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I. Beschreibende Prosa: Kulturgeschichte.
bei Arrian erhalten ist; Zucker aus Zuckerrohr, freilich oft in griechischen
und römischen Schriftstellern mit dem Tabaschir des Bambusrohres ver-
wechselt; Wolle von großen Bombarbäumen, Shawls aus tibetischer
Ziegenwolle, seidene (serische) Gewebe; Öl aus weißem Sesamum, Rosenöl
und andere Wohlgerüche; Lack (sanskrit lackscka, in der Vulgärsprache
lakkha) und endlich der gehärtete indische Wutzstahl.
Neben der materiellen Kenntnis dieser Produkte, welche bald ein
Gegenstand des großen Welthandels wurden, und von welchen die Seleu-
ciden mehrere nach Arabien verpflanzten, verschaffte der Anblick einer so
reich geschmückten subtropischen Natur den Hellenen noch geistige Genüsse
anderer Art. Große und niegesehene Tier- und Pflanzengestalten erfüllten
die Einbildungskraft mit anregenden Bildern. Schriftsteller, deren nüchtern-
wissenschaftliche Schreibart sonst aller Begeisterung fern bleibt, werden
dichterisch, wenn sie beschreiben die Sitten der Elefanten, die „Höhe der
Bäume, deren Gipfel mit einem Pfeile nicht erreicht werden kann, deren
Blätter größer als die Schilde des Fußvolkes sind"; die Bambusa, ein
leichtgefiedertes baumartiges Gras, „dessen einzelne Knoten (iuternoäia)
als vielrudrige Kähne dienen"; den durch seine Zweige wurzelnden indi-
schen Feigenbaum, dessen Stamm bis 8 ui Durchmesser erreicht, und der,
wie Onesikritus sehr naturwahr sich ausdrückt, „ein Laubdach bildet gleich
einem vielsäuligen Zelte". Der hohen baumartigen Farren, nach meinem
Gefühle des größten Schmuckes der Tropenländer, erwähnen indes Ale-
xanders Gefährten nie, wohl aber der herrlichen, fächerartigen Schirm-
palmen, wie des zarten, ewig frischen Grünes angepflanzter Pisanggebüsche.
Die Kunde eines großen Teiles des Erdbodens wurde nun erst
wahrhaft eröffnet. Die Welt der Objekte trat mit überwiegender Ge-
walt dem subjektiven Schaffen gegenüber; und indem durch Alexanders
Eroberungen griechische Sprache und Litteratur sich frucht-
bringend verbreiteten, waren gleichzeitig die wissenschaftliche Be-
obachtung und die systematische Bearbeitung des gesamten Wissens durch
Aristoteles' Lehre und Vorbild dem Geiste klar geworden. Wir bezeichnen
hier ein glückliches Zusammentreffen günstiger Verhältnisse; denn gerade
in der Epoche, in der sich plötzlich ein so ungeheurer Vorrat von neuem
Stoffe der menschlichen Erkenntnis darbot, war durch die Richtung, welche
der Stagirite gleichzeitig dem empirischen Forschen nach Thatsachen im
Gebiete der Natur, der Versenkung in alle Tiefen der Spekulation und
der Ausbildung einer alles scharf umgrenzenden wissenschaftlichen
Sprache gegeben hatte, die geistige Verarbeitung des Stoffes erleichtert
und vervielfältigt worden. So bleibt Aristoteles, wie Dante sich schön
ausdrückt, auf Jahrtausende noch: „il maestro di color che sanno“,
der Meister derer, welche wissen.
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2. Der Einfluß der Heerzüge Alexanders d. Gr. auf die Wissenschaft. 43
Eratosthenes, dem Strabo und Plinius bei ihrem so einseitigen Wissen
unbekannt blieben.
Wenn man nach Unterschieden der Längengrade die Erstreckung des
ganzen Mittelmeeres mit der Entfernung von Westen nach Osten ver-
gleicht, welche Kleinasien von den Ufern des Hyphasis (Beas), von den
„Altären der Rückkehr" trennt, so erkennt man, daß die Erdkunde der
Hellenen in wenigen Jahren um das Zwiefache vermehrt wurde.
Um nun näher zu bezeichnen, was ich ein durch Alexanders Heer-
züge und Städtegründung so reichlich vermehrtes Material der phy-
sischen Geographie und Naturkunde genannt habe, erinnere ich
zuerst an die neu gesammelten Erfahrungen über die besondere Gestaltung
der Erdoberfläche. In den durchzogenen Ländern kontrastieren Tiefländer
(pflanzenleere Wüsten oder Salzsteppen, wie nördlich von der Asferahkette,
einer Fortsetzung des Thianschan, und vier große angebaute Stromgebiete,
des Euphrat, Indus, Opus und Jaxartes) mit Schneegebirgen von fast
6000 na Hohe. Der Hindu Kho oder indische Kaukasus der Macedonier
ist in seiner Erstreckung gegen Herat hin in zwei große, das Kafiristan
begrenzende Ketten geteilt; die südlichere dieser Ketten ist die mächtigere.
Alexander gelangte durch das noch 2500 na hohe Plateau von Bumian,
in dem mau die Höhle des Prometheus zu sehen wähnte, auf den Kamm
des Kohibaba, um über Kabura, längs dem Choes, etwas nördlich vom
jetzigen Attok, über den Indus zu setzen. Vergleichung des niedrigen
Taurus, an den die Griechen gewöhnt waren, mit dem ewigen Schnee
des Hindu Kho, welcher bei Bamian erst in 3800 na Höhe beginnt, muß
Veranlassung gegeben haben, hier in einem kolossalern Maßstabe das
Übereinanderliegeu der Klimate und Pflanzenzonen zu erkennen. In reg-
samen Gemütern wirkt bleibend und tiefer, was die elementare Natur
dem Menschen unmittelbar vor den Sinnen entfaltet. Strabo beschreibt
anschaulich den Übergang über das Bergland der Paropanisaden, wo das
Heer mit Mühe sich durch den Schnee einen Weg bahnte, und wo alle
Baumvegetation aufhört.
Was von indischen Erzeugnissen und Kunstprodukten durch
ältere Handelsverbindungen oder aus den Berichten des Ktesias von
Knidus, der 17 Jahre lang als Leibarzt des Artaxerxes Mnemon am
persischen Hoflager lebte, unvollkommen, ja fast nur dem Namen nach
gekannt war, davon wurde jetzt in dem Abendlande durch die macedonischen
Ansiedelungen eine sichere Kunde verbreitet. Es gehören dahin: die be-
wässerten Reisfelder, von deren Kultur Aristobulus besondere Nachricht
gegeben; die Baumwollenstaude, wie die feinen Gewebe und das Papier,
zu welchen jene Staude den Stoff lieferte; Gewürze und Opium; Wein
aus Reis und aus dem Saft der Palme, deren Sanskritname Tala uns
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexanders Alexander Alexander Artaxerxes
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Neunte Periode.
Ja, sie kommt! vor den Kamelen schweben die gespenstischen Treiber;
Üppig in den hohen Sätteln lehnen schleierlose Weiber;
Neben ihnen wandeln Mädchen, Krüge tragend, wie Rebekka
Einst am Brunnen; Reiter folgen — sausend sprengen sie nach Mekka.
Mehr noch! — nimmt der Zug kein Ende? — immer mehr! wer kann sie
Weh, auch die zerstreuten Knochen werden wieder zu Kamelen, szählen?
Und der braune Sand, der wirbelnd sich erhebt in dunkeln Massen,
Wandelt sich zu braunen Männern, die der Tiere Zügel fassen.
Denn dies ist die Nacht, wo alle, die das Sandmeer schon verschlungen,
Deren sturmverwehte Asche heut' vielleicht an unsern Zungen
Klebte, deren mürbe Schädel unsrer Rosse Huf zertreten,
Sich erheben und sich scharen, in der heil'gen Stadt zu beten.
Immer mehr! — noch sind die Letzten nicht an uns vorbeigezogen,
Und schon kommen dort die Ersten schlaffen Zaums zurückgeflogen.
Von dem Grünen Vorgebirge nach der Babelmandeb-Enge
Sausten sie, eh' noch mein Reitpferd lösen konnte seine Stränge.
Haltet aus, die Rosse schlagen! jeder Mann zu seinem Pferde!
Zittert nicht, wie vor dem Löwen die verirrte Widderherde!
Laßt sie immer euch berühren mit den wallenden Talaren;
Rufet: Allah! — und vorüber ziehn sie mit den Dromedaren.
Harret, bis im Morgenwinde eure Turbansedern flattern!
Morgenwind und Morgenröte werden ihnen zu Bestattern.
Mit dem Tage wieder Asche werden diese nächt'gen Zieher! —
Seht, er dämmert schon! ermutigend grüßt ihn meines Tiers Gewieher.
2. Ammonium.
„Fremdling, laß deine Stute grasen!
O, zieh nicht weiter diese Nacht!
Dies ist die grünste der Oasen;
Im gelben Sandmeer glänzt ihr Rasen,
Gleichwie inmitten von Topasen
Ein grüner, funkelnder Smaragd!"
Er sprach: „Gern will ich mich entgürten!"
Und nahm dem Pferde das Gebiß.
Er setzte sich zu seinen Wirten;
Des Wüstengeiers Flügel schwirrten
An ihm vorüber nach den Syrien,
Zu ruhn in der Pentapolis.
Die Lieder und die Zimbeln klangen;
Die Mappe lag auf seinen Knien.
Die Rosse mit den blanken Stangen,
Die finstern Reiter mit den langen
Gewänden und den bärt'gen Wangen,
Die Zelte — fremd ergriff es ihn.
Mit farb'gen Stiften schuf er glühend
Ein Bildnis dieser Wüstenrast.
Die Dromedare lagen knicend
Am Quell; des Wirtes Töchter, blühend
Und schlank, bald nahend und bald fliehend,
Umtanzen singend ihren Gast:
„Fremdling, laß deine Stute grasen!
O, zieh nicht weiter diese Nacht!
Dies ist die grünste der Oasen;
Im gelben Sandmeer glänzt ihr Rasen,
Gleichwie inmitten von Topasen
Ein grüner, funkelnder Smaragd!"
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