42
§ 22. Afrika im allgemeinen.
worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und
Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden
ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum-
wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt-
Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand.
Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner,
geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der
Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon
300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für
den deutschen Handel.
Afrika.
§22.
Afrika im allgemeinen.
N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. —
W. Kap Verde 342/15.
1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill.
qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch-
stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd-
teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen
Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck.
Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der
heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der
Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen.
2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen
fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen
sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher
fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal-
Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von
Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der
am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum
heutigen Tage wenig zugänglich.
3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er-
Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet
eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen
*) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich«
tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.
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TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
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Extrahierte Personennamen: Blanco
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Afrika Europa Suez Asien Indische Atlantische_Ozean Guinea Syrien Madagaskar Afrika
§ 24. Der Sudan.
49
3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen-
wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht
die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai
arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut;
die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem
dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut
wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht
wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der
Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr
geschickt in manchem Gewerbe.
4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte.
a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober-
guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab-
schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste.
Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer
Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste
ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster
Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz
ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt
das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch
regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das
Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank-
reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger,
wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den
Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik
Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt
Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern
um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet,
aber ohne feste Ordnung.
d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde
bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis.
An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet.
Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi
und Öl.
c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan
heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben.
In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe
(oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben
die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier
wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen,
Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Louis Daniel
Extrahierte Ortsnamen: Senegal Gambia Frankreich Togo Negerrepublik
Liberia Freetown Oberguinea Niger Timbuktu Frankreich
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika.
57
2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch-
Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen-
land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar,
dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor-
gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland,
so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen
zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem
Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia
gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma
kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert
sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu
seiner Mündung beibehält.
W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor-
gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa
mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale
Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich
ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein
Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um-
geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich.
Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der
Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km
Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der
jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo.
3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende
Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen
Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge-
langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts-
temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter
herrscht besonders Trockenheit.
4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen
und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene
dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder.
Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak
und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die
wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal,
Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen
Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern
noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger.
Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.
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60
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika.
Hl* Deutsch-Kamerun.
1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun,
das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be-
ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen
Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da-
mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee
gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das
ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung
dem Deutschen Reiche fast gleich.
2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere
erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den
Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein
ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel-
fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn-
blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche
Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be-
deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind
alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht,
schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch-
land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem
Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an.
3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist
tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland
ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des
Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum
Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen,
Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die
Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den
Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie
zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau
von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über-
wiegend.
Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl,
Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von
Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und
Handel sehr.
4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner
von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie
gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den
Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Ney Gorilla
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Kamerun Deutschland Götterberg Adamaua Büffel- Kamerun
Aus der Länderkunde der Erdteile.
37
Deutsche Faktorei am Kamerun.
Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be-
völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen.
Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem
weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum
Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge,
das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren
Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer
Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch
unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den
Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre
Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits
Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der
Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen.
Der Sitz der Regierung ist Bn-ea.
Ii. Mittelafrika.
Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen
Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft
überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten-
teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich,
mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und
große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum-
riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd-
amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch
diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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§. i.
ueberslcht
der
Weltgeschichte nach ihren Perioden und Hauptmomenten.
A. Alte Geschichte,
von 2000 I. v. Ch. G. bis -76 I. n. Ch. G., bis zu dem
Untergange des weströmischen Reiches.
1. Erste Periode, von 2000 bis 555 v. Ch. G., bis
Kyros, den Gründer der persischen Monarchie.
Assyrisch-babylonisches Zeitalter, — Niños,
Nebukadnezar.
«' Der menschliche Geist beginnt seine erste Entwickelung aus dem
rohen Naturzustände; wird jedoch bei den meisten Nationen im sklavischen
Joche gewaltsam niedergehalten. Assyrische und babylonische Herrscher
suchen ihre Reiche durch Eroberungen ins Unermeßliche auszudehnen,
haben aber nirgends ein menschenbeglttckendes Ziel im Auge; ihre Nach-
folger versinken in unwürdige Schwäche, und ihre Reiche gehen alsbald
bedeutungslos unter.
2. Zweite Periode, von 555 bis 333 v. Chr. G., von
Kyros bis Alerander den Gr., den Gründer der mace-
doniscben Herrschaft in Asien.
Griechisch-persisches Zeitalter.
* Griechenland hebt sich rasch zur höchsten Blüthe der äußeren
Macht, der Kunst und Wissenschaft empor; geht aber durch innere Zer-
rüttung alsbald seinem Untergang entgegen. Persten macht unglückliche
Eroberungsversuche, bleibt im tyrannischen Despotismus einer eigentlichen
Entfaltung der edleren Geisteskräfte entfremdet, und wird eine leichte
Beute des kühnen Eroberers.
1
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
236
Neunziger Jahre.
Volksbil-
dungsbestrc-
bungen.
Arbeitern am Mittelrhein und in Württemberg. 1892 trat der Gegensatz in voller Schärfe hervor, der Bruch ward aber durch ein sogenanntes Kompromiß-Programm, das 1893 während des vierten evangelisch-sozialen Kongresses zu stände kam, noch einmal verhindert. Da es aber doch im allgemeinen einen Sieg der „Jungen" über die „Alten" bedeutete, so hat es seine einigende Kraft nicht lange bewährt. Zwischen den beiden Richtungen bleibt ein Gegensatz bestehen, der die Weiterentwicklung der Arbeitervereinsbewegung ungünstig beeinflußt.
„Der letzte Grund aller sozialen Gefahr," sagt Schmoller (s. S. 212), „liegt nicht in der Dissonanz der Besitz-, sondern der Bildungsgegensätze." Von dieser Anschauung waren auch die kirchlichen Kreise bei ihren Sozialreformbestrebungen beeinflußt. Für die Gesellschaft bedeutet die geistige Verwahrlosung der Massen nun schon deshalb eine schwere Gefahr, weil sie durch das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht aus die Gesetzgebung Einfluß üben. Von dieser Erwägung geleitet verlangten viele Erweiterung des Volksunterrichts, damit auch über die Grundlagen der Staatsund Gesellschaftsordnung und über Anfangsgründe der Volkswirtschaft Belehrungen erteilt würden, Gründung von Fortbildungsschulen u. a. nt. Über den Wert solcher Volksbildungsbestrebungen waren und find die Ansichten geteilt. Ten niederen Klassen „die Schwielenhaut abstreifen", sie durch Bildung unzufrieden machen, halten manche für eine Grausamkeit. Wirkliche Bildung wird doch nicht erreicht, höchstens oberflächliche Halbbildung; wie Blinden nicht von Farbenpracht, so soll auch der „ewig blinden" Masse nicht von geistigen Gütern gesprochen werden. Stets wird neben dem Denker, der den Wandel der Gestirne berechnet, der Hirt stehen, der sich ihres goldenen Glanzes harmlos erfreut. Weshalb also den zwischen festen Ufern fließenden Strom der Bildung in das flache Land leiten, wo er als seichtes Wasser sich weithin ausdehnt? Andere hingegen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Verschärfung der Klassengegensätze im allgemeinen. Die Gebildeten.
245
seitige Wohlwollen völlig geschwunden wäre, als ob rücksichtslose Selbstsucht gewissermaßen einen Kriegszustand zwischen den verschiedenen Klassen herbeigeführt hätte — aber Neid, kastenartiges Zusammenschließen, zuweilen Eiseskälte gegen Nichtstandesgenossen zeigt sich. Die bösen Geister des Klassenhasses gehen vielfach um, aber weit weniger im Süden (hier herrscht mehr gesunde Volkstümlichkeit) als im Norden. Der Gegensatz zwischen Adel — namentlich in Uniform — und Bürgern tritt gelegentlich immer noch schroff hervor, und Adelsverleihungen tragen nur dazu bei, ihn zu verschärfen. Thatsächlich werden Adlige bei Besetzung mancher Ämter und Würden bevorzugt, wenn auch der Theorie nach (f- S. 168) allen Ständen die gleichen Rechte zustehen. Bürgerliche Minister und kommandierende Generale, bürgerliche Regierungspräsidenten und Botschafter bilden noch immer die Ausnahme, und noch immer giebt es „adlige" Regimenter.
Ein anderer für das soziale Leben wichtiger Gegensatz ist der zwischen Gebildeten und Besitzenden einerseits und dem „Volke", d- H. den vorwiegend mit dem Körper arbeitenden Unbemittelten und Ungebildeten, anderseits.
Wer ist „gebildet" ? Es ist schwer dafür eine klare und knappe Formulierung zu finden. Wie einst (s. S. 31) die ritterliche, so ist jetzt die „gebildete Gesellschaft" international, wurzelt aber nicht, wie jene, in der Aristokratie, sondern im Bürgertum, dehnt sich ins weite und weiß sich einig in einer gewissen Summe des Wissens und in bestimmten sittlichen Anschauungen. Mitunter wird aber der der „gebildeten Gesellschaft" zu Grunde liegende Gedanke sehr oberflächlich verwirklicht. Allgemeine Bildung und Kenntnisse dürfen jedenfalls nicht vermengt werden. Wer Halt und Maß in sich selbst hat, durch Nachdenken zu fester Weltanschauung gelangt ist, kann wohl mit Fug und Recht „gebildet" heißen. Ein Halbgebildeter dagegen besitzt allerlei innerlich nicht recht verarbeitete, nur äußerlich angeeig-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
64
Reformationszeit.
Städtisches Leben im allgemeinen.
Aber einige waren untereinander untreu und betrogen sich um viele tausend Gulden. Darum wurden die Obersten in den Gesellschaften, welche die Rechnung machten, reicher als die, welche nicht bei der Rechnung waren. Die also reich wurden, nennt man geschickte Leute, und niemand spricht davon, daß sie eigentlich sind große Diebe."
Solchen modernen Zügen des Handelslebens entspricht nun auch die hochgesteigerte, mitunter derbe Genußsucht der Bürger, deren Sitten nach jetzigen Anschauungen oft recht roh waren. Im Trinken und Essen wie in Kleidung und Ausstattung der Wohnung ward von dem kraftstrotzenden, vollblütigen Geschlechte gewaltiger Luxus getrieben. In manchem Kaufmannshause fanden sich fürstliche Kleinodien und Kostbarkeiten. Viel behaglicher wohnte es sich jetzt überhaupt in den Städten. Zwar wurden die Straßen noch immer planlos angelegt, aber meist waren sie gepflastert Im Süden baute man schon durchweg die Häuser aus Stein und deckte sie nicht mehr mit Schindeln, sondern mit Ziegeln. Es gab schon kleine Glas-fenster, und die Wände — unten getäfelt — wurden oft mit bunten Teppichen geschmückt. Augsburg, Nürnberg und Straßburg erfreuten sich wohl der größten Blüte, über 20 000 Einwohner zählten aber auch sie nicht. Alle Städte waren nach heutigem Maßstab Kleinstädte. Denn trotz der nach alter guter Sitte sehr fruchtbaren Ehen stieg die Bevölkerung deshalb nur langsam (und zwar in den meisten Städten ziemlich gleichmäßig), weil die Wohnungen ungesund und der Standpunkt der ärztlichen Wissenschaft sehr niedrig war.*) Das trat in grauenhafter Deutlichkeit vor allem bei der Pest hervor (vgl. S. 50). Im 15. Jahrhundert zählte man etwa 40 Pestjahre! Ferner war die Kindersterblichkeit sehr groß; auch die Sitte, die Neugeborenen am ersten Tage in der Kirche zu taufen, trug dazu bei. Man sah
*) Im 15. Jahrhundert kamen in Frankfurt ct. M. auf 1000 Einwohner durchschnittlich 30 Blinde, heute aber nur 5.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Umgestaltung dcr Landwirtschaft. 149
viele „freie" Bauern wegen Überflusses an Arbeitskräften in so bedrängte Lage, daß sie kaum ein schützendes Obdach fanden (das Recht der freien Niederlassung im Lande wurde erst 1866 gewährt).
Der Ackerbau ward bis zum 19. Jahrhundert meistens noch Umgestaltung immer in der alten Weise betrieben, daß die Flur das erste Jahr wirtschaft, mit Winterkorn, das zweite mit Sommerkorn bestellt wurde, im dritten aber brach liegen blieb (die sog. Dreifelderwirtschaft). Die zum Rittergut gehörigen Leute (die „Jnstleute") waren kontraktlich gebundene Tagelöhner. Täglich mußten sie aus den herrschaftlichen Hof zur Arbeit kommen. Geld bekamen sie herzlich wenig, dafür aber freie Wohnung, einige Morgen Landes und auch einen bestimmten Teil des ausgedroschenen Getreides; davon konnten sie verkaufen. Sie waren also auf die Gutserzeugnisse unmittelbar angewiesen und befanden sich in einer gewissen persönlichen Abhängigkeit vom Gutsherrn. Der Vertrag ward meist auf ein Jahr geschlossen und war beiderseits kündbar. Dies Jnstenverhältnis bot demnach dem Grundbesitzer einen guten Ersatz für den Verlust der Erbunterthänigkeit. In den dreißiger Jahren galt allgemein die Lage des Insten für besser als die eines Bauern.
In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts erfuhr nun auch der Ackerbau allmählich durch den Aufschwung der Naturwissenschaften eine völlige Umgestaltung. Der Chemiker Liebig (f 1873) untersuchte die Bodenbestandteile und kam zu dem Ergebnis: was dem Acker durch die Ernte in einem bestimmten Zeitraume an Bestandteilen entzogen worden ist, muß ihm völlig wiedergegeben werden, wenn er sich auf derselben Höhe der Fruchtbarkeit dauernd erhalten soll. Die Bedeutung künstlicher Düngemittel ward von der Wissenschaft erkannt, und so zäh der Bauer auch am Alten festhält, er mußte zu einer anderen Bestellung des Ackers übergehen. — Gewaltig umgestaltet ward die Landwirtschaft durch den Rübenbau.
Schon 1747 entdeckte der Chemiker Markgraf den Zucker in der
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