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1. Teil 2 - S. 42

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42 § 22. Afrika im allgemeinen. worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum- wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt- Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand. Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner, geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon 300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für den deutschen Handel. Afrika. §22. Afrika im allgemeinen. N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. — W. Kap Verde 342/15. 1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill. qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch- stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd- teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck. Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen. 2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal- Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum heutigen Tage wenig zugänglich. 3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er- Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen *) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich« tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.

2. Teil 2 - S. 49

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 24. Der Sudan. 49 3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen- wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut; die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr geschickt in manchem Gewerbe. 4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte. a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober- guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab- schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste. Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank- reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger, wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet, aber ohne feste Ordnung. d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis. An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi und Öl. c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben. In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe (oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen, Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4

3. Teil 2 - S. 57

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. 57 2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch- Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen- land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar, dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor- gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland, so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu seiner Mündung beibehält. W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor- gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um- geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich. Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo. 3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge- langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts- temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter herrscht besonders Trockenheit. 4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder. Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal, Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger. Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.

4. Teil 2 - S. 60

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 § 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. Hl* Deutsch-Kamerun. 1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun, das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be- ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da- mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung dem Deutschen Reiche fast gleich. 2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel- fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn- blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be- deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht, schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch- land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an. 3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen, Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über- wiegend. Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl, Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und Handel sehr. 4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.

5. Teil 1 = Grundstufe B - S. 37

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 37 Deutsche Faktorei am Kamerun. Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be- völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen. Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge, das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen. Der Sitz der Regierung ist Bn-ea. Ii. Mittelafrika. Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten- teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich, mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum- riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd- amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 255

1910 - Düsseldorf : Bagel
255 die Kinder auch ohne jeden Unterricht aufwachsen lassen. Indem die Massen jetzt durch die neuen Volksschulen hindurchgeführt wurden, geschah zugleich auch viel für die Ausbreitung der deutschen Sprache. Nicht minder glücklich wirkten die höheren Schulen. Am meisten in die Augen aber fiel die am 1. Mai 1872 vollzogene Wiedereinrichtung der durch die französische Revolution verstümmelten Universität. Sie sollte die gleiche Arbeit tun, wie seinerzeit die Berliner und die Bonner Hochschule, mit anderem Wort, sie sollte ein geistiger Sammelpunkt deutscher Arbeit werden. Allerdings ergab sich bald, daß die sogenannten gebildeten Kreise in den Städten nicht so leicht zu gewinnen seien; trotzdem aber besserte sich die Stimmung wenigstens etwas. Die Reichstagswahlen, die noch 1874 fünf Protestler für den Reichstag ergeben hatten, fielen 1877 statt dessen auf fünf Autonomisten. Das waren Leute, die das Land durch sich selber regieren wollten. Mit dieser Strömung ließ sich rechnen, darum kam die Regierung ihr entgegen, indem sie 1879 eine Statthalterschaft und ein reichsländisches Ministerium einrichtete. Beide haben mit der Landesvertretung, dem aus 58 Mitgliedern bestehenden Landesausschuß, den Haushalt zu regeln. Es entsprach dieser größeren Selbständigkeit, daß 1902 der sogenannte Diktaturparagraph aufgehoben wurde. Er hatte dem Statthalter größere Vollmachten für den Fall verleihen sollen, daß die öffentliche Sicherheit es wünschenswert machte. Die Aufhebung dieser sehr unbeliebten Bestimmung zeigte demnach, daß man deutscherseits die Ordnung nunmehr für vollkommen gesichert halte. Daß äußere Gewalt eine Veränderung der heutigen Zustände so leicht nicht herbeiführen könne, verraten eigentlich schon deutlich genug die großartig erweiterten Festungswerke von Straßburg und Metz. Unterstützt wird ihre Sprache durch die zahlreichen Eisenbahnen und Rheinbrücken, die das Reichsvorland ununterbrochen mit Deutschland verbinden. Wünschenswerter aber ist es doch, daß die Elsässer auch gern in die neuen Verhältnisse sich hineinfinden. Zu diesem Zwecke schlug der erste Statthalter, General Manteuffel, einen Weg ein, der sich als wenig glücklich erwies. Er wollte den Beifall der „Notabein“ gewinnen. Er schmeichelte ihnen und

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 6

1910 - Düsseldorf : Bagel
6 volle Gegenbild zu dem 72 jährigen österreichischen Führer. Wie er mit jugendlichem Feuer zuerst angriff, war er auch nicht müde zu machen bis zum vollen Erfolg. Und mehr wie das. Er allein war es, der den Sieg an Frankreichs Fahnen dauernd zu fesseln verstand und in seiner Person der französischen Revolution den glänzendsten Ausdruck und Abschluß gab. Wie klein waren ihm gegenüber die Erfolge der beiden ändern Feldherren, Moreaus und Jourdans! Die bedeutendste Erscheinung auf dem deutschen Kriegsschauplatz war der Erzherzog Karl. Bald galt sein Angriff dem vordringenden Jourdan (Wetzlar), bald auch dem langsamer vorgehenden Moreau (Neresheim), der gegenüber der Feigheit in Südwest-Deutschland um so leichteres Spiel hatte, als Pfalz-Bayern der österreichischen Politik mißtraute und mißtrauen mußte. Wie verzagt hier auf deutscher Seite der Widerstand war, zeigt der Vertrag von Pfaffenhofen, der den schon auf dem Rückzug befindlichen Franzosen von den Bayern noch 10 Millionen Livres und alle möglichen Unterstützungen gewährte. Auch die Münchener und die Düsseldorfer Galerie sollten darnach für Frankreich geplündert werden. Fast noch kläglicher war das A erhalten des Regensburger Reichstages, als Jourdans wüste Haufen sich näherten. In dieser Not waren es die braven Truppen des Erzherzogs, die zunächst sich auf Jourdan und nach dessen jäher Flucht auf Moreau warfen und ganz Deutschland bis zum Rhein wieder vom Feinde säuberten. Um dies zu erreichen, hatte der Erzherzog die sämtlichen Truppen Moreaus auf die Südseite der Donau gelockt und dann, mit der Masse seiner Scharen 280 km in 16 Märschen zurücklegend, sich mit Wartensleben vereinigt und Jourdan bei Neumarkt, A mb erg und Würzburg so gründlich geschlagen, daß die Franzosen in steigender Auflösung dem Rheine zuflohen. Anschaulich wird uns davon in Goethes „Hermann und Dorothea“ erzählt, wie das erbitterte Landvolk auch seinerseits über die Flüchtenden herfiel. Jourdans Rückzug war auch das Zeichen für die Flucht Moreaus, und seine Heimkehr durch den Höllenpaß, dessen Name allerdings recht grausig klingt, hat mit der Heimkehr der 10 000 Griechen unter Xenophon höchstens das gemeinsam, daß die Franzosen leidlich ungeschädigt in die Heimat zurückkehrten.

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 21

1910 - Düsseldorf : Bagel
21 art der Franzosen kam dabei um so deutlicher zum Ausdruck, als die französischen Kolonnen, so sehr sie getrennt schienen und so selbständig jede einzelne war, doch alle nach einem Ziele hin kämpften. Die Wirkung der Niederlage war bei der völligen Abdrängung von der natürlichen Rückzugslinie eine furchtbare. Napoleon ging in gerader Linie nach Berlin. Die Sachsen verließen die Reihen der Preußen und die in weiten Bogen nordost wärts flüchtenden preußischen Truppen wurden in großer Zahl bei Prenzlau umschlossen und zur Ergebung gezwungen. Auch Blücher, der in das neutrale dänische Gebiet flüchten w7ollte, mußte doch nahe bei Lübeck in Ratkau sich ergeben. Die allgemeine Entmutigung zeigte sich nicht minder bei der Verteidigung der Festungen. Was hätte Erfurt nicht der flüchtenden Armee sein können! Aber schon zwei Tage nach der Niederlage von Jena öffnete es seine Tore. Noch trauriger wrar der Fall Magdeburgs (8/11.), das mit seiner Besatzung von 20 000 Mann das Bollwerk gen Westen sein sollte. Stettin ergab sich am 29. Oktober, also einen Tag nach der Ergebung von Prenzlau, aus der so manche Trümmer sich noch hätten ostwärts retten können. Mit Stettin war aber auch die Oderlinie verloren und erst an der Weichsel konnte weiterer Widerstand versucht werden. Um so rühmlicher war die Verteidigung in den kleinen Festungen Schlesiens, wie Glatz und Kosel; auch Neiße hielt sich wenigstens bis zum 16. Juni 1807. Ebenso sammelte man sich zum Kampf in dem übrigen schlesischen Lande (Graf Götzen), und man durfte hoffen, daß, wenn Oesterreich zur Hilfe sich entschließe, schon jetzt hier Größeres geleistet werde. Noch tatkräftiger gestaltete sich der Widerstand in Kolberg. Aber das waren immerhin nur einzelne Plätze. Ein allgemeiner Widerstand war erst an den Weichselfestungen zu erwarten, wo Thorn, Danzig und Graudenz sich noch wacker hielten. Nach diesen begab sich die flüchtende Königsfamilie. Inzwischen versprach Alexander von Rußland, der in seiner Türkenpolitik erneuten Anlaß zur Beteiligung gefunden hatte, dem König von Preußen seinen Beistand; aber diese Hilfe mußte erkauft werden nicht bloß mit der Unterordnung unter den russischen Oberbefehl, sondern auch mit dem Aufgeben der Weichsellinie, da die russischen Truppen zu fern waren und

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 91

1910 - Düsseldorf : Bagel
91 Da die Regierung noch eine unbeschränkte war, war die Verordnung neuer Steuern eigentlich einfach, die Befragung von „Notabein“ indes und die Gegensätze in den Beamtenkreisen erschwerten doch fast ebenso wie heute in den Zeiten der Volksvertreter das Zustandekommen der Gesetze. Der Hauptförderer der Lösung war der energische und klar denkende Finanzminister v. Klewitz, der am 26. Mai 1818 die Zoll- und Steuerfrage zum Abschluß brachte. Auch damals hörte man schon Uebertreibungen über neue Steuern, so die, daß die Schlacht-und Mahlsteuer „die gänzliche Menschenfreiheit vernichte und die menschliche Gesellschaft auf löse“. Auf die Dauer aber erwies sich diese Art der Besteuerung als eine ebenso einträgliche, wie glückliche. Im allgemeinen wurde eine gemischte Einrichtung getroffen. Neben den indirekten (mittelbaren) Steuern, wie sie namentlich französischerseits eingeführt und in den ehemals französischen Landesteilen auch nicht unbeliebt waren, mußte man auch zu den direkten (unmittelbaren) greifen, die den Nachteil hatten, stärker empfunden zu werden, den Vorteil aber auch, daß man die Wohlhabenden besser treffen konnte. Folgende Steuern wurden eingeführt: Zunächst die Gewerbesteuer, die gewissermaßen die Gegenleistung für die 1811 eingeführte Gewerbefreiheit war; zur Schonung der „schwächern Schultern“ gingen die Handwerker, dip ohne Gehilfen arbeiteten, frei aus. Ferner eine Materialsteuer für Wein, Bier, Branntwein und Tabak, also für Waren, die immerhin nicht dem notwendigen Lebensunterhalt, sondern dem Luxus dienen, deren Gebrauch man also entbehren oder doch wenigstens beschränken kann. An die Stelle der Kontribution wurde die Grund- und Gebäudesteuer gesetzt, die auch in den Städten erhoben wurde. Eine wirklich neue Einrichtung aber war die Schlacht- und Mahlsteuer, die an die Stelle der alten Akzise trat und in 136 größeren Städten erhoben wurde. Gegen sie wurde geltend gemacht, daß sie den armen Mann unverhältnismäßig belaste, indem sie die notwendigen Lebensmittel träfe, welche doch reich wie arm annähernd in gleichem Umfange brauchten. In der Wirklichkeit aber war die Verteuerung doch nicht so bedeutend, wie man es befürchtet hatte. Die Steuer woirde tatsächlich in

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 134

1910 - Düsseldorf : Bagel
134 besonders not taten. Wertvoller waren jetzt der feste Wille und der praktische Verstand, und auf solchen Gebieten überragte Wilhelm I. zweifellos seinen Bruder. Ursprünglich für die kriegerische Laufbahn bestimmt, war er auch durch und durch Soldat geworden. Darum hatte er auch besser beobachten gelernt, was dem Heere fehlte. Und als die verschiedenen Mobilmachungen 1851, 1854 und 1859 den Ernstfall näher rückten, mußte es eigentlich jedem Unbefangenen klar werden, daß seit 1815 viel zu wenig für das Heer geschehen sei. Es war geradezu ein Glück, daß man in den letzten fünfzig Jahren immer noch einem Kriege aus dem Wege gegangen. Vielfach fehlten selbst die nötigsten Ausrüstungsgegenstände, und sogar noch 1859 sahen die Truppen, die an den Rhein zogen und vielleicht einem sehr ernsten Kriege entgegengingen, zum Teil nur zur Hälfte wie Soldaten aus. So konnte es nicht bleiben. Vieles war umzugestalten, wenn anders die großen Ziele, die man doch anstrebte, wirklich mit Ernst verfolgt werden sollten. Es ist ein besonderes Verdienst des Königs Wilhelm, daß er fast immer auch die rechten Männer zu finden wußte, die ihm in der Erfüllung seiner Aufgaben zur Seite stehen sollten. Genannt werden mögen hier drei: Otto v. Bismarck, Helmuth v. Moltke und Albrecht v. Roon. Schwerlich wären sie unter einem Friedrich Wilhelm Iv. zur besonderen Geltung gekommen. Am wenigsten augenfällig ist für die meisten die Tätigkeit v. Roons, und doch ist sie der der beiden anderen durchaus gleichwertig. Er hat nicht bloß die Heeresumgestaltung im allgemeinen mitersonnen, sondern auch alle die kleine Arbeit ununterbrochen besorgt, die eine kriegsfertige Armee zu jeder Stunde verlangt. Er vermittelte es, daß die einberufenen Krieger gleich bei Beginn alles das vorfanden, was zur Ausstattung nötig war; es war seine Sache, daß der Ersatz die schnell eintretenden Ausfälle sofort ergänzen konnte und daß auch noch am Schlüsse des Krieges das Heer in überraschender Vollständigkeit die Forderungen des Staatsmannes unterstützen konnte. Die Möglichkeit, sofort nach der Kriegserklärung zum Angriff überzugehen und dadurch dem Gegner den Gang des Krieges in etwa vorzuschreiben, ist wohl der Wunsch jedes Feldherrn. Auch die Oesterreicher wollten dies, so z. B. 1866: Geplant
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