— 177 —
fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer,
Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?.
Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil
lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die
Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten
Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut
begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen
Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier.
Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell
wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein-
richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen
das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und
Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem
Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend,
doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein
ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem
Europäer zuin Vorbild dienen.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 277 —
Unternehmen, bis es ein halbes Jahrhundert später von dem that-
kräftigen Papste Julius Ii. wieder aufgenommen wurde. Zum Bau-
meister ernannte er den berühmten Bramante, welcher ihm einen Plan
vorgelegt hatte, der durch seine Schönheit alles bisher Gesehene über-
traf. Im Jahre 1506 wurde der Grundstein zur Peterskirche ge-
legt. Das größte Verdienst um die Vollendung des Baues erwarb
sich der geniale Maler, Bildhauer und Baumeister Michel Angelo
Buonarroti, von dem besonders der Plan zur unübertrefflichen
Kuppel des Tempels stammt. Zwar erlebte Michel Angelo dessen
Vollendung nicht mehr; doch wurde nach seinem Plane weiter gebaut,
und am 18. November 1626 konnte die neue Kirche von Papst
Urban Viii. eingeweiht werden. Die Kosten für den Bau betrugen
zu Ende des 17. Jahrhunderts mehr als 200 Millionen Mark, und
150 000 Mark betragen die jährlichen Ausgaben für die Erhaltung.
Fünf Thore führen in das Innere des erhabenen Gotteshauses.
Das äußerste rechte, die „heilige Pforte", ist vermauert und wird
nur iu Jubeljahren geöffnet. Tritt man nun in das Innere, so
fühlt man sich im ersten Augenblicke enttäuscht in der Erwartung,
die man an die riesige Größe dieses Domes geknüpft hat. Man
vermag eben, da alle Teile untereinander und zu dem Ganzen in
so vollkommenem Einklang stehen, die ungeheure Ausdehnung nicht
gleich zu fassen. So kommt es jedem z. B. unglaublich vor, daß
der Hauptaltar die Höhe eines ansehnlichen Palastes hat. Ebenso
tänscht man sich, am Portale stehend, über die Größe der das Weih-
Wasserbecken haltenden Engel. Sie scheinen dem Beschauer von der
Größe eines Knaben zu sein. Wenn man sich ihnen aber nähert,
vergrößern sie sich mit jedem Schritte, um welchen die Entfernung
kleiner wird, und zuletzt steht man ganz verwundert vor ihnen und
staunt über ihre Riesenglieder. So wird man bald inne, daß hier
der Augeuschein trügt, und je länger man in St. Peter weilt, desto
mächtiger und erhabener wirkt das edle Ebenmaß der Ranmverhält-
nisse, desto mehr erstaunt man über den großen Reichtum an Pracht-
vollen Monumenten, herrlichen Verzierungen und kunstvollen Mosaiken
und insbesondere über die Riesendimensionen des Baues.
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TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
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Extrahierte Personennamen: Julius_Ii Michel_Angelo
Buonarroti Michel_Angelo Urban Peter
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
Geographische Bilder.
Strasburg und sein Münster.
Die bedeutendste Stadt der oberrheinischen Tiefebene ist Straß-
bürg, die Hauptstadt des Bezirkes Unterelsaß und der Sitz der
Regierung der Reichslande, eine halbe Stunde vom Rhein an der
Jll und Breusch, wie auch am Rhein-Rhone-Kanal gelegen. Straß-
bürg ist schon seit alter Zeit eine wichtige Station der großen Heer-
straße von der Donau zur Seine (von Wien nach Paris) und hatte
daher stets hervorragende Bedeutung für Handel und Verkehr. Im
Mittelalter war es eine der blühendsten deutschen Reichsstädte. Kaiser
Karl V. (1519—1556) erkannte den Wert der Stadt für das
Deutsche Reich, als er sagte: „Wären Straßburg und Wien zu
gleicher Zeit in Gefahr, ich würde eilen, das erstere zu retten."
Bei der Ohnmacht des Deutschen Reiches konnte es der übermütige
König Ludwig Xiv. von Frankreich wagen, im Jahre 1681, mitten
im Frieden, die Stadt gewaltsam in Besitz zu nehmen. Erst infolge
des für Deutschland so ruhmvollen Krieges 1870—1871 wnrde
Straßburg wieder mit dem Mutterlande vereinigt und ist jetzt als
Waffenplatz ersten Ranges und Sitz einer Reichsuniversität die Hoch-
bürg des Deutschtums in den wiedergewonnenen Landen.
Von den alten Bauwerken Straßburgs ist der Münster (Bild 94)
weltberühmt als eine der vollendetsten Schöpfungen, welche uns das
Mittelalter hinterlassen hat. Der Grundstein znr Kirche wurde be-
reits im Jahre 1015 von Bischof Werner (aus dem Hause Habs-
bürg) gelegt. Uubekauut ist, wer den ersten Riß zu dem herrlichen
Bau gefertigt hat; sicher aber ist, daß die wunderbar schöne Form
des Portals und des Tnrmes aus dem schöpferischen Geiste des
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ludwig_Xiv Ludwig Werner_(
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein-Rhone-Kanal Donau Wien Paris Deutsche_Reich Wien Frankreich Deutschland
672 Unsre Zeit.
mittel gegen zukünftige Verbrechen betrachtet wissen. Der genialste Philologe ist F. A. Wolf (f 1824), der als Zweck der Philologie die Erkenntnis des Antiken festsetzte, und zwar als eines Mittels, bett menschlichen Geist zu bilden und zu verfeinern. Die Zahl der Gottesgelehrten sowohl katholischer- als protestantischerseits ist größer, als die Zahl der Gelehrten in irgend einer andern Fach^ Wissenschaft. Sailer (f 1832), Möhler (f 1838), Hug (f 1846), Staudenmaier (f 1856), Hirscher (f 1865), Kardinal Hergenröther, die Bischöfe Hefele und Haneberg (f 1876), die Professoren Kuhn, Alzog (f 1878) und Alban Stolz können als die Vertreter der katholischen Theologie bezeichnet werden.
670) Die plastischen Künste erfreuten sich einer um so größeru Sorgfalt, da sie nach zwei Richtungen hin als Mittel benützt wurden. Eiumal nahm der Geschmack für das klassische Altertum und dessen Kunstschätze, die man vervielfältigt und nachgeahmt haben wollte, zu. Dann wurde die Skulptur aber auch durch deu dankbaren Sinn der Gegenwart gefördert, die den Lieblingen der Nation ehrenvolle Denkmale setzte und vorzugsweise ihre Statuen oder wenigstens ihre Büsten aufstellte. Unübertroffen stehen in der Bildhauerkunst der Däne Tho rwald-sen (|_1844) und Lndwig Michael Schwanthalers 1848) da, dessen monnmentale Arbeiten zugleich die vollendetsten Werke der Erzgießerei sind. Die Malerei erhielt durch die Künstler, die nach Nom pilgerten, um dort ihren Kunstsinn zu bilden, vorzüglich in Deutschland einen neuen Aufschwung. Besonders war es die edelmütige und freigebige Unterstützung der Künste von seiten des Königs Ludwig I. von Bayern, welche auch die Malerei förderte. Overbeck (f 1869), der in Rom seinen
ständigen Aufenthalt nahm, Cornelius, Veit, Schadow,
Schnorr suchten das Tiefinnige der mittelalterlichen Malerei mit der vollendeten äußern Form zu verbinden. Gärtner, Klenze, Gieblandt brachten die Baukunst empor. Ihren hauptsächlichsten Triumph feiert diese Kirnst in der Ausführung der unvollendet gebliebenen Bauwerke des Mittelalters, zu denen in erster Reihe die Dome von Köln und von Regensburg
gehören, sowie in der gelungenen Nachahmung des byzantinischen und des gotischen Stils. Muster romanischen und byzantinischen Stils erblicken wir in dem Kaiserbome in Spei er und in den Basiliken Münchens, währenb die in reinster Gotik ausgeführte Votivkirche (Heilanbskirche) in Wien bezeugt, daß der Sinn, den unsere Väter für das Erhabene und Schöne hatten, unserer Zeit nicht verloren gegangen und daß auch die Opferwilligkeit nicht erstorben ist. Aber auch im Gebiete der Musik wirkten
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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32 Das Altertum.
Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen.
2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften.
3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten.
4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen.
5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-
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Aegypten. § 37.
127
regelmäßigen Communication zwischen Europa und Indien über die Land-
enge Suez begriffen ist. An der Spitze der Regierung steht als lehns-
pstkchtiger Statthalter der Pforte der Pascha von Aegypten mit unum-
schränkter erblicher Gewalt.
Das untere Nilthal zerfällt sowohl nach der Eintheilung im
Alterthum als nach den heutigen Verwaltungsbezirken in Ober-,
Mittel- und Unter-Aegypten.
Schon im Mittlern und untern Nubien, noch mehr aber in Ober-
Aegypten, hat sich eine fast ununterbrochene Reihe von Denkmalen
der allägyptischen Baukunst erhalten, die ebensowohl dlirch ihre Menge
und Großartigkeit, als durch ihre prachtvolle Ausschmückung mit Bild-
werken und bedeutungsvollen Hieroglyphen, sowie durch ihr drei- bis
viertausendjähriges Alter den ersten Rang unter allen bekannten Bau-
werken der Erde einnehmen. Von der unscheinbaren Nilinsel Philä
(Assuan oder Syene gegenüber), welche auf dem kleinsten Raume die
am besten erhaltene Ruinengruppe Aegyptens einschließt, abwärts fol-
gen zahlreiche Tempelgruppen bis zu der alten Königsstadt Theben.
Diese „Stadt von Palästen und Tempeln, voll Schätze über und unter
der Erde" ist reicher als irgend eine der Erde an den großartigsten
Denkmalen der Baukunst, deren Ueberbleibsel noch heute das ganze
(2 M. breite) Thal ausfüllen. Nur die Ruinen von Palmyra und
Baalbeck in Syrien lasten sich einigermaßen mit diesen vergleichen.
In Mittel-Aegypten verschwinden diese Denkmale und es
erheben sich oberhalb Kairo (bei dem alten Memphis), an der Grenze
der Wüste, am Fuße der libyschen Kette, die Denkmale der Todten,
die (60) Pyramiden, in vier Hauptgruppen, unter denen die Gruppe
von Gizeh (mit drei großen und sechs kleinern) die berühmteste ist. Es
sind dies viereckige, nach oben spitz zulaufende, oft auch in eine platte
Fläche endigende Gebäude aus Kalkstein (einige aus Ziegeln), von sehr
verschiedener Höhe (20—450'), äußerlich mit Quadern bekleidet und
selten mit Inschriften versehen. Daß sie zu Begräbnissen der Könige
der frühesten Zeit gedient haben, kann jetzt nach der genauem Unter-
suchung einzelner nicht mehr bezweifelt werden. Im nördlichen Theile
von Mittel-Aegypten, (5 Stunden) oberhalb der Spaltung des Nils
und unweit des Einganges zum Thale der Verirrungen, durch welches
der Auszug der Israeliten nach dem rothen Meere geschah, liegt der
„Mittelpunkt des neuern Aegyptens", Kairo (800,000 E.), die erste
Stadt der arabischen Welt, die zweite des türkischen Reiches (zunächst
nach Constantinopel), eine Schöpfung des Mittelalters, welche Kunst
und Wissenschaft Pstegte, als Europa in Barbarei versunken war, noch
jetzt der Eentralpunkt des Handels von Nordafrika, selbst mit Arabien
und Indien (mit 400 Moscheen, 1200 Kaffeehäusern, 1.800 Kaufhallen
u. s. w.), und Sitz des Paschas von Aegypten.
In Unter-Aegypten oder dem Delta sind nur Werke aus
jüngerer Zeit vorhanden oder auch schon wieder verschwunden. Denn
wie die künstlichen Wafferbauten hier (seit Psammetich's Zeiten im
7. Jahrhundert v. Ehr.) mächtige Staaten hervorriefen, so ward später
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Extrahierte Personennamen: Gizeh
Extrahierte Ortsnamen: Europa Indien Nubien Assuan Syene Theben Palmyra Syrien Kairo Memphis Kairo Constantinopel Europa Nordafrika Indien Unter-Aegypten