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1. Dichtung der Neuzeit - S. 264

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
264 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Oktober 1796 begonnen hatte, im März 1799. Seine früheren historischen Studien befähigten ihn, in „Wallenstein" ein wahrhaft historisches Stück, ein lebensvolles, treues Bild der traurigen Zeit des Dreißig- jährigen Krieges zu entwerfen. Wallenstein, durch seine Macht verführt und durch Ehrsucht ge- trieben, übt Verrat an seinem Kaiser und geht dabei zu Grunde. Neben der Haupthandlung: „Wallensteins Abfall und Sturz" läuft eine Nebenhandlung von zwei erdichteten Personen, Max und Thekla: „Max ist Wallensteins treuester Anhänger und liebt seine Tochter Thekla, kann aber in den Verrat seines Generals nicht einwilligen, sucht und findet den Tod in der Schlacht gegen die Feinde und zieht die Geliebte mit ins Verderben." Hauptpersonen des Spieles sind: Wallenstein, Jllo, Terzky und Gräfin, des Gegenspiels: Octavio, Questenberg und in Wallensteins Tod Buttler; zwischen ihnen steht Max. Das Stück spielt sich ab in der Zeit vom 22. bis 25. Februar 1634. Der Dichter hat den in der Entwicklung anschwellenden weitschichtigen Stoff nicht in den gewohnten Rahmen von fünf Akten bringen können; er schuf daher ein Doppeldrama in zehn Akten und schickte diesem ein Vorspiel in „Wallensteins Lager" voraus. A. Exposition (Lager und I, 1—2). Wallensteins Macht, seine Truppen, seine Generale und die ihn bedrohende Gefahr. I. Waltensteins.lager. Seine Truppen und ihre Stellung zu ihrem Feldherrn. Wallenstein hat eine große Zahl von Truppen bei Pilsen zusammengezogen, die uns in einer Reihe lebendiger Bilder vor die Augen geführt werden. Sie finden ihren Zusammenhang in der Persönlichkeit, Tüchtigkeit und dem Glück ihres Feldherrn, dem sie in Begeisterung ergeben sind (1—8). Nur der Kapuziner und die kaiserlich gesinnten Arkebusiere stehen gegen ihn. Die Nachricht, daß Wallen- stein 8000 Reiter abgeben soll, bringt Unruhe ins Lager; man entschließt sich zu einem Promemoria, daß sie zusammenbleiben wollen, und daß keine Gewalt noch List sie von dem Friedländer wegtreiben soll (9—11). Ii. Pie Uiccolomirn. Die Haupthandtung 1. Die Ilcbcnhandlmig K Wallen st einsführer. Stellung der bei Pilsen versammelten Generale und Obersten von 30 Regimentern zu Wallenstein; nur Gallas, der sich auch bemüht hat, Buttler zurückzuhalten, fehlt mit Altringer (I, 1—2). 1 Zum Zwecke schärferer Erkenntnis der Gegenstellung von Haupt- und Neben- handlung sind dieselben im Druck nebeneinandergestellt (vgl. „Wallenstein" von Vockeradt (bei Aschendorff in Münsters).

2. Dichtung der Neuzeit - S. 265

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
40. Schillers Werke. — Die dramatischen Werke. 265 B. Steigende Handlung (I, 3 bis V, 3 und I, 6). Wall enstein, durch seinen Ehrgeiz und den Zwang der Verhältnisse be- stimmt, trifft die letzten Vor- bereitungen zum Verrat. Erregendes Moment. Questenberg erkennt mit Entsetzen die dem Kaiser feind- selige Stimmung der Obersten, gewinnt aber Hoffnung durch Octavio, der sein Ziel ihm offendeckt (I, 3; Gegenspiel). Erste Stufe. Versuch, die Führer mit Einschluß von Max an Wallenstein zu fesseln. Einführung des Astrologen Seni (Ii, 1); Bericht der Herzogin über ihren ungnä- digen Empfang am Wiener Hofe; die drohende Absetzung drängt Wallenstein weiter („Sie stoßen gewaltsam, wider meinen Willen, mich hinein; Ii, 2). Terzky drängt zum Handeln; Wallen- stein beauftragt Jllo zwar, ihm die Ver- schreibung der Generale zu bringen, daß sie unbedingt zu ihm halten wollen, will aber seine endgültige Entscheidung von der Zustimmung der Gestirne abhängig machen (Ii, 5 und 6). Die von Questen- berg überbrachten Forderungen des kaiser- lichen Hofes werden von den Generalen und von Wallenstein zurückgewiesen; als dieser von seinem Rücktritt spricht, er- klären sich alle dagegen und wollen zu- sammen Rat halten, um denselben zu verhüten (Ii, 7). Zweitestufe. Planjllosund Terzkys. Jllo und Terzky bereiten den Plan vor, die Generale zu einer Verpflichtung für Wallenstein zu bestimmen und diesen Die Nebenhandlung. ^.Exposition(1,4und5). Maxens Stellung zu Wallen st ein. Max, der Wallensteins Gemahlin und Tochter ins Lager geführt hat, stellt sich Questenberg gegenüber begeistert auf Wallensteins Seite, wünscht aber doch dringend den Frieden und verrät da- durch seinem Vater seine Liebe zu Thekla (I, 4 und 5). B. Steigende Handlung (Ii, 3 bis Iii, 9). Weitere Entwicklung des Liebesverhältnisses. Erregendes Moment. Thekla begrüßt ihren Vater, der ihr einen könig- lichen Schmuck um die schöne Stirn flechten will (Ii, 3). Stellung Maxens zu Wallen- stein („O, was sprech' ich Nicht alles aus in diesem teuren Namen Friedland!") (Ii, 4). Erstestufe. Dievereinigung der Liebenden. Plan Terzkys und seiner Frau, Max durch Begünstigung seiner Liebe zu Thekla für Wallenstein zu gewinnen (Iii, 2 und 3).
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