I. Philippii, und Alexander d. Gr. (358 — 323).
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aus verschiedenen Elementen bestand: manche, wie Demades,
waren durch Philipp bestochen; der hochbegabte und talentvolle
Äschines, von Philipp ganz bezaubert, arbeitete aufs thätigste
in seinem Interesse und wufste sich doch den Anschein eines
guten Bürgers zu geben; der ehrliche Phokion verzweifelte an
der Möglichkeit Philipp zu widerstehen und hielt es in seinem
begeisterunglosen Pessimismus für das beste sich ihm freiwillig
zu unterwerfen; der Rhetor Isokrates, dessen Ideale in der Zeit
der Marathonkämpfer lagen, schwärmte von einem Kriegszug von
Gesamthellas gegen den Erbfeind, die Perser, unter Philipps Füh-
rung. Die antimakedonische Partei wurde vertreten durch Ly-
kurgos, Hypereides und vor allen durch Demosthenes. Dieser,
der Sohn des Waffenfabrikanten Demosthenes, 384 geboren, früh
verwaist, durch die unredliche Verwaltung seiner Vormünder seines
Vermögens beraubt, wurde aus Not Sachwalter, nachdem er die
Mängel seiner Naturanlage durch erstaunliche Energie überwunden.
Seit 354 Staatsredner, hielt er 351 seine erste Philippische Rede
und bewog durch seine olynthischen Reden die Athener den
Olynthiern Hilfe zu senden. Nach dem Frieden von 346 stieg
sein Einflufs, da nun Philipps Pläne deutlicher hervortraten. Ein
Mann von tiefer historischer und philosophischer Bildung, von
schärfstem Verstände und staatsmännischem Blick vereinigte er
den höchsten politischen Idealismus mit dem vollen Verständnis
für das praktisch Zweckmäfsige und Mögliche.
d) Chäronea. Der Krieg zwischen Philipp und Athen be-
gann wieder am Pontos, nachdem jener es unternommen hatte
diese für Athen hochwichtigen Gebiete zu erobern. Die Energie
und das Geschick des Demosthenes hatten den Erfolg, dafs weder
des Königs Angriff auf Perinthos noch auf Byzanz gelang. Der
nächste Konflikt entstand, als 339 eine tumultuarische Amphi-
ktionenversammlung aus nichtigen Gründen über die Lokrer von
Amphissa herfiel und gegen sie den Krieg beschlofs (vierter
heiliger Krieg). Philipp, dem die Vollstreckung der Acht über-
tragen war, eilte herbei, zerstörte Amphissa und besetzte das
wichtige Elatea. Da gelang es der patriotischen Begeisterung und
der Beredsamkeit des Demosthenes einen Bund zwischen Athen,
Theben und einigen Kleinstaaten zu stande zu bringen. Aber die
4*
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Extrahierte Personennamen: I._Philippii Alexander_d Alexander Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipps Philipps Philipps Philipps Chäronea Philipp Philipp Philipp Philipp
78
Satze ausgehend, daß er nichts wisse, wo andre Alles zu wissen
nieinten, unterhält er sich mit Jeden,, zieht Freunde an sich und
sucht nüt ihnen •— selbst bedürfnißlos, und ohne Lohn — ein
wahres begriffsmäßiges Wissen aufzuerbauen im Gegen-
satz gegen die nur von der Oberfläche der Dinge geschöpften Vor-
stellungen: seine Gespräche vorzugsweise auf das Ethische (das
yv(Z&i aavtov des delphischen Tempels), die Charakterbildung des
Menschen, nicht auf Naturphilosophie gerichtet; sein Satz, daß die
Tugend -ein Wissen sei. Ohne sich mit dem Volksglauben in
Widerspruch zu setzen (vgl. 3ien. Anab. 3, 1, 4 ff.) entfaltet er
so eine heilsam-anregende Thätigreit, leistet dem Staat seine
Pflichten pünktlich, kämpft bei Potidäa, Delion, Amphipolis, wider-
steht allein dem Unrecht beim Arginusenprozeß, ebenso den 30,
ohne weitere Anfechtung (außer den „Wolken" des Aristophanes
424), bis er in seinem 70. Jahr angeklagt wird (Anytos, Meletos,
Lykon), weil er die Jugend verderbe, an die Götter des Staats
nicht glaube, andre neue Gottheiten (öcu/uovia) einführe. Ver-
teidigungsrede vor dem Heliastengericht, welche in der Form,
die ihr sein Schüler Platon gegeben, das erhabenste Denkmal
eines reinen Gottesbewußtseins, das wir aus dem Alterthum be-
sitzen, ebendeßwegen seinen Richtern unverständlich bleibt. Den-
noch nur mit sehr geringer Mehrheit schuldig gesprochen, reizt er
das Gericht durch seinen Gegenstrafantrag, „ihm als Staatswohl-
thäter einen Platz im Prytaneion zu geben"; wird zum Tode
verurtheilt. Kurzer Aufschub, während der Festgesandtschaft nach
Delos; Zurückweisung eines Fluchtantrags (Kriton), weil man
den Gesetzen auch wo sie Unrecht haben gehorchen müsse: nach
Gesprächen mit seinen Freunden über die Unsterblichkeit der Seele
trinkt er den Giftbecher und leidet so den Tod, den er mit seinen
letzten Worten („dem Asklepios schulden wir einen Hahn, vergeht
nicht ihn zu opfern") als eine Genesung bezeichnet. ?jde f¡
399 xexívt'tj toií Ixaiqov r¡(.uv syévtxo, uvöqoq - Xcüv Xoxi ü)V inuqu-
d-rj/utv uqlcstov xui axxwg cpqovi/uoxúxov xui dixaioxáxov (Plato,
Schluß des Phädou).
3. Der Zug des jüngeren Cyrus, der Rückzug der Zehn-
tausend und die Verwicklungen mit den Persern (401—394).
a. Auf Darms Ii. folgt im Jahr 404 Artaxerxes Ii. Mnemon,
dessen jüngerer Bruder Cyrus mit Lysander im Bunde den Spartanern
zum Sieg im pelopvnnesischen Kriege verholfen hat. Ehrgeizige
Plane des Fürsten, unterstützt von seiner Mutter Parysatis; mit
Hülfe seiner Verbindungen in Griechenland, mittelbar (durch
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Extrahierte Personennamen: Potidäa Cyrus Cyrus Artaxerxes Mnemon Cyrus Cyrus
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Griechische Geschichte.
Einvernehmen dauerte nicht lange. Der Mann, der es sprengte, war A l k i b i a d e s , der Sohn des Kleinias, der den Perikles zum Vormuno gehabt und zu Sokrates' Zuhrern und Freunden gehrt hatte: seine An-sichten waren freilich eher durch die Lehren der Sophisten bestimmt, er forderte das schrankenlose Recht der einzelnen Persnlichkeit, die sich in allen Lebenslagen zurechtfinde, und war im hchsten Grade selbstschtig, ehr-Athen im geizig, gewissenlos. Er wute ein Bndnis zwischen Athen und den Argos uw. Gegnern Spartas im Peloponnes, Argos, Elis und Mantinea, zustande zu bringen. Indessen stellte Sparta im Jahre 418 durch den Sieg von Mantinea seine wankende Herrschaft im Peloponnes wieder her. Zur Kriegserklrung kam es nicht doch blieb das Verhltnis zwischen Athen und Sparta gespannt.
415 bis 56, Die Mische Unternehmung. Da trat von neuem an die 413' Athener die Versuchung heran, ihr Reich nach Westen auszudehnen, wozu es seit Themistokles immer wieder athenische Staatsmnner gelockt hat. Sizilische Städte, namentlich das mit Selinus und Syrakus im Streit liegende E g e st a, baten um Hilfe. Das Volk, Eroberungen, Beute, Handelsgewinn erhoffeno, zudem von A l k i b i a d e s beeinflut, der von dieser Fahrt Ruhm und gewaltige Macht fr sich selbst erwartete, beschlo 415. gegen desnikias Rat die Unternehmung: nicht einen Hilfszug, sondern eine Heerfahrt zur Eroberung, trotz der drohenden Feinde im Mutterlande, trotz oer Ferne und Gre Siziliens, trotz der Schwierigkeit, die Insel, wenn man sie wirklich gewann, auch zu behaupten. Da wurden in einer Nacht die in den Straen stehenden Hermensulen fast smtlich um-gestrzt; viele beschuldigten der Tat flschlich Alkibiades, weil man seine leichtfertige Art kannte und z. B. wute, da er in seinem Hause die eleu-sinischen Mysterien nachgefft habe. Aber seine Forderung, ihn vor Gericht zu stellen, wuroe abgelehnt. Die Abfahrt fand statt: Alkibiades, Nikias und Lamachos fhrten der 130 Trieren, dazu viele andere Schiffe, 5000 Hopliten, im ganzen etwa 40 000 Menschen hinber. Ganz Athen strmte nach dem Hafen, als die prchtige Flotte in das ertrumte Zu-kunstreich hinausruderte.
Aber kaum waren die Athener an der Kste Italiens angekommen, als Alkibiades nachtrglich auf Betrieb seiner Feinde wegen Reli-gionsfrevels zur Verantwortung gezogen wurde; er floh unterwegs und ging nach Sparta, wo er bald mit seinem glnzenden Wesen Einflu ge-wann, rachgierig das Volk zum Kriege gegen Athen reizte und die Blen seiner Heimat dem Feinde verriet. Seitdem fehlte der sizilischen Unternehmung
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aristokratischen Grundsätze, wie sie in der Einrichtung des Areio-pag sich aussprechen. Zarter wie sein Vorgänger hat er es meisterhaft verstanden, Frauencharaktere zu malen. Euripides endlich ist schon ganz ein Kind der Demokratie und der irreligiösen Sophistik.
Der Komiker Aristo ph an es kämpft mit scharfen Waffen gegen das Demagogentum und die Prozeßsucht der Athener; ihm ist das Wirrsal des peloponnesischen Krieges in tiefster Seele zuwider; auch möchte er gern die wahre Götterfurcht zurückführen, aber indem er als Beförderer des Atheismus den Sokrates zur Zielscheibe seines Witzes macht, begeht er einen schweren Mis-griff. Von seinen Nachfolgern in der Komödie, die seit dem Untergang der athenischen Macht aufhört politisch zu sein und sich auf Straße und Haus beschränkt, ist uns wenig hinterlassen.
Geschichte schrieb zuerst der Kleinasiate Herodot, den man deshalb den Vater der Geschichte nennt. Gegenstand seines anmutigen Werkes sind die Perserkriege, doch werden in umfangreichen Episoden die Völker des Orients hineingezogen. Ein tiefer sittlicher Ernst geht durch seine ganze Schilderung, wenn auch seine Ansicht vom Neide der Götter der christlichen Anschauung widerstrebt.
Der Athener Thukydides beschrieb den größeren Theil des peloponnesischen Krieges, in welchem er als Feldherr mitgekämpft hatte. Von seinen Landsleuten wegen eines erlittenen Mißgeschicks verbannt, benutzte er die unfreiwillige Muße zur Abfassung seines Werkes, das er mit Recht einen „Besitz für immer" nennt. Ihm folgte sein Mitbürger Xenophort, der nicht nur den von ihm geleiteten Rückzug der Zehntausend der Vergessenheit entriß sondern auch den peloponnesischen Krieg seines Vorgängers fortsetzte und die griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Mantineia weiterführte. Als Freund spartanischer Politik und Sitte hat er den Agesilaos verherrlicht.
Unter den Rednern ist zuerst der Löwe P e r i k l e s zu nennen, hochgefeiert von Thukydides, deffen Ideal er war. Nach der Zeit der Dreißig that sich der Metöke Lysias als Sach-
Eben, Geschichtsabriß. 3
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Extrahierte Personennamen: Aristo Herodot Ernst Thukydides Metöke_Lysias
— 27 —
in der Arginusenschlacht vor dem erbitterten Volke zu vertheidigen wagte, wie er auch das Treiben der Dreißig scharf mißbilligte.
Trotz seiner Unbescholtenheit traf ihn im Jahr 399 die schwere Anklage: er glaube nicht an die vaterländischen Götter, führe neue Gottheiten ein und verderbe die Jugend. Wie leicht es auch war alle diese Vorwürfe zu entkräften, so ließ der Haß des Volkes sich doch nicht beschwichtigen, das ihm nicht verzeihen konnte, daß er sich keinem Autoritätsglauben beugte, daß er die Wahl der Beamten durchs Loos für verwerflich erklärte, und endlich daß Alkibiades und Kritias seine Schüler gewesen waren. War er doch schon früher durch Aristophanes Gegenstand des Spottes der Komödie geworden, wobei freilich die laxen Ansichten der Sophisten über Recht und Unrecht ihm unverdientermaßen zugeschrieben wurden, vielleicht nur deshalb, weil er unter allen Philosophen der populärste war. Dennoch wäre er der Verurteilung entgangen, wenn er das Mitleid seiner Richter angerufen hätte; aber er hielt sich für zu gut, um seine Grundsätze zu widerrufen. Ins Gefängnis geworfen weigerte er sich zu fliehen, weil er den Gesetzen der Vaterstadt, auch wenn sie zu seinem Verderben angewandt würden, nicht ungehorsam werden wollte. So trank er, ein mehr als siebzigjähriger Greis, den Schierlingsbecher im frohen Vorgefühl eines bessern Lebens nach dem Tode.
§ 17. Thebens Hegemonie.
Bei einem Zuge der Spartaner gegen Olynth, welches seine Bundesgenossenschaft nicht auflösen wollte, besetzte ihr Anführer Phöbidas die Burg von Theben, die Kadmeia, und verschaffte den thebanifchen Aristokraten die Herrschaft in ihrer Stadt (382). Aber nur drei Jahre genossen diese die Früchte ihres Verraths, denn die vertriebenen oder geflüchteten Häupter der Volkspartei, an ihrer Spitze Pelopidas, die in Athen freundliche Aufnahme gefunden hatten,nöthigten sie durch Ueberrumpelung zur Niederlegung der angemaßten Würden und die Spartaner zum Abzug. In dem nun entstehenden Kriege kämpften zuerst die Athener als Bundesgenossen der Thebaner und erreichten durch den See-
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231
noß hierauf mit seinen Spartanern die letzte Abendmahl-
zeit, wobei sie traurig einander die Hände reichten und
sich dem Tod fürs Vaterland weihten. Noch bei Ster-
nenschimmer brachen sie mit Löwenwuth durch den Hohl-
weg in das feindliche Lager ein, und nachdem sie Wun-
der der Tapferkeit gethan, zogen sie sich wieder in bester
Ordnung in das Thal zurück. Jetzt aber von allen Sei-
ten angegriffen, mußten sie endlich der Uebermacht unter-
liegen. Einer der Letzten, welche fielen, war Lconidas.
Alle, bis auf (Linen, blieben auf der Wahlstatt, und die-
ser Einzige ward, als er nach Sparta kam, mit allge-
meiner Verachtung bestraft; während das Volk und die
Angehörigen der Gefallenen jubelten, legte sein Weib
Trauerkleider an, und seine Mutter wagte aus Schaam
über die Feigheit ihres Sohnes, nicht mehr, aus ihrem
Hause zu gehen. Serres drang nun zwar nach der Nie-
derlage des Leonidas vor, wurde aber dort von demselben
Heldengeiste, welcher diesen beseelte, empfangen, und mußte
am Ende auf einem ärmlichen Fischerkahn fast allein über
dieselbe Meerenge flüchten, über welche er im stolzen
Selbstgefühle seiner Macht ein Jahr zuvor eine Schiffbrücke
zum Uebergange für seine Hunderttausende geschlagen hatte.
198. Sokrates trinkt den Giftbecher.
Es scheint in dem Plane der göttlichen Aveltregierung
zu liegen, dass von Zeit zu Zeit weise und fromme Men-
schen auftreten müssen, welche besonders in die Augen fal-
lende widrige Schicksale und eine unwürdige und ungerechte
Behandlung von ihren Feinden erfahren, um nicht nur durch
ihr vorwurffreies und tugendhaftes Leben, sondern auch durch
ihre Seelengrösse und ihren standhaften Muth in Ertragung
des Unglücks ein nachahmenswerthes Beispiel zu geben, und
zu zeigen, welcher Erhabenheit die menschliche Natur fällig
sei. Unter allen gebildeten Völkern hat es solche Menschen
gegeben. Einen ganz vorzügliche« Platz nimmt Sokrates ein.
Sokrates war der Sohn eines Bildhauers zu Athen, und trieb
Anfangs das Gewerbe seines Vaters mit ausgezeichneter Ge-
schicklichkeit. Ein reicher und vornehmer Mann, der einst
seine Werkstatt besuchte, erkannte seine hervorstehenden
Fähigkeiten und machte ihm den Antrag, der Erzieher seiner
Söhne zu werden. Von nun an begann er, sich ganz dem
Berufe der Bildung hoffnungsvoller Jünglinge zu widmen,
doch machte er die Wissenschaft nicht zu einem Gewerbe,
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232
liess sich nicht für den Unterricht bezahlen, band sich nicht
bei seinen Belehrungen an Ort und Stunde, sondern bei je-
der schicklichen Gelegenheit, auf öffentlichen Spaziergängen,
in den "Werkstätten der Künstler und Handwerker und bei
den Volksversammlungen auf dein Markte liess er sich mit
denen, die eines bessern Unterrichts fähig waren, in lehr-
reiche Unterredungen ein, und gab sich nie das Ansehen eines
Lehrers, vielmehr gestand er freimüthig, dass er selbst nichts
wisse, sondern im Suchen der Weisheit begriffen sei. Beson-
ders gab er sich Mühe den Keim der Sittlichkeit und Tugend
in jungen unverdorbenen Gemüthern zu pflegen, worin er
ihnen selbst als musterhaftes Beispiel voranging. In hohem
Grade massig, enthaltsam und uneigennützig, verband er mit
diesen Tugenden ausserordentliche Milde des Charakters
Unerschrockenheit und unbestechliche Wahrheitsliebe. Dabei
entzog er sich keiner Pflicht, die ihm als Bürger des Vater-
landes oblag. Zu Anfange des peloponnesischen Krieges,
welchen Athen 27 Jahre lang mit Sparta um die Oberherr-
schaft in Griechenland führte, und der mit der völligen Un-
terwerfung Athens endigte, focht er als gemeiner Soldat mit
grosser Tapferkeit, und rettete mit eigener Lebensgefahr
mehreren seiner jüngern Freunde das Leben. Ohne sich zu '
bürgerlichen Ehrenstellen zu drängen, verwaltete er doch
der Reihe nach verschiedene obrigkeitliche Aemter, und
ward selbst zur Würde eines Archonten, der höchsten im
Staate, erhoben Auch hier blieb er seinen Grundsätzen treu,
und widersetzte sich mit aller Stärke uneigennütziger Tu-
gend jedem Beschlusse, der gegen Recht und Billigkeit war.
Die Unfälle seines Vaterlands ertrug er, wenn auch mit
tiefem Schmerze, doch mit dem standhaften Muthe, welchen
die Weisheit ihren Verehrern einflösst. Dennoch blieb er
von den Verfolgungen des > ei des und der Missgunst .nicht
frei, und musste ihnen am Ende unterliegen. Schon lange
zuvor hatte ein Dichter eine Komödie auf ihn verfertigt, wo-
rin er ihn als Verführer der Jugend darstellte, und ihn dem
Spotte und Gelächter der Menge Preis gab: durch den Glfich-
muth des Sokrates, welcher bei ihrer Aufführung selbs. ge-
genwärtig war, und sogar, damit ihn Jedermann sehen könne,
einen erhöhten Platz einnahm, blieb sie jedoch ohne die ge-
hoffte Wirkung. Selbst als Athen nach seiner Unterjochung
durch die Spartaner unter der Schreckensregierung der so-
genannten dreissig Tyrannen blutete, und viele der edelsten
Männer unter dem nichtswürdigsten Vorwände zum Tode
geführt wurden, wagte man es nicht, an den vom Volk hoch-
verehrten edlen Greis die Hände zu legen. Endlich gelang
es seinen Feinden aber doch, eine Anklage gegen ihn bei
dem obersten Gerichte anzubringen, deren Hauptinhalt darin
bestand, dass Sokrates die Jugend verführe und die Staats-
religion durch Einfühnidg neuer Gottheiten verderbe, und
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186
einzudringen, als ein Verräther sich erbot, der Armee einen verbor-
genen Felsenweg über die Gebirge zu zeigen und sie den muthigen
Vertheidigern des Vaterlandes in den Rücken zu bringen. Vierzig
tausend Mann brachen unter seiner Anführung während der Nacht
auf und erreichten mit Tagesanbruch die Höhe des Gebirges, an
dessen Fuße Leonidas mit seiner Heldenschaar stand. Jetzt war für
sie außer in der Flucht, die unter allen Umständen für die Spar-
taner schimpflich war, an keine weitere Rettung mehr zu denken.
Leonidas entließ, um nicht unnöthiss das Vaterland der Vertheidiger
zu berauben, die übrigen Krieger, die bis auf einige wenige freiwil-
lige Thebaner von ihren Kampfgenossen trauernd Abschied nahmen,
und genoß hierauf mit seinen Spartanern die letzte Abendmahlzeit,
wobei sie einander die Hände reichten und sich dem Tod für's
Vaterland weihten. Noch bei Sternenschimmer brachen sie mit
Löwenmuth durch den Hohlweg in das feindliche Lager ein, und
nachdem sie Wunder der Tapferkeit gethan, zogen sie sich wieder in
bester Ordnung in das Thal zurück. Jetzt aber von allen Seiten
angegriffen, mußten sie endlich der Uebermacht unterliegen. Einer
der Letzten, welche fielen, war Leonidas. Alle, bis auf Einen,
blieben auf der Wahlstatt, und dieser Einzige ward, als er nach
Sparta kam, mit allgemeiner Verachtung bestraft; während das
Volk und die Angehörigen der Gefallenen jubelten, legte sein Weib
Trauerkleider an und seine Mutter wagte aus Scham über die
Feigheit ihres Sohnes nicht mehr aus ihrem Hause zu gehen.
Lerres drang nun zwar nach der Niederlage des Leonidas vor,
wurde aber dort von demselben Heldengeiste, welcher diesen beseelte,
empfangen und mußte am Ende auf einem ärmlichen Fischerkahn
fast allein über dieselbe Meerenge flüchten, über welche er im stolzen
Selbstgefühle seiner Macht ein Jahr zuvor eine Schiffbrücke zum
Uebergange für Hunderttausende geschlagen hatte. Schwabe.
4. Sokrates.
Die Griechen haben sich vor allen Völkern des Alterihums
durch ihren Eifer in der Erkenntniss der Wahrheit, durch ihren
Sinn für das Schöne ausgezeichnet. Darum bleiben sie auch in
dieser Hinsicht ein Muster für Alle, welche einen Werth auf
Wissenschaft und Kunst legen.
Unter den Weltweisen Griechenlands hat sich besonders
Sokrates, eines Bildhauers Sohn zu Athen, berühmt gemacht.
Er ist unstreitig der grösste und ehrwürdigsteunterden
griechischen Weltweisen. Seine grösste Freude war,
durch geschickt aneinander gereihte Fragen und Unterredungen
zu bewirken, dass seine Schüler selbst die Wahrheit entdeckten,
und durch Belehrung seine Mitbürger weise und glücklich zu
machen. Er lehrte unentgeltlich und zwar überall, wo sich
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Rmische Geschichte,
moralisch herabgekommene Adlige, bankrotte Ritter, besonders aber sullanischc Veteranen, die ihren Besitz durchgebracht hatten; ihr Fhrer war ein^Mann. der alle Gensse des Lebens gekostet hatte und Cattlma einen unersttlichen Ehrgeiz besa, L. Sergius Catilina, der bei den sullanischen . Proskriptionen als Sc^erqe betethgt gewesen war und e nachher bis zum Prtor gebracht hatte. /Er fand Unter-sttzung bei den Fhrern der demokratischen^Partei, C. Csar und M. Crassus, welche die wachsende Macht des Pompcjus frchteten. Das Zrel der Verschworenen war Ermordung der Beamten und Um-strz der Senatsherrschaft, Vernichtung der Schulbcher und Auf-richtung der. eigenen Gewalt. / Nachdem ein frherer Aufstandsversuch gescheitert war, bewarb sich Catilina von neuem fr das Jahr 63 63 uni "das Konsulat; und er htte es erreicht, wenn sich nicht die Senatspartei, die selbst der tchtigen, selbstlosen Männer fast ent-behrte, um einen Emporkmmling geschart htte, M. Cicero.
Cicero iog M. Tullius Cicero. geboren 106 zu Mpinum, der Sohn
eines Ritters, hatte sich nach rednerischen und philosophischen Studien der Laufbahn des Gerichtsredners zugewandt; im $ahre_80 hatte er den Rosaus verteidigt, war dann nach Asien gegangen, hatte in 75 Athen und Rhodus weiter studiert und darauf im Jahre 75 die 70 Dustur in Sizilien bekleidet, j Im Jahre 7^ hatte er den Verres 66 angeklagt, 66 war er Prto^ gewesen und hatte als solcher den Antrag des Manilius untersttzt. Whrend er also bisher, wenn auch in mavoller Weise, die Senatspartei bekmpft hatte, wurde er durch sein Konsulat und die ihm zufallende Aufgabe, den_@taat gegen den Umsturz zu sichern, der Fhrer der ^staatserhaltenden Partei: ein Mann von auerordentlichem rednerischem Talent und Stilgefhl, ein reicher und lebhafter Geist, der unter andern das Verdienst hat, die Ideen der griechischen Philosophen seinen Landsleuten' vermittelt zu haben; ein selbstloser Charakter, insbesondere frei von dem Laster der Geldgier; ein ehrlicher Patriot, freilich von groer Selbstgeflligkeit; als Parteifhrer deshalb weniger an feinem Platze, weil ihm der Mut der entschlossenen That abging. ^ Neben ihm ragte durch Reinheit und Selbstlosigkeit des Wollens M. Por-Gnto eius (5ato hervor, ein Urenkel des M. Cato Censorius, der, wie jener, Beseelt war von dem Ideal der Wiederherstellung der alten Rmertugend, ein folgerichtiger Anhnger der stoischen Lehren, der letzte entschlossene und begeisterte Vertreter einer Staatsform, die sich freilich berlebt hatte.
Die catttin. Es gelang dem Cicero nach feiner Wahl zunchst feinen Kollegen
Verschworung ^ Antonius, einen Anhnger Catilinas, fr sich zu gewinnen. \ Cati-Im~yteute nun fetnelsewerbung fr das Jahr 62 auf; er versuchte die Wahlen durch Waffengewalt zu stren, ja den Cicero in feinem
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Sergius_Catilina C._Csar Catilina Tullius_Cicero M._Cato_Censorius Antonius Anhnger_Catilinas
Extrahierte Ortsnamen: Rosaus Asien Sizilien Por-Gnto
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Griechische Geschichte.
bertrugen, gehrten neben Alkibiabes Theramenes und Kritias (f. u.). Dem gegenber beftanb allerbings eine Partei, welche die Tugenb und Sittlichkeit der Vter zu retten suchte; leiber fiel ihr der Mann zum Opfer, der mehr als ein cmberer der subjektiven Skepsis gegenber den Glauben an die objektive Wahrheit, die man durch Erforschung der Begriffe erkenne, und dem subjektiven Belieben gegen-ber den unerschtterlichen Glauben an die sittliche Pflicht vertrat: Sokrates Sokrates, des Bilbhauers Sophroniskos Sohn, auch er anfangs Bilbhauer, der von einer inneren Stimme (ai(.inov) zum Philosophieren, b. h. Aufsuchen der Wahrheit getrieben wrbe; so wrbe er zum Begrnder der Dialektik (Logik) und der Ethik, rohrenb die frheren Philosophen sich vornehmlich mit metaphysischen Forschungen beschftigt hatten. Ihn hatte frher schon Aristophanes in den 399 Wolken" angegriffen und verspottet; 399 wrbe er, 70 Jahre alt, analgt, ba er die Jugenb verfhre und nicht an die Götter des Staates glaube, sonbern neue Gottheiten einfhre. Da er in seiner Verteibigungsrebe es verschmhte, das Mitleid der Richter anzurufen, ja die Forberung ausstellte, man mge ihn als einen Wohlthter der Stadt durch ffentliche Speisung im Prytaneion ehren, so wrbe er zum Tode verurteilt. Er wies seines Freunbes Kriton Rat zu fliehen zurck und trank, den Gesetzen des Staates getreu, den Giftbecher.
So bricht benn eine Zeit herein, in bcr Griechenlanb national gespalten ist; in der die Staatsgesinnung, das Jbeal der griechischen Aristokratie wie Demokratie, in der Sitte und Sittlichkeit mehr und mehr bahinschwinben. j Bei bicsem Versall des nationalen Lebens gewinnt das Auslanb Einflu; zuerst Pemn, dann der makebonische Eroberer.
Iii. ic Zeit des Verfalls von Hellas 404338.
A. Die Zeit der spartanischen Hegemonie 404379.
Die dreiig Tyrannen in Athen 404403.
59. Wie in den meisten Stbten des frheren athenischen Bunbes, so war auch in Athen selbst eine oligarchische Regierung 404 eingesetzt worben, die bretfttq sog. Tyr^Knen"; unter ihnen Kritias ragte neben Theramenes Kritias hervor, ein Mann von philosophischer Bildung, der auchals" Dichter genannt wirb, ein tyrannischer Charakter, der m seiner Herrschsucht vor keiner Gewaftthat zurckschreckte. Die Dreiig sttzten ihre Gewalt durch Aufnahme einer spartanischen ef^tzung aus die Akropolis; sie benutzten sie,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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