und Geldern.
1740 hinterließ dieser Fürst seinem berühmten Sohne Friedrich ll. 2047 Qm.,
welche durch Erwerbung Schlesiens, Ostfrieslands und Westprenßens bis
auf 3300 Qm. mit 5800000 Bew. vergrößert wurden. Er starb 1786. Unter
seinen Nachfolgern Friedrich Wilhelm Ii. und Iii. wechselten Erwerbungen
und Verluste, ja nach der Schlacht bei Jena den 14. Oktober 1806 drohte dem
Reiche völliger Untergang, der aber durch günstige Wendung des Schicksals und
durch die Anhänglichkeit des Volks an König Friedrich Wilhelm Iii. (reg.
von 1797 bis 1840) so glücklich abgewendet wurde, daß die Monarchie sich sogar
beträchtlich erweiterte. Ansbach und Bairenth in Franken (d. h. die altburg-
gräflichen Lande) nebst Lingen in Westfalen, und leider auch das an der Nordsee
zum Seehandel so günstig gelegene Ostfriesland, überließ sie andern; dagegen
gewann sie herrliche Rheinprovinzen nebst sächsischen Landstrichen, und behielt
auch ein Stück von dem 1793 und 95 zertheilten polnischen Königreiche, nämlich
Posen. —
So erwuchs Preußen zu bedeutender Größe, jedoch nur zu einer Macht, die
unter den Staaten ersten Ranges in Europa den fünften Platz einnimmt, und
um so mehr auf stäte Wehrhaftigkeit, und auf alle sonstige Mittel bedacht sein
muß, die ihre Kraft und Wirksamkeit vermehren. Ein Stillstehen sowohl der
geistigen als materiellen Entwickelung, oder eine Verschiedenheit des Strebens
der Regierung von dem der Edeln im Volke, würde grade einer solchen Macht
zwiefach nachtheilig, und die Abnahme des preußischen Selbstgefühls, die
Schwächung des ganzen Staats, die Folge davon sein. Preußen hat insbeson-
dere noch als deutscher Staat die wichtige Aufgabe, an weiser Staatsordnung
und an wahrhaft deutscher Gesinnung den Brudervölkern des Bundes vorzu-
leuchten, und sich durch sein politisches Benehmen ihr Vertrauen zu erhalten.
Vorhin ist des steigenden Nationalwohlstandes und des trefflichen Kriegs-
wesens erwähnt. Auch in der Pflege des Unterrichts wetteifert Preußen mit
denjenigen deutschen Staaten, wo er am besten besorgt wird. Volks - und höhere
Schulen und Seminare sind in hinlänglicher Anzahl vorhanden, selbst die Pro-
vinz Posen fühlt sich dadurch gehoben. Die Universitäten und Akademien ver-
dienen volle Anerkennung; man hat nicht, wie in Frankreich, alle höchste Bildung
in der Hauptstadt versammelt. Löblich ist es ferner, daß kein Stand bevorzugt
werden, daß Fähigkeiten und bewährtes Verdienst zu den ersten Aemtern führen
sollen — ein System, das überall, wo man ihm folgte, goldne Früchte getragen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_ll Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Ravensburg Westfalen Königsberg Lingen Westfalen Schweiz Schlesiens Ostfrieslands Westprenßens Jena Ansbach Westfalen Nordsee Ostfriesland Posen Europa Frankreich
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Mittel-Europa.
deutsche Volk wäre ihnen mit Leib und Seele zugefallen. Das geschah leider
nicht. Den Werth der großen Neuerung verkennend, wandten sie wie mit Ab-
scheu sich von ihr weg, und stemmten sich, als wäre nur das Abgelebte des
Mittelalters ihre eigentliche Lebens- und Regierungssphäre, dem Neuen, das sich
Bahn machte, mit Verordnungen und mit Gewalt, zuweilen in grausamer Art,
entgegen*). Schon längst keine Mehrer des Reichs nach Außen, verschinähten
sie auch, Mehrer des Reichs nach Innen, Mehrer der geistigen und politischen
Nationalentwicklung, zu sein; wobei zugleich ihr eignes gutes östreichisches Volk
in etue Richtung gerieth, die von den Fortschritten der Bildung im größten Theile
des übrigen Deutschlands sich beträchtlich entfernen mußte. Sie stifteten gleichsam
einen Sonderbund gegen sich selbst und rissen dadurch breit und tief einen Spalt
in die deutsche Nation, der schwer zu schließen war und die vorher noch mögliche
Herstellung alter Einheit fast unmöglich gemacht hat. Erst Maria Theresia's
Sohn Joseph Ii. (der Lothringer) sah die Fehler der Vorgänger ein und dachte
darauf, die nothwendige Aussöhnung mit dem deutschen Geiste anzubahnen. Rasch
zu Werk gehend schritt er über jenen unseligen Sonderbund hinaus und öffnete
seine Erbstaaten der Bildung und Toleranz des 18. Jahrhunderts. Was dies
gewirkt, trotz wiederholter Hemmungen, das ist in vielen Dingen sichtbar ge-
worden, vor allen in unserer neuesten deutschen Literatur; auch Oestreicher, meist
Wiener, traten endlich ein, und gewiß nicht unrühmlich, wie die Namen darthun:
Sonnenfels, Blumaner, Schröckh, Alxinger, Collin, Hormahr, Hammer, die Erz-
herzoge Karl u. Johann, Grillparzer, Frau Pichler, Kurz, Chmel, Zedlitz, Duller,
Burg, Auersperg, Prokesch, Schwarzenberg, Stifter, Schuselka u. a. m. Auch die
Erschütterung des Jahrs 1848, ein außerordentliches Ereigniß in der Geschichte
Wiens und des Kaiserstaates, ist eine Folge davon und wird, was Joseph ge-
wünscht, früher oder später befördern helfen.
Aber noch Eins ist zu beachten. Wien und Berlin, die Hauptorte der zwei
mächtigsten Staaten Deutschlands, sind beide in Marken erwachsen, die ausdrück-
lich nur zum Schutze gegen Osten angelegt wurden. Dies ist eine höchst wichtige
Bestimmung, die fast vergessen zu sein scheint. Die heidnischen Völker, mit denen
mau vor 8 u. 9 Jahrhunderten zu thun gehabt, drohen freilich nicht mehr, aber ist
die russische planmäßig vordringende Macht nicht viel furchtbarer und gefährlicher?
Wer den Westen fürchtet, täuscht sich; Deutschlands verwundbarste Seite ist
im Osten. —
*) Den Lehrern sei überlassen, dies im Text nur Angedeutete zu erklären,
weiter auszuführen, auch gegentheilige Ansichten daniit zu vergleichen. Das Neue
hat natürlich auch eine Schattenseite, wie das Alte seine Lichtseite. Beide Seiten
richtig zu erkennen, verlangt allerdings eine gewisse Reife des Urtheils. Soviel
kann jedoch die Jugend, der dies Lehrbuch bestimmt ist, schon früher einsehen,
daß blindes Hängen am Hergebrachten, und Kampf gegen das Neue aus bloßer
Geistesträgheit, überall schädliche Folgen hat, und um so mehr, je größer der
Gegenstand und je größer der Umfang seines Bereichs ist, vorzüglich auf politi-
schem Gebiete, wo das Wohl des Vaterlandes dabei auf dem Spiele steht.
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia's Maria Joseph_Ii Karl_u._Johann Karl Johann Grillparzer Pichler Chmel Zedlitz Duller Schuselka Joseph
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