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1. Teil 2 - S. 42

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42 § 22. Afrika im allgemeinen. worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum- wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt- Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand. Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner, geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon 300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für den deutschen Handel. Afrika. §22. Afrika im allgemeinen. N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. — W. Kap Verde 342/15. 1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill. qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch- stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd- teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck. Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen. 2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal- Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum heutigen Tage wenig zugänglich. 3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er- Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen *) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich« tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.

2. Teil 2 - S. 49

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 24. Der Sudan. 49 3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen- wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut; die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr geschickt in manchem Gewerbe. 4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte. a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober- guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab- schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste. Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank- reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger, wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet, aber ohne feste Ordnung. d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis. An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi und Öl. c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben. In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe (oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen, Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4

3. Teil 2 - S. 57

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. 57 2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch- Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen- land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar, dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor- gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland, so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu seiner Mündung beibehält. W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor- gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um- geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich. Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo. 3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge- langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts- temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter herrscht besonders Trockenheit. 4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder. Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal, Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger. Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.

4. Teil 2 - S. 60

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 § 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. Hl* Deutsch-Kamerun. 1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun, das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be- ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da- mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung dem Deutschen Reiche fast gleich. 2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel- fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn- blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be- deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht, schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch- land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an. 3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen, Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über- wiegend. Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl, Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und Handel sehr. 4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.

5. Deutsche Geschichte - S. 102

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
102 Das Zeitalter der religisen Kmpfe 15191648. _ $te Abwesenheit traten in Wittenberg Schwarmgeister" auf, teilweise Serrm* Tuchmacher aus Zwickau, Leute, welche von Gott begeistert zu sein glaubten, ihre Eingebungen fr bedeutsamer als die Worte der Bibel erklrten und die Forderung aufstellten, der Gottesdienst msse gnzlich umgestaltet, die Bilder in den Kirchen zerstrt, die Kindertaufe abgeschafft und durch eine Taufe der Erwachsenen ersetzt werden. Ihnen schlo sich auch Karlstadt an; und schon gewannen sie viel Anhang und fingen an, ihre Neuerungen gewalt-1522. sam durchzusetzen. Da erschien Ln th er in Wittenberg. Er hatte auf die Mahnungen seines Kurfrsten, der ihn auf die ihm drohende Gefahr auf-merksam machte, geantwortet, da er in Gottes Schutz stehe: Ja, ich meine, ich wollte Ew. Kurfrstliche Gnaden mehr schtzen, als Sie mich schtzen knnten. Wer am meisten glaubt, der wird hier am meisten schtzen." Eine Woche lang predigte er tglich gegen das Unwesen der Bilderstrmer und Wiedertufer und erreichte, da sie aus Wittenberg weichen muten. Luthers Luther aber blieb fortan unangefochten in Wittenberg. Einige Zeit ottgteit spter legte er die Mnchskutte ab und heiratete Katharinavonbora, die, aus einem schsischen Adelsgeschlecht stammend, bereits als Kind in ein Kloster gebracht worden war und es nun, wie so viele andere Mnche und Nonnen, verlassen hatte. Auer Philipp Melanchthon standen ihm Justus Jonas, Bugenhagen und andere Freunde zur Seite. Er predigte, er beriet in kirchlichen Dingen seinen Landesherrn und so manchen deutschen.frsten, dazu viele andere Rat und Hilfe suchende Deutsche aller Stnde, er schrieb Bcher und Streitschriften, er forschte in der Schrift und fuhr fort sie zu bersetzen, er dichtete endlich seine herrlichen Kirchenlieder. 107. Die Reformation Ulrich Zwinglis. Indessen hatte auch in der Schweiz der Abfall von der alten Kirche begonnen. Der schweizerische Lwinglt in Reformator wurde Ulrich Zwingli, der als Sohn wohlhabender 8m>' Bauern aus einem Alpendorfe stammte, auf mehreren Universitten studiert hatte, dann Geistlicher geworden und damals Priester in Zrich war. Auch ihn brachte, wie Luther, das Ablawesen in Gegensatz zu der ppstlichen Kirche; in demselben Jahre, in dem fr Luther die Leipziger Disputation entscheidend wurde, erwirkte er, da der Rat von Zrich einen Abla-prediger auswies. In den nchsten Jahren wurde in Zrich die Reformation durchgefhrt, dem Papste der Gehorsam aufgesagt, die Messe abgeschafft, die Heiligenbilder und jeder Schmuck aus den Kirchen entfernt. Andere Schweizer Städte, besonders B ern und B as e l, schlssen sich diesem Vor-gehen an.

6. Teil 1 = Grundstufe B - S. 37

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 37 Deutsche Faktorei am Kamerun. Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be- völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen. Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge, das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen. Der Sitz der Regierung ist Bn-ea. Ii. Mittelafrika. Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten- teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich, mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum- riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd- amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der

7. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 50

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
50 Zweite Periode. Von 843 bis zur Mitte des 11. Jh. sehen Freien und Unfreien tritt zurück hinter der Bedeutung, welche Dienst und Beruf erlangen. Von dem Stande der Acker- bauer, in welchem eine große Zahl von Abstufungen der Ab- hängigkeit existiert und die freien Elemente mehr und mehr ver- schwinden, beginnt sich zu sondern der Kriegerstand, der sich zu dem aus den schwer gepanzerten Keitern bestehenden Ritter- stande umzubilden anfängt1 und zu dem auch die Ministerialen gehören, persönlich unfreie, mit einem Benefici um begabte Dienst- mannen, welche zum Waffendienst verpflichtet bezw. berechtigt sind (also eine Art unfreier Adel), und der Bürgerstand der Städte, dessen Bedeutung auf den neuen Erwerbszweigen des Handels und der Industrie beruht und der sich jeder Abhängig- keit zu entziehen bestrebt ist. Diese soziale Gliederung in Bauern, Bürger und kriegerischen Adel bleibt die Grundlage der europäi- schen Gesellschaft bis zur französischen Revolution. 2. Die geistige Kultur. Die große Zeit Ottos I. rief auch auf geistigem Gebiete einen bei der noch geringen Leistungsfähigkeit des Laientums fast aus- schliefslich von den Geistlichen ausgehenden, wieder an die An- tike anknüpfenden Fortschritt der Bildung hervor, sodafs man von einer Ottonischen Renaissance sprechen kann. Sie erreicht ihre Höhe in den Werken der Gandersheimer Nonne Roswitha (Hrotsuit), — wie denn überhaupt bei keinem deutschen Stamme der Auf- schwung so mächtig ist wie bei den für die neue Bildung am spätesten gewonnenen Sachsen, deren rühriger und weltkundiger Klerus Männer wie Brun von Köln, Meinwerk von Paderborn, Bern ward von Hildesheim (Erzieher Ottos Iii.), Widukind von Corvey aufweist. Auch St. Gallen (Notker), Hirsau und Fulda sind Stätten der Gelehrsamkeit und Bildung. Unter dem Eindrücke der großen Zeitereignisse nahm die Geschichtschreibung wieder einen Aufschwung (Widukind, Liutprand von Cremona). Nicht minder erheblich war die Entwickelung der Kunst im Kirchenbau (romanischer oder Rundbogenstil), in der Erzgiefserei, Malerei und Elfenbeinschnitzerei. 1) Krieger, "Vasall, Ritter werden also identische Begriffe.

8. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 91

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ii. Ausbildung nationaler Verfassungen in Frankreich und England. 91 ß) Der dem Zeitalter eigene Einungsgeist führte auch zur Bildung der Schweizer Eidgenossenschaft. Die Yogtei in Uri, Schwyz und Unterwalden hatten die Grafen von Habsburg, bemüht die Reichsvogtei zur Landeshoheit umzubilden. Aber Uri (1231) und Schwyz (1240) erhielten von Friedrich Ii. die Zu- sicherung der Reichsunmittelbarkeit. 1291 schlossen die drei Urkantone den „ewigen Bund“ zu Schutz und Trutz. König Adolf bestätigte ihre Freiheitsbriefe. Unter Albrecht I. fügten sie sich geduldig in die nicht gewaltthätige Herrschaft Österreichs. Heinrich Yii. gewährleistete ihnen die Reiehsunmittelkeit von neuem. 1314 nahmen sie für Ludwig Partei und schlugen 1315 Herzog Leopold I. am Morgarten (s. S. 83), worauf sie zu Brun- nen den „ewigen Bund“ erneuerten. Der Bund vergröfserte sich durch den Beitritt von Luzern, Zürich, Zug, Bern, Glarus, Solo- thurn u. s. w. Ihre wachsende Macht verwickelte die Eidgenos- sen in neue Kämpfe mit Österreich; 1386 erlag Leopold Iii. ihnen bei Sempach (nw. von Luzern) (Sage von Winkelried)1. Ii. Ausbildung nationaler Verfassungen in Frankreich und England. Während gegen Ende des 15. Jh. die deutsche Verfassung, in völliger Auflösung begriffen, den Anblick eines Chaos gewährt, haben Frankreich und England (und auch Spanien) ihre Verfas- sung fest und sicher abzuschliefsen begonnen, sind diese Nationen in mächtigem Aufstreben begriffen. Der vornehmste Grund für diese Erscheinung ist wirtschaftlicher Art: die internationalen Handelswege haben Deutschland lange Jahrhunderte hindurch um- gangen, Deutschland blieb bis ins 13. Jh. ein Land fast reiner Natu- ralwirtschaft, das Bürgertum lange unentwickelt. Nun aber geht die Entwickelung der modernen Verfassungen vom Steuerbewilli- gungsrecht der Stände aus, was zwei Voraussetzungen hat: 1. Adel und Bürgertum müssen in organischer Verbindung am Staats- leben beteiligt sein; 2. es mufs ein geregeltes Geld- und Steuer- 1) Die Sagenbildung über den Ursprung der Eidgenossenschaft beginnt im 15. Jh. Ihre endliche Gestalt hat die Sage bei Ägidius Tschudi (Chronicon helveticum) im 17. Jh. erhalten und ist in dieser Form durch Joh. v. Müller und Schiller verbreitet worden.

9. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 20

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
20 Erste Periode. Vom 4. Jh. bis 843. es dem Bedürfnisse der Menschen wenigstens die kirchliche Ein- heit zu erhalten, da die Erhaltung der staatlichen unmöglich ge- worden war. 8. In diesem Sinne wirkten die um 850 entstandenen pseudo-isidorischen Dekretalien, durch welche die Befreiung der Bischöfe von der weltlichen Gewalt und die Herrschaft des Papstes über die Kirche rechtlich begründet werden sollte. Das war eine Sammlung gefälschter Synodalbeschlüsse und päpstlicher Dekretalien, die angeblich der Bischof Isidorus von Sevilla (Anfang des 7. Jh.) veranstaltet haben sollte. 9. Zur Stärkung der päpstlichen Gewalt trug auch das Mönchtum bei. 3. Das Klosterwesen im Abendlande. Während das Mönchwesen (Mönch von griech. monachos Ein- siedler) in seiner Heimat, dem Orient, stets seinen beschaulichen, weltflüchtigen und der Welt und ihrer Bildung abgekehrten Cha- rakter beibehielt, wurde es im Abendlande eine Kulturmacht ersten Ranges. Hier erhielt es seine charakteristische Gestalt durch den h. Benedictus von Nursia, den Erbauer und ersten Abt des Klosters zu Monte Casino (gegründet 529, n. vom mittleren Garigliano), der den üblichen Gelübden der (persönlichen) Armut, der Ertötung der Sinnlichkeit und des Gehorsams die Pflicht der Arbeit („ora et labora“) hinzufügte. Die Benediktinerregel wurde mafsgebend im Abendlande. Die Mönche wurden Jahrhunderte lang die Pioniere des Christentums und der Kultur in der Wildnis, die Klöster (von claustrum) die einzigen Stätten, wo höhere Lebens- interessen, wo Wissenschaft, Bildung und Kunst Pflege, wo auch der von einem Mächtigen Verfolgte Schutz fand. Die für Deutsch- land wichtigsten Benediktinerklöster waren u. a. St. Gallen, Reichenau, Hirsau (im n. Schwarzwalde), Lorsch (gegenüber Worms), Prüm (an der Schneifel), Fulda, Hersfeld (an der Fulda), Corvey (an der Weser n. von Höxter).

10. Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden - S. 136

1893 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
136 Fünfte Periode. Von 1517—1648. — Zweiter Abschnitt. Von der Mitte des 16. Jh. bis 1648. wegen; erst Pius Iy. nahm die Yerhandlungen 1562 wieder auf, die 1563 mit einem „Anathema cunctis haereticis“ zum Abschlufs kamen. Handelte es sich in den ersten beiden Tagungen wesent- lich um die Dogmen, die in scharfem Gegensätze zur protestan- tischen Auffassung (über das Yerhältnis von Bibel und Tradition, die Rechtfertigung, die Erbsünde, die Sakramente u. s. w.) for- muliert wurden, so hat die dritte Tagung das hierarchische Ge- bäude neubegründet und gefestigt; die Macht des Papstes ward über diejenige der Konzile gestellt, die Bischöfe wurden nur seine Beauftragten und Stellvertreter, erhielten aber volle Gewalt über den Klerus ihres Sprengels. Auch wurden Beschlüsse gefafst, die sittliches Leben und wissenschaftliche Bildung der Geistlichen in ganz anderer Weise forderten und durchsetzten als je bisher. Das Tridentinum ist ein Werk des Jesuitismus; es hat die katho- lische Kirche restauriert und mit Kampfeseifer gegen den Pro- testantismus erfüllt. 2. Johann Calvin. Johann Calvin (Jean Cauvin), geb. 1509 zu Noyon in der Picardie aus niederem Stande, in Paris, Bourges und Orleans juristisch, humanistisch und theologisch gebildet, gab, mit Luthers Schriften bekannt geworden, die auf des Yaters Wunsch gewählte Jurisprudenz auf und wandte sich reformatorischen Bestrebungen zu, mufste aber aus Frankreich fliehen und ging nach Strafsburg und Basel, wo 1536 seine „Institutio religionis christianae“ er- schien, durch deren spätere französische Übersetzung Calvin der Schöpfer der modernen französischen Prosa geworden ist. Mit unerbittlicher Logik und durchdringendem Scharfsinn entwickelte er hier seine Lehre von der Prädestination und Gnadenwahl, unternahm den grundsätzlichsten Angriff gegen die katholische Hierarchie und entwarf, indem er auf die urchristliche völlige Selbständigkeit der Gemeinde zurückging, den Plan einer demo- kratisch-theokratischen Gemeindeverfassung. Nach einem kurzen Aufenthalte in Italien wurde er auf der Rückkehr von dort in Genf, wo man schon die Reformation versucht hatte, wo aber große Yerwirrung herrschte, veranlaßt (Farel) hier das Reforma-
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