— 177 —
fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer,
Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?.
Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil
lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die
Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten
Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut
begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen
Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier.
Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell
wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein-
richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen
das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und
Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem
Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend,
doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein
ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem
Europäer zuin Vorbild dienen.
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— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 297
deutende Summen umgesetzt. — Einen noch auffallendem Gegensatz
zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die
Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen
schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige
Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als
100 000 Rubel (1 Rubel = 3,24 Mark) Perlen liegen. Ein sehr
wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren
viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast aus-
schließlich den Russeu) ausgestellten Waren nehmen Baumwollfabrikate
die erste Stelle ein. (Nach Andree und Daniel.)
Km chinesisches Kastmahl.
Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, gehören
zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch
auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr
abends begaben wir uns in das Haus, wo die beiden Brüder
Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Dent stellte uns
vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außerdem noch
fünf andere Personen. Die beiden Minqua sowie die von ihnen
eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtagskleidung erschienen,
nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen
Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seiden-
Plüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugeud und vorteilhaften Gestalt
stand den Chinesen der Anzng recht gut und hatte trotz des spitzigen
Hutes und des laugen Zopfes etwas Würdevolles.
Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster
Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe
kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus
umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare
Getränk einmal in seiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm
aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge-
schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der
Thee scharf und trocken. Auch die andern europäischen Gäste teilten
meine Ansicht.
13**
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— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
— 274 —
Gäste dient. Ein großer Ofen und ein Wandschrank mit Heiligen-
bildern sind die Zierde des letztern. Einige Fenster, d. h. Löcher in
der Wand, welche mit geöltem Papier verklebt sind, erhellen den
Ranm notdürftig. Für alle Bequemlichkeiten zum Schlafen muß der
Reisende selbst sorgen, da das Bett fehlt.
Uber Nahrung und Kleiduug der christlichen Bosniaken schreibt
der ehemalige Trappisten-Prior P. Franz aus Baujaluka folgendes:
„Was essen die Rajas (das sind die Christen)? Ein- oder
zweimal des Tages warmes Kukuruzbrot, das ohne Sauerteig und
Salz gebacken und klotzig schwer ist. Die Wohlhabenderen verspeisen
zum Brot Krautköpfe, welche sie in einem Bottich sauer gemacht
haben. Geschnitten ist das Kraut nicht, da es an Hobeln fehlt.
Diejenigen, welche sich recht gütlich thun wollen, essen zum Mais-
brot Bohnen. Große Seltenheit ist ein Pilaw, d. i. Reisbrei mit
Hammel- oder Hühnerfleisch. Milch, Butter und Schmalz sind sehr
rar. Eier und Schweine müssen veräußert werden, damit nur
die notwendigsten Dinge eingekauft und vor allem die hohen For-
derungen der türkischen Grundherren befriedigt werden können. Das
ungegorene Kukuruzbrot ist also die Hauptnahrung, welche wohl
dickbauchig macht, aber wenig Kraft giebt. Wahrscheinlich von diesem
Brote entstehen die unzähligen Spulwürmer, an denen hier sast alle
Kinder leiden und dahinsiechen. Unser Kloster hat oft das Aus-
sehen einer Kleinkinderbewahraustalt, da viele wurmleidende Kinder
hierher getragen werden, um durch Arznei, meistens Chinin, vom
Fieber und von den Würmern befreit zu werden.
„Die vermöglicheren christlichen Bosniaken tragen in der kälteren
Jahreszeit weißwollene Kleider, gegen die selbst die groben weißen
Kutten der Trappisten noch fein erscheinen. Die ganz Armen gehen
Sommer und Winter in leinenen Fetzen. Strümpfe und Schuhe
sind dem Bosniaken unbekannte Dinge. Er kennt nur seine Opanken,
d. i. ein rundes Stück Schweinsleder mit durchlöchertem Rand, das
durch einen Riemen wie ein Tabaksbeutel zusammengeschnürt werden
kann. Natürlich ist ein solcher Schweinslederschuh in kurzer Zeit
durchgelaufen und kann auch nicht mehr ausgebessert werden; aber
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: P._Franz_aus_Baujaluka Franz
— 23 -
landes, und mit der Tiesebene. Hier die äußere Linie des großen
norddeutschen Schlachtenbezirks: Jena, Anerstädt, Roßbach, Merse-
burgs) — Nach N. Uebergang zum Harze und zu dessen die
goldene Aue umschließenden freundlichen Vorlanden: das westliche
zieht sich von Nordhausen nach Göttingen und Hildesheim
mit ausliegenden bewaldeten Höhen, ähnlich denen jenseits der
Leine; das östliche, das Mansselder Knpserplateau, wo
die Wiege des großen Bergmannssohnes, reicht bis zur Saale
und dem Stammlande der Askanier. Dazwischen parallel mit
dem Thüringer Walde der Ha^z**), ein langgestrecktes, metall-
reiches Massengebirge, dessen kleinerer höherer Theil, nebst dem
Brockengebirge Nadelwald (Oberharz), dem Wesergebiete zugehörig,
der größere, niedrigere (Unterharz), meist noch Buchenwald, dem
Elbgebiete zugehörig. (In jenem die reicheren Erzgänge, kein
Getreidebau). Trotz der schroffen Erhebung leicht zugänglich
durch tief einschneidende Mündungsthäler. Auf ihm thätiges
Leben in den Wäldern ***), den Schachten, den ärmlichen Berg-
städten (Klausthal) und an den Flußthälern mit ihren Mühlen,
Poch- und Eisenhämmern. Rings um den Fuß niedrigere meist
bewaldete Sand- und Kalksteinhöhen (vereinzelt im Tieflande bis
gegen den Quellbezirk der Aller f), in deren weiten fruchtbaren
Thalmuldeu, den Kornkammern des Harzes, schon seit den Stis-
tnngen der Brnnonen rege Entwicklung in Klöstern (z. B. Gan--
*) Trotz der der Lage seines Landes entsprechenden politischen Unselbst-
ständigkeit hat der Thüringer manche Eigentümlichkeit bewahrt, z. B. den
sangvollen Gebirgsdialekt, den er den südlichen Soi benmarken mittheilte
(während in den nördlichen das sächsische Niederdeutsch, das Platt der Tief-
ebene sich ausdehnte), die damit zusammenhängende L>ebe zur Musik (Ver-
anlassung auch zur Kultur der Singvögel) und die im Vergleich mit den
sächsischen Nachbaren größere Lebhaftigkeit.
**) Eine Burg aus sächsischer Vorzeit, umschlossen von hohen (Teufels-)
Mauern. Vgl. Göthe's Walpurgisnacht und Harzreise im Winter. Noch
heute treiben die Nebelriesen um den Blocksberg ihren Spuk. — Die ger-
manische Mythologie nnter dem Einfluß der Nebel und des trüben Him-
mels ohne plastische Gestaltung. — Die Berge Zufluchtsstätten und Quellen
der Sage. — Die dem Treiben der Menschen entrückten lichten Höhen und
schaurigen Haine Göttersitze und Opferstätten; das geheimnißvolle Innere
der Erde Wohnung der Gnomen.
***) jetzt sehr gelichtet und überall von Straßen durchzogen; anders zur
Zeit, als Heinrich Iv. von der Harzburg floh.
f) Asse, Elm, Helmstädter Höhen; das dazwischen gelegene reiche Acker-
land das Stammland der Billinger und Supplingenburger, deren Erben die
Welsen von Este.
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— 157 —
sondern erhob sich vielmehr bald Holland gegenüber zum Range der ersten Seemacht der Welt, den es mehr oder weniger ehrenvoll bis anf diesen Tag behauptet hat.
§ 35. Brandenburg bis 1640.
Nach dem dreißigjährigen Krieg galten die deutschen Kaiser nur noch etwas als Beherrscher der österreichischen Erblande und als Verwandte der spanischen Habsburger, deren Stern indes auch stark im Verbleichen war. Dagegen erhoben sich allmählich einige der durch den westfälischen Frieden souverän gewordenen Glieder des Reichs zu einer Achtung gebietenden Stellung. Im Süden spielte das katholische Baiern eine bedeutende Rolle, mißbrauchte aber später seine Macht zu egoistischen Zwecken, zu deren Erreichung es nicht verschmähte mit Frankreich zu liebäugeln und selbst zeitweilig in reichsgefährliche Verbindung zu treten. In der Mitte war Kursach sen der natürliche Hort des Protestantismus gewesen; als aber am Ende des Jahrhunderts dynastische Interessen, nämlich die Aussicht auf den Thron Polens, den Uebertritt seiner Regentenfamilie zum Katholicismus bewirkten, verlor es die Führerschaft und damit den größten Theil seines Einflusses. Derselbe gieng auf Brandenburg über, welches durch das Verdienst seiner Fürsten seit 1648 innerlich und äußerlich so erstarkte, daß der Schwerpunkt der deutschen Geschichte bald nicht mehr an den Ufern der Donau sondern in den von der Natur vernachlässigten Marken zu suchen ist. Der Zusammenhang erfordert bis zur Erwerbung des Landes durch die Hohen-zollern zurückzugreifen und kurz die Namen der Regenten und die wichtigsten Ereignisse nachzuholen.
1. Ueber Kurfürst Friedrich I. (1415—1440) ist oben § 19 das Nötige mitgetheilt.
2. Friedrich Ii. (1440—1470) löste die dem deutschen Orden verpfändete Neumark rechts von der Oder wieder ein, brach den Trotz der märkischen Srädte besonders Berlin-Cöllns, begann dort als Zwingburg ein Schloß anzulegen, verharrte im übrigen in strenger Reichstreue zu einer Zeit, wo es leicht gewesen wäre mit Hilfe des Böhmenkönigs und der Polen sich souverän zu machen.
3. Albrecht (1470—1486), sein Bruder, welcher, ehe er in Brandenburg zur Regierung kam, die fränkischen Besitzungen seines
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_Ii Friedrich Neumark Albrecht_( Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Holland Brandenburg Baiern Frankreich Polens Brandenburg Donau Polen Brandenburg
272 Die mittlere Zeit.
Ihre rotgelbe Farbe wurde durch eine Art von Seife noch erhöht und ihre Fülle durch eine Pomade aus Talg oder Butter und Buchenasche befördert. Die Männer, welche es wachsen ließen wie das Frauengeschlecht, banden es rückwärts gegen den Scheitel in einen Schopf oder Knoten zusammen; der Bart wurde abgeschoren. Sie trugen einen einfachen Mantel, oft nur ein Tierfell, die Weiber dagegen Kleider von selbstgewobener Leinwand. Die Nahrungsmittel waren: Fleisch, geronnene Milch, Butter und Käse, Vogeleier, Fische, Haferbrei, Bier und eingetauschter Wein, den man gewöhnlich aus Bufselhörnern trank, die oft' mit Silber beschlagen waren. Religiöse Feste, Hochzeiten, Leichenfeierlichkeiten, Volksberatungen waren mit Trinkgelagen verbunden, bei denen man unter Begleitung musikalischer Instrumente sang. Bei solchen Gelagen kam es sehr oft zu Raufereien.
8 99.
Kcltgiott der Germanen. Ständeunterschied. Mrgerliche Verfassung.
279) Die Religion der Germanen war ursprünglich Naturdienst, wie die aller asiatischen Völker. Man verehrte vorerst die Naturkräfte in ihrem geheimnisvollen Walten und dachte sich dieselben dann bald als persönliche göttliche Wesen. Der oberste Gott ist Odin oder Wodan, von dem die Äsen (Göttersöhne) abstammen. Neben den Äsen gibt es noch Halbgötter. Der vornehmste ist Tnisko, der erdgeborne Gott, und dessen Sohn Mannus, der Stammvater aller Menschen. Wodan thront zu Asgard, der Götterheimat, wo die Walhalla ist, die Himmelsburg, in der nach ihrem Tode die gefallenen Helden von edlem Geschlecht sich erfreuen. Auch an wohlgesinnte Dämonen wie an neckende und schadende Plagegeister glaubte man. Die heiligen Orte der Germanen waren Tempel, insbesondere aber geheiligte Haine und Opferplätze im Freien. Leider wurden auch Menschenopfer dargebracht, wobei namentlich viele Kriegsgefangene geschlachtet wurden. Die Priester standen in großem Ansehen. Sie waren neben den Königen die höchsten Diener des Staates und die Erforscher des göttlichen Willens in allen öffentlichen Angelegenheiten. Als solche waren sie auch zugleich die Richter und Vollstrecker der Todesurteile bei Staatsverrätern und die Bewahrer der Nationalfeldzeichen. Es gab auch Priesterinnen, weissagende Frauen, die aus den Eingeweiden der Opfertiere, aus dem Blute der getöteten Gefangenen, aus dem Geräusche der Wellen 2c. prophezeiten.
280) Die politische Verfassung beruhte ganz auf dem Grundbesitze, der allein rechtsfähig machte. Im Vollgenuß der Rechte befanden sich die Freien, welche ein unveräußerliches Grund-
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