42
§ 22. Afrika im allgemeinen.
worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und
Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden
ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum-
wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt-
Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand.
Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner,
geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der
Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon
300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für
den deutschen Handel.
Afrika.
§22.
Afrika im allgemeinen.
N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. —
W. Kap Verde 342/15.
1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill.
qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch-
stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd-
teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen
Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck.
Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der
heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der
Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen.
2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen
fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen
sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher
fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal-
Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von
Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der
am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum
heutigen Tage wenig zugänglich.
3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er-
Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet
eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen
*) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich«
tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.
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Extrahierte Personennamen: Blanco
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Afrika Europa Suez Asien Indische Atlantische_Ozean Guinea Syrien Madagaskar Afrika
§ 24. Der Sudan.
49
3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen-
wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht
die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai
arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut;
die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem
dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut
wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht
wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der
Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr
geschickt in manchem Gewerbe.
4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte.
a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober-
guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab-
schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste.
Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer
Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste
ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster
Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz
ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt
das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch
regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das
Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank-
reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger,
wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den
Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik
Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt
Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern
um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet,
aber ohne feste Ordnung.
d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde
bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis.
An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet.
Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi
und Öl.
c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan
heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben.
In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe
(oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben
die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier
wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen,
Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4
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Extrahierte Personennamen: Louis Daniel
Extrahierte Ortsnamen: Senegal Gambia Frankreich Togo Negerrepublik
Liberia Freetown Oberguinea Niger Timbuktu Frankreich
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika.
57
2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch-
Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen-
land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar,
dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor-
gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland,
so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen
zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem
Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia
gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma
kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert
sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu
seiner Mündung beibehält.
W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor-
gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa
mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale
Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich
ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein
Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um-
geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich.
Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der
Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km
Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der
jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo.
3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende
Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen
Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge-
langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts-
temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter
herrscht besonders Trockenheit.
4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen
und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene
dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder.
Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak
und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die
wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal,
Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen
Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern
noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger.
Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.
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60
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika.
Hl* Deutsch-Kamerun.
1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun,
das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be-
ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen
Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da-
mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee
gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das
ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung
dem Deutschen Reiche fast gleich.
2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere
erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den
Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein
ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel-
fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn-
blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche
Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be-
deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind
alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht,
schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch-
land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem
Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an.
3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist
tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland
ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des
Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum
Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen,
Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die
Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den
Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie
zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau
von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über-
wiegend.
Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl,
Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von
Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und
Handel sehr.
4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner
von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie
gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den
Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.
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Extrahierte Personennamen: Ney Gorilla
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Kamerun Deutschland Götterberg Adamaua Büffel- Kamerun
Aus der Länderkunde der Erdteile.
37
Deutsche Faktorei am Kamerun.
Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be-
völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen.
Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem
weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum
Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge,
das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren
Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer
Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch
unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den
Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre
Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits
Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der
Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen.
Der Sitz der Regierung ist Bn-ea.
Ii. Mittelafrika.
Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen
Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft
überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten-
teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich,
mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und
große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum-
riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd-
amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch
diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
109
schon 336 Meilen das kleine Land. Auch weitere Ziele steckte man sich bald. Machte sich doch sofort ein lebhaftes Interesse geltend, dem Lande, das sich 1831 von Holland getrennt, für seine Seestadt Antwerpen eine selbständige Eisenbahnverbindung nach dem deutschen Hinterlande zu verschaffen. Langsamer dagegen entwickelte sich der Eisenbahnbau in Frankreich. Und trotzdem behauptete es auch auf diesem Gebiete in Deutschland sein altes Vorrecht, ihm überall seine französischen Bezeichnungen aufzudrängen. So richteten die deutschen Comites und Compagnien ihre Stationen mit den Perrons ein, wo der Con-ducteur den Passagieren gegen ihre Billets die Coupes anwies.
Die erste deutsche „Eisenbahn“ wurde 1828 von Linz nach Budweis eröffnet. Sie wurde aber noch mit Pferden betrieben und diente der Abfuhr des Salzes aus dem Salzkammergut über die Wasserscheide ins böhmische Land. Es war also eigentlich nur eine erweiterte Anwendung bergmännischer Fuhrweisen. Eine erste Dampflokomotivenbahn eröffnete man in Deutschland 1835. Es war die Strecke von dem noch immer rührigen Nürnberg, das auch hier wieder an der Spitze marschierte, nach dem nahen betriebsamen Fürth. (6 km) Mit der größten Sorge sah man der Eröffnung entgegen. Als aber weder die Zuschauer über das Dahinbrausen des Zuges den Verstand verloren, (15 Minuten) noch die Mitfahrenden ihre Gesundheit einbüßten und als sogar die Aktionäre ihre 6 °/o Dividende erhielten, da war die Berechtigung für das Bestehen dieser kleinen Bahn auch dem ungläubigsten Thomas erwiesen; bestimmt war sie für den örtlichen Personenverkehr. Fraglich aber blieb es, ob auch der große Verkehr die Neuerung ausbeuten dürfe.
Doch woher dann die großen Mittel nehmen? Am ehesten hatten die Staaten den nötigen Kredit. Aber die größeren wagten sich nicht an die verantwortliche Sache heran. Der König Ludwig von Bayern beschäftigte sich lieber mit dem Bau von Wasserstraßen und hatte bei allen Eisenbahnplänen so viele Wenn und Aber, daß die Ausführung vertagt wurde. Von der Bahn Ulm—augsburg könnten ja die Württemberger und von einer Pfälzer Bahn die Franzosen bei einem Angriff -auf Mainz zu große Vorteile haben. Und Friedrich Wilhelm Iii. hatte all die Chausseen gebaut, die nun unbenutzt bleiben sollten! Auch die preußischen Minister verrieten ebensowenig einen
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Extrahierte Personennamen: Thomas Ludwig_von_Bayern Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Holland Antwerpen Frankreich Deutschland Linz Budweis Deutschland Nürnberg Mainz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
169
rechten österreichischen Flügel, als das 6. preußische Korps über die Trotina auf Sendratschitz eindrang. Zum großen Teil entwich das 2. österreichische Korps nun bei Lochenitz über die Elbe.
Man denke sich nun die Empfindungen Benedeks. Anfangs durfte er auf Sieg hoffen; jetzt an ein Unglück glauben, das wollte er nicht; die furchtbare Nachricht durfte nicht wahr sein. Er ritt deshalb selber nach Chlum, wurde aber durch das stärkste Infanteriefeuer bald wieder zurückgetrieben. Dann ließ er die Reserven, das 6. und 1. Korps immer aufs neue zur Rückeroberung vorgehen. Es gelang, das schon verlorene Rosberitz wieder zu gewinnen. Chlum aber, wo der Führer der 1. preußischen Gardedivision, Hiller von Gärtringen nach der letzten glücklichen Abwehr soeben den Heldentod erlitten, blieb in den Händen der Preußen. So galt es für Benedek nur noch unter Aufopferung der zahlreichen Artillerie sowie unter dem ebenso verlustreichen Einsetzen der Kavallerie, zuletzt bei Stresetitz, das Vordringen der Preußen so lange aufzuhalten, bis die österreichische Infanterie möglichst zahlreich entkommen sei.
Den Auftrag, durch rücksichtsloses Drängen die österreichische Armee vollständig zu zertrümmern, erhielt abends um 8 Uhr die Elbarmee. Wegen ihrer vollständigen Erschöpfung konnte sie indes nichts Ernstliches mehr unternehmen, zumal die Flucht der Oesterreicher sich nicht südwärts über Pardubitz, sondern vorwiegend weiter östlich bei Holitz über die Elbe ergoß. Einen wertvollen Rückhalt bot den Flüchtenden auch die Festung Königgrätz, deren bloßes Vorhandensein auf den Eifer der Verfolgenden schon lähmend wirken mußte. Eine unmittelbare und rücksichtslose Ausbeutung des Sieges erfolgte also nicht.
Immerhin aber war der österreichische Verlust ein ganz gewaltiger. Er betrug 44000 Mann, darunter 20000 Gefangene, gegen 9000 Preußen. Dazu kamen 160 (!) Geschütze und 5 Fahnen. Auch war die Verfassung der flüchtenden Gegner eine so trostlose, daß Moltke jetzt schon versichern konnte, der König habe nicht bloß die Schlacht, sondern auch den Feldzug gewonnen. — Ergreifend ist die fromme und bescheidene Art, mit der der König seine Erfolge der Königin berichtete. So tief die Erregung, so schlicht die Worte! Ergreifend ist auch
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Extrahierte Personennamen: Hiller_von_Gärtringen Benedek
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
91
Da die Regierung noch eine unbeschränkte war, war die Verordnung neuer Steuern eigentlich einfach, die Befragung von „Notabein“ indes und die Gegensätze in den Beamtenkreisen erschwerten doch fast ebenso wie heute in den Zeiten der Volksvertreter das Zustandekommen der Gesetze. Der Hauptförderer der Lösung war der energische und klar denkende Finanzminister v. Klewitz, der am 26. Mai 1818 die Zoll- und Steuerfrage zum Abschluß brachte. Auch damals hörte man schon Uebertreibungen über neue Steuern, so die, daß die Schlacht-und Mahlsteuer „die gänzliche Menschenfreiheit vernichte und die menschliche Gesellschaft auf löse“. Auf die Dauer aber erwies sich diese Art der Besteuerung als eine ebenso einträgliche, wie glückliche.
Im allgemeinen wurde eine gemischte Einrichtung getroffen. Neben den indirekten (mittelbaren) Steuern, wie sie namentlich französischerseits eingeführt und in den ehemals französischen Landesteilen auch nicht unbeliebt waren, mußte man auch zu den direkten (unmittelbaren) greifen, die den Nachteil hatten, stärker empfunden zu werden, den Vorteil aber auch, daß man die Wohlhabenden besser treffen konnte. Folgende Steuern wurden eingeführt:
Zunächst die Gewerbesteuer, die gewissermaßen die Gegenleistung für die 1811 eingeführte Gewerbefreiheit war; zur Schonung der „schwächern Schultern“ gingen die Handwerker, dip ohne Gehilfen arbeiteten, frei aus. Ferner eine Materialsteuer für Wein, Bier, Branntwein und Tabak, also für Waren, die immerhin nicht dem notwendigen Lebensunterhalt, sondern dem Luxus dienen, deren Gebrauch man also entbehren oder doch wenigstens beschränken kann. An die Stelle der Kontribution wurde die Grund- und Gebäudesteuer gesetzt, die auch in den Städten erhoben wurde. Eine wirklich neue Einrichtung aber war die Schlacht- und Mahlsteuer, die an die Stelle der alten Akzise trat und in 136 größeren Städten erhoben wurde. Gegen sie wurde geltend gemacht, daß sie den armen Mann unverhältnismäßig belaste, indem sie die notwendigen Lebensmittel träfe, welche doch reich wie arm annähernd in gleichem Umfange brauchten. In der Wirklichkeit aber war die Verteuerung doch nicht so bedeutend, wie man es befürchtet hatte. Die Steuer woirde tatsächlich in
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
199
Vionville — Mars la Tour, 16. August.
S. die Nebenkarte Nr. 20.
Die Erste deutsche Armee sollte Metz von Osten her im Auge behalten, die Zweite aber bei Pont-ä-Mousson und Noveant, wo die Brücken seltsamerweise unbeschädigt geblieben waren, die Mosel überschreiten. Die Dritte marschierte inzwischen in der Richtung Nancy und Toul.
Die weiteren Kämpfe mußten demnach jenseits der Maas erwartet werden; der Krieg nahm aber plötzlich eine unerwartete Wendung. Die Gründe waren nicht militärischer Natur.
Bei den Franzosen spielen ja neben den kriegerischen Interessen auch die politischen eine große Rolle. Darum scheute man doch vor dem Gedanken zurück, die Truppen noch weiter zurückgehen zu lassen. Es hätte einen gar zu schlechten Eindruck gemacht, wenn der so ruhmredig begonnene Krieg jetzt in die Nähe von Paris verlegt wäre. Dazu mochten auch die Schwierigkeiten wirken, aus dem engen Metz heraus und auf den wenigen Straßen westwärts zu ziehen. Wie bald mochten die Wagenzüge gerade die allerwichtigsten Straßen verstopfen! Genug, Konstantin von Alvensleben, der hochbedeutende und rührige Führer des dritten Korps, der auf dem rechten Flügel der Zweiten Armee marschierte und schon nach kürzester Nachtruhe den Abzugslinien der Franzosen sehr nahe gekommen war, machte die überraschende Bemerkung, daß die Franzosen sich gar nicht beeilten und noch ziemlich vollständig auf der Westseite von Metz ständen. Sofort faßte er den ungemein wichtigen Entschluß, sich mit seinen Brandenburgern ihrem so notwendigen Abzüge entgegenzustemmen.
Mit der 5. Division wurde deshalb sofort um 10 Uhr vormittags Flavigny angegriffen, die 6. (Buddenbrock) ging auf Tronville zu und schwenkte dann rechts auf Vionville und Flavigny ein, so daß die preußische Front hier nahezu nach Osten gerichtet war. Es war ein ungeheures Unternehmen. Was Schwarzenberg bei Leipzig mit seiner überlegenen Zahl nicht gewagt hatte, dem fliehenden Feinde den Rückzug zu sperren, dazu erkühnte sich hier Alvensleben mit dem einen Korps, das sich der ganzen feindlichen Armee entgegenwarf. Vorübergehend
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Extrahierte Personennamen: August Nancy Konstantin_von_Alvensleben Metz Schwarzenberg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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•mußte die kühle Ueberlegung dazu raten, einen schweren Krieg unter so ungünstigen Verhältnissen zu vermeiden. Sollte denn «in Bruderkrieg noch einmal nötig werden, um Deutschland die ersehnte Einigung zu geben, so mußte der Erfolg auch besser vorbereitet sein und der Schlag rasch und sicher glücken. Besser war die Vertagung auch dann noch, wenn jetzt der Aufschub mit einer Demütigung verbunden war. Ja, auch dann, wenn die Gegner Preußens geradezu darauf sannen, es zunächst verächtlich zu machen, um es dann zu vernichten. (Schwarzenberg) So. mußte auch diese Leidensschule durchgemacht werden. Selbst die Unterschätzung Preußens und die Ueberschätzung der eigenen Kraft mußte schließlich auch noch dazu beitragen, Preußen sicher an das Ziel gelangen zu lassen.
Bei Bronzell, nahe bei Hersfeld, stießen die Vortruppen aufeinander; einige Kugeln wurden gewechselt; auf preußischer Seite wurde ein Schimmel verwundet. (8. April) Dann gingen die Preußen zurück und räumten Kurhessen. Am 29. April verständigte man sich zu Olmütz dahin, daß man in freien Konferenzen demnächst in Dresden die Ordnung wieder hersteilen wolle. Sie endigten am 15. Mai 1850 mit dem Beschluß, einfach wieder zu dem alten, deutschen Bunde zurückzukehren. Was etwa an Verbesserungen noch möglich schien, durfte Preußen mitteilen; es wurde als „schätzbares Material“ in den Aktenschrank gelegt.
Die preußische Bewegung
fällt im wesentlichen mit der deutschen zusammen. Sie ist geknüpft an die Persönlichkeit des Herrschers, der eben einer Revolution nicht gewachsen war. Ruhige Ueberlegung und Festigkeit des Willens waren bei den Berliner Unruhen am Platze. Herzensgüte und romantische Eingebungen nutzten hier nichts.
Wesentlich von auswärts kamen die Anregungen. Polnisch und Französisch hörte man auf den Straßen mehr denn je. Die Sammelpunkte der Unruhigen waren die Plätze vor den Zelten und der Hofjäger. Hier lauschte der leicht erregbare Berliner den auf hetzenden Vorträgen; an die Schlechtigkeit der bestehenden Verwaltung glaubte er mit Vergnügen. So ging es seit dem 7. März. Am 14. warf der Pöbel bereits mit Steinen auf die Soldaten, und am 15. drängten, da das Militär sich noch
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Schwarzenberg Kurhessen Dresden