40 Das Altertum.
(Baukunst) und der Skulptur (Bildhauerei) kolossal (rieseu-mäßig) und nahmen oft viele tausend Menschen ans einmal in Anspruch. Die vorzüglichsten Baudenkmäler sind die Pyramiden, die Obelisken, die K atakomben oder Königsgräber, die K ö-nigspaläste und die Tempel.
Anmerkungen.
L Unter Ägypten begreifen wir das untere Nilland im Gegensatze zu N nb len oder Äthiopien, dem mittlern, und Abessinien, dem obern Nillande. Der Nil tritt bei Syene in Ägypten ein, wälzt sich eine Zeitlang über Felsen fort und fließt dann durch ein Thal, das etwa 3 Stunden breit und nichts anderes als das Nilbett ist. Der Nil hat nämlich ein doppeltes Sbett, das gewöhnliche und das außergewöhnliche, in das er im Monat Juni anstritt, um das Land auf beiden Uferseiten zu überschwemmen. Dieses außergewöhnliche Nilbett nun ist Ober- und ; 8i,P ten' unfc "eben diesem schmalen Streifen Landes riehen
sich Wüsten und Felsen her. Unterägypten dagegen ist eine Ebene, welche erst durch den Schlamm, den der Nil am Meeresnfer zurückließ, gebildet wurde. Diesem Schlamme des Nils verdankt Ägypten seine Fruchtbarkeit, weshalb man iu deu ältesten Zeiten darauf bedacht war, das Jciltüaffcr durch Kanäle über das ganze Land zu leiten und regelmäßig zu verteilen. Während das Nilwasser weiß ist, wird dasselbe, sobald der Nil steigt, grün, dann rötlich, der Schlamm aber ist schwarz^ Bon der Farbe des Schlammes soll auch Ägypten den Namen Khemi, d. H. das schwarze Land, erhalten haben, wie die Einwohner ihr Land nannten. Wahrscheinlicher aber ist, daß Khemi das Land des Cham heißt, dessen Nachkommen hier einwanderten, wie auch die Heilige Schrift das Land Mezraim nennt. Mezraim aber war ein Sohn Chams.
2. Ägypten war zur Zeit seiner Unabhängigkeit ein sehr fruchtbares Land, das alle Nachbarländer mit Getreide versorgte und deshalb die „Kornkammer des Orients" genannt wurde. Zuckerrohr, Reis, Flachs und Baumwolle bedürfen beinahe gar keiner Pflege. Die Papyrus-stande ist ein Schilf ^ welches am Ufer des Nils wächst; ihre breiten Blätter werden geglättet und zusammengeheftet. So dienen sie als Schreibmaterial und werden als Zeug verarbeitet. Der Überfluß au Brotfrüchten begünstigt die Vermehrung der Bevölkerung. Ägypten ernährte zur Zeit seiner Blüte 27 Millionen Einwohner; als es zur Zeit der Römer schon heruntergekommen war, hatte es noch 7v2, jetzt dagegen nur 572 Millionen Einwohner. Das Land hat nämlich seine Fruchtbarkeit verloren, da der Schlamm in Oberägypten und Mittelägypten sich so anhäufte, daß der Nil nicht mehr austreten kann und die Kanäle versandet sind. In Unterägypten teilt sich der Nil in drei Äste und bildet ein Dreieck, das sogenannte Delta. Jene drei Äste teilten sich ehemals wieder in sieben Zweige, die in das Mittelländische Meer einmündeten. Bon diesen sieben Mündungen sind fünf ebenfalls versandet. Sv ist Ägypten heute mehr Wüste, als angebautes Land. Der Nil bewässert nicht mehr die Wüste, wohl aber hat die Wüste den Nil erreicht.
Auf der rechten und linken Seite des Nils sind Kalk- und Sandsteingebirge, welche Ägypten im Westen von der Libyschen Wüste und im Osten vom Roten Meere trennen. Diese Gebirge lieferten die vortrefflichsten Bausteine. In Unterägypten gehen die Gebirgszüge auseinander,
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32 Das Altertum.
Auch in der Mathematik, der Astronomie und Zeitrechnung hatten die Chinesen Kenntnisse, ohne aber weitere Fortschritte zu machen.
2. Sehr ausgebildet ist bei den Chinesen die Sch reib eknnst, ja sie ist so verwickelt, daß die geistige Bildung dadurch nicht gefördert, sondern vielmehr gehindert wird. Die Sprache der Chinesen besteht namlrch aus 450 unveränderlichen Wurzelsilben, aus denen durch Zusammensetzung etwa 1200 Worte gebildet sind, die wieder beim Ans-sprecheu verschieden betont werden, so daß ein Wort oft 30—40 verschiedene Bedeutungen hat, je nachdem es ausgesprochen wird. Der Schriftzeichen sind es aber mehr denn 80 000. Es lernt nun jeder so viel er braucht, und nur wenige sind der Schrift vollständig kundig. Die geistige Bildung ist überhaupt nur eine sehr beschränkte, denn der Staat bestimmt die Art und deu Inhalt des Unterrichts, läßt die nötigen Bücher machen, unterwirft die Gelehrten einer Reihe von Prüfungen, von denen keine überschritten werden darf, und regelt so die Wißbegierde nach einer Menge unwandelbar bestehender Vorschriften.
3. Der Handel im Innern von China war immer beträchtlich und wird hauptsächlich durch die zahlreichen Flüsse, durch künstliche Kanäle und gnt gepflasterte Straßen vermittelt. Auch die Lastwagen zum Transport der Waaren sind eine Erstndnng der Chinesen, die nicht lange nach Christi Geburt fällt. Die hauptsächlichsten Handelsartikel sind Thee, Salz, Reis, Baumwolle, Seide, Leinwand, Wollegewebe, Zucker, Getreide, Bauholz, Rindvieh, Pferde, Tierfelle und Pelzwerk. Ganz besonders schwunghaft wird der Seidenhandel betrieben. Die chinesischen Bauern kleideten sich schon in Seide und schliefen in seidenen Betten, als die ersten Europäer ihr Land betraten. Da es in einem so großen Reiche Länder des heißen wie des kalten und des gemäßigten Klimas gibt, von denen jedes seine eigentümlichen Produkte (Erzeugnisse) hat, welche die Provinzen untereinander austauschen können, so ist der Binnenhandel sehr großartig. Dagegen war der Handel nach außen begreiflich unnötig, da alle Bedürfnisse aus dem eigenen Lande bezogen werden konnten, und deshalb auch verboten.
4. Die chinesische Mauer sollte dazu dienen, das Reich gegen die Bewohner des Hochlandes im Norden zu schützen. Sie ist über 1300 km lang, zieht über Gebirge, vou denen eines 1500 m hoch ist, und auf Stützmauern über Flüsse. An vielen Orten zwei- und dreifach, besteht sie aus einem durchschnittlich 11 m hohen Erdwall, der auf einem über 1 m hohen Unterbaue von Granit ruht und an den Seiten mit einer 1 m starken Mauer von Backsteinen bekleidet ist. Von 2 zu 2 m sind Schießscharten angebracht, und alle 200—300 Schritte ragen 13 m hohe Türme hervor. An einzelnen Punkten erreicht die Mauer eine Höhe von 26 m, an einem sogar von 38 m. Im Jahre 214 v. Chr. wurde sie begonnen , bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. daran gearbeitet, erhielt aber erst im 7. Jahrhundert ihre jetzige Ausdehnung. Gegen Korea hin hängt sie mit einem 800 km langen Pfahlwerk zusammen.
5. Die eingebornen Chinesen bekennen sich der großen Mehrzahl nach zur Religion des Fohi, der sich später mit dem Buddhaismus vermischte, wie er in Indien einheimisch ist. Dieses seinem Wesen nach der Urreligion nahestehende Bekenntnis kennt Einen Gott, hat einen eigenen Gottesdienst, Tempel, Opfer und Priester (Bonzen, d. i. Fromme). Es ist aber durch menschlichen Aberwitz und Eigennutz greulich entstellt. Deshalb standen zwei Männer auf, welche reinere Religionsbegriffe verbreiten wollten. Das waren La-o-tse und 50 Jahre nach ihm Kong-
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280 0. Chr.
46 Das Altertum.
Nur einige wenige Staaten, in denen Semiten unter die Cha-mifett eintraten ^verdienen Erwähnnng. Ein solcher von Semiten bewohnter ^taat unter äthiopischen Völkern ist der Staat Meroe, eine ägyptische Priesterkolonie. Obwohl in steter Verbindung mit dem Mntterlande, war Meroe doch abgeschlossen von den übrigen Völkern, und entwickelte deshalb seine Kultur in so auffallend ähnlicher Weise mit der Kultur der Ägypter, bajj man bis in die neueste Zeit glaubte, Ägypten sei von Meroe aus bevölkert worden. Die Abgeschiedenheit, in welcher dieses Land verblieb, ließ es die vortrefflichen Einrichtungen, welche die Einwanderer^ mit sich brachten, längere Zeit bewahren, und so war dieser ötcmt vielleicht der am besten regierte des Altertums. Er wurde von einem Könige beherrscht, der zwar nach den Gesetzen der Priester regieren mußte, aber nicht von ihnen, sondern vom Volke ans der Zahl derer gewählt wurde, welche als die Würdigsten bezeichnet wurden. Meroe war vorzüglich ein Handelsstaat, und die Zahl der Krieger mag erst gestiegen sein, als die ägyptische Kriegskaste auswanderte, vom Könige von Meroe aufgenommen wurde und Ländereien angewiesen erhielt. Von da an gebot der Köuig über 250 000 Mann Soldaten. Etwa 370 Jahre nach dieser Einwanderung aus Ägypten wurde die ^rie-sterherrschast vom König Ergameues vernichtet und der Staat in ein unumschränktes Königtum verwandelt. Seit dieser Zeit verlor Meroe seine Wichtigkeit: sein Handel hörte auf und es fehlen alle Nachrichten über das Schicksal dieses einst so blühenden Landes.
Anmerkungen.
1. Unter Äthiopien verstanden die Alten ganz Afrika, soweit es südlich von Ägypten und der Libyschen Wüste liegt. Hier wohnten wilde Negerstämme, deren Namen nur aufgeführt zu werden brauchen, um deu Zustand der Roheit zu bezeichnen, in der sie lebten. Es waren die F i s ch e s s e r (Jchthyophägen), die S ch i l d k r ö t e n e s s e r (Cherolophägeu), die W n r z e l e s s e r (Rizophägeu), die S t r a n ß en e s s e r (Stnithophägen), die H en sch recken esse r (Akridophägen) und andere. Auch die Tro-giodytcn (Höhlenbewohner) waren Äthiopier.
2. Der Staat Meroe selbst lag im Mittelnillande und umfaßte einen Teil des heutigen Nubien und Sennaar. Dort bilden die beiden Flüsse Astäböras (Takazze) im Osten und Astäpus (Bahar-el-Abiud, weißer Nil) im Westen eine Insel, wohin die Alten das Goldland verlegten. Von der Hauptstadt Meroe findet man noch Ruinen und bei der Stadt Schendi finden sich noch 45 Pyramiden ganz nach ägyptischer Bauart geformt. Wie Ägypten, so sandte auch Meroe wieder Priesterkolonien aus, besonders in die afrikanischen Oasen, d. i. in die fruchtbaren und bewässerten Flecke der Wüsten, die gleichsam wie eine lachende Insel im Sandmeere liegen und den Karawanen Punkte zum Ausruhen
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Extrahierte Personennamen: Meroe Meroe Meroe
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nubien Astäpus_(Bahar-el-Abiud
Sein Privatleben. °'
Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
6. Karls Privatleben und Tod.
So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen.
In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls Karl Karl Gisla Hildegard
206
Hebung des Erdteiles, die Gebirgsmasse des Kilima-Ndscharo
(5700 m) und Kenia (5400 m), sowie das nördlich desselben
liegende gewaltige Alpenland von Abessinien oder Habe sch,
— im Süden die Kalahari-Wüste, welche terrassenförmig zur
Küste abfällt.
Iii. Bewässerung. Die nördliche Hälfte Afrikas ist sehr ge-
ring bewässert, reichlicher dagegen die südliche. Die Schiffbarkeit
der Flüsse wird durch Wasserfälle und Stromschnellen wie auch durch
Versandung der Mündungen außerordentlich beeinträchtigt.
Übersicht der bedeutenderen Ströme.
A. In den Atlantischen Ocean münden:
1. der Senegal, 2. der Gambia, 3. der Rio Grande, 4. der
Niger (Nigir) mit dem schiffbaren Binue, 5. der Kongo (Zaire),
in seinem Oberläufe Lualaba genannt, der wasserreichste Strom
Afrikas, 6. der Oransestrom (Garip).
B. In den Indischen Ocean:
1. der Limpopo (Krokodilffuß), 2. der Sambesi, welcher die
großartigen Viktoriafälle bildet.
0. In das Mittelmeer:
Der Nil, der längste unter den afrikanischen Strömen. Er
entsteht aus zwei Quellflüssen: dem Bahr-el-Abiad (Weißer Nil)
und dem Bahr-el-Azrak (Blauer Nil). Jener kommt aus den unter
dem Äquator gelegenen Seen Mwutan und Ukerewe, dieser vom
Tsana-See in Abessinien. Bei Chartum vereinigen sich beide Flüsse.
In seinem mittlern Laufe durch die Glutwüsten Nubiens bildet der
Nil vielfache Wasserfälle und Stromschnellen. Im untern Laufe
durchfließt er Ägypten, das seine Fruchtbarkeit nur den jährlichen
Überschwemmungen des Stromes verdankt. (Näheres S. 315.)
Seen.
In Ostafrika liegen eine Reihe großer Seen, welche das
Quellgebiet der wasserreichsten afrikanischen Ströme bilden. Die
bekanntesten Seen sind: 1. der Nyassa-See (sein Abfluß geht zum
Sambesi); 2. der Bangweolo-See; 3. der Tanganjika-See (beide
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210
Buschmänner im Süden und Südwesten, die Kaffern (Fig. 34,
S. 207) u. a. m. nördlich hiervon bis über den Äquator hinaus.
— Eingewandert sind vorzugsweise die Völker Nord afrikas
(Araber, Berber, Ägypter, Abessinier u. s. w.).
o. Religion. Weitaus der größte Teil der Bevölkerung ist
noch heidnisch. In Nord- und Nordostafrika wie auch im Sudan
ist der Islam die herrschende Religion. Das Christentum hat
bisher wenig Eingang gefunden; doch wird an seiner Verbreitung
unablässig gearbeitet.
ä. Bildungsstufe. Mit geringer Ausnahme stehen die
Völker Afrikas noch auf sehr niedriger Bildungsstufe.
Allenthalben herrscht Sklavenhandel; ja, gar manche Stämme sind
noch Menschenfresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann nicht
die Rede sein. Der Handel beschränkt sich vornehmlich ans den
Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren.
6. Negierungsform. Der größte Teil Afrikas ist im
Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen
leben. Die europäischen Besitzungen erstrecken sich hauptsächlich
längs der Küsten.
Nordafrika.
Ägypten.
Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen-
staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive"
führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten seit 1882 unter englischer
Herrschaft.
Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten
und 2. ans den südlichen Nebenländern: Nubien, Darfur,
Kordofan u. s. w., welche man gewöhnlich unter dem Namen
„ägyptischer Sudan" zusammenfaßt. Der wichtigste Ort dieses
letztern Gebietes ist Chart um am Zusammenfluß des Weißen und
Blauen Nil, ein Hauptplatz für Elfenbein- und — leider auch —
Sklavenhandel, ferner von besonderer Bedeutung als Ausgangs-
punkt für die Forschungsreisenden nach den Äquatorialgegenden. -
Seit dem Ausstande des Mahdi ist der Sudan für Ägypten verloren.
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212
In Oberägypten: Siut (Asstut, 32000 Einwohner), die
Endstation der ägyptischen Eisenbahnen. — Südwärts liegen die
Trümmer von Theben, der „hnndertthorigen Stadt". — In der
Nähe finden sich die Reste der großartigsten altägyptischen Ban-
werke. — Am Noten Meere finb die kleinen Hafenstädte Suakin
und Massaua zu nennen.
Tripolis
mit 1 Million qkm und 1 Million Einwohner ist ein türkischer
Vasallenstaat. Die Hauptstadt Tripolis mit 30 000 Einwohnern
ist wichtig als der Ausgangspunkt mehrerer Karawanenstraßen durch
die Sahara. — Mursuk (5000 Einwohner) ist der Hanptort der
vielbesuchten Oase Fessan.
Tunis
(116 000 qkm und 11/2 Million Einwohner), ein sehr fruchtbares,
aber durch schlechte Verwaltung herabgekommenes Kornland, steht
seit 1881 zufolge Vertrages unter französischer Schutzherr-
schaft. Die Hauptstadt Tunis mit 145000 Einwohnern ist
durch einen Kanal mit dem Meere verbunden. In der Nähe von
Tunis liegen die Trümmer von Karthago, der mächtigsten Han-
delsstadt des Altertums.
Algerien
(667 000 qkm und über Sl/2 Millionen Einwohner) ist seit 1830
eine französische Kolonie. Der nördliche Teil des Landes ist
sehr fruchtbar. Von besonderer Bedeutung ist der Anbau feiner Ge-
müse, welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden.
— Die Hauptstadt Algier mit 71 000 Einwohnern steht in leb-
hafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 60 000 Einwohnern und Constantine mit
38 000 Einwohnern.
Marokko
(812 000 qkm und über 6 Millionen Einwohner) ist ein Kaiser-
reich, dessen mohammedanische Einwohner durch ihren wilden Haß
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214
gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme
des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht verwaltet.
— Hauptort ist das gewerbereiche Fes, zugleich wichtigster Handels-
platz des Innern, mit 100—150 000 Einwohnern. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko mit 50 000 Einwohnern liegt prächtig am Fuße
des schneebedeckten Atlas. — Tanger (20000 Einwohner), unfern
der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste See-Handelsplatz
Marokkos.
West- und Südafrika.
Größere Staaten fehlen an der westafrikanischen Küste durch-
weg; doch finden sich an ihr zahlreiche europäische Besitzungen, in
denen mit den Eingeborenen ein ziemlich lebhafter Tauschhandel
getrieben wird (Palmöl und Elfenbein gegen Baumwollenwaren,
Pulver, Branntwein rc.). — Das Klima ist fast ausnahmslos
sehr ungesund.
Von der Mündung des Senegal an ist die Küste südwärts
unter dem Namen S e n e g a m b i e n größtenteils in französischem
Besitze. Die nun folgende Küste von Oberguinea ist in den
wichtigsten Punkten von den Engländern besetzt. Hier liegen
auch die deutschen Kolonieen Togoland und Kamerun. Die Küste
von Niederguinea ist bis zur Mündung des Kongo franzö-
sisch, von hier ab portugiesisch. Nun folgt vom 18. 0 südl.
Breite bis zum Oranje-Fluß das deutsche südwestafrikauische
Küstengebiet mit dem Hinterlande Damara und Namaqna.
Die Südspitze Afrikas wird von der englischen Kafikolonic
eingenommen. Hanptort derselben ist die Kapstadt (Fig. 36)
mit 45 000 Einwohnern, wichtig als Ausfuhrplatz für die Pro-
dukte des Landes: Kapwein, Wolle, Weizen, Straußenfedern,
Diamanten u. s. w.
Nördlich von der Kapkolonie liegen die zwei von ausgewan-
derten niederländischen Bauern (Boeren) gegründeten Freistaaten:
die Oranje - und die Transvaal-Republik, welche ausgedehnte
Nindviehzucht betreiben.
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198
Arabien und die Sinai-Halbinsel.
Arabien, die größte asiatische Halbinsel, ist sehr wenig gegliedert.
Das Innere, eine öde Hochfläche, wird von räuberischen Beduinen (d. h.
Kinder der Wüste) durchzogen. Nur das Küstenland ist anbaufähig.
Produkte sind: Kaffee, Weihrauch, Gummi, Kamele, edle Pferde.
Die fast ausnahmslos mohammedanische Bevölkerung
wird auf etwa 2 Millionen geschätzt.
An der Westküste, die unter türkischer Herrschaft steht, liegen
die heiligen Städte Mekka (45000 Einwohner) und Medina
(20 000 Einwohner) mit ihrem Hafenorte Dschidda (30000 Ein-
wohner). — Mekka, der Geburtsort des Propheten, ist der religiöse
Mittelpunkt aller mohammedanischen Völker. Im Vorhofe der Hanpt-
moschee steht die Kaaba, ein würfelförmig erbautes Heiligtum, in
welchem ein abgöttisch verehrter schwarzer Stein eingemauert ist.
— Nördlich von Mekka liegt Medina mit dem Grabe Moham-
meds. Beide Städte sind alljährlich das Ziel vieler Tausende von
Wallfahrern, welche selbst aus den entlegensten Ländern hierher pil-
gern, um dadurch ein Gebot des Koran zu erfüllen. Das Zusammen-
strömen so großer Menschenmassen bewirkt besonders in Dschidda
einen lebhaften Handelsverkehr, ist aber auch häufig die Ursache zur
Verbreitung gefährlicher Krankheiten (besonders der Cholera).
In der südlich von Mekka gelegenen Landschaft Jemen, der
fruchtbarsten Region der Halbinsel, wird besonders Kaffee gebaut.
Ausfuhrhafen hierfür ist Mokka (Mokka-Kaffee!). — Unfern der
Südwestspitze Arabiens liegt die britische Stadt Aden (23 000 Ein-
wohner), der wichtigste Handelsplatz der ganzen Halbinsel, von großer
Bedeutung außerdem als Kohlenstation für die Dampfschiffahrt.
Die Ostküste Arabiens gehört teils dem Sultanat Oman
mit der Hauptstadt Maskat, teils der durch Perlenfischerei be-
rühmten türkischen Provinz El Asa an.
Die Halbinsel Sinai liegt im Nordwesten Arabiens zwischen
den Busen von Suez und Akaba. Das 2600 m hohe Sinaische
Gebirge ist für ewige Zeiten eine Stätte des Heiles; denn ans ihm
empfing Moses die zehn Gebote Gottes.
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203
Die Hauptprodukte Sibiriens sind: Wertvolle Pelze, Holz,
besonders aber Eisen, Gold, Platina, Silber, Blei, Kupfer, Graphit,
Steinkohlen. Sehr lebhaft ist der Verkehr mit China. Die wich-
tigsten Plätze für den Tauschhandel (Wollen- und Pelzwaren gegen
Thee) sind: Irkutsk mit 36 000 Einwohnern an der Angara,
unfern des großen Baikalsees — und Kjächta gegenüber der
chinesischen Stadt Maimatschin. — Andere größere Städte sind:
Tobolsk am Jrtisch (20 000 Einwohner), der Hauptort für Pelz-
handel. — Nertschinsk im da-urischen Alpenlande, inmitten groß-
artiger Eisenbergwerke gelegen. — Ochotsk und Petropa ulowsk
(Peterpaulshafen) sind Hafenplätze an der Ostküste. — Die kleinen
Städte Jakutsk und Werchojansk sind wohl die kältesten unter
den ständig bewohnten Orten der Erde. (Im Winter oft über
50° Kälte.)
Afrika.
I. Wagercchte Gliederung. Afrika hat einen Flächenranm
von nahe an 30 Millionen qkm (540 000 lh Meilen), nimmt also
seiner Größe nach unter den fünf Erdteilen die dritte Stelle ein. —
Die äußersten Punkte Afrikas sind: Im Norden Kap Blanco,
über 37 o nördl. Br. — im Süden das Kap Agulhas (Nadelkap),
35 0 südl. Br. — im Westen das Kap Verde, 17 0 westlich von
Greenwich, im Osten das Kap Gardafui, 510 östlich von Greenwich.
Im Norden hängt Afrika durch die — nunmehr durchstochene —
126 km breite Landenge von Suez mit Asien zusammen; außerdem
ist es ganz vom Meere umgeben. Trotzdem hat Afrika unter allen
Erdteilen die g e r i n g st e K ü st e n g l i e d e r u n g. Von Meeresteilen
sind nur der Golf von Guinea im Westen, sowie die Große und
Kleine Syrte im Norden zu nennen. — Das Somali-Land — die
Ostspitze des Erdteiles — ist die einzige Halbinsel. — Un-
bedeutend ist auch dieinselbildung. Im Atlantischen Ocean
liegen: 1. Madeira, 2. die Kanarischen Inseln, 3. die Kapverdeschen
Inseln (die Inseln des Grünen Vorgebirges), 4. vier kleine Inseln
im Golf Don Guinea, 5. Ascension, 6. St. Helena. — Im In-
disch e n Ocean: 1. die große Insel Madagaskar, 2. die kleinen
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Extrahierte Personennamen: Blanco Greenwich Helena
Extrahierte Ortsnamen: Sibiriens China Irkutsk Maimatschin Petropa Jakutsk Afrika Afrika Afrika Suez Afrika Guinea Atlantischen_Ocean Golf_Don_Guinea Madagaskar