269
Geseze und Sittten.
Moralität verlieren sollen?) — war die Bestrafung des verhöhnten Na-
turgesezes. Ja, im folgenden Zeiträume werden wir Rom selbst als
Sklavin seiner Knechte und Freigelassenen erblicken.
An die Stelle der anfänglichen Frngalität und Ehrbarkeit in der
Lebensweise trat später eine grenzenlose Ucppigkcit und ein Sitten-
vcrderbniß ohne gleiches. So unersättlich die Ranbsncht, so unbändig
war die Verschwendung. Die Herren der Wett verschmähten jede Be-
schränkung ihrer Lust. Was die ausschweifendste Phantasie von Genüs-
sen und Lastern ersinnen mag, wurde in Rom gefunden. Weder Asien —
wo mehr Unwerth und Weichheit,- als positive Immoralität herrsch-
ten —, noch Griechenland — wo die Vergehungen durch den Schleier
der Grazien einigermaßen bedeckt wurden —, noch die modernen
Hauptstädte — in welchen Religion, Polizei und Gefühl des An-
standes die Verdorbenheit zügeln — können mit Rom verglichen wer-
den. Nur einmal hat die Menschheit das Schauspiel einer welthcrr-
schenden Stadt gesehen: cs reicht hin zur Warnung, zum Abscheu für
alle Zeiten.
Das Detail der römischen Gebräuche, als Kleidung, Tafel, Ver-
gnügungen, Leichenbegängnisse, werden wir zum Theile unter anderen
geeigneten Rubriken anführen (s. insbesondere die betreffenden §. §.
des Iii. Kapitels), theils mögen wir dessen Kenntniß bei unfern
Lesern voraussezcn.
Iv. Völkerverkehr und Handel (*).
§. 26. Ueberhaupt. Persischer Handel.
Der Handel wurde großentheits auf denselben Bahnen getrieben,
die wir schon im vorigen Zeiträume angabcn. Ohnehin sind wir dort, des
natürlichen Zusammenhanges wegen, bei einigen Völkern der chrono-
logischen Ordnung vorangcschritten, und der Verkehr der Nationen
erhielt sich ohne große Veränderung auch bei dem Wechsel der Herrschaft.
Phönizier, Babylonier, Kleinasiaten trieben den Han-
del im persischen Reiche und jenseits desselben, so wie sie vor
Cyrus gethan. Die Griechen, wenigstens mittelbar und in Friedens-
Zeiten, nahmen Thcit daran, und die Völker am Orns und Indus
blieben gcwerbfleißig, wie zuvor.
(*) S. ausser dem oft angeführten Werke von Heeren, Ideen jc. des«
selben Verfassers Zusäze zu der drüten-^Ausgabe der Ideen, Thl. I. u. Ii.
Gottingen 1815. Anderson's Gesch. des Handels von den ältesten bis auf
die jezigen Zeiten, aus dem Engl. Riga 1773 — 79. 7 Thle. A. L. Scklö-
zer's Versuch einer Gesch. der Handlung u. Seefahrt der Alten. Rostok. I7fii.
Benedikts Versuch einer Gesch. der Schiffahrt und des Handels der Alten.
Leipz. 1806 und 181s.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Personennamen: Cyrus A._L._Scklö-
zer's Rostok Benedikts
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Asien Griechenland Rom Riga
Erstes Kap. Geschichte der Perser.
16
Zweiter Abschnitt.
Detaillirte Geschichte des zweiten Zeitraums.
Erstes Kapitel.
Geschichte der Perser (*).
§. 1. Duellen.
Von dem mächtigen Volke der Perser, welche das erste wahrhaft
große Weltreich stifteten, und über zwei hundert Jahre lang die Schick-
sale der halben damals bekannten Erde bestimmten, sind, außer den
räthsethaften Trümmern von Persepolis, keine einheimischen Monu-
mente mehr übrig. Viel haben sie freilich nicht gebaut, ihre Kraft war
größer im Zerstören; und Geisteswerke, welche länger dauern mögen,
als Paläste 'und Tempel, konnten nicht wohl gedeihen, wo barbari-
scher Despotismus herrschte. Gleichwohl flößt cs ernste Betrachtungen
ein, ein so großes und mächtiges Volk wie von der Erde weggewischt
und nur noch in dürftigen Nachrichten seiner unbedeutendsten Sklaven
und seiner Feinde leben zu sehen. Die gerühmten Reichsannalen
oder Staatsarchive der Perser — eigentlich nur die Ausschreibung der
königlichen Reden und Befehle — sind mit dem Reiche zu Grunde gegan-
gen, und selbst die einheimische Sage ist bis auf wenige undeutliche
oder verfälschte Laute verhallt. Denn offenbar trägt, was spätere mit-
telasiatische Schriftsteller, wie Moses von Chorene, Ferdusi,
Mirkond und Kondemir, von dem alten Perserreich erzählen, den
Stempel der Ungereimtheit und Dichtung. Wir wüßten so viel als nichts
von ihm, wenn nicht Juden und Griechen, beide vermöge ihrer Na-
tionalverhältnisse allerdings zu glaubwürdigen Führern geeignet, uns
einige Nachrichten darüber erhalten hätten. Aber diese Nachrichten
sind leider unter einander verschieden und zum Theit widersprechend.
Was Nehemias und Esra und der Verfasser des Buches Esther
erzählen, weicht sehr von den Berichten der Griechen ab, und unter
diesen selbst kömmt Keiner mit dem Anderen überein.
Aeschylos (als Verfasser des historischen Drama's "btc Per-
ser"), einer der Marathon'schen Streiter, der vielgereiste Herodot,
Ktesias, Leibarzt des persischen Königs Ar ta re rr es, Xenophon,
Anführer beim hochberühmten Rückzug der Zehntausende, Arrian
, (*) Ueber Geographie, Denkmäler und Geschichte der Perser haben ge-
schrieben: Hock, Herder, Tychsen, Grotefend, Witte, Hagemann,
Lichtenstein, Munter u. A.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
lo
Erstes Kap. Geschichte der Perser.
Laute verhallt. Denn offenbar trägt, was spätere mittel-asiatische Schrift-
sleller, wie Moses von Chorene, Ferdusi, Mirkond und Konbe-
mir, von dem alten Perserreich erzählen, den Stempel der Ungereimtheit
und Dichtung. Wir wüßten so viel als nichts von ihm, wenn nicht Juden
und Griechen, beide vermöge ihrer Nationalverhältnisse allerdings zu glaub-
würdigen Führern geeignet, uns einige Nachrichten darüber erhalten hätten
Aber diese Nachrichten sind leider unter einander verschieden und zum Theil
widersprechend. Was Nehemias und Esra und der Verfasser des Buches
Esther erzählen, weicht sehr von den Berichten der Griechen ab, und unter
diesen selbst kömmt Keiner mit dem Anderen überein.
A e sch y l o s (als Verfasser des historischen Drama's „die Perser"), einer
der marathon'schen Streiter, der vielgereiste Herodot, Ktesias, Leibarzt
des persischen Königs Artaxerxes, Kenophon, Anführer beim hochberühm-
ten Rückzug der Zehntausende, Arrian endlich, der aus den Schriften von
Alexander'sn.begleitern seine Nachrichten zog, weichen vielfältig von ein-
ander ab, und fegen hiedurch, da sie insgesammt ihren persönlichen Eigen-
schaften und ihrem Standpunkte nach unser Zutrauen rechtfertigen, die Kritik
in nicht geringe Verlegenheit. Wenn wir jedoch über kleinere Verschieden-
heiten in Namen und Zeitbestimmung hinausgehen, das, was eigentlich histo-
risch ist, von jenem, was seinem Ton und Zwecke nach als Dichtung erscheint,
sorgfältig absondern, hiebei die Analogie der Geschichte oder sonst bewährte
Fakten zu Hilfe nehmen, und mehr nach einer allgemeinen Darstellung des Cha-
rakters, des Zustandes und der Verhältnisse des Pcrserreichcs, als nach einer ängst-
lichen Genauigkeit des Details begierig sind; so mögen wir, aller gerügten Mängel
der Quellen ungeachtet, nicht ohne Befriedigung bleiben. Hauptsührer muß
uns — |o weit er reicht — Herodot seyn. Ktesias würde ihm mit vol-
lem Recht zur Seite stehen, wenn nicht seine aus den Neichsannalen geschöpf-
ten 23 Bücher persischer Geschichte bis auf wenige von Photius erhaltene
Fragmente verloren wären. Xenophon und Arrian, auch Diodor und
Justin mögen zur Ergänzung, bisweilen zur Berichtigung Hcrodot's, die
jüdischen Schriftsteller aber zur Darstellung des Verhältnisses der Perser gegen
die Juden dienen.
§. 2. Das Land.
-citiicf) an den schönen Gefilden von Snsiana (mit Elimais) erhebt sich
in Süden vom persischen Meerbusen, in Osten von Carmanien, in Norden
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz]]
198
Die Griechen vor dem Kampfe mit den Persern.
wunderten nach dem Ende des ersten Krieges ein Theil der Bevölkerung
nach Rhegium, wo sie im Laufe der Zeit die Oberhand gewannen. Als
am Ende des zweiten Krieges ihnen eine neue Schaar folgte, besetzten
sie das gegenüberliegende Zankle, das seitdem Messana hieß.
46. Aus den griechischen Städten außerhalb des eigentlichen Grie-
chenlands fließen bis zur Zeit der persischen Kriege die bedeutendsten
Beiträge zu dem Schatze griechischer Dichtung und Wissenschaft. Aus
Jonien stammt die Heldendichtung, die auf den Sagen von dem tro-
janischen Kriege ruht und deren älteste und größte Werke den Namen
Homers tragen. In Jonien hat sie sich auch fortgesetzt durch Arktinus
von Milet, durch Lesches aus Mytilene, zu welchen aus andern Ge-
genden Stasinus aus Cypern und Agias aus Trözene kommen. Eine
epische Dichtung, die nicht der Verherrlichung einer großen unterge-
gangenen Welt, sondern der Regelung und Veredlung des gewöhnlichen
Lebens galt, hat sich in Böotien gebildet und ihre Werke werden nach
dem Namen des Hesiodus genannt. Das Epos blieb bis zum Anfänge
der Olympiaden die alleinige Form der Dichtung und selbst die Hymnen,
in denen das Lob der Götter gesungen wurde, waren erzählender Art
und beschäftigten die Einbildungskraft mit den Gestalten und Thaten
der Götter. Erst zu der Zeit, wo gewaltsame Erschütterungen die
Verfassungen umgestalteten und die Regsamkeit, die sich in der Grün-
dung der vielen Eolonieen verräth, das Hervortreten der Bestrebungen
und Gesinnungen des Einzelnen zu begünstigen angefangen hatte, fanden
die Aeußerungen des persönlichen Gefühles ihre kunstinäßige Ausbildung.
Die elegische Dichtung, der epischen am meisten verwandt, diente denen,
die von Ereignissen oder Zuständen der Gegenwart aufgeregt waren,
zur Darlegung ihrer Erfahrungen, ihrer Erwartungen, ihrer Rath-
schläge, ihrer Vorwürfe. Zu den Meistern dieser Kunst gehören außer
Tyrtäus Kallinus aus Ephesus, der Zeitgenosse des Ardys, der den
Einbruch der Cimmerier erlebte, Solon, der durch eine Elegie die
Athener zur Eroberung von Salamis begeisterte und die Ergebnisse der
in reicher Thätigkeit gemachten Erfahrungen in Gedichten aussprach,
Mimnermus, ein Kolophonier aus Smyrna, Zeuge der Angriffe, die
Alyattes auf seine Vaterstadt machte, Theognis aus Megara, der, um
die Mitte des sechsten Jahrhunderts lebend, eine demokratische Umge-
staltung seines Staates beklagt. Eine andere dem Ausdrucke der Em-
pfindung gewidmete Dichtungsart war die jambische, in welcher Archi-
lochus, des Gyges Zeitgenosse, den beißendsten Spott gegen verhaßte
Personen ergoß. Der Entwicklung der im engeren Sinne lyrisch ge-
nannten, zum Gesänge mit Begleitung der Lyra bestimmten Dichtung,
diente die Ausbildung der Musik. Um sie machte sich Terpander aus
Antissa auf Lesbos durch Feststellung von Kunstregeln verdient, der im
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land]]
40
I. Beschreibende Prosa: Kulturgeschichte.
huldigten ihm. Ein geistreicheres Leben begann in der krieggewohnten
Stadt, und wo bisher nur Waffen geklirrt und die trockenen Formeln
des Rechtes auf dem Forum getönt hatten, klangen jetzt die melodischen
Weisen der griechischen Musen. Was in der fremden Sprache eine be-
wundernde Freude erregt hatte, wurde in der Muttersprache nachgeahmt,
und die rauhen Töne von Latium milderten sich in dem Wettstreite mit
der ältern Schwester. So erstrebte auch Rom auf den Flügeln der
griechischen Muse einen dauernderen Ruhm, als der war, den ihm
seine Welteroberung zusicherte. Denn vielleicht würde auch die Geschichte
von Rom, wie die von Persien, nur in den Kompendien der Welt-
geschichte leben, wenn nicht der starke Geist der römischen Poesie und
Beredsamkeit, ihre Gesetzgebung und die praktische Weisheit, die das
römische Volk beiden Künsten zu vermählen wußte, die Sprache der Welt-
beherrscherin durch eine Reihe düsterer Jahrhunderte bis auf unsere Zeiten
empfohlen hätten.
Seit der Wiedererweckung des Studiums der klassischen Litteratur ist
die Einwirkung der griechischen Bildung auf die Kultur der neueren
fast ununterbrochen gewesen. Fast zu allen unseren Wissenschaften hat sie
den Grund gelegt, und die wissenschaftliche Methode, die sie bei einigen
Zweigen derselben, wie bei der Philosophie und Mathematik, beobachtet
hat, ist noch nicht übertroffen worden. Vor allem aber haben die Werke
der redenden und bildenden Kunst nie aufgehört, den Kunstsinn zu wecken
und den Geschinack auszubilden. An dem Ruhme der alteu Klassiker ist
der Ruhm der neueren emporgestiegen. Fr. Jakobsl.
2. Der Einfluß der Heerzüge Alexanders d. Gr. auf die Wissenschaft.
In dem Entwicklungsgänge der Menschengeschichte, sofern dieselbe
eine innigere Verbindung der europäischen Abendländer mit dem südwest-
lichen Asien, dem Rilthale und Libyen darstellt, bezeichnen die Heerzüge
der Macedonier unter Alexander dem Großen, der Untergang der
Perserherrschaft, der beginnende Verkehr mit Vorderindien, die Einwirkung
des 116 Jahre dauernden griechisch-baktrischen Reichs eine der wich-
tigsten Epochen des gemeinsamen Völkerlebens. War die Sphäre
der Entwicklung fast maßlos dem Raume nach, so gewann sie dazu noch
an intensiver moralischer Größe durch das unablässige Streben des Er- i
i Friedrich Jakobs, bedeutender Altertumsforscher und Verfasser von Ro-
manen und Erzahlungen, geboren 1764 zu Gotha, 1807 Profesior der alten Litte-
ratur am Lyceum zu München, seit 1810 rvieder in Gotha, roo er 1847 ats Ober-
bibliothekar und Direktor des Münzkabinets starb.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Alexanders Alexander Alexander Friedrich_Jakobs Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Latium Rom Rom Persien Alexanders Asien Libyen Gotha Gotha
3. Rom in seiner Bedeutung für Kunst und Wissenschaft.
47
Was der Kontakt der Hellenen mit den Völkern indischen Ur-
sprungs in der Epoche der macedonischen Heerzüge unmittelbar hervor-
gerufen, ist in Dunkel gehüllt. Von wissenschaftlicher Seite konnte wahr-
scheinlich wenig gewonnen werden, weil Alexander in dem Fünfstromlande
(in dem Pantschanada), nachdem er das Reich des Porus zwischen dem
cederreichen Hydaspes und dem Acesines durchzogen, nur bis zum Hyphasis
vorgedrungen war, doch bis zu dem Punkte, wo dieser Fluß bereits die
Wasser des Satadru (Hesidrus bei Plinius) empfangen hat. Mißmut
seiner Kriegsvölker und Besorgnis vor einem allgemeinen Aufstande in
den persischen und syrischen Provinzen zwangen den Helden, der gegen
Osten bis zum Ganges vordringen wollte, zur großen Katastrophe der
Rückkehr. A. v. Humboldt N
3. Rom in seiner Bedeutung für Kunst und Wissenschaft.
Wie durch eine besondere Gunst des Geschickes, der wir uns dankbar
erfreuen können, steht Rom für uns da, zugleich als ein Vollendetes und
Unendliches der Einbildungskraft und der Idee, das sich aber in leben-
digem Dasein erhalten hat, mit leiblichen Augen geschaut werden kann.
Goethe nennt dies sehr ausdrucksvoll „die Gegenwart des klassischen
Bodens, die sich dem Gefühl, dem Begriff, der Anschauung offenbart".
Wie der Künstler sich eines Modells bedient, um sich von der festen
Grundlage der Wirklichkeit zur Idee zu erheben, so ist umgekehrt in dieser
Stadt und in ihren Umgebungen die Idee des höchsten Kntistschönen, der
Begriff des welthistorischen Ganges der Menschheit, das Gefühl des not-
wendigen Sinkens alles Bestehenden in der Zeit, wie in einem ungeheuern
Bilde, auf alle Zeiten verkörpert hingestellt. Die Wirkung Roms beruht
nicht ans dem Reichtum, den es in sich saßt; es gilt durch sich" selbst.
Es gewährt „die sinnlich geistige Überzeugung, daß dort das Große war,
ist und sein wird". Seine Größe liegt, neben so unendlich vielem Ein-
zelnen, in etwas, das unentreißbar an das Ganze, an das Gemisch antiker
und moderner Pracht, die Trümmer, welche das Auge meilenweit verfolgt, 1
1 Alex ander von Humboldt, der größte der jüngeren deutschen Natur-
forscher. Geboren 1769 zu Berlin, gebildet zu Frankfurt an der Oder, zu Göttingen
und Freiberg, machte er großartige Reisen und lebte längere Zeit zu Paris, zuletzt
zu Berlin, wo er, eng befreundet mit Friedrich Wilhelm Iv., 1859 starb. Seine
Hauptwerke: „Ansichten der Natur", „Reise in die Äquinoktialgegenden des neuen
Kontinents" und „Kosmos oder Entwurf einer physischen Erdbeschreibung" bekunden
eine große Tiefe und Schärfe des Geistes und enthalten die gründlichsten Forschungen
auf dem Gebiete der Geographie, Ethnographie, Botanik, Zoologie, Mineralogie,
Geognosie, Astronomie u. s. w.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Goethe Alex_ander_von_Humboldt Freiberg Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Pantschanada Rom Rom Berlin Frankfurt Paris Berlin