208
Zweite Periode der neueren Geschichte.
thätige und sehr gebildete Frau, welche in der schönen Literatur Geschichte und Philosophie wohl bewandert war. Gellerts moralische, Vorlesungen übersetzte sie ins Französische, und ihre eigenen Schriften zeugen von einem frommen Gemüthe und klaren Verstände. Sie war heiter und nahm gern an den Festlichkeiten in der königlichen Familie Antheil. Als sie 1797 das Zeitliche zu segnen im Begriffe stand, konnte sie zu den Umstehenden mit vollem Rechte sagen: „Ich weiß, ihr werdet mich nicht vergessen. Gott hat mich gnädig bewahrt, daß ich mir keine Handlung vorzuwerfen habe, durch die irgend ein Mensch mit meinem Wissen an seinem Glücke gelitten hätte."
Y. Unter den deutschen Frauen jener Zeit nimmt die Herzogin
niflllc 0 Du rxy y » syt\ i ,
Sachsen- Anna iltnoust von Weimar, die Tochter des Herzogs Karl von Braun-
Weimar, schweig und der Herzogin Philippine Charlotte, Schwester Friedrichs Ii., eine hervorragende Stelle ein. In ihrem 17. Lebensjahre vermählte sie sich mit dem Herzoge Ernst August von Weimar, der aber schon zwei Jahre nachher starb (1758). Anna Amalie wurde in ihrem 19. Jahre die Vormünderin ihres Sohnes Carl August und leitete die Regierungsgeschäfte bis zu dessen Volljährigkeit 1775. Höchst sorgsam erzogen, entwickelte sie in allen Verhältnissen des Lebens die Fülle ihrer geistigen Anlagen und ward dem Lande eine treue Mutter und große Wohlthäterin. Von klugen und redlichen Männern umgeben, die sie sich selbst mit richtigem Takte zu wählen wußte, begann sie zunächst die Wunden zu heilen, welche die langen Kriegsjahre ''dem Lande geschlagen hatten. Besonders aber gelang es ihr, das sonst unbedeutende Weimar zum Sitz der hervorragendsten Geister zu machen und einen Musenhof daselbst zu begründen, welcher ewig Deutschlands Zierde bleiben wird. Ihre Vorliebe zu Wielands Schriften bewog sie, den gefeierten Dichter nach Weimar zu berufen, wodurch der Hof zu neuem geistigen Leben angeregt wurde. Der Graf Görz, der Erzieher des Prinzen, Wieland, von Einsiedel, von Seckendors, Musäus und von Knebel, der 1775 berufene Dichterfürst Goethe, Herder und später (1790) Schiller verherrlichten und belohnten Amaliens kunstsinniges Streben. Da brachen neue Unglücksjahre über Deutschland herein. Die unglückliche Schlacht von Jena (1806) zwang die Herzogin, Weimar zu verlassen; doch kehrte sie später zurück, untröst-lich über das traurige Schicksal ihres Bruders, des Herzogs von Braunschweig. Napoleon erschien bald nach der Schlacht auch in Weimar, wo der ganze Hof versammelt war. Nur der Herzog, Amaliens Sohn, fehlte, weil er eine preußische Division befehligte. Die Herzogin, eine Schwester des Kaisers Alexander und Amaliens
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Extrahierte Personennamen: Gellerts Anna Karl_von_Braun-
Weimar Karl Philippine_Charlotte Friedrichs Ernst August Anna_Amalie Carl August Einsiedel Seckendors Knebel Goethe Schiller Napoleon Alexander Alexander
Die Revolutionen und Aufstände in der europäischen Türkei.
559
Neunzehntes Kapitel.
Die Revolutionen und Aufstände in der europäischen
Türkei.
Die Aufstände und Revolutionen, welche der Februarrevolution zu
Paris Bahn machten, waren sehr verschiedenen Ursprungs und keines-
wegs durchgängig die Ausgeburten des Prinzips, welches Rousseau am
eindringlichsten gepredigt und die erste französische Revolution durchgeführt
hatte; aber es pflegt bei allen Revolutionen zu geschehen, daß sich neben
den andern Parteien auch eine republikanische bildet und wohl auch einige
Zeit den Meister spielt, was fast nicht anders sein kann, wenn alle Ele-
mente der Bevölkerung (Bauern, Städtebürger, Proletarier, Militär,
Adel) aufgewühlt und zum Kampfe gerufen werden. So hat z. B. der
Streit Dom Pedros und Dom Miguels um die portugiesische Krone die
Bevölkerung Portugals entzweit und als Pedros Tochter Maria nur
durch fremde Hilfe und die Parteinahme der Militärchefs sowie der grö-
ßeren Städte auf den Thron gelangte, so wurde dieser eben dadurch
von dem fremden Einflüsse, den Militärchefs und den größern Städten
abhängig und dadurch allein jene Reihe von Revolutionen möglich, die
man als Spektakelstücke anschauen müßte, wenn sie nicht für den sitt-
lichen und materiellen Zustand des Königreichs von so traurigen Fol-
gen gewesen wären. Hätte in Spanien Ferdinand Vii. nicht zu Gun-
sten seiner Tochter Zsabella das Erbfolgerecht umgeworfen, so wäre nie
der Erbfolgekrieg zwischen Jsabella und Don Karlos ausgebrochen, in
welchem Jsabella nur siegte, indem sie die Partei zu Hilfe rief, von der
die Revolution des Jahres 1820 ausgegaugen war. Diese bemächtigte
sich mit leichter Mühe der Gewalt, entzweite sich aber selbst wieder, er-
füllte das Land mit fortdauernder Unruhe, machte dasselbe zu einem
Kampfplatze französischen und englischen Einflusses, so daß das große
Spanien aus der Reihe der maßgebenden Nationen für mehr als ein
Jahrzehent verschwand.
Wie die iberische Halbinsel im Westen, so ist im Osten Europas
die Türkei der Schauplatz von Revolutionen und Unruhen und ebenso
das kleine. Griechenland. Der griechische Aufstand von 1821 hatte mit
französischen Revolutionsideen von ferne nichts zu schaffen; es war die
Erhebung einer unterdrückten christlichen Bevölkerung gegen ihre nicht-
christlichen Herren, welche kein anderes Recht als das des Schwertes
hatten; die europäischen Großmächte verurtheilten aber 1822 den Auf-
stand der Griechen, und erst als ein großer Theil derselben vertilgt war,
nahmen sich England, Frankreich und Rußland des Ueberrestes an und
vernichteten ohne Roth die türkische Seemacht. Sie machten Griechen-
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Ferdinand Zsabella Roth
Extrahierte Ortsnamen: Paris Pedros Spanien Jsabella Don_Karlos Spanien Europas Griechenland England Frankreich
622 Die Kirchentrennung in England, im Norden und in Polen.
über. Seine Negierung führte in das Land das ein, was man in
Deutschland Reformation genannt hatte. Zwar wurden auch jetzt noch
die Bischöfe beibehalten, aber da an die Stelle der kirchlichen Wahl die
königliche Ernennung trat, ward es leicht die Stühle im Sinne der
Neuerung zu besetzen. Die Lehre selbst ward in derselben Weise, wie
in Deutschland, umgestaltet. Das Werkzeug dieses Ueberganges vom
Schisma zur Häresie war Cranmer, der während der vorigen Negierung
seine auf dieses Ziel gerichteten Gesinnungen verborgen hatte. Unter
den Großen fanden sich bereitwillige Theilnehmer, weil fortgesetzte Zer-
störung, die sich aus den Angriffen auf die Kirchenlehre ergeben mußte,
auch außerhalb der Klöster neue Beute aus kirchlichem Vermögen ver-
sprach. Die Männer aber, welche als Leiter des jungen Königs die
Gewalt zu allen diesen Schritten liehen, waren erst dessen Oheim Eduard
Seymour, Herzog von Somerset, und nach ihm derjenige, der ihn ge-
stürzt und auf das Blutgerüst gebracht hatte, der Graf von Warwick,
zum Herzoge von Northumberland erhoben. Doch die Zeit ihres Wal-
tens war zu kurz, um das Werk so weit zu führen, daß es hätte Be-
stand haben können. Unter den Unruhen, mit welchen die Umwälzung
das Land erfüllte, erhob sich in verschiedenen Gegenden das Volk, das
die aufgedrungenen Neuerungen und die mit dem Raube des Kirchen-
gutes bereicherten Beförderer derselben verabscheute, zu Empörungen,
die mit fremden Söldnern unterdrückt werden mußten. Dabei ließ das
stürmische Verfahren es gar nicht zu einer Erkenntniß dessen, was nun
als neuer Glaube gelten solle, kommen, und ungeachtet unter Cranmers
Leitung die Sätze des neuen Glaubens festgestellt wurden und zu deren
Gunsten blutige Strenge in Anwendung kam, blieb der bei Weitem größte
Theil des Volkes katholisch. Bald erfuhr auch der Verlauf der kirch-
lichen Umwälzung eine große Hemmung durch den nächsten Regierungs-
wechsel. Eduard starb unvermählt. Der Plan seines Vaters war es
gewesen, ihn mit Jakobs V. Tochter Maria zu verbinden und so eine
Vereinigung des schottischen Reiches mit dem englischen zu bewirken.
Doch ein deshalb schon geschlossener Vertrag war von den Schotten
zerrissen worden, und ein siegreicher Feldzug, den Somerset deshalb
unternommen, brachte nicht dessen Erneuerung zuwege, da der Sieger
durch Bewegungen, die in England gegen ihn entstanden, zurückgerufen
und Maria durch ihre Mutter und Vormünderin Maria, die zweite
Gemahlin Jakobs V. und Schwester des Herzogs Franz von Gaise,
zur Erziehung an den befreundeten französischen Hof gebracht wurde.
Als das Ende des unvermählten Eduard bei seiner Kränklichkeit nahe
bevorzustehen schien, gewann Warwick ihn für eine Anordnung, nach
welcher sowohl Heinrichs Viii. Töchter Maria und Elisabeth, als die
schottische Maria, die als Enkelin von Heinrichs älterer Schwester nach
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Extrahierte Personennamen: Eduard
Seymour Eduard Somerset Cranmers Eduard Eduard Jakobs_V. Maria Maria Maria Maria Maria Maria Jakobs_V. Franz_von_Gaise Franz Eduard Eduard Heinrichs Maria Maria Maria Maria Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: England Polen Deutschland Deutschland Northumberland England
Frankreich, England und Spanien im Zeitalter der Kreuzzüge. 375
Ritterorden des heiligen Grabes vermacht. Weder in Navarra noch in
Aragonien wurde diese Anordnung, als Alphons im Jahre 1134 ge-
storben war, anerkannt. Die Navarresen erhoben in Garcias Hl. einen
Seitenverwandten ihres letzten einheimischen Königs, sollten aber noch
im Laufe des Jahrhunderts französische Fürsten erhalten. Die Aragonier
wählten des verstorbenen Königs Bruder, Ramiro Ii., der zu diesem
Zwecke erst den geistlichen Stand verlassen mußte, zum Könige. Dieser
lezte im Jahre 1137 die Regierung nieder, und an seine Stelle trat
als Verlobter der Tochter Petronella, die der gleich nach seiner Thron-
besteigung geschlossenen Ehe entsprossen war, der Graf Ramon Beren-
gar Iv. von Catalonien, der auch als Herrscher der vereinigten Reiche
den Namen eines Grafen beibehielt. Er gab den Besitzungen in Frank-
reich eine große Ausdehnung, indem es ihm gelang, viele der Graf-
schaften des südlichen Frankreichs in ein Lehensverhältniß zu seinem
Reiche zu bringen. Hieraus entstanden mancherlei Verwicklungen,
namentlich durch die Beeinträchtigung lehenshoheitlicher Rechte, welche
die Grafschaft Toulouse unter dein Sohne des in Palästina im Besitz
von Tripolis lebenden Raimund erlitt, und durch die Bedrängniß, in
welche dieselbe zugleich von anderer Seite durch Herzog Wilhelm Ix.
von Aquitanien versetzt wurde. Doch Ludwig enthielt sich klüglich jedes
Versuches, durch Einmischung auch hier seine Lehenshoheit geltend zu
machen. Es hatten sich die Verhältnisse hier umgekehrt, indem die Nach-
kommen der ehemaligen Markgrafen von Barcelona, statt von Frankreich
abhängig zu sein, in dessen Gebiet hinein ihre Herrschaft erstreckten, und
es erlosch das Andenken an das alte Verhältnis indem sie nun endlich
auch aufhörten, in ihren Negierungshandlungen die Zeit nach den Ne-
gierungsjahren der französischen Könige zu bestimmen. Dagegen eröffnete
sich für Ludwig kurz vor seinem Tode eine Aussicht auf großen Gewinn
im Süden, indem der Herzog von Aquitanien vor Beginn einer Wall-
fahrt nach Sanct Jago de Compostella seine Tochter Eleonora als Erbin
des größten Theiles seiner Besitzungen mit des Königs Sohne, der
schon im Jahre 1131 von Papst Innocenz Ii. in Rheims bei Gelegen-
heit eines Concils zum künftigen Könige geweiht worden war, im Jahre
1137 zu Bordeaux vermählte. Diese Heirath indessen hatte ganz andere
als die erwarteten Folgen.
4. Eine mächtige Hülfe gewährte der aufstrebenden Königsmacht
seit Ludwig Vi. außer dem Bemühen der Geistlichkeit, die in der Sache
des Königthums die Sache der Ordnung erkannte, auch der in den
Städten sich regende Trieb zur Bildung geschlossener Gemeinwesen. Im
südlichen Frankreich war die römische Städteverfassung nie ganz erloschen,
und ein durch Handel und Gewerbfleiß erzeugter Wohlstand gab das
Selbstgefühl, welches von den alten Formen Gebrauch zu machen lehrte.
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Extrahierte Personennamen: Alphons Ramiro_Ii Petronella Ramon_Beren- Raimund Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Jago_de_Compostella Eleonora Innocenz_Ii Innocenz Ludwig_Vi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Spanien Navarra Aragonien Garcias Frank- Frankreichs Palästina Tripolis Barcelona Frankreich Rheims Frankreich
262 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
„Kabale und Liebe" lange Zeit hindurch gleich den „Räubern" eines der
beliebtesten, mächtig wirkenden Bühnenstücke.
Einen Übergang von den noch unreifen Erzeugnissen der Sturw-
und Drangperiode, die einen mehr negativen, die bestehenden Verhält-
nisse zerstörenden Charakter an sich tragen, zu den völlig reifen Dramen
der späteren Zeit bildet in inhaltlicher und formeller Beziehung
4. „Don Karlos, Jnfant von Spanien", in fünf Akten, von 1783
bis 1787 gearbeitet. Dieser lange Zeitraum der Arbeit ist auf den Stoff
und die Darstellung desselben nicht ohne Einfluß geblieben; Schiller selbst
gesteht, daß die oft unterbrochene Arbeit die innere einheitliche Gestaltung
der Dichtung geschädigt habe. Was ihn anfangs angezogen, verlor mit
der Zeit seinen Reiz, um neuen Ideen Platz zu machen. Nach dem schon
in Bauerbach im März 1783 festgestellten Entwurf wollte er ein düsteres
Familiengemälde eines königlichen Hauses zeichnen: es sollte die
Leidenschaft des Jnfanten Don Karlos für seine Stiefmutter, die Ge-
mahlin Philipps Ii., und der dadurch hervorgerufene Untergang des Prinzen
den Inhalt des Stückes bilden; nebenbei sollte auch die Inquisition ein
Brandmal aufgedrückt erhalten. Mit der Zeit schwächte sich sein Interesse
für Don Karlos ab, und es trat Marquis Posa in den Vordergrund
als Träger der staatlichen und menschheitlichen Ideale des
Dichters, als Repräsentant eines freien Weltbürgertums, als begeisterter
Kämpfer für allgemeine Duldung und Gedankenfreiheit, und so wurde aus
einem Familiendrama ein politisches Tendenz stück.
Don Karlos liebt die Gemahlin seines Vaters, die ihm früher zur Braut be-
stimmt war, und verzehrt sich in Unmut über das von seinem Vater ihm geraubte
Glück. Der aus den Niederlanden heimgekehrte Marquis Posa erneuert mit ihm
die Jugendfreundschaft, sucht ihn von dem lastenden Druck zu erlösen und die ge-
knechteten Niederlande durch seine Hilfe zu befreien. Durch eine Audienz bei der
Königin bestimmt er ihn, vom Könige die Oberbefehlshaberstelle der nach Flandern
bestimmten Truppen sich zu erbitten. Der König weist jedoch sein Gesuch mit
Entschiedenheit zurück. Während nun Karlos seiner Leidenschaft von neuem anheim-
fällt und die Liebe der Prinzessin Eboli verschmäht, entschließt sich diese im Verein
mit Domingo und Alba, das Geheimnis der Liebe des Don dem Könige zu ver-
raten und zu diesem Zwecke sich des Briefwechsels der Königin mit Karlos aus der
erbrochenen Schatulle zu bemächtigen (Nebenhandlung Eboli). Posa, über
die Lage der Dinge belehrt, fordert Karlos auf zur Flucht nach Flandern und zur
Auflehnung gegen den König. Der Plan der mit der Prinzessin Eboli verbündeten
Verschworenen gelingt nicht nach Wunsch, denn der König, wenn auch gequält durch
Zweifel an der Treue seiner Gemahlin, entläßt sie ungnädig und sehnt sich nach
einem wirklichen, uneigennützigen Freunde. Er glaubt diesen in dem freimütigen
Posa zu finden und schenkt ihm sein volles Vertrauen. Als Posa beauftragt wird,
die Königin und Karlos zu beobachten, willigt er ein in der Hoffnung, nicht allein
den König für seine politischen Ideale gewinnen, sondern auch den Freund für
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: „Don_Karlos Schiller Philipps Marquis_Posa Marquis_Posa Karlos
§ 40. Schillers Werke. — Die dramatischen Werke.
275
schein." Hatte Schiller anfänglich beabsichtigt, das in dem historischen
Stoff liegende Wunderbare darzustellen und die Heldin der Geschichte ge-
mäß zu Rouen als Hexe verbrennen zu lassen, so war er bald von diesem
Plane zurückgekommen. Er stellt sie dar als eine gottbegeisterte Prophetin,
begabt mit wunderbarer Tatkraft, als eine von heiligem, kindlichem
Glauben erfüllte und ohne Berechnung ihres Handelns der Sache des
Vaterlandes sich hingebende Jungfrau. Ausgestattet mit der Gabe der
Weissagung und mit übernatürlicher Kraft, paßt sie als erhabene Gottes-
streiterin in göttlicher Sendung freilich nicht zur Trägerin einer
Tragödie, aber sie ist zugleich Weib, welches, entgegen dem göttlichen
Rufe, rein irdischem, menschlichem Empfinden ihr Herz öffnet; dadurch
verfällt sie in eine tragische Schuld, wird durch harte Prüfungen
geläutert, gewinnt unser volles Mitleid und erringt sich durch ihren
Sieg und Tod die höchste Anerkennung und Verklärung.
Außer „Wallenstein" ist die „Jungfrau von Orleans" das einzige
Drama Schillers, dessen Stoff nicht in den gewöhnlichen Rahmen von
fünf Akten eingefügt ist. Da die Darstellung der Heimat und der Familie
Johannas^ zu dem Inhalte des ersten Aktes wenig paßte, so schickte der
Dichter diesen Stoff in einem Prologe voraus.
A. Exposition (Prolog und T, 1—9). Prolog: Darstellung der Lage
Frankreichs; die Familie Johannas; der Charakter der Jungfrau nach der Zeichnung
ihres Vaters Thibaut und ihres Freiers Raimond (I, 1 und 2). Der Landmann
Bertrand bringt neue Schreckenskunde über die Fortschritte der Engländer und des mit
ihnen verbündeten Herzogs von Burgund; den Helm, den er gebracht, setzt Johanna
aus und teilt begeistert ihre Sendung mit (I, 3). Ihr Abschied von der Heimat, ihre
göttliche Berufung und die an dieselbe geknüpfte Bedingung („Nicht Männerliebe darf
dein Herz berühren Mit fünd'gen Flammen eitler Erdenlust"); Monolog (I, 4).
Der französische Hof zu Chinon; der schwärmerische König, der ritterliche
Dunois. Vergebliches Hilssgesuch der Ratsherren der belagerten Stadt Orleans;
die stetig gesteigerte Not des Königs; das opferfreudige Vertrauen der Geliebten
des Königs, Agnes Sorel; jedoch vermag sie nicht, Dunois an den schwachen und
haltlosen König zu fesseln, der südlich der Loire zu ziehen beabsichtigt (I, 4—7).
Erregendes Moment. Ankündigung der Rettung.
Raoul berichtet, wie die Niederlage durch die Jungfrau in einen glänzenden
Sieg verwandelt ist (I, 8 und 9).
B. Steigende Handlung (I, 10 bis Iii, 8). Johanna als Retterin.
Erste Stufe. Johannas Austreten am Hoslager.
Sie beglaubigt sich als Seherin und heilige Prophetin durch sicheres Erkennen
des Königs und die wunderbare Enthüllung seiner Gedanken; ihr Sieg ist jedoch
geknüpft an die Bedingung, daß sie „ird'scher Liebe widerstehe". Ihr siegbewußtes
Auftreten gegen den englischen Herold (I, 10 und 11). 1
1 Jeanne d'arc, geb. 1412 zu Domremy, einem Dorfe der Champagne, ver-
brannt am 30. Mai 1431 zu Rouen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Schillers Schiller Drama_Schillers Johannas Bertrand Johanna Agnes_Sorel Raoul Johanna Johannas Jeanne_d'arc
§ 31. Herders Dichtungen.
131
Brüder, zwang Elvira zur Übergabe von Toro und belagerte Uraca in Zamora,
bis er durch die Hand eines Verräters fiel. Da wurde Alfons zum König von
Kastilien gewählt unter der Voraussetzung, daß er den Schwur leisten werde, an
der Ermordung seines Bruders Sancho unschuldig zu sein. Aber keiner getraute
sich, dem König den Schwur abzunehmen; Rodrigo allein wagte es, zog sich hier-
durch aber den Haß des Königs zu, der ihn freilich noch mit seiner Nichte Ximene,
der Tochter des asturischen Grafen Diego und der Elvira, verheiratete, dann aber
aus Kastilien verbannte. Bald erwarb sich der Cid als Bandenführer durch
Kriegszüge gegen Christen und Mauren einen berüchtigten Namen, eroberte 1094
die Stadt Valencia und hielt sich in ihrem Besitze bis zu seinem Tode 1099.
Als Ximene die Stadt den belagernden Morabethen preisgeben mußte, zog sie mit
der Leiche Eids nach dem Kloster San Pedro de Cardagno bei Burgos, wo sie
dieselbe nach dem Wunsche ihres Gemahls feierlich beisetzte.
Bald bemächtigte sich die Sage dieser Geschichte und gestaltete den Cid
zu einer volkstümlichen Heldengestalt, in die sie alle nationalen,
ritterlichen und christlichen Tugenden zusammenhäufte. Das Gedicht, in
trochäischem Dimeter geschrieben, umfaßt vier Teile: 1. Cid unter Fernando
dem Großen; 2. Cid unter Sancho dem Starken; 3. Cid unter Alfons Vi.,
dem Tapfern; 4. Cid in Valencia und im Tod.
So ist Herder einer jener hervorragenden Männer, die, in der Fülle
und Vollkraft ihres Geistes die verfchiedensten Gebiete umfassend, auch
für die nachfolgenden Generationen anregend und befruch-
tend wirken. Wenn er auch mehr von subjektiver Phantasie und
Empfindung als von objektiver kritischer Schärfe geleitet schreibt;
wenn feine Darstellungsweise gegenüber der durchsichtigen Klarheit und
scharfen Bestimmtheit der Prosa Lessings auch etwas Springendes und
Ungleichmäßiges, dabei aber Schwunghaftes und Phantasievolles hat, so
daß er mehr erwärmt und begeistert, als überzeugt und belehrt: so
sind feine Anregungen dennoch von großer Wirkung gewesen. Er
zuerst hat die Begeisterung für volkstümliche Dichtung erweckt; er
hat die Poesie als eine Volksmitgift, als Erbteil aller Völker
gekennzeichnet, indem er nachwies, daß „die Poesie älter sei als die
Prosa, daß sie lebe in der Sprache und im Mythus, daß sie stehe
an dem Uranfange der Geschichte"; er hat auf die Unterschiede von
Kunst- und Volksdichtung hingewiesen; er hat uns die Schönheit
Homers, die verschiedene Größe eines Sophokles und eines
Shakespeare zum Bewußtsein gebracht; er hat uns in seiner Uni-
versalität, mit der er die Poesie aller Völker und aller Zeiten
umfaßte, in den Mittelpunkt einer Weltliteratur gesetzt, in welchem
wir die Früchte der Dichtung aller Länder und aller Äonen als Mit-
lebende genießen.
9:
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
§ 36. Goethes Werke. — Die dramatischen Werke.
199
Ferrara der Herzog Karl August von Weimar erkennen, der es verstand,
„den Genius zu bewirten", sowie man auch in der Prinzessin Leonore
die Herzogin Luise und in der Gräfin Leonore die dem Dichter nahe-
stehende Frau v. Stein hat finden wollen.
Inhaltlich ist das Stück die dramatische Gestaltung einer Hauptepoche
aus dem Leben des unglücklichen Dichters Tasso. Dieser, geb. zu Sorrent
1544, seit 1565 als Hofdichter in Ferrara, war reizbar, mißtrauisch und
schließlich geistesverwirrt; er starb 1595 und wurde im Kloster Sant' Onofrio
zu Rom begraben. Er ist der Verfasser des berühmten Epos La Geru-
salemme liberata („Das befreite Jerusalem"), welches er 1575 vollendete.
A. Exposition (I, 1 und 2). Aus einem Gespräche Leonorens, der Schwester
des Herzogs, mit ihrer Freundin Leonore Sanvitale in Belriguardo, einem Lust-
schlosse bei Ferrara, erkennen wir die hohe geistige Bildung dieser beiden Frauen-
gestalten des Dramas. Beide sind dem Dichter Tasso geneigt und freuen sich seiner
Huldigungen (I, 1). Alsons, Herzog von Ferrara, schildert tadelnd den Menschen
in Tasso, während die Prinzessin ihn in Schutz nimmt. Beide wollen zusammen-
wirken zur Charakterentwicklung des hoch beanlagten, aber reizbaren und wankel-
mütigen Dichters. Hinweis auf den Staatsmann Antonio und seine Verdienste (I, 2).
L. Steigende Handlung (I, 3 bis 11,4). Tasso, durch äußere
Auszeichnung uitb überspanntes Gefühls- und Phantasieleben
zu höchsten Hoffnungen verleitet, gerät in verhängnisvolle
Verirrung.
Erste Stufe. Tassos Bekränzung; sein Gegensatz zu Antonio.
Tasso überreicht dem Fürsten endlich sein fertiggestelltes Werk „Das befreite
Jerusalem" und wird auf Geheiß desselben von der Prinzessin mit einem Lorbeer-
kranze gekrönt. Diese Auszeichnung und die freundschaftlichen Worte der Prinzessin
versetzen ihn in die größte Erregung, die uns ein Bild des der Wirklichkeit ent-
rückten Wesens des Dichters bietet (1, 3). In scharfem Gegensatze zu dem schwärme-
rischen Dichter steht der ruhige, klar und sicher urteilende Staatsmann Antonio, von
allen freudig bewillkommnet. Tassos Gruß erfährt von ihm eine kalte Zurückweisung
und er selbst als Dichter gegenüber Ariosto 1 eine kränkende Zurücksetzung (I, 4).
Zweite Stufe. In der Meinung, von der Prinzessin geliebt
zu werden, will Tasso auch als Mann der Tat sich ihrem Dienste
weihen.
a) Die Huld der Prinzessin. Dem Dichter, der durch Antonios Schil-
derung der Tätigkeit des Papstes Gregor Xiii. sich wunderbar getroffen und nur
als Widerhall, als ein Nichts sich fühlt, vermag die Prinzessin Selbstbeherrschung
und Seelenharmonie nicht zu verschaffen; nicht besser gelingt es ihr, ihn zu be-
stimmen, das Vertrauen des Fürsten, Antonios und Leonorens zu gewinnen.
Verschiedenheit ihrer Auffassung, ausgedrückt durch Tassos: „Erlaubt ist, was gefällt",
und der Prinzessin: „Erlaubt ist, was sich ziemt"; sie ist überzeugt, daß nicht in
dem Naturtriebe und in einer geträumten Welt, sondern nur in bewußter Selbst-
1 Ariosto, geb. zu Reggio 1474, gest. zu Ferrara 1533, Dichter des romantischen
Epos (Mando furioso.
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Extrahierte Personennamen: Goethes Karl_August_von_Weimar Karl August Leonore_Sanvitale Antonio Antonio Antonio Tassos_Gruß Antonios_Schil- Gregor_Xiii Gregor
§ 40. Schillers Werke. — Die dramatischen Werke.
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seine Aufgabe retten zu können. Er weiß die Königin zu bestimmen, den Jnfanten
zur Flucht nach Flandern zu bewegen, erweckt aber durch seine Verschlossenheit
dessen Mißtrauen. Um ihm die Flucht ermöglichen zu können, erwirkt er sich vom
Könige einen Haftbefehl und vollstreckt denselben, als Karlos die Königin vor ihm
warnen will. Die Prinzessin Eboli gibt der Königin von diesem Vorgänge Kenntnis
und gesteht dabei ihre eigene Schuld; zur Strafe wird sie verstoßen (Katastrophe
der Nebenhandlung). Um nun den Freund zu retten, opfert Posa sich selbst,
indem er einen ihn der Verräterei überführenden Brief in die Hände des Königs
gelangen läßt. Er findet sein Ende durch eine meuchlerisch abgesandte Kugel, als
er gerade Karlos im Gefängnisse über den Zweck seiner Gefangennahme aufklärt
(Katastrophe Posas). Der Tod Posas kann aber weder dem Freunde noch
den Niederlanden nützen; denn der König, von der beabsichtigten Flucht seines
Sohnes in Kenntnis gesetzt, überrascht ihn, wie er, durch den Tod des Freundes
von seiner Leidenschaft geheilt und zum Manne gereift, von der Königin Abschied
nimmt, und übergibt ihn dem Großinquisitor zur Bestrafung (K a t a st r o p h e
des Don Karlos).
So hat Schiller, um die Idee der Freiheit im Kampfe mit herrsch-
süchtiger Gewalt und Willkür darzustellen, zu einem historischen Stoff
gegriffen. Er hat denselben aber stellenweise bedeutend umgestaltet, wie
namentlich die Persönlichkeit des Don Karlos, der, tatsächlich ein geistig
und körperlich krankhafter Mensch, der Geschichte nicht entspricht. Wenn
die Freiheit auch unterliegt, so bietet die kosmopolitische Idee des Dichters
doch etwas Positives gegenüber seinen früheren negativen Absichten;
denn nicht mehr mit roher Kraft will er die Verhältnisse der Staaten
umgestalten, sondern, getragen von dem Bewußtsein der Wahrheit seiner
Ideen, mit freimütigem Worte, so daß die positive Hoffnung durchblickt:
„— Sanftere Jahrhunderte verdrängen Philipps Zeiten; Die bringen
mild're Weisheit; Bürgerglück Wird dann versöhnt mit Fürstengröße
wandeln." Die Sprache ist einfacher, klarer und harmonischer, wie auch
nach Lessings Vorgang im „Nathan" die zum erstenmal angewandte me-
trische Form des fünffüßigen jambischen Verses die größere künstlerische
Reife des Dichters bekundet.
Nach einer Pause von neun Jahren kehrte Schiller zum Drama
zurück, um in kurzer Aufeinanderfolge seine fünf großen vollendeten
Dramen auf die Bühne zu bringen. Der unruhige Geist der Sturm-
periode ist nunmehr glücklich überwunden, die Freiheit aber bleibt des
Dichters Ideal.
5. „Wallenstein" \ Ein dramatisches Gedicht. Schiller vollendete
dieses große Werk, welches er nach schon früher gefaßtem Plane im
* Vgl. Teil Iii, S. 190: „Der dramatische Aufbau von Schillers Wallenstein*
von G. Freytag, und S. 194: „Die komischen Gestalten aus Schillers Wallenstein*
von K. Fischer.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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§ 40. Schillers Werke. — Die dramatischen Werke. 271
kühn und entschlossen und unbeirrbar in ihrem sittlichen Gefühl für Recht
und Pflicht. Die Gräfin, ihrem Schwager gleichend, zeigt scharf
denkenden Geist, ist kühl berechnend und männlich entschlossen. Ihren hoch-
strebenden Ehrgeiz hat sie ganz in den Dienst Wallensteins gestellt, den
sie als das Muster aller Heldengröße und Herrschertüchtigkeit verehrt. Nach
seinem Sturze liefert sie Octavio die Schlüssel aus, zeigt sich in gütiger
Rücksicht mild gegen die alten Diener des Hauses, ordnet mit Geistesruhe
trotz des genommenen Giftes die Bestattung Wallensteins und ihres Mannes
an und erfüllt uns in ihrer tiefen Empfindung und einem gewissen Seelen-
adel mit hoher Bewunderung.
Mag man die lang dauernde Unschlüssigkeit Wallensteins, ob er durch
die Verbindung mit den Feinden zum Verräter werden solle, tadeln, mag
die Episode von Max und Thekla, den idealen Gestalten Schillerscher
Phantasie, in den Ton der umgebenden rauhen Welt minder gut hinein-
passen: „Wallenstein" ist dennoch ein kunstvollendetes Drama, in
welchem das regste dramatische Leben in technischer Meisterschaft
dargestellt ist, so daß selbst Goethe behauptete: „Schillers,Wallenstein' ist
so groß, daß zum zweitenmal nichts Ähnliches vorhanden ist."
Schon am 14. Juni des folgenden Jahres (1800) folgte die Auf-
führung eines neuen Dramas, der
6. „Maria Stuart". Die Heldin dieses herrlichen Trauerspieles ist
die unglückliche, hart geprüfte Königin von Schottland, Maria Stuart.
Die ihr von Schiller nach dem damaligen Standpunkte der Forschung1
zur Last gelegten Jugendvergehen verschwinden für uns fast unter dem
Eindruck ihrer reuevollen Stimmung, ihrer Frömmigkeit und ihrer durch
schwere Leiden verklärten Majestät.
Der dramatische Aufbau ist meisterhaft, durchsichtig, wie in keinem
andern Drama, und harmonisch gegliedert. Spiel und Gegenspiel
stehen sich fast gleichwertig einander gegenüber, wenn auch das Gegen-
spiel die eigentliche Führung hat. Die Hauptvertreter sind die beiden
Königinnen. Zu Maria stehen ihre Dienerschaft, Melvil und innerlich
Mortimer, zu Elisabeth Burleigh, Davison und Paulet, der jedoch in seiner
Feindschaft zu Maria nicht ungerecht wird; in der Mitte steht Shrewsbury,
während Leicester hin und her schwankt in Rücksicht auf seine Stellung zu
Elisabeth und seine Neigung zu Maria. In der steigenden Handlung
1 Die gegen sie erhobene Anklage, an der Ermordung ihres Gatten Darnley
teilgenommen und mit dem Mörder Bothwell noch zu Lebzeiten ihres Mannes
sündige Verbindung unterhalten zu haben, mutz nach neueren Forschungen als falsch
bezeichnet werden; selbst die acht angeblich von Maria an Bothwell gerichteten
sog. Kassettenbriefe sind als absichtliche Fälschung erkannt worden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Schillers Octavio Max Max Thekla Schillerscher Goethe Maria_Stuart Maria Schiller Maria Maria Mortimer Elisabeth_Burleigh Davison Maria Maria Maria Maria Maria_an_Bothwell Maria