96
Küste, die Gallas, Nubas und einige Stämme von Hoch-Sudan in Farbe und
Gestalt vollständige Neger, sind die entfernteren Völker von Kongo zwar neger-
artig, aber nicht schwarz, sondern fahl und graubraun, und die schwärzesten Völ-
ker, die Somaulis, Joloffen und Mandingo, doch zugleich von vollkommen kau-
kasischer Gesichts- und Körperbildung. Die weit verbreiteten Fulah-Neger sind
bald von dunklerem, bald von hellerem Braun und zuweilen sogar schlichthaarig.
Und unter den Berber-Völkern findet man die Kabylen-Stämmc des Atlas ganz
hell, zuweilen fleischfarbig , die Tuariks dagegen dunkelbraun, die Mauren schwärz-
lich, die nubischen Berbern fast negerartig.— (Uebergangs-, nicht schei-
dende Formen). — Den gesellschaftlichen Verhältnissen der Afrikaner
fehlt jede höhere Entwickelung. — Selbst im muhamedanischen Afrika,
nämlich in den türkischen Provinzen, in der Berberei und in den muhamedani-
schen Neger-Ländern des Sudan, sind die Bewohner, namentlich die arabischen
und libyschen, mehr durch patriarchalische und religiöse, als durch politische Bande
verknüpft, und ihre Staatenbildungen — das marokkanische Reich (im N.
W. der Bcrberei), die Reiche der Fulah, Mandingo, Joloffen re. (in Su-
dan) — daher ohne festen Zusammenhang. — Noch roher die Stammverbindun-
gcn und Despotien im übrigen, heidnischen Afrika. — Einheimische christ-
liche Staaten fehlen; nur Keime und Trümmer davon (Liberia, Habesch). —
5. Die Mehrzahl der Afrikaner ist noch der rohesten Götzendienerei, dem
Fetisch-Dienste ergeben. — Die Nord-Afrikaner, namentlich die Araber, Tür-
ken, die Mehrzahl der Berbern, die Fulah, Mandingo und andere Negervölker
der nördlichen Gruppe hangen dein Islam an. — Außer den fast abgefallenen
Abyssiniern, den Kopten, den europäischen Kolonisten, gehören auch die südlichen
Hottentotten und eine erhebliche Zahl von Negern im portugisischen, englischen
und französischen Afrika rc., überhaupt c. 5 Proz. der Bevölkerung dem Christen-
thume.an; — Thätigkeit christlicher Missionaire unter den Kaffern, Koranas
u. s. w. —
6. Ein großer Theil der Afrikaner vegetirt oder lebt nomadisch von Jagd,
Krieg und Heerdenzucht; sogar noch einige muhamcdanische Stämme (Beduinen,
Mauren, Berbern und andere Bewohner der Wüste). Unter dem Einflüsse des
Islam und des Handels-Interesses hat sich aber in einigen Gegenden Afrika's,
namentlich in Hoch- und Flach-Sudan, eine eigenthümliche Kultur entwickelt,
welche sich in der Lebensweise, der Ausbildung niancher Nahrungszweige und
der Vervollkommnung der kriegerischen und Handels-Einrichtungen kund gibt.
In den Küstenlandschaftcn, im Nil-Thal, in Habesch, Flach- und Hoch-Sudan,
dem Kaplande und einigen Gegenden Hvch-Asrika's ist der Ackerbau sehr all-
gemein, aber beschränkt durch die Landes-Natur einer-, die Unsicherheit des Eigen-
thums andererseits; Viehzucht besonders in Habesch, Hoch-Sudan, ini Kap-,
Kaffern- und Bitschuanen-Lande. Der Bergbau ist in Hoch-Sudan, Habesch
und Inner-Afrika bekannt. Industrie fehlt nicht ganz; Färben, Gerben, Be-
reitung von wollenen, baumwollenen, leinenen und seidenen Zeugen, von
Schmiede-, Sattler- und Töpserwaaren, selbst von (schlechtem) Schießpulver sind
in Sudan re. nicht unbekannt, und sogar aus dem inneren, unerforschten Hoch-
Afrika kommen zierliche Goldgeschmeide. Der Handel der Küstenlandschaften,
Sudans k. (Kaffee, Zucker, Reis, Datteln, Palmöl, Gummi, Baumwolle, Spe-
zereien, kostbare Hölzer, Elfenbein, Thicrfelle, Straußfedern, Moschus, Goldstanb
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Ortsnamen: Hoch-Sudan Afrika Berberei Mandingo Afrika Liberia Afrika Nil-Thal Habesch Hoch-Sudan Hoch-Sudan Hoch-Sudan Inner-Afrika Afrika Sudans
Peloponnesischer Krieg. 55
Übung wird durch die immer mehr blühenden, bildenden Künste, auf's v.c.g.
Höchste gesteigert.
In den Wissenschaften erreicht die lyrische Poesie vorzüglich durch
Pin daros, die tragische durch Ae sch y los, durch Sophokles und
Euripides ihre höchste Blüthe (am Tage der Salaminischen Schlacht:
Aeschylos Mitkämpfer, Sophokles Siegestänzer, Euripides geboren).
Herodotos beginnt die eigentliche Geschichte; und in den Künsten
führt Pheidias die Bildhauerkunst zu ihrer Vollendung (sein olym-
pischer Zeus re.).
Iv. Vom pelopon ne fischen Kriege bis zu den dreißig
Tyrannen in Athen, von 431 bis 404 v. Ch. G.
Ol. 87,2 — 94,i:
* Kampf der aristokratischen Verfassungen gegen die
demokratischen, — Sparta's gegen Athen. Beide Th eile
werden in ihren Principien zur moralischen Entartung
geführt. Lange Zeit schwankt die Entscheidung, bis
Athen, alles Maas der Mäßigung überschreitend, schmach-
voll der Oligarchie unterliegt.
1. Von Platää'6 Gefahr bis zum Frieden des
Nikias, von 431. bis 422 v. Ch. G.
* Wechselndes Glück der Krieg führenden Parteien.
Athen siegreich durch seine Flotte, Sparta durch sein
L a n d h e e r. G e g e n se i t i g e L a n d e r v e r w ü st u n g e n.
Platää übt Rache an den in seine Mauern eingedrnn- 431,
genen Thebäern.
Sparta's d orisch-pelop onnesi sch e Symmachte
umfaßt: alle Peloponnesier (ausgenommen Argos-, die Achäer
und Eleier, weiche schwanken), die Megareer, Thebaer,
Phokcer, Leukadier, opuntischen Lokrcr rc. unter einem sparta-
nischen Oberfeldherrn (König); die Flotte unter einem Nau-
archen. Oligarchie Hauptbedingung der Verbündeten.
Athen's ionisch-attische Symmachie: ») zins-
pflichtige Bundesgenossen thcils auf den Inseln: Lemnos,
Skyros, Naros, Thasos, Euböa, Samos, den Kykladen,
Sporaden, Aegina rc., theils auf dem Festlande: an den
Westküsten Vorder-Asiens, am Pontos, dem thrakischen Cher-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann]]
Rheinbund. Napoleon in Berlin- 171
Klvpstock auf die rechte Bahn geführt, erreicht durch Göthe undn.c.g.
Schiller ihre höchste Blüthe; an diese reihen sich Wieland, Herder
und Voß rc. Iu der Pädagogik bricht Pestalozzi eine neue,
naturgemäße Bahn. In der Philosophie machen Kant, Fichte
und Schekling Epoche. Äie Philologie suchen Gesner, Ernesti,
Reiske, Heyne, Wolff, Schütz, Voß rc. tiefer zu begründen; und die
Geschichte macht Riesenfortschritte durch Schröckh, Gatterer, I.
Schmidt, Schlözer, Meusel, Joh. v. Müller, Spittler) Eichhorn rc. rc.
V. Dom r he i n i sch en Bunde bis zum deutschen B u n d e,
von 1806—1816.
Deutschland, zum großen Theile an das gebieterische
Interesse Frankreichs gefesselt, und durch Napoleon's
Eroberungssucht zum blutigen Kampfe gegen die ihm ver»
wandten Fürstenhäuser hingerissen, richtet sich endlich auf
aus der schmachvollen Unterdrückung, und erkämpft sich,
dem er mut hi gen den Beispiele Preussens und Oesterreichs
sich anschließend, im Sturze Napoleon's, Befreiung von
der Gewaltherrschaft, und Selbstständigkeit eines neuen
deutschen Reichsverbandes.
1) Preussisch-russischer Krieg gegen Napoleon,
von 1806—1807, Frieden zu Tilsit.
Preussen sieht sich in seinem zu Wien abgeschlossenen 1806.
Vertrage wegen Hannover von Napoleon getäuscht, verbindet
sich mit Rußland und Sachsen (Hessen neutral), vergleicht
sich mit England und Schweden, und nachdem Napoleon
seine Forderungen nicht gewahrt, rüstet es sich zum Kriege.
Aber Mangel an Uebereinstimmung unter den Feldherrn führt
das unglückliche Treffen bei Saalfeld herbei, wo Prinz
Ludwig Ferdinand fallt, und worauf die getrennten Heere,
das eine unter dem Herzog von Braunschweig von Davpust
bei Auerstädt, das andere unter Hohenlohe von Napoleon
bei Vierzehnheiligen und Jena, und das dritte unter
dem Prinzen von Würtemberg bei Halle aufgerieben wird.
Napoleon zieht in Berlin ein. Die einzelnen Festungen und
noch übrigen Truppen ergeben sich nach und nach (Kolberg in
Pommern unter Gneiscnau, Graudenz und Pillau halten
sich). Der Ehurfürst von Hessen, der Herzog von Braun-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Schiller Wieland Pestalozzi Ernesti Wolff Gatterer Schmidt Meusel Spittler Napoleon Napoleon Napoleon Ludwig_Ferdinand Ludwig Ferdinand Braunschweig_von_Davpust Napoleon Würtemberg Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbund Berlin- Heyne Deutschland Frankreichs Oesterreichs Tilsit Wien Sachsen Hessen England Schweden Saalfeld Jena Berlin Kolberg Pommern Pillau Hessen
138 Geschichte der neueren Zeit.
Shakespeares hinwiesen. Es gelang ihnen, den in französischem Sinne geübten allmächtigen Einfluß Gottscheds in Leipzig zu brechen (Streit der Schweizer und der Leipziger). Ihr Werk vollendete dann der große Lessing.
c) Die bildenden Künste haben in dieser Periode in Deutschland keine selbständige Blüte erlebt. In der Baukunst wurde der in der Reformationszeit zu so hoher Vollendung geführte Renaissancestil zwar noch weiter gepflegt und fand auch noch einige würdige Vertreter (Schlüter zur Zeit Friedrichs I., Kuobels-dorf zur^ Zeit Friedrichs des Großen, in Berlin), aber er verlor feine Reinheit durch den Hinzutritt fremder Elemente, besonders durch das Überwiegen der Dekoration, des Ornamentes, welches als das Wichtigere an dem Bau behandelt wurde. So erzeugte sich der sog. Perrücken- oder Rokokostil (Zwinger in Dresden), welcher natürlich auch die Skulptur beherrschte. — Die deutsche Malerei sank im 17. Jahrhundert von der Höhe der Reformationszeit herab, wenn auch in der äußeren Handhabung der Kunstmittel (Technik) noch Erhebliches geleistet wurde. Das 18. Jahrhundert hat dann einen neuen Aufschwung der bildenden Künste vorbereitet, zumal durch die geläuterten Kuustaufchauungen, deren Verkünder Winckelmann wurde.
Die Musik hat im 17. und 18. Jahrhundert bei uns in höchster Blüte gestanden. Die deutsche Kirchenmusik fand ihre größten Vertreter in Johann Sebastian Bach (1685 — 1750 [„Matthäus-Passion" n. ct.]) und in Georg Händel (1684—1759 [„Messias", „Makkabäus" u. a.]), welcher letztere vorzugsweise in England gewirkt hat. Nachdem Joseph Haydn und Christoph Gluck auch der weltlichen Musik einen hohen Aufschwung verliehen, erreichte die Tonkunst ihre Vollendung in den großen Komponisten Wolfganq Amadeus Mozart (1756—1791) und Ludwig Beethoven (1770—1827).
d) Das politische Leben war in Deutschland, zumal auch durch den westfälischen Frieden, völlig entartet. Es fehlte, infolge der Schwächung der Kaisergewalt, an einem beherrschenden Mittelpunkt. Der Reichstag, welcher seit 1663 ständig in Regensburg sich befand, war ohne jedweden Einfluß auf das Leben der Nation ; seine Verhandlungen waren, gleich denen des Reichskammergerichtes in Wetzlar, schwerfällig und langwierig; feine Mitglieder, wie die Räte am Kammergericht, sehr oft bestechlich. Um
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Lessing Friedrichs_I. Friedrichs_I. Friedrichs Winckelmann Johann_Sebastian_Bach Johann Georg_Händel Joseph_Haydn Christoph_Gluck Wolfganq_Amadeus_Mozart Ludwig_Beethoven Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Deutschland Berlin Dresden England Deutschland Regensburg Wetzlar
§ 58. England im Reformationszeitalter. 101
Jnselreich hatte züchtigen wollen, 1588 (vgl. § 56). Große Seefahrer, 1588 wie Francis Drake, der Erdnmsegler, und Walther Raleigh legten den Grund zu den amerikanischen Besitzungen Englands, wie durch die Stiftung der ostindischen Kompagnie 1600 die 1600 ersten Ansätze zu dem indo-britischen Weltreich gebildet wurden.
Diese großen Erfolge vollzogen sich ungeachtet der schweren Unruhen, welchen die erste Hülste der Regierung Elisabeths ausgesetzt war infolge des Verhältnisses zur Königin Maria Stuart von Schottland. In Frankreich erzogen und frühzeitig mit Franz Ii. vermählt, kehrte diese uoch junge und schöne Frau im Jahre 1561 1561 als Witwe nach Schottland zurück. Hier suchte sie, ganz in katholischen Anschauungen befangen, die durch den feurigen Redner John Knox begründete Reformation (presbyterianischer Richtung) zu unterdrücken. Dadurch raubte sie sich die anfangs vorhandene Zuneigung ihres Volkes. Dieselbe ging ihr noch mehr verloren, als sie sich ihres Gemahls Darnley mit Hilfe des Grafen Both well gewaltsam entledigte und sich kurz darauf mit dem letzteren vermählte. Ganz Schottland empörte sich gegen sie; Bothwell floh und fand nach einem abenteuerlichen Leben (Seeräuber!) ein elendes Ende. Sie felbst suchte Schutz auf englischem Gebiete. Weil sie aber beständig Anspruch auf die englische Krone gemacht hatte, ließ Königin Elisabeth sie verhaften. Da nun die Katholiken Englands mehrfache Versuche zu ihrer Befreiung machten, ja sogar Anschläge auf das Leben Elisabeths erfolgten, denen Maria nicht fremd gewesen zu sein scheint, so wurde sie von einem durch die Regierung ernannten Gerichtshof zum Tode verurteilt. Elisabeth bestätigte dieses Urteil erst nach langem Zögern und schwerem Seelenkampfe. Nach zwanzigjähriger Haft wurde Maria in Fotheringhay enthauptet 1587. Die Frage ihrer Schuld ist noch nicht in allen 1587 Punkten aufgeklärt (Kassetteubriese!). —
Art dem allgemeinen Aufschwung des nationalen Lebens in England, der durch die infolge des Konfliktes mit Maria eintretenden allgemeinen Wirren nicht gehemmt wurde, nahm auch die Litteratur teil. In dem Zeitalter Elisabeths erreichte die dramatische Dichtkunst ihre höchste Blüte: William Shakespeare 1564 (1564—1616) schrieb jetzt seine Meisterwerke. An den verschieden- bis sten Stoffen, die bald frei erfunden, bald der Sage, bald der 1^16 Geschichte entnommen waren, brachte er die ganze Welt der menschlichen Gefühle und Leidenschaften zur Darstellung, Tiefsinn, Kraft
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
Extrahierte Personennamen: Francis_Drake Walther_Raleigh Maria_Stuart Maria Franz_Ii Franz John_Knox Maria Maria Elisabeth Maria Maria Maria Maria William_Shakespeare
Extrahierte Ortsnamen: England Englands Schottland Frankreich Schottland Schottland Englands Fotheringhay England
158 Geschichte der neueren Zeit.
Unzulänglichkeit der unglückliche Krieg aufgedeckt hatte, wurde von Grund aus umgestaltet: die allgemeine Wehrpflicht bildete fortan die Grundlage der preußischen Armee. Ausbildung und Behandlung der Soldaten, Wahl und Beförderung der Offiziere wurden neu geregelt. An der Spitze der Militärreorganisations-kommiffion stand der Kriegsminister Scharn hör st, ihm zur Seite Gneisen au, Boyeu, Grolmau u. a. Die Bestimmung des Tilsiter Friedens wurde durch das sogen. „Krümpersystem" umgangen.
Während die Behörden der Armee- und Staatsverwaltung in angestrengter Arbeit die Wiederaufrichtung Preußens vorbereiteten, regte sich nicht minder in weiten Kreisen des gebildeten Mittelstandes neues Leben. Der, große Philosoph Fichte, durch die religiöse Engherzigkeit des Kurfürsten von Sachsen aus Jena vertrieben und von Friedrich Wilhelm Iii. in Berlin bereitwillig aufgenommen, hielt, noch während die Franzosen in Berlin waren, in der Akademie seine begeisternden „Reden an die deutsche Nation". Er war auch der erste Rektor der neuen Universität zu Berlin, welche der König mit großartiger Freigebigkeit im Jahre 1810 stiftete und welche nun ein Sammelplatz aller der Männer wurde, von denen Preußens geistige und sittliche Wiedergeburt ausging. Unter ihnen ragt vor allen Friedrich Schleier -wacher hervor, dessen „Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern" das religiöse Gefühl in wunderbarer Weise belebten. Alle Bestrebungen der Litteratur, Wissenschaft und Kunst waren auf die Wiederherstellung des Vaterlandes gerichtet. Die deutsche Vorzeit wurde dem lebenden Geschlechte in ihrem Glanze und ihrer wahren Bedeutung wieder bekannt (Jakob und Wilhelm Grimm). — Weitn auch Goethe, auf den die Welt als den größten der lebenden Dichter blickte, der nationalen Bewegung ferner stand, so wirkte doch der edle Ton, in dem der 1805 gestorbene Schiller die Freiheit (Tel!!) gefeiert hatte, lange nach, und als der Kampf begann, redeten in seiner Sprache Theodor Körner und Heinrich von Kleist zu ihrem Volke, gleich Ernst Moritz Arndt und Friedrich Rückert voll edler Hoffnungen für die Große Deutschlands. —
Schon bald nach dem Tilsiter Frieden trieb das Unglück des Vaterlandes einzelne patriotische Männer zu kühnen Unternehmungen 1809 gegen die Fremdherrschaft (1809). Im Anschluß an die Erhebung
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Fichte Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Schleier Friedrich Jakob Wilhelm_Grimm Wilhelm Goethe Schiller Theodor_Körner Heinrich_von_Kleist Heinrich Ernst_Moritz_Arndt Ernst Friedrich_Rückert Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Boyeu Sachsen Jena Berlin Berlin Berlin Deutschlands
166 Geschichte der neueren Zeit.
1806 gelang es sogar, das unterseeische Kabel von Irland nach Amerika zu legen.
Alle Gebiete menschlicher Thätigkeit nahmen an den Segnungen dieser Erfindungen teil, zumal der Handel, die Industrie und und das Kriegswesen erfuhren eine gänzliche Umgestaltung. Im Gefolge des nun ermöglichten größeren Verkehrs der Völker steht eine große Zahl segensreicher Einrichtungen, von denen wir nur eine der wichtigsten, die Weltpost, hier nennen.
§ 94. Deutschlands Litteratur, Kunst und Wissenschaft.
Die große Blütezeit deutscher Dichtung, wie sie in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts durch Klopstock, Lessing, Wieland, Herder, vor allen aber durch Goethe und
Schiller heraufgeführt worden, war vorüber. Bei dem elenden zersplitterten Zustande Deutschlands, bei dem Fehlen eines nationalen Mittelpunktes hatten unsere großen Klassiker vorzugsweise der Ausgestaltung allgemein menschlicher Ideale nachgestrebt: das vaterländische Element fehlte ihnen zwar keineswegs (Klopstock, Lessing, Schiller!), aber war doch verhältnismäßig zurückgetreten. Durch die Freiheitskriege nun erhielt der Patriotismus eine mächtige Anregung, und die Litteratur verlieh ihm schönen Ausdruck. Nicht nur sangen in Deutschlands großer Zeit Dichter wie Theodor Körner, E. M. Arndt, Rückert, Schenkendors die
große Wahrheit, daß es schön und ehrenvoll ist, für das Vaterland
zu sterben, sondern das Streben der romantischen Schule, welche nach den Freiheitskriegen die Litteratur beherrschte, ging auch dahin, die deutsche Vorzeit dem lebenden Geschlecht wieder in ihrer Herrlichkeit zu vergegenwärtigen (die Brüder Schlegel, Tieck, .Novalis, Brentano n. a.). Aber nicht in Engherzigkeit artete dieses Streben aus: durch meisterhafte Übersetzungen wurden die Klassiker aller Völker dem deutschen Volke bekannt gemacht.
Die Kunst fand wie in dem übrigen Europa fo auch in Deutschland verständnisvolle Pflege und geniale Jünger. Obgleich der größte Bildhauer der Neuzeit, Thorwaldfeu, nicht uns, sondern dem dänischen Nachbarvolke angehörte, so fand diese Knnst doch auch bei uns bedeutende Vertreter; Schinkel schuf das
Berliner Schauspielhaus, S ch a d o w die Viktoria auf dem Brandenburger Thore, Rauch bildete in dem Mausoleum zu Charlottenburg die ergreifenden Marmorbilder König Friedrich Wilhelms Iii. und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
134 Geschichte der neueren Zeit.
Ritterakademie und mehreren Kadettenhäusern, wurden die Offiziere (damals noch fast ausschließlich dem Adelsstand augehörig) gebildet. Bei des Königs Tode bestand das Heer aus 200 000 regelrecht ausgebildeten Soldaten.
o) Auf Recht und Gericht, die Grundlage jeder Volkswohlfahrt, hatte Friedrich ein wachsames Auge. Selbst voll unbeirrbarer Gerechtigkeitsliebe, verlangte er dieselbe von allen feinen Beamten, und er suchte sich auf zahlreichen Reisen mit eigenen Augen von der Handhabung des Rechtes in seinen Landen zu überzeugen. Das sog. „Preußische Landrecht" ist im wesentlichen noch unter Friedrich ausgearbeitet worden.
d) Geschah auch für das Unterrichtswesen, bei den geringen Geldmitteln des Staates, zunächst nur wenig, so hat doch Friedrich der Große einen Grundsatz in seinem Lande aufgestellt und durchgeführt, welcher auch für die Volksbildung von segensreichstem Einfluß war: den der unbedingten Toleranz gegen alle Religionsbekenntnisse. Indem so von einem Throne das Recht der freien Überzeugung proklamiert wurde, erfüllte sich erst der große Gedanke, welcher der Reformation zu Grunde gelegen hatte!
e) Für Kunst und Wissenschast that Friedrich sehr viel. Doch hat er in dieser Richtung leider nicht auf nationalem Boden sich bewegt: er war ganz und gar der französischen Geschmacksrichtung in den Künsten, den französischen Ideen in der Wissenschaft ergeben. In seiner Jugend war unsere einheimische Litteratur ohne bedeutenden Inhalt und voll von Geschmacksverirrung. So war es vollkommen verständlich, daß der König sich der formklaren französischen Dichtung und der leichten, schönen Prosa dieses Volkes zuwandte. Von dem später erfolgten Aufschwung unseres Schrifttums durch Lessing und Klopstock hat Friedrich keine klare Erkenntnis gehabt; wie hätte auch der vielbeschäftigte, alternde Fürst die liebgewonnenen Studien gegen neue vertauschen sollen? Von den französischen Schriftstellern, mit denen der König in nahen Beziehungen gestanden, nennen wir nur Voltaire, seinen geistvollen und witzigen Gast in Sanssouci. (Späterer Zwiespalt!)
Aus der Zeit von 1763—1786, welche Friedrich, wie erwähnt, hauptsächlich der Wohlfahrt seiner Länder widmete, ragen nur noch zwei Ereignisse von allgemein europäischer Bedeutung hervor:
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
54 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
mittelalterlicher Lyrik geschaffen wurde, die ihren Hauptgegenstand in der Verherrlichung der Frauen fand. Indem aber die Kreuzzüge einen regen Verkehr der Nationen unter einander anbahnten, teilten sich sowohl die Stoffe als auch die Formen den Deutschen mit und erhielten durch sie eine vollkommen eigenartige Ausgestaltung. Unter den großen epischen Dichtern des deutschen Mittelalters ragen hervor Wolfram von Eschenbach (Parzival) und Gottfried von Straßburg (Tristan und Isolde). Von unbekannter Hand wurden die beiden großen Sagenstoffe von den Nibelungen und von Gudruu in die Form gebracht, in der wir sie heute besitzen. Die beiden letzteren Gedichte, vollkommen deutsch nach ihrem Inhalte und nach den ihnen zu Grunde liegenden Ideen, bezeichnen überhaupt den Höhepunkt epischer Dichtung in Deutschland. Die lyrische Dichtung fand ihren Ausdruck im Minnegesang: Preis der Frauen und des Frühlings (Sommers) bildete feinen hauptsächlichen Inhalt. Doch gehen die wirklich bedeutenden Dichter auch aus diesen Grenzen heraus und nehmen in ihren Liedern ein lebendiges Interesse an der Entwicklung der vaterländischen Angelegenheiten in Kirche und Staat ; letzteres gilt besonders von dem größten unserer mittelalterlichen Lyriker, Walther von der Vogelweide (vgl. § 23). — Eine ausführlichere Darstellung dieser ersten Blüteperiode der deutschen National-litteratnr muß der eigentlichen Litteraturgeschichte überlassen bleiben.
3. Die religiöse Bewegung der Kreuzzüge hat eine hohe Blüte der christlichen Kunst zur Folge gehabt. Der Kirchenbau wurde in dieser Periode zur höchsten Vollendung gebracht. Nachdem im früheren Mittelalter die altchristliche Basilika (mit flacher Decke) dem sogen, romanischen Stile (halbkreisförmige Gewölbe; Ruud-bogen) Platz gemacht, führte dieser allmählich in den gotischen Banstil über. Reichgegliederte Spitzbogengewölbe, schlanke Säulen, die sich hochragend in das Gewölbe selber zu verlieren scheinen, überaus reicher Skulpturenschmuck, kunstvolle Glasmalereien in den hohen, spitzen Fenstern waren gleichsam das Abbild des reichen, auf das Überirdische gerichteten religiösen Strebens des Mittelalters. Beispiele des romanischen Baustiles in Deutschland sind u. a. die Domkirchen in Speier, Worms, Mainz und Trier, sowie die Godehardikirche in Hildesheim. Der gotische Baustil nahm seinen Ursprung in Nordfrankreich (Notre-Dame in Paris, Kathedralen in Ronen und Amiens) und fand in Deutschland weite Verbreitung:
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
§ 45. Renaissance und Humanismus. 79
Boccaccio und Petrarca. Dazu kam durch die Gelehrten, welche nach der Eroberung von Konstantinopel (1453) nach Italien sich flüchteten, die Kenntnis auch der griechischen Schriftsteller. Indem nun der Geist des Altertums allmählich in die gebildeten Klassen eindrang und alle Gebiete des geistigen Lebens befruchtete, entstanden ganz und gar neue Strebungen in der Kunst wie in der Litteratur. Wie Italien der Ausgangspunkt dieser neuen Bewegung war, so bildete dieses Land dieselbe auch bereits zu einer hohen Blüte aus: man nennt daher diese Zeit die der italienischen Renaissance. Unter der Einwirkung derselben erzeugte sich eine ungeahnte Blüte der italienischen National - Litteratur (Boccaccio, Petrarca, Ariosto, Tafso), wie der - Kunst (Leonardo da Vinci, Bramante, Michel Angelo Buonarotti, Raffael Sanzio, Correggio, Tizian n. a.).
In Deutschland hatte die Wiederbelebung des klassischen Altertums nicht sowohl einen Aufschwung der schönen Litteratur zur Folge, als vielmehr eine staunenswerte Entwicklung der kritischen Gelehrsamkeit. Man studierte die Schriften des Altertums, und wie dieselben noch heutigen Tages die besten Mittel sind, den Geist zu schulen und zur Selbständigkeit des Urteilens anzuleiten, so wurde ihr Studium auch damals ein gewaltiges Hilfsmittel, um die vielen Vorurteile zu beseitigen, mit welchen im Mittelalter der menschliche Geist behaftet gewesen war.
Vor allem wandten sich die deutschen Gelehrten, nachdem das Griechische wie das Hebräische in unserem Vaterlande besonders durch den großen Renchlin wieder bekannt geworden, dem Studium der Urkunden unseres Glaubens, d. h. der Bibel, zu. Man erkannte so allmählich, daß die Lehren und Gebräuche der katholischen Kirche vielfach in Widerspruch zu dem standen, was in den Schriften der Evangelisten und Apostel gelehrt wurde.
Zu dieser Überzeugung der Gelehrten von der Unhaltbarkeit der römisch-katholischen Lehre trat andererseits im Volke eine oft geäußerte Unzufriedenheit mit den schreienden Mißbräuchen in der Kirche. Und da man für diese Mißbräuche mit Recht in letzter Stelle den Papst und die Geistlichkeit verantwortlich machte, so erzeugte sich ein Widerwille gegen die Herrschaft derselben, der sich auch in manchen Erscheinungen der Litteratur Luft machte (Sebastian Brants „Narrenfchiff"; Reineke Vosj Litterae obscurorum virorum „Dunkelmännerbriefe").
1453
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]