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1. Teil 2 - S. 42

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42 § 22. Afrika im allgemeinen. worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum- wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt- Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand. Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner, geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon 300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für den deutschen Handel. Afrika. §22. Afrika im allgemeinen. N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. — W. Kap Verde 342/15. 1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill. qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch- stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd- teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck. Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen. 2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal- Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum heutigen Tage wenig zugänglich. 3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er- Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen *) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich« tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.

2. Teil 2 - S. 49

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 24. Der Sudan. 49 3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen- wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut; die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr geschickt in manchem Gewerbe. 4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte. a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober- guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab- schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste. Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank- reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger, wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet, aber ohne feste Ordnung. d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis. An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi und Öl. c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben. In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe (oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen, Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4

3. Teil 2 - S. 57

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. 57 2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch- Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen- land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar, dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor- gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland, so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu seiner Mündung beibehält. W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor- gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um- geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich. Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo. 3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge- langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts- temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter herrscht besonders Trockenheit. 4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder. Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal, Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger. Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.

4. Teil 2 - S. 60

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 § 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. Hl* Deutsch-Kamerun. 1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun, das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be- ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da- mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung dem Deutschen Reiche fast gleich. 2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel- fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn- blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be- deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht, schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch- land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an. 3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen, Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über- wiegend. Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl, Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und Handel sehr. 4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.

5. Teil 1 = Grundstufe B - S. 37

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 37 Deutsche Faktorei am Kamerun. Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be- völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen. Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge, das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen. Der Sitz der Regierung ist Bn-ea. Ii. Mittelafrika. Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten- teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich, mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum- riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd- amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der

6. Deutsche Sozialgeschichte - S. 171

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Neue Ära in Preußen. Bismarck. 171 gewesen war, dann aber mit ihr einen Bund gegen den modernen Konstitutionalismus geschlossen hatte. Auf dem Vereinigten Landtage (f. S. 156 f.) trat Bismarck mit größter Entschiedenheit für die volle Souveränität des Königtums und für eine auf dem alten Ständewefen aufgebaute Verfassung ein. Er sprach davon, die Fabriken bereicherten zwar den einzelnen, erzogen aber eine Masse von Proletariern; auf den ostelbischen Rittergütern dagegen gäbe es feine Armen. Er bekämpfte alle freiheitlichen Bestrebungen in Preußen und in Deutschland, wollte von deutscher Einheit nichts wissen („den unberufenen Sonntagsreiter mitsamt seiner schwarzrotgoldenen Zäumung" gedachte er auf den Sand zu setzen), war Partei-mann vom Scheitel bis zur Sohle, erklärte aber 1851, er gedenke den Namen des Junkertums zu Ehren und Ansehen zu bringen. In der Konfliktszeit betrachtete er es als feine nächste Pflicht, „die Schwerkraft der Krone zu wahren und zu stärken", sprach aber auch fofort den Entschluß aus, „die unbestrittene Heerstraße des Ver-fafsungslebens" möglichst bald wieder zu betreten. Wie lange war die öffentliche Meinung, die von feinen eigentlichen, nationalen Absichten nichts ahnen konnte, gegen ihn aufs heftigste erregt! Wie viele arbeiteten nicht an feinem Sturze! Namentlich der durch die ganze geschichtliche Entwicklung Deutschlands leider unvermeidliche Bruderkrieg 1866 erbitterte die Gemüter. Eine bis dahin im Staate Friedrichs des Großen unerhörte Kriegsscheu that sich damals in Bürgerkreisen kund (nur Breslau und Halle machten eine rühmliche Ausnahme). Nach dem wider Erwarten glorreichen böhmischen Feldzuge aber that Bismarck mit der Jndeinnitätsvorlage den ersten Schritt auf der Bahn der längst beabsichtigten Versöhnungspolitik der Volksvertretung gegenüber. Der Konflikt ward beendet, die „Nationalpartei" (in der sich Liberale verschiedener Schattierungen aus den einzelnen Staaten verbunden hatten) wirkte freudig an der Gesetz-

7. Deutsche Sozialgeschichte - S. 206

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
206 Neueste Zeit. Geschichtliche Erklärung der Sozialdemokratie. Jndustriebezirken, vor allem in und um Berlin, Breslau, Chemnitz, Elberfeld, Frankfurt a. M., Gotha, Hamburg, Kiel, Leipzig, Mülhausen i. E., München, Nürnberg, Waldenburg i. Schl., Zwickau. Die Bauern wollen von den Sozialdemokraten im allgemeinen nichts wissen, trotzdem die „Jungen" oder „Unabhängigen" (die sich 1891 von der Partei lossagten, weil sie mehr anarchistische Ziele verfolgen *)) besonders eifrig unter ihnen zu agitieren begannen. Die Landleute arbeiten ja nicht an toten Maschinen in Fabriken, auf deren Betrieb weder Sonnenschein noch Regen besonderen Einfluß haben, sondern sie streuen lebenskräftigen Samen unter Gottes freiem Himmel aus und pflegen lebendige Tiere. Das Gefühl der Abhängigkeit von der Natur ist aber die Quelle der Religion — daher ist des Bauern Lebensanschauung meist eine ganz andere als die des Fabrikarbeiters. Dieser glaubt an keine Vorsehung, jener fleht um Gottes Segen d. h. um gut Wetter. Auch aus diesem Grunde ist der Versuch der Sozialdemokraten, aus dem Lande Einfluß zu gewinnen, gescheitert, und nicht bloß, weil das „Agrarprogramm" die allerverschiedensten Forderungen enthielt. „Vorläufig" ist mit der Agitation unter den Bauern Halt gemacht. Keine Erfindung müßiger oder thörichter Köpfe und kein Spiel des Zufalls ist die sozialdemokratische Bewegung, sie hat sich vielmehr notwendig aus verschiedenen Vorbedingungen entwickelt. In bei dieser Gelegenheit der Parteigegensatz nicht verstummte, äußerte sich in fast allen Volksschichten auf die verschiedenste Weise. Diese Thatsache gehört auch in die Sozialgeschichte. *) Im schroffsten Gegensatze zu ihnen stellte sich 1891 der aus alter bayerischer Adelssamilie stammende Sozialdemokrat v. Vollmar (infolge seiner Verwundung 1870 muß der stattliche, schöne Mann Krücken benutzen) durchaus auf den Standpunkt der gesetzlichen und friedlichen Reformbewegung und betonte besonders die Bedeutung zielbewußt arbeitender Organisationen.

8. Deutsche Sozialgeschichte - S. 168

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
168 1850—1860. Lebens- auffassung. Neue Gesellschaftsordnung. tet. *) Deshalb drang in imm er weitere Kreise eine Lebensauffassung, die das Äußerliche (Materielle) ungleich höher schätzt als das Geistige und die Selbstsucht über den Gemeinsinn stellt. Ein neues Geschlecht wuchs heran, schnell lebend und schnell vergessend, oft erwerb- und genußgierig, oft ohne Ideale und innerlich friedlos, selbstsüchtig, mit demokratischen Anschauungen erfüllt. Die strenge Scheidung der drei alten Gesellschaftsgruppen, des Adels, der Bürger und der Bauern, verwischte sich mehr und mehr. Durch die wirtschaftliche Umwälzung, den Ausschwung von Handel und Verkehr, die Verbreitung der Bildung und die Wandlungen im Staatsleben entstand allmählich eine neue Gesellschaftsordnung. Das Bürgertum wurde immer mehr Abbild der Gesellschaft (wie einst der Adel) und vereinte die verschiedensten Berufe in sich. Als Staatsbürger standen sich die Angehörigen der früher scharf von einander abgesonderten Klassen an Rechten und Pflichten gleich. Waren doch alle Standesvorrechte gesetzlich aufgehoben. Ende des 18. Jahrhunderts mußte es waghalsig erscheinen, gegen einen das bürgerliche *) K. Schmidt veröffentlichte schon 1844 unter dem Namen M. Stirn er feine „Lehre vom Einzigen und feinem Eigentum", nach der die Gesellschaft nur ein Mittel ist, aus dem mir für uns Nutzen ziehen mögen; soziale Wohlfahrt wird als fixe Idee bezeichnet; die Gesellschaft hat uns nur zur Verfolgung unserer selbstsüchtigen Interessen zu bienen. Solche Lehre fand bald immer mehr Anhänger. Völlig unbeachtet blieb leider ein 1850 bis 1859 erschienenes Werk „Untersuchungen über die Organisation der Arbeit oder System der Weltökonomie" von Marlo, Schriftftetlername des Universitätsprofessors Winkelblech. Auf feinen weiten Reifen richtete er anfangs feine Blicke nur auf die Produkte des menschlichen Fleißes, nicht auf die Produzenten selbst. Als er dann das Leben der Fabrikarbeiter kennen lernte, faßte ihn der Menschheit ganzer Jammer an. Schuld daran war nach feiner Anficht nur die verfehlte Organisation der Arbeit. Weil fein großes Werk nicht beachtet ward, starb er an gebrochenem Herzen. Der Verleger machte Bankrott. In neuester Zeit erst ist das Buch zu Ehren gekommen.

9. Geschichte des Altertums - S. 63

1892 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
I. Bis zum Sturze der etruskischen Macht und zur Ausgleichung der Stände in Kom. 6 3 Mars [fl. Martialis], des — mit dem Mars eigentlich identischen — Quirinus [fl. Quirinalis] besorgen; Salii, die gleichfalls dem Mars- kult, virgines Yestales, die dem Vestakult dienen), und den (5) pontifices — an ihrer Spitze der pontifex maximus — und augures (den Auslegern des göttlichen Willens aus dem Vogelflug u. dergl.), Kollegien von Sachverständigen in religiösen Dingen, welche die Traditionen für die allgemeinen gottesdienstlichen Verrichtungen bewahren, welche, vom Beamten befragt, Bat zu erteilen, aber nie zu befehlen haben. e) Der sagenhafte Charakter der älteren römischen Geschichte. Die Königssage ist nicht, wie die griechischen Sagen, ein Erzeugnis der dichterischen Phantasie, sondern des konstruierenden Verstandes, sie ist ätiologischer Natur: sie will geschichtliche Thatsachen und Einrichtungen erklären. Romulus soll die Existenz Roms erklären, Numa das Sakral wesen, Tullus Hostilius die Thatsache, dafs Rom der Vorort Latiums wurde, Ancus Marcius die, dafs es die beiden Stände der Patricier und Plebejer gab, Servius Tullius die Existenz der Centurienverfassung. Die letzte Königsdynastie, die der Tarquinier, ist vielleicht etrus- kischen Ursprungs. — Dafs die ganze Königsgeschichte völlige Sage und auch die Geschichte der späteren Zeit bis ca. 300 noch überaus sagenhaft ist, erklärt sich aus folgenden Umständen: 1. Alles vorhandene Urkundenmaterial (annales maximi u. a.) wurde durch den gallischen Brand (390) vernichtet. 2. Die Geschicht- schreibung begann in Rom sehr spät, erst am Ende des zweiten punischen Krieges. Es ist begreiflich, wie sehr durch die münd- liche Überlieferung während so langer Zeit die Wahrheit ver- dunkelt wurde. 3. Dazu trug noch besonders der Nationalstolz der Römer, der zu einer tendenziösen Geschichtefälschung führte, und ihr Aberglaube bei. 2 2. Die aristokratische Republik und der Ständekampf. a) Die Abschaffung des Königtums. Gegen das tyran- nische und die Verfassung verletzende Regiment des Königs Tarquinius Superbus vereinigten sich Patricier und Plebejer zu seinem Sturze (510). Das Königtum wurde abgeschafft, die

10. Geschichte des Altertums - S. 84

1892 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
84 C. Römische Geschichte. Zweite Periode. — später darzulegen den — Wirkungen dieses Umstandes auf die römische Volkswirtschaft wurden dadurch die Sitten zumal der vornehmeren römischen Gesellschaft aufs übelste beeinflufst. Ferner lernten die Römer jetzt die hellenische Bildung und Litteratur kennen; die edleren Geister, wie die Scipionen, Flamininus, Aemilius Paullus, wurden von ihr mächtig angezogen und mit Begeisterung erfüllt; für viele blieb das hellenisierende Wesen äufserliche Mode- sache, was um so schlimmer war, als mit der hellenischen Bil- dung auch hellenische Leichtfertigkeit, Unsittlichkeit, Aber- und Unglauben ihren Einzug hielten. Der namhafteste Gegner dieses modernen Geistes und Vorkämpfer für das alte nationale, kernige Römertum war M. Porcius Cato, der als Censor (184) seine Bestrebungen zur Geltung zu bringen suchte (Censorius), aber keinen Erfolg hatte, da er das Wesen und die Notwendigkeit dieses geschichtlichen Prozesses verkannte, sich im Kampfe gegen Personen und Symptome erschöpfte und mit zweckwidrigen Mitteln zu Werke ging. — Die römische Litteratur, welche in der Zeit des zweiten punischen Krieges beginnt1, steht von vorn herein unter griechischem Einflufs2. Vergebens beklagte Cn. Naevius (f ca. 199), — der den ersten punischen Krieg in saturnischen Versen erzählte, — die Herrschaft der Ausländer über die natio- nale Bildung3. Der Bannerträger der hellenisierenden Richtung ist — abgesehen von den ersten rohen Anfängen des Livius Andro- nicus, eines freigelassenen griechischen Sklaven4 — Q. Ennius (4 169), geboren in Apulien, der in einem Epos Annales die Geschichte Roms bis auf seine Zeit in Hexametern darstellte. Originaler waren die Römer in der Komödie: T. Maccius Plautus aus Umbrien (j- 184) und P. Terentius (Afer) sind die bedeu- 1) Poenico bello secundo Musa pinnato gradu Intulit se bellicosam in Romuli gentem feram. (Porcius Licinus bei Gellius 17, 21). 2) Graecia capta ferum victorem cepit et artes Intulit agresti Latio. Hor. Epist. Ii, 1,156 f. 3) Seine von ihm selbst verfafste Grabschrift: Immórtalés mortales si forét fas fière, Plerént divaé Caménae Naévium poétam; Itaque postquam èst orcino traditus thesauro, Obliti sunt Romai diciér lingua latina. 4) Lat. Übs. der Odyssee („Yimm mihi, Caména, insecé versutum“), Nachdichtungen griechischer Schauspiele.
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