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der geschäftliche Verkehr seine Wogen schlug; Gymnasien, mit Bädern versehen, in denen Männer und Jünglinge ihre körperlichen und geistigen Kräfte übten und gegenseitig erprobten; £beett zur Aufführung von Hymnen, von Wettgesängen und Wettspielen; Theater, in denen die edelsten geistigen Produkte jedem Bürger unentgeltlich vor die Sinne geführt wurden.
2. Eng verbunden mit der Architektur bildete sich die Skulptur aus. Von der einfachen dorischen Baukunst verschmäht, gelangte die Skulptur zur reichen Entfaltung bei Anwendung der ionischen und korinthischen Baukunst. Zuerst arbeitete man in Thon, dann in Erz und im goldnen Zeitalter des Griechenthums in Gold, Elfenbein und Marmor. Nicht allein Ornamente nahm die Skulptur zum Vorwurf, sondern auch Darstellungen der Götter, Idealisierungen des menschlichen Körpers. Als Meisterwerke müssen genannt werden: 1) die Pallas Athen« aus Gold und Elfenbein von Phhdias, die zu Athen aus der Akropolis in übernatürlicher Größe emporragte, so dass man den goldenen Helmbusch vom Vorgebirge Suuium aus leuchten sah. 2) Der Apoll von Belvedere, die Laokoongruppe rc. Alles dies Genannte ist für uns noch unerreichtes Muster und Vorbild.
3. Die Malerei lehnte sich anfangs auch an die Architektur an, erst zur Zeit des Perikles und des Alkibiades wurde sie selbständig. Das Innere der Häuser und die öffentlichen Bauten wurden mit Bildern aus der Götterlehre und der Heldensage geschmückt, doch berichtet uns auch die Geschichte von den bedeutendsten Malern der Kuustepoche Griechenlands (Zeuxis, Apelles, Parrhasins), dass sie auch Bilder aus der Natur und dem öffentlichen Leben zur Darstellung brachten. Am vollkommensten zeigt sich die griechische Malerkunst an den Vasen, deren Aeußeres mit zierlichen Ornamenten und feinen naturgetreuen Gestalten geschmückt wurde.
4. Die Dichtkunst und Musik. Die Thaten der sagenhaften Helden des griechischen Alterthums, der an Kämpfen reiche trojanische Krieg und die Werke der Götter riefen das Epos wach, dessen vorzüglichster Dichter Homer war. Später, als die Zeit der Kämpfe vorüber war, entwickelte sich die lyrische Poesie, bald heitern, bald klagenden Ton anschlagend; am herrlichsten sind die Gesänge Pind ars (500), der die Sagen und die olympischen Spiele feiert.
Aus dem Kultus des Bacchus entwickelte sich das Drama zur Zeit des Perikles; die vorzüglichsten Tragödien dichteten Aeschylus, Sophokles, Euripides, die besten Komödien Aristophanes. Der politische Verfall zog auch den der Dichtkunst nach sich, die zur Zeit der Ptolemäer und unter den römischen Kaisern noch einmal Nachblüten trieb.
Dass die Griechen auch die Musik pflegten, geht daraus hervor, dass bei Aufführung der Dramen der Chor, aus Männern und Frauen bestehend, seine Lieder ertönen ließ, die Beziehung auf die Handlung hatten. Auch das Cither- und Flötenspiel wurde fleißig geübt.
5. Die Redekunst wurde besonders in Attika gehegt und gepflegt; hier waren auch die berühmtesten Reduer, wie Perikles, Alkibiabes, Kleon, Ni-
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Extrahierte Personennamen: Homer Sophokles Aristophanes
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Die Musik hielten die Römer für eine verwerfliche Kunst und überließen die Ausübung derselben ihren Sklaven und Freigelassenen.
In Skulptur und Malerei blieb der griechische Geschmack vorherrschend; m der Architektur übertrafen die Römer die Griechen, da ihnen die reichsten. Mittel zu Gebote standen. Blos die Aeghpter stehen den Römern ebenbürtig zur Seite. Jetzt noch bewundern wir die erhaltenen Reste der römischen Bauten, die zum Schutz, zum allgemeinen Nutzen und zur Befriedigung des Su£u$ errichtet worden sind. Solche hervorragenden Bauten sind: Roms Wasserleitung, das Kollosseum, Circus Maximus, Trajanssäule.
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Auflagennummer (WdK): 2
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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136
wurde daher Waschwasser gereicht. — Die Hauptmahlzeit fand am Abend statt. Vormittags nahm man den Morgenimbiß. — Außer Geflügel. Wildbret und Fleisch vom Herdenvieh wurde namentlich Fisch in den mannigfaltigsten Zubereitungen aufgetragen. Mußten sich Arme mit einer Mehlsuppe und mit sonst dürftigen Lebensmitteln begnügen. so war der Tisch Wohlhabender mit allerlei Leckerbissen besetzt. mit Braten. Brühen und Gebäck. Besonders in den Klöstern scheint die Kochkunst ausgebildet zu sein. — Das Mittelalter besaß eine merkwürdige Liebhaberei für stark gewürzte Speisen. Pfeffer und andere edle Gewürze kamen in Handel und galten gelegentlich als wertvolle Beute. — Zu Fleisch und Gemüse genoß man Schwarzbrot aus Roggen oder Hafer und Weißbrot. Semmel und Brezel. — Met, Bier und Wein waren die gebräuchlichsten Getränke. Wie in der früheren Zeit wurden dem Weine würzige Stoffe beigemischt. Rheinwein und süßen Botzener schätzte man hoch. Aber auch das Erzeugnis der Rebenpflanzungen an der thüringischen Saale und sonst im nördlichen Deutschland wurde nicht verschmäht.
fungens M-nter den Vergnügungen nahmen die Trinkgelage eine hervorragende Stelle ein. An Saitenspiel und Gesang erfreuten sich Ritter und Bauern. Zum Klange der Harfe und Fiedel oder des Tanzliedes bewegten sich der ritterliche Mann und die vornehme Dame mit zierlichen Schritten und Geberden, näherten sich und flohen einander in sinnreichem Spiele. Die Bauern faßten die Hand ihrer Tänzerinnen, und zum Takte eines Liedes, das die Weiber sangen, traten die Paare den Reigen. — Die alte Leidenschaft für das Würfelspiel schien namentlich im Klerus unausrottbar. Gegen Ende des Zeitraumes ist vom Hasardspiele die Rede. Im Kugelspiele strebte jeder, die Kugel so nahe wie möglich an das Ziel zu schieben. Ungleich edler war Brett- und Schachspiel. Schachbrett wie Figuren hatten eine solche Größe und Schwere, daß sie im Notfälle als Waffen dienen konnten.
Der Besitz gezähmter Tiere und besonders abgerichteter Vögel ergötzte Männer und Frauen. Mit Staunen betrachteten die Deutschen die fremdartigen Tiergestalten aus der fernen Wunderwelt Asiens und Afrikas, wie sie den Kaisern von auswärtigen Fürsten zum Geschenke dargebracht wurden.
Turnier. In die Frühlingszeit verlegte man häufig die ritterlichen Waffenspiele, die ein Abbild ernster Reiterkünste waren. Im Buhurd trafen
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Autor: Dreyer, Friedrich, Meyer-Wimmer, J., Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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Gebiete des Zeichnens mit Feder, Stift und Pinsel ahnen. Von seinen Wanderjahren wissen wir leider wenig; fest steht nur, daß er in Venedig gewesen ist, eine Zeit lang in Straßburg gearbeitet hat und nach Colmar zu Schongauer wanderte, den er aber nicht mehr am Leben traf. Die Einwirkung der italienischen Kunst auf den rastlos forschenden Jüngling verrät sich in allen seinen Zeichnungen aus dieser Zeit. Er selber äußerte später darüber, daß ihm ein Meister Jakobus von Venedig die richtigen Verhältnisse von Mann und Weib gezeigt habe, aber er sei damals noch zu jung gewesen und habe nie von solchem Ding gehört. Bildnisse von ihm selbst, seinen Eltern und seiner Frau bezeugen noch heute den raschen Fortschritt, den seine eingehenden Studien und sein unermüdlicher Fleiß zur Folge hatten.
In seiner neuen Häuslichkeit begann er zunächst die fünfzehn großen Holzschnittblätter nach der Apokalypse (Offenbarung St. Johannis, Kap. 6). „Hier giebt der Künstler zum erstenmal von der großartigen Macht seiner Phantasie und dem Tiefsinn seiner Auffassung glänzendes Zeugnis. In Kompositionen wie die vier apokalyptischen Reiter offenbart sich die ganze Macht dramatischer Schilderung, die durch das Einmischen unmittelbar der Wirklichkeit entlehnter Züge noch ergreifender wird. Das Unentrinnbare dieser grausigen Verderber, die über die Menschheit hereinbrechen, ist durch den wirren Knäuel fliehender und zu Boden gestürzter Menschen erschütternd dargestellt."
Es konnte nicht fehlen, daß solche Arbeiten, die geradezu überwältigend auf den Beschauer einwirken, den Namen des Künstlers schnell berühmt machten und ihm von nah und fern Gönner und Aufträge zuführten. Unter den fürstlichen Freunden seiner Kunst trat damals schon Friedrich der Weise hervor, der ihm im Laufe der Jahre bedeutende Werke übertrug. Außer Brustbildern und Köpfen waren es besonders Altarbilder, welche die Meisterhand Dürers in dieser ersten Periode seines Wirkens schuf und die in den Museen und Kunstsammlungen (Dresden, Berlin, Wien, Basel, München, Frankfurt a. M., Paris, Madrid u. f. w.) noch heute die ungeteilte Bewunderung der Kunstverständigen erregen. Eifrig betrieb Dürer um diese Zeit ferner das anatomische Studium der menschlichen Gestalt, wovon zahlreiche Zeichnungen mit beigeschriebenen Maßen eine klare Vorstellung geben.
Auch ein zweiter Aufenthalt des Meisters in Venedig fällt in diesen Zeitabschnitt. Er vollendete dort in fünf Monaten eine Darstellung des Rosenkranzfestes für das Kaufhaus der Deutschen in Venedig. Dies
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Autor: Dreyer, Friedrich, Meyer-Wimmer, J., Meyer, Johannes
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nicht, um einen gestrandeten Walfisch zu sehen. Er hatte gehofft, in den Niederlanden ein gntes Absatzgebiet für seine Werke zu finden, indes stand ihm seine Freigebigkeit dabei hindernd im Wege. Er verschenkte eine Menge seiner Bilder, ohne ein Gegengeschenk dafür zu erhalten. Hat er demnach nach dieser Seite hin wenig Erfolg gehabt, so war die geistige Ausbeute, die er heimtrug und in seinen letzten Gemälden glänzend verwertete, von großer Bedeutung. Berühmte Zeugen seines Fleißes in seinen letzten Lebensjahren sind: das Porträt des Hieronymus Holzschuher und des Jakob Muffel (Galerie in Berlin), besonders aber das Bildnis des Hans Jmhof (Madrid); ferner gehören dieser Zeit die Tafeln an, auf denen Dürer Johannes und Petrus, Paulus und Markus überlebensgroß darstellte. Er schenkte die Tafeln als sein Vermächtnis seiner Vaterstadt Nürnberg, von wo sie nach München kamen.
Wenn bisher nur der großen Werke Dürers, welche die gebildete Welt von ganz Europa in Staunen und Bewunderung versetzten, gedacht ist, so dürfen doch auch die weniger in die Augen fallenden, trotzdem aber nicht minder bedeutenden Handzeichnungen nicht unerwähnt bleiben, die wie ein goldner Faden alle Werke des Meisters begleiten und alle Wandlungen seiner Kunst getreulich wiederspiegeln. Diese Blätter fanden in verschiedenen Kunstsammlungen getreue Hüter (Wien, Berlin, London, Paris, Mailand, Florenz, Bremen u. s. w.). In besonders liebevoller Weise zieht Dürer in seinen Handzeichnungen die Landschaft in das Bereich seiner darstellenden Thätigkeit und wird dadurch der eigentliche Begründer der Landschastsmalerei, die vor ihm selbst von bedeutenden Meistern nur stiefmütterlich behandelt war.
Dürers gewaltiger Genius umfaßte das Leben nach allen seinen Beziehungen, ihm schien nichts unerreichbar zu sein, und die kühnsten Bilder seiner Phantasie fanden in der großartigen Technik des Meisters eine allezeit bereite und getreue Dienerin. Damit ist aber die Reihe seiner verdienstvollen Arbeiten noch nicht erschöpft: was er auf dem künstlerischen Gebiete erforscht hatte, legte er wissenschaftlich begründet in Schriftwerken für Mit- und Nachwelt nieder. Er schrieb eine,Proportionslehre der menschlichen Gestalt', die ,Unterweisung der Messung' und den ,Unterricht zur Befestigung der Städte'. Auch die Einführung der edleren römischen Kapitalbuchstaben, von denen er ein Alphabet in mustergiltiger Form darstellte, erstrebte er und lieferte damit wiederum einen Beweis dafür, daß ihm nichts zu klein und unwert war, was
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Autor: Dreyer, Friedrich, Meyer-Wimmer, J., Meyer, Johannes
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Im Dienste des Königs, der ihm ein Jahrgehalt von 30 Pfund gewährte, führte Holbein mehrere Bildnisse von Gliedern der königlichen Familie aus und trat in seiner neuen Stellung zugleich dem Kunstgewerbe näher. Seine Entwürfe für diesen Zweck, die in stattlicher Zahl im britischen Museum in London und in der Sammlung in Basel aufbewahrt werden, bezeugen es, daß der Meister, ganz erfüllt von dem Geiste der Renaissance, wie kaum ein zweiter es verstand, „die ganze Fülle und Breite des wirklichen Lebens mit dem Hanche der Schönheit zu adeln". Seine Arbeiten auf diesem Gebiete, ein Kamin für ein königliches Schloß, eine Standuhr für den Monarchen, ein Pokal für Jane Seymour, die dritte Gemahlin Heinrichs Viii., Schmuckfachen aller Art, wie die damalige prunkvolle Kleidung sie verlangte. lassen in Bezug aus Erfindung und Ausführung alle ähnlichen Werke seiner Vorgänger und Zeitgenossen weit hinter sich.
Mitten in der Arbeit, in der Vollkraft feines Lebens erfaßte ihn 1543 in London, das damals von der Pest heimgesucht wurde, die Hand des Todes, des grausen Würgers, dessen unheimliches Walten der große Maler so oft meisterhaft geschildert hatte, und legte ihn in fremder Erde in ein unbekanntes Grab. Wilh. Lübke, dessen Darstellung der deutschen Kunstgeschichte wir durchgehend gefolgt sind, sagt von ihm: „In feiner ganzen Anlage, wie in den Lebensfchickfalen steht Holbein einem Albrecht Dürer geradezu entgegengesetzt da. Eine offene, bewegliche, den Eindrücken der Wirklichkeit mit dem feinsten künstlerischen Sinn zugethane Natur, weiß er alles mit dem Blick des Malers zu ersassen und in einer farbigen Verklärung darzustellen, welche ihn zum größten Maler Deutschlands macht. Dürer dagegen, dessen grüblerische Natur sich in den letzten Grund der Erscheinungen einbohrt, bleibt durchweg fast immer selbst im Malen der Zeichner. Seine herbe Kraft und sittliche Größe neben der feinen Anmut und lebensvollen Energie Holbeins bezeichnet erst die volle Breite und Tiefe der deutschen Kunst. So stehen sie nebeneinander in einem ähnlichen Gegensatze wie neben dem tiefsinnigen grüblerischen Schiller die lichte Klarheit Goethes."
Da Holbein dem deutschen Vaterlande jahrelang fern blieb und die bedeutendsten feiner Schöpfungen, namentlich feine Porträts, eigenhändig ausführte, so hat er keine Schule im eigentlichen Sinne dieses Wortes begründet, trotzdem aber auf eine große Menge feiner Kunst-genossen einen mächtigen Einfluß ausgeübt. Dieser machte sich zunächst in der Schweiz, besonders in Basel geltend. In Süddeutschland war
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Autor: Dreyer, Friedrich, Meyer-Wimmer, J., Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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Erscheinungsformen, wie auch hier der aufwärts strebende Geist unermüdlich thätig ist, innerhalb mannigfach beengender Schranken das Ziel alles menschlichen Lebens und Strebens in allmählichem Fortschritt zu erreichen, während der Genius es im Fluge ersteigt. Überall begegnen wir auch hier dem Ideale, das die Gottheit unserm Volke gleichsam als Pathengeschenk in die Wiege gelegt hat. Es ist der Leitstern des Höchsten wie des Niedrigsten im Volke; es durchglüht die Seelen mit dem heiligen Feuer der Begeisterung für alles Wahre. Gute und Schöne und umgiebt die kalten strengen Formen der Verstandeslhätig-keit mit dem bestrickenden Zauber tief gemütvoller Betrachtung, wodurch auch die gewöhnlichste Arbeit geadelt erscheint.
Als man trn sechzehnten Jahrhundert anfing, neben der Kirche, die im Mittelpunkte des ganzen Volkslebens stand, dem eigenen Heim eine größere Bedeutung beizulegen und nicht mehr nur aus religiösen Gründen, sondern um ihrer selbst willen, der Kunst das Hausrecht gewährte, da verwandelte sich die Stätte des alltäglichen Lebens und Treibens bald in einen Tempel, in welchem auf zahllosen Altären der freundlichen Himmelstochter mit Liebe geopfert wurde. Die der Hausandacht gewidmeten Plätze empfingen wohl zuerst einen besonderen Schmuck durch Malerei und Bildnerei. Der Holzschnitzerei gehörten
Altar und Betschemel, sie verzierte Thüren, Schränke, Truhen, Tische und Stühle. Wer es zu kostbar fand, die Thüren mit Schnitzwerk zu versehen, der beklebte sie doch mindestens mit bunt bemalten Holzschnitten, womit man auch die hölzernen Schachteln, die zur Aufbewahrung von Gewürzen, Hausmitteln und andern Gegenständen des täglichen Gebrauches dienten, verzierte. Kunstvoll waren vor allem die Beschläge und Schlösser an Thüren, Schränken, Truhen u. s. w. gearbeitet. Hier fand der Meister, ein ehrsamer Handwerker, die schönste Gelegenheit, seine Phantasie spielen zu lassen und seine Geschicklichkeit zu zeigen. Ohne Schablone und Zirkel entwarf er im richtigen Maße mit sicherer Hand seine Zeichnung und arbeitete Rosetten. Blumen, Blätter, die Gestalten von Menschen und Tieren aus dem Eisen heraus. Die Gesetze seiner Zunft schrieben ihm zwar Maß. Form und Preis seiner Erzeugnisse genau vor, aber es war seinem Belieben überlassen, wie er innerhalb der ihm gesetzten Schranken schöpferisch gestaltend wirken wollte. Dadurch prägte sich allen selbst aus Handwerkerhänden
hervorgehenden Werken eine frische Ursprünglichkeit auf, die es aufs
beste bezeugte, daß die geschickte Hand nur die Dienerin des frei
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erfindenden Kunstsinnes war. Daher rührt z. B. der oft überreiche Schniuck der Steinhauerarbeiten an Arabesken u. dgl., der in behaglicher Breite das Seelenleben des schaffenden Meisters veranschaulichte.
Nicht, wie es heutzutage so oft geschieht, suchten die Handwerker sick durch leichte, minderwertige Arbeit und niedrige Preise gegenseitig die Kundschaft abwendig zu machen, sondern sie suchten ihren Ruhm darin, durch gediegene, wertvolle Leistungen mit den Genossen zu wetteifern und dadurch die Ehre des Standes und der eigenen Person zu heben.
Zur Verzierung forderten namentlich auch die Öfen mit ihren breiten 2j?ep/e* Wandflächen auf. Bildnereien, deren Stoffe aus der Götter- und Tiersage, aus der Natur und dem Menschenleben genommen waren, bedeckten alle dem Blicke des Beschauers zugänglichen Seiten. Ein Gleiches gilt von den Erzeugnissen der Töpferei. Der größte Meister in der Herstellung von Majolika- und Fayencegeräten war ein Nürnberger Künstler, Namens Augustin Hirschvogel. Der Name Majolika stammt von der italienischen Benennung der Insel Majorka her, wo Gefäße aus feinem Thon mit weißer Glasur und kunstmäßiger Bemalung angefertigt wurden. Die größten Maler im sechzehnten Jahrhundert, selbst Raphael Sanzio, malten zu ihrem Vergnügen leichte Gemälde auf solche Geschirre, weshalb dieselben heutigen Tages zum Teil teuer bezahlt werden. Fayencegeräte, nach dem Erfindungsorte Faenza in Italien, oder, wie andere wollen, nach dem Flecken Fayence bei Frejus im südlichen Frankreich benannt, find eine Art irdenen Gefchirres, unechtes oder Halb-Porzellan, Halbgut. „Überwiegend wurde in Deutschland Steingut oder Steinzeug angefertigt, harter Töpferthon und Pfeifenerde zur Herstellung der Geräte und Gefäße benutzt. Bei dem massenhaften Verbrauche konnte natürlich an eine künstlerische Herstellung der einzelnen Gefäße, etwa mit freier Haud, nicht gedacht werden. Auch verbot das grobe Material eine feinere Gliederung. Die Ornamente (Verzierungen) wurden entweder vertieft eingedrückt und eingeschnitten oder im Relief (erhabene Arbeit) mittels Thonformen aufgepreßt. Überall, wo sich ^Lhonlager in der Erde fanden, erhob sich eine rege Töpfer-industrie. Die,Krukenbäcker- lassen sich in ihrer reichen Thätigkeit von Siegburg und Frechen bei Köln bis Höhr und Grenzhausen bei Selters im Nassauischen, dem sogenannten Kannenbäckerländchen, verfolgen. In Ereuffen wurden die Krüge gearbeitet, welche nach den Gegenständen des Reliefschmuckes unter dem Namen Apostelkrüge, Kurfürstenkrüge, Planetenkrüge, Jagdkrüge, Schwedenkrüge, Landsknechtskrüge u. s. w.
Teutsche Kulturgeschichte. Ii. o
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die durch die vollendete Ausführung ihrer Werke berühmt geworden find, steht Wenzel Jamnitzer aus Nürnberg obenan. Von ihm sagt ein Zeitgenosse: „Was er von Tierlein, Würmlein, Kräutern und Schnecken von selber goß, um die silbernen Gesäße damit zu zieren, das ist vorhin nicht erhört worden."
Bedeutende Förderung erfuhr die Kunst der Goldschmiede durch die katholische Kirche. Herrliche Tabernakel oder Sakramentshäuschen, Reliquienkästen, Kreuze, Kelche und Monstranzen (Gehäuse zur Aufbewahrung der geweihten Hostie) gingen auf das Gebot der Kirche aus den kunstfertigen Händen der alten Meister hervor, die häufig zugleich selbst Kupferstecher waren oder doch von diesen Kunstgenossen die Vorlagen für ihre Arbeiten entlehnten. Man hat wohl gesagt, das Handwerk der Goldschmiede sei die Mutter des Kupferstichs gewesen. Der Vater von Albrecht Dürer arbeitete als Geselle bei dem Goldschmiede Hieronymus Holper in Nürnberg und wurde ein berühmter Meister.
Er nahm dann später seinen Sohn Albrecht in die Lehre, dem diese Lehrzeit für die Ausbildung in seinem eigentlichen Berufe, der Malerei, die wichtigsten Dienste leistete. Was an dichterischer Begabung im deutschen Volke lebte, das suchte und fand in den zeichnenden Künsten einen neuen Ausdruck. Dem Worte gesellte sich das Bild als Holzschnitt oder Kupferstich, und wem das Wort als Ausdruck seiner Gefühle nicht zu Gebote stand, dem bot sich das Bild dar, welches oft beredter und begeisterter als Worte es vermögen, der dichtenden Seele zum Spiegel ihrer Bewegung diente.
Einer der größten Meister in der Kunst des Holzschnitts war Michael Wol gentut in Nürnberg, er bürgerte auch den Kupfer- schnitt, stich dort ein und besaß das erste bedeutende Maleratelier in dieser Stadt. Er malte im Jahre 1488 die vier großen Altarflügel für die Augustinerkirche zu Nürnberg. „Der Schrein enthielt Holzschnitzwerke, in der Mitte die Freifigur der Jungfrau Moria zwischen zwei Heiligen, welche dann durch acht gemalte Gestalten auf den Flügeln fortgesetzt wurden." Von Wolgemut rühren sehr viele kirchliche und weltliche Gemälde her, die aber in ihrer Ausführung sehr ungleich sind. Da er mit vielen Aufträgen bedacht wurde, hielt er eine Menge Gesellen, denen er oft wichtige Teile feiner Werfe zur Ausarbeitung überließ. Groß ist sein Verdienst um die Hebung des Holzschnitts. „Schon im Altertume übte man die Kunst, in Holz (oder in Metall) Stempel zu schneiden, die man zu mancherlei praktischen Zwecken, als Schablonen u. dgl.
Deutsche Sulturgejchichte. Ii. «
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Extrahierte Personennamen: Wenzel_Jamnitzer Albrecht_Dürer Albrecht Albrecht Albrecht Michael_Wol
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verwendete. Im Mittelalter benutzte man solche Stempel zum Druck von Tapeten oder auch von Zeugmustern. Ebenso führte man oft in den Manuskripten (Handschriften) die großen Anfangsbuchstaben in dieser Weise aus. Seit dem vierzehnten Jahrhundert fand dann der Holzschnitt die häufigste Verwendung für Herstellung einzelner Andachtsbilder, wie sie den Gläubigen an Wallfahrtsorten zum Kauf augeboten wurden. Aber auch für die Anfertigung von Spielkarten kam diese Kunstfertigkeit in Gebrauch. Alle diese Blätter erhielten durch Färbung eine an die Miniaturen (Kleinmalerei) erinnernde Wirkung. Als man nun anfing, statt der kostbaren, nur den Reichen zugänglichen Manuskripte Bücher, zuerst durch Tafeldruck, dann mit beweglichen Lettern herzustellen, gewann auch der Holzschnitt für die Illustrierung (Ausschmückung mit Bildern) dieser Werke eine neue Bedeutung. Immer mehr erwachte der Wetteifer, durch dieses Mittel auf die weiten Kreise des Volkes zu wirken, und namentlich die Armenbibel, der Heilsspiegel u. s. w. wurden als ganze Reihenfolgen herausgegeben. Alle diese Werke waren zuerst nur derbe Umrißzeichnungen, die durch die Farbe erst Wirkung erhielten. Bald aber fing man an, durch einfache Schraffierungen eine plastische Modellierung (körperliche Abformung) anzustreben, die allerdings noch sehr primitiv (nranfänglich) war. Auf dieser noch ziemlich rohen Stufe befand sich der Holzschnitt, als Wol-gemut sich seiner annahm. Seine Arbeiten auf diesem Gebiete zeugen von klarer, charaktervoller Zeichnung und sind voll Leben und Frische, so daß sie zu den wertvollsten Arbeiten des Meisters gehören. Auch in der technischen Behandlung, besonders in der durch wohl abgestufte Schraffierung bewirkten plastischen Durchbildung der Gestalten, zeigt sich ein unverkennbarer Fortschritt. Gleichwohl wurden auch diese Werke meistens noch durch Kolorierung (Färbung) dem farbenfreudigen Volke mundgerecht gemacht." (Wilh. Lübke.)
Der Eine höhere Stufe als der Holzschnitt bezeichnet die Erfindung des ^stich^ Kupferstichs. Er eignet sich besonders zur Wiedergabe und Vervielfältigung von Werken edlerer Art, da er mit der Kraft und Tiefe des Holzschnitts sowohl die Weichheit der Steinzeichnung (Lithographie) als auch die Zartheit des Stahlstichs in sich vereinigt. Infolge dieser Vorzüge bedienten sich, wie oben bereits angeführt wurde, besonders die Maler dieses Mittels, ihre künstlerischen Entwürfe auszuführen. Besondere Förderung erfuhr die Kunst des Kupferstechers durch die Verbreitung der Buchdruckerkunst, da eine Menge Erfindungen, die
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