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1. Teil 2 - S. 42

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42 § 22. Afrika im allgemeinen. worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum- wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt- Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand. Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner, geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon 300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für den deutschen Handel. Afrika. §22. Afrika im allgemeinen. N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. — W. Kap Verde 342/15. 1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill. qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch- stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd- teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck. Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen. 2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal- Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum heutigen Tage wenig zugänglich. 3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er- Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen *) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich« tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.

2. Teil 2 - S. 49

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 24. Der Sudan. 49 3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen- wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut; die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr geschickt in manchem Gewerbe. 4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte. a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober- guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab- schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste. Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank- reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger, wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet, aber ohne feste Ordnung. d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis. An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi und Öl. c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben. In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe (oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen, Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4

3. Teil 2 - S. 57

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. 57 2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch- Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen- land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar, dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor- gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland, so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu seiner Mündung beibehält. W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor- gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um- geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich. Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo. 3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge- langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts- temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter herrscht besonders Trockenheit. 4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder. Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal, Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger. Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.

4. Teil 2 - S. 60

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 § 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. Hl* Deutsch-Kamerun. 1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun, das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be- ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da- mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung dem Deutschen Reiche fast gleich. 2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel- fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn- blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be- deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht, schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch- land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an. 3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen, Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über- wiegend. Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl, Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und Handel sehr. 4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.

5. Teil 1 = Grundstufe B - S. 37

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 37 Deutsche Faktorei am Kamerun. Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be- völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen. Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge, das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen. Der Sitz der Regierung ist Bn-ea. Ii. Mittelafrika. Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten- teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich, mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum- riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd- amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der

6. Deutsche Sozialgeschichte - S. 180

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
180 1863 f. Allgemeiner deutscher Arbeiterverein. Bedeutung Lassalles. mit der „liberalen Bourgeoisie", der Fortschrittspartei, deren Bevormundung die Arbeiterbewegung entzogen war, führte Lassalle sehr eifrig, ward auch in viele Prozesse verwickelt, aber den gewünschten Erfolg hatte seine Agitation nicht: kaum einige tausend Arbeiter gewann er. Seltsamerweise versäumte er die geschickte Benutzung der Presse. Dagegen empfand er das Verlangen, mit Bismarck Beziehungen anzuknüpfen. Ter hatte ja auch, wenn schon aus ganz anderen Gründen, die Fortschrittspartei gegen sich, und so wagte es Lassalle, ihm die Bundesgenossenschaft des deutschen Arbeitervereins anzutragen, damit er mit Hilfe der unteren Gefellschafts-schichten die mittleren in Schach halten könne. Bismarck hat nach seiner Äußerung Lassalle drei- bis viermal gesehen; er fand in ihm „einen der geistreichsten und liebenswürdigsten Menschen, ehrgeizig in großem Stil: ob das deutsche Kaisertum gerade mit der Dynastie Hohenzollern oder der Dynastie Lassalle abschließen sollte, das war ihm vielleicht zweifelhaft." Über Gewährung von Staatsmitteln zu Produktivgenossenschaften unterhielt sich Bismarck mit Lassalle. Wie weit ihn der Agitator für seine Gedanken zu gewinnen wußte, entzieht sich der Beurteilung. Jedenfalls verkündete Lassalle 1864 in einer Rede: „Schon zuckt auf den Höhen der Blitz des allgemeinen Wahlrechts; auf diesem oder jenem Wege — bald führt er zischend hernieder." Er erlebte es aber nicht mehr: 1864 fiel er im Duell infolge eines Liebeshandels, der die Aufmerksamkeit noch mehr auf ihn lenkte. Lass alle war es bei seiner Agitation viel weniger um das Wohl der Arbeiter zu thun, als um sein persönliches Ansehen. Wie die meisten Selbstsüchtigen war er maßlos eitel, dazu genußliebend. Einen ehrenwerten Charakter kann man ihn kaum nennen. In Breslau ist er bestattet, „der Denker und Kämpfer" — fo ließ der berühmte Altertumsforscher Boeckh auf fein Grabdenkmal setzen. In Arbeiterkreisen aber wird er noch immer fast als Heiliger verehrt.

7. Deutsche Sozialgeschichte - S. 65

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Städtisches Leben im allgemeinen. 65 sich auch immer häufiger zum Bau von Siechenhäusern veranlaßt, besonders für Aussätzige. Buntbewegtes, reges Leben mit manchen grellen Widersprüchen (cm denen die Zeit überhaupt nicht arm war) herrschte in den bürgerlichen Kreisen. Infolge der von Italien ausgegangenen Anregung (s.s. 58 f.) ward auch die Kunst, vor allem die Baukunst, in den Dienst weltlicher Interessen gestellt: mächtige Rathäuser mit hohen Hallen erhoben sich, prächtige Brunnen wurden angelegt, namentlich in Nürnberg, wo Bischer herrliche Erzarbeiten und Dürer großartige Gemälde schuf. — An ruhiges Behagen aber war überhaupt nicht, am wenigsten in den Städten, zu denken. Hier gab es auch schon eine Frauenfrage. Denn der Überschuß der weiblichen Bevölkerung war ziemlich bedeutendem Nürnberg z.b. kamen in der Mitte des 15.Jahrhunderts auf 100 Männer 120 Frauen). Fast in allen Berufsarten, selbst in Wechsel- und Barbierstuben, waren deshalb Frauen thätig. — Ungestörtes Gedeihen war aber auch aus dem Grunde nicht zu finden, weil die alten Gegensätze zwischen Geschlechtern und Zünften (\. S. 49) sich wieder verschärften. Diese monopolisierten zwar die Arbeit, überwachten sie dafür aber auch sorgfältig und wußten das Ehrgefühl unter den Handwerkern zu wecken. Ihr Gewerbfleiß war gerade in diesen aufstrebenden, auf Behaglichkeit des Lebens bedachten Zeiten von bestem, künstlerischem Erfolge gekrönt und fand ein reiches Feld der Bethätigung, brachte aber nicht genug ein — und das ward wegen des allgemeinen Steigens der Lebensmittelpreise sehr schmerzlich empfunden. Die Handwerker, auch die außerhalb der Zünfte, stellten deshalb manche Forderungen und erschwerten dem Rate der Stadt das Leben sehr. Auch ein Proletariat machte sich immer mehr bemerkbar. Galten doch im Mittelalter die Bettler förmlich als Ge-werbtreibende! Weil die Werkheiligkeit stets sehr hoch geschätzt war, so dachte man im allgemeinen gar nicht daran, sie zur Arbeit anzuhalten, sondern in Bethätigung der Eigen-, nicht der Nächstenliebe Stutzer, Sozialgeschichte. 5

8. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 27

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 27 — in unserer Stadt seine Schwingen entfaltet, unter deren Schutz D üsseldorf in späterer Zeit zu hoherblüte gelangen sollte. Ein großes Wandgemälde von Professor Ä. Baur im Rathaussaale stellt uns dieses denkwürdige Ereignis dar. Teilung der Länder. Zu gleicher Zeit erschienen aber anch die Neuburger und schlugen ihr Wappen neben dein brandenburgischen am Berger Tore an. Die übrigen Verwandten des Herzogs mochten ebenfalls Erb-anspr.'lche und wandten sich deshalb an den Kaiser als Schiedsrichter. Da dieser vorläufig die Herzogtümer in Beschlag nehmen wollte, einigten sich Johann Sigismund und Wolfgang Wilhelm; sie beschlossen, die Regierung gemeinsam zu führen. Markgraf Ernst von Brandenburg, der für seinen Bruder die Statthalterschaft übernommen hatte, und Wolfgang Wilhelm ließen sich in Düsseldorf huldige u Sie versprachen dem Bürgermeister, die Stadt in ihren Rechten und Freiheiten zu schützen und ihr Bestes stets zu fördern. Ihr gemeinsamer Wohnsitz war das alte, unheimliche Schloß. Bei einem besuche jedoch, den der Kurfürst in Düsseldorf machte, entstanden zwischen ihm und dem Pfalzgrafen Zwistigkeiten. Die Folge davon war, daß die Brandenburger ihre Residenz nach Kleve verlegten, während Wolfgang Wilhelm in Düsseldorf blieb. Doch fand 1624 hier wieder eine Einigung statt. Darnach sollte der Kurfürst von Brandenburg die Länder Kleve, Mark und Ravensberg, der Pfalzgraf von Neuburg aber Jülich und Berg erhalten. Dieser Vertrag wurde während der Regierungszeit des Großen Kurfürsten vom Kaiser bestätigt. Den beiden Fürsten gestattete er, Titel und Wappen der sämtlichen Länder zu führen. 7. wolfgang Wilhelm. Mit Wolfgang Wilhelm beginnt die Reihe der Regenten aus dem Hanfe Pfalz, die bis zur Franzosenzeit über Berg und Jülich geherrscht haben. Eine Erinnerung an die Regierungszeit Wolfgang Wilhelms ist die Andreas- oder I es u i t e n fi r ch e, die er nebst dem Jesuitenkloster, dem heutigen Regierungsgebäude, erbauen ließ. Die Jesuitenkirche erfreute sich der besonderen Glinst des Hofes und trat i.ach und nach zu den Psalz-Neuburgischen Fürsten in ein ähnliches Verhältnis, wie das, in dem die Stiftskirche zu den alten bergifchen Herzogen gestanden hatte. Infolgedessen erhielt sie auch den Namen Hofkirche, eine Bezeichnung, die sich bis heute erhalten bat. Die alte Stiftskirche, obwohl die Hauptkirche der Stadt, wurde durch die der Andreaskirche zuteil werdende Bevorzugung etwas in

9. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 38

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
38 Sechste Periode. Von 1648 — 1789. — Erster Abschnitt. Von 1648 — 1740. Königsberg die Krone auf und liefs sich darauf in der Schlofs- kirche salben. Der neue König in Preußen (die andern Landes- teile waren de iure lehnsabhängig) erlangte nur des Papstes Aner- kennung nicht. b) Friedrichs innere Regierung, anfangs im ganzen segenreich, solange der Kurfürst von seinem früheren Erzieher Eberhard von Danckelmann geleitet war, wirkte nach dessen Sturz (1697), als Friedrich unter den Einflufs des Oberkammerherrn Kolbe von Wartenberg geriet, infolge der Prachtliebe und Ver- schwendung des Königs äufserst zerrüttend auf die Staatsfinanzen und die Volkswirtschaft, zumal die Regierung in einseitigerweise die Industrie gegenüber dem Ackerbau bevorzugte. Reiche Pflege fand aber Wissenschaft und Kunst, insbesondere durch die geist- volle Sophie Charlotte (nach ihr Charlottenburg genannt). Neh- ring erbaute das Zeughaus, Andreas Schlüter gestaltete das Schlofs um und schuf hier und im Zeughause treffliche Reliefs und auf der Langen Brücke das grandiose Reiterstandbild des Grofsen Kurfürsten. 1692 wurde die Universität Halle gestiftet (1694 feierlich eingeweiht) und Männer wie Thomasius und Francke dorthin berufen. Der Berliner Hof war eine Zeit lang der Sammel- platz der hervorragendsten Männer (Leibniz, Pufendorf, Spener, Schlüter u. a.). 1699 wurde die „Akademie der bildenden Künste“, 1700 die „Societät der Wissenschaften“ gestiftet, deren erster Präsident Leibniz war. 4. Fortbildung des preufsischen Staats durch Friedrich Wilhelm I. a) Die inneren Verhältnisse. Weiterbauend auf dem Grunde, den der Große Kurfürst gelegt, aber auch schöpferisch in neue Bahnen einlenkend, bewährte sich Friedrich Wilhelm I. (1713 —1740), verkannt von der Mitwelt (die Denkwürdigkeiten seiner Tochter Wilhelmine, Markgräfin von Bayreuth) und oft von der Nachwelt, als ein administratives Genie. Rauh und derb, auch aufbrausend und gewaltthätig, aber gesund, nüchtern, prak- tisch, sparsam, ein Feind aller Ideologie und Unwahrheit, redlich und pflichttreu, hat er seinem Staate das spezifisch preufsische

10. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 21

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Frankreich unter Ludwig Xiv. und sein Verhältnis zu Europa. 21 nach keineswegs den Anschauungen des Königs entsprechen; dafs der große Philosoph, Mathematiker und Physiker René Des- cartes (Cartesius) und der jansenistische geistvolle Satiriker und glänzende Stilist Blaise Pascal vor 1661 schrieben; dafs in Lud- wigs eigentlicher Regierung der litterarische Höhepunkt durch die Meister der Pomi, den Tragiker Jean Racine („Andromaque“, „Britanniens“, „Iphigénie“, „Phèdre“, „Esther“, „Athalie“), den poetischen Doktrinär des Klassizismus Boileau („Satires“, „Epî- tres“, „Art poétique“), den grolsen Kanzelredner Bossuet, den Erzieher des Dauphins, und den Fabeldichter Lafontaine be- zeichnet wird; dafs in der zweiten Hälfte seines Königtums eine große Ermattung folgte: so wird man nicht sagen können, dafs sein Regierungsystem schöpferisch und geistig anregend gewirkt habe. Wohl aber erlebte Ludwig noch die beginnende Opposition gegen dasselbe in Fénelons, des Erziehers seines Enkels, des Herzogs von Burgund, „Aventures de Télémaque“ und in dem „Dictionnaire historique et critique“ des hugenottischen Flücht- lings Peter Bayle, der bereits ein Vorläufer der „Aufklärung“ ist. c) Die bildenden Künste tragen den auf Effekt, Pracht und blendenden Schimmer gerichteten Charakter in noch höherem Grade als die Poesie. So Ludwigs in Sümpfen und Einöden im sog. Barockstil errichtete Prachtschlösser Versailles, Marly und Trianon, so die Werke der Plastik und im ganzen auch der Malerei (Poussin, Le Brun); nur die Landschaftmalerei leistete Vorzügliches (der Lothringer Claude Gelée gen. Lorrain). In beiden Künsten sind übrigens die Franzosen durchaus abhängig von den Italienern (Bernini, Caravaggio). 5. Österreich und die Türkenkriege. So unrühmlich die Politik Leopolds I. nach Westen war, so rühmlich hat Österreich nach Osten seine geschichtliche Aufgabe Vorkämpfer der europäischen Civilisation gegen die Türken zu sein gelöst. Der harte Druck der österreichischen Herrschaft rief in Ungarn einen (von Ludwig Xiv. unterstützten) Aufstand her- vor, an dessen Spitze Emerich Tököly stand. Dieser trat mit den Türken in Verbindung, und nun unternahm die Pforte wieder einen großen Angriff, den letzten, gegen Europa. Der Grofs-
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