Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Da die Regierung noch eine unbeschränkte war, war die Verordnung neuer Steuern eigentlich einfach, die Befragung von „Notabein“ indes und die Gegensätze in den Beamtenkreisen erschwerten doch fast ebenso wie heute in den Zeiten der Volksvertreter das Zustandekommen der Gesetze. Der Hauptförderer der Lösung war der energische und klar denkende Finanzminister v. Klewitz, der am 26. Mai 1818 die Zoll- und Steuerfrage zum Abschluß brachte. Auch damals hörte man schon Uebertreibungen über neue Steuern, so die, daß die Schlacht-und Mahlsteuer „die gänzliche Menschenfreiheit vernichte und die menschliche Gesellschaft auf löse“. Auf die Dauer aber erwies sich diese Art der Besteuerung als eine ebenso einträgliche, wie glückliche.
Im allgemeinen wurde eine gemischte Einrichtung getroffen. Neben den indirekten (mittelbaren) Steuern, wie sie namentlich französischerseits eingeführt und in den ehemals französischen Landesteilen auch nicht unbeliebt waren, mußte man auch zu den direkten (unmittelbaren) greifen, die den Nachteil hatten, stärker empfunden zu werden, den Vorteil aber auch, daß man die Wohlhabenden besser treffen konnte. Folgende Steuern wurden eingeführt:
Zunächst die Gewerbesteuer, die gewissermaßen die Gegenleistung für die 1811 eingeführte Gewerbefreiheit war; zur Schonung der „schwächern Schultern“ gingen die Handwerker, dip ohne Gehilfen arbeiteten, frei aus. Ferner eine Materialsteuer für Wein, Bier, Branntwein und Tabak, also für Waren, die immerhin nicht dem notwendigen Lebensunterhalt, sondern dem Luxus dienen, deren Gebrauch man also entbehren oder doch wenigstens beschränken kann. An die Stelle der Kontribution wurde die Grund- und Gebäudesteuer gesetzt, die auch in den Städten erhoben wurde. Eine wirklich neue Einrichtung aber war die Schlacht- und Mahlsteuer, die an die Stelle der alten Akzise trat und in 136 größeren Städten erhoben wurde. Gegen sie wurde geltend gemacht, daß sie den armen Mann unverhältnismäßig belaste, indem sie die notwendigen Lebensmittel träfe, welche doch reich wie arm annähernd in gleichem Umfange brauchten. In der Wirklichkeit aber war die Verteuerung doch nicht so bedeutend, wie man es befürchtet hatte. Die Steuer woirde tatsächlich in
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Stauden herabbücken müssen, sondern nur zuzugreifen brauchen, um
die zarten Büschel abzulösen.
6. Sobald ein Feld einmal abgeerntet ist, beginnt die Arbeit von
neuem, die zweite Ernte. Und dann zum drittenmal und, wenn der
Ertrag und Preis es rechtfertigt, wohl auch noch zum viertenmal.
Die gepflückte Baumwolle wandert nun zuerst nach dem „Ein", einer
Reinigungsmaschine, die ihren Ursprung einem Zufall verdankt. Whit-
ney, der Erfinder des „Gin", das heißt der Auskernungsmaschine,
beobachtete eines Tages einen Zimmermann, als dieser mit einer Säge
ein Loch in eine Tür schnitt, hinter der Baumwolle aufgestapelt lag.
Die Säge zog beim Vor- und Rückwärtsbewegen Stränge von Baum-
wolle mit sich. Das gab ihm die erste Idee, und nach eifrigem Nach-
denken und Bemühen gelang es ihm, eine Maschine herzustellen, die
es möglich machte, die Baumwolle von Bast und Samen zu befreien,
eine langwierige, sehr kostspielige Arbeit, wenn sie mit der Hand
ausgeführt werden muß. Die Maschine ist folgendermaßen beschaffen:
Auf einer rasch umlaufenden Welle befinden Sich zwanzig bis achtzig
Kreissägen, die mit ihren spitzen, schräg gestellten Zähnen durch
einen eng gestellten eisernen Rost durchgreifen, die auf einem Zu-
führtisch ausgebreitete Baumwolle erfassen und durch den Rost hin-
durchzerren, während die Samenkörner, an denen der Bast sitzt, ab-
springen. Es ist leicht begreiflich, daß langhaarige Baumwolle, die
kostbarste Sorte, bei diesem gewaltsamen Verfahren leicht zerrissen
wird. Um dieses zu vermeiden, wendet man jetzt meistens eine Walzen-
maschine an, wobei die Baumwolle zwischen zwei glatten oder ge-
riffelten Walzen hindurchgeht. Die Samenkörner können nicht folgen
und springen ab. Aus ihnen wird öl gepreßt, das merkwürdigerweise
sehr oft den vornehmeren Namen „Olivenöl" führen soll und den
Hausfrauen manchmal als „feinstes Tafelöl" verkauft wird.
7. Nachdem die Baumwolle in dem „Gin" gereinigt worden ist,
wird sie in Ballen gepreßt und diese mit eisernen Bändern umwunden,
deren Herstellung auch wieder einen ganzen Industriezweig bildet,
das Ganze in Jutesäcke genäht, und die Ausrüstung für die Welt-
reise ist fertig. Die Einkäufer für die Handlungen aus New Orleans,
Memphis, Charleston und den übrigen Stapelplätzen stellen sich ein,
treffen ihre Wahl und schließen Verträge ab.
8. Das Leben der Arbeiter während der Ernte ist, abgesehen
davon, daß die Arbeit in dem heißen Sonnenbrände anstrengend ist,
doch nicht allzu hart. Während des ganzen Tages folgen ihnen Karren
mit frischem Trinkwasser im Felde, die Mahlzeiten sind gut und reich-
lich, und man läßt ihnen Zeit, sie in Ruhe zu genießen. Das war
schon üblich in der Zeit „vor dem Kriege". Heute wie damals sorgt
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375
teil des tierischen Blutes, sondern auch der Säfte und Gewebe im
menschlichen Körper. Schon die Tatsache, daß bei alten Schriftstellern
Fleisch und Salz nie zusammengenannt werden, wohl aber Salz und
Brot, oder Mehl und Salz, weist darauf hin, daß bei vorwiegender
pflanzlicher Nahrung der Mensch mehr Verlangen nach Salz haben muß
als bei Fleischnahrung.
2. Interessante Beobachtungen haben nach dieser Seite hin For-
schungsreisende und Missionare an den Eingeborenen fremder Erd-
teile gemacht. Die afrikanischen Neger leben hauptsächlich von Pflan-
zenkost. Mungo Park, der Forschungsreisende Senegambiens und des
Nigergebietes, erzählt: „Im Binnenlande ist Salz der größte Lecker-
bissen. Man sieht Kinder an einem Stück Steinsalz lecken, als wenn
es Zucker wäre. Salz ist da so teuer, daß die Redensart „er ißt Salz"
einen reichen Mann bedeutet. Ich selbst habe sehr unter diesem Salz-
mangel gelitten, denn der fortwährende Genuß der pflanzlichen Nahrung
hat auf die Dauer ein entsetzliches Verlangen nach Salz zur Folge,
so daß die Entbehrung desselben zur höchsten Qual wird."
3. Wie andauernder Kochsalzmangel zu Kochsalzhunger und ernsten
Gesundheitsstörungen führt, erfahren wir auch von Livingstone, er
berichtet: „Wenn die Armen kein Salz hatten, nur von Wurzeln leben
mußten, so wurden sie oft von schlechter Verdauung geplagt. Nur
Reiche konnten sich Salz kaufen. Die eingeborenen Ärzte erkannten
die Ursache der Krankheit sehr wohl und verordneten als Heilmittel
immer auch Kochsalz. Da aber die Doktoren selbst kein Salz hatten,
so wandten sich die Armen an uns. Wir machten uns den Wink
zunutze und heilten fortan die Krankheit dadurch, daß wir nur einen
Teelöffel voll Kochsalz ohne alle anderen Arzneien reichten. Auch
Milch und Fleisch hatte dieselbe Wirkung, aber nicht so schnell als
Salz. Lange nachher, als mir selbst vier Monate lang das Salz aus-
gegangen war, fühlte ich nicht sowohl ein Verlangen nach diesem
Gewürz, als vielmehr ein peinliches heftiges Gefühl nach den beiden vor-
genannten Nahrungsmitteln. Dies dauerte so lange, als ich ausschließ-
lich auf Pflanzenkost beschränkt war, und als ich mir endlich ein
Gericht Fleisch verschaffte, das freilich nur in Regenwasser gekocht
war, schmeckte es dennoch so angenehm salzig, als wenn wir Salz
zu seiner Bereitung gehabt hätten."
4. Eine ausgedehnte Verwendung erfährt das Kochsalz ferner
beim Konservieren von Fleisch, Butter, Käsen, Fischen u. a. Nahrungs-
mitteln. Diese konservierende Wirkung des Kochsalzes ist schon sehr
lange bekannt. Man mußte ganz von selbst auf das Einsalzen kommen,
wenn man beobachtete, wie tote Tiere in dem salzhaltigen Meerwasser
auffallend lange erhalten blieben! So spielte auch beim Einbalsamieren
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
6h Grundlagen.
Schatz und Mittelpunkt ausmacht. Der Donnerer selbst hatte sie anfangs entzündet und aufgehalten wird sein strafender Arm, wenn er beim Nahen seines Gefährtes auf dem Herde das Feuer prasseln hört. Um den Herd erbaut sich das Leben des Hauses, der Familie, des Stammes. Und so ergab sich aus der Bedeutung des Gewitter-gottes als Schützer der Herdflamme eine Fülle von Beziehungen zur sittlichen Welt. Itcarmbarbt ^95 u. ^96.
Da man aber die Seelen der Menschen unter anderen auch als im Blitz (= Feuer) geboren ansah, so lag der Gedanke nahe, daß sie auch nach dem Tode in das Element des Feuers zurückkehrten. Die Seelen der vorfahren wohnten nun als Schutzgeister in dem heiligen Herdfeuer und ihre Bildnisse standen einst wirklich auf dem Herde. . . . Ja wie man täglich und zu besonderen Festzeiten die Götter und Schutzwesen des Herdes zu ehren gewohnt war, läßt sich noch annähernd aus einer merkwürdigen nordischen Sitte entnehmen, der zufolge in Schweden und Norwegen um Lichtmeß, nachdem früh morgens Feuer im Ofen angemacht, die Familie mit dem Gesinde sich vor dem Ofen versammelt, ihre Kniee beugt und etwas Kuchen und Getränke, gleichsam als Opfer für das Feuer, in den Ofen wirft. So war der Gott der Herdflamme der schützende Geist gegen alles Ungemach; er war aber auch zugleich unseren Ahnen der Gott der Heilkraft und der Geburtshilfe.
Pfannenfdjmib, (Emtef. 22 u. 23.
3hnen (den Geistern der abgeschiedenen vorfahren) wurden täglich und zu bestimmten Zeiten Opfer dargebracht. Das geschah von Seiten des Hausvaters, der in feiner Familie zugleich Priester war.
Die Vollbringung dieses Wunders (nämlich durch das Opfer „in geheimnisvollen Rapport mit der Gottheit zu kommen") geschah nun dadurch, daß man (entweder der einzelne oder die ganze Gemeinde oder größere verbände oder der ganze Stamm) ein von der Gottheit gekennzeichnetes und ihr deshalb besonders genehmes Wesen oder einen besonders genehmen Gegenstand (Mensch, Tier, Pflanze, Milch, Käse, Butter, Brot, Wasser, wein, Met, Soma usw.), also etwas ihr Heiliges durch besondere heilige Segensformeln weihete und sich beim Darbringen dieses Opfers auf Grund irgend eines Kontaktes mit ihm (Handauflegen, Genießen des Opferfleisches, Besprengtwerden mit dem Blute der Opfertiere usw.) mittelbar in geheimnisvolle und wunderbare Beziehung zur Gottheit setzte und sie so veranlaßte, die in der Segensformel ausgesprochene Bitte zu erfüllen. 36.
Das Aussprechen des Namens einer Gottheit, so glaubte man, verleihe dem Menschen ein Mittel direkter Kommunikation mit dem
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Inhalt: Zeit: Mittelalter
92 Die Bedeutung der Entdeckungen.
der Erde. Die Wissenschaften bereicherten sich aber nicht nur durch die Kenntnisse von Land und Leuten sondern auch durch die geistigen Errungenschaften der Fremde, so durch die klassischen Werke einer umfangreichen Sanskrit- und uralten Parsertlitemtur, die in weiterer Folge die vergleichende Sprachwissenschaft ermöglichten, ferner durch den Buddhismus, dessen Einfluß auf unser Geistesleben erst zu wirken beginnt. Auch in Kunst und Industrie hat Europa exotische Anregungen erhalten und fortgebildet. Von asiatischen Völkern lernte es die Gartenkunst, die Bereitung des Porzellans, die Metall-, Lack- und Tauschierarbeiten; auch eine Richtung der modernen Malerei wird aus der japanischen Kunst hergeleitet.
Durch die Einwirkung der Kolonien erhielt das Meer eine ungeahnte Wichtigkeit; bisher wirkte es trennend, nun wurde es verbindend. Schiffahrt und Schiffstechnik bewegten sich in ununterbrochener Steigerung, ackerbauende Reiche wurden zu Handels-staaten, das Geld verdrängte die Naturalwirtschaft, eine Massen-irrdustrie für die Ausfuhr entstand und mit der Industrie wuchs die Möglichkeit der Menschenernährung, wuchs die Zahl der Weißen in gewaltigem Umfange. Das Bedürfnis drängte sie in die Städte, zumal in die Seestädte; diese wurden zu natürlichen Kulturmittelpunkten und das Land verlor seine bisherige Bedeutung zugunsten der Stadt. Der Kolonialbesitz erhob einzelne Staaten auf eine Machtstufe, die sie aus sich selber nie hätten erreichen können, so Spanien, Holland und England, wogegen Frankreich durch seinen überseeischen Besitz mehr an Kraft verlor, als es empfing. Sogar die ganze Lebensführung des Europäers wurde durch die Erzeugnisse der Fremde verwandelt: Amerika lieferte ihm die Kartoffel, den Tabak, den Kakao und den Mais; Asien Gewürze, Reis unfr Tee; Arabien den Kaffee; sie alle strömten im Erdteile der Weißen zusammen und wurden zu unentbehrlichen Genußmitteln. Hinzu kommen noch Baumwolle, Zucker, Gold, Silber, Kupfer, Erdöl, Früchte, Seide, Zier- und andere Pflanzen, Haustiere, wie der Pfau, Fasanen, neue Hühner- und Taubenarten u. a. Es ist dahin gekommen, daß die Rückflut europäischer Erzeugnisse von Nordamerika und Australien den europäischen Markt schwer bedrückt.
Zu den wichtigsten Folgen der Kolonisation gehört die Verbreitung des Europäers über den Erdball. Eine neue Völkerwanderung begann, namentlich suchten die durch religiöse und politische Kämpfe aus der alten Heimat getriebenen Kinder die neu entdeckten Länder auf und verbreiteten so europäische Bildung und Gesittung Über die gesamte Erdoberfläche. Stärkere Rassen widerstanden dem Europäer, so die Inder, Neger und Malaien, schwächere gingen vollständig unter oder siechen ihrem Tod entgegen,
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Spanien Holland England Frankreich Amerika Asien Nordamerika Australien
22
13. Häusliches Leben und Vergnügungen.
22. Gleich nach dem Schlafe, den sie meistens in den Tag hineindehnen, baden sie; gewöhnlich warm, weil bei ihnen die meiste Zeit Winter herrscht. Nach dem Bade speisen sie. Jeder hat seinen besondern Sitz, seinen eigenen Tisch. Dann gehen sie an ihre Geschäfte, nicht selten auch zu Trinkgelagen, in Waffen. Tag und Nacht ununterbrochen fortzuzechen ist keinem Schande. Häufig entstehen unter den Betrunkenen Zänkereien, die selten mit Schmähworten, öfter mit Wunden und Totschlag endigen. Aber auch wechselseitige Aussöhnung von Feinden, Abschließung von Eheverbindungen, Wahl der Häupter und endlich Frieden und Krieg wird meistens beim Gastmahle verhandelt, als ob zu keiner Zeit für aufrichtige Gedanken die Seele offener oder für große feuriger sei.
Dieses Volk ohne List und Trug öffnet noch das Innere der Brust bei zwangloser Fröhlichkeit. Hat nun jeder ohne Rückhalt seine Meinung dargelegt, so wird dieselbe des folgenden Tags neuerdings vorgenommen, und jedem Zeitpunkte widerfährt sein Recht. Sie ratschlagen, wo keine Verstellung, und beschließen, wo keine Betörung stattfindet.
23. Ihr Getränk ist ein Saft aus Gerste oder Weizen, zu einiger Ähnlichkeit mit Wein verkünstelt'). Die
glosse in den Text eingeschlichen. Es ist nicht möglich, daß der Meister sein herrliches Gemälde durch einen so ungeschickten Pinselstrich entstellt habe.
*) Met. — Den Wein verschmähten nach Cäsar die Nervier und Sueven, weü er den Menschen verweichliche und unkriegerisch mache, so daß sie seine Einfuhr verboten.
Erst im 13. Jahrhundert verdrängte der überhandnehmende Genuß des Weines Bier und Met von den Tafeln der Vornehmen.
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185
chen sich regen, und es ist ein wunderbares Schauspiel, wenn im stärkeren
Wind die majestätischen Wedel schwanken, wenn die übergeneigte Spitze
sich hebt und sich langsam nach einer andern Richtung wendet. Diese Be-
weglichkeit aller Teile der lichten Riont vereint sich mit der großen Bieg-
samkeit des schlanken Stammes zum Abwenden der Gefahr, welche vom
Wüstenwind den Bäumen droht. Die Kokospalme ist auch im Boden gut
verankert. Nicht sehr dicke, aber äußerst zugfeste, einfache Wurzeln dringen
von ihrem Fuße aus nach allen Seiten in den Boden ein, um sich in
dessen Innern zu verzweigen und so dem Baume einen starken Halt zu ver-
schaffen. Zwischen den Blättern hängen die langen, verzweigten Kolben
herab, in denen sich aus unscheinbaren Blüten die Kokosnüsse entwickeln.
Diese Früchte passen ausgezeichnet zu der Vorliebe des Kokosbaumes
für küstennahe Standorte. Ihre faserige Außenschicht, dieselbe, welche
den Rohstoff für die Kokosmatten und andres Flechtwerk bildet, dient als
Schwimmkissen, auf dem die Frucht sich von Insel zu Insel treiben läßt.
Öfter freilich wird jetzt wohl die Kokospalme von Menschen gepflanzt.
Sie ist ein Baum, der an vielseitiger Nutzbarkeit unsre einheimischen Bäume
weit übertrifft. Nicht nur liefert er eingeborenen Bewohnern der Tropen
Holz, die Blätter dienen ihnen zum Dachdecken und ähnlich den Fruchtfasern
zur Herstellung von Flechtarbeiten. Der Stumpf eines abgeschnittenen
Blütenstandes läßt gleich der Birke Saft ausfließen, aus dem Palmwein
gewonnen wird. Die harte Innenschale der Frucht liefert Geschirre, das
weiße, fettreiche Gewebe des Samens eine nußartige Speise, vor allem aber
die Kopra, die als Rohstoff für die Bereitung eines Fettes zur Seifen-
und Kerzenfabrikation in großen Massen nach Europa gebracht und aus-
gepreßt noch als Viehfutter von dem Landwirt benutzt wird. Allein Samoa
hat im Jahre 1905 für beinahe zwei Millionen Mark Kopra ausgeführt.
In dem Fettgewebe des Samens eingebettet liegt der kleine Keimling, der
beim Heranwachsen sich zuerst von dessen Bestandteilen und von der süß-
lichen, trüben Kokosmilch ernährt, welche das Innerste der Frucht erfüllt
und als stets gesundes Getränk den Tropenwanderer erquickt. Kaum minder
wichtig für uns als die Kokospalme ist die Olpalme, die, in den west-
afrikanischen Wäldern heimisch, jetzt fast in dem ganzen dortigen Tropen-
gebiete kultiviert wird. Sie ist eins der wertvollsten Handelsgewächse
Afrikas überhaupt, und Kenner rechnen ihre möglichste Ausbreitung durch
Kultur zu den wichtigsten Aufgaben der afrikanischen Landwirtschaft. Auch
sie besitzt Fiederblätter, die als ein riesiger Strauß auf dem nicht sehr
hohen Stamme sitzen. Sie werden sechs bis sieben Meter lang und hinter-
lassen beim Abfallen wulstige Reste, zwischen denen sich oft Farne und andre
Wohnparasiten ansiedeln, so daß der Stamm zu einem kleinen Tropengarten
wird. Die etwa walnußgroßen Früchte sitzen zu Hunderten, dicht zusammen-
gedrängt, an weit über kopfgroßen, dicken Kolben. Ihr saftiges Fleisch
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Stauden herabbücken müssen, sondern nur zuzugreifen brauchen, um
die zarten Büschel abzulösen.
6. Sobald ein Feld einmal abgeerntet ist, beginnt die Arbeit von
neuem, die zweite Ernte. Und dann zum drittenmal und, wenn der
Ertrag und Preis es rechtfertigt, wohl auch noch zum viertenmal.
Die gepflückte Baumwolle wandert nun zuerst nach dem „Gin“, einer
Reinigungsmaschine, die ihren Ursprung einem Zufall verdankt. Whit-
ney, der Erfinder des „Gin“, das heißt der Auskernungsmaschine,
beobachtete eines Tages einen Zimmermann, als dieser mit einer Säge
ein Loch in eine Tür schnitt, hinter der Baumwolle aufgestapelt lag.
Die Säge zog beim Vor- und Rückwärtsbewegen Stränge von Baum-
wolle mit sich. Das gab ihm die erste Idee, und nach eifrigem Nach-
denken und Bemühen gelang es ihm, eine Maschine herzustellen, die
es möglich machte, die Baumwolle von Bast und Samen zu befreien,
eine langwierige, sehr kostspielige Arbeit, wenn sie mit der Hand
ausgeführt werden muß. Die Maschine ist folgendermaßen beschaffen:
Auf einer rasch umlaufenden Welle befinden sich zwanzig bis achtzig
Kreissägen, die mit ihren spitzen, schräg gestellten Zähnen durch
einen eng gestellten eisernen Rost durchgreifen, die auf einem Zu-
führtisch ausgebreitete Baumwolle erfassen und durch den Rost hin-
durchzerren, während die Samenkörner, an denen der Bast sitzt, ab-
springen. Es ist leicht begreiflich, daß langhaarige Baumwolle, die
kostbarste Sorte, bei diesem gewaltsamen Verfahren leicht zerrissen
wird. Um dieses zu vermeiden, wendet man jetzt meistens eine Walzen-
maschine an, wobei die Baumwolle zwischen zwei glatten oder ge-
riffelten Walzen hindurchgeht. Die Samenkörner können nicht folgen
und springen ab. Aus ihnen wird öl gepreßt, das merkwürdigerweise
sehr oft den vornehmeren Namen „Olivenöl“ führen soll und den
Hausfrauen manchmal als „feinstes Tafelöl“ verkauft wird.
7. Nachdem die Baumwolle in dem „Gin“ gereinigt worden ist,
wird sie in Ballen gepreßt und diese mit eisernen Bändern umwunden,
deren Herstellung auch wieder einen ganzen Industriezweig bildet,
das Ganze in Jutesäcke genäht, und die Ausrüstung für die Welt-
reise ist fertig. Die Einkäufer für die Handlungen aus New Orleans,
Memphis, Charleston und den übrigen Stapelplätzen stellen sich ein,
treffen ihre Wahl und schließen Verträge ab.
8. Das Leben der Arbeiter während der Ernte ist, abgesehen
davon, daß die Arbeit in dem heißen Sonnenbrände anstrengend ist,
doch nicht allzu hart. Während des ganzen Tages folgen ihnen Karren
mit frischem Trinkwasser im Felde, die Mahlzeiten sind gut und reich-
lich, und man läßt ihnen Zeit, sie in Ruhe zu genießen. Das war
schon üblich in der Zeit „vor dem Kriege“. Heute wie damals sorgt
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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309
Stauden herabbücken müssen, sondern nur zuzugreifen brauchen, um
die zarten Büschel abzulösen.
6. Sobald ein Feld einmal abgeerntet ist, beginnt die Arbeit von
neuem, die zweite Ernte. Und dann zum drittenmal und, wenn der
Ertrag und Preis es rechtfertigt, wohl auch noch zum viertenmal.
Die gepflückte Baumwolle wandert nun zuerst nach dem „Ein", einer
Reinigungsmaschine, die ihren Ursprung einem Zufall verdankt. Whit-
ney, der Erfinder des „Gin“, das heißt der Auskernungsmaschine,
beobachtete eines Tages einen Zimmermann, als dieser mit einer Säge
ein Loch in eine Tür schnitt, hinter der Baumwolle aufgestapelt lag.
Die Säge zog beim Vor- und Rückwärtsbewegen Stränge von Baum-
wolle mit sich. Das gab ihm die erste Idee, und nach eifrigem Nach-
denken und Bemühen gelang es ihm, eine Maschine herzustellen, die
es möglich machte, die Baumwolle von Bast und Samen zu befreien,
eine langwierige, sehr kostspielige Arbeit, wenn sie mit der Hand
ausgeführt werden muß. Die Maschine ist folgendermaßen beschaffen:
Auf einer rasch umlaufenden Welle befinden sich zwanzig bis achtzig
Kreissägen, die mit ihren spitzen, schräg gestellten Zähnen durch
einen eng gestellten eisernen Rost durchgreifen, die auf einem Zu-
führtisch ausgebreitete Baumwolle erfassen und durch den Rost hin-
durchzerren, während die Samenkörner, an denen der Bast sitzt, ab-
springen. Es ist leicht begreiflich, daß langhaarige Baumwolle, die
kostbarste Sorte, bei diesem gewaltsamen Verfahren leicht zerrissen
wird. Um dieses zu vermeiden, wendet man jetzt meistens eine Walzen-
maschine an, wobei die Baumwolle zwischen zwei glatten oder ge-
riffelten Walzen hindurchgeht. Die Samenkörner können nicht folgen
und springen ab. Aus ihnen wird Öl gepreßt, das merkwürdigerweise
sehr oft den vornehmeren Namen „Olivenöl“ führen soll und den
Hausfrauen manchmal als „feinstes Tafelöl“ verkauft wird.
7. Nachdem die Baumwolle in dem „Gin“ gereinigt worden ist,
wird sie in Ballen gepreßt und diese mit eisernen Bändern umwunden,
deren Herstellung auch wieder einen ganzen Industriezweig bildet,
das Ganze in Jutesäcke genäht, und die Ausrüstung für die Welt-
reise ist fertig. Die Einkäufer für die Handlungen aus New Orleans,
Memphis, Charleston und den übrigen Stapelplätzen stellen sich ein,
treffen ihre Wahl und schließen Verträge ab.
8. Das Leben der Arbeiter während der Ernte ist, abgesehen
davon, daß die Arbeit in dem heißen Sonnenbrände anstrengend ist,
doch nicht allzu hart. Während des ganzen Tages folgen ihnen Karren
mit frischem Trinkwasser im Felde, die Mahlzeiten sind gut und reich-
lich, und man läßt ihnen Zeit, sie in Ruhe zu genießen. Das war
schon üblich in der Zeit „vor dem Kriege“. Heute wie damals sorgt
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]