2o3
Kriegswesen.
Später kommen fünfrudrige und noch größere Schiffe vor. Die See-
taktik blieb sehr einfach, und konnte nicht wohl anders seyn, da die
Flotten sich in der Nähe bekämpften: aber die Seeschlachten waren
noch blutiger, als heute.
Nicht viel verschieden, in Waffen, Organisation und Taktik, war
von dem griechischen das maccdonische Kriegswesen. Doch hatten
die Könige Makedoniens, besonders die Nachfolger Alexanders M.
(also auch die syrischen und ägyptischen Könige) lauter stehende
Truppen oder Miethsoldaten. Auch waren ihre Kriege meist nur
persönliche, keine Nationalkriege.
Philipp, durch Epaminondas gebildet, macht Epoche in der
Kriegskunst. Seine genau und nach weisen Grundsäzen geordnete Pha-
lanx ist bis auf Perseus fürchterlich geblieben. Eine volle Phalanx
zählte 16,384 schwerbewaffnete Fußgänger, 8192 Mann leichte Trup-
pen und 4096 Reiter. Die Fronte der Schwerbewaffneten war 1024
Mann, die Tiefe 16 (*). Alle Unterabteilungen, alle Stellungen der
Phalanx beruhten auf dieser bequemen Wurzelzahl. Unwiderstehlich war
ihr Stoß auf einem günstigen Schlachtfelde; auf einem unebenen, zer-
schnittenen Terrain taugte sie nicht. Auch erlag sie der leicht beweg-
lichen Legion.
§. 16. Karthagisches.
Karthago war vorzugsweise eine Seemacht, und zwar eine
solche, die nach der Herrschaft des Meeres strebte, soweit dieselbe
nach den damaligen nautischen Verhältniffen möglich war, und soweit
ihre politischen oder Handelsverbindungen reichten. Darum unter-
hielt auch der Staat gewöhnlich mehrere hundert Galeeren von großer
Bauart und starker Bemannung (**), Die karthagische Flotte, die gegen
Regulus focht, zählte 350 Galeeren, und führte 150,000 Mann;
sie wurde von der (nur wenig schwächeren) römischen Flotte mit schreck-
lichem Verluste geschlagen. Daß cs den Römern möglich war, in
etlichen Jahren eine mit der karthagischen wetteifernde, ja ihr noch über-
legene Marine zu erschaffen, beweist wohl deutlich die Unvollkom-
menheit der alten Schiffbaukuust und Seetaktik.
Aber Karthago war auch Landmacht, und bedurfte zur Besezung
und Vcrtheidigung so ausgebreitcter Länderstrccken eine große Anzahl
stehender Truppen. Die Bürger der herrschenden Gemeinde waren zu
wenig zahlreich und dem Kriegsdienste zu abgeneigt, um dieselben aus
ihrer Mitte zu erhalten. Nur in Nothfällcn griffen die gewerbfleißigen
(*) Die Soldaten trugen 24 Fuß lange Spieße (Sarissen), die über
das sechste Glied drei Schuh weit hinausragten.
(•*) Die Ruderer waren meistens Sklaven: die Streiter aber Soldknechte.
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Extrahierte Personennamen: Alexanders Philipp Philipp
110 Viertes Kap. Römische Geschichte.
des (3712. 271 v. Chr.). Seine Nachkommen regierten noch bis
3780 (203 v. Chr.), da Epirus eine republikanische Form annahm.
Jezt war es ein Spielball Makedoniens, und darauf der Römer,
welche es einige Zeit nach Perseus Besiegung zur Provinz machten
(3838. 145 v. Chr.).
Die Stadt Rhodus wurde im peloponnesischen Kriege gebaut,
und herrschte bald über die ganze Insel. Sie selbst blieb mit gerin-
ger Unterbrechung (durch Artemisia von Karien 3650 und Ale-
xander N.) selbstständig bis zum Ende der Periode und groß durch
Handel und Seemacht. Der Städtebezwinger Demetrius, auch
später der große Mithridat erschöpften umsonst ihre ganze Kraft
gegen sie. Sie zwang Byzanz, den Zoll aufzuheben, welchen dieses
auf die Durchfahrt ins schwarze Meer gelegt (3761. 222 v. Chr.),
und erwarb durch Allianz mit Rom gegen Philipp und Antiochus
ansehnliche Länder. Aber Cassins demüthigte sie, und, wiewohl An-
tonius sie für frei erklärte, blieb sie doch der That nach unterthan.
Viertes Kapitel.
R ö m i s ch e Ges ch i ch t e.
§. 2l dt Heilung.
Von Stiftung der Republik bis auf die punifchen Kriege.
§. 1. Wichtigkeit der römischen Geschichte.
Wir sind auf Rom gekommen, die Hanptgestalt, wenn gleich nicht
die erfreulichste, der alten Welt. An die Schicksale und Interessen die-
ser herrischen Stadt wurden durch das Verhängniß viele Jahrhun-
derte lang die Bestimmungen des vorzüglichsten Theiles der Mensch-
heit geknüpft. Anfangs durch Waffeugewalt und Politik, als-
dann durch Gescze, Kultur und Sitten, hierauf durch Prie-
stermacht und zulczt noch durch seine Sprache hat Rom über die
Welt geherrscht und der Völker Verehrung in unabgebrochencr Folge
genossen. Die Geschichte Roms ist in einem bedeutenden Zeiträume die
Geschichte der Welt. Viele der wichtigsten Bestimmungen unseres heuti-
gen Zustandes rühren von der Stadt an der Tiber her, und kaum gibt
cs eine europäische Nation, deren Geschichte verständlich wäre, ohne
sene Roms. Es enthält dieselbe weiter den reichsten Schaz von großen
Charakteren und von imposanten Schauspielen, die eindringlichsten
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Epirus Makedoniens Rhodus Byzanz Rom Rom Roms Roms
162
Viertes Kap. Römische Geschichte.
Dieses war schon seit Philadelphus Zeiten den Römern er-
geben. Anch bedurfte es deren Schuz, da cs, ungeachtet seiner Schäze
und seiner Volksmenge, durch die Zerrüttung im königlichen Hause und
den frivolen Geist der Einwohner, vorzüglich der Hauptstadt, frühzeitig
kraftlos geworden.
Die kleineren Staaten waren damals noch meist im Interesse
der Hauptmächte, von denen ihre Lage sie abhängig machte: doch hatten
schon Pcrgamnm, Rhodus, Athen u. a. Bündnisse mit Rom geschlossen.
Iltyrien aber war demselben wegen früherer Mißhandlungen feind.
§. 53. Macedoni scher Krieg.
Philipp von Makedonien, der sich frühe mit Hannibal ver-
bunden, war während des panischen Krieges theils durch die Aetolier
beschäftigt, theils durch zweimaligen Fricdensvertrag hmgehalten wor-
den. Nach der Schlacht bei Zama nahm Rom von der Entdeckung
mehrerer Macedonier unter dem karthagischen Heere einen scheinbar ge-
rechten Anlaß, den Krieg zu erneuern. Die Aetolier, Athenienser, Rho-
dier und der König von Pergamum waren mit Rom verbündet. Ohne
in Italien zu landen, gingen die afrikanischen Legionen unmittelbar
nach Macedonien, fochten zwei Jahre mit abwechselndem Glücke, und
schlugen im dritten (3787. 196 v. Ehr.), unter T. Qninctins Fla-
min ins, Philipps Heer bei Cy noscephatä auf's Haupt.
Dieser Sieg der Waffen, in Verbindung mit jenen, welche schon
früher Flaminius ränkevolle Politik — insbesondere durch Gewinnung
des achäischen Bundes — über Philipp erhalten, benahm dem
lczten Kraft und Muth zu fernerem Widerstande. Derselbe, dessen
Wille vor Kurzem fast in allen Ländern südlich am Hämus galt, mußte
froh seyn, im Frieden sein Macedonien zu erhalten, mußte allen An-
spruch auf die griechischen Länder in Europa und Asien aufgeben, seine
Flotte ausliefern, dem Rechte auswärtiger Kriege entsagen, 1000 Ta-
lente zahlen, und Demetrius, seinen Sohn, als Geisel geben. Von
diesem Schlage erholte sich Makedonien nimmer. Die römische Macht
war jezt anch in Osten begründet.
Aber zu ihrer Befestigung schien vor Allem die Unterwerfung der
Griechen nöthig. Der erste Schritt dazu war, daß man sic frei er-
klärte. Mit dankbarem Jubel nahm diese verblendete Nation solche Ver-
kündung auf, welche bei den isthmischen Spielen Flaminius erlassen,
(3787. 196 v. Ehr.), und bedachte nicht, daß, welches Volk anerkennt,
durch die Gnade eines anderen frei zu seyn, im Grunde dessen Sklave
werde.
Die Römer, auf die oben erklärte Weise, streuten den Samen zum
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Makedonien Philipp Hannibal Zama T._Qninctins Philipps Philipps Cy Philipp Philipp Muth
Extrahierte Ortsnamen: Rhodus Athen Rom Rom Italien Macedonien Hämus Europa Asien Makedonien
15g
Viertes Kap. Römische Geschichte.
und Ländern um Anhänger und Freunde, suchte Jllyricn, Thracicn,
Bithynicn und Syrien und das ferne Karthago in seine Allianz zu
ziehen, und sammelte rastlos Schäze, Waffen und Soldaten. Aber
gleich unermüdet und mit besserem Glücke arbeitete die römische
Politik ihm entgegen. Man ermunterte die Bundesgenossen — die
Achäer, Rhodier, Pergamnm u. s. w. — zur Treue, hielt die Ver-
dächtigen durch Besaznngen, Drohungen oder nähere Feinde im Zaume,
schwächte sie — wie die Aetolier, Akarnanier, Böotier u. a. — durch
Auflösung ihrer Bündnisse und Unterhaltung der Faktionenwnth, ließ
es geschehen, daß An ti o ch ns Epip h an es seine Waffen nach Aegyp-
ten trug, und gewann endlich, als der Ausbruch noch zu frühe für
das römische Interesse erfolgte, durch einen trügerischen, von Perseus
erwirkten Stillstand Zeit zur völligen Rüstung. Auch nach Erneuerung
des Krieges hatte Perseus durch zwei Jahre die Oberhand. Die Völ-
ker von Epirns, von Thessalien, von Thracien, nebst vielen fremden
Söldlingen (auch 30,000 Gallier zogen heran) stritten für ihn; Gen-
tins von Jllyrien (gegen den er jedoch zu karg mit Subsidien war)
half ihm mit aller Macht, und die wohlgerüstete Phalanx schien furcht-
barer, als je. Nach mehreren Siegen der Macedonier bezeugten die
Rhodier, bezeugte selbst Eumenes den Wunsch des Friedens, und
Perseus mit etwas mehr Nachdruck und Klugheit, hätte wohl Beide
auf seine Seite bringen mögen. Die Römer hatten zu eben der Zeit
gegen die aufrührischen Einwohner Istriens, Liguriens, Korsika's,
Sardiniens und in Spanien zu kämpfen. Endlich erschien Paulus
Aemilins mit verstärkter Macht. Nnmidische, italische, griechische
und kleinasiatische Völker waren in seinem Heere; gleichwohl schien
dem römischen Feldherrn jedes Hilfsmittel der Vorsicht und Anstren-
gung und die Erweckung religiöser und patriotischer Begeisterung
nöthig, um den Sieg zu sichern. Er selbst gestand nachmals, daß
der Anblick der Phalanx, als sie, in der entscheidenden Stunde bei
Pydna, in gedrängter Ordnung sich auf die Legionen stürzte, ihn
furchtbar erschüttert habe (3816. 167 v. Ehr.). Aber es war der
leztc Tag ihres Ruhmes. Schon war das erste Treffen der Römer
gebrochen, als Aemilius bemerkte, daß die Phalanx wegen Ungleich-
heit des Bodens die Geschlossenheit ihrer Glieder verliere. Im näm-
lichen Augenblicke ließ er seine Schaaren in die Zwischenräume bre-
chen, und von allen Seiten zugleich auf die zerrissene Schlachtord-
nung stürmen. Es war um sie geschehen. Nach heldenmüthiger Ver-
theidigung fiel der Kern des macedonischen Heeres auf dem Wahl-
plaze; der Uebcrrest kam auf der Flucht um, oder wurde gefangen.
Es mag seyn, daß 25,000 Macedonier gefallen; aber lächerliche
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Extrahierte Personennamen: Mably König_Sandro
Extrahierte Ortsnamen: Macedonien Rom Griechenlands Griechenland Syrien Syriens
109
Kleinere Reiche.
nach der Schlacht bei Jpsus zum selbstständigen Königreiche machte)
würde die Weltgeschichte nur wenig Notiz nehmen, wenn es nicht
den großen Mithridat (Vi. Enpator [3858. 125 v. Ehr.)) zum
Könige gehabt hätte, einen der interessantesten Männer dieses Zeit-
raums. Sein Vater, Mithridat V., war Alliirter der Römer ge-
wesen, von denen er nach Aristonikus Besiegung Phrygien erhielt.
Der Sohn war der heftigste, unversöhnlichste, gefährlichste Feind jener
Welteroberer und darum der Theitnahme und Bewunderung aller
Gutgesinnten werth. Er war durch wissenschaftliche Bildung und Re-
gierungskunst so sehr, als durch kriegerisches Talent über die Für-
sten seiner Zeit erhaben, am meisten aber durch die männliche Festig-
keit seiner Seele. Die Erzählungen seiner Feinde enthalten manchen
vortrefflichen Zug, und selbst die Heftigkeit ihrer Schmähungen mag
zum Maßstabe seiner Größe dienen. Seinen Riesenkampf mit Rom
werden wir unten erzählen. Hier bemerken wir btos, daß, als nach
dreimal erneuertem, immer mit Kraft und Ruhm, aber auch immer
mit Unglück geführtem Kriege, zuin Verluste aller Hilfsquellen auch
noch die Empörung zweier Söhne gekommen, der heldenmüthige Greis
durch Selbstentleibung einen seiner würdigen Tod nahm (3921.
62 v. Ehr.). Jezt war Pontns eine römische Provinz.
Auch in Epirus tritt nur eine Hauptgestatt hervor — Pp rrhus
der Aeacide. Zwar auch Neoptolemus, Otympias Vater, und
ihr Bruder Alexander I. (der eben so unglücklich in Italien,
als sein Neffe glücklich in Asien kämpfte [3658. 325 v. Ehr.)) mö-
gen genannt werden, aber vor Allen seines Geschlechtes ist Pyrrhus
merkwürdig (3672. 311 v. Ehr.). Unter den vielen großen Feldherren
seiner Zeit war Keiner über ihm, und bei dem vielfältigen Wechsel
seiner Schicksale möchte man sagen, daß immerdar das Glück ihn ver-
folgt, und Er sich selbst durch Geist und Muth wieder erhoben habe;
wenn nicht bei ihm (so wie bei seinem Schwager und Lehrer, De-
metrius dem Städtebezwinger) auch das Unglück meist eine
Folge seines Ubermilths und seiner Herrschsucht gewesen wäre. Kaum
war er nach einer in Verbannung und Gefahr zugebrachten Jugend
zum Besize seines Reiches gelangt, als sein Sinn sich auf Plane der
Eroberung wandte, und, niemals gebeugt durch Unglück, nie gesät-
tigt dnrch's Glück, bis ans Lebensende dabei verharrte. Nicht weni-
ger als dreimal, gegen Demetrius, gegen Lisymachus und ge-
gen Anti gönn s Go natas, gewann und verlor er Macedonien;
er streckte nach Italien, Sicilien, Karthago seine Hände aus (diesen
Krieg erzählen wir in der römischen Geschichte), und starb auf einem
Kriegszuge in den Peloponnes, in Argos, durch die Hand eines Wei-
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116
Drittes Kap. Macedonische Geschichte.
Ipsus zum selbstständigen Königreiche machte) würde die Weltgeschichte nur
wenig Notiz nehmen, wenn cs nicht den großen Mithridat (Vi. Eupator
(3838. 125 v. Chr.)) zum'könige gehabt hätte, einen der interessantesten
Männer dieses Zeitraums. Sein Vater, Mithridat V., war Alliirter der
Römer gewesen, von denen er nach Aristonikus Besiegung Phrygicn er-
hielt. Der Sohn war der heftigste, unversöhnlichste, gefährlichste Feind jener
Welteroberer und darum der Theilnahme und Bewunderung aller Gutgesinn-
ten werth. Er war durch wisscntschaftliche Bildung und Ncgicrungskunst so
sehr, als durch kriegerisches Talent über die Fürsten seiner Zeit erhaben, am
meisten aber durch die männliche Festigkeit seiner Seele. Die Erzählungen
seiner Feinde enthalten manchen vortrefflichen Zug, und selbst die Heftigkeit
ihrer Schmähungen mag zum Maßstabe seiner Größe dienen. Seinen Riesen-
kampf mit Rom werden wir unten erzählen. Hier bemerken wir blos, daß,
als nach dreimal erneuertem, immer mit Kraft und Ruhm, aber auch immer
mit Unglück geführtem Kriege, zum Verluste aller Hilfsquellen auch noch die
Empörung zweier Söhne gekommen, der heldenmüthige Greis durch Selbst-
entleibung einen seiner würdigen Tod nahm (3921. 62 v. Chr.). Jezt war
Pvntus eine römische Provinz.
Auch in Epirus tritt nur eine Hauptgestalt hervor — Pyrrhus d er
Acacidc. Zwar auch Neoptolemns, Olympias Vater, und ihr Bruder
Alexander I. (der eben so unglücklich in Italien, als sein Neffe glück-
lich in Asien kämpfte (3658. 325 v. Chr.)) mögen genannt werden, aber vor
Allen seines Geschlechtes ist Pyrrhus merkwürdig (3672. 311 v. Chr.).
Unter den vielen großen Feldherren seiner Zeit war Keiner über ihm, und
bei dem vielfältigen Wechsel seiner Schicksale mögte man sagen, daß immerdar
das Glück ihn verfolgt, und Er sich selbst durch Geist und Muth wieder er-
hoben habe; wenn nicht bei ihm (so wie bei seinem Schwager und Lehrer,
Demetrius dem Städtebezwinger) auch das Unglück meist eine Folge
seines Uebcrmuths und seiner Herrschsucht gewesen wäre. Kaum war er nach
einer in Verbannung und Gefahr zugebrachten Jugend zum Besize seines
Reiches gelangt, als sein Sinn sich ans Plane der Eroberung wandte, und,
niemals gebeugt durch Unglück, nie gesättigt durchs Glück, bis ans Lebens-
ende dabei verharrte. Nicht weniger als dreimal, gegen Demetrius, gegen
Lysimachus und gegen den Antigon ns Gonnatas, gewann und verlor
er Macedonien; er streckte nach Italien, Sicilicn, Karthago seine Hände aus
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336 Das Reich der Seleuciden bis auf Antiochus Vii.
Abhängigkeit von Eumenes gebracht, da Asien ihnen noch zu fern lag,
um sie selbst eine Hoheit dort ausüben zu lassen. Das Reich machte
einen Versuch, sich gleich dem ägyptischen durch Pflege griechischer
Bildung zu erheben und Eumenes stiftete mit den Ptolemäern wetteifernd
in seiner Hauptstadt eine Bibliothek, wodurch zur Anfertigung der Bücher
die Erfindung des Pergaments gemacht wurde, indem man, um den
ägyptischen Papyrus zu ersetzen, Thierhäute zur Aufnahme der Schrift
zubereitete. Eine Anzahl von griechischen Städten, Jlium, Cyme, Pho-
cäa, Smyrna, Erythrä, Klazomenä, Kolophon und Milet wurden für
selbstständig erklärt, wie es im Beginn des Krieges allen verheißen
worden war.
5. So ist das Seleucidenreich, nachdem es die lange erstrebte
ägyptische Grenze gewonnen, von Europa weit zurückgedrängt. Damit
hat das aus der macedonischen Herrschaft hervorgegangene Staaten-
system sein Ende erreicht. Denn die Wechselbeziehungen zwischen Ma-
cedonien und Asien hören auf und in keinem Reiche mehr entwickelt der
Hellenismus eine Kraft, die auf eines der andern gestaltend einwirkte.
Der Punkt, von welchem aus mit Berechnung an den Verhältnissen der
hellenistischen Welt gearbeitet wird, ist Rom geworden. Dieses hat
dadurch, daß es vor Unterwerfung Macedoniens und Griechenlands durch
die pergamenischen Könige und den rhodischen Staat seinen Einfluß
nach Asien erstreckte, nicht allein das hellenistische Staatensystem zer-
sprengt, sondern das westlichste Glied desselben, indem es ihm in den
Rücken gekommen, sich schon als Beute gesichert. Hatte zwischen der
östlichen und westlichen Welt durch Pyrrhus eine vorübergehende Be-
rührung im Bereich der westlichen stattgefunden, so faßte jetzt die west-
liche für die Dauer festen Fuß im Gebiete der östlichen. Das westliche
Griechenthum in Italien, Sicilien und darüber hinaus ist bereits zur
Zeit, da Carthago vor Rom niedersinkt, ohne staatliche Selbstständigkeit
und der hellenistische Osten fühlt Roms Macht, wie einst das persische
Reich von Griechenland aus Gefahren gegen sich heranwachsen gesehen.
Doch während das Griechenthum gegen das Perserthum feilte höhere
Bildung geschützt und sie Ln dessen Länder getragen, hat Roms Vordrin-
gen nach Osten die Folge, daß es die Ergebnisse der griechischen Bil-
dung in sich aufnimmt. Das Griechenthum dient, besiegt wie siegend,
nach Westen wie nach Osten, mit der in ihm entwickelten Kraft einem
und demselben Zwecke, derjenigen Ausgleichung menschlicher Bildung,
durch welche dem Lichte der Gotteserkenntniß, sobald Gott es neu ent-
zünden wird, Empfänglichkeit bereitet sein soll. Wenn auf dem Wege
zu diesem Ziele das Uebergreifen der Römer uach Asien ein Schritt ist,
so erscheint die vorhergegangene allmälige Schwächung der hellenistischen
Reiche, welche dieses Uebergreifen möglich machte, ungeachtet der trüben
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Extrahierte Ortsnamen: Jlium Smyrna Milet Europa Asien Rom Griechenlands Italien Sicilien Griechenland Roms Gotteserkenntniß
440
Die Römer im Kampfe mit Carthago,
fürchten anfangen mußten, sich ihm anschließen würden. Gleiches galt
von den Nhodiern, in deren Angelegenheiten die Römer, nachdem sie
ihnen Karien und Lycien geschenkt, bald bei den Streitigkeiten, in die
sie mit den neuen Unterthanen geriethen, einzugreifen anfingen. Mit
Philipps Bestrebungen hingen auch Zerwürfnisse in seiner Familie zu-
sammen. Sein Sohu Demetrius, nach dem zweiten Kriege den Römern
als Geisel überliefert, im Kriege mit Antiochus zurückgegeben, befand
sich spater als Gesandter in Rom, war mit römischem Wesen befreun-
det und scheint, von den Römern gewonnen, zu Hause in einem dem
Vater entgegengesetzten Sinne gewirkt zu haben. Hierdurch ward bei
einem Hasse, in welchem er mit einem älteren, aber nicht aus recht-
mäßiger Ehe geborenen Sohne, Perseus, lebte, der Vater auf dessen Seite
gezogen und Demetrius verlor auf des Vaters Veranstaltung das Leben.
16. So ward, als im Jahre 179 Philipp starb, Perseus dessen
Nachfolger. Rom in seinem Bedürfnisse nach fortdauerndem Kriege
hält fortwährend die Blicke auf ihn gerichtet. Aber lange verzögert
sich die Entscheidung des Kampfes, da man ihn eine Zeit lang durch
Unterhandlungen führt, um die Verhältnisse des Ostens so zu gestalten,
daß der Schlag schnell und sicher treffe. Schon unter Philipp hatte
man in Betreff der thracischen Küstenstädte, auf welche man dem zwei-
ten Eumenes Rechte gegeben, schiedsrichterliche Gewalt geübt und diesen
König zu feindseligem Verfahren ermuntert, ohne rasch und bestimmt
zu entscheiden. Es mangelt nicht an Spuren, daß im Senate eine
der altrömischen Sitte getreue Partei die arglistige Verfahrungsweise,
mit welcher man unbestimmte Entscheidungen gab und die Keime der
Feindschaft künstlich pflegte, gemißbilligt habe. Auch fand man nicht
jeden Augenblick günstig, das Volk zur Entscheidung für den Krieg zu
gewinnen. Schon vor Ausbruch des letzten Kampfes mit Philipp hatte
das Volk den ersten Antrag auf Krieg zurückgewiesen und war erst
durch erneuerte Bemühungen der Reichen, die nach demselben am meisten
verlangten, dafür gewonnen worden. Es mußte daher in Rom selbst
erst durch den Gang der Verhandlungen eine dem Vorhaben günstige
Stimmung geweckt werden, wozu das Erscheinen fremder Gesandten in
Rom und die Berichte aus der Fremde wiederkehrender römischen Ge-
sandten die Gelegenheit bot. So behielt Perseus Zeit zu dem Versuche,
eine Verbindung der hellenistischen Staaten gegen Rom zu Stande zu
bringen. Der Versuch schlug aber überall fehl. Syrien war unter
Seleukus Philopator und Antiochus Epiphanes zu sehr mit seinen Plä-
nen gegen Aegypten beschäftigt und Aegypten war unter Ptolemäus
Philometor schon zu sehr auf römischen Schutz angewiesen, um zu einem
Unternehmen gegen Rom die Hand zu bieten. Ueberall wirkten auch
römische Gesandtschaften den macedonischen entgegen und die Zerfallen-
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Antiochus_Epiphanes
Das römische Reich unter den Imperatoren.
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die Donau, eroberte in Thracien die große Stadt Philippopolis, eine
Gründung des macedonischen Philippus, und erkämpfte, nachdem es
von Decius schon über den Hämus zurückgetrieben war, im Jahre
251 in Mösien einen Sieg über ihn, wobei er selber umkam. Nuu fiel
das Reich auseinander. Das Heer in Mösien erhob den Feldherrn
Trebonianus Gallus, der seinen Sohn Volusianus zum Casar annahm.
In Rom war des Decius Sohn Hostilianus aufgestellt und nach seinem
baldigen Tode trat der Befehlshaber der illprischen Legionen, Aemilia-
nus, nachdem er neue, bis in seine Provinz eingedrungene Schwärme
von Gothen besiegt hatte, gegen Trebonianus auf und dieser starb, als er
ihm entgegenrückte, von der Hand seiner eigenen Soldaten bei Spole-
tum im Jahre 253. Inzwischen war ihm zu Hülfe aus Gallien Vale-
rianus aufgebrochen, bei dessen Annäherung Aemilianus das Schicksal
des Trebonianus erlitt. Unter Valerianuss (253 — 260) strömten von
allen Seiten die Feinde in das Reich. Die Perser drangen bis nach
Antiochia vor und als Valerianus, der sie zurückgedrängt, bei ihnen in
Gefangenschaft gerathen war, überschwemmten sie nicht bloß Syrien
von neuem, sondern suchten auch Kappadocien und Cilicien heim. Die
Gothen wiederholten nicht bloß ihre Uebergänge über die Donau und
kamen bis vor die Mauern von Thessalonice, sondern erschienen zur
See, indem sie von den pontischen Gestaden ausliefen, im ägäischen
Meere und in Kleinasien, belagerten Kassaudrea, erschreckten Kreta und
Cypern, und begegneten fast den Persern. Die Alemannen durchbrachen
die Befestigungslinie, überschritten Rhein und Donau und kamen über
die Alpen nach dem transpadanischen Gallien, ja Schaaren von ihnen
streiften durch Gallien bis nach Spanien. Am Niederrhein zeigt sich
ein neuer Völkerbund, der Schaaren auf Schaaren iu das römische Ge-
biet sendet. Aus den Ländern im Osten des Niederrheins fangen die
Franken an, unwiderstehlich in Gallien einzudringen, und das Reich er-
wehrt sich ihrer nur durch Gestattung von Niederlassungen und nimmt
Schaaren der Feinde in seine Heere auf, um mit ihrer Hülfe ihre uach-
rückenden Stammgenossen zu bekämpfen. Dieses neu auftretende Volk
besteht nun nicht bloß aus den zu gemeinsamen Unternehmungen vereinig-
ten und außer der Heimath zu einem neuen Ganzen erwachsenen Gefolg-
schaften, sondern es findet sich hier eine Verbindung der eigentlichen
Völker, auf deren Bildung freilich auch der Plan einer durch Gefolg-
schaften zu betreibenden Eroberung überrheinischer Gegenden Einfluß
gehabt haben kann, mit dem Namen der Franken bezeichnet. Sie um-
faßt alle Völker an der Ostseite des Niederrheins bis zu den Chatten
und Cheruskern, den Chauken und Friesen.
22. Alle diese Verhältnisse dauerten auch unter Valeriauus' Sohn
und Nachfolger fort, dem nicht schlechten, aber weichlichen und mitten in der
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