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1. Schulj. 4 - S. 14

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 14 — Nach dem Willen seines Vaters sollte er ein guter evangelischer Christ, ein tüchtiger Soldat und ein sparsamer Haushalter werden, denn durch diese drei Tugenden hatte der Vater den preußischen Staat emporgebracht. Aber der Kronprinz wurde in vielen Stücken das Gegenteil seines Vaters. Weder an der Jagd, noch am Exerzieren fand er Vergnügen; dagegen hatte er wie seine Mutter Neigung zur Musik und zur französischen Sprache. Er spielte meisterhaft die Flöte, las gern französische Bücher und trug lieber den bequemen Schlafrock oder französische Kleidung als die enge und steife Uniform. Als ihn der Vater einmal so überraschte, schalt er ihn einen „Querpfeifer und Poeten", riß ihn an den Haaren durch das Zimmer und schlug ihn sogar. Der schöne Schlafrock wanderte ins Feuer, die französischen Bücher wurden dem Buchhändler zurückgeschickt. Später wurde der Groll des Vaters gegen den Sohn noch dadurch vermehrt, daß dieser nicht nach dem Willen des Vaters eine braunschweigische Prinzessin, sondern nach dem Wunsche der Mutter eine englische Prinzessin heiraten wollte. 2. Der Fluchtversuch und seine Folgen. Der Kronprinz konnte zuletzt die Strenge seines Vaters kaum noch ertragen; außerdem hatte dieser einmal zu ihm gesagt: „Wenn mich mein Vater so behandelt hätte, ich wäre längst davongelaufen; aber Fritz läßt sich alles gefallen". Da beschloß Friedrich, auf einer Reise an den Rhein mit dem Leutnant von Katte nach England zu entfliehen. Aber der Plan wurde entdeckt und vereitelt. Des Vaters Zorn kannte keine Grenzen. „Nie hat ein brandenburgisch Gesicht solche Schmach erlitten", rief Friedrich. Hierauf brachte man ihn unter strenger Bewachung in strenge Hast. Der jähzornige König hätte ihn gar erstochen, wenn nicht ein General dazwischen gesprungen wäre. Auf die Frage des Königs, warum er habe entfliehen wollen, erwiderte er: „Weil Sie mich wie einen niederträchtigen Sklaven behandelt haben". Der König wurde nur mit der größten Mühe dazu gebracht, Friedrich zu lebenslänglichem Gefängnis zu begnadigen. Lange saß er in schwerer Haft in Küstrin und mußte es mit ansehen, wie sein treuer Freund von Katte vor dem Fenster des Gefängnisses enthauptet wurde. Endlich bat er den Vater um Gnade und erleichterte dadurch seine Hast; jedoch mußte er noch längere Zeit in Küstrin unter Aufsicht bei der Regierung arbeiten und auf den benachbarten königlichen Gütern die Landwirtschaft erlernen. 3. Friedrich im Frieden mit dem Vater. Der Vater hatte im Grunde seines Herzens den Sohn doch sehr lieb. Weil Friedrich nun bei seinen Arbeiten ungemeinen Fleiß und große Geschicklichkeit zeigte, wurde der Vater noch mehr zur Milde geneigt und begnadigte

2. Schulj. 4 - S. 17

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 17 — König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 80 000 Mann". Nun hatte sich mit einem Schlage die Lage Friedrichs geändert: Schlesien und Sachsen waren vom Feinde befreit. In den folgenden Kriegsjahren gab es noch manche Schlacht. Der tapfere Feldherr Ferdinand von Braunschweig besiegte nochmals die Franzosen. „Herzog Ferdinand, du teurer Held, schlägst die Franzosen alle aus dem Feld". Als dann Friedrichs Feinde sahen, daß sie nichts gegen ihn ausrichten konnten, schlossen sie Frieden. Friedrich behielt Schlesien. 6. Friedrichs Leutseligkeit und Einfachheit. Der gegen seine Beamten und Offiziere sehr strenge, aber gerechte König war gegen alle seine Untertanen ohne Unterschied des Standes gütig und freundlich. Der am Lagerfeuer eingeschlafene Zieten. Zieten an der königlichen Tafel (D. I. 3, Der alte Zieten). Der arme Page im Vorzimmer des Königs. Die alte Frau, welche sich einst an den Reisewagen des Königs gedrängt hat. Einen guten Scherz und ein freimütiges Wort nahm er nicht übel: Der Soldat von Kolm; Seyd-litz bei der Truppenschau. Seine Kleidung war meist sehr abgetragen; die Stiefel trug er so lange, wie sie irgend halten wollten. Sein Hofstaat durfte nicht zu viel kosten. Er sagte: „Da Preußen arm ist, so muß der Regent dieses Landes sparsam sein". 7. Der Alte Fritz. Das Leben des Königs wurde im Alter freudlos und einsam, auch stellten sich Krankheiten ein. Aber immerfort war er tätig für sein Volk (der Kammerdiener Heise). Sein Volk verehrte ihn und grüßte ihn stets ehrerbietig, wenn er sich sehen ließ; jeden Gruß erwiderte er. Er trug stets die blaue Uniform, den großen dreieckigen Hut und einen Krückstock. Auch die Jugend liebte ihn (D. I. 3, Am Mittwoch nachmittag). Am 17. August 1786 starb er an der Wassersucht auf feinem Schlöffe Sanssouci, 74 Jahre alt. Xi. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. 1. Friedrich Wilhelm in der Jugend. Friedrich Wilhelm Iii. war als junger Prinz der Liebling seines Großoheims, des Alten Fritz. (Der im Arbeitszimmer des großen Königs Ball spielende Knabe.) Dieser schätzte ihn seiner Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit wegen und sagte einst zu ihm: „Immer ehrlich und aufrichtig! Wolle nie mehr scheinen, als du bist; sei immer mehr, als du scheinst!" Bei einer anderen Gelegenheit ermahnte er ihn: „Nun, Fritz, werde was Tüchtiges. Großes erwartet dich. Ich fürchte, du wirst einmal einen schweren, bösen Stand haben. Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine. Halte es stets mit dem Volke, daß Zbelttunbe I o

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 148

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 148 - tttbcytt er Musikwerke schuf, die ergreifend und andächtig wirkten und fromme Würde mit erhabener Einfachheit und Kraft vereinigten. Ihm folgten noch andere Musiker, welche ebenfalls große Meisterwerke der kirchlichen Musik schufen. Auch die weltliche Musik begann in dieser Zeit sich in Italien zu entwickeln, indem man Gesänge mit Begleitung von Instrumenten schuf und die Oper erfand. Der bedeutendste Operncomponist war der neapolitanische Oberkapellmeister Alessandro S carlatti (geb. 1650), welcher eine besondere Schule, die neapolitanische, für Tonkünstler gründete. Aus derselben gingen noch manche bedeutende Meister in der Musik hervor, aber schon kurz nach dem Tode des großen Scarlatti in der Mitte des 18. Jahrhunderts verfiel die italienische Kunst; das Großartige, Würdevolle, Erhabene in der Musik machte dem Sentimentalen, Weichlichen und Unnatürlichen Platz. Seit dieser Zeit trat Deutschland in den Vordergrund und ward in Sachen der Musik tonangebend. Die deutsche Musik nahm zuerst zur Zeit der Reformation durch die Einführung des Chorals im Kirchengefange ihren Aufschwung. Luther selbst war nicht nur ein großer Musikfreund, sondern er setzte auch mehrere Choräle in Musik (Ein' feste Bnrg ist unser Gott — Von Himmel hoch, da komm ich her — Wir glauben all an einen Gott, — Aus tiefer Noth schrei' ich zu dir — 2c.). Ihm folgten noch viele andere Sänger und Tonsetzer, die die schönsten Melodien erfanden für den kunstgeübten Chor wie für die große Gemeinde. Die Zeit des dreißigjährigen Krieges hinderte, wie alle Entwickelung, auch den Fortschritt in der Tonkunst in Deutschland. Die traurige Nachäfferei des Fremdländischen riss auch in der Musik ein. Die Fürsten und Städte verschrieben sich ihre Tonkünstler aus Italien. Erst am Ansang des 18. Jahrhunderts begann wieder ein erfreuliches Leben sich in Deutschland zu regen. Zwei große deutsche musikalische Reformatoren traten fast zu gleicher Zeit auf. Es waren die Meister Johann Sebastian Bach und Georg Fried r ich H änd el. Der erstere (1685—1750) war der Sohn eines protestantischen thüringischen Hofmusikers. Da sein Vater und bald daraus auch sein älterer Bruder, bei dem er sich als Kind mit großem Eifer der Tonknnst widmete, gestorben war, musste der 15jährige Knabe sich in Lüneburg unter die Chorknaben aufnehmen lassen. Da er aber fortwährend an seiner weitern Ausbildung arbeitete und durch sein unvergleichliches Orgelspiel allgemeine Bewunderung erregte, so wurde er, nachdem er in verschiedenen Orten als Organist angestellt gewesen war, Hoforganist in Weimar, dann Kapellmeister beim Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen und 1723 Kantor und Musikdirektor an der Thomasschule zu Leipzig. Hier schrieb der vou seinen Zeitgenossen so hoch geschätzte Künstler seine großen erhabenen und bis heute unübertroffenen Kirchenmusiken, von denen die Matthäus Passion die bewuudertste ist, und viele Werke für die Orgel, das Klavier und andere Instrumente. Der einfache, fromme Mann, war ein treuer Diener der Kirche, ein ehrenfester Bürger und sorgsamer Familienvater. Er starb 1750 und hinterließ eine

4. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 10

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
des alten Billungs würdige Gemahlin, mit eigener Hand dem Hausfreunde und dem Gatten kredenzt hatte. Pater Wichmann hielt die Pergamentrolle noch in der Hand, deren Inhalt er soeben dem Freunde mitgeteilt, und redete nun demselben zu, daß er dem Sohne gestatte, mit seines Bruders Sohne Altmann hinauszuziehen zuerst aus dessen Güter am Harz und alsdann nach Fritzlar zur festlichen Schilderhebung. Doch nicht auf günstigen Boden schienen seine Worte zu fallen. Billung schüttelte bedächtig das graue Haupt und sagte: „Ehrwürdiger Vater, glaubt es mir, mein ^>ohn ist nicht geartet, als Dienstmann eines andern, und sei dieser selbst sein König, zu leben, denn er hat es noch nicht gelernt, seinen Willen dem Willen eines andern, außer dem seines Vaters, unterzuordnen. Er ist frei wie der Vogel in der Luft, hier auf unserer Heide ausgewachsen, er hat von Kindheit an sich als den Erben meiner Güter angesehen, und ich weiß, wenn ich ihn jetzt ziehen ließe, er würde sich wieder nach der Heide zurücksehnen. Dazu weiß er nicht's von höfischen Sitten, und durch die Einfachheit und Einfalt seines Wesens könnte er leicht zum Gespött derjenigen werden, welche nicht, wie er, aus einem Freihofe auf der Heide, sondern aus stolzen Ritterburgen hervorgegangen sind. Sollte es dann geschehen, daß ein anderer ihn wegen seiner ländlichen Sitten verlachte, so würde er alsbald, bei seiner Jugend, in hellen Zorn geraten und er möchte demselben gar übel mitspielen. Gelegenheit, sich in den Waffen zu üben, wird mein Sohn aber auch hier haben, und ich will schon Sorge tragen, daß er ein Krieger werde. Täuscht mich nicht alles, so stehen uns wieder blutige Fehden mit den Erbfeinden unsers Stammes, den Wenden, bevor; da mag er sich die Sporen verdienen, und es bedarf dazu nicht, daß er an den Hof des Königs ziehe. Es taugt auch nicht, daß wir gerade jetzt die besten unserer waffenfähigen Jugend zu einem glänzenden Feste nach dem fernen Fritzlar senden, wo wir ihrer in kurzer Zeit vielleicht dringend zum Schutz unserer Häuser und Herden bedürfen werden. Deshalb soll mein Sohn nicht hinziehen nach Fritzlar. Ist er

5. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 76

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 76 — ättrn wse6f mir' ba* ich nicht sein Sohn Jet, sondern daß ich ihm einst von einem Ritter übergeben worden sei zur Erziehung. Den Namen meines ^nnte oder wollte er mir nicht nennen; er sagte 010 Eine Amme, die mit mir in seiner Hütte Zuflucht gefunden, als die Burg meines Vaters zerstört Jet, mir mehr von meinen Eltern erzählen könne: dieselbe habe stch m dte Stille des Klosters Drübeck am Harr rückgezogen als er die Heimat verlassen, da ich ihrer Wartung nicht mehr bedurft habe. Von meinem Vater Jagte er mir nur, daß er, nachdem er alles verloren im Stampfe gegen die Wenden, der Welt entsagt habe und ent Einsiedler geworden sei. Das einzige Erbteil, welches er mir hinterlassen habe, sei ein kleines goldenes Kren; • ich solle es wohl in Ehren halten und von Stund an me wieder ablegen, denn es könne dazu dienen, daß ich etnst von meinem Vater oder einem meiner Verwandten wieder erkannt werde. Mit diesen Worten gab er mir das Kreuz, welches ich seit dieser Stunde auf der Brust getragen habe. Von der Zeit an war mir der Aufenthalt i meinen treuen Pflegern verleidet; ich sehnte mich fort von ihnen um meinen Vater auszusuchen. Aber wo Imu 5? f*nben? Konnte ich, noch ein Knabe, die Welt durchstreifen und in allen Wäldern und Einöden suchen nach meinem Vater, den ich nicht kannte, ja dessen Namen ich nicht einmal wußte? Ich sah bald das thörichte meines Wunsches ein; ich erkannte, daß ich zuerst nach Drübeck gehen müsse, um von meiner Amme den Namen meines Vaters zu erfahren. Meine Pfleqe-ettern legten meinem Begehren keine Hindernisse in den Weg und so machte ich mich denn eines Tages auf, in der Hand einen Stab und im Quersack ein Stücklein Brot, einer ungewissen Zukunft entgegen. Sch hatte nicht bedacht, wie beschwerlich die Wanderung auf teilweise unwegsamen Pfaden für einen Knaben meines Alters sein würde. Die Sonne war noch nicht zum ersten Male untergegangen, als das Brot, welches ich aus dem Hause meiner Pflegeeltern mitgenommen

6. Die Supplingenburger - S. 54

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 54 — gestern auf Süpplingenburg gewesen und habe den Herzog begrüßt, der von seinem Zuge gegen die Wenden soeben heimgekehrt ist. Aus seinem Munde habe ich vernommen, daß wieder ein Krieg der Vasallen gegen den Kaiser bevorsteht. Schon sammeln sich auf der Burg die Mannen des Herzogs, und binnen kurzem wird das ganze Sachsenland einem Kriegslager gleichen. In solchen Zeiten ist es nicht gut, fern von den Menschen allein im Walde zu leben, und schon hatte ich mir die Frage vorgelegt, wohin wir Bertha in dieser Kriegszeit bringen sollten. Jetzt hat uns Gott selbst den Weg gezeigt, den wir betreten sollen. Wenn der Herzog mit seinen Mannen ins Feld zieht, wird seine erlauchte Gemahlin allein aus dem Schlosse zurückbleiben, und da wird sie nicht unwillig sein, sondern es freudig begrüßen, wenn wir ihr in unserer Bertha eine Gesellschafterin und Freundin geben, die ihr die langen einsamen Stunden verkürzt und sie zugleich unterstützt in der Erziehung und Pflege ihres Töchterleins Gertrud. Aber ich bin gewiß, daß auch Herzog Lothar sich gern der verwaisten Base annehmen wird. Ich weiß es gar wohl, wie sehr er im Herzen bekümmert gewesen, als er nichts mehr von seiner inniggeliebten entflohenen Schwester erfahren, und gewiß wird er gern die Gelegenheit ergreifen, an ihrem Kinde wieder gut zu machen, was er vielleicht durch allzu große Härte gegen die ll-chwester gefehlt. Aus diesen Gründen scheint mir der jetzige Zeitpunkt gar günstig gewählt, um nach Süpplingenburg zu gehen und auch dort das Geheimnis zu offenbaren. Ich selbst will die Aufgabe übernehmen und zuerst der gütigen Herzogin das Herz bewegen; sie wird alsdann auch ihren Gemahl zu bestimmen wissen, daß er Bertha mit offenen Armen in seinem Schlosse aufnimmt. Wie aber soll es dann mit Euch werden, Rodbert? Ihr seid kein Jüngling mehr, habt es auch wohl bei Eurer friedlichen Beschäftigung verlernt, einen Panzer zu tragen und ein Schwert zu führen; sonst würde ich Euch raten, den Herzog zu bitten, daß er Euch in seinen Dienst nehme. Es wird Euch in Eurer Hütte hier oben im Gebirge gar

7. Die Supplingenburger - S. 88

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
von Korveh, eine stete Quelle des Studiums und geistreicher Unterhaltung. Wenn dann von Zeit zu Zeit der gute Pater Wilbrand in Begleitung seines Freundes, des Köhlers Rodbert, auf das Schloß kam, so waren das sür Richenza und Bertha Stunden schönsten und reichsten Genusses. Der gelehrte Pater unterstützte gern mit seinem reichen Wissen Richenza in ihrem uneigennützigen Streben, den Blick Berthas immer mehr zu erweitern, und auch für ihn gab es keine größere Freude, als wenn er sah, daß die Jungfrau immer mehr ihrer erlauchten Lehrerin ähnlich wurde. Rodbert saß dann gewöhnlich still in einem Winkel und sah unverwandt auf Bertha, und oft falteten sich die Hände zum stillen Dankgebet, wenn er daran gedachte, daß Gott doch noch alles so wohl gefügt. Seinem bescheidenen Sinn genügte es, wenn Bertha ihm, wenn er mit Wilbrand wieder dem Kloster zueilte, zum Abschied die Lippen zum'kuß reichte, oder weuu die gütige Herzogin ihm mit freundlichem Lächeln die schwielige Hand drückte; dann war er glücklich und hätte mit keinem Könige tauschen mögen. Aber auch Bertha bewahrte im Glücke ihren einfachen bescheidenen Sinn. Sie schämte sich nicht ihrer vormaligen Niedrigkeit, und für ein Unrecht hätte sie es gehalten, jetzt den Mann zu vernachlässigen, der in ihrer Jugend soviel an ihr gethan, der ihr zugleich Vater und Lehrer gewesen war. Wenige Monate hatten genügt, um aus Bertha eine ganz andere zu machen, wie sie es vormals in der Köhler-hütte im Elm gewesen war. Sie war ein Edelfräulein in des Wortes schönster Bedeutung geworden; eine unsagbare Hoheit thronte auf ihrer reinen, weißen Stirn, die Herzensgüte strahlte ans ihren sanften, braunen Augen. Wer sie sah, der mußte sie lieb gewinnen, und wenn sie sich im Kreise der Ritter sehen ließ, so verstummte jedes unbedachte Wort, jeder unzarte Scherz. Ja nicht einmal ein böser Gedanke konnte in ihrer Nähe aufkommen; vor der Lauterheit ihres Wesens verkroch sich die Unlauterkeit jeder Gesinnung, und selbst unter dem rohesten Volke hätte sie keines Schutzes bedurft; denn es

8. Die Supplingenburger - S. 16

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 16 — Bäumen zubringen; morgen, wenn die Sonne aufgegangen ist, wird es uns wohl gelingen, den Weg wieder zu finden, oder wir treffen wohl in dieser Wildnis einen Menschen, der uns den Weg zeigt zu dem Schlosse des Herzogs". Er wollte vom Pferde steigen und damit auch seinen Gefährten das Zeichen geben, für heute ihre Reise zu beschließen, als einer derselben sagte: „Wenn ich mich nicht irre, sehe ich dort durch die Bäume eine Hütte hervorschimmern; vielleicht wohnt ^dort ein Mensch, der uns noch heute den Weg nach Süpplingenburg zeigen kann; denn, gestehe ich es nur, ich habe nach diesem langen Ritt übel Lust, die Nacht unter freiem Himmel zuzubringen, und auch unfern Pferden wird ein warmer Stall besser sein als die kalte Waldluft". Mit diesen Worten deutete er nach der Richtung, wo einem scharfen Auge die ungewissen Umrisse der Hütte Wilbrands zwischen den Bäumen im Mondscheine bemerkbar waren. Sven-tibold und die übrigen Reiter folgten seinen Worten, und bald hielt der Reitertrupp vor der bescheidenen Hütte des Klausners. Mit lauter Stimme rief einer der Reiter: „Wer Du auch seist, der hier in dieser Waldeinsamkeit in dieser Klause wohnt, stehe auf und zeige verirrten Wanderern den Weg aus diesem Walde!" Es währte nicht lange, so stand Wilbrand, der das Rufen gehört hatte, vor den fremden Reitern, und diese, als sie im Lichte des Mondes bemerkten, daß der Bewohner der Hütte ein Mönch war, entblößten ihre Häupter, und Sventibold sagte: „Ehrwürdiger Vater, ich sehe an Eurer Kleidung, daß Ihr ein Diener Gottes seid. Verzeiht, daß wir in tiefer Nacht Euch in Eurer wohlver- dienten Ruhe stören; wir haben uns im Walde verirrt, und bitten Euch, uns wieder auf den Weg zu geleiten, der zu der Burg des Herzogs Lothar von Sachsen führt". Wilbrand sah mit erstaunten Blicken die Reiter an; an ihrer Kleidung und an ihren Waffen sah er bald, daß es keine Sachsen waren, auch au dem fremdartigen Klange ihrer Stimme erkannte er die Fremden. Sventibold bemerkte fein Erstaunen. „Wir sind wendische Boten",

9. Die Supplingenburger - S. 25

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 25 — Nach kurzer Bedenkzeit gab er das Versprechen, und noch an demselben Tage durfte Dumar zurückkehren. Bald darauf verließen die Lntizen unk Pomeranen das Lager, und die Ruganen, von ihren Bundesgenossen verlassen, eilten der Küste zu, um Möglichst bald ihr Eiland zu erreichen. Doch die Sachsen zauderten nicht, ihnen zu folgen, und es gelang ihnen, während einer finstern Sturmnacht das Lager derselben völlig zu umstellen. So von den Sachsen und Obotriten umstellt, gelobten auch sie Unterwerfung, und ihr Fürst schickte als Unterpfand feines Gehorsams seinen Sohn und seinen Bruder in das Lager der Sachsen. So war denn dieser Krieg gegen die Wenden fast ohne Schwertstreich beendet, und Lothar konnte jetzt wieder in die Heimat zurückkehren, wo, wie er wohl wußte, seine Anwesenheit notwendig war. So schnell wie möglich eilte er daher wieder nach Süpplingenburg; unterwegs aber mußte er oft an die geheimnisvolle Begrüßung der schwarzen Mirska denken, und so viel er sich auch bemühte, die Gedanken an dieselbe aus seinem Geiste zu verbannen, so oft er sich auch sagte, daß der Prophezeihuug eines wahnwitzigen Weibes keine Bedeutung beizulegen fei, immer kehrten dieselben Gedanken wieder. Erst als er die Zinnen seiner Burg in der Ferne sich erheben sah, gelang es ihm, sich von denselben zu befreien, und nun konnte er sein ganzes Sinnen der frohen Wiedervereinigung mit seinem treuen Weibe und seinem lieblichen Töchterlein zuwenden. Viertes Kapitel: Der Ueberfall im Walde. Wichtige Dinge hatten sich während der Abwesenheit des Herzogs in der Heimat zugetragen, Dinge, welche uns zeigen, wie tief zu damaliger Zeit das Volk noch im Aberglauben, der durch unwissende Priester genährt wurde, besangen war.

10. Die Supplingenburger - S. 46

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 46 — Gefahr droht, willst Du mich verlassen und Dich ferne dem Kamps entziehen? Ist das der Dank dafür, daß ich Dich aus dem Staube Deines elenden Daseins erhoben habe. daß ich Dir vertrante! ich hätte es ja wissen iputti, daß der Starrsinn und die Falschheit eines Sachsen jtch niemals verleugnet. Aber gehe, gehe hin zu den »emden und werde auch Du ein Verräter an Deinem Herrn und Kaiser!" Wohl loderte auch in mir der Zorn auf, als ich diese harten, unverdienten Vorwürfe hörte; denn damals rollte mein Blut noch schneller durch meine. Adern als ^ och bezwang ich mich und entgegnete ruhig: „ Jjietn Herr und Kaiser irrt, wenn er glaubt, daß ich mtch aus Feigheit dem Kampfe entziehe; ich habe es genugsam bewiesen, daß ich den Tod nicht fürchte, und noch niemals habe ich der Rüstung, die ich trage, Schande gemacht. Nur nicht gegen meine Brüder, die Sachsen, will ich kämpfen; aber führet mich gegen jeden andern Femd, und ich will es Euch beweisen, wie ich es oft bewiesen habe, daß ich zum Schutze meines Herrn das Schwert zu führen verstehe". Aber der Kaiser wollte mich nicht hören. „Verräter!" zischte er mir entgegen; „fort, fort ans meinen Augen!" Das war zu viel'; so also würden die treuen Dienste belohnt, bte ich geleistet! La vergaß ich der Ehrfurcht, bte ich meinem Kaiser Ichnlbete, und im höchsten Zorn stieß ich bte Worte her-Üor: „Jetzt bin ich kein Verräter, und ein Lügner ist der, der mich also nennt; aber einmal, in jener Augustnacht, bin ich ein Verräter gewesen an meinem Volke, das sei Gott geklagt! Ich gehe jetzt, aber ich werbe dieser Stunbe gebeuten!" Und wie ein Wahnwitziger stürmte ich fort aus dem Zelte des Kaisers, warf mich auf mein Pferd und sprengte aus dem Lager, verfolgt, das wußte ich, vou der Acht des Gewaltigen. Wohin sollte ich mich nun wenben? Sollte ich zu Rudolf von Schwaben gehen und ihm meine Dienste anbieten? Nimmermehr! Dann hätte ja der Kaiser recht behalten und ich wäre an ihm zum Verräter geworben.
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