42
§ 22. Afrika im allgemeinen.
worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und
Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden
ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum-
wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt-
Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand.
Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner,
geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der
Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon
300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für
den deutschen Handel.
Afrika.
§22.
Afrika im allgemeinen.
N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. —
W. Kap Verde 342/15.
1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill.
qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch-
stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd-
teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen
Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck.
Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der
heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der
Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen.
2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen
fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen
sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher
fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal-
Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von
Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der
am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum
heutigen Tage wenig zugänglich.
3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er-
Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet
eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen
*) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich«
tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.
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Extrahierte Personennamen: Blanco
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Afrika Europa Suez Asien Indische Atlantische_Ozean Guinea Syrien Madagaskar Afrika
§ 24. Der Sudan.
49
3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen-
wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht
die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai
arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut;
die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem
dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut
wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht
wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der
Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr
geschickt in manchem Gewerbe.
4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte.
a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober-
guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab-
schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste.
Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer
Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste
ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster
Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz
ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt
das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch
regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das
Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank-
reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger,
wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den
Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik
Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt
Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern
um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet,
aber ohne feste Ordnung.
d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde
bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis.
An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet.
Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi
und Öl.
c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan
heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben.
In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe
(oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben
die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier
wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen,
Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Louis Daniel
Extrahierte Ortsnamen: Senegal Gambia Frankreich Togo Negerrepublik
Liberia Freetown Oberguinea Niger Timbuktu Frankreich
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika.
57
2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch-
Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen-
land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar,
dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor-
gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland,
so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen
zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem
Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia
gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma
kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert
sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu
seiner Mündung beibehält.
W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor-
gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa
mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale
Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich
ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein
Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um-
geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich.
Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der
Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km
Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der
jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo.
3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende
Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen
Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge-
langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts-
temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter
herrscht besonders Trockenheit.
4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen
und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene
dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder.
Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak
und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die
wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal,
Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen
Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern
noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger.
Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.
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60
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika.
Hl* Deutsch-Kamerun.
1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun,
das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be-
ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen
Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da-
mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee
gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das
ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung
dem Deutschen Reiche fast gleich.
2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere
erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den
Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein
ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel-
fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn-
blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche
Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be-
deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind
alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht,
schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch-
land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem
Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an.
3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist
tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland
ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des
Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum
Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen,
Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die
Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den
Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie
zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau
von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über-
wiegend.
Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl,
Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von
Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und
Handel sehr.
4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner
von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie
gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den
Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.
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Extrahierte Personennamen: Ney Gorilla
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Kamerun Deutschland Götterberg Adamaua Büffel- Kamerun
102
Das Zeitalter der religisen Kmpfe 15191648.
_ $te Abwesenheit traten in Wittenberg Schwarmgeister" auf, teilweise Serrm* Tuchmacher aus Zwickau, Leute, welche von Gott begeistert zu sein glaubten, ihre Eingebungen fr bedeutsamer als die Worte der Bibel erklrten und die Forderung aufstellten, der Gottesdienst msse gnzlich umgestaltet, die Bilder in den Kirchen zerstrt, die Kindertaufe abgeschafft und durch eine Taufe der Erwachsenen ersetzt werden. Ihnen schlo sich auch Karlstadt an; und schon gewannen sie viel Anhang und fingen an, ihre Neuerungen gewalt-1522. sam durchzusetzen. Da erschien Ln th er in Wittenberg. Er hatte auf die Mahnungen seines Kurfrsten, der ihn auf die ihm drohende Gefahr auf-merksam machte, geantwortet, da er in Gottes Schutz stehe: Ja, ich meine, ich wollte Ew. Kurfrstliche Gnaden mehr schtzen, als Sie mich schtzen knnten. Wer am meisten glaubt, der wird hier am meisten schtzen." Eine Woche lang predigte er tglich gegen das Unwesen der Bilderstrmer und Wiedertufer und erreichte, da sie aus Wittenberg weichen muten.
Luthers Luther aber blieb fortan unangefochten in Wittenberg. Einige Zeit ottgteit spter legte er die Mnchskutte ab und heiratete Katharinavonbora, die, aus einem schsischen Adelsgeschlecht stammend, bereits als Kind in ein Kloster gebracht worden war und es nun, wie so viele andere Mnche und Nonnen, verlassen hatte. Auer Philipp Melanchthon standen ihm Justus Jonas, Bugenhagen und andere Freunde zur Seite. Er predigte, er beriet in kirchlichen Dingen seinen Landesherrn und so manchen deutschen.frsten, dazu viele andere Rat und Hilfe suchende Deutsche aller Stnde, er schrieb Bcher und Streitschriften, er forschte in der Schrift und fuhr fort sie zu bersetzen, er dichtete endlich seine herrlichen Kirchenlieder.
107. Die Reformation Ulrich Zwinglis. Indessen hatte auch in der Schweiz der Abfall von der alten Kirche begonnen. Der schweizerische Lwinglt in Reformator wurde Ulrich Zwingli, der als Sohn wohlhabender 8m>' Bauern aus einem Alpendorfe stammte, auf mehreren Universitten studiert hatte, dann Geistlicher geworden und damals Priester in Zrich war. Auch ihn brachte, wie Luther, das Ablawesen in Gegensatz zu der ppstlichen Kirche; in demselben Jahre, in dem fr Luther die Leipziger Disputation entscheidend wurde, erwirkte er, da der Rat von Zrich einen Abla-prediger auswies. In den nchsten Jahren wurde in Zrich die Reformation durchgefhrt, dem Papste der Gehorsam aufgesagt, die Messe abgeschafft, die Heiligenbilder und jeder Schmuck aus den Kirchen entfernt. Andere Schweizer Städte, besonders B ern und B as e l, schlssen sich diesem Vor-gehen an.
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TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Gott Luthers_Luther Philipp_Melanchthon Philipp Justus_Jonas Ulrich_Zwinglis Ulrich_Zwingli Luther
Aus der Länderkunde der Erdteile.
37
Deutsche Faktorei am Kamerun.
Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be-
völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen.
Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem
weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum
Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge,
das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren
Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer
Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch
unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den
Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre
Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits
Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der
Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen.
Der Sitz der Regierung ist Bn-ea.
Ii. Mittelafrika.
Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen
Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft
überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten-
teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich,
mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und
große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum-
riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd-
amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch
diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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50
Zweite Periode. Von 843 bis zur Mitte des 11. Jh.
sehen Freien und Unfreien tritt zurück hinter der Bedeutung,
welche Dienst und Beruf erlangen. Von dem Stande der Acker-
bauer, in welchem eine große Zahl von Abstufungen der Ab-
hängigkeit existiert und die freien Elemente mehr und mehr ver-
schwinden, beginnt sich zu sondern der Kriegerstand, der sich
zu dem aus den schwer gepanzerten Keitern bestehenden Ritter-
stande umzubilden anfängt1 und zu dem auch die Ministerialen
gehören, persönlich unfreie, mit einem Benefici um begabte Dienst-
mannen, welche zum Waffendienst verpflichtet bezw. berechtigt
sind (also eine Art unfreier Adel), und der Bürgerstand der
Städte, dessen Bedeutung auf den neuen Erwerbszweigen des
Handels und der Industrie beruht und der sich jeder Abhängig-
keit zu entziehen bestrebt ist. Diese soziale Gliederung in Bauern,
Bürger und kriegerischen Adel bleibt die Grundlage der europäi-
schen Gesellschaft bis zur französischen Revolution.
2. Die geistige Kultur.
Die große Zeit Ottos I. rief auch auf geistigem Gebiete einen
bei der noch geringen Leistungsfähigkeit des Laientums fast aus-
schliefslich von den Geistlichen ausgehenden, wieder an die An-
tike anknüpfenden Fortschritt der Bildung hervor, sodafs man von
einer Ottonischen Renaissance sprechen kann. Sie erreicht ihre
Höhe in den Werken der Gandersheimer Nonne Roswitha (Hrotsuit),
— wie denn überhaupt bei keinem deutschen Stamme der Auf-
schwung so mächtig ist wie bei den für die neue Bildung am
spätesten gewonnenen Sachsen, deren rühriger und weltkundiger
Klerus Männer wie Brun von Köln, Meinwerk von Paderborn,
Bern ward von Hildesheim (Erzieher Ottos Iii.), Widukind von
Corvey aufweist. Auch St. Gallen (Notker), Hirsau und Fulda sind
Stätten der Gelehrsamkeit und Bildung. Unter dem Eindrücke
der großen Zeitereignisse nahm die Geschichtschreibung wieder
einen Aufschwung (Widukind, Liutprand von Cremona). Nicht
minder erheblich war die Entwickelung der Kunst im Kirchenbau
(romanischer oder Rundbogenstil), in der Erzgiefserei, Malerei und
Elfenbeinschnitzerei.
1) Krieger, "Vasall, Ritter werden also identische Begriffe.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
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Ii. Ausbildung nationaler Verfassungen in Frankreich und England.
91
ß) Der dem Zeitalter eigene Einungsgeist führte auch zur
Bildung der Schweizer Eidgenossenschaft. Die Yogtei in
Uri, Schwyz und Unterwalden hatten die Grafen von Habsburg,
bemüht die Reichsvogtei zur Landeshoheit umzubilden. Aber Uri
(1231) und Schwyz (1240) erhielten von Friedrich Ii. die Zu-
sicherung der Reichsunmittelbarkeit. 1291 schlossen die drei
Urkantone den „ewigen Bund“ zu Schutz und Trutz. König
Adolf bestätigte ihre Freiheitsbriefe. Unter Albrecht I. fügten sie
sich geduldig in die nicht gewaltthätige Herrschaft Österreichs.
Heinrich Yii. gewährleistete ihnen die Reiehsunmittelkeit von
neuem. 1314 nahmen sie für Ludwig Partei und schlugen 1315
Herzog Leopold I. am Morgarten (s. S. 83), worauf sie zu Brun-
nen den „ewigen Bund“ erneuerten. Der Bund vergröfserte sich
durch den Beitritt von Luzern, Zürich, Zug, Bern, Glarus, Solo-
thurn u. s. w. Ihre wachsende Macht verwickelte die Eidgenos-
sen in neue Kämpfe mit Österreich; 1386 erlag Leopold Iii. ihnen
bei Sempach (nw. von Luzern) (Sage von Winkelried)1.
Ii. Ausbildung nationaler Verfassungen in Frankreich
und England.
Während gegen Ende des 15. Jh. die deutsche Verfassung,
in völliger Auflösung begriffen, den Anblick eines Chaos gewährt,
haben Frankreich und England (und auch Spanien) ihre Verfas-
sung fest und sicher abzuschliefsen begonnen, sind diese Nationen
in mächtigem Aufstreben begriffen. Der vornehmste Grund für
diese Erscheinung ist wirtschaftlicher Art: die internationalen
Handelswege haben Deutschland lange Jahrhunderte hindurch um-
gangen, Deutschland blieb bis ins 13. Jh. ein Land fast reiner Natu-
ralwirtschaft, das Bürgertum lange unentwickelt. Nun aber geht
die Entwickelung der modernen Verfassungen vom Steuerbewilli-
gungsrecht der Stände aus, was zwei Voraussetzungen hat: 1. Adel
und Bürgertum müssen in organischer Verbindung am Staats-
leben beteiligt sein; 2. es mufs ein geregeltes Geld- und Steuer-
1) Die Sagenbildung über den Ursprung der Eidgenossenschaft beginnt
im 15. Jh. Ihre endliche Gestalt hat die Sage bei Ägidius Tschudi (Chronicon
helveticum) im 17. Jh. erhalten und ist in dieser Form durch Joh. v. Müller
und Schiller verbreitet worden.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht_I. Heinrich_Yii Heinrich Ludwig_Partei Ludwig Leopold_I. Leopold_Iii Leopold Ägidius_Tschudi
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Schwyz Habsburg Schwyz Luzern Bern Glarus Sempach Luzern Frankreich England Frankreich England Spanien Deutschland Deutschland
20
Erste Periode. Vom 4. Jh. bis 843.
es dem Bedürfnisse der Menschen wenigstens die kirchliche Ein-
heit zu erhalten, da die Erhaltung der staatlichen unmöglich ge-
worden war. 8. In diesem Sinne wirkten die um 850 entstandenen
pseudo-isidorischen Dekretalien, durch welche die Befreiung der
Bischöfe von der weltlichen Gewalt und die Herrschaft des Papstes
über die Kirche rechtlich begründet werden sollte. Das war eine
Sammlung gefälschter Synodalbeschlüsse und päpstlicher Dekretalien,
die angeblich der Bischof Isidorus von Sevilla (Anfang des 7. Jh.)
veranstaltet haben sollte. 9. Zur Stärkung der päpstlichen Gewalt
trug auch das Mönchtum bei.
3. Das Klosterwesen im Abendlande.
Während das Mönchwesen (Mönch von griech. monachos Ein-
siedler) in seiner Heimat, dem Orient, stets seinen beschaulichen,
weltflüchtigen und der Welt und ihrer Bildung abgekehrten Cha-
rakter beibehielt, wurde es im Abendlande eine Kulturmacht ersten
Ranges. Hier erhielt es seine charakteristische Gestalt durch den
h. Benedictus von Nursia, den Erbauer und ersten Abt des
Klosters zu Monte Casino (gegründet 529, n. vom mittleren
Garigliano), der den üblichen Gelübden der (persönlichen) Armut,
der Ertötung der Sinnlichkeit und des Gehorsams die Pflicht der
Arbeit („ora et labora“) hinzufügte. Die Benediktinerregel wurde
mafsgebend im Abendlande. Die Mönche wurden Jahrhunderte
lang die Pioniere des Christentums und der Kultur in der Wildnis,
die Klöster (von claustrum) die einzigen Stätten, wo höhere Lebens-
interessen, wo Wissenschaft, Bildung und Kunst Pflege, wo auch
der von einem Mächtigen Verfolgte Schutz fand. Die für Deutsch-
land wichtigsten Benediktinerklöster waren u. a. St. Gallen, Reichenau,
Hirsau (im n. Schwarzwalde), Lorsch (gegenüber Worms), Prüm
(an der Schneifel), Fulda, Hersfeld (an der Fulda), Corvey (an der
Weser n. von Höxter).
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136 Fünfte Periode. Von 1517—1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648.
wegen; erst Pius Iy. nahm die Yerhandlungen 1562 wieder auf,
die 1563 mit einem „Anathema cunctis haereticis“ zum Abschlufs
kamen. Handelte es sich in den ersten beiden Tagungen wesent-
lich um die Dogmen, die in scharfem Gegensätze zur protestan-
tischen Auffassung (über das Yerhältnis von Bibel und Tradition,
die Rechtfertigung, die Erbsünde, die Sakramente u. s. w.) for-
muliert wurden, so hat die dritte Tagung das hierarchische Ge-
bäude neubegründet und gefestigt; die Macht des Papstes ward
über diejenige der Konzile gestellt, die Bischöfe wurden nur seine
Beauftragten und Stellvertreter, erhielten aber volle Gewalt über
den Klerus ihres Sprengels. Auch wurden Beschlüsse gefafst,
die sittliches Leben und wissenschaftliche Bildung der Geistlichen
in ganz anderer Weise forderten und durchsetzten als je bisher.
Das Tridentinum ist ein Werk des Jesuitismus; es hat die katho-
lische Kirche restauriert und mit Kampfeseifer gegen den Pro-
testantismus erfüllt.
2. Johann Calvin.
Johann Calvin (Jean Cauvin), geb. 1509 zu Noyon in der
Picardie aus niederem Stande, in Paris, Bourges und Orleans
juristisch, humanistisch und theologisch gebildet, gab, mit Luthers
Schriften bekannt geworden, die auf des Yaters Wunsch gewählte
Jurisprudenz auf und wandte sich reformatorischen Bestrebungen
zu, mufste aber aus Frankreich fliehen und ging nach Strafsburg
und Basel, wo 1536 seine „Institutio religionis christianae“ er-
schien, durch deren spätere französische Übersetzung Calvin der
Schöpfer der modernen französischen Prosa geworden ist. Mit
unerbittlicher Logik und durchdringendem Scharfsinn entwickelte
er hier seine Lehre von der Prädestination und Gnadenwahl,
unternahm den grundsätzlichsten Angriff gegen die katholische
Hierarchie und entwarf, indem er auf die urchristliche völlige
Selbständigkeit der Gemeinde zurückging, den Plan einer demo-
kratisch-theokratischen Gemeindeverfassung. Nach einem kurzen
Aufenthalte in Italien wurde er auf der Rückkehr von dort in
Genf, wo man schon die Reformation versucht hatte, wo aber
große Yerwirrung herrschte, veranlaßt (Farel) hier das Reforma-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Calvin Johann Johann_Calvin_(Jean_Cauvin Johann
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Strafsburg Basel Italien Genf