Peloponnesischer Krieg. 55
Übung wird durch die immer mehr blühenden, bildenden Künste, auf's v.c.g.
Höchste gesteigert.
In den Wissenschaften erreicht die lyrische Poesie vorzüglich durch
Pin daros, die tragische durch Ae sch y los, durch Sophokles und
Euripides ihre höchste Blüthe (am Tage der Salaminischen Schlacht:
Aeschylos Mitkämpfer, Sophokles Siegestänzer, Euripides geboren).
Herodotos beginnt die eigentliche Geschichte; und in den Künsten
führt Pheidias die Bildhauerkunst zu ihrer Vollendung (sein olym-
pischer Zeus re.).
Iv. Vom pelopon ne fischen Kriege bis zu den dreißig
Tyrannen in Athen, von 431 bis 404 v. Ch. G.
Ol. 87,2 — 94,i:
* Kampf der aristokratischen Verfassungen gegen die
demokratischen, — Sparta's gegen Athen. Beide Th eile
werden in ihren Principien zur moralischen Entartung
geführt. Lange Zeit schwankt die Entscheidung, bis
Athen, alles Maas der Mäßigung überschreitend, schmach-
voll der Oligarchie unterliegt.
1. Von Platää'6 Gefahr bis zum Frieden des
Nikias, von 431. bis 422 v. Ch. G.
* Wechselndes Glück der Krieg führenden Parteien.
Athen siegreich durch seine Flotte, Sparta durch sein
L a n d h e e r. G e g e n se i t i g e L a n d e r v e r w ü st u n g e n.
Platää übt Rache an den in seine Mauern eingedrnn- 431,
genen Thebäern.
Sparta's d orisch-pelop onnesi sch e Symmachte
umfaßt: alle Peloponnesier (ausgenommen Argos-, die Achäer
und Eleier, weiche schwanken), die Megareer, Thebaer,
Phokcer, Leukadier, opuntischen Lokrcr rc. unter einem sparta-
nischen Oberfeldherrn (König); die Flotte unter einem Nau-
archen. Oligarchie Hauptbedingung der Verbündeten.
Athen's ionisch-attische Symmachie: ») zins-
pflichtige Bundesgenossen thcils auf den Inseln: Lemnos,
Skyros, Naros, Thasos, Euböa, Samos, den Kykladen,
Sporaden, Aegina rc., theils auf dem Festlande: an den
Westküsten Vorder-Asiens, am Pontos, dem thrakischen Cher-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann]]
; Die Inder. Litteratur. Bildende Kunst. §. 17.
45
ist die Heldensage in zwei sehr umfangreichen Werken des Volksepos
behandelt: im Mahabharala und im Ramajana, wovon jenes durch
Episoden und Zusätze zu priesterlichen Zwecken von Sammlern und
Bearbeitern der spätem Zeit auf 100,000 Sloken oder Doppelverse
(Distichen) angewachsen ist, während das letztere 24,000 Doppelverse
zählt. Die frühesten Urheber, wie die spätesten Ordner (in den ersten
Jahrhunderten vor Chr.) dieser beiden Rhapsodien-Sammlungen sind
unbekannt. Die Mythenkreise wurden aber auch im hierarchischen In-
teresse der Brahmanen bearbeitet und so entstanden die 18 Legenden-
Sammlungen, welche unter dem Namen der Purdnas (s. S. 40) be-
kannt sind.
Das Mahabharata erzählt in seinen ältesten und ächtesten Bestandtheilen
die Sage vom Untergange eines Heldengeschlechtes, das mehr planmässige
Ramajana den Wandel Rama’s, der als die siebente Fleischwerdung (Incar-
nation) des Gottes Vishnu angesehen wird.
b) ln der Lyrik, welche stark mit beschreibenden Elementen
(Bildern aus dem Naturlehen) vermischt ist, leistete das Vorzüglichste
Kalidäsa, der überhaupt in allen Hauptgattungen der Poesie hervorragte.
c) Das indische Drama hat sich, auf ähnliche Weise wie das
griechische, aus Opfergesängen und ländlichen Tänzen entwickelt. Es
nahm seinen Stoff aus der Götterwelt, aus dem Heldenleben, aus dem
häuslichen und philosophischen Kreise, meistens mit Benutzung der
religiösen Epopöen, hat aber keineswegs einen tragischen, sondern in
der Regel einen heitern Ausgang. Der gefeiertste dramatische Dichter
war ebenfalls Kalidäsa, dessen Sdkuntäla (die Macht des Fluches
eines beleidigten Asketen darstellend) für die Krone des indischen
Drama gilt.
d) Auch die Lehrdichtung hat bei dem stark contemplativen
Zuge des indischen Charakters frühzeitig eine selbständige Ausbildung
gefunden, theils in der Form lyrischer Gnornik, theils in der des Thier-
epos und der Fabel. Bei den Indern ist wahrscheinlich der Ursprung
aller Thierepik und Fabeldichtung zu suchen, die schon von Anfang an
Ironie und Satire (namentlich auf die Priesterkaste) liebte.
4) Kunst.
a) Die Denkmäler der indischen Baukunst, sowohl die um-
fangreichen, mit Statuen und Reliefs ausgeschmückten Felsen-
tempel unter und über der Erde (jene im westlichen, diese im
östlichen Ghatgebirge), als die freistehenden, pyramidenförmigen
Pagoden, übertreffen an Grossartigkeit der Anlage (der sog.
Götterberg zu Ellora ist zu einem Pantheon der Inder umge-
schaffen), wie an Feinheit der Ausführung einzelner Theile selbst
die aegyptischen Monumente; aber die Schönheit der Formen fehlt
ihnen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
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166
Der Götterdienst der Griechen. §. 55.
zur Sühnung eines ganzen Stammes oder Volkes, Menschenopfer gebracht
(Einer statt Aller), und diese haben sich an einzelnen Orten selbst bis
in die spätesten Zeiten erhalten, an den meisten Orlen aber wurden
sie schon früh gemildert (in blosse Vergiessung von Menschenblut am
Altar der Gottheit, oder Tödtung von Verbrechern) oder ersetzt durch
Thieropfer, theils einzelner Thiere (besonders der essbaren Haus-
thiere), theils in grösserer Anzahl (Hekatomben). Die eigentliche Opfer-
handlung bestand in dem Ausgiessen des Blutes (welches als der eigent-
liche Sitz des Lehens galt) des geschlachteten Thieres (des Stellvertreters
des menschlichen Blutes) um den Altar. Ihr folgte meistens (als Symbol
der Versöhnung des Menschen mit der Gottheit) die Opfermahlzeit, wo-
bei die der Gottheit vorbehaltenen Theile des Thieres (bei Homer die
fuypiu, d. h. die mit Fleisch ausgeschnittenen Schenkelknochen, später
am häufigsten der Rückgrat) auf dem (ausserhalb des Tempels befind-
lichen) Altäre verbrannt wurden, weil die Verbrennung die schicklichste
Art war, sie dem menschlichen Gebrauche zu entziehen. Mit den Thier-
opfern verband man häufig Trankopfer oder Libationen (d. h. Aus-
giessung von Wein, Honig, Milch, Oel) und Bauchopfer (von wohl-
riechendem Holze, später von Weihrauch).
Die Feste der Griechen waren alle religiöser Art. Die
meisten und zwar die ältesten alle galten den Göttern, als Urhebern
der den Menschen wohlthätigen oder nachtheiligen Naturereignisse,
als Beschützern der gesellschaftlichen Ordnungen; andere feierten
geschichtliche Ereignisse, in denen sich das Walten der Götter
auf eine besonders sichtbare Weise offenhart hatte, und eine dritte
Gattung war die gemeinsame Todtenfeier, neben den von den
einzelnen Familien und Geschlechtern ihren Todten erwiesenen
Ehren.
Bei den Festen wurden kurze Gebete (stehend, mit empor ge-
richteten Händen) gesprochen, Hymnen, Paeane, Dithyramben und andere
Festlieder gesungen, epische Gedichte durch Rhapsoden vorgetragen,
mimische Tänze und dramatische Stücke aufgeführt; auch waren oft
stattliche Aufzüge, Kampfspiele und Festmahle damit verbunden.
Neben dem öffentlichen Götterdienste gab es in vielen grie-
chischen Staaten geheime Culte oder Mysterien, welche theils
nur von den Priestern und Cultusbeamten, theils von zahlreichen
Eingeweihten (mit Opfern, Gesängen, Vorträgen, scenischen Dar-
stellungen) gefeiert wurden. Die wichtigsten von allen waren die
eleusinischen Mysterien, und die eigentlichen Mysteriengottheiten,
vorzugsweise in ihrer Beziehung zum Tode und zur Unterwelt,
sind Demeter, ihre Tochter Persephone und Dionysos (der hier
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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172
Die Beredsamkeit. §. 55.
Sätze, wie er denn namentlich in der sorgfältig ausgearbeiteten
„Cyropaedie“ unter dem Bilde des ältern Cyrus und der per-
sischen Monarchie ideale Vorsteilungen von Staats- und Volks-
zuständen vorträgt. Sein Versuch, den Thucydides fortzusetzen
(„Hellenica“), war ein Unternehmen, welches seine Kräfte weit
überstieg.
Ktcsias begründete mit Benutzung der persischen Archive eine
wissenschaftliche Kenntniss der Geschichte des Morgenlandes, freilich mit
leichtfertiger Täuschung über Zahlen und Thatsaehcn, namentlich in der
assyrischen und indischen Geschichte.
2. Beredsamkeit. Wenn in Griechenland auch schon in
den frühesten Zeiten Reden an das Volk gehalten wurden, wie wir
dies namentlich von den Königen des homerischen Zeitalters'wissen,
so hat sich doch eine eigentliche Staatsberedsamkeit erst spät in
Athen ausgebildet. Ins Besondere zeichneten sich die Reden des
Perikies aus durch eine ausserordentliche Fülle und Schärfe
der Gedanken und durch Beziehung aller einzelnen Vorfälle auf
allgemeine Principien und Ideen. Das Grosse und Ideale in seinen
Gedanken, verbunden mit majestätischer Ruhe des Vortrages, ver-
schaffte ihm den Beinamen des „Olympiers“. Die Vereinigung
jener natürlichen Kraft der Rede, wie sie am grössten in Perikies
vorhanden war, mit den rhetorischen Studien der Sophisten bringt
dann die kunstmässige Staats- und Gerichtsberedsamkeit hervor.
Unter den sog. zehn attischen Rednern ragt als Fest- und Prunk-
redner Isokrates hervor, der „fast ein volles Jahrhundert hin-
durch (436—338) die Schicksale seiner Vaterstadt von ihrer
glänzendsten Machthöhe bis zum Untergänge ihrer Selbständigkeit
theilnehmend mit erlebt hat und in Vorträgen und Schriften dem
gebildeten Publikum seine Ansichten über öffentliche Angelegen-
heiten auseinandersetzte“. Sein Zeitgenosse Lysias (458?—378)
wandte sich vorzugsweise der gerichtlichen Beredsamkeit zu und
gibt in seinen schlichten einfachen Reden ein Muster der natür-
lichen Anmuth attischer Prosa. Die höchste Kraft beider Gat-
tungen praktischer Beredsamkeit, der gerichtlichen und politischen,
erscheint bei Demosthenes (385—322), welcher zuerst als
Sächwalter in Privatprozessen, dann als Rechtsbeistand und Leiter
der Bürgerschaft in öffentlichen Angelegenheiten auftrat und 14
Jahre lang durch seine mühvoll erworbene Kunst gegen Philipp Ii.
kämpfte, während sein Zeitgenosse Aeschines (393—317) sich
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Philipp_Ii Philipp
Römische Litteratur. §. 137.
347
Ausgang von der Religion. Religiöse Lieder1), welche die Salier,
die fratres Arvales und andere Priester unter Tanzbegleilung absangen,
gehören der ältesten Zeit an. Jünger sind schon die Loblieder zur
Verherrlichung' der Ahnen, welche theils bei der Leichenfeier vorgetragea
wurden (die neniae), theils bei Gastmählern. Eine andere Quelle der
Poesie waren die Volksbelustigungen, woraus eine improvisirte Volks-
komödie und die unter gesticulirendem Tanz und Flötenbegleitung
vorgetragene (balladenartige?) Satura hervorgingen. An die Stelle
dieses wesentlich lyrischen Bühn engedichtes ohne Handlung und ohne
Dialog setzte der Tarentiner Andronicus (als römischer Bürge'r
L. Livius Andronicus), welcher als Gefangenei' nach Rom kam, das
griechische Drama in lateinischer Bearbeitung (um 240), während er
zugleich durch eine Uebersetzung der Odyssee auch das griechische
Epos den Römern bekannt machte. In beiden Kunstgattungen, dem
Drama und Epos, folgten ihm Cn. Naevius (264—194) und Q. En-
nius (239—169), welche neben freien Bearbeitungen griechischer
Tragödien (vorzugsweise des Euripides) auch den ersten Versuch sowohl
in der Nationaltragödie, als im Nationalepos machten. Dagegen be-
schränkte sich ihr Zeitgenosse T. Maccius Plautus (254?—184) auf
die freiere Uebertragung der sog. neuern Komödie der Griechen, ward
aber gerade durch diese Gattung der beliebteste römische Volksdichter.
Eine treuere Nachbildung der griechischen Originale (des Menander) gaben
di^ Lustspiele des Afrikaners P. Terentius (196—159), die durch
Eleganz und Feinheit der Sprache einen wesentlichen Fortschritt be-
kunden. Daneben kamen als weitere Ausbildung der alten improvisirten
Volkskomödie die Atellanen (benannt von dem im 2. punischen Kriege
zerstörten und dem Spotte preisgegebenen oscischen Städtchen Atella)
auf, kurze Volkspossen (meist in einem Acte und mit stereotypen
komischen Figuren), die jedoch bald von den Mimen, d. h. Possen,
bei welchen der Tanz die Hauptsache war, verdrängt wurden. Gleich-
zeitig schuf G. Lucilius (148—103) aus der alten Satura die fast
einzige, den Römern eigenthümliche litterarische Kunstgattung, die
Satire.
Mit der zunehmenden Ausdehnung des römischen Reiches
über den hellenischen Orient wurde auch der Alexandrinische
Geschmack in Rom immer mehr bekannt und selbst in dem sog.
goldnen Zeitalter der römischen Litteratur (von Sulla’s
Tod bis zu Augustus’ Tod) war die Poesie recht eigentlich ein
Erzeugnis der Kunst und Gelehrsamkeit und glänzte weniger
durch Originalität als durch eine vollendete Kunstform. Nur das
philosophische Lehrgedicht des T. Lucretius Carus (99—55)
’) Den einzigen erhaltenen Ueberrest s. bei Mommsen, röm. Gesch. I. S.
225 ff. (4. Aufl.)
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: L. Livius_Andronicus T._Maccius P._Terentius Lucretius_Carus Mommsen
348
Römische Litteratur. Prosa. §. 137.
de rerum natura erinnert noch an die ältere national-römische
Poesie. Dagegen ist die Lyrik des Catullus in Stoff und Form
abhängig von den Alexandrinern, wiewohl er seine Meister nicht
selten übertrifft; selbst die Satire ward von M. Terentius Varro
nach griechischem Vorbilde (des Menippus), freilich in origineller
Weise (in kühner Mischung von Prosa und Versen), bearbeitet.
P. Vergilius (oder Virgilius) Maro (70—19 v. Chr.) erneuerte
den Versuch eines Nationalepos, indem er in der Aeneis einen
national-römischen Inhalt (die Irrfahrten des Aeneas — des Stifters
des römischen Volkes *— und dessen Kriege zur Begründung der
Herrschaft in Italien) mit einer durch griechische Kunst vollendeten
Form der Darstellung zu vereinigen suchte, und wie er hierbei
den Homer (die Odyssee und die Ilias in demselben Gedichte)
nachahmte, so in seinen Bucolica (oder Eclogen) die Idyllen des
Theokrit, in seinen Georgjca den Hesiod. Der Satire gab Q. Hora-
tius Flaccus (65—8 v. Chr.) neben einem mannichfaltigern Inhalte
zugleich eine grössere Freiheit der Form (auch die dialogische);
auch führte er die griechische Ode (des Alcäus und der Sappho)
in die römische Litteratur ein. Seine jüngeren Zeitgenossen Ti-
bullus, Propertius und Ovidius (43 v. Chr. bis 18 n. Chr.)
dichteten nach dem Vorbilde der Alexandriner Elegien, vorzugs-
weise erotischen Inhaltes, mit grosser Vollendung von Sprache
und Rhythmus (Ausbildung des Pentameters); Ovid stellte auch
griechische Mythen (metamorphoseon libri) und römische Sagen (in
der Form eines Festkalenders) dar und schuf in der Heroide
eine neue Kunstgattung.
In ihrem sogen, silbernen Zeitalter (vom Tode des Auguslus
bis zum Tode des Hadrian) erhielt die römische Litteratur einen gelehr-
ten und rhetorischen Charakter, wie bei Lucanus und Silius Ita-
liens (ein Nachahmer des Virgil), welche Theile der röm. Geschichte
in epischer Form bearbeiteten. Das Geschmacklose dieser rhetorischen
Richtung erkennt und bekämpft neben anderen Verirrungen seiner Zeit
Persius in seinen Satiren. Martialis bildete das Epigramm zu
einer eigenen Dichlungsart aus. Während er die Laster und Thorheiten
der Zeit verspottet, sucht Iuvenalis in seinen Satiren dieselben der
allgemeinen Verachtung preiszugeben.
B. Prosa.
Wenig später als die römische Poesie entstand auch eine
prosaische Litteratur in Rom und diese ging aus den angesehensten
Kreisen der Aristokratie hervor, während die Poesie, namentlich
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Die griechischen Götter. §. 55.
159
2. Bd. §. 2. A.), den höchsten, unsichtbaren Gott ohne Bild und
Tempel, ja ohne persönlichen Namen, denn Zevg ist ursprünglich
identisch mit Qsog (= Himmel, .Aether). Dieser Monotheis-
mus konnte sich aber in seiner Lauterkeit nicht erhalten, als
die Nation sich in verschiedene Stämme spaltete1) und diese ihre
eigenthümlichen Vorstellungen von dem höchsten Wesen ausbildeten
und an besondere Localitäten knüpften. Aus den verschiedenen
Seiten des göttlichen Wesens, die man bisher durch Beinamen
bezeichnet hatte, wurden neue, selbständige Wesen und dies führte
nothwendig zum Polytheismus, der durch die Vervielfältigung
der Lebensbeziehungen und durch die Berührung mit den Fremden
und ihren Göttern fortwährend weiter ausgebildet wurde. Auch
schuf man die personiflcirten Naturmächte allmählich zu Vertretern
sittlicher Ideen um.
Diese neuen Götter werden als höhere menschliche )Vesen
gedacht, erscheinen unter menschlicher Gestalt und werden auf Zeus
unter der Form der Abstammung (Theogonie) zurückgeführt, eine Vor-
stellungsart, welche vorzugsweise die Dichter (Homer und Hesiod) und
die Künstler ausgebildet haben. Doch sind keineswegs alle Schöpfungen
der Poesie und der Kunst auf dem Gebiete der Religion Gegenstände
des Cultus geworden, vielmehr ist die Mythologie des Cultus und der
Dichtersage wohl zu unterscheiden.
Die Götter wurden unterschieden in die der Oberwelt oder
des Himmels (ol avco, ol vtccitoi, ol ovqcivlol) und die der
Unterwelt oder auf und unter der Erde und im Wasser (ol
xcctco, oi x&ovioi, xatax&ovloi, oi d-alocooiol). Die himm-
lischen Götter bewohnen den in den Aether hineinragendeu
Berg Olympus (daher 'Olvfxtcioi), eine Vorstellung, die wahrschein-
lich durch die ältesten Dichter in Pierien am Fusse des Olympus
ausgebildet wurde. Auf dem obersten Gipfel thront Zeus, auf den
Abhängen und in den Schluchten des Berges sind die Paläste der
übrigen Götter. Die chthonischen Götter (Demeter und ihre
Tochter Persephone und der letztem Gemahl Pluton) wohnen in
den Tiefen der Erde, welche eben so wohl das Bild des Ursprungs
als des Unterganges der Dinge ist. Zu den Erdgöttern gehört
auch Dionysos als Symbol der üppigen Vegetation der Erde (s.
') G. F. Schoemann, griech. Alterthümer, 2. Bd. S. 122, Anm. 1. scliliesst
aus dem Umstande, dass das System von zwölf Göttern nicht blos hei den
Griechen, sondern auch bei den Etruskern, Sabinern und Römern vorkommt,
auf die Entstehung des Polytheismus in der gemeinsamen asiatischen Heimat.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Die Geschichtschreibung. §. 55.
171
kunstmässige Ausbildung, sowohl auf Sicilien durch Epicharmus,
als in Athen durch Kratlnus, Eupölis und besonders durch
Aristophanes (blühte zwischen 427 und 388), dessen (von 54
noch erhaltene 11) Stücke mit. dem bittersten Spotte ein treues
Gemälde des öffentlichen und Privatlebens der Athener seiner Zeit
gegenüber der grossen Zeit der Perserkriege geben, freilich mit
einer bedeutenden Regellosigkeit in Anlage und Ausführung.
Als unter der Herrschaft der Dreissig in Athen (404) die Darstel-
lung von Zeitereignissen und persönlicher Spott auf der Bühne verboten
wurde, bildete sich (seit 390) die sog. mittlere Komoedie, welche
theils lächerliche Thorheiten der verschiedenen Stände und Klassen dar-
stellte und dabei Charakterschilderungen allgemeiner Art in mythische
Gestalten einkleidete, theils ihren Spott auf litterarische Zustände und
den einreissenden Ungeschmack richtete. Der Chor fiel ganz weg.
B. Prosa.
1. Geschichtschreibung. Wie in der epischen und
lyrischen Poesie und in der Philosophie, so erscheinen auch hier
die loner als die ersten, welche Bahn brechen — daher auch die
ionische Prosa die älteste ist. Die Geschichtschreiber vor Herodot,
gewöhnlich die Logographen genannt (vgl. S. 85), geben die
Resultate ihrer Forschungen in der Völkerkunde, besonders des
Orients, ohne dabei auf Kritik oder Kunst in der Anordnung und
Darstellung Anspruch zu machen. Erst Herodotus aus Hali-
carnassus (484—408) ward der Vater der Geschichte“. Seine
Nachrichten von den Ländern und Völkern des Orients (vgl. S. 85)
verwebt er als Episoden in die Geschichte des Kampfes zwischen
dem Orient und Occident und giebt dadurch ein anschauliches
Bild der einander gegenüberstehenden Völkermassen. Die erste
und zugleich vollkommenste Darstellung selbst erlebter Ereignisse
giebt Thucydides (471—396?) in seiner Geschichte der innern
Kämpfe der Hellenen mit unübertroffener Klarheit, Wahrhaftigkeit,
und Genauigkeit, wie mit bewundernsw^erther Feinheit und Schärfe
der Charakterzeichnung. Zu einer solchen Höhe der Darstellung
konnte sich sein Nachfolger Xenophon, ebenfalls aus Athen
(445 — 356?), nicht erheben. Während er seinen eigenen Feldzug
nach Asien („Anabasis“) noch ohne alle philosophische Nebenabsicht
mit anspruchsloser Treue darstellt, benutzte er in den folgenden
Werken („Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Sokrates“) die
Geschichtschreibung zur Verbreitung moral-philosophischer Grund-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Herodot
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Athen Eupölis Athen Occident Athen Asien
Geographie von Phönizien. §. 8.
27?
stimmtes Metrum fehlt und deren Rhythmus nur in einem Eben-
masse der grösseren Redeabschnitte (Sätze) mit Vernachlässigung
der kleineren (der Silben) besteht. Ihre Dichtungen sind nur
lyrischer und didaktischer Art. Die religiöse Lyrik er-
scheint auf dem Gipfel der Vollendung in David’s Psalmen, welche
mit der höchsten Kraft der Gedanken auch die edelste Sprache
vereinigen und, nachmals aus dem Judenthum ins Christenthum
verpflanzt, das Vorbild aller kirchlichen Dichtung geworden sind.
Das vollendetste Erzeugnis der weltlichen Lyrik ist das hohe
Lied (d. h. das Lied der Lieder), angeblich vom Könige Salomo,
welches die treue Liebe der Sulamit (in Salomo’s Harem) zu einem
Hirten schildert. Das lyrisch-didaktische Buch Hiob zeigt an den
Schicksalen eines Unglücklichen, wie es Vermessenheit sei, über
Gottes Absichten in der Weltregierung abzuurtheilen und ins
Resondere die Ursachen des Glücks und Unglücks einzelner Men-
schen erforschen zu wollen. Lyrisch-didaktischer Art sind auch
die Klagegesänge und -Weissagungen der vier grösseren Propheten:
Jesaias, Jeremias, Hesekiel (Ezechiel), Daniel, und der zwölf klei-
neren. Rein didaktisch sind die Sprüche Salomo’s, eine umfassende
Sammlung einzelner Sentenzen, welche das reine.jehovahthum im
Gegensätze zum semitischen Naturdienste einprägen.
Ii. Die Phönizier1).
Quellen: Einheimische: In den grösseren Städten gab es Archive
mit Annalen und Urkunden über die wichtigsten Begebenheiten, nach
welchen Sanrh n ni athon um 1250 (?) eine phönizische (und ägyp-
tische) Geschichte in 9 Büchern in phönizischer Sprache geschrieben
haben soll, welche Philo aus Byblus ins Griechische übersetzte (davon
nur noch ein Fragment bei Eusebius).
Hebräische: Die Bibel, besonders der Prophet Ezechiel.
Griechische: Herodot und D i o d o r.
§. 8.
Geographie von Phönizien.
Weltstellung. Durch seine Lage am Ende des asiatischen Fest-
landes und an der Küste des Meeres, welches die drei Theile der alten
Welt verbindet, war Phönizien angewiesen, den Orient mit den Küsten
M Heeren, A. H. L., Ideen über Politik, Handel und Verkehr der alten
Welt. 4. Aufl. 1824, oder hist. Werke 11. Bd. — Movers, das phönizische
Alterthum in 3 Theilen, 1849—56.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Jeremias Hesekiel_(Ezechiel) Daniel Eusebius Ezechiel Herodot A._H._L.
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Die kunstmüßige St)vif, ebenfalls in den ionischen Kolonien
entsprungen, beginnt mit der Elegie, deren Blüthezeit das 7.
und 6. Jahrhundert ist. Sie bildete sich nach Form und Inhalt
aus dem Epos heraus. Hauptelegiker: Kallinos, Tyrtäos
(s. S. 38), Mimnermos, Solon, Theognis u. a. — Alle
meist in Distichen dichtend und nur in Fragmenten (die größten
von dem Megarer Theognis) erhalten.
Andre metrische Formen, der iambische Trimeter, der tro-
chüische Tetrameter u. a. werden von Archilochos von Paros
(um 700), dem Haupt der meist in bitterer Satire dichtenden
la/ußoyqcicpoi erfunden.
Einen größeren Formenreichthum erhielt die Lyrik durch ihre
Verbindung mit Musik und Orchestik (Festchöre); Strophen-
bildung. Hauptträger dieser melischen Poesie, die gleichzeitig
mit der Elegie blühte: Alkman, Arion (von ihm nur ein
Fragment übrig), Alka io s von Mytilene, Sappho, Stesi-
choros aus Himera in Sicilien (der zur Strophe und Gegen-
strophe die enwdhj fügte, Anakreon aus Teos (s. S. 45).
Ii. Die Künste. Die Baukunst, Plastik und Malerei, vor
allem auch im Dienste der Religion thätig, ergänzen sich in
Griechenland, greifen in einander und wirken in der Regel zu
einer Kunstschöpsung zusammen. Die Malerei entwickelt sich
erst in der folgenden Periode. Der Hauptfortschritt zur archi-
tektonischen Kunstform lag hauptsächlich darin, daß man den ein-
fach-glatten Wänden des Gotteshauses Säulen (freistehende Stützen
zum Tragen der Decke und des Daches) hinzufügte — aus der
Verbindung dieser Säulen (im Aeußeren und Innern) mit dem
Tempelhause giengen alle späteren Formen des griechischen Tempels
hervor. Die einfach-ernste dorische und leichte und schlanke
ionische Säule; die korinthische Süulenordnung erst späteren
Ursprungs.
Die Plastik schritt von rohen Holzschnitzereien zu künst-
lerischer Gestaltung in Erz, Stein, Gold und Elfenbein fort.
Die Samische und Aeginetische Schule im 6. Jahrhundert
hervorragend.
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