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Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der
heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten
an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die
Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von
den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das
heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des
heimatlichen Dichters ab:
„Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten,
Hohe Bilder, himmlische Gestalten!"
(Nach F. W. Hackländer u. a.)
Die Überschwemmungen des Wits.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter
einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar
haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei
keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen
sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der
Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur
Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien,
herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom
den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt
nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts
der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des
Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie
er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das
höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta
heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche
der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer
als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be-
völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen
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Extrahierte Personennamen: F._W._Hackländer Augusts
— 307 —
Vergegenwärtigt man sich die Bedeutung des Nils für Ägypten,
dem außer dem Strome weder Brunnen noch Bach noch Regen die
feuchte Labung spenden, so begreift man wohl die seit ältester Zeit
fortgeerbte Verehrung des Flusses. Im Altertum wurde ihm von
den Ägyptern ein tiefsinniger Kultus der Dankbarkeit gewidmet, und
heutzutage blickt der Fellah mit freudigem Stolz auf den Strom,
den er „Vater des Segens" nennt. (Nach H. Masius.)
Die Karawanen der Sahara.
Die meisten Wüstenvölker stehen sich feindlich gegenüber; daher
kann der Reisende, welchen Wissensdurst oder Gewinnsucht durch die
Wüste treibt, nicht eigener Krast vertrauen, sondern ist gezwungen,
einer Gesellschaft sich anzuschließen. Jede bedeutendere Grenzstadt
der Wüste hat ihre „Karawanserei", die Herberge, Warenniederlage
und den Sammelplatz für die ankommenden und abgehenden Kara-
wanen (vgl. Bild 71, S. 199). Die Vorsteher der Maultier- und
Kameltreiber setzen hier den Abgang der Züge nach Bedürfnis fest.
Ist der Tag des Aufbruches gekommen, so stellen sich die erfahrensten
Kameltreiber, welche schon oft die Reise gemacht haben und jede Oase,
jeden Brunnen genau kennen, an die Spitze. Unter dem Geleite
von Arabern oder von Mauren oder auch von Beduinen (vgl. Bild'62,
S. 185), durch deren Land die Karawane geht, betreten die Reisen-
den wohlgemut die Wüste.
Die Karawanen ziehen von Süd nach Nord, von West nach
Ost stets dieselben, durch die Natur vorgeschriebenen Bahnen; denn
im Sandmeere bilden die Oasen die unveränderlichen Hafenplätze,
denen der Reisende auf dem Kamel, „dem Schiff der Wüste", ent-
gegensteuert. Eine Quelle bildet uach ihrer Mächtigkeit und Lausläuge
eine größere oder kleinere Oase. Trefflich gedeiht hier die Dattel-
Palme, welche den Regen scheut, aber den Fuß stets in Nässe baden will.
Die Länge einer Tagereise richtet sich nach den Lagerplätzen.
Gewöhnlich beträgt sie 30—40 km, dehnt sich aber in wasserarmen
oder durch Räuber unsicher gemachten Gegenden auch auf 60 km
aus. Zuweilen wird bei großer Hitze am Tage gerastet und in der
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179
24. Die Wüsten Afrikas.
Einen schönen und ernsten Anblick gewähren die Ebenen
im Innern von Afrika. Gleich der weiten Fläche des stillen
Oceans hat man sie erst in neuern Zeiten zu durchforschen ge-
sucht. Kein Thau, kein Regen benetzt diese öden Flächen
und entwickelt im glühenden Schoos der Erde den Keim des
Pflanzenlebens. Denn heisse Luftsäulen steigen überall auswärts,
lösen die Dünste und verscheuchen das vorübereilende Gewölk.
Heerden von Gazellen, schnellfüssige Strausse, dürstende Pan-
therthiere und Löwen durchirren in ungleichem Kampfe den
unermesslichen Raum. Rechnet man ab die im Sandmeere un-
entdeckten Gruppen quellenreicher Inseln , an deren grünenden
Ufer die nomadischen Volksstämme schwärmen ; so ist der übrige
Theil der afrikanischen Wüste als den Menschen unbewohnbar zu
betrachten. Auch wagen die angränzenden gebildeten Völker sie
nur zu gewissen Zeiten zu betreten. Auf Wegen, die der Handels-
verkehr seit Jahrtausenden unwandelbar bestimmt hat, geht der
lange Zug von Taffilet bis Timbuctu, oder von Fezzan bis Darfur;
kühne Unternehmungen, deren Möglichkeit auf dem Dasein des
Kameels beruht, des Schiffes der Wüste, wie es die alten Sagen
der Ostwelt nennen. Humboldt.
25. Die Sieger.
An der Westküste von Afrika und weiter hinein in dem
Inneren dieses Erdtheils wohnen Menschen, ganz schwarz vor
Hautfarbe, die gar sonderbar absticht gegen ihre hochrothen,
aufgeworfenen Lippen. Der Rau ihres Kopfes hat viele Eigen-
thümlichkeiten, wodurch er sich von andern Menschenstämmen
unterscheidet. Die Nase ist platt gedrückt und aufgestülpt, die
Rackenknochen und die Kinnladen stehen sehr weit vor, die
Stirne hingegen ist flach und zurückgedrängt, das Haar aber
schwarz und krauss, wie starke Wolle. In ihrer Geistesbildung
stehen diese Neger grösstenteils noch sehr tief. Ihre Religiös
ist ein Gewebe des sinnlosesten Aberglaubens. Sie leben mei-
tentheils nur in Hütten und Höhlen , und von Künsten und Ge-
schicklichkeiten wissen sie nur wenig. Aber dennoch sind sie
glücklich und zufrieden in ihren Thälern, an ihren Flüssen,
wenn sie nur nicht gestört werden. Sie brauchen wenig, und
was sie brauchen, gibt ihnen die Natur und lässt sie keine Notfa
leiden. Da zimmern sie sich Kähne aus starken Baumstämmen^
befahren damit die Flüsse, holen sich Fische zur Nahrung, und
Korallen , Perlen und Muscheln zum Putz für ihre Frauen und
zum Tausch im Handel anstatt unseres Geldes. Oder sie geheia
mit Pfeil und Bogen auf die Jagd, erlegen ein Wild für de»
Hausbedarf und daheim sitzt das Weib, besorgt das Haus und
verfertigt Kleider und Putz für die Familie.
12*
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Aegypten.
33
gegen Ende Oktobers kehrt er wieder in sein Bett zurück und zwar in
kürzerer Zeit, als er angeschwotten ist und hinterläßt die Felder getränkt
und zollhoch mit einem fetten Schlamme überzogen. Nun wird gesäet
und gepflanzt; Getreide und Hülsenfrüchte aller Art, Sesam, Melonen,
Baumwolle u. s. w. wachsen bei der großen Sonnenwärme in dem
feuchten und fetten Boden schnell heran und reifen frühe, so daß der
Aegypter zweimal ärnten kann, ohne auch nur die Hälfte der Arbeiten ver-
richten zu müssen, welche bei uns dem Landmanne so manchen Schweiß-
tropfen auspressen. Diesen wohlthätigen Nil verehrten die alten Aegypter
göttlich und glaubten, er entspringe in den Wohnungen der Sonne; sein
Anschwellen und Zurücktreten wurde mit Festen gefeiert, bei welchen
der sonst düstere Aegypter sich dem Ausbruche seiner Lust zügellos
hingab. Regelmäßig tritt der Nil aus und wieder zurück; regelmäßig
folgen Saat und Aernte; die Sonne wird fast nie mit Wolken umhüllt,
sondern strahlt immer mit blendendem Glanze; Gewitter sind außer-
ordentlich selten, nur Unterägypten kennt Landregen. So wenig als
die Jahreszeiten sieht der Aegypter Berg und Thal, Wald und Feld,
Anger und Wiese mit einander abwechseln; zwischen nackten Felsrücken,
hinter denen der Wüstensand in der Sonnenhitze glüht und durch die
Verdünnung der Luft wirbelnde Stürme erzeugt, ist sein viele hundert
Stunden langes Thal eingeschnitten, welches jährlich einmal von dem
Flusse unter Wasser gesetzt, nachher aber zum Saat- und Aernte-
feld wird. So waren auch die alten Aegypter ein wunderbares Volk,
einzig in seiner Art, wie sein Land. Noch waltet über ihre älteste
Geschichte ein tiefes Dunkel, das vielleicht durch die Erforschung der
Denkmale anfgehellt wird, deren sie mehr als jedes andere Volk der
Erde hinterlassen haben. Aus den einbalsamirten Leichen, die in unzäh-
ligen Felsengräbern millionenweise aufbewahrt liegen, ergibt sich, daß
die Bevölkerung des alten Aegypten aus drei Menschenschlägen bestand,
die aber in einander übergingen, wozu wir in den amerikanischen Mestizzen
und Mulatten und deren Unterabtheilungen ein Seitenstück sehen. Ein
Theil der Aegypter war von Heller Farbe und gehörte offenbar dem soge-
nannten kaukasischen Stamme an; ein anderer war dunkler, aber schlicht-
haarig und bildete den Uebergang zu einem negerähnlichen Schlage, der
aber doch das wollige Haar des Negers nicht hatte und ebenso wenig
dessen ganze Schädelbildung und aufgeworfene Lippen. Dies ist ein
deutlicher Beweis, daß Aegypten einst von dunkelfarbigen Volksstämmen
bewohnt wurde, unter denen sich ein hellerer niederließ, der sich die Herr-
schaft des Landes aneignete, während er den alten Einwohnern von
seiner Bildung mittheilte. Woher aber diese Einwanderer gekommen,
ist noch immer nicht sicher erforscht. Eine Meinung läßt sie über die
Landenge von Suez hinziehen, nach einer andern sind sie den Nil herunter
Bumüller, Gesch. d. Alterth. 3
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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149
können, wiewohl manche Oasen nicht viel besser erscheinen, als
unsere dürren Heiden in Europa. Sie geben aber dem Handel
Nordafrikas seine Richtung und sehen jedeö Jahr dieselben Völker
sich an denselben Standorten aushalten und dieselben Waaren
weiter bringen. Das Kameel ist das Schiff der Wüste, indem
dieses Thier allein es dem Menschen möglich macht, diese furcht-
bare unermeßliche Wüste zu durchreisen, doch würde selbst dies
Thier unterliegen, böte nicht die Wüste auf gewissen Zwischen-
stationen Brunnen und Oasen dar, deren karge Gaben den Men-
schen und sein Kameel vor dem Verschmachten bewahren, und die
Wüste selbst gewissermaßen bewohnbar machen, da die schwache
Bevölkerung, der Sahara aus diesen Oasen ihren Lebensunterhalt
und Ruhepunct findet, um die Wüste zu durchziehen.
Die Reisenden, welche die Sahara durchwandern, vereinigen
sich in großen Gesellschaften, vorzüglich zur Betreibung deö Han-
dels, welche Karawanen heißen und von einigen Hunderten bis zu
mehreren Tausenden steigen. Kleinere Karawanen bestehen meist
aus ein Paar hundert Personen mit 1000 bis 1500 Kameelen. Die
großen Karawanen haben zuweilen 16,000 bis 20,000 Kameele bei
sich. Jede Karawane hat ihre Führer. Die Richtungen und Wege,
welche die Karawanen seit Jahrtausenden einschlagen, heißen
Karawanenstraßen. Die Natur selbst hat sie durch Reihen von
Quellen und Brunnen, die sich in der Wüste in gewissen Zwischen-
räumen zerstreut finden, vorgezeichnet und sie sind oft so betreten
und durchwandert, daß der Boden selbst sich ihnen angebildet zu
haben scheint, und die Karcwanenführer die 'Straßen am Gerüche
deö Bodens unterscheiden. Oft ereignet es sich, daß Karawanen
bei einem Brunnen zusammentreffen, das Völkerrecht der Wüste
bringt dann mit sich, daß die Karawane, welche bereits einige
Tage geruht hat, aufbreche, und den Ankömmlingen den Lagerplatz
räume. Kommen sie jedoch zugleich bei einem Brunnen an, so be-
hauptet für das Nachtlager die zuerst angekommene den Brunnen,
wenn sie stark genug ist, daß die andere es nicht zu versuchen
wagt, das Recht des Stärkeren geltend zu machen. Oft gibt es
hitzige, selbst blutige Kämpfe um das Wasser. Ost versiegt plötz-
lich ein Brunnen, der Jahrhunderte lang geflossen; tu diesem Falle
geräth die ankommende Karavane, die darauf rechnete, in die
äußerste Noth. Da werden dann Kameele geschlachtet, um durch
ihr Blut und den Wasservorrath, den sie in einem Behältnisse des
Magens haben, das Leben bis zur nächsten Wasserstelle zu fristen.
Nicht selten verschmachtet eine Karavane in der Wüste und findet
den schrecklichsten Tod, der unvermeidlich ist, wenn zu dem Mangel
des Wassers ^uch noch Sandftürme kommen, die oft eine Karawane
vernichten. So erzählen die Britischen Reisenden Danham, Clap-
parton und Oudney, welche 1822 die Wüste durchreisten, daß sie
ein Sandsturm in der Wüste überfiel, der ihnen eine deutliche
Vorstellung von der furchtbaren Wirkung dieser Winde gab. Er
hob den seinen Sand, der den Boden bedeckt, so daß die ganze
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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254
bäume. Hier liegt auch die Kaffeestadt Mokka. Das fruchtbare Land setzt sich
noch eine beträchtliche Strecke an der Küste des rothen Meeres entlang
fort. Allmählig aber tritt der Wüstencharakter wieder mehr und mehr hervor,
bis am Ende die Hügel und Zwischenterrassen, auf welchen die heiligen Städte
der Muhamedaner, Mekka und Medina, stehen, da, wo sie nicht unmittel-
bar von Quellen bewässert werden, ganz unfruchtbare Einöden sind. Mit
brennendem Sande beladen, streicht der Südwind über diese versengten Gegen-
den hin. Im Norden umgürten Berge die Hochebene, und die Halbinsel zwi-
schen den Meerbusen von Akabah und Suez wird von den Berggruppen
des Sinai und Horeb ausgefüllt. Die Gruppe des Sinai ist reich an
Quellen und frischem Grüne und der Sinai selbst ist von hohen, im Winter
mit Schnee bedeckten Bergen umgeben. An ihrem nördlichen Ende liegt die
15 Meilen lange und 6 Meilen breite Wüste, welche die Israeliten 40 Jahre
lang bewohnten. Sie ist mit langen Reihen hoher, unfreundlicher Felsen be-
deckt, die in tiefe Klüfte zerborsten sind. Wunderschön ist die Reise vom Sinai
nach Akabah durch das Thal des Lenzes; aber die Gegend von Petra selbst
ist ein grauenhaftes Gewirr schwarzer und brauner Berge. Sie besteht in
einem beträchtlichen, von Felsen eingeschlossenen Becken mit Klüften und Eng-
pässen in den Abgründen. Die Hauptstraße ist ziemlich eine Stunde lang zwi-
schen senkrechten 100—700 Fuß hohen Felsen eingeklemmt, die oben so nahe
zusammentreten, daß nur ein schmaler Streifen Himmel oben noch durchschei-
nen kann. Mitten durch die Straße läuft ein Wasser, das einst ein ansehn-
licher, reißender Fluß gewesen sein muß, und die steilen Felsen sind in tau-
sende von ehemals bewohnten Höhlungen ausgearbeitet. Wafferleitungen,
Cisternen, Stufenwege, Theater und Tempel bilden wunderbare Denkmäler
des Alterthums. Das ganze steinige Arabien, das Edom der heiligen
.Schrift, bietet einen Anblick der abschreckendsten Oede dar.
26. Jerusalem.
In vormaliger Zeit galt Jerusalem für eine der schönsten Städte des
Morgenlandes. Schon als Abraham lebte, war der Ort berühmt und hatte
damals den Namen Salem (d. b. Frieden); nachdem David die Stadt den
Jebusiten abgenommen, nannte dieser sie Jerusalem (d. h. Angesicht des Frie-
dens). Er machte dasselbe zur königlichen Residenz und zur Städte des allge-
meinen Gottesdienstes, indem er die Bundeslade dahin versetzte. Seitdem
ward Jerusalem auch die heilige Stadt genannt. Es lag aus einem Gebirge,
zu welchem man sechs Stunden weit fortwährend Hinansteigen mußte, weß-
halb in dem alten, wie neuen Testamente auch immer von einem Hinaufgehen
gen und Hinabsteigen von Jerusalem gesprochen wird.
Die Stadt breitete sich nach und nach über vier Hügel aus, von denen
die bekanntesten den Namen Berg Sion und Moria haben. Jener lag am
südlichsten und war eine runde steile Höhe, deren nördlicher Abhang allmählig
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Extrahierte Personennamen: Petra Abraham David David
63
Grabeueinbruch eine Tiefsenke (Depression) mit Schotts bildet; der Nord-
rand aber, das Tell, setzt sich als 9itf1 vor dem Marokkanischen Atlas
her bis an die Straße von Gibraltar fort (vgl. S. 91 o.).
2. Die Sahara (s. U. 91) enthält in' der Mitte Gebirgsland-
schaften: Tafelländer, Berggruppen und besonders eine Kette in der
Richtung Nw— So, die in Tibesti zu halber Mont Blanc-Höhe an-
steigt. Im W senkt sie sich, z. T. als Sandwüste, nach dem Atlanti-
schen Ozean zu und birgt dort Flußbetten, die sog. Wadi's, - mit unter-
irdischem Wasser von den Gebirgsgegenden her. Im 0 ist die Libysche
Wüste b äußerst sandig und großenteils ganz wasserlos; bis ans Rote
Meer endlich reicht die Wüstenplatte, in die der Nil seinen Lauf ein-
gegraben hat. Namentlich in der Mitte giebt es ausgedehnte Sandftein-
plattenb die fog. Hammada's shammada), deren Oberfläche durch die
Abwechselung von Tageshitze und Nachtkälte in größere und kleinere,
scharfkantige Stücke und Stückchen zerspringt; ° ans diesen entsteht unter
Mitwirkung des Windes (vgl. 11 40) der Wüstensand, der an anderen
Stellen zu sog. Dünen1 * * 4 5 6 7 aufgehäuft wird, die unter der Gewalt des
Sturmwindes ihre Gestalt verändern und fortzurücken scheinend
Auf dem Vorhandensein unterirdischen Wassers, das — oft von
Gebirgr Mg- 6.
weit entfernten Gebirgen herstammend — in Einsenkungen zu Tage
tritt (vgl. Fig. 6) oder erbohrt wird, beruht die Anbaufähigkeit und
1 Die Namen hängen vielleicht mit den lateinischen Wörtern tsttrrs (= fruchtbare
Erde) und ripa (— Küste) zusammen. Die Bezeichnung „Rifpiraten" bedeutet aüv marvkka-
nische Seeräuber und hat mit Riffen in unserem Sinne nichts zu schaffen. Vgl. die Karten
der Pyrenäen- und der Apennin-Halbinsel (auch der Größenverhältnisse halber).
* Vgl. M„ S. 30. Anmerk 3.
^ Vgl. S. 58, Anmerk. 5.
4 Aus der Kreidezeit, s. o., S, 62, Anmerk. 5, oft mit einer dunkleren Schicht von
Brauneisenstein überdeckt.
5 Eine andere Art der Verwitterung als die U. l6 erwähnte. Vgl. den Vorder-
grund des Bildes von 8., Anhang 4; es stellt eine Gegend am 0-Rande der
Libyschen Wüste dar.
Ein Ausdruck, der sonst nur für die Meeresküste gebräuchlich ist (f. 11. 35).
7 Der aufgewirbelte Sand verschüttet zwar nicht ganze Karawanen, verdeckt
aber Wasserstellen und Wegspuren und bringt so den Wüstenreisenden Vernichtung.
Im 0 heißt der heiße, trockene Wüstensturm Samum sßamums.
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
534
Afrika
— d as Land.
nicht Sandmeer, da betritt der Fuß entweder harten Salzthon, oder —
was noch schlimmer — nacktes, von der Sonne noch mehr erhitztes Gestein,
das oft in meilenweiter Ausdehnung ununterbrochen zu Tag tritt und an
manchen Stellen der Sahara erst in mehreren Tagereisen zu überwinden
ist. Hie und da ragen aus der Hamada — so werden solche Stein-
wüsten genannt — die Felsblöcke hoch und in den wunderlichsten Gestal-
tungen hervor. Ungefähr in der Linie von Tripoli an den Tsadsee
zieht sich eine verschieden gestaltete Erhebung des Bodens, wodurch das
ganze Gebiet in die eigentliche Sahara, (im W.) und in die wahr-
scheinlich bedeutend tieserliegende Libysche Wüste (im O.) getheiltwird.
Sie erhebt sich steilrandig über der Küstenebene von Tripoli unter dem
Namen Ghariau-Gebirge (Kasr Ghariau 517 m., der Toescheh-
Gipfel bei 700 m, der Teknt - Gipfel 851 m.)l daran schließt sich, durch
einzelne tiefer liegende Thäler unterbrochen (z. B. die Wadi Semsem
ca. 160 m-), die Hamada von Tripoli, ein ca. 400 m. hohes wüstes
Tafelland, dem nach So. hin die parallelen Bergketten des Harudfch el
Assuad und Harudsch el Abiad (schwarzes und weißes Gebirg) auf-
gesetzt sind. Noch höher liegt die vielfach eingetiefte und deshalb oasenreiche
Hochebene von Fessan (Mursuk 456 m.) Nach Sw. streichen mächtige
Hochflächen und Gebirge (Wadi Adschundscher 900 in.), die in dem
Plateau des Stammes Ahaggar (unterm Wendekreis) enden (hier der
Gipfel Tahat 2600 m.). Südl. davon bildet das Gebiet von Asben
oder Air ein Gebirgsland mit seltsam geformten Bergen, die bis zu 1600 m.
sich erheben und von denen in der Regenzeit mächtige Bergwasser herab-
stürzen. Die kürzeste Karawanenstraße*) von Tripoli nach Kuka am
Tsad führt über Murfuk, das Tümmogebirg (Brunnen Tümmo
545 m.) und von da südwärts am Ostabhang eines steilen Felsgebirges
hin, das Paßhöhen von 625 m. und Gipfel von 900 m. aufweist und bis
zur Oase Bilma (305 m.) sich erstreckt. Östlich dieses Weges erhebt sich
in der von Dr. Nachtigal unter unsäglichen Beschwerden und Gefahren be-
suchten Tibbnlandschast Tibesti oder Tu das Asssi- und das von Nw.
—So. streichende viel bedeutendere Tarsogebirg mit wohlbewässerten
Thälern (z. B. Ennert Znar, Enneri Bardai), der berühmten Therme
Isrik« und ansehnlichen Gipfeln (z. B. dem Tufiddz 2401 w., an dessen
südöstl. Abhange eine 50 m. tiefe, 3—4 Stunden im Umfang haltende Nat-
*) Auf welcher u. a. Reisenden auch Vogel (1853),und Rohlfs (auf seiner großen
Tour von Tripoli nach Lagos am Gnineagolf 18^/e?) an den Tsad zogen,
und in letzter Zeit Dr. Nachtigal, der bekanntlich Geschenke des Deutschen Kaisers
an den Sultsu von Bornn, Scheich Omar, zu überbringen hatte und sich gegen-
wärtig, uach einer an Mühen und Gefahren, wie an Erfolgen reichen Reise in B a -
girmi, südöstl. vom Tsad, aufhält.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Afrika — das Land.
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Tongrube.) Nach spätern Beobachtungen und Erkundigungen desselben
Reisenden in Vorku (südöstl. von Tu) scheint dieses Gebirg sich weiter
nach So. zu erstrecken (wo der Kussi, der, wie der Tustdde, einen mäch-
tigen Krater besitzt und sich zweier Thermen erfreut) und in einem riesigen
Bogen von Tu bis uach Darfur im O. zu reichen, wo es vielleicht mit
dem Centralgebirge Marr ah dieses Landes in Verbindung steht. —
Diese und andere Berge und Berggruppen der Wüste sind meist ohne
Humusdecke; sie stehen da arg zerklüftet, in der Farbe ihres Gesteins, hier
röthlich, dort grau oder blendendweiß, auch ganz schwarz (wie die Harudsch-
berge nordöstl. von Mursuk).
Ein so widerwärtiges Land I Und doch wird es — und wurde es schon vor alter
Zeit — von Karawanen durchzogen, um Elfenbein, Goldstaub, Straußfedern, besonders
Sklaven an die Küsten des Mittelmeers zu bringen, und wiederum Waaren allerlei Art,
nebst dem Salz der Wüste selbst, zu den Völkern des Sudan. So vermag das Han-
delsiuteresse Wege durch die Wüstenei ausfindig zu machen, und das einzig dazu taug-
liche Thier, das Kamel, nämlich das Dromedar, bietet seine Dienste dazu an. Es gibt
denn wirklich mehrere Straßen,*) manche auch sich kreuzende, durch die ganze Breite
der Sahara, wo entweder daliegende Gebeine gefallener Kamele und Sklaven — denn
von diesen Unglücklichen, die in der Karawane zu Fuß, durch Stricke aneinander ge-
hängt und mit Lasten bepackt einher Waden müssen, kommt stets eine große Zahl um —
oder hervorragende Felsen oder bekannte Schluchten und Wadis die Wegweiser sind;
und wo es an Markzeichen fehlt, muß der Wüstenreiter, wie der Schiffer auf dem
Meere, zu Compaß und Gestirnen seine Zuflucht nehmen. Dies letztere ist um so
nöthiger, da man der Kühlung halber immer einen Theil der Nacht znm Marsch ver-
wendet und für die heißesten Stunden des Tags wo möglich einen Ruheplatz zu er-
reichen sncht. Im Mai 1850, wo Barth sich noch in den nördlichen Gegenden der
Sahara befand, stieg die Wärme anf 32, im Juni südwestlich von Mursuk auf 35,
einmal auf 36° R. im Schatten. Nun denke mau sich auf eine schattenlose Hams-da!
„3n Nubien, sagt der Araber, ist die Erde Feuer, der Wind Flamme."
Nur die Nächte gewähren Erfrischung, doch leicht eine gefährliche, indem die Kühlung
zur Kälte, der erquickende Thau nicht selten zum Reif wird, und so in 24 Stunden die
grellsten Gegensätze der Temperatur stattfinden können. Nach einem sehr heißen Tage
beobachtete Barth am andern Morgen nur 4 Grad.
Zu den kleineren Plagen, die den Europäer und selbst den Afrikaner in der Wüste
erwarten, kann mau die optischen Täuschungen (Luftspiegelungen) rechnen, die der
bekannten Fata Morgana der Meerenge von Mefsiua ähneln; oft wähnt der ermüdete,
*) Außer den bereits genannten Karawanenwegen seien als wichtigste noch er-
wähnt: die von Kano und Sökoto (in den Haussasta aten, links des untern
Quorra) über Asben und Rhat (Gh at), und von da entwederüber Rhadämes
(Ghadämes) oder über Mursuk nach Tripoli; die von Timbukiu über Tandeni
und Bel Abbas nach Mogadür in Marokko, wegen Wassermangels die beschwer-
Uchste aller; die von Tibesti über Bilma und Agsdes (in Asben) nach Asanad
und Timbuktu.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]