I
Ix
Zu Seite 10. v. E.g.
A e t h i o p e u.
Der äthiopische Stamm dehnt sich frühe ut Afrika vom
Fuße der Mondgebirge auf einzelnen Kriegszügen über das
atlantische Gebirg bis zu der gaditanischcn Meerenge aus. Als
Königssitz und Mittelpunkt äthiopischer Religion und Cultur,
sowie als Hauptstapelplatz des nordafrikanischen Handels, wird
der Staat Meroe genannt, im Königreiche Sennaar, vom
Nil und Astaboras eingeschlossen. Die Könige waren abhängig
von den Priestern, bis Erga men es zur Zeit desptolemäos Ii. -öö.
den Priester-Despotismus stürzte.
A e g y p t i e r.
I. Dunkle Sagenzeit bis zu den Sefostriden bis
1500 v. Ch. G.
Die frühesten Ansiedelungen geschehen im Nilthale in Ober-
ägypten, von Aethiopien (Meroe) und Indien her. Es
entstehen mehre kleine Staaten mit ihren Herrscher-Familien,
zunächst in Theben, Elephantine, This, Memphis rc. Kasten-
eintheilung bildet sich allmälig aus*). Priester und Krieger
suchen abwechselnd die Herrschaft an sich zu reißen. Die be-
kanntesten Könige sind:
Menes, erster Priester-König in This, der den Bast
des Phtha-Tempels in Memphis beginnt.
Busiris, der Erbauer des hundertthorigen Thebens.
Möris, sein See, an dessen Nil-Kanäle das Labyrinth rc.
Hyksos, Nomadenaus Arabien, brechen in Unterägypten 1800.
ein, und bemächtigen sich der Herrschaft.
Abraham kommt zu dem Pharao von Memphis, später
Joseph mit den Israeliten, ■— Gosen.
Die Hyksos werden vertrieben. Darauf beherrschen die Könige 1700.
von Theben das ganze Land. Kriegerkaste an den südlichen
Gränzen.
•0 Herodotos nennt sieben Kasten: Priester, Krieger, Rinderhirten,
Schweinhirten, Kanflcute, Dolmetscher und Schiffer. Diodorvs nennt
sechs: Priester, Könige, Krieger, Hirten, Ackerleute und Handwerker.
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Extrahierte Personennamen: Menes Busiris Abraham Joseph Schiffer Diodorvs
— 38 —
Jmostjordanlande (Peräa) lag B e t h a b a r a („ jenseits des Jordans,
da Johannes taufte").
Noch seien im einstigen Lande der Philister, dem Küstenstreifen
in Judäa, westlich vom Gebirge Inda, die im Altertums
blühenden Hafenplätze Gaza und Askalon erwähnt. Ersteres war
die südlichste der fünf Städte der Philister und hat heute noch
einige Bedeutung für den Durchgangshandel von Syrien nach
Ägypten. Es bietet aber nur noch einen schwachen Abglanz der
einstigen Blütezeit. Der Hafen von Askalon, auch eine der fünf
Hauptstädte der Philister, ist versandet, und von der einst so
lebhaften Handelsstätte sind nur ein ärmliches Dorf (El Dschora)
und Trümmerhaufen verblieben. (Alles übrige in der Behandlung
Palästinas ist Gegenstand des biblischen Geschichtsunterrichts, ebenso die
Erwähnung anderer Begebnisse aus dem Leben Jesu und der heiligen
Geschichte bei der Nennung weiterer Siedlungen.)
Ergebnis. Syrien bildet mit Palästina und der Sinaihalbinsel
den nördlichen Teil des Wüstenhochlandes (Syrien-Arabien), das einst
mit der Sahara im Zusammenhang stand. (Entstehung dieses Gebietes
und der umgebenden Meeresteile!)
Von Mesopotamien führt die Syrische Wüste hinüber zum Hoch-
lande von Syrien. Die Gebirge Syriens haben Nordsüdrichtung (vor-
wiegend Kalkgestein). Parallel zur Küste streicht zunächst der Libanon
(3000 m — nur noch kleine Bestände von alten Zedern). Gleichlaufend
mit diesem erhebt stch der Antilibanon mit dem Hermongebirge (Großer
Hermon) im Süden (2800 m, quellenreich und gut bewaldet). Zwischen
beiden Gebirgen liegt die Grabenversenkung von Cölesyrien, welche
nordwärts vom Orontes, südwärts vom Leontes zum Mittelmeere hin
entwässert wird. An den Libanon schließt stch das liebliche und
fruchtbare Bergland von Galiläa, und dann folgen nach Süden, durch
Talungen unterbrochen, die Berge von Nazareth, der Tabor (360 m),
der Kleine Hermon, die vom Kison durchftossene, zumeist fruchtbare
Ebene Jesreel, das Karmelgebirge (Richtung von Nordwesten nach
Südosten), weiter in Samaria (an Fruchtbarkeit hinter Galiläa zurück)
die fast vegetationslosen Kegel des Ebal und des Garizim und schließlich
das verkarstete, höhlenreiche, wasserarme und waldleere Gebirgsland
von Judäa. Hohlsyrien findet seine Fortsetzung im Jordantal oder
Ghör [der Jordan entspringt auf den Abhängen des Großen Hermon
(Kaskaden und Windungen), durchstießt den Meromsee und den See
Genezareth (Talstufen) und mündet in das Tote Meer (Name! —
400 w unter dem Meeresspiegel) — sein Tal ist fruchtbar (künstliche
Bewässerung)^, im Wadi el Araba und im Meerbusen von Akaba.
Zwischen letzterem, dem Meerbusen von Suez, dem Kanal von Suez
und dem Mittelländischen Meere steigt die Halbinsel Sinai aus (der
Sinai — Urgestein — 2600 m — Moses und die Gesetzgebung — Horeb
— Täler Wasser- und pflanzenarm — Halbinsel überhaupt fast vege-
tationslos — wo künstliche Bewässerung, da Pflanzenwuchs etwas
günstiger — Datteln und Tamarisken — Bewohner Beduinen). — Das
Oftjordanland (Peräa) ist ein Steppengebiet (Weideland). Es geht
allmählich in die Syrisch-Arabische Wüste über.
In klimatischer Hinsicht ist die Regenzeit (Winterregen) von der
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Extrahierte Personennamen: Johannes Askalon Palästinas Palästina Judäa Jordan
— 29 —
tragende Äcker). Die Weidegebiete werden zumeist von nomadisierenden
Arabern belebt, welche Schafe, Ziegen, Rinder, Kamele, Esel und
Maultiere züchten.
Im Altertume bestanden hier die blühenden Kulturstaaten Assyrien
und Babylonien. Damals war Mesopotamien das „Ägypten Arabiens".
Die Fruchtbarkeit des Landes grenzte ans Fabelhafte. Der Weizen trug
sechzigsältige Frucht. Die künstlichen Bewässerungsanlagen jener Zeit
sind verfallen. Das Land ist schon unter der Herrschaft der Araber
(Kalifen — Islam — arabische Sprache), erst recht aber unter derjenigen
der Türken, in deren Besitz es sich heute befindet, immer mehr zurück-
gegangen (Schattenbild von einst — Hebung durch Bagdadbahn —
Hasen El Kuweit). Die Bevölkerung setzt sich aus Türken, Kurden,
Syrern, Armeniern u. a. zusammen.
Unweit von Mosul (60000 Einw., Musselinindustrie zurück-
gegangen, Transithandel) liegen am anderen Ufer des Tigris die Ruinen
von Ninive (einst Residenz der assyrischen Könige, Millionenstadt —
Nachgrabungen). Südlich von Bagdad am Tigris (170 000, im Mittel-
alter 2 Mill. Einw. — Harun al Raschid, „Märchen aus Tausend-
undeiner Nacht" — heute noch wichtiger Handelsplatz und Ausfuhrort
Mesopotamiens — Anschluß an den Schisfahrtsweg nach Karatschi
und Bombay) sind die Ruinen von Babylon an den Ufern des Euphrat
(auch einst Millionenstadt, Ausgrabungen: Palast Nebukadnezars, —
„Turm zu Babel" u. a. m). — Basra am Schat-el-Arab (ungesunde
Lage, doch Haupthafen am Persischen Meerbusen) führt u. a. Gewebe,
Getreide, Baumwolle, Datteln und auch arabische Pferde aus.
Syrien.
Syrien bildet mit Palästina den nördlichen Teil des Wüsten-
Hochlandes, das sich vom nördlichen Afrika herüberzieht. Bis
zur Tertiärzeit stand die syrisch-arabische Urgebirgsscholle mit
der Sahara im Zusammenhange (der Untergrund sowie der
gebirgige Teil der Wüste setzen sich auch aus Urgestein, Granit
und Gneis zusammen). Levantisches Meer, Meerbusen von Suez,
Rotes Meer, Meerbusen von Akaba, Wadi el Araba, Jordan-
tal (Ghör), Cölesyrien (Hohlsyrien), Persischer Meerbusen und
Indischer Ozean sind Grabenversenkungen. (Hinabsinken der Schollen
— siehe auch Asien im allgemeinen!) Von Mesopotamien führt die
Syrische Wüste hinüber zum Hochlande von Syrien, welches das
Mittelländische Meer von Norden nach Süden begleitet. Im
weiteren Sinne umfaßt Syrien das ganze Gebiet zwischen dem
Mittelländischen Meere und der großen Arabischen Wüste
einerseits und dem Taurus und der Grenze Ägyptens andererseits,
begreift also in sich auch Palästina und die Sinaihalbinsel.
Die Gebirge Syriens haben Nordsüdrichtung und können sich
an Ausdehnung und mittlerer Höhe nicht mit den großen ost-
westlich gerichteten Gebirgssystemen Asiens messen. Parallel mit
der Küste des Mittelländischen Meeres verläuft zunächst der
Libanon. Er steigt bis wenig mehr als 3000 w auf und besteht,
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— 31 —
Bewässerung — recht fruchtbar. Die weitere Fortsetzung des
Ghör wird von dem Wadi el Araba und dem Meerbusen von Akaba
gegeben, welch' letzterer mit dem Meerbusen von Suez, dem Kanal
von Suez und dem Mittelländischen Meere die dreieckige Halb-
insel Sinai bespült. Diese steigt im südlichen Teile in dem wilden
Gebirgsstocke des Sinai (Urgestein) noch zu einer Höhe von 2600 m
auf (Horeb — Moses und die Gesetzgebung). Die Täler des Gebirges
sind wasser- und pflanzenarm, wie überhaupt die ganze Halb-
insel fast vegetationslos ist. Nur in einigen Tälern gedeihen auch
unter Zuhilfenahme von künstlicher Bewässerung Datteln und
Tamarisken. Die Bewohner sind Beduinen. — Das Ostjordanland
(Peräa) endlich ist ein welliges Steppengebiet, das vornehmlich
(wie auch viele Teile des Westjordanlandes) Weidezwecken dient und
allmählich in die Syrisch-Arabische Wüste übergeht. —Wir erkennen
aus obigem, daß das eigentliche Palästina (das alte Kanaan) zwischen
dem Jordantal und der Küste einerseits, dem Libanon und der Wüste
(im Süden) andererseits ein ziemlich abgeschlossenes Gebiet bildet,
in welchem das Volk Israel einst frei bleiben konnte von einer
Vermischung mit den Heiden. — Die Küste ist hafenarm und die
Ebenen am Meere zeigen besonders im Norden (siehe oben!) große
Ergiebigkeit (fruchtbarer Alluvialboden).
Ganz Syrien mit Palästina steht in der Hauptsache unter dem
Einflüsse des Mittelmeeres. Es sind eigentlich nur zwei Jahres-
zeiten zu unterscheiden, eine regenlose Zeit (vom Mai bis Oktober)
und eine Periode mit Regen (Winterregen). Die Temperatur zeigt
große Gegensätze. So hat z. B. Damaskus am Rande der Wüste
schon eine sehr hohe Sommertemperatur, während andererseits das
Thermometer auch wieder nicht selten unter 0° sinkt. Ähnlich, ja
noch krasser, liegen die klimatischen Verhältnisse an anderen
Orten des Landes. Je weiter nach Osten, desto mehr tritt das reine
Wüstenklima in sein Recht. Die Hochflächen des Landes und die
Abhänge der Berge (soweit diekalkgebirge nicht vegetationslos sind —
siehe oben!) dienen mit ihrem nicht immer gerade saftigen Grase als
Weideflächen für Schafe, Ziegen, Rinder, Kamele, Esel und
Maultiere. Hin und wieder sind die Grasflächen von Dornen und
Disteln durchsetzt. Da und dort sind auch vereinzelte Bäume (meist
Koniferen) oder Baum- und Gebüschgruppeu zu sehen. An
geschützten und besser befeuchteten Stellen finden sich Ölbäume,
Zypressen, Feigenbäume u. a. Gewächse. In einigen Tiefländern,
aber (wie z. B. im Jordantal, in der Ebene Jesreel u. a. — siehe oben!)
auch in einzelnen Küstenstreifen und Gebirgstälern gedeihen Weizen,
Oliven, Datteln, Bananen, Feigen, Wein, Aprikosen u. a. Er-
Zeugnisse (Maulbeerbaum — Seidenraupe). Freilich, das Altertum sah
allüberall eine größere Fruchtbarkeit und eine höhere Kultur.
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— 44 —
Sonst sind noch Affen, Löwen, Hyänen, Schakale, Gemsen, Strauße
u. a. zu finden.
Der größte Teil der Araber (kaukasischer Abstammung) find
nomadifierende Beduinen (Charakter! Die Araber in der Fremde —
Verbreitung des Islams). In den Küstengebieten find die Bewohner
seßhafter. Die Randgebiete Arabiens stehen meist unter türkischer
Herrschaft. Im Innern bestehen noch selbständige Staaten, so das
Reich der Wahabiten (Hauptstadt Er Riad).
In der Landschaft Hedschas (Lage!) liegen die an die Wiege des
Islams erinnernden Städte Mekka (ßvvvv Einw., ödes Hochtal, Ge-
burtsort Mohammeds, die Kaaba, bedeutender Handel, Karawanen-
straßen, Hafenort Dschidda) und Medina (in gut befeuchteter Palmen-
ebene, am Rande der Wüste, Grabstätte des Propheten). — Im südlichen
Küstenlande Jemen find Mocha und Hodeida wichtige Ausfuhrorte,
besonders für den vortrefflichen Kaffee (Mokka). An der Südküste
ist die Militärstation Aden (das Gibraltar des Orients) ein wichtiger
Stützpunkt der englischen Flotte. — In der Landschaft Oman (im Süd-
osten) werden vom Hafen Maskat (Wendekreis) u. a. auch Perlen
ausgeführt, welche an den Küsten der Bahreininseln (Lage!) gefischt
werden.
Iran.
Das Hochland von Iran ist das weite Gebiet, das sich ost-
wärts vom Hochlande von Armenien und Kurdistan (Zagros-
gebirge) und der Euphrat-Tigris-Ebene (Mündungsgebiet) bis nahe
an den Indus ausdehnt. Es ist ein Faltenland, welches durch ero-
dierende Tätigkeit bis auf etwa 1000 m eingeebnet und rings
von mächtigen Randgebirgen abgeschlossen ist. So wird der
Nordrand im Osten durch den bis zu 7750 m aufsteigenden Hindu-
kusch (Granitberge, Schiefergestein), in seinen mittleren Teilen durch
etwas weniger hochaufragende Gebirgszüge (Quertäler erleichtern
die Übergänge nach Turan), im Westen wiederum durch das im vul-
konischen Demawend bis zur Höhe von 5700 m sich erhebende
schneegekrönte Elbursgebirge (Südufer des Kaspisees) gebildet. Im
Süden bespülen der Persische Meerbusen und der Indische
Ozean (Straße von Ormus, Golf von Oman, Arabisches Meer)
die Küstenstriche, welche den hier gegebenen Gebirgsumrandungen
vorgelagert sind. An der Ostgrenze sei noch das Soliman- (Sulei-
man-) Gebirge erwähnt, das nach Indien steil abfällt. Es ist
hier besonders wild zerklüftet (Kalkfelsen) und selbst in seinen tief
eingegrabenen Flußtälern von hier aus schwer übersteigbar.
Einen besseren Übergang in der östlichen Gebirgsumrandung
Irans bildet das Tal des Kabul. Er mündet in den Indus. Die
Straße (Bahn), welche dem Flußtale und einer nicht sehr hoch ge-
legenen Einsenkung im Gebirge folgt, stellt einen der besten Wege
dar, welche von Westen her nach Indien führen.
Im Innern Irans erscheint der kleinere Westen besser be-
feuchtet, während den größeren Osten völlig abflußlose Becken,
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Extrahierte Personennamen: Mohammeds Mocha
Extrahierte Ortsnamen: Arabiens Riad Mekka Mohammeds Medina Hodeida Oman Armenien Kurdistan Schiefergestein Persische_Meerbusen Indische
Ozean Oman Indien Irans Kabul Indien Irans
— 183 —
Sandstürme (Chamsin und Samum) und der erodierenden Wir-
kung plötzlicher Regengüsse, wenn auch in bedeutend abge-
schwächerem Grade, beobachten. (Nach I. Chavanne.)
Flüsse im eigentlichen Sinne fehlen, aber die zum größten
Teile wasserlosen Rinnsale der Wadis verlaufen bis weit in die
Wüste hinein. Doch fehlt dem Untergrund der Wüste das be-
lebende Naß nicht. Aus wasserundurchlässigen Schichten wird
das Grundwasser der Randgebiete der Sahara fortgeleitet, und
dann tritt es an den tiefsten Stellen der Wüste in Form einer
natürlichen Quelle, oder wo artesische Brunnen angelegt sind
(siehe Algerien und die Kulturbestrebungen Frankreichs!), als künstliche
Wasserader zutage. Dort liegen dann die Oasen, zumeist S.tätten
üppigsten Pflanzenwuchses. Hier gedeihen Getreide, Baum-
wolle, Dattelpalmen, Ölbaum, Wein, Obst und Südfrüchte
verschiedenster Art. Hier finden sich auch mehr zusammenhängende
Wohnungen der Menschen. In den übrigen Teilen der Wüste,
abgesehen von denjenigen Gebieten, die bis auf das Vorhanden-
sein von Dorngestrüpp und etwas dürftigem, schier verdorrtem
Grase vegetationslos sind, wachsen Thymian, Disteln, Beifuß,
Stachelbüsche, strauchartige Tamarisken, Akazien und Kakteen.
Die Oasen umfassen etwa ein Gebiet von 200 000 qkm (viermal Bran-
denburg), aber nach neueren Forschungen soll der Oasen- und
Weidegrund der Sahara etwa 1j6 der Gesamtfläche betragen. Die
Oasen bilden die Rastorte der Karawanen. Das wasserwitternde
Leitkamel findet von einer Quelle zur anderen, auch dann, wenn
die gefährlichen Sandstürme einen Teil des seit Jahrtausenden
festgelegten Weges von einem Brunnen zum anderen verwischt
haben. Die Oasen sind naturgemäß zugleich auch die wichtigsten
Handelsstätten der Wüste. (Austausch der Erzeugnisse zwischen dem
Süden und den Mittelmeerländern — Straußenfedern, Elfenbein, Gummi,
Felle, Goldstaub u. a.) Natürlich können Verkehr und Handel nur in be-
scheidenen Grenzen verlaufen, zumal schiffbare Flüsse, Bahnen und
künstliche Straßen fast gänzlich fehlen. Außer dem „Schiff der Wüste"
(Anpassung dieses einzigartigen Tieres an die beschwerliche Wüsten-
reise!) sind noch Löwe, Antilope, Giraffe, Gazelle, Strauß,
Raubvögel u. a. die wichtigsten Vertreter der Tierwelt. (Abb. 63.)
Zu den bedeutsamsten Oasen zählen im Osten diejenigen von Siwa,
Dar-Fur sowie die Kusra-Oasen, und weiter nach Westen diejenigen
von Fessan und Timbuktu. Es sind dies ganz besonders lieb-
liche Stätten inmitten der Wüste, in denen sich die üppigste Vege-
tation mit sprudelnden Quellen, tiefblauen Seen und teilweise
reizvoller Gebirgsumrahmung zu seltener Harmonie einen. Die
bekanntesten Karawanenstraßen führen von Marokko nach Tim-
buktu, von Algier nach Timbuktu bzw. Sokoto, von Tripolis
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über Mursuk nach Kuka (am Tsadsee), von Bengasi über die Kufra-
Oasen und Borku nach Kuka, von Siwa über Audschila nach
Mursuk, von Dar-Fur nach Ägypten u.a.m. (Abb. 64.)
Die Bewohner gehören zumeist zur mittelländischen Rasse,
und sie sind entweder hamitischer Herkunft, wie die Tuareg (Berber)
im Westen und die Tibbu im Osten oder Semiten, wie die Araber
(Mauren). Dazu wohnen im Süden auch Neger. Die vorherrschende
Religion ist dermohammedanismus. Die Bewohner zerfallen in ver-
schiedene Stämme, die teilweise Viehzucht betreiben oder auch in den
Siedlungen der Oasen eine seßhafte Lebensweise führen, anderer-
seits aber auch infolge ihres kriegerisches Sinnes sich gegenseitig
befehden oder aber auf ihren flinken Rossen und Kamelen auch
die Karawanen überfallen und ausrauben, zu welch' schnödem
Handwerk sie der Charakter der Wüste ja nur allzusehr reizt. Auch
Abb. 63. Wüstenschiffe.
Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd.
ihre Kleidung ist dem Leben in der Wüste angepaßt, wie denn alle
diese Menschen widerstandsfähige, zähe Naturen sind, die dazu für
ihr Räuberhandwerk mit der nötigen Klugheit ausgestattet wurden.
Die fremden Mächte dringen bei der Besitzergreifung des Landes
immer tiefer in das Innere der Sahara vor. Den Franzosen gehört
der Westen mit Ausnahme von Tiris an der Westküste, das sich in
spanischem Besitze besindet. Frankreich hat von Norden (Algerien)
und Süden her immer weitere Gebiete seinem bisherigen Besitze
hinzugetan. Die wichtigste Siedlung dieses Gebietes ist Timbuktu,
am oberen Niger, einer der bedeutsamsten und ältesten Handels-
Plätze Afrikas. Hier laufen täglich Karawanen ein. Die wich-
tigften Erzeugnisse des Austauschhandels bilden Gold, Salz,
Elfenbein, Gummi, Straußenfedern und Datteln.
Die Türken beanspruchen Tripolis, Fessan und Barka. Die
Hauptstadt Tripolis liegt auf einer Landzunge im Mittelläu-
difchen Meere, hat lebhaften Handel und Industrie von Woll-,
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Extrahierte Personennamen: Bengasi Barka
Extrahierte Ortsnamen: Tsadsee Sahara Frankreich Algerien Timbuktu Niger Afrikas Tripolis
— 187 —
statte, am oberen Niger, viele Karawanen, Austauschhandel: Gold,
Salz, Elfenbein, Gummi, Straußenfedern, Datteln u. v. a.).
Die Türken besitzen Tripolis (Hauptstadt — lebhafter Handel,
Industrie: wollene, baumwollene und seidene Gewebe — Dampfer-
Verbindung mit den Häfen von Tunis und Malta), Fessan (Mursuk:
Knotenpunkt von Karawanenftratzen, Sitz des türkischen Gouvernenrs)
und Barka (Bengasi mit lebhafter Ausfuhr).
Die Libysche Wüste ist größtenteils in den Händen der Ägypter,
so auch die Oase Siwa und die Kufra-Oasen. Der Handel des ganzen
Gebietes verläuft in bescheidenen Grenzen. (Warum?) Die wichtig-
sten Karawanenftraßen nennen!
Die Wländer.
Im Westen und Nordwesten der — schon erwähnten — ost-
asrikanischen Grabenversenkung dehnt sich eine Hochlandsmulde
aus, welche nach Norden hin immer niedriger und ebener wird.
Hier bildet sie einen Bestandteil der nordafrikanischen Wüsten-
tasel (siehe oben!), in welche der letzte Teil des Nils, in dessen
Bereich (von der Quelle bis zur Mündung) dieses ganze Hochland
in einer Gesamterstreckung von nahezu 5000 km liegt, sein Bett
eingegraben hat. Der Ostrand dieser Hochlandsmulde wird von
dem Hochlande von Habesch, den Sandsteinplateaus der Nubischen
und den kahlen Kalkfelsen der Arabischen Wüste gegeben, welch'
letztere in einzelnen Teilen noch eine Höhe von 2000 m erreicht.
Großartige Szenerien aber weist das Alpenland von Habesch
auf, das darum häufig auch als „Afrikanische Schweiz" bezeichnet
wird. Besonders reich an landschaftlichen Reizen ist das Gebiet
um den Tsanasee. Die mittlere Erhebung dieses Alpenlandes
beträgt wenig mehr als 2000 m. Die Sand st einhochflächen mit
ihren teilweise senkrecht abfallenden Wänden und seltsam ge-
stalteten Felsmassen erinnern uns wohl an die Sächsische Schweiz
und haben den Bewohnern gleich natürlichen Festungen Schutz
gewährt gegen äußere und innere Anfeindungen. Die Hoch-
ebenen werden noch von ansehnlichen Gebirgen durchzogen, deren
Gipfel zum Teil steil aufragen. So erreicht der Ras Daschan im
nördlichen Teile eine Höhe von 4620 m. Einige dieser Bergkegel
reichen bis in die Region des ewigen Schnees, oder sie sind doch einen
größeren Teil des Jahres mit Schnee bedeckt. Gegen das Rote
Meer hin wird das Alpenland von Habesch von einem niedrigen,
teils felsigen, teils sandigen, dazu dürftig befeuchteten, fast
Pflanzenleeren und darum spärlich besiedelten Küstenstreifen,
der Samhara, flankiert, von welcher schwer zu passierende Pfade
und Pässe zu dem von hier aus einer ragenden Burg ähnelnden
Hochlande emporführen. Die Abhänge des letzteren sind in den
unteren Regionen größtenteils mit dichtem Urwald von teilweise
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
— 189 —
dem Bahr el-Asrek oder Blauen Nil (besser trüben Nil), der im
Tsana-See im Alpenlande von Habesch seinen Ursprung hat und
im Gegensatze zu dem aus Läuterungsseen hervorgegangenen Weißen
Nil von Abessinien her Schlammteile mit sich führt. Er ist es,
der in Gemeinschaft mit dem Atbara (Länge des Rheins), welcher
dem vereinten Strome ebenfalls von den Hochgipfeln der „Afrikanischen
Schweiz" zueilt, durch Zuführung des Nilschlamms die Frucht-
barkeit Ägyptens erzeugt und alljährlich aus Grund der Tropen-
regen Abessiniens eine neue befruchtende Überflutung des ägyp-
tischen Niltals herbeiführt, während der Weiße Nil wieder aus Grund
der Tropenregen, welche im Innern Afrikas niedergehen, dazn beiträgt,
daß der Strom auch in der trockensten Zeit im Unterlaufe (geringe
Beregnung) nie völlig versiegen kann. Schon nach der Vereinigung
von Bahr el-Abiad und Bahr el-Asrek zum nunmehr eigentlichen
Nilstrom beginnt dieser die bekannten Nilkatarakte (der 1., von der
Mündung des Flusses gerechnet, liegt bei Assuan in Ober-
Ägypten) zu bilden. Die meisten der Stromschnellen liegen somit
innerhalb Nubiens. Sie erschweren die Schiffahrt ungemein,
ganz besonders aber in der trockenen Jahreszeit. Von Chartum
ab beschreibt der Nil durch Nubieu auch den gewaltigen 8-förmigen
Bogen, ehe er — sich wieder gänzlich nordwärts wendend und
immermehr austrocknend — in Ägypten eintritt. In Nubien ist
das Schwemmland zu beiden Seiten der vielfach sogar sehr steilen
Sandsteinufer des Nils (Durchbruch der Bajudasteppe und der
Nubischen Wüste) oft nur wenige Meter breit. Nur in einigen
Gebieten, so bei Dongola und Berber (Einmündung des Atbara)
erreicht der durch die Überschwemmungen des Flusses kulturfähig
gemachte Boden eine etwas größere Ausdehnung. Alle übrigen
Teile Nubiens sind Steppe und Steinwüste. Nachdem der Nil nun
bei Wadi Halsa, an Tiefe immer mehr abnehmend, ägyptischen Boden
betreten hat, durchbricht er noch das Sandsteinplateau der Libysch-
Arabischen Wüste. In Ober-Ägypten ist sein Tal noch schmal;
es nimmt aber in Mittel-Ägypten immer mehr an Breite zu und
zeigt hier schon an einzelnen Stellen eine Weite von etwa 20 km.
Schließlich tritt das Libysche Wüstengebiet immer mehr zu gunsten
der Ausdehnung des Niltales nach Westen zurück, und unter-
halb Kairo (keiro) beginnt der hier schon ungemein breite Strom
sein umfangreiches Delta (ungefähr so groß wie Westpreußen) zu
bilden, das am Mittelmeere eine Ausdehnung von mehr als 250 km
hat. (Vergleich!) Dieses Gebiet ist natürlich von zahllosen Wasser-
armen und Kanälen durchzogen. Die beiden Hauptarme bilden
heute diejenigen von Rosette und Damiette, welch' letzterer für die
Schiffahrt, für die der Nil überhaupt zum bei weitem größten
Teile verwendbar ist, die meiste Bedeutung hat. Von ihm führt
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desjahres hindurch einedrückendehöhe, und in einzelnen Gegenden,
besonders dort, wo der Untergrund noch zu Sumpfbildungen neigt,
herrschen häufig Fieber u. a. Krankheiten. Und während der größte
Teil Abessiniens von den Tropenregen reich bedacht wird, welche
auch den heißen Gebieten um den Viktoriasee (Äquatorialregen)
und im Nilsudan ihr gutes Teil zukommen lassen (siehe oben!), so
hat die Samhara, jener Küstenstrich am Roten Meere, nur spär-
liche Niederschläge aufzuweisen. Auch in Nubien herrscht tropische
Hitze. Dazu leidet das Land mit dem mehr unter subtropischem
Klima stehenden Ägypten selbst Ober-Ägypten rechnet noch zu den
heißesten Ländern der Erde (Glutwinde — Chamsin — von der Sahara)
— das Klima Ägyptens ist aber nicht zuletzt wegen seiner reinen Luft sehr
gesund (Aufenthalt für Brnstleidende)^ unter Regenarmut und
Trockenheit, und — wie schon erwähnt — werden außer Ägypten auch
geringe Teile Nubiens an den Ufern des Nilstromes mit besruch-
tendem Schlamme versorgt, ein anderer— immerhin aber verhältnis-
mäßig sehr kleiner — Teil des Landes wird unter großen Mühen
mit Schöpfrädern bewässert und so dem Anbau zugänglich
gemacht.
In den tropischen Teilen der Nilländer — soweit sie nicht
Steppen- oder Wüstencharakter tragen — sind die niederen Ge-
biete reich an ausgedehnten Urwäldern, oder aber der Boden ist
mit höheren Gräsern (Savannen) bestanden und von einzelnen
Bäumen oder Baumgruppen durchsetzt. So steht es auch um die
Vegetation im Nilsudan und im Bereiche des Viktoriasees. —
Abessinien erzeugt in seinen fruchtbaren Talungen (seine Urwald-
region siehe oben!) eine üppige Pflanzenwelt. Wo rationeller
Bodenbau besteht, sind ihre wichtigsten Vertreter Kaffeebaum (die
Landschaft Kaffa in Abessinien ist seine Heimat), Zuckerrohr,
Baumwollenstaude, Dattelpalme, auch Reis, und in mittleren
Höhen befinden sich Getreidefelder (Weizen, Gerste, Mais u. a.) und
Wiesen (Viehzucht). Auch Wein und Südfrüchte gedeihen. In der
ähnlich reichen Tierwelt sind Elefanten, Löwen, Nashörner, Nil-
Pferde, Schakale, Hyänen, Büffel, Giraffen und Zebras,
dazu viele Vögel, vor allem Strauße, zu nennen. An Haustieren
werden in erster Linie Pferde, Maulesel, eine besondere Ninderart
und Schafe gezüchtet. Die spärliche Bevölkerung der Samhara
betreibt zumeist Kamel- und Schafzucht. — In Nubien sind — von
Waldbeständen abgesehen — Datteln, Gummi, etwas Getreide und
auch Halsagras die wichtigsten Erzeugnisse. Auf dem frucht-
baren Kulturlande Ägyptens, und zwar nicht zuletzt im Nildelta
(die Oasen inbegriffen), aber sprießen Baumwolle, Zuckerrohr,
Mais, Weizen, Gerste, Reis, Gemüse, darunter viele Hülsenfrüchte,
Hirse, auch Wein, Feigen, Datteln, Oliven und liefern groß-
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