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Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Mutterlande und den Kolonieen, dessen Regsamkeit sich mit der Zeit ins
Unglaubliche steigerte. Durch die Philosophie unterschied sich der Hel-
lene von den Barbaren so gut wie durch die Sprache; denn der rohe
Barbar dachte nicht in solcher Richtung, der Hindu und Aegppter aber
durfte nicht in dieser Richtung denken, weil ihm die Priesterkaste dies
als Frevel ausgelegt hätte.
Auch die Poesie entfaltete sich in den Kolonieen rascher und leb-
hafter als im Mutterlande; denn der Himmel Ioniens war noch reiner
als der Griechenlands, die Luft noch milder, der Boden Siciliens und
Unteritaliens noch fruchtbarer, der Verkehr noch reger — also das Le-
den heiterer und reicher, der Geist lebendiger. Doch blieb das eigent-
liche Hellas nicht zurück; mußte es auch den Ionern den Homer als
ihren Sohn lassen (sieben Städte stritten um die Ehre sein Heimathsort
zu sein: Smyrna, Rhodos, Kolophon, Salamis, Chios, Argos, Athen),
so kannte es doch frühe seine Lieder und hatte Sänger in Fülle, welche
die Namen der Helden aus dem Gedächtnisse des Volkes nicht ver-
schwinden ließen. Hesiod aus Aekrä in Böotien schloß sich an die alten
religiösen Dichter an, welche in ihren Liedern den Preis der Götter sangen,
indem er in seiner „Theogonie" den Ursprung und die Folge der Göt-
ter erzählt, und welcher Götter und Halbgötter Thaten die Erde als
Schauplatz diente, ehe der Mensch auf sie gestellt wurde. In seinem
andern Gedichte „Werke und Tage" erscheint das Landleben alter Zei-
ten vorgeführt mit seinen Arbeiten und Freuden, und der Dichter er-
mangelt nicht Lehren der Tugend und Klugheit einzustreuen. Von den
lebenslustigen Griechen Kleinasiens tönten auch zuerst die Lieder der
Freude und Lust herüber und fanden ihren Widerhall in Griechenland
und Italien, wie die Philosophie den gleichen Gang eingeschlagen hatte.
So tauschten die Griechen ihre geistigen Erzeugnisse aus, so entwickelte
sich ihre herrliche Kraft immer mehr und mehr und verlieh ihnen ein
stolzes Bewußtsein der Ueberlegenheit über alle anderen Völker. Dieses
steigerte sich später auf den höchsten Grad, als Griechenland seine Kraft
mit dem Beherrscher Asiens gemessen hatte; es reihte sich an die alten
Dichter und Philosophen eine neue glänzende Schaar an und an diese
auch die Geschichtschreiber und Redner. Diese großen Geister, ihre
herrlichen Werke in der Sprache der Nation, flochten ein unsichtbares
Band, welches < die vielfach getheilten Stämme immer wieder zu natio-
nalem Selbstgefühl vereinigte und sie in trüben Zeiten noch einigemal
aufrichtete.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Asien Griechenlands Smyrna Rhodos Salamis Chios Argos Athen Kleinasiens Griechenland Italien Griechenland
Perikles.
137
Allerdings fiel der Glanz der öffentlichen Werke auch auf jeden einzelnen
Bürger zurück, und der Gemeingeist, der sich in ihnen offenbarte, mußte
den Ruhm des athenischen Volkes über ganz Griechenland verbreiten;
aber dies allein hätte doch wohl nicht hingereicht, den gemeinen Athener
vergessen zu machen, daß diese ungeheuren Summen in seine Hände
kamen, wenn er nur ernsthaft wollte, es ist nur erklärlich aus dem Kunst-
sinne, welcher das ganze Volk durchdrang und von Perikles genährt
wurde. So war Perikles zwar nicht der Schöpfer, aber doch der
hauptsächlichste Beförderer der griechischen Kunst, daher diese unter ihm
ihr goldenes Zeitalter hatte. Athen wurde durch ihn eine wahre Pflanz-
schule der Kunst, die sich in rascher Entfaltung über andere griechische
Städte verbreitete; athenische Künstler wurden in andere Städte berufen,
so war z. B. die Statue des Zeus im Tempel zu Olympia, welche im
Alterthume als das erhabenste Werk der Bildhauerei galt, ein Werk des
Phidias, und fremde Künstler wunderten nach Athen, um sich an den
dortigen Meisterstücken und in den dortigen Werkstätten auszubilden.
Es ist schon gesagt worden, daß Perikles Odeen und Theater baute,
Anstalten, welche für den Hellenen, namentlich den Athener, eine viel
größere Bedeutung hatten, als ihnen bei uns zukommt. Sie ergötzten
und unterhielten nicht allein das Volk, sie bildeten dasselbe auch in vielfacher
Beziehung. Die Gesänge waren von den ersten Dichtern, die miteinander
wetteiferten, geschaffen und von den besten Tonkünftlern mit Melodieen
versehen; das Gemeine und Mittelmäßige wurde da nicht geduldet oder
wagte sich gar nicht hervor. Der Gesang feierte die Götter, den Ruhm
der Stadt, die Thaten der Vorfahren aus der ältesten Zeit wie derer,
welche der Persermacht entgegengetreten waren; er erfreute nicht allein
durch kunstvolle Harmonie in Wort und Ton, sondern mahnte zugleich an
die waltenden höheren Mächte, erinnerte an die Väter, deren Erbe nun
die Enkel beglückte, und spornte sie zu edler Nacheiferung. In Athen er-
standen auch die größten Meister der tragischen Kunst: Aeschylus, Sophokles
und Euripides. Aeschylus focht tapfer in der salaminischen Schlacht, So-
phokles führte als einer der schönsten Jünglinge den Siegesreigen an und
Euripides erblickte das Licht der Welt an jenem großen Tage. Diese Tra-
giker waren für die Griechen in mancher Hinsicht die Nachfolger des Homer,
indem sie ihre Stoffe aus diesem und der alten Heldensage schöpften und
gleich den homerischen Gesängen die Furcht vor der waltenden Macht der
Götter lehrten, vor Uebermuth warnten, der dann zu Falle kommt, wenn
er am sichersten zu stehen wähnt. Frömmigkeit, edle Sitte, ehrfurchts-
volles und dankbares Andenken an die Vorfahren, geheiligte Liebe zu
der Vaterstadt — fanden in diesen Tragikern, besonders in dem weisen
und erhabenen Sophokles, nicht minder ausgezeichnete Herolde, als der
alten Heldentugend in Homer zu Theil geworden war. In dem athenischen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Aeschylus
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Olympia Athen Athen
138
Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Theater trat die Geschichte der alten Zeit vor die Augen des Volkes nicht
in Erzählung, sondern in lebendiger Erscheinung; die Bühne war die
Kanzel, von welcher Religion und Sitte gepredigt wurde, wo die Lehren
derselben sich in Thaten und Leiden, in Segen und Fluch umgestalteten
und als lebendige Beispiele auf den Zuschauer einwirkten. Zu diesem
Zwecke bot das Theater den höchsten Schwung der Poesie in der edel-
sten Sprache auf, und mit der Kunst des Dichters vereinigten sich har-
monisch zusammenwirkend Plastik, Gesang und Musik, so daß das athe-
nische Theater zu der vollkommensten Bildungsstätte wurde, die das
Hellenenthum, und nur dieses, errichten konnte. Perikles öffnete sie dem
gesammten Bürgervolke Athens; der Staat gab beträchtliche Zuschüsse
zu der vollkommensten Aufführung dramatischer Meisterwerke und der
arme Bürger erhielt das Eintrittsgeld aus der Staatskasse auf Vor-
zeigung eines Täfelchens. Wer dem Perikles dies zum Vorwurfe macht,
mißkennt die Bedeutung des athenischen Theaters und verwechselt das-
selbe mit den Schaubühnen unserer Zeit, oder der Tadler muß den Stab
auch darüber brechen, daß unsere Staaten so große Summen für
Schulen aufwenden und es jedem Staatsbürger möglich machen, sich
die heutige Bildung (die freilich eine andere ist als die hellenische)
anzueignen. Allerdings wurde das spätere Athen durch seine Theater-
wuth berüchtigt, die so weit ging, daß man die Gelder, die zu einem
Feldzuge oder zur Ausrüstung einer Flotte bestimmt und nothwendig
waren, auf Schauspiele verwandte; aber wer will den Perikles dafür
verantwortlich machen, daß sein Volk ausartete und Männern folgte,
welche es zur Genußsucht verleiteten und gegen seine höchsten In-
teressen verblendeten? Geschah doch Aehnliches mit den feierlichen
Prozessionen, welche Perikles durch Staatsgelder und das Aufgebot
aller Künste verherrlichte; auch diese verloren später ihre religiöse Weihe
und arteten zu einem Schauspiele aus, das die Staatsgelder verschlang
und reiche Bürger zu übermäßigem Aufwande nöthigte, welche dem Miß-
fallen des herrschenden Volkes und den Gefahren der Volksungunst
ausweichen wollten.
Perikles rühmte den Athenern ihre Stadt als die Bildnerin des
gesammten Griechenvolkes, und stellte neben ihren Kriegsruhm ihre
allseitige Bildung als ebenbürtige Genossin. Athen gab den Perser-
kriegen die nationale Richtung, welche durch Kimon zum vollständi-
gen Siege, zur Befreiung der asiatischen Griechen und zu dem großen
Aufschwünge der ganzen Nation führte. Was wären die olympischen
Feste gewesen ohne den Triumph über Asien? Da wurden die Helle-
nen sich bewußt, daß sie das erste Volk der Erde seien; denn sie
hatten das Größte vollbracht, was je durch eine Nation geschehen. Da-
rum rauscht ein Strom hellenischen Volkslebens in den Festgesängen
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Asien Athens Athen Asien
164 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
hole und symbolischen Darstellungen zur Göttergeschichte. Die griechi-
schen Denker erkannten es, daß die Religionen der Aegypter, Baby-
lonier u. s. w. die Bilder waren, in welchen sich die Gedanken der
Völker über die Entstehung der Welt und deren Erhaltung, über die Be-
stimmung des Menschen und sein Verhältniß zu den höheren Mächten
aussprachen. Diese Bilder erhielten ihre vollendete Fassung und Ordnung
durch die Priester, welche bei den alten Völkern einen abgeschlossenen
Stand ausmachten; deßwegen konnten diese Priesterschaften eine Ge-
heimlehre sür sich haben, eine andere öffentliche aber verkünden, ohne
daß beide einander widersprochen hätten; die öffentliche stellte eben den
religiösen Begriff sinnlich dar in einer Mythe, einem Symbole, die
Geheimlehre aber deutete das Bild. Dem Griechen zog keine Priester-
schaft Schranken, ihm waren die Lehren derselben keine heiligen Ueber-
lieferungen, sondern eine Reihe uralter Vorstellungen darüber, wie
die Welt entstanden ist, besteht und vergeht; er nahm sich deßwegen
die Freiheit, über diese Räthsel selbst nachzudenken und den Versuch
ihrer Lösung ohne Rücksicht auf fremde und hellenische Religionssysteme
anzustellen. Einige dieser Denker fanden ihre Ergebnisse im Einklänge
mit den religiösen Mythen oder deuteten diese so, daß sie mit ihren
Meinungen oder Lehren harmonierten, andere hingegen mußten die Re-
ligion ganz bei Seite lassen, wenn sie nicht mit ihr in Widerspruch ge-
rathen wollten. Die Wirkung aber blieb dieselbe: die griechische Phi-
losophie ruinirte die griechische Volksreligion, den alten Glauben.
Die älteste Philosophenschule war die jonische und ihr Begründer,
Thaleö ans Milet, ein älterer Zeitgenosse des Solon; nach ihm ist das
Wasser der Urstoff aller Dinge, die sich aus demselben durch Verdichtung
oder Verdünnung gebildet haben und noch bilden. Sein Landsmann
Anarimenes überwies dieselbe Rolle der Luft, Pherekydes dem Aether
und der Erde, Heraklit dem Feuer. Anarimander und Demokrit (aus
Abdera) nahmen einen leeren Raum an und in diesem einfache Urkörper,
Atome, deren Bewegung und Vereinigung nach unwandelbaren Ge-
setzen geschehe, und nach welchen auch wieder ihre Auflösung und
Trennung erfolge. Nach solcher Lehre hat also nichts in der Welt
Bestand, nichts einen andern Werth als einen augenblicklichen; sie
mußte sehr gefährlich werden, wenn sie irgendwo Eingang fand, denn
daß die Götter neben den Atomen keinen Platz haben, mußte jedem
einigermaßen denkenden Kopfe bald klar werden. Anaragoras aus
Klazomenä vervollkommnete diese Lehre, indem er die Atome mit be-
stimmten Eigenschaften begabte, sie aber von einer höchsten Vernunft
bewegen läßt, welche alles weiß und kann. Anaragoras hielt sich
größtentheilö in Athen auf und war ein Freund des Perikles. Das
Volk hörte aber, daß der Philosoph die Sonne eine feurige Masse
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200
Das heilige römische Reich deutscher Nation.
kennen, und in dieser Zeit war es, wo auch im deutschen Reich die
Nitterdichtung aufkam und schönere Blüten trieb als irgendwo (1150
bis 1240). Unter den Hohenstaufen, welche die Dichtkunst liebten und
fast sämmtlich selbst Dichter waren, erreichte die Dichtkunst ihre höchste
Vollendung durch Walter von der Vogelweide. Man nannte die Dichter
Minnesänger, „Sänger der Liebe"; schon die alten Deutschen zeichneten
sich im Gegensätze zu den Griechen und Römern durch ihre Hochachtung
des weiblichen Geschlechtes aus, das Christenthum veredelte das ganze
Verhältniß der Geschlechter, die Marienverehrung gab der Frauenver-
ehrung überhaupt einen idealen, himmlischen Schwung. Schwache und
Hilflose und somit vor allem die Frauen zu ehren und zu schützen hieß
eine der ersten Pflichten des Ritterthums, den Frauen zu huldigen, indem
man in ihrem Aufträge und um ihres Beifalles willen ritterliche Thaten
ausführte, wurde zur Sitte (und früh genug zur Unsitte) der Zeit (Frauen-
dienst). Die deutschen Minnesänger sangen aber nicht bloß den Preis
edler Frauen, sondern zugleich auch der Heiligen, der Helden und des
Vaterlandes; sie sangen von Frühlingslust und Vogelschall, vom Waldes-
grün und dem Blumenschmelz der Haide; es ist auffallend, wie diese
Kriegsmänner einen so offenen Sinn für die Schönheit der Natur hat-
ten, während die klassischen Völker in dieser Weise kaum berührt wurden.
Hieher gehören außer dem herrlichen und vielseitigen Walter von der
Vogelweide die Dichter Heinrich von Veldegg, Wolfram von Eschenbach
(der Parcival), Hartmann von der Aue (Jwein, Gregor auf dem
Stein), Konrad von Würzburg, Gottfried von Straßburg; bis auf den
letzten sind alle übrigen, und zu ihnen ließen sich noch gar viele Namen
anreihen, Edelleute gewesen, und der ritterlich religiöse Geist der Zeit
durchdringt deren Dichtungen, aber auch schon jener Geist, der unreine
Liebesglut verherrlicht und nach der Emancipation des Fleisches von allen
göttlichen und menschlichen Geboten sich sehnt (Gottfrieds von Straßburg
Tristan und Isolde). In dieser Periode lebte auch der Dichter des großen
Epos „der Nibelungen", dem die altheidnische Heldensage (Siegfried
der Drachentödter, König Günther zu Worms, Brunhilde und Chriem-
helde, der grimme Hagen, Dietrich von Bern, Etzel der Hunnenkönig)
zu Grunde liegt; es ist auch dieses Geistes ein Nachklang aus der Zeit
des heidnischen Germanenthums und der Stürme der Völkerwanderung,
wo Rache, Kampflust und Beutegier die deutschen Mannen in immer
erneuerten Kampf treibt und der Tod auf der Walstatt nach Walhalla
führt. Zn den Nibelungen gehen die Helden einmal zur Kirche, aber
um Streit anzufangen, der Sterbende denkt weder an Himmel noch an
Hölle, sondern freut sich seiner Rache, der Trauer und des Weheklagens,
das seine Hand bereitet hat.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Veldegg Heinrich Wolfram_von_Eschenbach Hartmann Gregor Gregor Konrad_von_Würzburg Konrad Gottfried_von_Straßburg Gottfrieds_von_Straßburg
Tristan Siegfried Siegfried Günther Brunhilde Hagen Dietrich_von_Bern
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Extrahierte Personennamen: Michel_Angelo_Buonarotti Tiziano Rafael_Sanzio Albrecht_Dürer Albrecht Dante_Alighieri Nikolo_Macchiavelli
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Jerusalem Florenz Italien Europa Griechenland
Iv
ja aus der Überschrift ersieht, daß hier nicht Erzählung, sondern ent-
rweder Beschreibung oder Abhandlung zu finden ist. Wer das Register
durchmustert, wird wahrscheinlich zuerst nach den Mährchen im 3. Ab-
schnitt, als dem leichtesten und anziehendsten Lehrstoffe greifen. Die Zeit
ist gekommen, wo alle pädagogischen Gängelbänder, alle traditionellen
Reihen der Schulbücher durch die methodischen Einsichten der Lehrer er-
setzt werden können und sollen. Ein Lehrer, welcher immer nur „weiter",
„das folgende Stück", „der folgende Schüler" u. s. w. kommandirt, ge-
hört nicht unter diejenigen, welche wirklich weiter zu schreiten streben.
Die poetischen Stücke sind wenig zahlreich, und man wird darin
gleichwohl noch einiges Altfränkische finden. Beides ist nicht ohne Vor-
bedacht geschehen. Wenn das Lesebuch der Sprachschatz des Kindes
für die Schriftsprache werden soll, so muß die Prosa vorwalten,
denn diese enthält das Regelmäßige und das im Leben Gültige, die
ft- Poesie ist Zugabe, vornehmlich für das Vorlesen berechnet. Auch habe
ich auf Zuflüsse zur Poesie durch den in der Schule zu pflegenden Ge-
sang und durch das kirchliche Gesangbuch gerechnet, weßhalb ich singbare
Lieder, welche auf anderem Wege zur Kenntniß der Kinder zu kommen
pflegen, nicht aufgenommen habe. Daß ich aber ältere und nach jetzigem
Geschmacke allzu prosaische Gedichte vorgezogen habe, rechtfertigt sich
schon aus dem Obigen. Allein außerdem lassen sich die Schriftsteller in
ihren Studirstuben gar leicht über den Geschmack des Volkes täuschen.
Das Volk und dessen Jugend ist noch nicht durch die literarischen Über-
reizungen so abgestumpft, wie Dies bei uns selbst unvermerkt geschieht.
Ich glaube nicht Zuviel zu behaupten, wenn ich sage: von den neueren
Dichtungen ist nur ein unglaublich kleiner Theil volksmäßig, Gellert
ist unserem Volke verwandter als Rückert. Man mache die Probe!
Daß ich gar nichts direkt auf Religion Bezügliches und selbst so
wenig ausdrücklich moralische Erzählungen aufgenommen habe, wird
mir Mancher übel nehmen, allein ich glaube aus guten pädagogischen
Gründen gehandelt zu haben: Man mache die Religion und
Alles, was damit zusammenhängt, nicht trivial, Was durch
öfteres und tägliches Wiederlefen fast nothwendig geschieht. Gerade
um der intensiveren Wirkung des Religionsunterrichts willen behandle
man denselben nicht allzu extensiv. In diesem Punkte ist früher un-
endlich viel gesündigt worden, und von dem Religionsunterrichte könnte
man auch fast sagen: Gott schütze mich vor meinen Freunden...........
Der Titel „Vaterland" ist kein bloßer Aushängeschild, ich glaube
wirklich etwas dem Vaterlande zu gute Kommendes dargeboten zu haben.
Möge es nur richtig benutzt werden! Wünscht man in manchen Gegen-
den mehr Berücksichtigung des engeren Vaterlandes, so bin ich gern be-
reit, in einer folgenden Auflage dieses Buches dazu die Hand zu bieten.
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220 Die Griechen vom Ausbruche des Kampfes mit den Persern
und mimischer Darstellung verbundenen Gesängen bei den Dionysus-
festen, hatte sie eine enge Verbindung mit dem öffentlichen Leben. Den
ersten Versuch über den ihr ursprünglich eigenen lyrischen Charakter
hinauszugehen, machte Thespis aus 2karia, indem er zwischen dem Ge-
sänge durch einen von dem Chore getrennten Schauspieler eine Hand-
lung des Gottes, dem die Feier galt, monologisch darstellen ließ. Diese
Darstellungen erhielten im Laufe der Zeit auch andere mythische, endlich
sogar, wie das Beispiel des Phrynichuö zeigt, der Wirklichkeit unge-
hörige Stoffe. Unter dem Athener Aeschylus, dem Theilnehmer der
Kämpfe von Marathon, Artemisium, Salamis und Platää, erfuhr sie
neben höherer künstlerischer Durchbildung auch eine Steigerung des
dramatischen Charakters durch Einführung des Dialogs. Wie seine
Dramen vermöge der dunkeln Kunde von uralten Umwälzungen und
Neubildungen in der physischen und moralischen Welt das Ringen tita-
nischer Urmächte und ungezähmter Naturgewalten, den Kampf der Ele-
mente und Kräfte wiederspiegeln und dadurch den Charakter des Unge-
heuren und Naturkräftigen, des Niesenmäßigen und Erhabenen, zuweilen
des Herben und Dunkeln tragen, so verrathen sie auch das getrübte Be-
wußtsein von Kräften, die in der höheren Weltordnung walten, die tiefe
Ahnung eines Gesetzes, welches in undurchdringliches, ja grauenhaftes
Geheimniß gehüllt, alle Wesen mit unwiderstehlichem Zwange bindet
und Widerstreben durch ein in langer Kette fortschleichendes, endlos
wachsendes Mißgeschick straft. Hierdurch wurde die Bedeutsamkeit des
lyrischen Theiles nicht gemindert. Der Chor beherrschte die Zuhörer
in ihrer Hingebung an die durch die fortschreitende Handlung in ihnen
erwachenden Empfindungen. Wie die künstlerische Darstellung einer
Begebenheit schon an sich die einzelnen Handlungen als im Verhältniß
einer nothwendigen Abfolge stehend erscheinen läßt und eine zwischen
Zuständen der Seele und äußeren Vorgängen bestehende Wechselwirkung
zur Anschauung bringt, hatte in dieser Beziehung der Chor ein Amt
der Vermittlung zwischen der Handlung und dem Zuschauer. 2" den
Augenblicken, wo man in Gefahr war, sich in die Theilnahme an den
persönlichen Bestrebungen und Geschicken zu verlieren, trat der Chor
vor die Bühne, um das Volk für einige Zeit von derselben zu trennen,
es vor der Gewalt, welche die Handlung ausübte, zu retten und auf
den Standpunkt einer höheren Empfindung und Beurtheilung zurückzu-
drängen. Die Ausstattung und Einübung des Chors war eine von den
Verpflichtungen, die der reiche Bürger nach einer bestimmten Regel dem
Staate gegenüber zu übernehmen hatte und bildete einen Gegenstand
des regsten Wetteifers. Den höchsten Gipfel erreichte die Kunst der
Tragödie in Perikles' Zeitgenossen Sophokles, aus dem attischen Flecken
Kolonus. Der größte Fortschritt, den er machte, war das Eindringen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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bis zum Ausbruche des peloponnesischen Krieges. 221
in die Tiefen der menschlichen Seele und die Darstellung der Größe,
zu welcher sich der Mensch durch sittliche Stärke zu erheben vermag.
Er hat die Begriffe, durch welche das religiöse Bewußtsein der Grie-
chen die durch seine Grundlagen gegebenen Beschränkungen überwand,
am weitesten von allen Dichtern ausgebildet. Dient er dem im grie-
chischen Geiste lebenden Gesetze, welches auch bei Darstellung des Geisti-
gen zum Anschlüsse an die sinnliche Erscheinung drängt, so kömmt zu
der Darstellbarkeit, welche seine Ideen dadurch erhalten, so viel Fülle
und Tiefe, als ohne Schmälerung jener Darstellbarkeit möglich ist.
Die hierdurch entstehende Harmonie, die in der Dichtung nie über-
troffen worden ist, wirkte auf das empfängliche athenische Volk mit zau-
berischer Gewalt und machte seine Schauspiele zu dem stärksten Mittel,
das im Bereiche des Heidenthums für Veredlung der Gefühle in An-
wendung kam. In einer gewissen Verwandtschaft mit der Ausbildung
der Tragödie steht die Begründung der Geschichtschreibung. Sie hat
ihren Ursprung noch außerhalb Athens. In Kleinasien begann sie aus
dem Epos hervorzuwachsen, als man in dem Bemühen, die Luft an
der Erzählung zu befriedigen, größere Reihen von Mythen durchlief und
über die Mythologie hinaus in das Gebiet des durch Anschauung und
Erkundigung Gewonnenen schritt. Die Schriftsteller dieser Richtung,
die den Grund zur griechischen Prosa gelegt haben, heißen die Logo-
graphen. Zu ihnen gehört Aristagoras' Zeitgenosse Hekatäus aus Milet,
der erst den jonischen Aufstand widerrieth und, als er dennoch ausge-
brochen war, ihm die Unterstützung seines Rathes lieh. Der erste eigent-
liche Geschichtschreiber aber ist Herodot aus dem dorischen Halikarnaß,
nach der Sprache seines Werkes ein Ionier, nach dem Aufenthaltsorte
in seinen reifen Jahren ein Athener. Der persische Krieg hatte den
Griechen ein früher unbekanntes Gefühl eigner Kraft gegeben und mit
Macht die Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse der Wirklichkeit und den
Zusammenhang der Ursachen und Folgen geleitet. Diesen großen Stoff
einer nahen Vergangenheit, an welchem sich das Uebergewicht geistiger
Stärke über rohe Gewalt zeigen ließ, ergriff Herodot und behandelte
ihn in der Art, daß die Bedeutsamkeit des von den Griechen errungenen
Sieges durch Einsicht in das Wachsthnm und die Größe des persischen
Reiches seinen Landsleuten klar werden mußte. So ward das Werk,
indem auf die Bestandtheile des persischen Reiches zurückgegangen werden
mußte, eine allgemeine Völkergeschichte. Was aber den Athenern das-
selbe besonders nahe rückte, war die rückhaltlose Anerkennung der That-
sache, daß eigentlich ihre Vorfahren das Werk der Rettung vollbracht
hatten, während die übrigen Staaten der Versuchung, mit Preisgebung
des allgemeinen Wohls die eigne Sicherheit zu suchen, theils ausgesetzt
waren, theils erlagen. Mit der redenden Kunst gelangte auch die bil-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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364
Das macedomsche Reich unter den Antigoniden
Athen dem geschäftigen Griechenland gegenüber, in eine Thätigkeit zu-
rückgezogen, deren Ergebnisse erst in räumlicher und zeitlicher Ferne
eine ausgedehnte Benutzung erfahren sollten. Es ist für den Gang
römischer Staatskunst bezeichnend, daß dasselbe Volk, welches mit den
räuberischen Aetolern ein Bündniß schließen konnte, die geistig mächtigste
Stadt Griechenlands in ihrer Abgeschiedenheit aussucht. Wie die stär-
keren Staaten darin ein gegen sich gerichtetes Urtheil finden können,
deutet es auch an, in welches Verhältniß Nom zu Griechenland, wenn
es daselbst erst Herr geworden, treten wird.
13. Am wenigsten war es die einst so mächtig rauschende Quelle
der Dichtung, aus welcher Athen dem lernbegierigen Rom einen dessen
Kräfte steigernden Trank hätte bieten können. Wie die Dichtung sich
in Alexandrien theils in die gelehrte Aufsuchung verschollener Sagen
verloren, theils zu der Schilderung eines dem Schauplatze der Weltbe-
gebenheiten fern liegenden Natnrlebens geflüchtet hatte, bequemte sie
sich in Athen zu der Beschäftigung mit dem Nächstliegenden weder von
staatlichen Bewegungen erreichten noch von hohen Gedanken erregten
Leben. Die Komödie, die einst in das Getümmel des öffentlichen Lebens
hinein mit einem durch Kunst veredel-ten Muthwillen gerufen und das
Volk in seinem Trachten mit einem ihm selbst wohlgefälligen Spotte
gerichtet hatte, entsagte zwar dem Muthwillen und dem Spotte nicht,
aber, während ihre Erzeugnisse sonst in den öffentlichen Begebenheiten
und Verhältnissen ihre Grundlage gehabt, ersann sie jetzt Begebenheiten
und Verhältnisse nach Art derjenigen, die man sich im Privatleben ent-
wickeln sah und ergötzte die Zuschauer, ohne bestimmte Personen zu
berühren, durch Gemälde von Thorheiten und Lastern, durch die von
ihnen herbeigeführten Verlegenheiten und durch die Wirkungen besonde-
rer Eigenschaften des Charakters. Dabei wurde die Darstellung ruhiger
und mit der Sittenschildernng gewann der feinere Scherz, zu welchem
die attische Bildung reichliche Mittel lieferte, größeren Raum. Diese
neue Komödie, in welcher Theophrasts Schüler Menander als der erste
Meister glänzte, wirkte als Schule für Darstellung und Ausdruck in
einer Weise, in welcher sie dereinst auch in Nachbildungen den Römern
ein Mittel der Unterhaltung wurde. War Athen in der Dichtung von
seiner früheren Höhe herabgestiegen, so hatte es eine andere Kunst, deren
Uebung einst mit seinem innersten Leben verwachsen gewesen, die Be-
redtsamkeit, auswandern sehen. Die Verfassung, in welcher die Kunst,
mehr Hinzureißen, als zu überzeugen, fortwährende Antriebe zu ihrer
Vervollkommnung erhält, hatte aufgehört und bei der Bedeutungslosig-
keit, in welcher Athen sich befand, fehlte es an großen Zwecken, für
welche Redner die Kräfte des Volkes in Thätigkeit zu setzen versuchen
konnten. Ungeachtet Gelegenheit der Anwendung fehlte, war Beredt-
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