— 183 —
Sandstürme (Chamsin und Samum) und der erodierenden Wir-
kung plötzlicher Regengüsse, wenn auch in bedeutend abge-
schwächerem Grade, beobachten. (Nach I. Chavanne.)
Flüsse im eigentlichen Sinne fehlen, aber die zum größten
Teile wasserlosen Rinnsale der Wadis verlaufen bis weit in die
Wüste hinein. Doch fehlt dem Untergrund der Wüste das be-
lebende Naß nicht. Aus wasserundurchlässigen Schichten wird
das Grundwasser der Randgebiete der Sahara fortgeleitet, und
dann tritt es an den tiefsten Stellen der Wüste in Form einer
natürlichen Quelle, oder wo artesische Brunnen angelegt sind
(siehe Algerien und die Kulturbestrebungen Frankreichs!), als künstliche
Wasserader zutage. Dort liegen dann die Oasen, zumeist S.tätten
üppigsten Pflanzenwuchses. Hier gedeihen Getreide, Baum-
wolle, Dattelpalmen, Ölbaum, Wein, Obst und Südfrüchte
verschiedenster Art. Hier finden sich auch mehr zusammenhängende
Wohnungen der Menschen. In den übrigen Teilen der Wüste,
abgesehen von denjenigen Gebieten, die bis auf das Vorhanden-
sein von Dorngestrüpp und etwas dürftigem, schier verdorrtem
Grase vegetationslos sind, wachsen Thymian, Disteln, Beifuß,
Stachelbüsche, strauchartige Tamarisken, Akazien und Kakteen.
Die Oasen umfassen etwa ein Gebiet von 200 000 qkm (viermal Bran-
denburg), aber nach neueren Forschungen soll der Oasen- und
Weidegrund der Sahara etwa 1j6 der Gesamtfläche betragen. Die
Oasen bilden die Rastorte der Karawanen. Das wasserwitternde
Leitkamel findet von einer Quelle zur anderen, auch dann, wenn
die gefährlichen Sandstürme einen Teil des seit Jahrtausenden
festgelegten Weges von einem Brunnen zum anderen verwischt
haben. Die Oasen sind naturgemäß zugleich auch die wichtigsten
Handelsstätten der Wüste. (Austausch der Erzeugnisse zwischen dem
Süden und den Mittelmeerländern — Straußenfedern, Elfenbein, Gummi,
Felle, Goldstaub u. a.) Natürlich können Verkehr und Handel nur in be-
scheidenen Grenzen verlaufen, zumal schiffbare Flüsse, Bahnen und
künstliche Straßen fast gänzlich fehlen. Außer dem „Schiff der Wüste"
(Anpassung dieses einzigartigen Tieres an die beschwerliche Wüsten-
reise!) sind noch Löwe, Antilope, Giraffe, Gazelle, Strauß,
Raubvögel u. a. die wichtigsten Vertreter der Tierwelt. (Abb. 63.)
Zu den bedeutsamsten Oasen zählen im Osten diejenigen von Siwa,
Dar-Fur sowie die Kusra-Oasen, und weiter nach Westen diejenigen
von Fessan und Timbuktu. Es sind dies ganz besonders lieb-
liche Stätten inmitten der Wüste, in denen sich die üppigste Vege-
tation mit sprudelnden Quellen, tiefblauen Seen und teilweise
reizvoller Gebirgsumrahmung zu seltener Harmonie einen. Die
bekanntesten Karawanenstraßen führen von Marokko nach Tim-
buktu, von Algier nach Timbuktu bzw. Sokoto, von Tripolis
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— 187 —
statte, am oberen Niger, viele Karawanen, Austauschhandel: Gold,
Salz, Elfenbein, Gummi, Straußenfedern, Datteln u. v. a.).
Die Türken besitzen Tripolis (Hauptstadt — lebhafter Handel,
Industrie: wollene, baumwollene und seidene Gewebe — Dampfer-
Verbindung mit den Häfen von Tunis und Malta), Fessan (Mursuk:
Knotenpunkt von Karawanenftratzen, Sitz des türkischen Gouvernenrs)
und Barka (Bengasi mit lebhafter Ausfuhr).
Die Libysche Wüste ist größtenteils in den Händen der Ägypter,
so auch die Oase Siwa und die Kufra-Oasen. Der Handel des ganzen
Gebietes verläuft in bescheidenen Grenzen. (Warum?) Die wichtig-
sten Karawanenftraßen nennen!
Die Wländer.
Im Westen und Nordwesten der — schon erwähnten — ost-
asrikanischen Grabenversenkung dehnt sich eine Hochlandsmulde
aus, welche nach Norden hin immer niedriger und ebener wird.
Hier bildet sie einen Bestandteil der nordafrikanischen Wüsten-
tasel (siehe oben!), in welche der letzte Teil des Nils, in dessen
Bereich (von der Quelle bis zur Mündung) dieses ganze Hochland
in einer Gesamterstreckung von nahezu 5000 km liegt, sein Bett
eingegraben hat. Der Ostrand dieser Hochlandsmulde wird von
dem Hochlande von Habesch, den Sandsteinplateaus der Nubischen
und den kahlen Kalkfelsen der Arabischen Wüste gegeben, welch'
letztere in einzelnen Teilen noch eine Höhe von 2000 m erreicht.
Großartige Szenerien aber weist das Alpenland von Habesch
auf, das darum häufig auch als „Afrikanische Schweiz" bezeichnet
wird. Besonders reich an landschaftlichen Reizen ist das Gebiet
um den Tsanasee. Die mittlere Erhebung dieses Alpenlandes
beträgt wenig mehr als 2000 m. Die Sand st einhochflächen mit
ihren teilweise senkrecht abfallenden Wänden und seltsam ge-
stalteten Felsmassen erinnern uns wohl an die Sächsische Schweiz
und haben den Bewohnern gleich natürlichen Festungen Schutz
gewährt gegen äußere und innere Anfeindungen. Die Hoch-
ebenen werden noch von ansehnlichen Gebirgen durchzogen, deren
Gipfel zum Teil steil aufragen. So erreicht der Ras Daschan im
nördlichen Teile eine Höhe von 4620 m. Einige dieser Bergkegel
reichen bis in die Region des ewigen Schnees, oder sie sind doch einen
größeren Teil des Jahres mit Schnee bedeckt. Gegen das Rote
Meer hin wird das Alpenland von Habesch von einem niedrigen,
teils felsigen, teils sandigen, dazu dürftig befeuchteten, fast
Pflanzenleeren und darum spärlich besiedelten Küstenstreifen,
der Samhara, flankiert, von welcher schwer zu passierende Pfade
und Pässe zu dem von hier aus einer ragenden Burg ähnelnden
Hochlande emporführen. Die Abhänge des letzteren sind in den
unteren Regionen größtenteils mit dichtem Urwald von teilweise
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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— 206 —
fallenden Nachahmungsfähigkeit sowie von der Möglichkeit des
schnelleren Erlernens des Lesens und Schreibens sowie anderer
Sprachen seitens der negroiden Rasse zu berichten. Die immer
mehr vordringende europäische Kultur sucht auch die Bewohner
des Sudans in wirtschaftlicher und geistiger Hinsicht ständig zu
heben. Freilich stellen sich dabei gar so viele und mächtige Faktoren
(nenne solche!) hindernd in den Weg (die Sklaverei einst und jetzt).
Die Neger sind von unseren Kulturanschauungen weit entfernt und
dazu — wie alle Naturkinder — mißtrauisch und verschlossen und
gewähren den Europäern nicht leicht einen Einblick in ihre inneren
Seelenvorgänge. Dabei ist ihr Inneres nicht arm an tieferem
Empfinden. Ihr Geistesleben ist so lebendig und rege wie bei den
hellfarbigen Rassen, und es ist als eine wichtige koloniale
* Pflicht anzusehen, nach Kräften „in ihre Anschauungen und Auf-
fafsungen einzudringen, weil die Kolonialmächte ohne die farbigen
Eingeborenen niemals imstande sein werden, tropische Kolonien
voll zu erschließen und sich ganz zu eigen zu machen." (Henoch.)
Der Handel besteht in der Hauptsache im Austausch von
Produkten des eigenen Landes gegen Erzeugnisse des Aus-
landes, deren wieder die Neger bedürfen. Als Zahlmittel gelten
u. a. Perlen, Kaurimufcheln, Maria-Therefia-Taler, Metalle,
Kleiderstoffe, bestimmte Quanten von Salz, Tabak und
Streichhölzern. Doch sind die Handelsverhältnisse (Bedürfnisse,
Liebhabereien) bei den einzelnen Negerstämmen gar verschieden.
Die Engländer haben auch hier die meisten Handelsfäden in den
Händen. Deutschland (diewoermannlinie) hat Handelsbeziehungen
zu Liberia, Sierra Leone, Aschanti, Lagos und Nigeria. Die
wichtigsten Produkte der Ausfuhr nach Deutschland sind Palmöl,
Palmkerne, Kautschuk, Gummi arabikum, Elfenbein u. a. m.
Heute ist der Sudan fast vollständig im Besitze europäischer
Kolonialmächte. Eine gewisse Selbständigkeit haben z. B. ein-
l zelne Fellata- und Haussastaaten sich bewahrt. (Unter den oben
erwähnten Marktplätzen hat Kano den lebhaftesten Handel.) Völlig
unabhängig ist noch die an der Pfefferküste gelegene Negerrepublik
Liberia (Bewohner meist Christen — träge).
Den Engländern gehört der Nilsudan mit den wichtigsten
Siedlungen Ehartum und Omdurman (Lage! Siehe die Nilländer!),
i ferner Nigeria, Lagos, Aschanti (Kumassi), Sierra Leone ^Hafen
> Freetown (frltaun)^ und ein Gebiet am Gambia mit dem Ausfuhr-
Hafen Bathurst (bädßörst), an der Mündung des Flusses.
Der sranzösische Kolonialbesitz besteht ausfranzösisch-Kongo
(z. B. Bagirmi, Wadai), Dahome mit Abome, Senegambien
(Ausfuhrhafen St. Louis, an der Mündung des Senegal, im
Osten Timbuktu, an der Küste noch Dakar).
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos B._Bagirmi Louis
Extrahierte Ortsnamen: Sudans Deutschland Liberia Nigeria Deutschland Kano Negerrepublik
Liberia Nilsudan Nigeria Aschanti Gambia Bathurst Senegal Timbuktu Dakar
— 208 —
treibe. Reis, Baumwolle, Indigo, Tabak, Erdnüsse, Ölpalmen,
Maniok, Aams u. a. m.).
Die Bewohner sind Neger fthre wichtigsten körperlichen und
geistigen Eigenschaften kurz charakterisieren! — Kleidung dürftig, Lenden-
schürz, Behängen des Oberkörpers mit allerlei Schmuckgegenständen,
Wohnungen Lehmhütten mit Dächern aus Stroh und Schilf, treiben
Ackerbau und Viehzucht, wirtschaftliches und geistiges Leben noch auf
niedriger Stufe, Halbkultur — worin begründet? — die Fulben im
Westen sind ein mohammedanisches Hirtenvolk, Unterwerfung der
Haussa (Handelsleute, Handwerker — welche Gewerbe?), Haussa- und
Fellatastaaten — bedeutende Marktplätze in Kuka, Jola, Jakubu, Kano,
Sokoto, Timbuktu]. Sie sind Heiden, auch die südlich wohnenden
Bantuneger (Fetischdiener). Die immer mehr in das Innere vordringende
europäische Kultur fördert fortlaufend die Hebung der Eingeborenen
(hindernde Faktoren — Sklaverei einst und jetzt).
Der Handel besteht hauptsächlich im Austausch der Erzeugnisse
des eigenen Landes gegen die notwendig gebrauchten Produkte des
Auslandes. (Zahlmittel nennen!) Die Engländer stehen in den Handels-
beziehungen obenan. Nicht gering ist die Ausfuhr nach Deutschland
(Woermannlinie führt nach Liberia, Sierra Leone, Aschanti, Lagos,
Nigeria — Palmöl, Palmkerne, Kautschuk, Gummi arabikum, Elfen-
bein u. a. m.) — Die Eingeborenen empfangen im Handelsverkehr mit
den Europäern Kleiderstoffe, Metalle, Salz, Streichhölzer, Gebrauchs-
gegenstände u. a. m.
Der Sudan ist fast vollständig unter die europäischen Kolonial-
mächte aufgeteilt. Völlig unabhängig ist nur die Negerrepublik Liberia
(Fellata- und Haussastaaten).
Die Engländer besitzen den Nilsudan (Chartum, Omdurman),
Nigeria, Lagos, Aschanti (Kumassi), Sierra Leone lfreetown (fr!taun)j
und das Gebiet am Gambia ^Bathurst (bädßörst), an der Mündung
des Flusses].
Den Franzosen gehören Französisch-Kongo (z. B. Bagirmi, Wadai),
Dahome mit Abome, Senegambien (St. Louis, an der Mündung des
Senegal, Dakar — Timbuktu).
Die Kolonie Togo ist in deutschen Händen. (Siehe die deutschen
Kolonien!)
Im portugiesischen Besitze befinden sich die Bissagos- und die Kap
Verde-Inseln (teilweise bedeutende Erhebungen, sämtlich vulkanischen
Ursprungs, wichtige Erzeugnisse des tropischen Afrika, Mischvolk, am
bekanntesten die Eilande Söo Vicente und Santiago -- Haupthafen
Porto Praya).
Das äquatoriale Afrika.
Südlich vom Sudan dehnt sich von Meer zu Meer, in mehr
oder minder breiten Terrassen zu den Küsten des Atlantischen
(Nieder-Guinea) bzw. des Indischen Ozeans (Ostafrika) sich
senkend, eine zusammenhängende Hochfläche aus, deren Haupt-
bestandteile im Kongobecken und im ostafrikanischen Seengebiete
gegeben sind. Auch in diesen ausgedehnten Teilen des südlichen
Hochlandsdreiecks sind die oberen Sandsteinschichten auf weite
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Personennamen: Jola Sierra_Leone Lagos Lagos Sierra_Leone B._Bagirmi Louis Porto_Praya
Extrahierte Ortsnamen: Jakubu Kano Sokoto Deutschland Liberia Aschanti Nigeria Negerrepublik_Liberia Nilsudan Omdurman Nigeria Aschanti Gambia Senegal Dakar Timbuktu Togo Afrika Afrika Nieder-Guinea Ostafrika Hochlandsdreiecks
— 212 —
Völker. In den südlicheren Teilen Ostafrikas wohnen auch Zulu-
kaffern, die friedlich ihre Scholle bebauen oder als Hirten leben.
Andererseits strahlen die Bantuneger auch bis in südafrikanische
■ Gebiete aus.
Dem Verkehr und Handel dienen die viel befahrenen Waffer-
straßen, vor allem diejenigen des Kongobeckens, der Seen Ostafrikas,
i einiger Küstenflüsse usw., die Dampferlinien, welche die wichtigsten
i Hafenplätze, wie Mombas, Tanga, Sansibar, Dar-es-Salam,
Loanda, Kamerun, verknüpfen sowie eine Anzahl Eisenbahnen, wie die
Ugandabahn (von Mombas aus), die ostafrikanische Nordbahn von
Tanga nachmofchi am Kilimandscharo, die ostafrikanische Mittel-
c landbahn von Dar-es-Salam nach Tabora (im Bau, teilweise schon
im Betriebe, Vollendung voraussichtlich 1912), die Loandabahn (in
k Angola), die Kongobahn (sie umgeht die Livingstonesälle), die
Kameruner Mittellandbahn von Duala (Kamerun) nach demniong-
sluß (begonnen, die Inbetriebsetzung der ersten Strecke bis Edea — schwie-
riger Brückenbau — wird vielleicht 1912 erfolgen) und die Kameruner
Nordbahn von Duala nach den Manengubabergen (in diesem Jahre
eröffnet — siehe hierzu auch die deutschen Kolonien!). Die wichtigsten
Ausfuhrprodukte bilden Elfenbein, Palmöl, Kautschuk, Erdnüsse,
Palmkerne, Kopal (ein Baumharz, dem Bernstein ähnlich, findet
in der Lackindustrie Verwendung), Kaffee, Kakao, Farbhölzer u.a.m.
Das ganze Gebiet ist unter folgende europäische Kolonial-
mächte aufgeteilt:
Den Deutschen gehören Kamerun und Deutsch-Ostafrika. (Siehe
die deutschen Kolonien!)
Im französischen Besitze befindet sich Französisch-Kongo
(Libreville).
Die Engländer beanspruchen Britisch-Somaliland (Berbera,
Zeila), Sokotra, Britisch-Ostafrika mit Uganda (Mombas, Witu),
. Sansibar svor Deutsch-Ostafrika, ein Inselstaat (Sultanat) 2x/2 mal
^ Rügen, die größten Eilande sind Sansibar und Pemba, Korallen-
risse, Ausfuhr von Gewürznelken und Zucker, Sansibar (100000
Einw.) ist der wichtigste Hafen- und Handelsplatz an der sonst so
hafenarmen ostafrikanischen Küste — Tausch mit Helgolands,
die Amiranten, die Seychellen, Ascension und St. Helena.
Die Portugiesen besitzen Angola (Benguela, Loanda), Cabinda
> (nördlich der Kongomündung) sowie die Eilande St. Thome und
Principe.
Den Spaniern gehören die Inseln Fernando Po und Anno-
bom sowie das Küstengebiet Gabun (zwischen Französisch-Kongo
und Kamerun).
Der Kongostaat (4 mal Deutschland, 18 bis 20 Mill. Ein-
wohner) steht unter der Oberhoheit des Königs von Belgien.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
— 228
teilweise oasenartig betrieben (Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee, Bananen,
Mais, Wein, Ingwer, Südfrüchte, alle europäischen Getreidearten
u. a. m.). Wichtige Vertreter der wilden Tiere nennen! — Einen
seltenen Anblick gewähren die sonst ausgetrockneten, harten Karroo-
flächen zur Regenzeit. Dann bilden sie herrliche Blumen- und Gras-
gebiete, aus denen Weidetiere sich laben.
Südafrika ist besonders reich an Diamanten (Kimberley — Baal
und Oranje) und Gold (um Johannesburg, am Witwatersrand).
Die Bevölkerung setzt sich aus Hottentotten, Buschmännern (Reste
der Urbevölkerung), Bantunegern (Ovambo, Herero, Betschuanen,
Kaffern u. a.), Buren (niederländischen Ansiedlern), Engländern und
Deutschen zusammen. Aus Madagaskar wohnen u. a. die christlichen
Hovas (Malaien). Die Erschließung des Landes geschah durch die Hol-
länder (Besitzergreifung des Kaplandes durch die Engländer um 1800
— Freiheitskämpfe der Buren 1902).
Der Handel liegt zumeist in den Händen der Engländer. (Bahn-
bauten — Bahnlinien hervorheben!) Auch Deutschland hat zu diesen Ge-
bieten Handelsbeziehungen (Ostasrikalinie, Kohlenstation Durban).
Eine weitere Hebung der Verkehrswege wird die Beförderung der Er-
zeugniffe des Landes erleichtern und verbilligen.
Den Engländern gehören das Kapland [Aussuhr: Wolle, Straußen-
federn, Kapwein, Kupfer, Diamanten — Kapstadt (85000 Einw.), reiz-
volle Lage am Fuße des Tafelberges, wichtiger Hafenplatz, günstige
Lage und Bedeutung begründen! — seit Eröffnung des Suezkanals an
Wichtigkeit eingebüßt, heute ganz den Charakter einer englischen
Kaufmannsstadt, gewaltige Hafenbauten, Sitz des englischen Gouver-
neurs, starke Befestigungen, Arsenale, Kasernen, Universität mit wert-
voller Bibliothek — Port Elisabeth (23000 Einw.) blüht immer mehr
auf], Natal (Ausfuhrhafen Durban), die Oranje-Kolonie (Bloem-
fontein), Transvaal [Pretoria und Johannesburg (150000 Einw.,
Goldfelder am Witwatersrande)Z, das Betschuanenland [Kimberley
(30000 Einw., Diamantenfelder)^ Rhodesia(Bulawajo und Salisbury),
die Walfischbai (inmitten der Küste von Deutsch-Südweftafrika) und
die Insel Mauritius (Maskarenen).
Deutsch-Südwestafrika siehe bei der Behandlung der deutschen
Kolonien!
Die Franzosen besitzen Madagaskar. [590000 ykin ^ Deutschland,
31/2 Mill. Einw., Ausbau, durch den Kanal von Mozambique heute von
Afrika geschieden, an der Ostseite die bedeutendsten Erhebungen — auch
mit vulkanischen Erscheinungen — dort günstige Hafenbildung — schnell-
fließende Gewässer zur Westküste, Klima an der Küste weniger gesund —
Urwald mit herrlichen Nutzhölzern (Ebenholz, Palisanderholz), anch
Gebiete mit Steppencharakter, sonst Anbau von Baumwolle, Reis,
Kaffee, Tabak, Zuckerrohr, Mais, Hirse, Weizen u. a. — Halbaffen —
Edelmetalle, andere Erze und Kohlen nicht ausgebeutet — außer
Hovas (Ostseite) noch Sakalaven (im Westen, Negerraffe!), Hauptstadt
Tananarivo (100000 Einw.), Aussuhrhafen Tamatave (Ausfuhr-
Produkte nennen!)^
In Portugiesisch-Ostafrika ist Lorenzo Marquez (lorenßu märkes)
der wichtigste Hasenplatz (Delagoa-Bai, ungesund, Hasen für Trans-
vaal, Bahn nach Pretoria und Johannesburg). Sofala und Mozam-
bique sind Küstenplätze in den Landschaften gleichen Namens.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
— 240 —
Strohflechterei, Töpferei, Leder- und Eisenindustrie) — Handelssinn,
fördern Binnen- und Durchgangshandel, viele Marktplätze^.
Die Gebirgsbewohner (Kebu u. a., kleiner, aber kräftiger, sehr
selbstbewußt, weniger friedlich, Karawanenüberfälle, Sklavenraub, Be-
strafnng von Bismarckburg aus, viele Zwistigkeiten unter den einzelnen
Stämmen) sind in Ackerbau und Viehzucht weniger leistungsfähig.
Höher stehen in ihrer Beschäftigung (Viehzucht, auch Ackerbau,
Gewerbe und Handel) die Negerstämme des Binnenhochlandes (Volk-
reiche Marktplätze, sehr bekannt Kete Kratschi — Sklaverei meist milde
Form).
Die Eingeborenen sind von Hause aus sämtlich Heiden (Fetisch-
diener — heute im Süden viele Christen, im Norden Mohammedaner
— Sultanate).
Sonst wohnen etwa 300 Europäer in der Kolonie (Beamte,
Missionare, Kaufleute, Pflanzer, meist Deutsche, deutsche Krankenhäuser
in Lome und Anecho, Schulen in Lome und Sebe, eingeborene Polizei-
truppe, Wege, Eisenbahnen — Linien nennen! Post- und Telegraphen-
anstalten, Woermanndampfer).
Ausfuhrprodukte sind Palmöl, Palmkerne, Kopra, Kautschuk, Baum-
wolle, Mais, Elfenbein, Felle, Nutzhölzer u. a. m. Eingeführt werden
Bekleidungsgegenstände, Gewehre, Pulver, Tabak, Spirituosen, Salz,
Petroleum, Eisenwaren u. a. (Plantagenkolonie).
Lome (Titz des Landeshauptmanns, Lage!) hat etwa 7000 Ein-
wohner(150 Deutsche,Faktoreien). Togo (amtogosee) hat nur 3000 Ein-
wohner. Kete Kratschi (Lage!) ist volkreicher als diese beiden. Am
Gebirgsrande liegt Misahöhe (gesunde Lage). Die übrigen Siedlungen
wiederholen!
Kamerun.
(500000 qkm — faft Deutschland, 31/2 Mill. Einw., 7 auf 1 qkm.)
Kamerun, unsere wichtigste Kolonie für Plantagenwirtschaft
in Westafrika, liegt an der Bai von Biafra, im innersten Winkel
des Golfes von Guinea. Es berührt mit einer mehr als 300 km
langen Küste — vom Rio del Rey im Norden bis zum Campo-
sluß im Süden — das Meer. Landeinwärts verbreitert es sich
fächerförmig, greift in das Gebiet des Benue und selbst noch der
nordwestlichen Kongozuflüffe hinein und reicht nordostwärts bis
zum Tsadsee und zu seinem Zuflüsse, dem Schari. Es grenzt im
Nordwesten an englisches Gebiet (am Niger und Benue: Sokoto,
Bornu), im Süden an spanischen Besitz und Franzöfifch-Kongo,
im übrigen ebenfalls an französischen Kolonialbesitz (Ubangi,
Bagirmi).
Die Küste ist fast in ihrer ganzen nahezu nordsüdlichen Er-
streckung flach und hafenarm. Zahlreiche Buchten greifen tief in
das Land ein. Ebenso zahlreiche Küstenflüsse, deren Arme vielfach
durch natürliche Kanäle verbunden sind, führen eine weitere
Gliederung der Küste herbei. Ja, noch mehr, sie haben erst einen
Teil dieses Küstenbodens durch ihre Sinkstoffe aufgebaut, soweit
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Bismarckburg Biafra
Extrahierte Ortsnamen: Karawanenüberfälle Lome Lome Petroleum Kamerun Deutschland Kamerun Westafrika Guinea Niger Sokoto Bornu Bagirmi
— 272 —
durch den weiteren Ausbau von Schienenwegen; denn der Karawanen-
verkehr aus dem Innern zur Küste bleibt immer nur ein schwieriger
Notbehelf. (Die vorhandenen Eisenbahnlinien noch einmal
wiederholen! — Abb. 91.) Natürlich dienen heute auch schon zahlreiche
Post- und Telegraphenanstalten dem Verkehr und Handel. Die
Häfen der Küste werden von Dampfern der Deutsch-Ostafrika-
Linie allmonatlich zweimal angelaufen. Deutsche Dampfer
befahren auch die großen Seen. Zur Ausfuhr gelangen vor allem
Baumwolle, Kautschuk, Elfenbein, Kaffee, Sesam (Öl), Kopra,
Erdnuß, Vanille, Produkte der Viehzucht u. a. Die Einfuhr
liefert Gewebe, Eisenwaren, Wirtschaftsgegenstände n. a. m.
Die Siedlungen und ihre Bedeutung wiederholen!
Ergebnis. Deutsch-Ostafrika (993000 qkm — fast 2 mal Deutsch-
laut», etwa 7 Mill. Einw., 7 auf 1 qkm) wird politisch von englischem
und portugiesischem Kolonialbesitz sowie vom Kongostaate begrenzt (aus-
gedehnte Küsten — Nachweis! — Erschließung des Landes).
Die Küste (800 km — Mrima) ist von Korallenriffen umgeben.
Auch die vorgelagerten Eilande (Pemba, Sansibar — Mafia ist deutsch,
Kokospalmen) sind aus Korallenkalk aufgebaut (Zersetzung des Kalkes
usw.). Wo Sanddünen vorherrschen, ist der Boden mit Gras und
Schlinggewächsen bedeckt. In sumpfigen Teilen finden stch Mangrove-
dickichte. (Fiebergefahr!) Höher gelegene Teile der Küste (Hebungen)
find mit Buschwerk und hohem Grase bestanden, durchsetzt von Affen-
brotbäumen, Kokospalmen u. a. Vertretern der Baumwelt (Farmen der
Eingeborenen). Korallenriffe und Brandungswellen erschweren vor
allem die Schiffahrt. Immerhin sind eine Reihe brauchbarer Hafen-
Plätze vorhanden, wie Tanga (6000 Einw., Karawanenstraße, Usambara-
bahn nach Moschi am Kilimandscharo, evtl. Fortführung dieser Linie
bis zum Südufer des Viktoriasees), Pangani, Sadani, Bagamojo
(offene Reede, Karawanenverkehr), Dar-es-Salam, Kilwa, Lindi und Mi-
tindani. Dar-es-Salam gebührt — seit Sansibar englisch wurde — die
größte Bedeutung (geräumige Bucht, 24000 Einw., Sitz des Gonver-
neurs, europäisches Aussehen, viele Deutsche, Bahn zum Tanganjika-
see, bis Kiloffa schon eröffnet).
Das an den grünen Küstensaum sich anschließende Küstenvorland
(Höhe etwa 120 m, Gesteinszusammensetzung!) reicht bis zum Gebirgs-
rande des ostafrikanischen Hochlandes, nimmt nach Süden an Breite
zu und zeigt schon echt afrikanischen Steppencharakter (Busch- und
Baumsteppe).
Die Gebirgsränder ^Ostafrikanisches (Pare-, Usambara-, Usagara-
und Uhehegebirge, Kondeland) und Zentralafrikanisches Schiefergebirge
(Zwischenseengebiet) steigen vielfach zu größeren Höhen auf und
zeigen wild zerklüftete, aber auch liebliche Partien (Fruchtbarkeit —
Ostafrikanische Schweiz).
Die Hochebene umfaßt den größten Teil der Kolonie lim Mittel
1000 m hoch, Urgebirgsscholle, Sandsteinschichten, Arbeit der zermürben-
den Kräfte, weithin Sand- und Geröllmaffen oder Laterit: ausgedehnte
Gebiete Steppen- oder Wüstencharakter (Maffaisteppe, Ugogo), große
Trockenheit, Zwischenseengebiet (zwischen Viktoria- und Tanganjikasee),
mehr befeuchtet^. Sie wird von zahlreichen Grabenbrüchen durchzogen
laufschüttung von Vnlkankegeln, „Oasen in der Wüste", Kilimandscharo
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dessen Kaffee eine gute Mittelqualität vertritt, nicht nur keinerlei Kaffee ein-,
sondern Kaffee unmittelbar nach Deutschland ausführt. Der Kaffee stellt
also ein landwirtschaftliches Erzeugnis der alten Kolonie Blumenau dar,
das eine Hebung behufs Ausfuhr lohnte. In der neuen, höher gelegenen
und den kälteren Südwinden mehr ausgesetzten Kolonie am Nord- und West-
arm sind dagegen Kaffeekulturen uur ausnahmsweise anzuraten . . .
Die Kolonie, für Buttererzeugung eingerichtet, besitzt in der Butter eine
den Verhältnissen des Landes und der Neigung der Bewohner wohl an-
gepaßte Ausfuhrware, die bei rationellerem Betrieb und Vertrieb so steige-
rungssähig ist, daß sie für absehbare Zeiten als Hauptaussuhrware zu
bezeichnen ist. Schmalz und Butter dürften ihren verhältnismäßigen Anteil
am Handel durch Steigerung der Erzeugung leicht vermehren. Die erwünschte
Differenzierung der Ausfuhrerzeugnisse aber wird durch vermehrten Anbau
von Reis, Tabak und tropischen Früchten zu erreichen sein. Gleichzeitig
wird dadurch Geld von fremden Staaten ins Land gezogen.
(3. Deutschtum.) Aus verschiedensten Lebensberuseu heraus fanden
sich drüben Leute aller deutschen Gaue zunächst als Waldarbeiter zusammen
und wurden in der harten Lebensschule der Urwaldrodungen zu einer ein-
zigen Berufsklasse zusammengeschweißt, zum Kleinbauern, aus welchem Stand
sich erst allmählich wieder Händler, noch später selbständige Gewerbetreibende
auslösten und kürzlich erst Industrielle entwickelten.
Es vollzieht sich bei den eingewanderten Dentsch-Brasilianern
im Laufe der Zeit ein Wechsel der geistigen Eigeuschafteu. Auch sie bleiben
ein Teil ihrer Abstammung und Vergangenheit; aber sie werden zugleich ein
Teil ihrer Umgebung, die sie fanden, und der Zukunft, die sie suchen. Ihr
Denken, Fühlen und Wollen ist von der Kulturstufe abhängig, die sie in
der Heimat verließen, und bedingt durch die Lebensweise, die ihueu drüben
über dem Ozean die Natur des Landes und sein Klima bestimmt hat. Als
echter Baner zeigt der Kolonist neben schlauem Sinn und tiefem Egoismus
Argwohn gegen den Staat, die Gemeinde, den Nachbar und auch gegen
moderne Errungenschaften der Technik, z. B. gegen alles Maschinelle. Der
Unternehmungsgeist ist gering, die Fähigkeit, große Entwürfe zu ersinnen
und durchzuführen, besitzen eigentlich nur zwei Blumenauer Kaufleute,
P. Chr. Fedderseu und Richard Paul, die deshalb hier namentlich auf-
geführt seien. — Wir finden aus der alten Bauernstube, uns traulich an-
mutend, den Wandschrank mit Glasscheiben und dahinter die schönen Tassen
mit der Aufschrift „Zum Geburtstag" oder „Dem artigen Kinde", und
gerade solche Leute, die äußerlich am guten Alten hängen, halten auch im
Innern treu und fest in tief eingewurzelter Vaterlandsliebe zu ihrem Mutter-
land und überlassen es späteren Geschlechtern, wie einen alten Rock ihre
deutsche Staatsangehörigkeit abzutun . . .
Wie manche Deutschabgestammten sich zu dem alten „Vaterland"
stellen, beleuchtet folgende Mitteilung: Ein in Brasilien geborener Sohn
eines eingewanderten Deutschen wollte sein Brasilianertnm dadurch zum Aus-
druck bringen, daß er unter seinen lnsobrasilianischen Freunden — und mit
dem „deutschen Plebs" verkehrte der Herr nicht — auf die Deutschen
schimpfte und, sein regelmäßiges Gesprächsthema, vor der „deutschen Gefahr"
(perigo allemäo) warnte. Die Brasilianer fanden aber sein Vorgehen so
verächtlich und nachgerade so lachhaft, daß sie diesem Renegaten selbst den
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Extrahierte Personennamen: P._Chr Richard_Paul
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschtum Brasilien
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er gutartig ist, weil böse Stiere auf den freien, abschüssigen Bergweiden
bedeutendes Unheil anrichten könnten. Daher werden im Pinzgau immer
nur junge Stiere, selten über drei Jahre alte, benutzt, da erfahrungsgemäß
ältere Stiere eher zur Bösartigkeit neigen. In den letzten Jahren hat die
Maul- und Klauenseuche der Rindviehzucht empfindlichen Schaden zugefügt.
Dem Aufenthalte des Rindes, fast den ganzen Sommer hindurch Tag
und Nacht im Freien, entspricht eine sehr dicke Haut, der kräftigen Nahrung
aus würzigen Alpenkräutern ein großer Gehalt der Milch an Fett- und
Käsestoffen; dabei ist die Milch wasserärmer als im Flachlande und ihre
Menge daher nicht so groß. Alles Rindvieh wird im Frühsommer auf die
Almen getrieben, wo es angängig ist, zuerst aus die niederen (25. Mai bis
Ende Juni) und erst später auf die Hochalmen. Beim Abtriebe wird dann
wieder ein Aufenthalt auf der Niederalm genommen (Anfang September
bis zum 12. Oktober). Für die Milchkühe sind die am bequemsten gelegenen
Almen bestimmt, damit das Niederbringen der Milchprodukte leichter geschehen
kann. Erzeugt werden Butter und Käse, im Pinzgau fast ausschließlich
Magerkäse; nur einige vom Großgrundbesitze neu eingerichtete Molkereien
verfertigen auch Fettkäse. Jährlich werden etwa 20 000 Zentner Käse aus-
geführt. Im Salzachgebiet sind fast durchweg nur Männer auf den Almen;
in den Kalkalpen herrscht dagegen das weibliche Element vor*). Die Almen
stehen fast immer einzeln; nur im Bezirke Lofer gibt es förmliche Dörfer
von Almhütten (Loferer Alm, Reitalm, Kallbrunnalm).
Es werden jedoch die Pinzganer Almen nicht ausschließlich mit Pinz-
gauer Vieh bezogen. Alle Almen des oberen Krimmler Achentales gehören
beispielsweise zu Gütern im Ahrntale, und überhaupt wird aus Tirol
(Pustertal, Zillertal und Brixeutal), sowie aus Kärnten (Mölltal) jährlich
eine sehr erhebliche Menge Rindvieh zur Sommerung in den Pinzgau getrieben.
V. Wien und der Prater.
(„Aus dem alten Wien." Zwölf Studien von Adalbert Stifter. Heraus-
gegeben von Otto Erich Deutsch, 1909. Insel-Verlag zu Leipzig. 323 Seiten, geh.
5 Mark, in Leinen 6 Mark, in Leder 8 Mark. S. 14—18, 69—75.)
(1. Blick vom Stephansturm.) Der Teil gerade zu nnsern Füßen
ist die eigentliche Stadt. Wir sehen sie wie eine Scheibe um unsern Turm
herumliegen, ein Gewimmel und Geschiebe von Dächern, Giebeln, Schorn-
steinen, Türmen, ein Durcheinanderliegen von Prismen, Würfeln, Pyra-
miden, Parallelopipeden, Kuppeln, als sei das alles in toller Kristallisation
aneinandergeschossen und starre nun da so fort. — In der Tat, von dieser
Höhe der Vogelperspektive angesehen, hat selbst für den Eingeborenen seine Stadt
etwas Fremdes und Abenteuerliches, so daß er sich für den Augenblick nicht zu
sinden weiß. Wie eine ungeheure Wabe von Bienen liegt sie unten, durch-
brochen und gegittert allenthalben, und doch allenthalben zusammenhängend;
nur die Gassen nach allen Richtungen sind wie hineingerissene Furchen und
die Plätze wie ein Zurückweichen des Gedränges, wo man wieder Luft
gewinnt. Senkrecht im Abgrund unter uns liegt der Platz St. Stephans;
*) Vgl. Schrank und v. Moll, Naturhistorische Briefe über Österreich, Salzburg,
Passau und Berchtesgaden, Salzburg 1785, Bd. Ii, S. 5.
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TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: Adalbert_Stifter Otto_Erich Otto Moll
Extrahierte Ortsnamen: Niederalm Lofer Kallbrunnalm Pustertal Zillertal Wien Wien Leipzig Salzburg Berchtesgaden Salzburg