252
und Schafzucht viel Sorgfalt verwandt. Die Einwohner sind unter den
Bewohnern der Berberei weitaus die gebildetsten, und verfertigen fehr gute
Wollen-, Baumwollen- und Seidenstoffe, Waffen, Metallwaaren re. Der
Haupthandel findet über Gadames und Murzuk statt nach dem Innern.
Seit 1835 ist Tripolis wieder abhängiger von der Pforte, welche den Dey
oder Pascha einsetzt. Hauptstadt ist Tripolis, 30,000 E. (guter Hafen).
In Barka ist Hauptort Bengasi.
Anmerkung. Berenici, Cyrene, Apollonia, Arsinone und Ptolemais bil-
deten im Alterthum die Pentapolis, welche seit der Herrschaft der Ptole-
mäer Cyrenaika hieß.
Zu Tripolis gehören noch die Oasen Fezzan (5000 Q.-M., 126,000
Einw.) und Augila. Fezzan ist sehr fruchtbar, hat 2 Ernten und wird von
Arabern und muhamedanischen Negern bewohnt, welche dem Pascha von Tri-
polis einen jährlichen Tribut von 450 Unzen Goldstaub entrichten. Haupt-
stadt ist Murzuk, 10,000 Einw., Resid. des Sultans, eine wohlgebaute Stadt
mit breiten Straßen. Karawanenhandel mit Haussa und Bornu, Tripolis,
Aegypten, Ghadames, Ghat und Tuat. Von October bis Januar ist hier Markt,
auf dem Sklaven, Sennesblätter, Elfenbein und Gummi, Ochsenhäute, Ziegen-
leder und Straußfeder die Handelsartikel bilden. Das Klima von Murzuk
ist ungesund. Ueber die Oase Augila, deren Datteln sehr gerühmt werden,
herrscht ein Statthalter, welcher als Knabe mit dem französischen Heere nach
Aegypten gegangen, in Gefangenschaft des Dey von Tripolis gerathen war,
und sich die Gunst seines Herrn zu erwerben verstand. Die Bewohner sind
thätige Handelsleute und treiben starken Handel nach Kairo. Hauptort ist
Augila, 10,000 E.
3. Die Beyschaft Tunis
(2l50 Q.-M., 600,000 Einwohner)
ist minder abhängig von der Pforte als Tripolis. Die Würde des Bey
ist erblich; er sendet alljährlich Geschenke nach Konftantinopel. Seit 1846
ist in Tunis die Sklaverei abgeschafft. Das Land ist sehr fruchtbar, und
hat ein äußerst angenehmes Klima. Die sehr gemischte Bevölkerung treibt
Landwirthschaft, Gewerbe und Handel. Oel- und Südfrüchte bilden die
Hauptausfuhrartikel. Der Landhandel wird von den Einheimischen nach dem
Innern und nach der Berberei getrieben. Der Seehandel ist in den Hän-
den der Europäer. Hauptstadt ist Tunis mit dem Hafen Goletta (160,000
Einw.). Ruinen von Carthago und Utika. Kairwan, 60,000 E. Wall-
fahrtsort. Kabes an der kleinen Syrte, 30,000 E.
8 99.
Das Kaiserthum Fez und Marocko.
(13,700 O.-M., 9 Mill. E.)
Dies Land nennen die Araber Moghrik-ul-Aksa (äußerstes Abendland);
es ist bergig. Der Atlas erreicht in demselben seine höchste Gipfelerhebung,
13,000'. Das Klima des Landes wird als eines der vortrefflichsten der
Erde gepriesen, indem nicht nur seine Lage zwischen 28° — 36'/,° N. D.
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TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
249
Die meisten Stämme der äthiopischen Race leben nomadisch von Vieh-
zucht, Jagd und Raub. Doch hat sich unter dem Einflüsse des Islam hier
und da, namentlich in Sudan, eine Art Kultur entwickelt; man bestellt das
Land und schafft sich die dazu nöthigen Geräthe, baut feste Wohnungen rc.
Auch im obern Nilthal, im Cap- und Kaffernlande wird von den Eingebornen
bereits Landwirthschaft getrieben. Die geistige Bildung ist aber selbst in
muhamedanischen Staaten äußerst gering; denn in den Schulen beschränkt
man sich auf das Lesen und Auslegen des Korans. Die meisten heidnischen
Völkerschaften Afrikas haben keine Schriftzeichen. Der Handelsverkehr wird
theils durch natürliche Hindernifle, theils durch die mordlustigen rohen Stämme
sehr erschwert, und ist mit Berücksichtigung dieser Verhältnifle schon bedeutend
zu nennen. Der Handel wird durch Karawanen geführt und zwar noch
auf den nämlichen Straßen, wie im Alterthum. Im Innern sind namentlich
Timbuctu, Sackatu, Kano, Kuka, die Oasen Kordofan und Dar Für, Sennaar
in Nubien, Murzuk rc. besuchte Handelsplätze. Der Handel ist größtentheils
Tauschhandel; statt des Geldes dienen Zeuge, Salz, Perlen, Muscheln, Ge-
räthe, Federn, Früchte rc. Die Araber, die Mandingo- und Fulah-Neger
betreiben ihn vorzugsweise. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind neben den
§ 96 angegebenen Thierstoffen noch Baumwolle, Indigo, Ebenholz, Wachs,
Datteln, Aloe, Spezereien, Palmöl, Goldstaub, Gummi und — Sklaven.
Der Seehandel ist fast ausschließlich in den Händen der Europäer und
Nordamerikaner.
Die Staaten Afrikas sind entweder despotische oder patriarchalische, und
stehen entweder unter einheimischen oder unter fremden Herrschern. Die
wichtigsten Staatenverbindungen Afrikas sind:
1) Die Basallenländer der osmanischen Pforte: Aegypten, Tripolis
und Tunis.
2) Das Kaiserthum Fez und Marocko.
3) Die Oasen der Wüste.
4) Habesch und Abyssinien.
5) Die Negerkönigreiche in Senegambien, Sudan, Guinea und Hoch-
afrika.
6) Die Besitzungen des Imam von Maskate an der Ostküste.
7) Die europäischen Besitzungen der Engländer, Franzosen, Spanier,
Portugiesen und Holländer an den Küsten und auf den Inseln.
8 98.
Die Vasallenstaaten der osmanischen Pforte.*)
1. Dasmcekönigreich Aegypten und Nubien.
(13,000 Q.-M., 5% Mill. einte.)
Aegypten (vergl. § 94 Iii., 4.) verdankt seine bewundernswürdige
geschichtliche Ergiebigkeit den Ueberschwemmungen des Nils; sie führen dem
*) Alle Besitzungen des osmanischen Reichs sind entweder unmittelbare oder
mittelbare (§ 71). Die asiatischen Provinzen sind alle unmittelbare, die afrikanischen,
sowie Serbien, Moldau und Walachei lauter mittelbare Besitzungen oder Vasallen-
staaten (8 72).
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253
felbfl eine vortheilhafte ist, sonderm auch die Wanne durch den Atlas und
den Ocean gemildert wird. Der Boden ist fruchtbar, wird aber schlecht
bebaut; die Landwirthschast liefert Südfrüchte, Korn, Kork, Safran, Weih-
rauch rc.; an Rindern, Schafen und Pferden ist großer Ueberfluß. Nach
dem Herbstregen schmücken sich die Ebenen mit Blumen und üppigem Grün,
das zu den dunklen Korkwäldern einen auffallenden Kontrast bildet. Dattel-
garten, Oelbäume und Palmenwälder bedecken das Land, Weinstöcke und
Feigen wachsen wild, und europäische Getreidearten, Gemüse und Südfrüchte
gedeihen in vortrefflicher Güte und Menge. Die Industrie liefert Teppiche,
Fes (rothe Mützen) und vortreffliches . Maroquin-Leder, welches nach der
Seestadt Saffi von den Europäerm Saffian genannt wird. Die Mi-
neralschätze des Atlas werden nach einem Verbot des Kaisers gar
nicht ausgebeutet. Die Bewohner stud Mauren, Berber, Beduinen und
Juden, welche insgesammt die Christen kaum dulden. Die Mauren stammen
von den im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts aus Spanien vertriebenen
ab. Während diese den Karawanenhandel nach dem Innern treiben, ist der
Seehandel in den Händen der Nordamerikaner und Europäer. Beide landen
in Mogador, Tetuan und Tanger, tauschen Wolle, Wachs, Häute, Gummi,
Elfenbein, Straußfedern ein und sichern sich vor den marockanischen See-
räubern durch Geschenke, welche sie dem Kaiser alljährlich senden. Dieser
nennt sich Emir al Mumenin (Fürst der Gläubigen) und herrscht auf eine
despotische Weise. Kein Volk hegt einen größeren Christenhaß, als vie
Mauren, kein Volk ist geknechteter, abergläubischer und träger. Der Koran
gilt neben dem Willen des Kaisers als einzige Rechtsnorm. Hauptstadt ist
Fez, 100,000 E. Marocko, 80,000 E. Die Seehäfen Mogador, Tetuan,
Tanger und Saffi. Jenseit des Atlas liegt Tarudant, in dessen Umgebung
reiche Kupferminen sind. Karawanen gehen von Tafilet nach Timbuktu.
8 100.
Die Oasen der Sahara.*)
Die Oasen der Wüste sind von Nomaden, Kaufleuten und Wegelage-
rern bewohnt, welche vorzugsweise 3 Stämmen angehören.
1) Im W. der atlantischen Küste bis zum Senegal hausen Araber
(Mauren); sie sind in kleine Stämme zertheilt und führen häufig Fehden unter-
einander. Die Frauen derselben zeichnen sich durch Feinheit der Gesichts-
züge und schöne Körpersormen aus. Allein diese Schönheit verschwindet
unter harter Arbeit, knechtischer Behandlung und übermäßigem Essen. Die
«Schönheit der Frauen wird nämlich hier nach dem körperlichen Gewichte ge-
schätzt, das sich dieselben alsbald anzueignen pflegen. Die Männer sind kampf-
und raublustig. Unter den von Arabern bewohnten Oasen ist Tuat mit
100 — 350 Dörfern, wo auch schon Tuariks vorkommen, und Tegazza mit
bedeutenden Steinsalzlagern N.-W. von Timbuktu.
2) Im mittleren Gebiete wohnen die Tuariks. Sie sind Weiße und
scheinen eine von Norden eingewanderte Kriegshorde zu sein, vielleicht alte
Libyer aus Karthago oder Vandalen. Die' weiße Farbe der Tuariks be-
') Bergt, oben 8 95, Iii., 2.
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256
Angelegenheiten desselben werden bereits in einer Zeitung besprochen (tiie
Liberian Heraldj, welche ein Neger redigirt. Alle Beamten, Lehrer und
Prediger sind Neger, da die Europäer das Klima auf die Dauer nicht er-
tragen können, und viele Missionäre ihren Eifer für die Ausbreitung der
christlichen Lehre mit dem Leben bezahlten. Besonder Fleiß verwenden die
Neger auf die Anpflanzung der Colonial-Waaren, welche sie während ihrer
Sklavenzeit in Amerika gelernt haben. Diese Colonie, hofft man, werde den
afrikanischen Heiden die Lehre Christi bald zuführen. Und diesen Erwartungen
entspricht der Erfolg vollkommen. Benachbarte Stämme haben sich unter
den Schutz der Republik gestellt, andere sehr entfernte um Hülfe gebeten,
und dringend aufgefordert, Colonisten aus Liberia zu senden. Ebenso wer-
den mehrere afrikanische Häuptlinge genannt, welche mit der Regierung von
Liberia in Unterhandlungen getreten sind. Hauptstadt ist Monrovia an der
Mesurada-Mündung, 3000 E. Größer ist die Stadt Cavally, 10,000
Einw., Hafen.
§ 103.
Die muhamedanischen Negerstaaten in Sudan und Senegambien.
Sudan oder Nigritien, das Land der Schwarzen, und Senegambien
werden von verschiedenen Völkern äthiopischer Race bewohnt, unter welchen
die Fulah, Mandingo und Dschaloffen die bedeutendsten sind. Sie bekennen
sich zum Islam, treiben Ackerbau und Viehzucht, sogar Bergbau und Ge-
werbe. Sehr viel beschäftigen sie sich mit Handel, und es bestehen Handels-
verbindungen, welche vom Ocean bis weil ins Innere hinein ihre Faktoreien
haben.
1. Senegambien
ist ein an der Küste flaches, nach Sudan hin bergiges Land. An der Küste
ist das Klima drückend heiß, in den Höhen gemäßigt. Vom November bis März
währt die trockne Jahreszeit und der Harmattan; vom März bis November
die nasse mit den Tornados. Der Harmattan ist ein heißer, austrocknender
Wind, die Tornados sind heftige, von Blitz und Donner begleitete Gewitter-
winde. Das Klima ist den Europäern nicht günstig; sie erliegen den Fiebern
jener Gegend. Im Norden des Senegal breiten sich bedeutende Gummi- '
wälder aus; das Gummi bildet gegenwärtig einen sehr bedeutenden Handels-
artikel. Die Flußwälder liefern schönes Bau- und Farbholz, Wein- und
Oelpalmen, Pisang- und Brotfruchtbäume, und dienen den Elephanten und
Flußpferden zum Aufenthalt. Auf den Feldern stolzirn gravitätisch in Trupps
von 8 — 12 Stück zahme Strauße einher. Die wichtigsten Einfuhrartikel in
Senegambien sind: Bernstein, Flaschen, Glas, Waffen, Blei, Metallwaaren —
und afrikanische Götzenbilder für die Heiden. Senegambien zählt eine Menge
selbständiger Negerkönigreiche, deren Kenntniß der Mühe sich nicht verlohnt.
Zwischen der Mündung des Senegal und dem Palmenvorgebirge lebt ein
Mulattengeschlecht, welches von Negern und Portugiesen abstammt, dem
Christenthum angehört und in eigenen Gemeinden von Ackerbau und Handel
lebt. Die Besitzungen der Europäer in Senegambien siehe § 105.
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— 38 —
der geschäftliche Verkehr seine Wogen schlug; Gymnasien, mit Bädern versehen, in denen Männer und Jünglinge ihre körperlichen und geistigen Kräfte übten und gegenseitig erprobten; £beett zur Aufführung von Hymnen, von Wettgesängen und Wettspielen; Theater, in denen die edelsten geistigen Produkte jedem Bürger unentgeltlich vor die Sinne geführt wurden.
2. Eng verbunden mit der Architektur bildete sich die Skulptur aus. Von der einfachen dorischen Baukunst verschmäht, gelangte die Skulptur zur reichen Entfaltung bei Anwendung der ionischen und korinthischen Baukunst. Zuerst arbeitete man in Thon, dann in Erz und im goldnen Zeitalter des Griechenthums in Gold, Elfenbein und Marmor. Nicht allein Ornamente nahm die Skulptur zum Vorwurf, sondern auch Darstellungen der Götter, Idealisierungen des menschlichen Körpers. Als Meisterwerke müssen genannt werden: 1) die Pallas Athen« aus Gold und Elfenbein von Phhdias, die zu Athen aus der Akropolis in übernatürlicher Größe emporragte, so dass man den goldenen Helmbusch vom Vorgebirge Suuium aus leuchten sah. 2) Der Apoll von Belvedere, die Laokoongruppe rc. Alles dies Genannte ist für uns noch unerreichtes Muster und Vorbild.
3. Die Malerei lehnte sich anfangs auch an die Architektur an, erst zur Zeit des Perikles und des Alkibiades wurde sie selbständig. Das Innere der Häuser und die öffentlichen Bauten wurden mit Bildern aus der Götterlehre und der Heldensage geschmückt, doch berichtet uns auch die Geschichte von den bedeutendsten Malern der Kuustepoche Griechenlands (Zeuxis, Apelles, Parrhasins), dass sie auch Bilder aus der Natur und dem öffentlichen Leben zur Darstellung brachten. Am vollkommensten zeigt sich die griechische Malerkunst an den Vasen, deren Aeußeres mit zierlichen Ornamenten und feinen naturgetreuen Gestalten geschmückt wurde.
4. Die Dichtkunst und Musik. Die Thaten der sagenhaften Helden des griechischen Alterthums, der an Kämpfen reiche trojanische Krieg und die Werke der Götter riefen das Epos wach, dessen vorzüglichster Dichter Homer war. Später, als die Zeit der Kämpfe vorüber war, entwickelte sich die lyrische Poesie, bald heitern, bald klagenden Ton anschlagend; am herrlichsten sind die Gesänge Pind ars (500), der die Sagen und die olympischen Spiele feiert.
Aus dem Kultus des Bacchus entwickelte sich das Drama zur Zeit des Perikles; die vorzüglichsten Tragödien dichteten Aeschylus, Sophokles, Euripides, die besten Komödien Aristophanes. Der politische Verfall zog auch den der Dichtkunst nach sich, die zur Zeit der Ptolemäer und unter den römischen Kaisern noch einmal Nachblüten trieb.
Dass die Griechen auch die Musik pflegten, geht daraus hervor, dass bei Aufführung der Dramen der Chor, aus Männern und Frauen bestehend, seine Lieder ertönen ließ, die Beziehung auf die Handlung hatten. Auch das Cither- und Flötenspiel wurde fleißig geübt.
5. Die Redekunst wurde besonders in Attika gehegt und gepflegt; hier waren auch die berühmtesten Reduer, wie Perikles, Alkibiabes, Kleon, Ni-
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Extrahierte Personennamen: Homer Sophokles Aristophanes
— 42 —
Die Musik hielten die Römer für eine verwerfliche Kunst und überließen die Ausübung derselben ihren Sklaven und Freigelassenen.
In Skulptur und Malerei blieb der griechische Geschmack vorherrschend; m der Architektur übertrafen die Römer die Griechen, da ihnen die reichsten. Mittel zu Gebote standen. Blos die Aeghpter stehen den Römern ebenbürtig zur Seite. Jetzt noch bewundern wir die erhaltenen Reste der römischen Bauten, die zum Schutz, zum allgemeinen Nutzen und zur Befriedigung des Su£u$ errichtet worden sind. Solche hervorragenden Bauten sind: Roms Wasserleitung, das Kollosseum, Circus Maximus, Trajanssäule.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— 83 —
ein berühmter englischer Maler die Porträts der schönsten englischen Damen für seinen Herrn sammele, und dieses Gerücht war auch bis an den Hos des Königs gedrungen. So geschah es, daß, ehe der Maler selbst nach London kam, der König schon den Befehl gegeben hatte, ihn sofort zu ihm zu führen, sobald er seine Residenz betrete. Alles geschah nun so, wie Gertrud es sich gedacht hatte; der Maler wurde bei seiner Ankunft in London sofort in den Palast des Königs befohlen, und als dieser nun die Bilder eins nach dem andern ansah, fiel ihm auch das der Prinzessin Gertrud in die Augen. Zufällig befand sich Graf Ethelwolf gerade bei dem Könige, als der Maler vorgelassen wurde. Als er das Bildnis seiner Gemahlin bemerkte, wurde er so bestürzt, als wenn er vom Blitz gerührt würde, umsomehr, als er keine Ahnung davon hatte, daß der Maler auch in Devon gewesen war. Er war nicht imstande, seine Erregung zu verbergen; er wurde bald blaß, bald rot, und der König, dem dieses nicht entging, glaubte, der Graf werde so sehr
von der Schönheit des Gemäldes ergriffen. „Ist es
möglich", fragte der König den Maler, „daß dieses Bild keine bloße Erfindung, sondern ein wirkliches Porträt ist?" Ehe dieser jedoch antworten konnte, sagte Ethelwolf: „Ja, Ew. Majestät, es ist dieses das Bildnis meiner Gemahlin, und deshalb bin ich so bestürzt, da ich nicht im Entferntesten glauben konnte, daß auch ihr Porträt unter den Bildern des Künstlers sich befinde. Aber das Bild ist nicht ähnlich. Einige Züge des Gesichtes sind freilich naturgetreu, bei anderen aber hat der Künstler gar zu sehr geschmeichelt. Wenn die übrigen Bilder nicht bester getroffen sind als dieses, so möchte wohl kaum eine Dame nach denselben zu erkennen sein." Nun hätte zwar der Maler den Grafen gar leicht widerlegen und seine Kunst verteidigen können, da er ja wußte, daß Gertrud in Wirklichkeit noch viel schöner war, als das Bild
sie darstellte; doch merkte er an den Mienen des Grasen, daß dieser gewisse Gründe hätte, die Schönheit seiner Gemahlin zu leugnen. Er wollte daher denselben nicht
6*
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Niedersachsen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
— Vi —
wieder herzustellen. Beide Bilder sind Allegorien. Im Dornröschen soll die Sehnsucht des deutschen Volkes versinnbildlicht werden, die stets und immerdar auf das eine Ziel, die Einigung aller deutschen Stämme und die Wiederherstellung des Reiches, gerichtet war. Diese Sehnsucht konnte wohl eine Zeitlang schlummern, aber sie konnte nicht ertötet werden, und als die Zeit erfüllet war, brach sie mit unwiderstehlicher Gewalt hervor und gestaltete sich zur That. Und Barbarossa, der im Kyfshäuser geschlummert und des Reiches Herrlichkeit, wie die Volkssage erzählt, mit hinabgenommen hatte, erwachte, als der Adler erschien, der die den Berg umkreisenden Raben verscheuchte. Das Schwert in der Rechten ging er hervor aus seiner engen Klause, um ihn scharten sich seine Helden und nun entstand das Reich, herrlicher als jemals zuvor. Mit diesen beiden Gemälden im engsten Zusammenhange steht das große Mittelbild an der Längsseite des Saales. Es stellt uns ven großen Kaiser Wilhelm dar, umgeben von seinen Paladinen, begrüßt von den deutschen Fürsten und dem deutschen Volke als Wiederhersteller des Reiches. Als guter Genius schwebt über ihm der Geist seiner Mutter, der Königin Luise, und auch die Bilder seiner Vorfahren und der Helden der Freiheitskriege haben hier eine Stätte gefunden.
Neben diesen drei find es die acht großen historischen Gemälde, wie die vorigen von der Künstlerhand des verstorbenen Professors Hermann Wislicenus, die die Aufmerksamkeit des Besuchers feffeln. Sie stellen Szenen dar aus der deutschen Geschichte, die entweder mit der Geschichte des Kaiserhauses in irgend welchem Zusammenhange stehen oder aber als bedeutende Marksteine der Geschichte Deutschlands gelten können. Die kleineren Gemälde stellen teils Szenen aus der Geschichte des Kaiserhauses selbst dar oder es find Ergänzungen zu den Haupt-gemälden. Auf sie näher einzugehen, fehlt hier der Raum. An der linken Seite des großen Mittelbildes sehen wir:
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Wilhelm Hermann_Wislicenus
— 147 —
(4* Parallele.) Ungesucht springt die Parallele zwischen der Geschichte
des Kölner Domes und derjenigen Deutschlands in die Augen. Mit den Ge-
schicken des Vaterlandes schwankt auch dasjenige des Domes auf und nieder.
Einer ersten Glanzperiode verdankt er seine Inangriffnahme, einer zweiten seine
Vollendung. Die Aufgabe erscheint als eine fo große, daß nur ein mächtiges,
einiges Volk ihr gewachsen war. Jahrhunderte lang herrschte in Deutschland
Fig. 37. Köln (östlicher Teil) mit dem Dom.
die trübe Anschauung, daß wie der Kölner Dom, so auch das deutsche Reich
nie ausgebaut werden könne. Doch Gott sei gedankt! Durch Nacht ging es
zum Licht! Wohl niedergeworfen, nicht aber ertötet war des deutscheu Volkes
Urkrast! Glanzvoll ist das Reich erstanden; ein Wuuderbau hat sich der Kölner
Dom erhoben, in seiner Kraft und Schönheit ein Symbol des Volkes, das ihn
baute. Zwei Türme trägt er, einen im Süden, einen im Norden; so der-
sinnbildlicht er die Einigkeit zwischen den beiden Teilen des Vaterlandes.
(5. Das Innere.) Schwer ist es, durch eine Schilderung die Herrlich-
10*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland
Fig
48
Die kunstmüßige St)vif, ebenfalls in den ionischen Kolonien
entsprungen, beginnt mit der Elegie, deren Blüthezeit das 7.
und 6. Jahrhundert ist. Sie bildete sich nach Form und Inhalt
aus dem Epos heraus. Hauptelegiker: Kallinos, Tyrtäos
(s. S. 38), Mimnermos, Solon, Theognis u. a. — Alle
meist in Distichen dichtend und nur in Fragmenten (die größten
von dem Megarer Theognis) erhalten.
Andre metrische Formen, der iambische Trimeter, der tro-
chüische Tetrameter u. a. werden von Archilochos von Paros
(um 700), dem Haupt der meist in bitterer Satire dichtenden
la/ußoyqcicpoi erfunden.
Einen größeren Formenreichthum erhielt die Lyrik durch ihre
Verbindung mit Musik und Orchestik (Festchöre); Strophen-
bildung. Hauptträger dieser melischen Poesie, die gleichzeitig
mit der Elegie blühte: Alkman, Arion (von ihm nur ein
Fragment übrig), Alka io s von Mytilene, Sappho, Stesi-
choros aus Himera in Sicilien (der zur Strophe und Gegen-
strophe die enwdhj fügte, Anakreon aus Teos (s. S. 45).
Ii. Die Künste. Die Baukunst, Plastik und Malerei, vor
allem auch im Dienste der Religion thätig, ergänzen sich in
Griechenland, greifen in einander und wirken in der Regel zu
einer Kunstschöpsung zusammen. Die Malerei entwickelt sich
erst in der folgenden Periode. Der Hauptfortschritt zur archi-
tektonischen Kunstform lag hauptsächlich darin, daß man den ein-
fach-glatten Wänden des Gotteshauses Säulen (freistehende Stützen
zum Tragen der Decke und des Daches) hinzufügte — aus der
Verbindung dieser Säulen (im Aeußeren und Innern) mit dem
Tempelhause giengen alle späteren Formen des griechischen Tempels
hervor. Die einfach-ernste dorische und leichte und schlanke
ionische Säule; die korinthische Süulenordnung erst späteren
Ursprungs.
Die Plastik schritt von rohen Holzschnitzereien zu künst-
lerischer Gestaltung in Erz, Stein, Gold und Elfenbein fort.
Die Samische und Aeginetische Schule im 6. Jahrhundert
hervorragend.
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