Peloponnesischer Krieg. 55
Übung wird durch die immer mehr blühenden, bildenden Künste, auf's v.c.g.
Höchste gesteigert.
In den Wissenschaften erreicht die lyrische Poesie vorzüglich durch
Pin daros, die tragische durch Ae sch y los, durch Sophokles und
Euripides ihre höchste Blüthe (am Tage der Salaminischen Schlacht:
Aeschylos Mitkämpfer, Sophokles Siegestänzer, Euripides geboren).
Herodotos beginnt die eigentliche Geschichte; und in den Künsten
führt Pheidias die Bildhauerkunst zu ihrer Vollendung (sein olym-
pischer Zeus re.).
Iv. Vom pelopon ne fischen Kriege bis zu den dreißig
Tyrannen in Athen, von 431 bis 404 v. Ch. G.
Ol. 87,2 — 94,i:
* Kampf der aristokratischen Verfassungen gegen die
demokratischen, — Sparta's gegen Athen. Beide Th eile
werden in ihren Principien zur moralischen Entartung
geführt. Lange Zeit schwankt die Entscheidung, bis
Athen, alles Maas der Mäßigung überschreitend, schmach-
voll der Oligarchie unterliegt.
1. Von Platää'6 Gefahr bis zum Frieden des
Nikias, von 431. bis 422 v. Ch. G.
* Wechselndes Glück der Krieg führenden Parteien.
Athen siegreich durch seine Flotte, Sparta durch sein
L a n d h e e r. G e g e n se i t i g e L a n d e r v e r w ü st u n g e n.
Platää übt Rache an den in seine Mauern eingedrnn- 431,
genen Thebäern.
Sparta's d orisch-pelop onnesi sch e Symmachte
umfaßt: alle Peloponnesier (ausgenommen Argos-, die Achäer
und Eleier, weiche schwanken), die Megareer, Thebaer,
Phokcer, Leukadier, opuntischen Lokrcr rc. unter einem sparta-
nischen Oberfeldherrn (König); die Flotte unter einem Nau-
archen. Oligarchie Hauptbedingung der Verbündeten.
Athen's ionisch-attische Symmachie: ») zins-
pflichtige Bundesgenossen thcils auf den Inseln: Lemnos,
Skyros, Naros, Thasos, Euböa, Samos, den Kykladen,
Sporaden, Aegina rc., theils auf dem Festlande: an den
Westküsten Vorder-Asiens, am Pontos, dem thrakischen Cher-
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Der Alte Fritz. V 7 6-12.
131
berhaupt blieb Friedrich ganz im Geiste Lessings mild und duld-sam bis zum Tode. Als ein paar Herrnhuter ihn durch ein Schreiben bekehren wollten, sagte er: Man mu den Leuten hflich antworten; sie meinten es nur gut mit mir."
(10.) Erholung gnnte er sich so wenig wie sein Vater. Gern htte er eine Reise nach Italien gemacht, wenn die Gei nicht da grasen mte, wo sie angebunden ist".
In jungen Jahren schon hatte er geschrieben, der schnste Tag des Lebens sei der, an dem man es verlasse. Im Alter ergab er sich immer mehr seiner Pflicht und der Einsamkeit. Dennoch war er noch am Rande des Grabes eine innerlich frohe Natur und mehr als je der Held des deutschen Volkes. Ritt er nach einer Truppenbesichtigung in die Stadt ein, unaufhrlich den Hut abnehmend, dann waren, so erzhlt ein fremder Gesandter, Straen und Pltze gedrckt voll Menschen, alle Fenster voll, alle Hupter entblt"; und doch ,war nichts geschehen', sagte ihm auf seine Frage einer aus der Schar der ehrfurchtsvollen Tausende; nur ein 73 jhriger alter Mann, schlecht gekleidet, staubbedeckt, kehrte von seinem mhsamen Tagewerk zurck. Aber jedermann wute, da dieser Alte auch fr ihn arbeite, da er sein ganzes Leben an seine Arbeit gesetzt und sie seit 45 Iahren auch nicht einen Tag versumt hatte." Als der Arzt dem Greis die Reise nach Westpreuen verbieten wollte, erhielt er den Bescheid: Doktor, Er treibt Sein Geschft, ich das meinige; ich will bis zu meinem letzten Augenblick meine Pflicht als König tun."
(11.) Als Friedrich starb, rief ein schwbisches Buerlein: Wer soll nun die Welt regieren?" In den Htten des bayerischen Hochgebirges wie in den Blockhusern Amerikas hing das Bild des hagern Alten. Er hat zuerst wieder die Deutschen gelehrt, auf ihren Namen stolz zu sein. Solang ein Preuße lebt, wird Deutschland Verteidiger haben," schrieb er einst an seine Schwester. Er selber zwar schrieb und dichtete französisch; sein Umgang bestand auer seinen Ministem und Generalen fast ausschlielich aus Franzosen, und er bekannte, er spreche Deutsch wie ein Kutscher; Deutsch *ujl[cn fiel ihm schwer. So blieb dieser Mann mit seinem kerndeutschen Empfinden dem Volke..innerlich fremd, das ihm so unermelich viel ver-dankte. Auch die Musik eines Haydn und Mozart verstand er nicht, und während das deutsche Volk von Gtz" und Werther" erfllt war und dem Dichter der Ruber" zujubelte, beachtete er die neu aufblhende Dichtkunst nicht und wollte Wolfram von Eschenbachs wiederentdeckten Parzival in seiner Bcherei nicht dulden, sondern herausschmeien".
(12.) Dennoch sind unsere Dichter ihm gerecht geworden. Kl 0 pst 0 ck sang die Ode Heinrich der Vogler" ursprnglich auf ihn. Lessing zeigt in Minna von Barnhelm" die Gerechtigkeit des Knigs, der seine Offiziere
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Extrahierte Personennamen: Fritz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Mozart Wolfram_von_Eschenbachs Heinrich Lessing Minna_von_Barnhelm"
Extrahierte Ortsnamen: Lessings Italien Amerikas Deutschland
134
Zur Erweiterung: Preußen und Osterreich.
Rokoko mit Puder und Schnheitspflsterchen herausgeputzt und zum Menuett abgerichtet wurden, unbeschadet der Schlge, die eine gottes-frchtige Erziehung noch immer fr ntig hielt.
2. Auch am Hofe Karl Augusts herrschten durchaus brgerliche Formen, aber auch hohe geistige Bewegung. Wieland brachte das Streben nach Erforschung des Seelenlebens mit, Goethe und Herder den frommen Sinn fr die Schnheit und Wahrheit der Natur, der in dem von Goethe angelegten Park zu erquickendem Ausdruck gelangte, Schiller das Ver-stndnis fr der Menschheit groe Gegenstnde", alle aber den Geist einer reinen, unbestechlichen Kunst. Und dabei war diesen hohen Menschen auch der gewhnliche Arbeiter ein Gegenstand frsorglicher Teilnahme: Goethe sorgte als Minister fr den Schutz des Bauern gegen Wildschaden und Feuersgefahr; er selbst leitete gelegentlich, wie auch sein frstlicher Freund und der Herzog Karl Eugen von Wrttemberg, den Kampf gegen eine Feuersbrunst. Er brachte den thringischen Bergbau wieder in Gang und linderte die Not der Leineweber in Apolda; die Messerschmiede von Ruhla lieen ihre Erzeugnisse bis Breslau, ja bis Riga und Stockholm oertreiben. (Vgl. das Gedicht Ilmenau".)
3. Maria Theresia hatte ihrem Gatten, der sich gelegentlich als Gast bei Hofe" bezeichnete, sechzehn Kinder geboren; sie betrauerte ihn bis an ihren Tod. Glubig und tapfer ist die herrliche Frau gestorben, voll Gte und Pflichtgefhl bis zum letzten Augenblick. der Friedrich den Groen lernte auch sie billiger urteilen; ihr Gatte bewunderte ihn, ihr Sohn tauschte Besuche mit ihm. Joseph Ii. hat Friedrichs Arbeit an der Neugestaltung des deutschen Wesens rstig fortgesetzt und ergnzt: in Bhmen hob sich die Zahl der Schulkinder in zehn Iahren von 14000 auf 117000. Die Musik fand in Wien ihre Heimat: an Gluck, Haydn und Mozart sollte sich bald der Rheinlnder Beethoven reihen, dessen glhender Bewunderer, der Schauspieldichter Franz Grillparzer, ein Jahr nach Kaiser Josephs Tode geboren wurde.
4. Manchmal bereilte sich der menschenfreundliche Eifer Josephs Ii. und vergriff sich in den Maregeln, mit denen er vom Laster abschrecken wollte: ffentliche Zchtigung, Brandmarkung, Anschmiedung, Schiffe-ziehen. Sein besonnener Bruder Kaiser Leopold Ii. mute diese Anordnungen zurcknehmen.
Das damalige Geschlecht weltlicher und geistlicher Fürsten Deutsch-lands war den groen Denkern und Dichtern jener reichen Tage nicht unebenbrtig; die fhrenden Geister des Neu-Humanismus und der Aufklrung haben in unserem Volke die Krfte geweckt und gesthlt, deren es bedurfte, um die furchtbaren Strme der kommenden Zeiten zu berstehen und dann das neue Reich zu erbauen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Augusts Karl Augusts Wieland Goethe Goethe Schiller Goethe Karl_Eugen_von_Wrttemberg Karl Eugen Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Joseph_Ii Friedrichs Friedrichs Mozart Franz_Grillparzer Franz Josephs Leopold_Ii Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Osterreich Apolda Breslau Riga Stockholm Wien Josephs Deutsch-lands
Das Rittertum. V 3241.
41
lichen Turm, dem Bergfried", in dessen engen Rumen die Be-lagerten den letzten Schutz suchten. Solch ein Burgstall" war Waiblingen. In den grern Hofburgen" umfate der umfriedete Raum auch den Palas", das Herrenhaus, mit der Halle, die Wohn-rume, namentlich die Kemenate" fr die Burgfrau, die Kapelle und wohl auch einen zweiten Turm, von dem der Wchter Ausschau hielt, gewhnlich auch Brunnen und Burglinde. So auf der Wartburg. Den Eingang bildete ein gewlbter Gang mit Fallgitter und Pech-nase". Auerhalb der Zugbrcke lag ein uerer, mit Trmen und Zinnen befestigter Hof, den Wirtschaftsgebude und Gesinderume umgaben.
5. Dem Rittertum galt als Inbegriff standesmiger Gesittung das Mahalten, der Takt (diu m^e). Es pflegte auch das geistige Leben. Man zhlte sieben Rittertugenden: Reiten, Schwimmen, Bogenschieen, Fechten, Jagen, Schachspielen und Dichten. Seit der Ritterzeit dichtete man in deutscher Sprache. Das Nibelungenlied und die K u d ru n haben ritterliche Spielleute verfat und vorgetragen; die Dichter der hfischen Epen: Hartmann von Au, Wolfram von Eschenbach, Gottfried von Straburg waren Ritter wie auch der Minnesnger Walter von der Vogelweide, dessen Lieder Gott priesen und die schne Welt und das Vaterland:
Tiusche man sint wol gezogen,
rehte als enget sint diu wip getan.
4. Kaiser Friedrich der Rotbart.
1. Konrai) Iii. starb 1152 in Bamberg. Da sein Sohn Friedrich noch im Knabenalter stand, sandte er die Reichsinsignien an seinen Neffen Friedrich; er wollte verhten, da Heinrich der Lwe zum König gewhlt werde.
Friedrich I. war auch der Kirche willkommen, ein frommer Herr, der nach der Sitte der Zeit tglich zur Messe ging. Die Groen standen treu zu ihm. Als sich nach seiner Kaiserkrnung die Rmer emprten, weil sie die erwarteten Geldgeschenke nicht erhielten, verdankte er im Straenkampf sein Leben Heinrich dem Lwen; auf dem Heimweg retteten ihn in der Klause bei Verona derselbe Fürst mit dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, ein andermal nach der Sage der schwbische Ritter Hermann von Siebeneichen, der sich in des Kaisers Bett legte, um sich fr ihn ermorden zu lassen.
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Extrahierte Personennamen: Hartmann Wolfram_von_Eschenbach Gottfried_von_Straburg Walter Friedrich Friedrich Konrai Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_I. Heinrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto Hermann_von_Siebeneichen
I. Die Reformation in Deutschland.
1317 — 1335.
Geographisches Bild von Deutschland.
Vorbereitende Bewegungen.
A. Politisch-Weltliche:
I. Das K aiserthum liegt im Wendepunkt des Mittelalters
und der Neuzeit in den Händen des Habsburgers Maximilian I,
der, schon 1486 zum römischen König gewählt, von 1493 — 1519
regiert, seit 1508 mit dem Kaisertiteh, doch ohne päbstliche
Krönung.
Zwei noch ungelöste Aufgaben des Kaiserthums erbt Maxi-
milian von seinen Vorgängern: die Reform der Kirche und des
Reiches. Die erstere wird nicht von Oben, die andre nur unvoll-
kommen gelöst.
a. Persönliches und Hausmacht: Ein volksthümlicher
Fürst von ritterlich hohem, aber unstetem Geiste, in dem noch ein-
mal die Idee des römischen Kaiserthums deutscher Nation auf-
leuchtet: ins Weite strebend, für das Nahe und Nächste ohne die
nöthige Ausdauer, kein schöpfrischer Staatsmann. Kühner Jäger,
glänzender Turnierheld, tapfrer und erfindrischer Kriegsmann, doch
kein großer Feldherr; Sprachenkenner, Schriftsteller, den neuen
Humanitätsstudien zugethan. — Er vereinigt noch bei Lebzeiten
seines Vaters die Territorien der Steierschen und Tirolschen
Linie des Hauses Habsburg, gewinnt Oesterreich wieder den
Ungarn ab, erhält von-dem Ungarnkönig Wladislaus Ii 14911491
die Anwartschaft auf dessen Gesammtbesitz (Ungarn und Böhmen
mit seinen Nebenlündern) zugesichert. Vor allem aber gründet
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Oesterreich Ungarn Ungarn
48
Die kunstmüßige St)vif, ebenfalls in den ionischen Kolonien
entsprungen, beginnt mit der Elegie, deren Blüthezeit das 7.
und 6. Jahrhundert ist. Sie bildete sich nach Form und Inhalt
aus dem Epos heraus. Hauptelegiker: Kallinos, Tyrtäos
(s. S. 38), Mimnermos, Solon, Theognis u. a. — Alle
meist in Distichen dichtend und nur in Fragmenten (die größten
von dem Megarer Theognis) erhalten.
Andre metrische Formen, der iambische Trimeter, der tro-
chüische Tetrameter u. a. werden von Archilochos von Paros
(um 700), dem Haupt der meist in bitterer Satire dichtenden
la/ußoyqcicpoi erfunden.
Einen größeren Formenreichthum erhielt die Lyrik durch ihre
Verbindung mit Musik und Orchestik (Festchöre); Strophen-
bildung. Hauptträger dieser melischen Poesie, die gleichzeitig
mit der Elegie blühte: Alkman, Arion (von ihm nur ein
Fragment übrig), Alka io s von Mytilene, Sappho, Stesi-
choros aus Himera in Sicilien (der zur Strophe und Gegen-
strophe die enwdhj fügte, Anakreon aus Teos (s. S. 45).
Ii. Die Künste. Die Baukunst, Plastik und Malerei, vor
allem auch im Dienste der Religion thätig, ergänzen sich in
Griechenland, greifen in einander und wirken in der Regel zu
einer Kunstschöpsung zusammen. Die Malerei entwickelt sich
erst in der folgenden Periode. Der Hauptfortschritt zur archi-
tektonischen Kunstform lag hauptsächlich darin, daß man den ein-
fach-glatten Wänden des Gotteshauses Säulen (freistehende Stützen
zum Tragen der Decke und des Daches) hinzufügte — aus der
Verbindung dieser Säulen (im Aeußeren und Innern) mit dem
Tempelhause giengen alle späteren Formen des griechischen Tempels
hervor. Die einfach-ernste dorische und leichte und schlanke
ionische Säule; die korinthische Süulenordnung erst späteren
Ursprungs.
Die Plastik schritt von rohen Holzschnitzereien zu künst-
lerischer Gestaltung in Erz, Stein, Gold und Elfenbein fort.
Die Samische und Aeginetische Schule im 6. Jahrhundert
hervorragend.
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77
bulos: ein Angriff der .30 abgeschlagen: Thrasybulos marschiert
nach den: Piräus, besetzt Munychia, Kampf, Kritias fällt: Zwie-
spalt unter den 30, sie senden nach Sparta: Lysander kommt nach
Eleusis. Allein die Eifersucht der spartanischen Behörden gegen
diesen übermächtigen Parteiführer kommt den Athenern zu gut:
König Pausanias vermittelt einen Frieden, nach welchem Athen
seinen Bürgern zurückgegeben, Eleusis dagegen als autonomer
Staat den 30 eingeräumt wird. Diese Einrichtung ohne Dauer;
Überwältigung der 30 bei einem Versuch, die Gewalt in Athen
zurückzugewinnen; Eleusis mit Athen wieder vereinigt, die solo-
nische Verfassung hergestellt, eine Anlnestie (¿trj /uvrjaixaxfjattv)
beschlossen und gewissenhaft gehalten (403).
2. Wirken uitb Tod des Sokrates (469—399).
Die philosophische Forschung, welche mit Thales von
Milet begonnen, ist seit jener Zeit ununterbrochen weiter gegangen
und hat mehr und mehr zur Kritik, zum Zweifel an dem Ueber-
lieferten, besonders in: Gebiete der Religion geführt. In dieser
Beziehung wirkt auch der Krieg (ßlaioc ötdaonaloq Thuk.) zer-
störend und der Zwiespalt zwischen d em Ueb e rli eferten
und der neuen kritischen Erkenntniß tritt deutlich hervor
in den Komödien des Aristophanes (428 bis c. 388) und den
Tragödien des von ihm bekämpften Euripides (480—406).
Jener, obwohl Anhänger und Verfechter altathenischer Sitte,
macht doch die ganze Götterwelt seinem zügellosen Witze dienstbar;
dieser, Euripides, zeigt sich überall vom Geiste der Kritik, des
Zweifels, der Aufklärung, mit Einem Worte der Sophistik,
ergriffen. Unter den Vertretern dieser neuen sophistischen Richtung
Pr otagoras von Addern, Gorgias von Leontinoi, Prodikos
von Keos, Hipp ins: sehr ernste neben sehr frivolen Geistern:
ihr Gemeinsames ist ihre subjektive Richtung («Vdqwnog^¿tqov
änuvtcov), ihre kritische Stellung zum Ueb erli eferten („von den
Göttern kann ich nicht wissen, ob sie sind oder nicht sind" Prota-
goras), ihre praktische Tendenz, wornach sie Tugend, d. h.
in ihren: Sinn allseitige praktische Tüchtigkeit (und zwar
gegen hohen Lohn) zu lehren bemüht sind. Im Gegensatz zu
ihnen Sokrates, Sophroniskos Sohn, von einer inneren Stimme
(sein öai/.ioviov) zum Philosophieren d. h. zum Suchen der Wahr-
heit getrieben, von: delphischen Gott als der Weiseste der Hellenen
erklärt, wendet sich vom Geschäftsleben (Bildhauer), weiterhin
auch vom Staatsleben gänzlich ab der Philosophie zu: von dem
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12
ß. aus Nacht und Dunkel, nach Hesiods Lehre vom Chaos
und dem Eros; — aus dem Chaos Erde und Tartaros. —
Die Menschen nach dem gangbarsten Volksglauben erd-
geboren, Autochthonen. Sage von zwei Geschlechtern, einem
pelasgischen und hellenischen. Die letztere, die Denk a lions-
sage in Dodona (Epiros), Thessalien und am Parnaß heimisch.
Die Fluth: D eu k a li o n und P y r r h a, feilen und seine Söhne.
— Die vier Geschlechter oder Zeitalter. Ein andrer tief-
sinniger Mythus von der Entstehung und Belebung des Menschen-
geschlechtes die P r o m e t h e u s s a g e. H^o^d-ivg nvqcpóqog. Feuer
und Licht, Symbol des Geistes, ein Raub an der Gottheit.
Seine Strafe.
B. Die Götterwett.
Die ursprüngliche Naturreligion entwickelt sich durch Ueber-
tragung des Natürlichen auf das geistige Gebiet, und durch die
dichtende und bildende Phantasie des Volkes allmählich zum
Polytheismus. Das Maß der Göttergestalten ist die phan-
tastisch erhöhte menschliche Persönlichkeit (urdptonorpvetg). Weiter-
bildung und Umbildung durch die Poesie (über Homer und Hesiod
s. Herod. Ii, 53), die Kunst, endlich auch durch die Philosophie.
Nirgends sind sie zu reinen sittlichen Gestalten, zu wahrhafter
Göttlichkeit. Allmacht, Allwissenheit u. s. w. durchgebildet worden;
nur von Alter und Tod frei.
Mitten in diesen polytheistischen Vorstellungen ein dunkler
Trieb und Zug zur Wahrheit des Monotheismus, ein un-
bewußtes Suchen des aynoorog 9tog (Act. 17, 23): 1) in der
centralen Stellung des Zeus, des höchsten Gottes, des
nurrjq dvd'qwv re Ohov tí. ■— 2) Fn der Schicksalsidee
(j-iotqu, cu a a bei Homer), die indeß mehr bei Autoren (z. B.
Herodot und den Tragikern) als ün Volksbewußtsein lebendig ist;
3) in denk Begriff 6 d-tóg, wie er sich in der classischen Literatur-
periode oft neben ol dtol findet. Später suchte man in pan-
theistischen Lehren und in mystischen Instituten den Frieden
und Trost, den der Volksglaube nicht gewährte.
Die Wirkungskreise der einzelnen Götter sind nicht
überall streng geschieden; im Wesentlichen theilt sich die Götter-
welt nach den Elementen in Götter
a. des Himmels (ovquviot-j <Xl\d)ovo\v[.imoi, ol urto, vnuroi,
superi),
b. des Wassers, (A«A«W<o¿),
c. der Erde (/dovioi).
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47
Vii. Cultur.
Eine lebendige Phantasie und ein edler Formensinn bilden
vor allem die geistige Mitgift der Hellenen. Daher zeigt sich
schon in dieser ersten Periode ihr Beruf, durch die allseitige Dar-
stellung des Schönen das bevorzugte Kunstvolk für alle Zeiten
zu werden. Der Ausgangspunkt für die verschiedenen Kunstzweige
ist auch hier die Volksreligion, die Mutter alles höheren
geistigen Lebens.
I. Literatur. Wie jede Volksliteratur beginnt auch die
griechische mit der Poesie. Die Entwicklung der Prosa in
Philosophie, Geschichtschreibung, Redekunst gehört, wenn auch die
frühesten Anfänge der beiden ersten Gebiete schon vor die Per-
jerkriege fallen, der zweiten Periode an. Von den Grund-
formen der Poesie ist die epische die am frühesten kunstmäßig
ausgebildete, nach ihr folgt die Lyrik, zuletzt (erst in der fol-
genden Periode) die aus beiden sich entwickelnde dramatische.
Die epische ist vor allem die Dichtung des ionischen, die lyrische
als die universellste die des dorisch-äolischen wie ionischen, die
dramatische die des attischen Stammes, der zuletzt, wie im
Staat, so in der gesammten Literatur an die Spitze Griechenlands
tritt. Die altepische Poesie hat zum Stoff und Inhalt die Götter-
und Heroenwelt.
Homers in den ionischen Kolonien Kleinasiens um 900
v. Ehr. entstandenen Volksepen wurden zu allen Zeiten als die
erste Dichtung der Hellenen betrachtet, besonders in Athen, wo
man sie bei der gottesdienstlichen Feier der Panathenäen benutzte,
zur Anerkennung gebracht. Ihr großer Einffuß auf die Gesammt-
bildung des Volks wie auf die späteren Dichter.
Hesiodos, wahrscheinlich bald nach Homer dichtend, aus
Askra in Böotien (sein Vater aus Kyme Phrikonis), die Ueber-
lieferung über sein Leber: unsicher und sagenhaft. Nur das
Lehrgedicht'^/« y.ul rjfxsqui schon nach der Ansicht der Alten
unzweifelhaft sein Werk, doch vielfach interpoliert. Unter seinem
Namen gehen noch die Qioyovia und 1donig ‘Hqcmleovg (scutum
Herculis), andre seiner Werke sind verloren. —
An die homerischen Epen schließen sich 1) die s. g. homerischen
Götter-Hymnen, 2) die Kykliker an, welche die Sagenkreise
der Ilias und Odyssee weiter behandelten.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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68
der Vorläufer des Herodotos von Halikarnassos, der das
erste wirkliche Geschichtswerk auf hellenischem Boden schafft: Dar-
stellung des Kampfs der Hellenen und Barbaren, der in den
Perserkriegen gipfelt: geboren um 480, starb zu Thurioi in
Italien um 428. Außerordentliches Wissen verbunden mit ge-
sundem Blick und feiner Beobachtung, deren Richtigkeit in vielen
Fällen durch neuere Reisende bestätigt, einfache gefällige Dar-
stellung des auf vielen Reisen Selbstgeschauten oder sorgfältig
Erkundeten, poetischer und religiöser Sinn und verständiger
Patriotismus machen das Werk zu einer der wohlthuendsten Pro-
duktionen aller Zeiten. Die lyrische Dichtung zeigt den
großen Namen des Thebaners Piudaros (geb. 5^2, Ver-
herrlichung der Sieger in den nationalen Spielen, den olympischen,
nemeischen, isthmischen, pythischen): die dem perikleischen Zeitalter
charakteristische Form das Drama. Seine Entstehung; Zusam-
menhang mit der nationalen Großthat der Perserkriege: Aeschy-
los (525—456) kämpft bei Salamis mit; Sophokles (497—
406) unter dem Jünglingschor bei der Siegesfeier; Euri-
pides am Tag von Salamis geboren. Die Aufführungen au
den Dionysossesteu in dein großen Theater (erbaut 500) an
der Südostseite der Burg bilde:: einen Theil des Kultus; Preis-
bewerbung mit je einer Trilogie von 3 Tragödien, denen
ein Satyrspiel heiteren Charakters folgt. Ausstattung des Chors
Ehrenpflicht reicher Bürger. Den Stoff für die Tragödie:: bietet
der unerschöpfliche Schatz der Götter- und Heroensagen, mit
seltenem Hinübergreifen in die unmittelbare Vergangenheit (Aeschy-
los Perser, wo Beschreibung der Schlacht bei Salamis). Die
noch erhaltenen Stücke des Aeschylvs: der gefesselte Pronietheus,
Sieben gegen Theben, Perser, die Trilogie Agamemnon, Choe-
phoren, Enmeniden (Orestie), die Schutzslehenden; des Sophokles:
Antigone, Elektra, Oidipus Tyrannos, Oidipus auf Kolonos,
Aias, Philoktetes, Trachinierinnen. Mit den übrigen Künsten
in: Verein dienen sie, der Religion und ihrer mythologischen
Grundlage durch edle Form und tiefen sittlichen Gehalt Stütze
und Halt im Vvlksbewußtsein zu geben.
Die persönliche Stellung des Perikles in diesen: Staate be-
zeichnet Thukydides vollkommen mit den Worten: syiyvevo Xoyw
¡uh- 3rji-ioy-Qutiu., £(jytp c)x vno rov tcowtqv avdoog aq/rj.
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