Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Teil 2 - S. 42

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42 § 22. Afrika im allgemeinen. worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum- wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt- Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand. Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner, geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon 300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für den deutschen Handel. Afrika. §22. Afrika im allgemeinen. N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. — W. Kap Verde 342/15. 1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill. qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch- stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd- teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck. Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen. 2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal- Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum heutigen Tage wenig zugänglich. 3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er- Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen *) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich« tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.

2. Teil 2 - S. 49

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 24. Der Sudan. 49 3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen- wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut; die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr geschickt in manchem Gewerbe. 4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte. a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober- guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab- schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste. Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank- reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger, wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet, aber ohne feste Ordnung. d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis. An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi und Öl. c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben. In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe (oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen, Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4

3. Teil 2 - S. 57

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. 57 2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch- Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen- land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar, dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor- gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland, so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu seiner Mündung beibehält. W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor- gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um- geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich. Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo. 3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge- langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts- temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter herrscht besonders Trockenheit. 4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder. Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal, Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger. Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.

4. Teil 2 - S. 60

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 § 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. Hl* Deutsch-Kamerun. 1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun, das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be- ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da- mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung dem Deutschen Reiche fast gleich. 2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel- fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn- blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be- deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht, schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch- land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an. 3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen, Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über- wiegend. Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl, Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und Handel sehr. 4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.

5. Teil 1 = Grundstufe B - S. 37

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 37 Deutsche Faktorei am Kamerun. Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be- völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen. Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge, das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen. Der Sitz der Regierung ist Bn-ea. Ii. Mittelafrika. Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten- teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich, mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum- riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd- amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der

6. Die Weltgeschichte - S. 1

1835 - Mainz : Kupferberg
§. i. ueberslcht der Weltgeschichte nach ihren Perioden und Hauptmomenten. A. Alte Geschichte, von 2000 I. v. Ch. G. bis -76 I. n. Ch. G., bis zu dem Untergange des weströmischen Reiches. 1. Erste Periode, von 2000 bis 555 v. Ch. G., bis Kyros, den Gründer der persischen Monarchie. Assyrisch-babylonisches Zeitalter, — Niños, Nebukadnezar. «' Der menschliche Geist beginnt seine erste Entwickelung aus dem rohen Naturzustände; wird jedoch bei den meisten Nationen im sklavischen Joche gewaltsam niedergehalten. Assyrische und babylonische Herrscher suchen ihre Reiche durch Eroberungen ins Unermeßliche auszudehnen, haben aber nirgends ein menschenbeglttckendes Ziel im Auge; ihre Nach- folger versinken in unwürdige Schwäche, und ihre Reiche gehen alsbald bedeutungslos unter. 2. Zweite Periode, von 555 bis 333 v. Chr. G., von Kyros bis Alerander den Gr., den Gründer der mace- doniscben Herrschaft in Asien. Griechisch-persisches Zeitalter. * Griechenland hebt sich rasch zur höchsten Blüthe der äußeren Macht, der Kunst und Wissenschaft empor; geht aber durch innere Zer- rüttung alsbald seinem Untergang entgegen. Persten macht unglückliche Eroberungsversuche, bleibt im tyrannischen Despotismus einer eigentlichen Entfaltung der edleren Geisteskräfte entfremdet, und wird eine leichte Beute des kühnen Eroberers. 1

7. Deutsche Sozialgeschichte - S. 236

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
236 Neunziger Jahre. Volksbil- dungsbestrc- bungen. Arbeitern am Mittelrhein und in Württemberg. 1892 trat der Gegensatz in voller Schärfe hervor, der Bruch ward aber durch ein sogenanntes Kompromiß-Programm, das 1893 während des vierten evangelisch-sozialen Kongresses zu stände kam, noch einmal verhindert. Da es aber doch im allgemeinen einen Sieg der „Jungen" über die „Alten" bedeutete, so hat es seine einigende Kraft nicht lange bewährt. Zwischen den beiden Richtungen bleibt ein Gegensatz bestehen, der die Weiterentwicklung der Arbeitervereinsbewegung ungünstig beeinflußt. „Der letzte Grund aller sozialen Gefahr," sagt Schmoller (s. S. 212), „liegt nicht in der Dissonanz der Besitz-, sondern der Bildungsgegensätze." Von dieser Anschauung waren auch die kirchlichen Kreise bei ihren Sozialreformbestrebungen beeinflußt. Für die Gesellschaft bedeutet die geistige Verwahrlosung der Massen nun schon deshalb eine schwere Gefahr, weil sie durch das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht aus die Gesetzgebung Einfluß üben. Von dieser Erwägung geleitet verlangten viele Erweiterung des Volksunterrichts, damit auch über die Grundlagen der Staatsund Gesellschaftsordnung und über Anfangsgründe der Volkswirtschaft Belehrungen erteilt würden, Gründung von Fortbildungsschulen u. a. nt. Über den Wert solcher Volksbildungsbestrebungen waren und find die Ansichten geteilt. Ten niederen Klassen „die Schwielenhaut abstreifen", sie durch Bildung unzufrieden machen, halten manche für eine Grausamkeit. Wirkliche Bildung wird doch nicht erreicht, höchstens oberflächliche Halbbildung; wie Blinden nicht von Farbenpracht, so soll auch der „ewig blinden" Masse nicht von geistigen Gütern gesprochen werden. Stets wird neben dem Denker, der den Wandel der Gestirne berechnet, der Hirt stehen, der sich ihres goldenen Glanzes harmlos erfreut. Weshalb also den zwischen festen Ufern fließenden Strom der Bildung in das flache Land leiten, wo er als seichtes Wasser sich weithin ausdehnt? Andere hingegen

8. Deutsche Sozialgeschichte - S. 245

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Verschärfung der Klassengegensätze im allgemeinen. Die Gebildeten. 245 seitige Wohlwollen völlig geschwunden wäre, als ob rücksichtslose Selbstsucht gewissermaßen einen Kriegszustand zwischen den verschiedenen Klassen herbeigeführt hätte — aber Neid, kastenartiges Zusammenschließen, zuweilen Eiseskälte gegen Nichtstandesgenossen zeigt sich. Die bösen Geister des Klassenhasses gehen vielfach um, aber weit weniger im Süden (hier herrscht mehr gesunde Volkstümlichkeit) als im Norden. Der Gegensatz zwischen Adel — namentlich in Uniform — und Bürgern tritt gelegentlich immer noch schroff hervor, und Adelsverleihungen tragen nur dazu bei, ihn zu verschärfen. Thatsächlich werden Adlige bei Besetzung mancher Ämter und Würden bevorzugt, wenn auch der Theorie nach (f- S. 168) allen Ständen die gleichen Rechte zustehen. Bürgerliche Minister und kommandierende Generale, bürgerliche Regierungspräsidenten und Botschafter bilden noch immer die Ausnahme, und noch immer giebt es „adlige" Regimenter. Ein anderer für das soziale Leben wichtiger Gegensatz ist der zwischen Gebildeten und Besitzenden einerseits und dem „Volke", d- H. den vorwiegend mit dem Körper arbeitenden Unbemittelten und Ungebildeten, anderseits. Wer ist „gebildet" ? Es ist schwer dafür eine klare und knappe Formulierung zu finden. Wie einst (s. S. 31) die ritterliche, so ist jetzt die „gebildete Gesellschaft" international, wurzelt aber nicht, wie jene, in der Aristokratie, sondern im Bürgertum, dehnt sich ins weite und weiß sich einig in einer gewissen Summe des Wissens und in bestimmten sittlichen Anschauungen. Mitunter wird aber der der „gebildeten Gesellschaft" zu Grunde liegende Gedanke sehr oberflächlich verwirklicht. Allgemeine Bildung und Kenntnisse dürfen jedenfalls nicht vermengt werden. Wer Halt und Maß in sich selbst hat, durch Nachdenken zu fester Weltanschauung gelangt ist, kann wohl mit Fug und Recht „gebildet" heißen. Ein Halbgebildeter dagegen besitzt allerlei innerlich nicht recht verarbeitete, nur äußerlich angeeig-

9. Deutsche Sozialgeschichte - S. 64

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Reformationszeit. Städtisches Leben im allgemeinen. Aber einige waren untereinander untreu und betrogen sich um viele tausend Gulden. Darum wurden die Obersten in den Gesellschaften, welche die Rechnung machten, reicher als die, welche nicht bei der Rechnung waren. Die also reich wurden, nennt man geschickte Leute, und niemand spricht davon, daß sie eigentlich sind große Diebe." Solchen modernen Zügen des Handelslebens entspricht nun auch die hochgesteigerte, mitunter derbe Genußsucht der Bürger, deren Sitten nach jetzigen Anschauungen oft recht roh waren. Im Trinken und Essen wie in Kleidung und Ausstattung der Wohnung ward von dem kraftstrotzenden, vollblütigen Geschlechte gewaltiger Luxus getrieben. In manchem Kaufmannshause fanden sich fürstliche Kleinodien und Kostbarkeiten. Viel behaglicher wohnte es sich jetzt überhaupt in den Städten. Zwar wurden die Straßen noch immer planlos angelegt, aber meist waren sie gepflastert Im Süden baute man schon durchweg die Häuser aus Stein und deckte sie nicht mehr mit Schindeln, sondern mit Ziegeln. Es gab schon kleine Glas-fenster, und die Wände — unten getäfelt — wurden oft mit bunten Teppichen geschmückt. Augsburg, Nürnberg und Straßburg erfreuten sich wohl der größten Blüte, über 20 000 Einwohner zählten aber auch sie nicht. Alle Städte waren nach heutigem Maßstab Kleinstädte. Denn trotz der nach alter guter Sitte sehr fruchtbaren Ehen stieg die Bevölkerung deshalb nur langsam (und zwar in den meisten Städten ziemlich gleichmäßig), weil die Wohnungen ungesund und der Standpunkt der ärztlichen Wissenschaft sehr niedrig war.*) Das trat in grauenhafter Deutlichkeit vor allem bei der Pest hervor (vgl. S. 50). Im 15. Jahrhundert zählte man etwa 40 Pestjahre! Ferner war die Kindersterblichkeit sehr groß; auch die Sitte, die Neugeborenen am ersten Tage in der Kirche zu taufen, trug dazu bei. Man sah *) Im 15. Jahrhundert kamen in Frankfurt ct. M. auf 1000 Einwohner durchschnittlich 30 Blinde, heute aber nur 5.

10. Deutsche Sozialgeschichte - S. 149

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Umgestaltung dcr Landwirtschaft. 149 viele „freie" Bauern wegen Überflusses an Arbeitskräften in so bedrängte Lage, daß sie kaum ein schützendes Obdach fanden (das Recht der freien Niederlassung im Lande wurde erst 1866 gewährt). Der Ackerbau ward bis zum 19. Jahrhundert meistens noch Umgestaltung immer in der alten Weise betrieben, daß die Flur das erste Jahr wirtschaft, mit Winterkorn, das zweite mit Sommerkorn bestellt wurde, im dritten aber brach liegen blieb (die sog. Dreifelderwirtschaft). Die zum Rittergut gehörigen Leute (die „Jnstleute") waren kontraktlich gebundene Tagelöhner. Täglich mußten sie aus den herrschaftlichen Hof zur Arbeit kommen. Geld bekamen sie herzlich wenig, dafür aber freie Wohnung, einige Morgen Landes und auch einen bestimmten Teil des ausgedroschenen Getreides; davon konnten sie verkaufen. Sie waren also auf die Gutserzeugnisse unmittelbar angewiesen und befanden sich in einer gewissen persönlichen Abhängigkeit vom Gutsherrn. Der Vertrag ward meist auf ein Jahr geschlossen und war beiderseits kündbar. Dies Jnstenverhältnis bot demnach dem Grundbesitzer einen guten Ersatz für den Verlust der Erbunterthänigkeit. In den dreißiger Jahren galt allgemein die Lage des Insten für besser als die eines Bauern. In der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts erfuhr nun auch der Ackerbau allmählich durch den Aufschwung der Naturwissenschaften eine völlige Umgestaltung. Der Chemiker Liebig (f 1873) untersuchte die Bodenbestandteile und kam zu dem Ergebnis: was dem Acker durch die Ernte in einem bestimmten Zeitraume an Bestandteilen entzogen worden ist, muß ihm völlig wiedergegeben werden, wenn er sich auf derselben Höhe der Fruchtbarkeit dauernd erhalten soll. Die Bedeutung künstlicher Düngemittel ward von der Wissenschaft erkannt, und so zäh der Bauer auch am Alten festhält, er mußte zu einer anderen Bestellung des Ackers übergehen. — Gewaltig umgestaltet ward die Landwirtschaft durch den Rübenbau. Schon 1747 entdeckte der Chemiker Markgraf den Zucker in der
   bis 10 von 181 weiter»  »»
181 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 181 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 8
1 2
2 0
3 6
4 14
5 10
6 11
7 20
8 0
9 1
10 15
11 5
12 1
13 0
14 1
15 38
16 30
17 27
18 0
19 10
20 1
21 3
22 25
23 1
24 16
25 2
26 5
27 2
28 0
29 12
30 17
31 0
32 7
33 2
34 1
35 0
36 2
37 32
38 17
39 8
40 0
41 20
42 4
43 2
44 0
45 74
46 3
47 0
48 1
49 19

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 352
1 306
2 94
3 385
4 244
5 11
6 29
7 85
8 212
9 348
10 6
11 91
12 66
13 146
14 124
15 45
16 315
17 1322
18 8
19 38
20 159
21 240
22 123
23 86
24 44
25 363
26 164
27 28
28 86
29 44
30 36
31 83
32 31
33 34
34 28
35 627
36 97
37 94
38 106
39 167
40 50
41 689
42 112
43 929
44 23
45 579
46 136
47 312
48 143
49 61
50 181
51 18
52 829
53 70
54 57
55 93
56 688
57 53
58 102
59 71
60 222
61 121
62 17
63 79
64 148
65 95
66 140
67 79
68 297
69 183
70 193
71 325
72 202
73 36
74 81
75 81
76 112
77 387
78 26
79 70
80 18
81 59
82 77
83 260
84 75
85 36
86 104
87 73
88 59
89 93
90 170
91 57
92 2879
93 24
94 135
95 275
96 90
97 141
98 671
99 13

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 28
1 84
2 18
3 15
4 5
5 7
6 56
7 10
8 3
9 6
10 9
11 19
12 95
13 90
14 2
15 5
16 8
17 11
18 7
19 18
20 28
21 2
22 7
23 0
24 202
25 15
26 6
27 3
28 180
29 6
30 7
31 10
32 74
33 103
34 110
35 2
36 6
37 2
38 5
39 37
40 5
41 30
42 125
43 113
44 3
45 8
46 206
47 28
48 13
49 4
50 110
51 221
52 118
53 4
54 19
55 6
56 6
57 2
58 6
59 135
60 2
61 5
62 11
63 6
64 4
65 9
66 1
67 8
68 2
69 0
70 3
71 7
72 10
73 8
74 8
75 49
76 28
77 11
78 125
79 3
80 8
81 339
82 7
83 117
84 197
85 4
86 33
87 19
88 4
89 90
90 6
91 18
92 18
93 7
94 4
95 48
96 2
97 9
98 6
99 6
100 148
101 216
102 87
103 13
104 62
105 5
106 12
107 60
108 3
109 72
110 55
111 55
112 16
113 219
114 184
115 6
116 39
117 2
118 4
119 38
120 8
121 46
122 46
123 40
124 269
125 132
126 39
127 56
128 8
129 54
130 3
131 146
132 9
133 86
134 23
135 0
136 109
137 117
138 5
139 6
140 9
141 2
142 23
143 51
144 1
145 21
146 6
147 7
148 12
149 2
150 6
151 9
152 467
153 8
154 26
155 7
156 6
157 5
158 5
159 72
160 6
161 6
162 8
163 0
164 15
165 13
166 22
167 10
168 59
169 9
170 3
171 13
172 12
173 51
174 1
175 511
176 11
177 63
178 66
179 51
180 10
181 4
182 33
183 151
184 74
185 15
186 22
187 13
188 124
189 11
190 0
191 5
192 11
193 35
194 15
195 113
196 165
197 6
198 1
199 7