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1. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 10

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
des alten Billungs würdige Gemahlin, mit eigener Hand dem Hausfreunde und dem Gatten kredenzt hatte. Pater Wichmann hielt die Pergamentrolle noch in der Hand, deren Inhalt er soeben dem Freunde mitgeteilt, und redete nun demselben zu, daß er dem Sohne gestatte, mit seines Bruders Sohne Altmann hinauszuziehen zuerst aus dessen Güter am Harz und alsdann nach Fritzlar zur festlichen Schilderhebung. Doch nicht auf günstigen Boden schienen seine Worte zu fallen. Billung schüttelte bedächtig das graue Haupt und sagte: „Ehrwürdiger Vater, glaubt es mir, mein ^>ohn ist nicht geartet, als Dienstmann eines andern, und sei dieser selbst sein König, zu leben, denn er hat es noch nicht gelernt, seinen Willen dem Willen eines andern, außer dem seines Vaters, unterzuordnen. Er ist frei wie der Vogel in der Luft, hier auf unserer Heide ausgewachsen, er hat von Kindheit an sich als den Erben meiner Güter angesehen, und ich weiß, wenn ich ihn jetzt ziehen ließe, er würde sich wieder nach der Heide zurücksehnen. Dazu weiß er nicht's von höfischen Sitten, und durch die Einfachheit und Einfalt seines Wesens könnte er leicht zum Gespött derjenigen werden, welche nicht, wie er, aus einem Freihofe auf der Heide, sondern aus stolzen Ritterburgen hervorgegangen sind. Sollte es dann geschehen, daß ein anderer ihn wegen seiner ländlichen Sitten verlachte, so würde er alsbald, bei seiner Jugend, in hellen Zorn geraten und er möchte demselben gar übel mitspielen. Gelegenheit, sich in den Waffen zu üben, wird mein Sohn aber auch hier haben, und ich will schon Sorge tragen, daß er ein Krieger werde. Täuscht mich nicht alles, so stehen uns wieder blutige Fehden mit den Erbfeinden unsers Stammes, den Wenden, bevor; da mag er sich die Sporen verdienen, und es bedarf dazu nicht, daß er an den Hof des Königs ziehe. Es taugt auch nicht, daß wir gerade jetzt die besten unserer waffenfähigen Jugend zu einem glänzenden Feste nach dem fernen Fritzlar senden, wo wir ihrer in kurzer Zeit vielleicht dringend zum Schutz unserer Häuser und Herden bedürfen werden. Deshalb soll mein Sohn nicht hinziehen nach Fritzlar. Ist er

2. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 76

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 76 — ättrn wse6f mir' ba* ich nicht sein Sohn Jet, sondern daß ich ihm einst von einem Ritter übergeben worden sei zur Erziehung. Den Namen meines ^nnte oder wollte er mir nicht nennen; er sagte 010 Eine Amme, die mit mir in seiner Hütte Zuflucht gefunden, als die Burg meines Vaters zerstört Jet, mir mehr von meinen Eltern erzählen könne: dieselbe habe stch m dte Stille des Klosters Drübeck am Harr rückgezogen als er die Heimat verlassen, da ich ihrer Wartung nicht mehr bedurft habe. Von meinem Vater Jagte er mir nur, daß er, nachdem er alles verloren im Stampfe gegen die Wenden, der Welt entsagt habe und ent Einsiedler geworden sei. Das einzige Erbteil, welches er mir hinterlassen habe, sei ein kleines goldenes Kren; • ich solle es wohl in Ehren halten und von Stund an me wieder ablegen, denn es könne dazu dienen, daß ich etnst von meinem Vater oder einem meiner Verwandten wieder erkannt werde. Mit diesen Worten gab er mir das Kreuz, welches ich seit dieser Stunde auf der Brust getragen habe. Von der Zeit an war mir der Aufenthalt i meinen treuen Pflegern verleidet; ich sehnte mich fort von ihnen um meinen Vater auszusuchen. Aber wo Imu 5? f*nben? Konnte ich, noch ein Knabe, die Welt durchstreifen und in allen Wäldern und Einöden suchen nach meinem Vater, den ich nicht kannte, ja dessen Namen ich nicht einmal wußte? Ich sah bald das thörichte meines Wunsches ein; ich erkannte, daß ich zuerst nach Drübeck gehen müsse, um von meiner Amme den Namen meines Vaters zu erfahren. Meine Pfleqe-ettern legten meinem Begehren keine Hindernisse in den Weg und so machte ich mich denn eines Tages auf, in der Hand einen Stab und im Quersack ein Stücklein Brot, einer ungewissen Zukunft entgegen. Sch hatte nicht bedacht, wie beschwerlich die Wanderung auf teilweise unwegsamen Pfaden für einen Knaben meines Alters sein würde. Die Sonne war noch nicht zum ersten Male untergegangen, als das Brot, welches ich aus dem Hause meiner Pflegeeltern mitgenommen

3. Die Supplingenburger - S. 54

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 54 — gestern auf Süpplingenburg gewesen und habe den Herzog begrüßt, der von seinem Zuge gegen die Wenden soeben heimgekehrt ist. Aus seinem Munde habe ich vernommen, daß wieder ein Krieg der Vasallen gegen den Kaiser bevorsteht. Schon sammeln sich auf der Burg die Mannen des Herzogs, und binnen kurzem wird das ganze Sachsenland einem Kriegslager gleichen. In solchen Zeiten ist es nicht gut, fern von den Menschen allein im Walde zu leben, und schon hatte ich mir die Frage vorgelegt, wohin wir Bertha in dieser Kriegszeit bringen sollten. Jetzt hat uns Gott selbst den Weg gezeigt, den wir betreten sollen. Wenn der Herzog mit seinen Mannen ins Feld zieht, wird seine erlauchte Gemahlin allein aus dem Schlosse zurückbleiben, und da wird sie nicht unwillig sein, sondern es freudig begrüßen, wenn wir ihr in unserer Bertha eine Gesellschafterin und Freundin geben, die ihr die langen einsamen Stunden verkürzt und sie zugleich unterstützt in der Erziehung und Pflege ihres Töchterleins Gertrud. Aber ich bin gewiß, daß auch Herzog Lothar sich gern der verwaisten Base annehmen wird. Ich weiß es gar wohl, wie sehr er im Herzen bekümmert gewesen, als er nichts mehr von seiner inniggeliebten entflohenen Schwester erfahren, und gewiß wird er gern die Gelegenheit ergreifen, an ihrem Kinde wieder gut zu machen, was er vielleicht durch allzu große Härte gegen die ll-chwester gefehlt. Aus diesen Gründen scheint mir der jetzige Zeitpunkt gar günstig gewählt, um nach Süpplingenburg zu gehen und auch dort das Geheimnis zu offenbaren. Ich selbst will die Aufgabe übernehmen und zuerst der gütigen Herzogin das Herz bewegen; sie wird alsdann auch ihren Gemahl zu bestimmen wissen, daß er Bertha mit offenen Armen in seinem Schlosse aufnimmt. Wie aber soll es dann mit Euch werden, Rodbert? Ihr seid kein Jüngling mehr, habt es auch wohl bei Eurer friedlichen Beschäftigung verlernt, einen Panzer zu tragen und ein Schwert zu führen; sonst würde ich Euch raten, den Herzog zu bitten, daß er Euch in seinen Dienst nehme. Es wird Euch in Eurer Hütte hier oben im Gebirge gar

4. Die Supplingenburger - S. 88

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
von Korveh, eine stete Quelle des Studiums und geistreicher Unterhaltung. Wenn dann von Zeit zu Zeit der gute Pater Wilbrand in Begleitung seines Freundes, des Köhlers Rodbert, auf das Schloß kam, so waren das sür Richenza und Bertha Stunden schönsten und reichsten Genusses. Der gelehrte Pater unterstützte gern mit seinem reichen Wissen Richenza in ihrem uneigennützigen Streben, den Blick Berthas immer mehr zu erweitern, und auch für ihn gab es keine größere Freude, als wenn er sah, daß die Jungfrau immer mehr ihrer erlauchten Lehrerin ähnlich wurde. Rodbert saß dann gewöhnlich still in einem Winkel und sah unverwandt auf Bertha, und oft falteten sich die Hände zum stillen Dankgebet, wenn er daran gedachte, daß Gott doch noch alles so wohl gefügt. Seinem bescheidenen Sinn genügte es, wenn Bertha ihm, wenn er mit Wilbrand wieder dem Kloster zueilte, zum Abschied die Lippen zum'kuß reichte, oder weuu die gütige Herzogin ihm mit freundlichem Lächeln die schwielige Hand drückte; dann war er glücklich und hätte mit keinem Könige tauschen mögen. Aber auch Bertha bewahrte im Glücke ihren einfachen bescheidenen Sinn. Sie schämte sich nicht ihrer vormaligen Niedrigkeit, und für ein Unrecht hätte sie es gehalten, jetzt den Mann zu vernachlässigen, der in ihrer Jugend soviel an ihr gethan, der ihr zugleich Vater und Lehrer gewesen war. Wenige Monate hatten genügt, um aus Bertha eine ganz andere zu machen, wie sie es vormals in der Köhler-hütte im Elm gewesen war. Sie war ein Edelfräulein in des Wortes schönster Bedeutung geworden; eine unsagbare Hoheit thronte auf ihrer reinen, weißen Stirn, die Herzensgüte strahlte ans ihren sanften, braunen Augen. Wer sie sah, der mußte sie lieb gewinnen, und wenn sie sich im Kreise der Ritter sehen ließ, so verstummte jedes unbedachte Wort, jeder unzarte Scherz. Ja nicht einmal ein böser Gedanke konnte in ihrer Nähe aufkommen; vor der Lauterheit ihres Wesens verkroch sich die Unlauterkeit jeder Gesinnung, und selbst unter dem rohesten Volke hätte sie keines Schutzes bedurft; denn es

5. Die Supplingenburger - S. 25

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 25 — Nach kurzer Bedenkzeit gab er das Versprechen, und noch an demselben Tage durfte Dumar zurückkehren. Bald darauf verließen die Lntizen unk Pomeranen das Lager, und die Ruganen, von ihren Bundesgenossen verlassen, eilten der Küste zu, um Möglichst bald ihr Eiland zu erreichen. Doch die Sachsen zauderten nicht, ihnen zu folgen, und es gelang ihnen, während einer finstern Sturmnacht das Lager derselben völlig zu umstellen. So von den Sachsen und Obotriten umstellt, gelobten auch sie Unterwerfung, und ihr Fürst schickte als Unterpfand feines Gehorsams seinen Sohn und seinen Bruder in das Lager der Sachsen. So war denn dieser Krieg gegen die Wenden fast ohne Schwertstreich beendet, und Lothar konnte jetzt wieder in die Heimat zurückkehren, wo, wie er wohl wußte, seine Anwesenheit notwendig war. So schnell wie möglich eilte er daher wieder nach Süpplingenburg; unterwegs aber mußte er oft an die geheimnisvolle Begrüßung der schwarzen Mirska denken, und so viel er sich auch bemühte, die Gedanken an dieselbe aus seinem Geiste zu verbannen, so oft er sich auch sagte, daß der Prophezeihuug eines wahnwitzigen Weibes keine Bedeutung beizulegen fei, immer kehrten dieselben Gedanken wieder. Erst als er die Zinnen seiner Burg in der Ferne sich erheben sah, gelang es ihm, sich von denselben zu befreien, und nun konnte er sein ganzes Sinnen der frohen Wiedervereinigung mit seinem treuen Weibe und seinem lieblichen Töchterlein zuwenden. Viertes Kapitel: Der Ueberfall im Walde. Wichtige Dinge hatten sich während der Abwesenheit des Herzogs in der Heimat zugetragen, Dinge, welche uns zeigen, wie tief zu damaliger Zeit das Volk noch im Aberglauben, der durch unwissende Priester genährt wurde, besangen war.

6. Der Freischöffe von Berne - S. 75

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 75 — „Nimm Abschied vom Leben, Gotteslästerer und Mörder", rief er ihm mit dumpfer Stimme zu; „Deine Stunde ist gekommen, der Lohn für Deinen Frevel ereilt Dich!" Als der Priester in das bleiche, entschlossene Gesicht des Rächers blickte, entfiel ihm der Mut; schleunigst wollte er jetzt in die Kirche zurücktreten, wo er sicher zu sein glaubte. Aber am Eingänge derselben stand Bolko von Bardenfleth, gleich dem Engel des Paradieses mit gezücktem Schwert, ihm die Rückkehr verweigernd. Jetzt wußte er, daß er verloren war; aber noch einmal wollte er den Versuch machen, ob nicht die so ost von ihm ge-mißbranchte Heiligkeit seines Standes ihn retten möchte. Schnell wars er deshalb den Mantel ab, der sein Meß-gewand verhüllte, die Rechte hob er drohend empor, und mit Donnerstimme rief er: „Weiche zurück, daß der Diener des Herrn einziehen möge in das Heiligtum seines Gottes; oder ich werde den Herrn bitten, daß er Feuer regnen lasse vom Himmel, auszurotten den Samen Amaleks und zu vertilgen die letzte Spur von Midian!" Aber diese stolzen Worte verfehlten ihre Wirkung vollständig. Lautes Hohngelächter schallte ihm entgegen, und in demselben Augenblicke tauchte sich das Schwert Tammos ties in die Brust des Frevlers, daß er dumpf röchelnd vor der Kirche zusammenbrach. Ein lauter Ausruf des Entsetzens folgte dieser raschen That. Von allen Seiten waren die Leute durch die aufregende Scene an der Kirchthür herbeigelockt worden, und als sie nun sahen, wie der Priester, von dem Schwert des Bauern durchbohrt, am Eingänge des Heiligtums niedersank, da wußten sie, daß hier die heilige Feme gerichtet habe. Es war kaum nötig, daß Tammo, mit seinem vom Blute des Priesters rauchenden Schwerte in der Hand, unter die Menge trat, um sie aufzuklären über das, was geschehen; denn obgleich die Leute anfangs bestürzt waren, so dauerte es doch nicht lange, daß sie die blutige That laut billigten und dem Rächer Beifall riefen. _ Aber noch war die Rache nicht ganz befriedigt Der

7. Die Burgfrau von Ahlden - S. 13

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 13 — Widerwillen, der noch in Ernst August's Brust gegen diese Verbindung vorhanden war, zu beseitigen, und mit so schwerwiegenden Gründen wußte er ihm zuzusetzen, daß der Kurfürst schließlich einwilligte, ihn, den Grafen, selbst nach Celle zu schickeu, um dort am Hofe des Bruders um die Hand der Tochter für den Kurprinzen zu werben. Kaum hatte die Kurfürstin Sophie erfahren, mit welcher Absicht ihr Gemahl sich trug, als sie ihrerseits alles aufbot, dieselbe zu hintertreiben. Sie kannte jedoch den Starrsinn des Kurfürsten und wußte, daß es schwer sein werde, ihn zu bewegen, von seinem Plane zu lassen, und deshalb versuchte sie, ihrem Sohne, dem Kurprinzen, Widerwillen gegen die Prinzessin einzuflößen. Die Mittel, deren sie sich hierzu bediente, waren nichts weniger als edle. Durch eine Dame ihres Hofes, die Generalin von Weyhe, eine Schwester der Gräfin Platen, ließ sie die gehässigsten Gerüchte über Sophie Dorothea verbreiten; sie wußte wohl, das diese Verleumdungen zu Ohren des Kurprinzen kommen würden, und hosste dadurch zu erreichen, daß dieser dem Willen seines Vaters alsdann Widerstand entgegenstellen würde. Frau von Weyhe entledigte sich des ihr gewordenen unedlen Auftrages nur zu gut. Weil es aber nicht möglich war, in dem Leben der Prinzessin das Geringste zu finden, was irgend einen Schatten auf sie hätte werfen können, so machte man gar aus ihren edlen Eigenschaften Waffen gegen sie. Ihre Frömmigkeit wurde als Heuchelei dargestellt, ihre Einfachheit als Beschränktheit; man warf ihr vor, daß die „Jungfer d'esmiers", wie man Sophie Dorothea verächtlich nannte, von ihrer Mutter wenig besser als eine Bürgertochter erzogen sei, die nichts verstehe von den feinen Sitten, die für einen Fürstenhof sich schickten. Auf diese Weise erreichte die Kursürstin, was sie wollte. In der Seele ihres Sohnes entstand eine heftige Abneigung gegen die unschuldige Prinzessin, und es war in der That zu erwarten, daß er sich dem Willen seines Vaters ernstlich widersetzen werde. Während dieser Zeit hatte sich Graf Platen nach

8. Die Burgfrau von Ahlden - S. 99

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 99 - schuh der Prinzessin in die Hände jener Dame kam, das, Hoheit, das weiß auch ich nicht". „Aber ich weiß es!" rief jetzt Eva, die ebenfalls hinzugetreten war. „Ihre erlauchte Gemahlin, mein Prinz, reichte in der Gesellschaft einen ihrer Handschuhe herum, weil die Damen die kunstvolle Stickerei desselben zu sehen wünschten. Der Handschuh ist der Prinzessin nicht wieder überliefert worden, wohl aber ein anderer, ähnlicher. Es liegt eine absichtliche Täuschung vor, man hat es gewagt, ein leichtfertiges, frevelhaftes Spiel zu treiben!" Mit einem Male wurde es Königsmark klar, daß die Platen den Handschuh entwendet und ihn absichtlich, als sie den Kurprinzen erkannte, in dem Gartenhause liegen ließ. „Großer Gott", dachte er, „so wäre ich fast das willenlose Werkzeug in der Hand einer abgefeimten Betrügerin geworden, um die völlig schuldlose, engelsreine Prinzessin zu verderben!" Ihn schwindelte bei dem Gedanken; er mußte sich an der Lehne eines Stuhles halten, um nicht umzusinken. „Kommen Sie mit mir, Hoheit", sagte er zu dem Prinzen; „Ihnen, aber auch nur Ihnen will ich es sagen, wer die Dame war, die Sie bei mir gesehen. Meine Ehre erheischt es, daß Sie es wissen. Wenn Sie wollen, mögen Sie vor sie hintreten und es ihr ins Gesicht sagen, daß ihr Betrug mißlungen ist; aber mißtrauen Sie niemals wieder Ihrer erlauchten Gemahlin!" Er verließ mit dem Prinzen das Gemach; als aber die Thür sich hinter ihnen geschloffen hatte, machte sich bei Sophie Dorothea das gepreßte Herz in lautem Schluchzen Luft, und halb ohnmächtig mußte sie ins Bett getragen werden. Noch an demselben Abend trat der Kurprinz zu der Gräfin Platen, und sagte ihr: „Ich habe die Ehre, Ihnen Ihren Handschuh wieder zuzustellen, den Sie verwechselten. Den echten habe ich selbst gefunden; Sie werden wohl wissen, wo, Sie werden auch wissen, wer ihn dorthin legte". Erbleichend hörte die Gräfin diese Worte. Sie wollte etwas erwidern, aber kein Wort kam über ihre 7*

9. Die Burgfrau von Ahlden - S. 126

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
- 126 — Alle, die zugegen waren, waren ergriffen von dem feierlichen Ernst der Handlung; nur in den Gesichtern der beiden Grafen malte sich eine große Bestürzung. Besonders Platen war fassungslos; die schwerste Anklage, die man gegen die Prinzessin vorgebracht, war entkrästigt, ihre Unschuld in diesem Punkte schien erwiesen. Nach einem stillen Gebete verließen alle nach und nach das Zimmer; als aber Platen sich entfernen wollte, rief die Prinzessin ihm nach: „Graf Platen, ersuchen Sie nun auch Ihr Weib, auf gleiche Weise ihre Unschuld zu beweisen, wie ich es gethan habe!" Diese Worte vermehrten die Unruhe des Grafen; sie waren von allen Anwesenden gehört worden und schienen ihnen nun ein neuer Beweis für die völlige Schuldlosigkeit der Prinzessin. Es konnte nicht fehlen, daß auch dem Kurfürsten dieselben zu Ohren kamen; und wenn auch er, woran gar nicht zu zweifeln war, den Beweis gelten ließ, so war vielleicht gar eine Zurückberufung der vom Hose verbannten Prinzessin nicht ausgeschlossen. Was das aber für ihn, den Grafen, und ganz besonders für seine Gemahlin bedeutete, darüber konnte er sich keinem Zweifel hingeben. Mußte doch alsdann nach dem Tode des Kurfürsten Sophie Dorothea Kurfürstin werden, und hatte sie dann doch die Macht, alle diejenigen ihre Rache fühlen zu lassen, die ihr jetzt entgegenstanden! Also mußte er, um seiner eigenen Sicherheit willen, verhüten, daß eine Versöhnung zustande kam; er mußte es verhüten um jeden Preis! Die beste Ratgeberin in dieser schwierigen Frage schien ihm seine kluge, ränkesüchtige Frau zu sein; ihr legte er deshalb anch die Sache vor. Mit verhaltener Wut hörte die Gräfin den Bericht ihres Gemahls, und besonders die letzten Worte der Prinzessin erregten ihren ganzen Grimm. „Wohl", sagte sie nach einigen Besinnen, „lassen wir diesen Punkt der Anklage fallen; es giebt aber außerdem Gründe genug, eine Rückkehr der Jungfer d'esmiers an unfern Hof zu verhindern. Wir thun klug, wenn wir scheinbar einer Versöhnung des Kurfürsten und des Kurprinzen mit der-

10. Die Burgfrau von Ahlden - S. 10

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 10 — Fenstern der Prinzessin. Siehe, da bemerkte er ein weißes Händchen und ein weißes Tüchlein flatterte in der Luft. Das war der letzte Abschiedsgruß. Dieses war der erste große Schmerz im Leben Sophie Dorotheas; es blieb auch für längere Zeit der einzige. Denn daß der ihr bestimmte Bräutigam, der um etwa zwanzig Jahre älter war als sie, bei der Belagerung der Feste Philippsburg in Baden im Kampfe gegen die Franzosen bald nachher, im Jahre 1676, den Tod fand, berührte sie nicht sonderlich. Es kam der jungen Braut fast wunderbar an, daß sie nun Trauerkleider anlegen sollte; aber sie mußte sich der steifen Sitte der damaligen Zeit fügen und Trauer heucheln um einen Mann, der ihr von den Eltern zum Gemahl bestimmt war, den sie aber kaum kannte. Königsmark hatte sich mit seinen Begleitern nach dem Süden begeben. Zuerst besuchte er die Kaiserstadt an der Donau, wo eine neue Welt sich seinen Blicken erschloß; nachdem er dort sich fast ein Jahr aufgehalten, überschritt er die Alpen und trat ein in das sonnige Italien. In den Vergnügungen, denen dort die vornehme Welt, besonders in Venedig, sich hingab, und denen auch Königsmark, als ein Mann von hohem Stande, nicht sern blieb, erblaßte mehr und mehr das Bild der kleinen Prinzessin von Celle. Zuerst dachte er noch wohl oft an sie; aber je mehr er neue Freunde fand, die ihn von einem Vergnügen zum andern schleppten, desto mehr trat die Erinnerung an die Jugendgespielin zurück. In Venedig machte Königsmark, der nun ein Jüngling von feinen Manieren und hohem, stattlichen Wuchs geworden war, die Bekanntschaft des Kurprinzen von Sachsen, des nach-herigen Königs August Ii. von Polen. Dieser zog den jungen Grafen ganz an sich heran, und schon stand Königsmark in Gefahr, in dem Strudel des Wohllebens, in den er hineingezogen wurde, zu versinken, als er sich noch zur rechten Zeit daraus besann, was er sich, seiner Mutter und seinem Namen schuldig war. Er riß sich los aus der Gesellschaft der leichtlebigen Freunde, und
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