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welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
— 69 -
Spaniens und der Türkei. Resultat der Besitz von Algier
(Numidien). Diese neue Provinz in subtropischer Zone, der-
westlichste der drei einst gefürchteten türkischen Raubstaateu, mit
einer Küstenlänge von mehr als 130 Meilen, zwischen Tunis
(Karthago) und Marocco (Mauretanien), erstreckt sich im Innern
den Atlas hinauf so weit als gerade die französischen Waffen
reichen. Große Kriegsschule im Kampfe mit den eingebornen
Mauren, Arabern, Berbern (Kabylen)*). Hauptstadt
Algier, in schöner gesunder Lage, schnell emporblühend, der
untere Stadttheil europäisch, der obere muhamedanisch. Dahinter
in weiter Ausdehnung die Fruchtebene M etidja. An der Grenze
von Tunis Bona (Hippo regius), nach dem Innern zu Eon-
stantine (Cirta). Auch in den Oasen im Gebiet des kleinen
Atlas Denkmäler der karthagischen und römischen Herrschaft.
Die übrigen Besitzungen dienen zunächst Handelszwecken.
Die bedeutendem:
1) In der Nähe des grünen Vorgebirges das durch die
Sierra Leona von Guiuea geschiedene untere Flußland des S e-
n e g a l und Gambia (Senegambie n). Tropische Productious-
kraft dieses Landes; Gummi**).
2) Von deu beideu Maskareueu die kleinere Insel Bonrbon
lreuuion) (s. Ii, §. 5).
3) In Vorderindien das Gebiet von Pondich e ry auf der
Küste Coromaudel. In Hinterindien ist Frankreich jetzt glück-
licher Rival Englands durch den auf der chinesischen Seite, in
Cochinchina (Hauptstadt Hue) und Cambodja gewonnenen
Einfluß. Das Delta des Maykauug mit der Stadt Saigun
französisch.
4) In Polyuesien seit neuester Zeit die Marquesas-
inseln, Neucaladouieu (Strascolouie) und das Protektorat
über diecultivierteu Gesellschaftsinseln. Katholische Mission
im Kampfe mit der evangelischen.
5) In Amerika kleinere Trümmer der frühern großen Be-
sitzungeu: einige der kleinen Antillen, wie Martinique und
*) Auch die Juden bilden in allen diesen mnhamedanischen Küsten-
staaten einen ansehnlichen Theil der städtischen Bevölkerung; die länd-
liche treibt weniger Ackerbau als Viehzucht.
**) Die alten karthagischen Handelswege zwischen dem Mittelmeere und
Hochsudan zu erneuern ist wegen der kriegerischen mnhamedanischen Ber-
bern und Fnllahs jetzt noch nicht möglich.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
106 Erstes Buch. Die außereuropäischen Welttheile.
1i± der Bevölkerung. Türken im O. herrschend. Unter den Europäern
herrschen die Franzosen in Algier. Sie haben sich um Cultivierung des
Landes große Verdienste erworben und z. B. durch Bohrung artesischer
Brunnen der Wüste viel Land abgerungen. Die Italiener kommen häusig
als Haudelsleute hierher.
4 staatliche Hauptgebiete. Die Regentschast Tripoli türkisch, Tunis
unter türkischer Schutzhoheit, Algier" französisch, Marocco selbstständig.
1. Tripoli (16000 j^M. 1 Mill. E.) umfaßt im O. das Hochland
von Barka, an dem einst Cyrene log2).
Hauptstadt Tripoli (18 000 E.) zwischen reizenden Gärten am Fuß
eines Gebirges gelegen, mit befestigtem Hafen, Haupthandelsplatz nach Flach-
fudäu, Sitz vieler europäischer Consulate, in telegraphischer Verbindung mit
Malta und Aegypten.
Im Sw. Ghadämes in fruchtbarer Oase mit Karawanenstraßen nach
Timbnktn und Bornn 3).
Im S. die Landschaft Fessän, steinige Hochebene (Hamäda) mit
einem Archipel eingesenkter Oasen von großer Fruchtbarkeit, (z. Th. 5 Ernten
jährlich!) in denen die Dattelpalme in zahlreichen Abarten gedeiht; zugleich
ist das Land eine große Salzgrube und enthält 5 Natronseen, von denen
der größte allein 300000 kg jährlich liefert. Andrerseits hier Sandberge
bis 150 in hoch. Hauptort Mursuk (11000 E.), Hauptmittelpunkt der
Karawanenstraßen, c. 100 M. von Tripoli entfernt, 1^2 mal so weit von
Bornu, mit dem größten Markt im inneren Nordafrika.
2. Tunis (2150 Dm. über 2 Mill. E.) meist gebirgig, großen-
theils sehr fruchtbar^), uoch jetzt uicht schlecht cultiviert, am dichtesten in
Nordafrika bevölkert, europäischem Einslnß, abgesehen von Algier, am meisten
zugänglich, in lebhaftem Handelsverkehr mit den Mittelmeerstaaten, unter
Schutzhoheit des türkischen Sultans stehend, in seiner Politik an ihn gebunden,
doch ohne Tribut zu zahlen. Der Herrscher heißt Bey.
Tüuis (125000 E.; lk Inden), im Hintergründe einer im Ganzen
flachen Bai gelegen, die durch schmalen Ausgang beim Hasen Goletta'') mit
dem Golf von Tunis in Verbindung steht, befestigt, lebhafte Fabrik- und
Handelsstadt, erste Stadt im Nordrande von Asrika.
3. Algier (5800 Dm. fast 3 Mill. E.), fast unter gleichen Meri-
dianen mit Frankreich liegend, unter französischer Verwaltung aufblühend, ob-
gleich die südlichen Theile nur militärisch organisiert sind6), ungemein frucht-
bar, wo genügende Bewässerung vorhanden ist, für deren Beschaffung die
Es war drittgrößte Stadt Afrikas, Heimat von Aristipp ^ und dem Geographen
Eratostheues. Jetzt hier der Hafen Benghasi (5000 E.), Sitz eines Gouverneurs.
Im S. die Oase Aüdschela.
3) Die letztere führt über Ghät, das die Türken neuerdings zum Verdruß der
Tusreg besetzt haben.
4) Im Alterthum die Umgegend von Karthago wie ein Garten angebaut. Die
Bevölkerung fast so dicht wie im Nildelta.
5) Nördlich davon dürftige Ruinen von Karthago. Im Nw. davon lag einst
Utica am Bagrädas (Medscherda), der im Winter ein reißender Strom, im Sommer
nur ein Bach ist, unfern der Mündung. _
6) Algier früher von einem Dey regiert; die Stadt 1830 gestürmt, der Krieg
unter manchen Gräuelu fortgeführt, erst 1846 nach Gefangennahme des tapfern Häupt-
liugs Abd el Kader beendigt. Später wiederholte Aufstände; die Franzosen auch nicht
frei von unzeitiger Milde.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Das Hochland der Berberei. §. 38.
129
borden nmherstreifen, wahrend in der Blütezeit des Khalisats große
Städte, viele Burgen und Schlösser, von denen noch Ruinen vorhanden
sind, den Wohlstand des Landes bekundeten;
b. den kleinen Atlas oder den vielfach durchbrochenen Nordrand,
welcher vom Südrande durch ein fruchtbares, von mittleren Bergzügen
unterbrochenes Plateau getrennt ist;
c. den hohen Atlas oder den hohen Westrand, wovon jedoch
nur einzelne Gipfel (ohne Gletscher) in die (hier fast 11,000' hohe)
Schneeregion hineinragen. Die geringe Breite dieser äußerst steilen
Atlaskette veranlaßte wohl die alten Küstenfahrer, sie als einzeln ste-
hende „Himmelssäule" anzusehen.
Die Bevölkerung des Hochlandes besteht aus a. den größtentheils
in die unzugänglichen Gebirge zurückgedrängten Eingebornen, den Ber-
bern, b. den (seit dem 7. Jahrhundert) eingewanderten Arabern,
welche sich an den fruchtbaren Küstenstrichen angesiedelt und Staaten ge-
gründet haben, 6. den aus der Vermischung der Eingebornen mit Frem-
den (Arabern, Christensclaven) entstandenen Mauren (eine ihnen selbst
unbekannte Benennung), welche sich in den Städten niedergelassen haben.
Außer einigen kleinen Berberstaaten im W., die noch ihre
Unabhängigkeit gegen die Eingewanderten, namentlich gegen die
Herrscher von Marokko, behauptet haben, enthält das Hockland
drei größere Gebiete.
a. Das Reich Maghrib oder Marokko (l0,000 Df.
mit 8—9 Mill. (§.?), dessen Sultan Herr über Leben und Eigen-
thum seiner Unterthanen ist.
Die Küstenorte, unter denen Tanger, am Ausgange der Meer-
enge von Gibraltar, und Mogador die bekanntesten, obwohl nicht die
bevölkertsten sind, werden von den Binnenstädten: der Hauptstadt
Marokko (100,000 E.?) und Fes oder Fas (85,000 E.?) an Be-
deutung übertroffen.
b. Algerien (22/3 Mill. C. auf 7000 lum.) ist unter der
Herrschaft Frankreichs durch beständige Kriege mit den Berbern,
die hier Kabylen heißen, fortwährend erweitert worden.
Es zerfällt in drei nach den Hauptstädten benannte Provinzen:
O r a n (die Stadt hat 27,000 E.) im W., Algier in der Mitte,
C o n st a n t i n e (die Stadt mit 33,000 E.) im O.; die letztere ist am
geeignetsten, ackerbauende Ansiedler anzulocken. Die Hauptstadt A l g i e r
(52,000 E.) ist der bedeutendste Platz für die in rascher Progression
steigende Einfuhr, Bona für den Ausfuhrhandel.
e. Bon den beiden türkischen Provinzen Tunis (zwischen
Algerien und der kleinen Syrte) und Tripolis (an den beiden
Syrien) wird die elftere von einem Bey regiert, der nur dem Na-
men nach unter osmaniscker Oberherrschaft steht, die andere wird
Pütz, Lehrbuch d. «ergl. Erdbesch. 4. Ausl. 9
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Spanien.
295
besetzt und 1518 die Niederlassung Makao in China gegründet. Da-
durch gewann Portugal nicht nur ein großes Gebiet, welches das
Stammland vielmal an Größe übertraf und bald durch die Entdeckungen
gegen Westen zu einem kolossalen Umfange anschwoll, sondern der por-
tugiesische Handel nahm einen unerhörten Aufschwung und leitete Gold-
ströme nach Lissabon; denn der ostindische Handel nach Europa verän-
derte nun seine Richtung; er ging fortan zum geringsten Theile nach
Alexandrien, Smyrna und Konstantinopel, wo ihn die Venetianer, Ge-
nueser und Moslemin aufnahmen, sondern die Hauptmasse bewegte sich
um das Vorgebirge der guten Hoffnung nach Lissabon. Der venetianische
Rath war eben versammelt, als die Nachricht von der Entdeckung des
Seeweges nach Ostindien überbracht wurde; die ernsten Männer blieben
lange stumm, denn sie wußten, daß jetzt die Macht Venedigs in der
Wurzel bedroht sei. Es war aber nicht die Sache der venetianischen
Aristokratie schnell zu verzagen; sie ermunterten den ägyptischen Ma-
melukken-Sultan und die Moslemin Arabiens, Persiens und Indiens
gegen die Portugiesen und ihre Eroberungsplane einzuschreiten, und
wäre Venedig damals nicht in Italien und von den Türken bekriegt
worden, oder hätten statt der Mamelukken Ptolemäer in Aegypten ge-
herrscht, so hätte Portugal und der neue Handelsweg einen schweren
Kampf bestehen müssen. Der geniale Blick des Albuquerque erkannte
dies genau; darum besetzte er Ormus und Sokotora, befestigte die Ein-
fahrt in den arabischen Meerbusen und ging sogar mit dem Plane um
den Nil in das rothe Meer zu leiten und dadurch Aegypten in eine
Wüste zu verwandeln. Heut zu Tage hat Aegypten, die Brücke nach Ost-
indien, seine alte Wichtigkeit wieder errungen, und wenn es den Eng-
ländern gelingt, sich desselben zu bemächtigen, was den Venetianern im
16. Jahrhundert unmöglich war, so ist ihnen das Uebergewicht über
Europa gesichert.
Spanien (1400-1516).
Härter als Portugal wurden die spanischen Königreiche von inneren
Unruhen heimgesucht, während zugleich Kastilien und Aragonien gegen
einander feindlich verfuhren oder sich in die französisch-italienischen An-
gelegenheiten einmischten und zum Theil kurzdauernde Erfolge errangen.
Unterdessen sank in Kastilien die Königsmacht zu einem Schatten herunter,
das königliche Einkommen verschwand, der Adel that, was ihm wohlgefiel,
und dies war sehr häufig Fehde und Raub. Etwas besser befand sich
Aragonien; hier hatte sich das ständische Wesen in der Art entwickelt,
daß die Könige gänzlich an den Reichstag gebunden waren; dieser bestand
aus den Vertretern des hohen und niedern Adels, der Geistlichkeit und
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Spanien China Lissabon Europa Smyrna Konstantinopel Lissabon Ostindien Venedigs Arabiens Persiens Indiens Italien Portugal Albuquerque Europa Spanien Kastilien Aragonien Kastilien Aragonien
516
Die Zeit von 1815 bis 1857.
länder die ehemals auf den westindischen Inseln und dem tropischen ame-
rikanischen Festlande durch Sklavenarbeit erzielten Produkte in Ostindien
durch sogenannte freie Arbeit, d. h. durch Malaien und Hindu bauen
zu lassen. Haben diese Bestrebungen der Engländer nur annähernd den
Erfolg wie die niederländischen auf Java, so wird Ostindien den euro-
päischen Markt mit Kolonialwaaren füllen und die Konkurrenz Amerikas
zurückdrängen, wo nicht ganz unmöglich machen. Wie weit die Eng-
länder in dieser Richtung vorgegangen sind, ist uns nicht bekannt; wir
hören bloß von der Anlage mehrerer Eisenbahnen und Bewässerungs-
kanäle, von Theepflanzungen u. dgl., während die englischen Baum-
wollefabrikanten ihren ungeheuren Bedarf an Rohmaterial noch immer
zum größten Theil nicht aus Bombay, sondern aus Neworleans beziehen.
Die Bemühungen der englischen Politik, Ostindien zu sichern und Eng-
lands Herrschaft daselbst immer fester zu begründen, beweist z. B. die
vertragswidrige Besetzung eines Theils von Borneo und des benach-
barten Labuan durch James Brooke, einen ehemaligen Beamten der
oftindischen Kompagnie, der sich zum Radscha (Fürsten) von Sarawak
zu machen wußte, nach der Behauptung der Engländer nicht durch die
Gewalt der Waffen, sondern durch die moralische Macht der Civilisation,
obwohl seitdem bekannt worden ist, daß dieser neue Orpheus den wil-
den Dayaks nicht mit Saiten, sondern mit Kanonen aufspielt.
Der Cpiumkrieg mit China (1839—1842).
Wie wenig es der englischen Politik Ernst ist, wenn dieselbe ihre
Lenden mit dem Gürtel der Humanität schnürt und die Bibel in den
Händen andächtig einherwandelt, zeigt der Krieg gegen China am un-
widerleglichsten. Die Chinesen hatten sich in neuester Zeit das Opium-
rauchen und Opiumessen angewöhnt, ein Mittel sich zu berauschen, das
unter allen für Leib und Seele am verderblichsten sein soll. Den un-
geheuren Bedarf an Opium lieferte vorzugsweise das britische Ostindien
in einem jährlichen Werthe von mehreren Millionen Pfd. Sterl., so
daß der Mohnbau die einträglichste Benutzung des Bodens wurde. Die
chinesische Regierung untersagte ihren Unterthanen den Genuß des Opiums
bei Strafe, selbst bei Todesstrafe, und verbot endlich die Opiumeinfuhr
gänzlich, weil sie ihr Volk nicht vergiften lassen wollte, nach der Be-
hauptung der Engländer aber aus keiner andern Ursache, als weil für
das Opium eine Masse Silbers außer Land ging. Sie schmuggelten
nun noch mehr Opium nach Kanton, als sie früher offen eingeführt
hatten, denn der Verbrauch desselben steigerte sich nach dem Verbote be-
trächtlich (einen annähernden Begriff von dieser Einfuhr gibt die That-
sache, daß der kaiserliche Kommissär Lin 20,000 Kisten Opium, die der
englische Bevollmächtigte Kapitän Elliot auslieferte, in das Meer wer-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Brooke Sarawak Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Ostindien Amerikas Bombay Ostindien Borneo China China Ostindien
588 Afrika — die Berbersi.
von den Marabuts, setzte ihren Fortschritten im Innern, obgleich Abd-el-Kader 1l46
in Gefangenschaft gerathen, große Hindernisse entgegen, und zwingt sie noch fortdauernd,
znm Schutze ihrer Städte und kolouisirten Ländereien eine große Armee im Lande zu
unterhalten, zu welcher jetzt auch Eingeborne (Spahis-, Zuaveuregimenter:c) herange-
zogen werden. Die Verwaltung ist noch eine fast rein militärische, und die Einnahmen
der Kolonie decken bloß 30°/» der Kosten, welche darauf verwendet werden müssen.
Für den franz. Handel ist sie. allerdings von großer Bedeutung. — Orte: Algier mit
der Kasanba oder Citadelle und geschütztem Hafen, 60 Moscheen, jetzt auch mit christ-
lichen Kirchen und einem katholischen Bischof. Die Franzosen haben neue Schulen und
ein Colleg (Gymnasium) angelegt und der Stadt einen halb europäischen Anstrich ge-
geben. Bewohnerzahl 52000. Vou hier nach Marseille braucht ein Dampfer bloß 36
Stunden. Die fruchtbare Ebene Metidscha, südlich von Algier, europäisch kolonisirt
und durch die Feste Blidä geschützt, liefert viel Gemüse nach Europa. Ostwärts von
der Hauptstadt liegen an der Küste: Bngia (Buhdscha) und näher nach Tunis Bona
mit Resten des alten Hippo Regius und einträglicher Korallenfischerei; La Calle an
der tunesischen Grenze steht über Sizilien, Sardinien und Corsika mit Marseille in
telegraphischer Verbindung. Fünf Meilen landeinwärts Constantine, das von
K. Constant in erneuerte alte Cirta, einst feste Hauptstadt Iugurthas und zur Römerzeit
Mittelpunkt des numidischen Straßensystems; 35000 E. Südl. davon, ans der Hoch-
ebene, Lambese (Lambessa) mit Ruinen aus alter Zeit, jetzt Zellengefängnis, und
seitwärts südlich Biskra. Im westlichen Theile des Landes an der Küste: Mosta-
ganem und die Hafenfestung Oran mit 34000 E.; landeinwärts Maskara,
Tlemsen, und in der Quellengegend der Tafna Jsli am Flüßchen Jsli, berühmt
durch den Sieg Bugeauds. — In der algerischen Sahara, wo außer Dattelpalmen
etwas Feldbau, Handwerk und Karawanenhandel zu finden, u. a. die Oase Ksnr mit
einer Mineralquelle (Ain-el-Kebir) von -h 40° R. Das jetzt größtenteils versandete
Depressionsgebiet von Wargla mit artesischen Brunnen ist der Mittelpunkt vieler Ka-
rawanenstraßen. Die Oase El Golea bezeichnet die Südgrenze des franz. Gebiets.
Z. Marokko, im Lande selbst R h arb-el-Djo ani (d. h. der innere oder eigent-
liche Westen), auch Bled-es-Sidi-Mohammed oder Bled-Fes genannt, bei den
Arabern Maghreb-el-Aksa (d. h. der äußerste Westen), ist 12200 O. M. groß und
hat 2,750000 E. *) Die Oasen Draa, Tasilelt und im So. Gnrära, Tust
und Tidikelt werden dazu gerechnet. Der Sultan (Hakem-el-Mumenin, d. i.
Herrscher der Gläubigen, oder als weltlicher Herrscher Mnl - el-R h a rb-el-Dj oa ni)
betrachtet Boden und Volk als sein Eigenthum und sich als Nachfolger des Chalisen
von Cordovo, erkennt also die Herrschaft des Sultsns von der Türkei nicht an, wie die
Chalisen von Spanien ihre Herrschaft gegen die Abbassiden aufrecht erhielten. Im
Gegentheil, die jetzige marokkanische Dynastie, die sogen. 2. Dynastie der Schürfa, d. h.
der Nachkommen Muhammeds (von Mnhammeds Tochter Fatime), proklamirt laut und
feierlich, daß sie allein die rechtmäßige Herrscherin aller Gläubigen sei und betrachtet
*) Nur Schätzungszahl (nach Klöden). Rohlss vergleicht die Bevölkerung
Marrokos mit der von Algier, und bei Annahme gleicher Dichtigkeit und Hinzurechnung
der fruchtbaren Provinzen südl. des Atlas (Sns, Nun) und der großen Oasen (Draa,
Tust ic.) schätzt er sie aus 6]/2 Mill. Die Zahl der Juden daselbst schlägt er zu
100,000, die der Neger zu 50000, die der Europäer zu 4—5000 an.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Asien —
Arabien.
511
im Mittelalter geraume Zeit ein eignes Königreich, ward sie zuletzt eine der Werth-
vollsten Besitzungen der Republik Venedig, bis Sultau Amurath Iii. die wacker ver-
theidigte Stadt Famagusta 1571 eroberte; seitdem gehört Cypern den Türken. Die
türkische Hauptstadt ist Lekoscha (Nikosia), der vorzüglichste Hafen- und Handelsplatz
Laruakka au der Südküste, bei deu Ruinen des alten Citinm. Famagusta ist
halb verödet.
Arabien (48200 Q. M., 4 Mill. E.)
Seine Beduinen mit Kamelen und flüchtigen Rossen, sein Weihranch,
Balsam und Kaffee, und vor allen der Islam, den das feurige Volk weit
umher verbreitete, haben Arabien nicht nur zu einem viel genannten
Lande, sondern auch welthistorisch gemacht. Und doch ist das Land von
der Natur spärlich bedacht. Ohne beträchtliche Einschnitte des Meers, so-
gar ohne Ströme, liegt es 160 bis 200 M. breit und über 300 M. lang,
als ungeheure Hochebene da, größtentheils sandig und trocken. Wäre das
Meer nicht, wovon 3 Seiten bespült werden, und gäbe es nicht hin und
wieder Bergzüge und Vertiefungen aus der öden Fläche mit einzelnen
Quellen und'steppenflüßchen, so würde Arabien völlig der Sahara gleichen
und sür die Menschheit so gut als todt sein. Zum Glück ragt auch die
Halbinsel so weit in die Regionen der regelmäßigen Sommerregen hinein,
daß einige ihrer Gebiete, nur nicht die 5—6 Mln. breiten wüsten Küsten-
gürtel, Theil nehmen an dem Segen, den diese bringen. Diejenigen Striche,
wo dies geschieht, hießen schon im Alterthum glückliches Arabien, im
Gegensatz zum wüsten, wo es fast gänzlich an Regen fehlt. Die ara-
bische Bevölkerung besteht der Mehrzahl und dem Kerne nach aus nomadi-
sirenden Beduinen (Bed^wi, d. i. Kinder der Wüste), die von Raub und
Viehzucht leben und deren Fürsten Scheriss, Emirs und Scheiks sind; die
das Feld bauen, heißen Fell ahs, die Stadtbewohner H adhesi, beide
Klassen unter Jmams oder Sultanen und Königen. Die Halbnomaden
heißen Maehdis.
Die einzelnen Theile. — 1) Jemen, der beste Theil des glücklichen Ara-
biens, im Südwesten und zwar am Golf von Aden und einem Theile des rothen
Meers, welche durch die Straße Bab el Mandeb (Thor der Gefahr) mit einander ver-
buuden sind. Hier stellen sich regelmäßig Sommerregen ein, wodurch sich die Wadis
der Gebirgsgegend mit laufendem Wasser füllen und reizende Vegetation sich verbreitet.
Zwar versiegen die Bäche unten in der breiten Tehama oder Küstenebene, doch gedeiht
hier mindestens die Sorghohirse und die Dattelpalme. Weiter aufwärts von der Te-
hama liegen die Kaffeewäldchen und gewinnt man die bekannten Specereien Arabiens:
Balsam, Myrrhen, Aloe, Manna, Gummi zc. Dahinter am höher steigenden Gebirgs-
ronde dehnen sich die Waldungen aus vou den verschiedensten Arten des Feigenbaums.
Die Bewohner Jemens hießen ehemals Sabäer oder Himyariten. und die Königin von
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Extrahierte Ortsnamen: Venedig Sultau_Amurath Nikosia Handelsplatz
Laruakka M. Arabiens
Afrika — die Berb erei. 585
bau lässig betrieben, und Viehzucht vorgezogen; vor allen hegt man Schafe
und Ziegen, und wie man deren Felle zu gerben versteht, zeigt die Be-
nennung Marokin und Saffian, nach den Städten Marokko und Saffi. —
Von der geistigen Kultur ist nichts zu rühmen; der harte Despotismus,
worunter diese Länder seit Jahrhunderten seufzten, das Erstarren der Re-
ligiosität in äußerlichen Bräuchen, und nicht weniger der eingewurzelte
Widerwille gegen alles Europäische, ließen sie nicht aufkommen. Daß dieser
Widerwille gerade in Nordafrika besonders stark ist, erklärt sich übrigens
leicht; man braucht nur an die greuelhafte Vertreibung einer Million
friedlicher Mauren aus Spanien im Jahr 1610 sich zu erinnern, die
natürlich den Groll über die erlittene Unbill auf ihre Nachkommen in
Marokko vererbten; und was die 3 andern Barbaresken betrifft, die ihr
Entstehen dem Seeraub verdankten, so verleugneten ihre Regenten das ur-
fprüngliche Geschäft umfoweniger, als gegenüber auf Malta ein christlicher
Ritterorden saß, welchen sein Gelübde zu ewigem Kampf gegen die Un-
gläubigen verpflichtete. Denkwürdig wird es aber bleiben, daß der Kor-
sarenunfug so lange geduldet wurde, und daß unsre Seemächte sich sogar
zu Geschenken oder Tribut an die Barbaresken herabließen, um ihren
Flaggen Sicherheit zu verschaffen.
a) Tripoli, Fessan und Barka — südlich vonjtalien, sehr ausgedehnt, doch
nur im kleinsten Theile des Anbaues fähig, 16000 Q. M. mit 800000(?) Eiuw.
Seit 1552 mit dem türkischen Reiche vereinigt, wird das Laud durch häufig wechselnde
Paschas oder Beys, die jährlich einen gewissen Tribut an die Pforte zu entrichten
haben, regiert. Die Verwaltung des Staates ist sehr schlecht, echt türkisch; unter an-
dern Abgabe von jedem Dattel- und Oelbaume. — Orte: Tripoli (Tarabulus) mit
30000 E., Citadelle, befestigtem Hafen und vielen Kanonierböten zur Vertheidignng,
eng gebaut und schmutzig, mit ziemlich lebhaftem, größtentheils von Juden betriebenem
Handel; aber die Karawanen nach Sudan, oft mehrere hundert Kamele stark, werden
von den Tuaregs der Wüste geführt. Tripoli ist nämlich Ausgangspunkt der vielbe-
suchten Wüstenstraße an den Tsad, auch steht es in Telegraphenverbindung mit Malta
und über Bengasi mit Alexandrien. Ostwärts liegen die Ruinen von Leptis. Rha-
dsmes, Haudelsplatz in schöner Oase, an der Karawanenstraße nach der westl. Sahara
und nach Timbuktu. — Fessan bildet ein eigenes Paschalik; der Hauptort Mursuk
mit 8000 E. liegt südwestl. der Harndschberge, und führt hauptsächlich Sklaven- und
Dattelhandel. Tedscherri, der südlichste bewohnte Ort Fessans. — Die wäldervolle
Plateaulandschaft Barka (Kyrenaika) wird seit dem Herbst 1869 als Mntasa-
refia von Bengasi direkt von Konstautinopel aus regiert. Bengasi (Berenike der
Alten) ist ein wichtiger Hafenplatz mit 7000 E., in schöner Lage. Karawanenverkehr
mit Wadai. Derna (Darnis), Hafen a. d. Nordküste. Trümmer von der Vaterstadt
des Aristipp und Eratostheues, nämlich von Kyrene in wasserreicher, fruchtbarer Land-
schaft, das in alter Zeit sowohl durch Handel, wie als Sitz der Künste und Wissen-
schaften blühend und nach Karthago und Alexandria die größte Stadt Afrikas war. Die
Schacht, Lehrb. d. Geographie L. Aufl. Zz
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Afrika —
d ie Berberei.
589
den Padischah in Konstantinopel nur als Usurpator, der nicht einmal arabisch Blut,
geschweige das „unseres gnädigen Herrn Muhammed" in seinen Adern hat. Trotzdem
wird ihm nicht einmal überall in seinem Reiche gehorcht, verschiedene Stämme der
bunten Bevölkerung haben sich unabhängig erhalten oder verweigern, wenn es ihnen
beliebt, den Tribut. Selbst die Abstammung von dem Propheten machen ihm manche
streitig, die sich ebenfalls diese Ehre zuschreiben, besonders in der Provinz Tasilelt.
Die Regierungsform ist höchst despotisch und tyrannisch, wie man sie eben nur da findet,
wo geistliche und weltliche Herrschaft in einer Hand vereinigt liegt. Die Sprachen der
beiden Hauptelemente der Bevölkerung, nämlich der Araber (Arbi oder Rharbi, d. i.
der vom Westland) und der Berber (Masigh Schellah) sind grundverschieden, wie sich
überhaupt die beiden Völker, trotz des gemeinsamen Glaubens, heute noch völlig nnver-
mischt gegenüberstehen, obgleich sie im Körperbau, sowie in Sitten und Lebensweise viel
Übereinstimmendes haben. R o hlfs nimmt 2/3 Berber und Vs Araber ort und spricht
den Berbern die Zukunft zu: sie seien bescheidener, hängen weniger an Religion wie
die Araber, diese ächten Römlinge des Islams, nud lassen sich weniger von Religion
beherrschen. Doch ist die Gesammtbevölkerung in Marokko, diesem letzten Reste arabischer
Herrschaft, höchst fanatisch muhammedauisch, von barbarischem Hasse gegen Christen und
Europäer erfüllt, weshalb das Land bis jetzt nur wenig und nur mit Lebensgefahr be-
reist werden konnte; die katholische alleinseligmachende Religion in Spanien und die
muhammedanische alleinseligmachende Religion in Marrokko stehen sich heute noch so
feindselig gegenüber wie zur Zeit Ferdinand des Katholischen. — Orte: Fes (Fss),
die düstere Hauptstadt des Landes mk 100000 E., zugleich die erste Handelsstadt mit
bedeutendem Verkehr nach dem Süden und nach Europa. Gewerbthätig in Töpfer-
waaren, Seidenschärpen, Waffen und europäischen Waaren; zugleich ein Hauptsitz mu-
hammedanischer Gelehrsamkeit. Mekines (Mikussa), die schön gelegene Sommerresidenz
des Sultzns. Rabät am atlant. Meer, mit 30000 gewerbthätigen E., worunter viele
Juden und Christen, hat modern südeuropäisches Aussehen und ist der Hafen für Fes;
vor der Flußmündung jedoch eine Barre, weshalb nur kleinere Schiffe Zugang haben;
lange Zeit Hauptsitz der Korsaren. An der Nordküste: Tanger, Aufenthalt der euro-
päischeu Consuln und wichtiger Handelsplatz, von dem aus sich Gibraltar verprovian-
tirt, obgleich die Bucht zu weit ist, um nur als Rhede gelten zu können und der kleine
Hafen der Stadt 1684 von den Engländern zerstört wnrde. Tetnan, Hafen am Mit-
telmeer; überhaupt hat die Mittelmeerküste zahlreiche Buchten, aber zu klein, um gute
Häfen zu bilden; dagegen waren sie groß genug, um den Rifpiraten mit ihren kleinen
Fahrzeugen Sicherheil zu gewähren. Die Festung Ceuta, Gibraltar gegenüber,
Melilla und einige andere Küstenorte ohne allen Landbesitz, da dieser von den Ma-
rokkanern wieder zurückerobert wurde, sind verödete Hafenplätze in spanischem Besitz.
Bei Alkassar, südl. von Tanger, verlor Sebastian von Portugal 1578 Schlacht und
Leben. Im südlichen Theile des Reiches: Marokko (Marräkesch, d. i. die Geschmückte)
mit Residenzpalast des Sultüns und 50000 E., worunter l/i Juden, liegt 20 Meilen
vom atlantischen Meere, ans einer 408 rn. hohen Ebene, und war sonst weil bevölkerter.
Die Ufer des nahen Flusses Tensift und seiner Seitenbäche sind mit Oleandergebüsch
bedeckt, und an der Nordseite der Stadt dehnen sich Palmen- und Olivenwälder aus.
Unter diesen Palmen soll die Aussicht nach dem nur 3 Meilen entfernten Atlas, dessen
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Extrahierte Personennamen: Masigh_Schellah Ferdinand Gibraltar Sebastian_von_Portugal
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Konstantinopel Rharbi Westland Marokko Spanien Marrokko Europa Tanger Rhede Ceuta Tanger Marokko