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1. Teil 2 - S. 42

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42 § 22. Afrika im allgemeinen. worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum- wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt- Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand. Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner, geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon 300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für den deutschen Handel. Afrika. §22. Afrika im allgemeinen. N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. — W. Kap Verde 342/15. 1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill. qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch- stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd- teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck. Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen. 2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal- Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum heutigen Tage wenig zugänglich. 3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er- Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen *) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich« tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.

2. Teil 2 - S. 49

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 24. Der Sudan. 49 3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen- wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut; die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr geschickt in manchem Gewerbe. 4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte. a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober- guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab- schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste. Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank- reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger, wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet, aber ohne feste Ordnung. d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis. An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi und Öl. c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben. In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe (oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen, Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4

3. Teil 2 - S. 57

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. 57 2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch- Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen- land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar, dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor- gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland, so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu seiner Mündung beibehält. W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor- gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um- geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich. Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo. 3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge- langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts- temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter herrscht besonders Trockenheit. 4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder. Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal, Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger. Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.

4. Teil 2 - S. 60

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 § 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. Hl* Deutsch-Kamerun. 1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun, das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be- ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da- mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung dem Deutschen Reiche fast gleich. 2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel- fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn- blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be- deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht, schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch- land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an. 3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen, Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über- wiegend. Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl, Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und Handel sehr. 4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.

5. Teil 1 = Grundstufe B - S. 37

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 37 Deutsche Faktorei am Kamerun. Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be- völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen. Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge, das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen. Der Sitz der Regierung ist Bn-ea. Ii. Mittelafrika. Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten- teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich, mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum- riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd- amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der

6. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 12

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
12 Sechste Periode. Von 1648 — 1789. — Erster Abschnitt. Von 1648 — 1740. Stellen käuflich und vererbungfähig waren, und der Provinzial- I Verwaltung schritt Richelieu ein. Durch die Einsetzung von Inten- i danten, die nur von der Krone abhängig waren, wurde die Yer- js waltung völlig centralisiez. In der Folge wurde freilich diese [ schroffe Centralisation und die Vernichtung aller kommunalen Frei- j; heiten verhängnisvoll. Dasselbe Streben nach Centralisation offen- I hart sich in der Stiftung der Académie française (1635) \ der 1 obersten Behörde in Sachen der Sprache und des Stils. Richelieu I starb 1642. Zu seinem Nachfolger hatte er den Kardinal Maza- I rin (Giulio Mazarini) empfohlen, der auch nach Ludwigs Xiii. I Tode für den minderjährigen Ludwig Xiy. (1643 —1715) unter | Zustimmung der Königin-Witwe Anna, der Tochter Philipps Iii. ' von Spanien (Anne d’Autriche), die Regierung führte. Noch ein- | mal versuchte ein Teil des Adels, in seltsamem Bunde mit dem I über den Steuerdruck empörten Pariser Volke, eine Erhebung | gegen Mazarin d. h. gegen die absolute Monarchie (der Krieg der 1 Fronde); aber sie endete nach Mazarins zeitweiliger Flucht mit 1 der Herstellung des unumschränkten Königtums. Wenn sich der I Minister auch mafslos bereicherte, so war es andrerseits eine That 1 der Selbstlosigkeit, [dafs er, darin eines Sinnes mit Anna, einen Ehebund Ludwigs Xiv. mit einer seiner Nichten Olympia1 2 oder! Maria Mancini nicht zuliefs, sondern des Königs Vermählung mit i Philipps Iv. von Spanien Tochter Maria Theresia vermittelte, die i dabei auf ihre Erbansprüche an die spanische Monarchie verzieh- 1 tete. Nach Mazarins Tode (1661) übernahm Ludwig Xiv. selb- jj ständig die Regierung. 2. Die drei Raubkriege Ludwigs Xiv. und Frankreichs i Vorherrschaft in Europa. a) Der Devolutionskrieg gegen Spanien (1667 — 68). Noch I zu Lebzeiten Mazarins hatte Frankreichs Stellung Deutschland ; 1) Heute besteht das Institut de France aus 5 Sektionen: 1) der Acad. | française von 40 Mitgl. ; ihr Hauptwerk ist das Dictionnaire de l’Acad. ; 2) der f Acad, des inscriptions et belles-lettres; 3) der Acad, des sciences, beide von ! Colbert geschaffen; 4) der Acad, des beaux arts; 5) der Acad, des sciences 1 morales et politiques. 2) Sie heiratete später den Grafen Eugen von Savoyen - Soissons und f; wurde die Mutter des Prinzen Eugen von Savoyen.

7. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 26

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
26 Sechste Periode. Von 1648 —1789. — Erster Abschnitt. Von 1648 —1740. Schranken. Darin liegen demgemäfs die Zielpunkte der russischen ] Politik. Die Befreiung vom tatarischen Joche begann Grofsfürst ] Iwan (d. i. Johann) Iii. Wassiljewitsch am Ende des 15. Jh. von 1 Moskau aus, das nun der Mittelpunkt des Reiches wurde, dessen Bildung im 9. Jh. von Nowgorod, dann von Kijew aus begonnen hatte; zugleich beseitigte er die Teilfürstentümer und legte den Grund zur Reichseinheit. Sein Enkel Iwan Iy. „der Schreck- j liehe“, der erste „Zar“, der entsetzlichste Wüterich den die Welt I gesehen, begann doch mit der Europäisierung des Landes; er zog 1 fremde Kaufleute und Handwerker hinein, in Archangelsk wurde ] «ine englische Handelsniederlassung gegründet. Nach dem Tode j seines Sohnes Feodor I. (1598), mit dem das Haus Rurik erlosch, folgte eine Zeit wilder Thronkämpfe und völliger Anarchie (drei j falsche Demetriusse), in der Rußland eine Beute Polens werden zu sollen schien, bis die Erhebung des jungen Michael Feodoro- witsch Romanow (1613) geordnetere Zustände herbeiführte. Von den Kindern seines Sohnes Alexei aus erster Ehe Feodor Iii., Iwan Y. und Sophie starb der erste bald, und da Iwan blöd- j sinnig war, erhoben Geistliche, Adel und Volk den 10jährigen j Peter, Alexeis Sohn aus seiner zweiten Ehe mit Natalie Na- ryschkin, zum Zaren (1682); aber die ehrgeizige Sophie zwang I ihn durch einen Aufstand der Strelzy, einer privilegierten Garde 1 wie die Prätorianer und Janitscharen waren, die Regierung mit I Iwan zu teilen, während sie selbst Regentin wurde. Doch 1689 gelang es Peter mit Hilfe der regulären Truppen und eines Teiles I des Adels der Alleinherrschaft sich zu bemächtigen; Sophie wurde 1 in ein Kloster gesperrt. 2. Innere Umgestaltung Rufslands durch Peter. In Peters I. (1689 —1725) Charakter vereinigten sich die j -schroffsten Gegensätze: ein Mensch von wunderbarer Beanlagung, namentlich für alle Zweige der exakten Wissenschaften und deren praktische Yerwertung, von genialem Scharfblick, von nimmer 1 rastender Lernbegier und ungeheurer Arbeitfähigkeit, abhold jeder j Phantastik, frei von Vorurteilen und voll klarer Empfindung für 1 das Wirkliche, erfüllt von lebendigstem Pflichtgefühl, das ihm ge- bot den Staatszweck und das Yolkswohl über alles zu stellen, 1 I

8. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 4

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
4 Sechste Periode. Von 1648 —1789. — Erster Abschnitt. Von 1648 —1740. England sowohl an den Katholiken1 als auch an den Puritanern Gegner. Unter den letzteren lassen sich zwei Gruppen unter- scheiden: 1. die Presbyterianer, die in der unduldsamen calvini- stischen Kirche Schottlands mit ihrem Institut der Presbyter (gewählte Laienälteste, die in dem Ortskirchenrat, dem Presby- terium, wie in der Provinzial- und Generalsynode den Geist- lichen zur Seite traten) ihr Ideal sahen; 2. die Independenten, die im Gegensätze zu allem kirchlichen Zwange die Bildung freier, von einander unabhängiger (independenter) Gemeinden an- strebten und in denen der Gedanke des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen lebendig war. Der Puritanismus, in seinem Wesen demokratisch, fand besonders in den Kreisen der Kaufleute und Gewerbetreibenden, der ritterbürtigen und sonstigen Gutsbesitzer (Gentry) und der freien Bauern, die alle unter der großen Regie- rung Elisabeths mächtig emporgekommen waren, seine Anhänger. Im Gegensätze zu dieser demokratischen Strömung war Maria Stuarts Sohn Jakob Vi., der als Jakob I. die Reiche Schottland, England und Irland zum ersten Male vereinigte (Teil Ii S. 145), trotz seiner unköniglichen Erscheinung von mafslosem dynasti- schen Selbstbewufstsein, bemüht sich unumschränkt zu machen, wogegen das Bestreben des Parlaments dahin ging in sich den Schwerpunkt der Verwaltung zu legen: ein Konflikt der in dem Umstande, dafs Erörterungen über das Mafs ihrer Befugnisse zwischen Krone und Parlament nie bisher gepflogen waren, seine natürliche Erklärung findet. Die Unzufriedenheit des Parlaments entstand wegen des Abgrundes sittlicher Verkommenheit am Hofe, wegen der Korruption des Beamtentums, wegen des die nationa- len Empfindungen verletzenden Planes des Königs seinen Sohn Karl mit einer spanischen Infantin zu verheiraten und richtete sich besonders gegen Jakobs Ratgeber, den frivolen und unfähi- gen Herzog von Buckingham. Als das Parlament die Bewilli- gung von Geldforderungen des Königs an Bedingungen knüpfte, entbrannte heftig sein Zorn; aber die spanische Heirat liefs er fallen und vermählte seinen Sohn mit einer Tochter Heinrichs Iv. von Frankreich. 1) Ein Beweis des Hasses der Katholiken war die „Pulververschwörung“ des Catesby, Guy Fawkes u. a. (1605).

9. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 65

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Die Genesis der französischen Revolution. 65 ders unter Friedrich V., der deutsche Künstler und Gelehrte (darunter Klopstock) an seinen Hof zog, eine segenreiche Thätig- keit, wagte jedoch nicht seine Hand an die wichtigste Aufgabe, die Besserung des Loses der leibeigenen Bauern, zu legen. Ein thatkräftiger Reformer wurde der deutsche Arzt Struensee, der sich vom Leibarzt des halb blödsinnigen Christian Yii. als Gelieb- ter der Königin Karoline Mathilde, einer Schwester Georgs Iii. von England, zum allmächtigen Minister aufschwang. Aber er überstürzte sich in seinen Reformen, beleidigte das dänische Na- tionalgefühl und erlag einer Hofpartei, die ihn nach einem Pro- zesse, in dem er sich feig und unmännlich zeigte, enthaupten liefs (1772). Nach 12jähriger Reaktion folgte die ausgezeichnete Verwaltung des Grafen Andreas Peter Bernstorff (des Neffen von Klopstocks Gönner Hartwig Bernstorff), der (1787 und 88) die Leibeigenschaft der Bauern aufhob. — In Schweden, wo seit 1718 ein jammervolles Adelsregiment bestand, stellte Gu- stav Iii., gestützt auf Frankreich, seine Garde und das Volk, ein starkes, wenn auch nicht absolutes, Königtum wiederher (1772) und begann ein Jahrzehnt lang mit rühmlichen Reformen; dann aber verschlechterte sich seine Regierung; 1792 wurde er von einem Gardeoffizier Anckarström ermordet. d) Österreich. Nachdem schon Maria Theresia, eine der gröfsten Fürstinnen und die edelste Frau, die auf einem Throne gesessen, vorsichtig mit Reformen vorgegangen, aber im Banne strengkatholischer Anschauungen geblieben war, wurde ihr Sohn Josef Ii. (1765 bezw. 1780 — 90) ein Reformer wahrhaft revo- lutionären Charakters. Von nervöser Überhastung, ein von Idea- len erfüllter Menschenfreund und zugleich eigenwilliger Despot, ist Josef der reinste Typus des philanthropischen Absolutismus. In kirchlicher Beziehung führte er religiöse Duldung ein, beschränkte die Zahl der Klöster und unterstellte das ganze Kirchenwesen staatlicher Aufsicht; er hob die Leibeigenschaft auf, führte allge- meine und gerechtere Besteuerung ein und stellte alle Untertha- nen unter das unbestechliche Gesetz, förderte das Schulwesen, zumal die Volksschule, die Schöpfung seiner Mutter, durch Ein- führung des Schulzwanges, sowie Ackerbau, Gewerbe und Han- del und schuf zahlreiche Humanitätsanstalten; er suchte die Ver- Brettschneider, Hilfsbuch, Iii. 5

10. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 97

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Die Gründung der spanisch - habsburgischen Weltmacht und die Entdeckungen. 97 Um 1450 gab es auf der Halbinsel vier christliche Königreiche (Portugal, Kastilien, Aragon, Navarra) und das maurische Granada. Da war von höchster Bedeutung die Vermählung Ferdinands d. Kath. von Aragon mit Isabella von Kastilien. Seit dieser Zeit beginnt Spaniens Machtaufschwung. Die „katholischen Könige“ bändigten den unbotmäfsigen Adel, indem sie die alte heilige „Verbrüderung“ (Hermandad) gewisser Städte zu gegenseitigem [ Schutz gegen Gewalt in ihren Dienst nahmen und so Recht und Gericht herstellten und indem Ferdinand die Grofsmeisterwürde der drei reichen Ritterorden von S. Jago, Calatrava und Alcán- j tara erwarb; sie machten die Kirche völlig unabhängig von Rom und errichteten die Staatskirche (Kard. Mendoza und Isabellas Beichtvater Franz Jimenez), deren Klerus sittlich und geistig ge- |i hoben wurde; sie förderten Handel und Verkehr und die sittliche i und materielle Kultur Spaniens. Aber indem sie die furchtbare j: Waffe der Inquisition erneuerten und für die Zwecke der Regie- rung wirksam machten (Thomas de Torquemada; Peter Arbues t in Aragon) und indem sie die wirtschaftlich verhängnisvolle Mafs- i regel der Austreibung der Juden (1492) ergriffen, legten sie auch den Grund zu den Schäden, die später offenbar wurden. Die Eroberung Granadas (1492) beseitigte den letzten Rest maurischer Herrschaft auf der Halbinsel. Im selben Jahre begann die Er- ¡ oberung (Conquista) Amerikas; eine Handvoll Menschen von j furchtbarer Willenskraft, aber auch entsetzlicher Wildheit eroberte [in wenigen Jahrzehnten der Krone Spanien ein Weltreich (1519 Ibis 1521 Eroberung von Mexico durch den edelsten und gröfsten der Conquistadoren Ferdinand Cortez, 1531 — 34 von Peru durch ¡Franz Pizarro). Die Gesichtspunkte dieser spanischen Kolonisa- tion, die gewaltsame Verbreitung des Christentums und die Er- mittelung reicher Goldquellen, sind die Ursachen sowohl der Steigerung der spanischen Macht im 16.1 als auch ihres raschen Niederganges im 17. Jh. Dieses Reich, „in dem die Sonne ¡nicht unterging“, kam nun nach Ferdinands Tode (1516) an 1) Bis zur Mitte des 16. Jh. blieb freilich der Gewinn der spanischen [Regierung aus den Metallschätzen Amerikas sehr mäfsig. Brettschneider, Hilfsbuch, Ii. 7
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