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1. Teil 2 - S. 42

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
42 § 22. Afrika im allgemeinen. worden und ist es auch geblieben, nachdem die „Deutsche Handels- und Plantagen-Gesellschaft der Südsee" die Nachfolgerin desselben geworden ist. Das Klima ist mild und gesund, die Vegetation eine üppige. Baum- wolle, Kokospalmen, Kaffee, Zuckerrohr und Bananen sind die Haupt- Produkte; Kopra ist auch hier der wichtigste Ausfuhrgegenstand. Die 33 000 Bewohner (Polyrtesier) sind ein schöner, lichtbrauner, geistig begabter Menschenschlag; sie bekennen sich zum Christentum. Der Hafen Apia an der Nordküste der Insel Upolu(mit 1300 Einw., davon 300 Weiße) ist der Sitz des Gouverneurs und der wichtigste Platz für den deutschen Handel. Afrika. §22. Afrika im allgemeinen. N. Kap Blanco 10/37. — S. Nadelkap 20/35. — 0. Kap Guardafui*) 51/12. — W. Kap Verde 342/15. 1. Größe, Gestalt und Grenzen. Afrika, fast 30 Mill. qkm groß (dreimal Europa), nur durch die schmale (noch dazu jetzt durch- stochene) Landenge von Suez an Asien gehängt, ist der abgeschlossenste Erd- teil der Alten und Neuen Welt. Es besteht aus einem s. sast gleichseitigen Dreieck und einem schief nach Nw. daraufgesetzten, ungleichseitigen Viereck. Der Äquator durchschneidet es fast in der Mitte, so daß volle 3/4 der heißen Zone angehören. Im N bespült es das Mittelmeer, im O. der Indische, im W. der Atlantische Ozean, im S. stoßen beide zusammen. 2. Wagerechte Gliederung. Die umgebenden Meere greifen fast gar nicht in den Erdteil ein; die einzigen bedeutenden Einbuchtungen sind im O. der Busen von Guinea und im N. die beiden Syrien. Daher fehlen Halbinseln fast ganz, da die Berbern im N. und die Somal- Halbinsel im O. kaum als solche zu bezeichnen sind. Auch Inseln von Bedeutung, außer Madagaskar im So., fehlen. Afrika ist darum der am wenigsten gegliederte Erdteil (1:47) und seit alten Zeiten bis zum heutigen Tage wenig zugänglich. 3. Senkrechte Gliederung und Bewässerung. Die Er- Hebung Afrikas entspricht der Gliederung; sie ist einförmig und bildet eine geschlossene Masse, ein gewaltiges Hoch-oder Tafelland, das in steilen *) So genannt wegen der Abweichung der Magnetnadel von der Ns.-Rich« tung. — „Hütet euch" nämlich vor den Stürmen.

2. Teil 2 - S. 49

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 24. Der Sudan. 49 3. Kultur. Die Flußgebiete haben üppigen tropischen Pflanzen- wuchs, besonders Palmen, im Gebiet des Senegal und Gambia gedeiht die Gummi-Akazie, deren Harzausschwitzung das Klebgummi (gumrai arabicum) liefert. Es wird Getreide, Baumwolle und Indigo angebaut; die Erdnuß liefert nach der Provence in Frankreich feines Öl, das dem dortigen zugesetzt wird; die Kolanuß, welche von den Eingeborenen gekaut wird, ersetzt mit ihrem rosaroten Saft den Kaffee. Rind- und Pferdezucht wird getrieben, der Handel, z. B. mit dem Salz der Wüste, steht seit der Herrschaft des Islam in Blüte. Einige Negerstämme sind auch sehr geschickt in manchem Gewerbe. 4. Staatliche Verhältnisse, Bevölkerung und Städte. a) Das Küstengebiet des Südens bis Kap Palmas heißt Ober- guinea und zerfällt in die von den ersten Händlern so genannten Ab- schnitte: Sklaven-, Gold-, Elfenbein-, Pfeffer- und Sierra Leone-Küste. Hinter der sandigen Küstenlinie erstrecken sich weite Lagunen von geringer Tiefe, an welche sich tropisches Marschland anschließt. Die ganze Küste ist im Besitz der Europäer, welche zahlreiche Faktoreien (wichtigster Handelsgegenstand Palmöl) hier angelegt haben. Haupthandelsplatz ist das englische Lagos im unteren Nigergebiet. Etwa in der Mitte liegt das deutsche Gebiet von Togo. Landeinwärts liegen volkreiche, despotisch regierte Negerstaaten, welche den Islam nicht angenommen haben: das Reich der kriegerischen Aschanti und das Reich Dahome, das Frank- reich sich unterworfen hat. Am Kap Palmas wohnen die Kru-Neger, wichtig deshalb, weil sie allein von allen Stämmen zur Arbeit bei den Europäern sich verdingen. Nw. von diesem Kap liegt die Negerrepublik Liberia und die englische Kolonie Sierra-Leone mit der Hauptstadt Freetown, beide ursprünglich von menschenfreundlichen Amerikanern um 1820 für befreite Negersklaven der Vereinigten Staaten gegründet, aber ohne feste Ordnung. d) Senegambien, nw. von Oberguinea, ist vom Kap Verde bis zum Niger und Tfadsee in französischem Besitz; Hauptstadt St. Louis. An der Küste liegt Portugiesisch-Guinea und das englische Gambiagebiet. Der Boden ist außerordentlich fruchtbar, daher starke Ausfuhr in Gummi und Öl. c) Das Innere des Sudan wird von Negervölkern (Sudan heißt auf deutsch schwarz) bewohnt, welche Ackerbau und Viehzucht treiben. In das Nigergebiet sind aber im Mittelalter mohammedanische Fulbe (oder Felatah), von etwas hellerer Farbe, von N.her eingedrungen, Haben die Neger unterworfen und mehrere Staaten gegründet. Die hier wichtigste Stadt ist Timbuktu, von Frankreich in Besitz genommen, Daniel, Leitfaden. Ansg. f. Mafhmmt" Ii. Teil. 4

3. Teil 2 - S. 57

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. 57 2. Bodenbeschasfenheit und Bewässerung. Da Deutsch- Oftafrika zu der mittelafrikanischen Hochfläche gehört, stellt das Binnen- land sich als ein breiter Hochrücken von 1200 — 2000 m Höhe dar, dem ein schmaler Küstenstreifen aus Korallenkalk und Sandstein vor- gelagert ist. Verggruppen und Gebirgszüge überragen das Hochland, so im N. das Ufambara-, im S. das Ufagara-Gebirge, von denen zahlreiche, wegen der Stromschnellen aber meist unschiffbare Flüsse dem Ozean zueilen. An Größe übertrifft alle der Rusidschi, welcher Mafia gegenüber ein breites Delta in das Meer hinausbaut. Der Rovuma kommt aus einem Sumpfe an der Oftseite des Njafsa-Sees, nähert sich demselben, biegt dann aber in die ö. Richtung ab, die er bis zu seiner Mündung beibehält. W. der Gebirge besteht eine Senke, durch einen Erdeinsturz hervor- gerufen. In dieser liegt im N. der breite, meerartige Mktoria-Njansa mit der großen Insel Ukerewe eingebettet, während der lange, schmale Tanganika-See die Westgrenze bezeichnet. An seinen Ufern ziehen sich ganze Wälder von Ölpalmen hin. Im S. ist der Njassa-See wie ein Fjord in das Gebirge eingerissen und rings von hohen Ufern um- geben; die Schiffahrt auf ihm ist wegen der Stürme sehr gefährlich. Aus der Landschaft Dschagga, ö. des Viktoria-Sees, steigt der Doppelvulkan Kilimanfcharo empor. Der erloschene Krater (von 2 km Durchmesser) des älteren ö. Gipfels ist von Gletschereis umgeben, der jüngere w. Gipfel ist der 6000 m hohe Kibo. 3. Klima. Nur die Küste zeigt das ungesunde, erschlaffende Tropenklima mit den durch den So.-Passat veranlaßten reichlichen Niederschlägen, welche über die Randgebirge nicht in das Innere ge- langen. Dieses hat infolge seiner Höhenlage eine Durchschnitts- temperatur von 20»; auf heiße Tage folgen kühle Nächte. Im Winter herrscht besonders Trockenheit. 4. Kultur. Die Küste ist mit hohen Mangroven dicht bewachsen und zeigt die echte Tropenvegetation (Kokospalmen). Auf der Hochebene dehnen sich weite Savannen aus, in den Flußtälern dichte Urwälder. Angebaut wird Getreide, Gemüse, Kaffee, Zuckerrohr, Vanille, Tabak und Baumwolle. Zahlreich vertreten ist die afrikanische Tierwelt. Die wichtigsten Ausfuhrartikel sind: Elfenbein und Hörner, Kautschuk, Kopal, Gummi, Erdnüsse, Wachs, Kaffee und Tabak. Zur Einfuhr gelangen Baumwoll- und Eisenwaren. Doch ist der Transport aus dem Innern noch sehr schwierig und geschieht meist auf den Köpfen der Neger. Daher ist man bestrebt, Eisenbahnen anzulegen.

4. Teil 2 - S. 60

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
60 § 29. Die deutschen Besitzungen in Afrika. Hl* Deutsch-Kamerun. 1. Lage und Grenzen. Die N.-Grenze des deutschen Kamerun, das seinen Namen von einer weiten Bucht in der Mitte der Küste hat, be- ginnt am Rio bei Ney, zieht in nö. Richtung bis zum Tsad-See, dessen Südufer sie trifft, und begleitet ihn bis zur Mündung des Schari. Da- mit ist Deutschland der Zugang zu dem großen sudanischen Binnensee gewahrt. Die O.- und S.- Grenze stößt an französisches Gebiet. Das ganze Land umfaßt etwa 495 000 qkm, kommt also an Ausdehnung dem Deutschen Reiche fast gleich. 2. Bodengestaltung und Bewässerung. Hart am Meere erhebt sich der 4000 m hohe vulkanische Kamerun-Berg, bei den Einheimischen Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg, genannt, mehr ein ganzes Gebirge als ein Berg; die gesamte übrige Küste ist flach und viel- fach sumpfig. Sö. von dem Kamerun-Berge schneidet der einem Ahorn- blatte ähnliche Kamerunbusen tief in das Vorland ein. Zahlreiche Flüsse, den Busen mehr und mehr zubauend, münden hinein. Be- deutender sind diejenigen in Südkamerun, z. B. der Njong. Doch sind alle Flüsse nur so weit, als die 60 — 70 km breite Küstenebene reicht, schiffbar. Denn nach dem Innern zu folgt das mittelafrikanische Hoch- land, aus dem sie in zahlreichen Stromschnellen herabstürzen. Nach dem Benue zu steigt dies Hochland zum Bergland von Adamaua an. 3. Klima und Kultur. Das Klima des Küstenlandes ist tropisch heiß und feucht, daher für Europäer ungesund. Das Hochland ist kühler und darum gesunder, ebenso die höher gelegenen Teile des Kamerun-Berges. Während an der Küste, besonders im Übergang zum Hochland, dichter Urwald vorherrscht, Kakaobäume und Kokospalmen, Kaffee und Tabak angepflanzt werden, beginnen im innern Hochland die Savannen, auf denen Büffel- und Antilopenherden weiden. In den Wäldern finden sich die großen Affen, Schimpanse und Gorilla, sowie zahlreiche Elefanten und große Wildschweine. Obwohl der Plantagenbau von Jahr zu Jahr wächst, ist doch der Handel in dieser Kolonie über- wiegend. Die wichtigsten Ausfuhrerzeugnisse sind Palmkerne, Palmöl, Kautschuk, Kakao, Ebenholz, Rotholz und Elfenbein. Das Fehlen von Straßen und Lasttieren erschwert und verteuert den Verkehr und Handel sehr. 4. Bevölkerung und Ortschaften. Die Zahl der Bewohner von Kamerun schätzt man auf 3,5 Millionen (also auf 1 qkm 7). Sie gehören im S. meist zu den Bantu-Negern; nur im N. wohnen, den Bantu feindlich gesinnt, Sudan-Neger, die jenen erheblich überlegen sind.

5. Deutsche Geschichte - S. 81

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Sigmund 1411-1437. 81 von Lanzen starrenden feindlichen Reihen. Herzog Leopold fiel selbst in der Schlacht. Auch im nchsten Jahrhundert wuchs die Eidgenossenschaft. Den Habsburgern blieb sie feinb; aber auch der Angriffe des Herzogs von Burgund, Karlsdeskhnen, erwehrte sie sich in siegreichen Schlachten. Maximilian I. versuchte vergeblich sie zum Gehorsam zurckzufhren; so lste sich die Schweiz von Deutschland los. Schweiz. 85. Die Feme. Es mu noch einer eigentmlichen Form des Gerichts gedacht werden, die sich in Westfalen von frherer Zeit her erhalten hatte und in jener Zeit, wo die Reichsgerichtsbarkeit daniederlag und der Geschdigte oft keinen Richter fand, der ihm gegen den Bedrcker half, fr groe Teile Deutschlands Bedeutung gewann: des Femgerichts. Die Feme. Es waren Reste des alten kniglichen Gerichts, die auf roter Erde" noch bestanden. Freigrafen leiteten es, aus Freischffen bestand es, am Freistuhl fand es statt, nicht in dsteren Hhlen, sondern unter freiem Himmel, an einer Eiche oder Linde; zu Dortmund steht noch heute die Femlinde. Man brachte in jener Zeit aus den verschiedensten Teilen Deutschlands Klagen vor die Feme, und zur Zeit Wenzels und Sigmunds erfreute sie sich hohen Ansehens. Nachher verfiel das Gericht; es wurde berflssig, seit in den einzelnen Gebieten die Gerichtsbarkeit sich besserte. Sigmund 1411-1437. 86. Sigmund und das Konstanzer Konzil. Nach Ruprechts Drei König-. Tode standen sich einige Monate lang drei Könige gegenber, und zwar smtlich aus dem Hause Luxemburg. Denn ein Teil der Kurfrsten whlte Sigmund, ein anderer seinen Vetter, den Markgrasen Jobst von Mhren, während zugleich Wenzel seine Ansprche aus die Krone er-neuerte. Aber Jobst starb, und mit Wenzel kam ein Vergleich zustande; so bestieg Sigmund, König von Ungarn, den deutschen Thron, ein hoch- Sigmund, begabter, gewandter, lebenslustiger und liebenswrdiger Herrscher, der den Glanz liebte, dem es aber an Stetigkeit und Festigkeit des Willens fehlte. uerlich nahm zu seiner Zeit das Kaisertum noch einmal einen Auffchwung, da er als Schirmherr des groen Konzils galt, zu dem sich damals die abendlndische Christenheit in Konstanz vereinigte; an wirklicher Macht aber hat es durch ihn nicht gewonnen. Die K i r ch e befand sich zu jener Zeit in einer traurigen Lage. Siebzig Jahre waren die Ppste im Exil" zu Avignon gewesen, wo ihr gewaltiger Palast noch heute an sie erinnert. 1377 verlegte der damalige Papst seinen Neubauer. Geschlchtl. S?efir6uc6 fr Otbcficnfdi. If. 4 Aml, (i

6. Teil 1 = Grundstufe B - S. 37

1905 - Halle a.S. : Schroedel
Aus der Länderkunde der Erdteile. 37 Deutsche Faktorei am Kamerun. Togoland, die kleinste unter den deutschen Besitzungen, ist gut be- völkert und wichtig für den Handel mit Palmöl und Palmkernen. Kamerun, die wichtigste deutsche Besitzung in Westasrika, ist mit dem weiten Hinterlande so groß wie das Deutsche Reich und reicht bis zum Tsadsee. Unweit der Nordwestküste erhebt sich das Kamerüngebirge, das höchste Gebirge von Westafrika. An der Küste und um den schiffbaren Kamerünfluß liegt ein sumpfiges Niederungsgebiet mit üppiger tropischer Pflanzenwelt. Dann steigt das Land stufenförmig zu dem vielfach noch unbekannten innern Hochlande empor. — Die Bewohner gehören zu den Bautunegern, die ertragreichen Binnenhandel mit Palmöl treiben und ihre Äcker von Frauen und Sklaven bestellen lassen. Das Christentum hat bereits Eingang unter den Schwarzen gefunden. Am Kamerünfluß und an der Küste deutsche H andelsuied erlassuu g en, die immer mehr emporblühen. Der Sitz der Regierung ist Bn-ea. Ii. Mittelafrika. Mittelafrika umfaßt den n. tropischen Teil des südafrikanischen Hochlandsdreiecks. Das Hochland steigt stufenförmig zu einer von Fieberluft überlagerten Küsteuuiederung hinab. Der w. Teil der Hochfläche ist größten- teils erfüllt von dem riesigen Becken des Kongo. Er ist sehr wasserreich, mit vielen Stromschnellen und Wasserfällen und fließt durch Savannen und große Urwälder. Die undurchdringlichen Walddickichte mit ihren Baum- riefen, Schlingpflanzen und dem dichten Unterholz haben nur noch in Süd- amerika und Indien ihresgleichen. Die Ströme haben natürliche Wege durch diese Waldwildnisse gebahnt, und an ihren Ufern entlang erzwingt sich der

7. Deutsche Sozialgeschichte - S. 29

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Vorteile des Lehnswesens. Einfluß auf das Kriegswesen. Ritterstand. 29 gepanzerte Reiterei zum eigentlichen Kern des Heeres: auf ihr beruhte die Wehrkraft des Volkes. Die bäuerlichen Fußtruppen schienen entbehrlich. Wenigstens auf dem Gebiete des Heerwesens, das für den mittelalterlichen Staat von besonderer Wichtigkeit war, gelang es dem Könige, mit den nicht zahlreichen Alt- oder Vollfreien, die mit bedeutendem zins- und dienstfreiem Grundbesitz ritterliches Leben verbanden und großes Ansehen genossen, in unmittelbarer Berührung zu bleiben. Denn sie wurden als zweite Klasse der Heeresordnung (des Heerschildes) aufgeboten: der hohe Adel, d. h. geistliche und weltliche Fürsten als unmittelbare Vasallen des Königs, bildeten die erste Klasse, während die Ministerialen zur dritten, die sog. unfreien Ritter zur vierten gerechnet wurden. In Bezug auf die drei letzten Heerschilde — es waren sieben im ganzen — bestanden zwischen Süd- und Norddeutschland manche Unterschiede. Diese im Zusammenhange mit den sonstigen Standesverhältnissen stehende Abstufung der Heeresordnung je nach der näheren oder weiteren Abhängigkeit der einzelnen vom Könige als obersten Kriegsherrn machte es in der Mitte des 12. Jahrhunderts den Staufern nochmals möglich, die kriegerischen Kräfte des Volkes in ihrem unmittelbaren Dienste zu verwenden. Das Rittertum beherrschte damals das soziale Leben. In Frankreich zuerst bildete sich ein förmlicher Ritterstand Ritterstand, aus. Bedeutenden Einfluß daraus übten die Wasfenspiele, Turniere (eigentlich Wendungen), in denen man auf Betreiben der Kirche im 11. Jahrhundert Ersatz für die früheren rohen Raubfahrten suchte. Bald wurden bestimmte Gebräuche für den Ritterstand allgemein verbindlich; äußerlich ward besonders wichtig die Umgürtung mit dem Schwerte (Schwertleite) und das Tragen des Rittergurtes, das als Abzeichen des vollen Waffenrechts galt. Bestimmte rittermäßige Erziehung und besondere Begriffe von Standesehre und

8. Deutsche Sozialgeschichte - S. 25

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Lehnswesen. Nachteile desselben. Stellung der geistlichen Großen. 25 rechtlich abhängig sind. Von Einheit kann also im Feudalstaate überhaupt nicht geredet werden. Und wie unsicher war, bei der den Menschen nun einmal in größerem oder geringerem Maße innewohnenden Selbstsucht, die Grundlage des ganzen Lehnswesens, die gegenseitige Treue! Wie oft geriet sie ins Wanken! Als dann allmählich die großen Vasallen die ihnen übertragenen Ämter und Lehen mit dem Eigenbesitze verschmolzen, da galt schließlich die Amtsgewalt als erblicher Privatbesitz des Geschlechts. Die Grundherrschaften wurden als selbständige kleine Staaten, die Grundholden als Unterthanen angesehen. Das alle Bevölkerungsklassen in seine Kreise ziehende Lehnswesen verringerte auch die Zahl der freien Bauern bedenklich.*) Vor allem aber sank die Macht des Königs immer tiefer. Dem Namen nach blieb er zwar oberster Lehnsherr. Tie Lehnsaristokratie bildete eine bevorzugte Gesellschaftsklasse, die vom Könige als ihrer Spitze abwärts sich einer Pyramide gleich nach unten verbreiterte. Thatsächlich jedoch gingen des Königs Rechte an den Adel über. Schon wegen seines zahlreichen bewaffneten Dienstgefolges mußte in Zeiten, in denen die kriegerischen Gesichtspunkte allein ausschlaggebend waren, der Adel die erste Klasse der Gesellschaft bilden. Die Nachteile des Lehnswesens machten sich den Königen sehr bald fühlbar. Seit Otto I. (936 — 973), der sich als unbedingten Herrn der Kirche betrachten konnte, suchten deshalb die Könige den immer selbständiger werdenden weltlichen Großen die geistlichen, besonders die Bischöfe und Reichsäbte, als Gegengewicht gegenüberzustellen, hoben ihre Macht und Leistungsfähigkeit auf alle Weise, *) Viele dachten wie Rudenz in Schillers Tell Ii, 1: „Jst's nicht eine rühmlichere Wahl Zu huldigen dem königlichen Herrn Als zu Gericht zu sitzen mit dem Bauer?" Stellung der geistlichen Großen.

9. Deutsche Sozialgeschichte - S. 83

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Adel. — Unnatur in Kunst und Sprache. 83 Jude Süß und seine saubere Umgebung wußten in drei Jahren über eine Million Gulden zu erpressen. Nicht bloß durch die Sitte aber war die unmittelbare Berührung des Adels mit dem landessürstlichen Hofe geboten, sondern auch des Unterhalts wegen, wenigstens für viele. Denn wie hätten herabgekommene Adlige sonst das Leben fristen wollen? Kaufmännische Thätigkeit war für sie nach den Anschauungen der Zeit unmöglich, weil unwürdig; in die zerstörten Burgen aber zurückkehren mochten sie nicht. Manche scheuten sich deshalb nicht, von der Gastfreundschaft der Standesgenossen zu leben (die sog. „Krippenreiter"). Bald kam es immer häufiger vor, daß die Kaiser Bürgerliche in den Adelstand erhoben — gegen Geld. Und gerade dieser neugebackene, von den alten Geschlechtern mit ihren vielen Ahnen nicht sür voll angesehene Geldadel trug einen widerwärtigen, protzenhasten Kastenhochmut zur Schau. Immer schroffer wurde die Absonderung des Adels von den übrigen Ständen. Die Ritterschaft in Sachsen verlangte schon 1682 Trennung der adligen und bürgerlichen Schüler. Auch bei gottesdienstlichen Handlungen beanspruchte der Adel Vorrechte (z. B. Taufen und Trauungen im eigenen Hause) — während doch nach der Bibel vor Gott alle Menschen gleich sind! Leider stand solcher Adelsdünkel oft in umgekehrtem Verhältnis zur Leistungsfähigkeit und Wirksamkeit. Der „Junker Hans", wie man einen beschränkten Adligen spöttisch nannte, kam ziemlich häufig vor. Einige Landedelleute aber machten eine rühmliche Ausnahme und bethätigten wissenschaftliches und künstlerisches Interesse. Dem Volksleben aber stand die Kunst nach dem dreißigjähigen Kriege zunächst ganz fremd gegenüber: es ist die Zeit der gelehrten Stubenpoesie, die mechanisch nachahmte und ganz unnatürlich wurde, während die volkstümliche Dichtung in Roheit versank. Unsere Volkssprache aber, von Luther so herrlich gefördert (s. S. 74), wurde mit allerhand fremdem Flitterwerk schmählich verunstaltet. Sprachen und 6* Unnatur in Kunst und Sprache.

10. Deutsche Sozialgeschichte - S. 120

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
120 1807 — 1814. Bauern- befreiung. Erlangen und Vermehren der Besoldungen; buchgelehrt: also lebend in der Buchstabenwelt oder Empirie der Akten; interesselos: denn sie stehen mit keiner den Staat ausmachenden Bürgerklasse in Verbindung, sie bilden eine Kaste für sich, eine Schreiberkaste; eigentumslos: also alle Bewegungen des Eigentums treffen sie nicht, es regne oder scheine die Sonne, man zerstöre althergebrachte Rechte oder lasse sie bestehen ... alles das kümmert sie nicht, sie erheben ihr Gehalt aus der Staatskasse und schreiben, schreiben, schreiben im Stillen, in dem mit wohlverschlossenen Thüren versehenen Bureau, unbekannt, ungerühmt, erziehen ihre Kinder zu gleichen Schreibmaschinen und sterben unbedauert." Demgegenüber fordert er Einsatz der Persönlichkeit, eigenes Urteil, selbständiges Handeln. Nur von zwei Ständen aber hofft er eine Rettung des Vaterlandes: von Bürgern und Bauern; „der reiche Adel will sein Eigentum genießen, der arme will Stellen und Auskommen; den öffentlichen Beamten beseelt ein Mietlingsgeist". Diesen Geist und die Selbstsucht des Adels suchte er nun zu bekämpfen, die schroffen Standesunterschiede zu mildern und „durch eine Verbindung des Adels mit den anderen Ständen die Nation zu einem Ganzen zu verketten. Diese Verbindung wird zugleich die allgemeine Pflicht zur Verteidigung des Vaterlandes lebhaft begründen". Am 9. Oktober 180 < wurde das Edikt über den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundeigentums erlassen. Alle persönlichen Abhängigkeitsverhältnisse der Bauern von den Gutsherren wurden beseitigt, die persönliche Freiheit ward hergestellt. Mit Martini 1810 soll jede Dienstbarkeit aufhören. Keine Abzugsgelder für Freilassung und Loslassung der Unterthanen, keinen Gesindedienst der Kinder, kein Schutzgeld von den auswärts Wohnenden dürfen die Großgrundbesitzer fortan fordern. Wohl aber ward ihnen gestattet, falls sie die vorhandenen bäuerlichen Stellen nicht erhalten zu können glaubten, die nichterblichen ohne weiteres.
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