308 Dritte Periode der neueren Geschichte.
den ersten Napoleon verherrlichende Chansons noch mehr als Thiers' Geschichte des Consulats und des Kaiserreichs zur Erhebung Louis Napoleons beitrugen. Daneben blüht eine reiche, zum Theil aber einer verderblichen Richtung huldigende Romanliteratur.
Der größte italienische Dichter unserer Zeit ist Manzoni; in Schweden sind Tegner, Friederike Bremer, in Dänemark Oehlenschläger und der liebliche Märchenerzähler Andersen bekannte Namen.
Wie die Befreiungskriege auf alle Gebiete geistiger Bildung mächtig einwirkten, so auch auf das der Wissenschaften. Neue Universitäten entstanden (zu Berlin, Gent, Lüttich, Bonn u. ct.), und auch zur Hebung der allgemeinen Volksbildung in Deutschland geschah viel; namentlich -.ufbemlse- 5e^nete M auf diesem Felde der Schweizer Pestalozzi aus. Die deutsche biete der Geschichtschreibung nahm in diesem Jahrhundert neuen Aufschwung. Karl Adolf Menzel und Heinrich Luden bearbeiteten die Geschichte des jchrellmng ^eut^en Volkes, Friedrich von Raumer die der Hohenstaufen, Stengel die der fränkischen Kaiser, Joh. Voigt die Zeit Gregors Vii. und die Geschichte Preußens, Dahlmann die englische und französische Revolution, Johannes von Müller die Geschichte der Schweiz. Niebuhr, August Böckh, Gottfried Hermann, Otfried Müller durchforschten das klassische Alterthum; Heeren und Schlosser reihen sich ihnen würdig an. Als berühmte Geschichtschreiber der Gegenwart find Leo, Mommsen, E. Cur-tius, M. Duncker, Sybel und Leopold Ranke zu nennen.
Philosophie Großer Eifer herrschte auch in dem Studium der Philosophie, und die Forschungen Kants, Fichte's, Schellings, Hegels und in neuerer Zeit Schopenhauers haben der deutschen Nation wiederholt auf diesem Gebiet den ersten Rang gesichert. Heinrich Ritter bearbeitete die Geschichte der Philosophie, und Hermes, Professor in Bonn, versuchte durch ein philosophisches System die katholische Kirchenlehre wissenschaftlich zu begründen, fand jedoch in Rom keine Gnade.
Charakteristisch für die Zeit sind die Erscheinungen auf dem Gebiete der Kirche. Der Bischof Arnoldi von Trier veranstaltete im Jahre 1844 eine großartige Wallfahrt nach dem heiligen Rocke zu Trier, den man für das Gewand Jefu Christi ausgab. Dagegen erklärte sich ein katholischer Priester in Schlesien, Johannes Ronge, in einem Schreiben, in welchem er ein solches Verfahren als Mißbrauch und Aberglauben darstellte. Es bildete sich in Folge dessen die deutschkatholische Secte in der katholischen Kirche, die einen freisinnigen, aufgeklärten Katholicismus einführen wollte. Anfangs machte sie großes Aufsehen, trat aber bald wegen Mangels echt christlicher Anschauung ganz in den Hintergrund. Auch in der evangelischen Kirche trat eine
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Louis_Napoleons Napoleons Friederike_Bremer Andersen Karl_Adolf_Menzel Karl Adolf Heinrich_Luden Heinrich Friedrich_von_Raumer Friedrich Voigt Gregors Dahlmann Johannes_von_Müller Niebuhr August Gottfried_Hermann Otfried_Müller Leo Leo Mommsen Leopold_Ranke Leopold Heinrich_Ritter Heinrich Hermes Arnoldi_von_Trier Johannes_Ronge
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Dänemark_Oehlenschläger Berlin Gent Bonn Deutschland Schweiz Schellings Bonn Rom Christi Schlesien
Die Schulen.
99
räumte Böhmen, als Mathias mit einem Heere aus Ungarn anrückte
und den Böhmen alles bewilligte. Diese ließen nun Rudolf im Stiche
und fielen zu Mathias ab, der jetzt seinem Bruder auch die böhmische
Krone entriß. Rudolf zerbiß im Zorne die Feder, mit welcher er die
Entsagung unterzeichnet hatte, und als er aus dem Fenster die königliche
Stadt Prag überschaute, rief er aus: „Prag, undankbares Prag! Durch
mich bist du so herrlich worden und stoßest nun deinen Wohlthäter aus.
Die Rache Gottes ereile dich und mein Fluch komme über dich und ganz
Böhmen!" — Rudolf hatte nichts mehr als die Kaiserkrone und diese
trug nichts ein; er wandte sich an die Kurfürsten um Unterstützung und
erhielt sehr schöne Worte; sein Bruder wies ihm jedoch 300,000 fl.
jährlicher Einkünfte und einige Herrschaften an; beides genoß Rudolf
nicht lange, denn er starb am 20. Januar 1612. Nun wurde Ma-
thias zum Kaiser gewählt, mußte aber in der Wahlkapitulation ver-
sprechen, kein fremdes Kriegsvolk in das Reich zu führen, aber dennoch
den von den Holländern gesperrten Rhein freizumachen; dies klingt wie
ein Spottlied, welches die Fürsten auf sich selber sangen.
Vierzehntes Kapitel.
Die Schuten.
Bevor wir den Krieg erzählen, welcher Deutschland 30 Jahre ver-
heerte und auf mehr als ein Jahrhundert unglücklich machte, wenden
wir uns zu einem Institute, für welches Deutschland das klassische Land
wurde, zur Schule. Daß das Schulwesen durch das Allgemeinwerden
des Studiums der Alten, die Erfindung der Buchdruckerkunst, sowie durch
die Reformation großen Anstoß erhielt, ist unleugbar; die Reformatoren
wiesen alles Volk auf die Bibel, ihre Katechismen, Gesänge u. s. w.
und machten dadurch das Lesen der Druckschrift zu einer Kunst, welche
für jeden Protestanten allbereits unerläßlich wurde. Die Wirkung auf
die Katholiken konnte nicht ausbleiben; wie Kanisius den Katechismen
Luthers die seinigen entgegenstellte, so mußte auch die katholische Schule
sich der protestantischen gegenüber aufbauen und einrichten, wenn man
dem Gegner nicht einen großen Hebel der Bildung überlassen wollte. Der
Gedanke, die Volksschule in das Leben zu rufen, gehört jedoch einem
katholischen Geistlichen an, Gerhard Grote (Gerhardus Magnus) zu
Utrecht, der ihn um das Jahr 1388 auszuführen suchte; vor der Er-
findung und allgemeinen Verbreitung der Buchdruckerkunst konnte freilich
der Erfolg kein allgemeiner sein. Unmittelbar vor der Reformation da-
gegen treffen wir in den meisten Städten, selbst kleineren, schon Schulen
^ *
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Extrahierte Personennamen: Mathias Rudolf Rudolf Mathias Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Gerhard_Grote Gerhardus_Magnus Magnus
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Prag Deutschland Deutschland Luthers
§ 25. Die Zeit des Verfalles der Poesie.
207
die Gebrechen des kirchlichen und politischen Lebens stand, meist eine
satirische Färbung an, so das „Narrenschiss" (1494) von Sebastian
Braut, Stadtsyndikns in Straßburg, in welchem der Dichter in einer Dar-
stellung von 113 Narrensorten die sittliche Entartung seiner Zeit geißelt.
Auch die dramatische Poesie sehen wir in ihren Anfängen auftreten.
Im Anschlüsse an eine weitere Ausgestaltung der Liturgie wird in den
Passions- und Osterspielen das Leiden und die Auferstehung Christi
dargestellt, in den Weihnachtsspielen die Geburt und die Kindheit
Jesu. Bald fügten die Fastnachtsfreuden mit ihren scherzhaften Mummereien
lustige Fastnachtsspiele hinzu mit meist derben Spässen. (Bekannte
Dichter solcher Spiele sind die beiden Nürnberger Hans Rosenblüt und
der Barbier Hans Folz.)
Während die Poesie mehr und mehr hinwelkt und erstarrt, treibt die
Prosa mehrfache Blüten. Der nüchterne Verstand der Bürger, der die
poetische Einbildungskraft zurücktreten ließ, ihr auf das Reale gerichteter
Sinn mußte naturgemäß ebenso sehr die Prosa fördern als er der
Poesie nachteilig wurde. So entstanden Stadt- und Landchroniken, sowie
Auflösungen der Heldensagen in Prosa, welche durch die junge Buchdrucker-
kunst (1440) bald Gemeingut aller Lesenden wurden. Namentlich waren
aber für die Entwicklung der Prosa außer den vielfach predigenden Franzis-
kanern, wie Berthold von Negensburg (ch 1272), thätig die Mystiker,
die, fern von der spekulativen, nur das Wissen und die Gelehrsamkeit berück-
sichtigenden Richtung der lateinisch schreibendenscholastikerfalbertns Magnus
(ch 1280 zu Köln) und Thomas von Aquin (ch 1274)), die Ausbildung des
inneren Menschen ins Auge faßten, die durch Erwärmung und Läuterung des
Herzens zu einer vollkommenen geistigen Liebeseinignng mit Gott gelangen
wollten. Hervorragend unter ihnen sind der Dominikaner Meister Eckhart,
den man den Vater der deutschen Mystik genannt hat, und sein Schüler
Johannes Ta ul er, gestorben 1361 zu Straßburg als Domprediger,
berühmt durch sein Hauptwerk: „Die Nachfolge des armen Lebens
Christi." Gegen Ende des Zeitraumes zeichnet sich aus durch seine
Predigten der berühmte Johann Geiler von Kaisersberg, Dom-
prediger zu Straßbnrg (ch 1510), welcher in seinem tief religiösen Gefühl
sich in der Form volkstümlicher Satire gegen die Verkommenheit des
Klerus und der Laienwelt richtete. Auch hielt er über das „Narrenschiff"
seines Freundes Braut eine Reihe vorzüglicher Predigten, die von seinem
Zuhörer I. Pauli gleich vielen anderen seiner Vortrüge aufgeschrieben
und der Nachwelt überliefert sind.
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Extrahierte Personennamen: Sebastian
Braut Jesu Hans_Rosenblüt Hans_Folz. Berthold_von_Negensburg Magnus Magnus Thomas_von_Aquin Eckhart Johannes_Ta Johann_Geiler_von_Kaisersberg Johann
Albrecht Ii. 237
rasch herzustellen wußten, schützte sie beim Angriffe wie bei der Verteidigung. —Die gemäßigte Husitenpartei (Calixtiner) fühlte indessen das Bedürfnis nach Frieden und schickte Gesandte auf das Concil von Basel. Die Unterhandlungen zerschlugen sich. Das Concil sandte aber Abgeordnete nach Böhmen, welche 1432 die Vereinigung der Husiteu mit der Kirche durch die sog. Compactaten, welche hauptsächlich den Laien den Empfang des Abendmahls unter beiden Gestalten gestatteten (Utraquisten), zu stände brachten. Die Compactaten befriedigten wohl die Gemäßigten, nicht aber die Taboriten 2). In dem Kampfe, der darüber zwischen beiden Parteien ausbrach, wurden die letzteren bei Lipau bis zur Vernichtung geschlagen (1434).
Sigismund gelangte jetzt mit Hilfe des Adels in den Besitz der böhmischen Krone und vereinte auf diese Weise auf feinem Haupte die ungarische (durch seine Gemahlin), die deutsche und die böhmische Krone. Nach seinem Tode kam wieder das Haus Habsburg auf den deutschen Thron.
4. Kaiser aus dein Haufe Habsburg.
a. Albrecht Ii.
Als der Mannesstamm der Luxemburger 1437 mit Sigismund erlosch, wählten die Fürsten am 18. März 1438 Herzog Albrecht von Österreich zu seinem Nachfolger. Albrecht Ii. (1438 — 1439) war ein ausgezeichneter Mann von hohem Sinn, unternehmende!: Thatkraft, kriegerischer Tapferkeit, von gerechter Strenge und fürstlichem Selbstgefühl, und es war in Wahrheit kein leeres Schmeichelwort, wenn die Kurfürsten dem Herzoge meldeteu, er sei seiner Tugenden wegen gewählt worden. Aber die wahre Meinung der Kurfürsten scheint es doch nicht gewesen
1) Die gemäßigte Partei forderte Austeilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt oder wie es lateinisch heißt: sub utraque epecie, davon der Name U t ra q u isten. Um ihre Forderung recht augenfällig zu machen, setzten sie das Bild eines Kelches (lateinisch calix) in ihre Fahnen; darnach hießen sie auch Calixtiner.
2) Nach Zizkas Tode hatten sich die Taboriten gespalten. Eine kleine Partei nannte sich Orphaniten oder Waisen, weil sie ihren Vater Zizka verloren hatten. Eine andere Partei, die Adami t en, huldigten der Gütergemeinschaft und verwarfen das Königtum. Aus den Resten der Taboriten bildete sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts die böhmische Brüdergemeinde. Die Calixtiner sind seit dem 16. Jahrhundert aus der Geschichte verschwunden.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii Albrecht Sigismund Albrecht_Ii Albrecht Sigismund Albrecht_von_Österreich Albrecht Albrecht_Ii Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Basel Haus_Habsburg Habsburg
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Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Salza Ewald Friedrich_Ii Friedrich Hermann Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich
Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii. 655
flußreicher Rath des neuen Kurfürsten Christian I., Krell mit Namen,
beseitigte die Verpflichtung der Prediger auf die Concordienformel, und
deren eifrige Anhänger verloren ihre Aemter. Doch der Tod des Kur-
fürsten im Jahre 1591, der wegen der Unmündigkeit des Nachfolgers
Christian Ii. ein eifrig lutherisches Glied der Ernestinischen Linie als
Vormund an die Negierung brachte, führte den abermaligen Sturz des
Krpptokalvinismus herbei, und dessen Beförderer Krell, der dem Adel
des Landes verhaßt war, starb nach zehnjähriger Gefangenschaft auf
dem Blutgerüste. Während aller dieser inneren Streitigkeiten behaup-
tete sich der Protestantismus beharrlich in seiner feindseligen Stellung
gegen die katholische Kirche. Mit welchem Argwohn Alles, was auf
katholischer Seite vorging, ausgenommen wurde, zeigten unzählige Reli-
gionsbeschwerden, welche die Protestanten auf den Reichstagen vor-
brachten. Einen ganz vorzüglichen Gegenstand ihrer Klagen bildeten
die Bemühungen katholischer Fürsten, in ihren Ländern den Fortschritt
des Protestantismus zu hemmen oder der Kirche den entzogenen Boden
wieder zu gewinnen. Die Abneigung machte sich aber auch außerhalb
des religiösen Gebietes geltend, wie denn eine auf Veranlassung Papst
Gregors Xiii bewerkstelligte Verbesserung der Zeitrechnung, durch welche
ein in Cäsars Kalender gebliebener Jrrthum beseitigt wurde, von den
Protestanten bloß deswegen, weil sie vom Papste ausging, zurückge-
wiesen wurde und erst im Jahre 1700 bei ihnen Aufnahme fand.
10. Die katholische Partei zählte außer dem kaiserlichen Hause nur
noch zwei größere Fürstenhäuser, das klevische, das über Jülich, Cleve,
Berg, Mark und Ravensberg herrschte, und den bairischen Zweig des
wittelsbachischen Hauses. Unter der Herrschaft der klevischen Herzogs-
familie wurde der Kirchentrennung im Lande nicht entschieden gewehrt,
wie ihr kein Vorschub geleistet wurde. Es trat in Betreff der Religion
eine gewisse Unbestimmtheit des Zustandes ein, während dessen die neue
Lehre ihren Weg in das Land fand, aber keinen Kampf erregte. Da-
gegen traten in Baiern die Herzoge Albrecht V. (1550—1579), Wil-
helm V., und als dieser im Jahre 1598 die Negierung niedergelegt
hatte, Maximilian, den noch lange Zeit des Vaters Rath leitete, als
eifrige Vorkämpfer der katholischen Kirche auf. Sie brachen den Strom
der unter dem Namen Reformation gegen die Kirche andringenden
Neuerung und beförderten die innerhalb der Kirche vergehende Refor-
mation, wie sie das Concil von Trient vorgezeichnet hatte und wie sie
an den Jesuiten ein tüchtiges Werkzeug fand. Die Verhältnisse der
östreichischen Lande waren sehr verwickelt. Kaiser Maximilian hatte
von den östreichischen Erblanden nur das Erzherzogthum erhalten, wäh-
rend Ferdinands I. zweitem Sohne Ferdinand Tirol mit Vorderöstreich
und dem dritten Sohne Karl Steiermark, Kärnthen, Krain, Görz, Triest
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp Christian_I. Krell Christian_Ii Beförderer_Krell Gregors Cäsars Cleve Albrecht_V. Albrecht_V. Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Ferdinands_I. Ferdinand_Tirol Ferdinand Karl_Steiermark Karl
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschland Italien Baiern Krain
§ 27. Die Zeit des Verfalles der Poesie.
227
Während die Poesie mehr und mehr hinwelkt, treibt die Prosa mehr-
fache Blüten. Der nüchterne Verstand der Bürger mußte naturgemäß
ebensosehr die Prosa fördern, als er der Poesie nachteilig wurde. So
entstanden Stadt- und Landchroniken, wie die Straßburger Chronik von
Fritsche Closener, die Limburger Chronik des Elhen von Wolfhagen, die
Elsässische von Jakob Twinger von Königshöfen, sowie Auflösungen der
Heldensagen in Prosa, welche durch die Buchdruckerkunst (nach 1460) bald
Gemeingut wurden. Namentlich waren aber für die Entwicklung der
Prosa außer den predigenden Franziskanern, wie Berthold von
Regensburg (st 1272), die Mystiker tätig, die, fern von der spe-
kulativen, nur das Wissen und die Gelehrsamkeit berücksichtigenden Rich-
tung der lateinisch schreibenden Scholastiker (die Dominikaner Albertus
Magnus fff 1280 zu Köln) und Thomas von Aquin [f 1274 auf der
Reise von Neapel zum Lyoner Konzil)), die Ausbildung des inneren Men-
schen ins Auge faßten, die durch Erwärmung und Läuterung des Herzens
zu einer vollkommenen geistigen Liebeseinigung mit Gott gelangen wollten.
Hervorragend unter ihnen sind die Dominikaner Meister Eckhardt,
den man den Vater der deutschen Mystik genannt hat, und seine
Schüler Johannes Ta uler, gestorben 1361 zu Straßburg als Dom-
prediger, berühmt durch sein Hauptwerk: „Die Nachfolge des armen Lebens
Christi", und Heinrich Suso (Seuse), der als Vertreter der dich-
terischen deutschen Mystik zu Ulm, wo er Prediger war, im Jahre
1365 starb. Gegen Ende des Zeitraumes zeichnet sich aus durch seine
Predigten der berühmte Johann Geiler von Kaisersberg, Dom-
prediger zu Straßburg (st 1510), welcher sich in der Form volkstüm-
licher Satire gegen die Verkommenheit des Klerus und der Laienwelt
richtete. Auch hielt er über das „Narrenschiff" seines Freundes Braut
eine Reihe vorzüglicher Predigten, die von seinem Zuhörer I. Pauli
gleich vielen andern seiner Vortrüge aufgeschrieben und der Nachwelt über-
liefert sind.
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TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Fritsche_Closener Jakob_Twinger_von_Königshöfen Berthold_von
Regensburg Albertus
Magnus Magnus Thomas_von_Aquin Eckhardt Heinrich_Suso_(Seuse Heinrich Johann_Geiler_von_Kaisersberg Johann Pauli