88
Ä tt g u st H 5.
t.e.o.v. Monarchie der Kaiser. Von der Schlacht bei
Actinm bis znr Theilung des Kaiserreichs, oder von
Augustus bis ¿um Tode Theodosius des Gr., von
31 v. Ch. G. bis 395 n. Ch. G.
* Das r ö >ii t sch e R e i ch hat seinen Höhepunkt e r r e i ch t.
Kunst und Wissenschaft st e h e n der ä il ß cren At acht zur
Seite; aber sowie diese ohne moralische Grundlage ihren
weiten Umfang nicht zu fassen vermag, und alsbald, von
sinnlich verblendeter Selbstsucht geleitet, immer mehr
auf verderbliche Ab w ege geräth, so haben auch jene schnell
ihre B l u t h e überlebt, und gehen zum Gewöhnlichen über.
Die Völkerwanderung bedroht i in Osten d a S morsche, i u
si ch selbst zerrüttete Staatsgebäude.
1. Dynastie des octavianisch-claubischen Ge-
schlechtes und der Flavier, von 30 v. C h. G. bis 96
n. C h G.
* Sowie der Senat, das Volk und die Ritter, so sind
auch die meisten Kaiser nur von ihren sinnlichen Einge-
bungen abhängig, Despoten, die m i t b l i n d e r W i l l k ü h r
alle Menschenrechte zu Boden treten; daher denn gewöhn-
lich ihr unnatürlicher Tod.
30. 1) Caesar Oclavianus — Augustus beschenkt, Nach sei-
nem dreifachen Triumphe, Soldaten und Bürger, vermindert
die Zahl der Senatoren, laßt sich das Imperium aufdringcn,
theilt die Provinzen mit dem Senate (^ollortes praetorianae),
und gibt, indem er nach und nach alle republikanische Würden
in seiner Person vereint, von Macenas und Agrippa unter-
stützt, dem Staate Ruhe und Sicherheit.
Kriege: Die Cantabrer werden in Spanien nach wieder-
holten Kämpfen, sowie die Salasser in den Alpen bezwungen,
verschiedene Colonie» : Caesar Augusta je. Die Unruhen in
Gallien durch Agrippa gedampft; aber Niederlage des Legaten
16, Lollius durch germanische Völker. Eintheilung des römischen
Germanien in das obere und niedere. Die pannonischen Völker
von Agrippa, die Rhäter, Vindelikcr und Noriker von Tibe-
15. rius und Drusus, den Stiefsöhnen des Augustus, bekämpft.
Darauf die Feldzüge des Drusus nach dem Innern Germa-
!
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TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Theodosius Caesar_Oclavianus_—_Augustus Augustus Macenas Agrippa Caesar_Augusta Agrippa Agrippa Drusus Augustus
Karthager.
25
Tyrier unter Dido bauen sich auf einer Anhöhe an der
Nordküste Afrika's an — Karthago (Karchedon). Alsbald
von ihrem Tribute an die Eingcbornen befreit, unterjochen sie
diese, und gründen Kolonien unter ihnen. An der Spitze
eines Bundes mit den übrigen phönikischcn Küstenftadten
Afrika's, suchen sie sich allmälig die Inseln des Mittelmccres
zu unterwerfen; Führer sind ihnen vorzüglich Magon und
seine Söhne Hamilkar und Hasdrubal. Sardinien
(Kornland), die Pityusa, die balearischen Inseln, Korsika,
der westliche Theil Siciliens, Malta rc. wie auch die kanari-
schen Inseln werden ihnen tributbar. Auf dem festen Lande
legen sie an den Nord - und Westküsten Afrika's, wie auch in
dem südwestlichen Spanien kleine Kolonien an, hier vorzüglich
durch Himilkon, dort durch Han non, die Enkel Magon's.
Erster Handelstractat mit Rom (?). Die Verfassung ist aristo-
kratisch mit Volksherrschaft gemischt: Zwei Suffeten (Könige oder
Konsuln, Prätoren oder Dictatoren); ein Senat mit einem engern
Ausschüsse, dem Rathe der Alten; das Volk mit der Wahl der
Magistraten und der höchsten gerichtlichen Instanz; die Feldherrn an der
Spitze der bewaffneten Macht mit einem Theile des Senates an ihrer
Seite; außerdem zur Aufrechthaltnng der Verfassung, besonders gegen
die Eingriffe der Imperatoren, ein Sicherheitsausschuß von hundert
Männern (Ephoren), die alsbald die ganze Staatsgewalt an sich
reissen.
Sitten: ursprünglich roh, - Menschenopfer, niedriger Handelsgeist.
Religion: ähnlich der phönicischeu, Stern - und Feuerdienst;
Baal oder Moloch; Kinderopfer; prachtvolle Tempel.
Der .Handel gewinnt l ,-rch die vielen Niederlagen und Kolonien
schnell einen bedeutenden Umfang: zur See durch das Mittelmeer in die
westlichen Meere; zu Lande durch Caravanen ostwärts nach Ammonium,
Ober - Aegypten, Phönicien, und südwärts durch das Gebiet der Gara-
manten bis in das Innere von Afrika. Der Umtausch geschieht wie bei
den Phöniciern, auch die Maaren und Producte sind dieselben wie dort.
Karthago in kurzer Zeit der Vereinigungspunkt unermeßlicher Reich-
thümer, der Sitz des glänzendsten Wohlstandes und mannichfaltiger
Kunstwerke.
Die Hauptmacht besteht in Miethtruppen und Kriegsschiffen
(Quadriremeu); — Sklaven, Ruderknechce; abgerichtete Kriegselephanten.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Magon Sardinien Korsika Malta Nord Spanien Rom Afrika Karthago
Peloponnesischer Krieg. 55
Übung wird durch die immer mehr blühenden, bildenden Künste, auf's v.c.g.
Höchste gesteigert.
In den Wissenschaften erreicht die lyrische Poesie vorzüglich durch
Pin daros, die tragische durch Ae sch y los, durch Sophokles und
Euripides ihre höchste Blüthe (am Tage der Salaminischen Schlacht:
Aeschylos Mitkämpfer, Sophokles Siegestänzer, Euripides geboren).
Herodotos beginnt die eigentliche Geschichte; und in den Künsten
führt Pheidias die Bildhauerkunst zu ihrer Vollendung (sein olym-
pischer Zeus re.).
Iv. Vom pelopon ne fischen Kriege bis zu den dreißig
Tyrannen in Athen, von 431 bis 404 v. Ch. G.
Ol. 87,2 — 94,i:
* Kampf der aristokratischen Verfassungen gegen die
demokratischen, — Sparta's gegen Athen. Beide Th eile
werden in ihren Principien zur moralischen Entartung
geführt. Lange Zeit schwankt die Entscheidung, bis
Athen, alles Maas der Mäßigung überschreitend, schmach-
voll der Oligarchie unterliegt.
1. Von Platää'6 Gefahr bis zum Frieden des
Nikias, von 431. bis 422 v. Ch. G.
* Wechselndes Glück der Krieg führenden Parteien.
Athen siegreich durch seine Flotte, Sparta durch sein
L a n d h e e r. G e g e n se i t i g e L a n d e r v e r w ü st u n g e n.
Platää übt Rache an den in seine Mauern eingedrnn- 431,
genen Thebäern.
Sparta's d orisch-pelop onnesi sch e Symmachte
umfaßt: alle Peloponnesier (ausgenommen Argos-, die Achäer
und Eleier, weiche schwanken), die Megareer, Thebaer,
Phokcer, Leukadier, opuntischen Lokrcr rc. unter einem sparta-
nischen Oberfeldherrn (König); die Flotte unter einem Nau-
archen. Oligarchie Hauptbedingung der Verbündeten.
Athen's ionisch-attische Symmachie: ») zins-
pflichtige Bundesgenossen thcils auf den Inseln: Lemnos,
Skyros, Naros, Thasos, Euböa, Samos, den Kykladen,
Sporaden, Aegina rc., theils auf dem Festlande: an den
Westküsten Vorder-Asiens, am Pontos, dem thrakischen Cher-
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
Auflagennummer (WdK): 2
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136
wurde daher Waschwasser gereicht. — Die Hauptmahlzeit fand am Abend statt. Vormittags nahm man den Morgenimbiß. — Außer Geflügel. Wildbret und Fleisch vom Herdenvieh wurde namentlich Fisch in den mannigfaltigsten Zubereitungen aufgetragen. Mußten sich Arme mit einer Mehlsuppe und mit sonst dürftigen Lebensmitteln begnügen. so war der Tisch Wohlhabender mit allerlei Leckerbissen besetzt. mit Braten. Brühen und Gebäck. Besonders in den Klöstern scheint die Kochkunst ausgebildet zu sein. — Das Mittelalter besaß eine merkwürdige Liebhaberei für stark gewürzte Speisen. Pfeffer und andere edle Gewürze kamen in Handel und galten gelegentlich als wertvolle Beute. — Zu Fleisch und Gemüse genoß man Schwarzbrot aus Roggen oder Hafer und Weißbrot. Semmel und Brezel. — Met, Bier und Wein waren die gebräuchlichsten Getränke. Wie in der früheren Zeit wurden dem Weine würzige Stoffe beigemischt. Rheinwein und süßen Botzener schätzte man hoch. Aber auch das Erzeugnis der Rebenpflanzungen an der thüringischen Saale und sonst im nördlichen Deutschland wurde nicht verschmäht.
fungens M-nter den Vergnügungen nahmen die Trinkgelage eine hervorragende Stelle ein. An Saitenspiel und Gesang erfreuten sich Ritter und Bauern. Zum Klange der Harfe und Fiedel oder des Tanzliedes bewegten sich der ritterliche Mann und die vornehme Dame mit zierlichen Schritten und Geberden, näherten sich und flohen einander in sinnreichem Spiele. Die Bauern faßten die Hand ihrer Tänzerinnen, und zum Takte eines Liedes, das die Weiber sangen, traten die Paare den Reigen. — Die alte Leidenschaft für das Würfelspiel schien namentlich im Klerus unausrottbar. Gegen Ende des Zeitraumes ist vom Hasardspiele die Rede. Im Kugelspiele strebte jeder, die Kugel so nahe wie möglich an das Ziel zu schieben. Ungleich edler war Brett- und Schachspiel. Schachbrett wie Figuren hatten eine solche Größe und Schwere, daß sie im Notfälle als Waffen dienen konnten.
Der Besitz gezähmter Tiere und besonders abgerichteter Vögel ergötzte Männer und Frauen. Mit Staunen betrachteten die Deutschen die fremdartigen Tiergestalten aus der fernen Wunderwelt Asiens und Afrikas, wie sie den Kaisern von auswärtigen Fürsten zum Geschenke dargebracht wurden.
Turnier. In die Frühlingszeit verlegte man häufig die ritterlichen Waffenspiele, die ein Abbild ernster Reiterkünste waren. Im Buhurd trafen
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Asiens Afrikas Buhurd
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149
„Annolied" um die Mitte des zwölften Jahrhunderts) in großer Zahl.
Die Krone aller poetischen Erzeugnisse aber ist das wahrscheinlich auch dieser Zeit angehörende Nibelungenlied, dem sich die Gudrun würdig anschließt. Ersteres, dessen einzelne Lieder durch einen österreichischen Ritter, „der Kürenberger", zu einer einzigen Dichtung vereinigt sein sollen, schildert die Kämpfe der Burgunden mit den Hunnen zur Zeit der Völkerwanderung, letzteres schildert das bewegte Leben der alten Seekönige an der Nordsee und verherrlicht die stiüduldende Treue des Weibes, während im Nibelungenliede mehr die beharrlich ringende hervortritt.
In dem dichterischen Ausgestalten der Stoffe, welche die Phantasie des Volkes so nachhaltig erregten, daß die herrlichsten Lieder (Nibelungen und Gudrun) unmittelbar aus dem Gemüte hervorgegangen zu sein scheinen und keinem einzelnen Dichter angehören, sondern das ganze Volk gleichsam zum Verfasser haben, offenbart sich das gewaltige Ringen des deutschen Geistes nach Befreiung von den Fesseln der fremden Sprache. Letztere ward verdrängt, als sich die eigene Sprache mehr und mehr dem reicheren Geistesleben anschmiegen lernte. Sie ward beweglicher in ihren Wandlungsformen, die volltönenden Endsilben wichen immer mehr den tonlosen, die nur das e noch beibehielten; an die Stelle des „Althochdeutsch" trat das sogenannte „Mittelhochdeutsch". Letzteres erwuchs aus der schwäbischen Mundart und errang bald die ausschließliche Herrschaft in der Mitte und im Süden unseres Vaterlandes, sie herrschte von 1150—1500.
Während die lateinische Dichtung ganz in den Händen der Geist- ^uz-lichen gelegen hatte, erfaßte die Begeisterung, welche von den Kreuzzügen ausging, jetzt auch die Laien. Namentlich war es der Stand der Ritter, den das Wehen einer großen Zeit zu poetischen Schöpfungen drängte, in denen sich das Geistesleben der damaligen Welt getreulich abspiegelt. Man bezeichnet diese Periode als die erste Blüte unserer Sprache, sie war eine höfisch-ritterliche und zog nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Stoffe in ihr Bereich, denen sie aber stets den Stempel deutschen Geistes aufprägte. — Der erste Kreuzzug (1096—1099) unter Gottfried von Bouillon fiel in die unglückliche Zeit der Regierung Kaiser Heinrichs Iv. und ging fast spurlos an Deutschland vorüber, erst an den folgenden unter Konrad Iii.
(1147— 1149) und unter Friedrich I. Barbarossa (1189 — 1192) haben sich die Deutschen in großen Scharen beteiligt. Viele trieb jeden-
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
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151
mit dem Namen der romantischen zu bezeichnen versucht hat. Sie ergriff die heißblütigen Südländer. Franzosen. Italiener, Spanier bei weitem stärker als die Nordländer. Engländer. Dänen u. s. w.. und so geschah es denn, daß die Erzeugnisse der Romantik, besonders die höfisch-ritterliche Dichtung erst auf dem Umwege über Frankreich nach Deutschland kam. Den Liedern der Troubadours und der Trouveres mit ihrer sprühenden Lebens- und Liebeslust folgten in unserm Vaterlande die Minnelieder und die großartigen Schöpfungen des „heiligen Gral", „Parcival", „Titurel", „Tristan und Isolde", „Jwein" u. a.
Sie bilden das Gegenstück zu den gewaltigen Volksepen Nibelungenlied und Gudrun und lieben gegenüber der schlichten, naturwahren Auffassung des Volksgesanges „glänzende Darstellung. Ausschmückung von Haupt- und Nebenumständen, breite Schilderungen, Einmischung von Betrachtungen über das Erzählte".
Die Minnelieder entsprangen einem eigentümlichen Verhältnis, in welches die beiden Geschlechter zu einander getreten waren, dem^sang. Dienst der Frauen oder dem Minnedienst. Er trat im Leben des Ritters neben dem Dienst der Ehre und dem Dienst der Kirche in den Vordergrund. „Der Ritter widmete sein Schwert irgend einer Dame, trug deren Farben, kämpfte, wenn es nötig, für deren Ehre (z. B. indem er sie für die schönste aller Frauen erklärte), bestand auch wohl auf ihr Verlangen allerhand Abenteuer ihr zum Ruhme. Es machte beim Minnedienst' nichts aus, ob eines von beiden oder auch beide verheiratet waren. Bei der Dame war dies sogar die Regel, ebenso das, daß sie von höherem Range war als der ihr dienende Ritter. Die eigene Frau des Ritters konnte keinesfalls seine ,Herrin° sein." Während in der ersten Zeit (von 1170 an) dem Minnedienst- ein idealer Zug und sittlicher Ernst innewohnte, so daß Walther von der Vogelweide singen konnte:
Die Minne ist nicht Mann noch Weib, hat weder Seel', noch ist sie Leib; sie hat auf Erden nicht ein Bild, ihr Nam' ist kund, sie selbst verhüllt.
Nur eines wisse, daß noch nie zu falschem Herzen Minne trat! und wiß das andre: daß ohn sie sich Gottes Huld dir niemals naht!
lagen doch in ihm die Keime seines Verfalls bereits verborgen, da er der Frau eine widersinnige, unnatürliche Stellung gab: neben, vielfach
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Extrahierte Personennamen: Gudrun Gudrun Ernst Walther
Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
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über der Ehefrau thronte die ,Herrin- im Herzen des Mannes. Die Ausartung des .Minnedienstes' ließ denn auch nicht lange auf sich warten. Ulrich von Liechtenstein, einer der Vorfahren der jetzigen Fürsten von Liechtenstein, schildert in seinem , Frauendienst < die Irrfahrten und Absonderlichkeiten seines dreiunddreißigjährigen Minne-und Ritterlebens und liefert damit den schlagendsten Beweis für die Unhaltbarkeit eines Verhältnisses, das auf die schmale Grenze von Sittlichkeit und Unsittlichkeit gegründet wurde. Auf dem Höhenpunkte ihrer Blüte bieten die Minnelieder allerdings manche köstliche Perle dar, die ihren Wert niemals verliert, solange es ein deutsches Volk und eine deutsche Sprache giebt.
Die Manessische Liederhandschrift, die im dreißigjährigen Kriege durch die Franzosen von Heidelberg nach Paris entführt war, wurde unter der Regierung Kaiser Wilhelms I. durch Vermittlung des Buchhändlers Karl Trübner aus Straßburg für 300 000 Ji. zurückgekauft und auf Befehl Kaiser Friedrichs Iii. am 10. April 1888 der Bibliotheka Palatina in Heidelberg zurückgegeben. Sie zählt
„140 Sängernamen auf, voran Kaiser. Könige. Fürsten. Grafen, dann
die alten Meister und ihre ritterlichen Jünger, unter ihnen auch ein Jude: Süßkind von Trimberg. Es ist ein Band in mittlerem Folio mit 429 Blättern von starkem schönen Pergament, auf denen in schöner deutlicher Schrift die Lieder verzeichnet stehen. Die Anfangsbuchstaben der Strophen sind in bunten Farben gemalt, den meisten Sängern ist ihr Bildnis vorangestellt, das immer eine ganze Seite einnimmt und noch jetzt in Gold und frischen Farben prangt. Allen voran Kaiser Heinrich Vi. (f 1197) im Purpurmantel mit Scepter und Krone und Konradin, der letzte Hohenstaufe. der jugendlich
sein Roß ansprengt, mit zwei bellenden Hunden, die Hand nach dem
Falken aufgehoben, der in der Verfolgung eines kleinen Vogels sich emporschwingt." — Außer der Manessischen findet sich in der Privatbibliothek des Königs von Württemberg eine ältere kleinere, nur fünfundzwanzig Minnesänger umfassende Sammlung, die lange Zeit dem Kloster Weingarten gehörte und daher die Weingartener Handschrift heißt. „Eine dritte Handschrift ist in Heidelberg." Die bedeutendsten Minnesänger sind: der von Kürenberg, Dietmar von Aist, Spervogel, Heinrich von Veldeke, Reinmar der Alte, Reinmar vonzweter, Walther von der Vogelweide, den Gottfried von Straßburg für den Würdigsten erklärt, Anführer
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_von_Liechtenstein Wilhelms_I. Karl_Trübner Karl Friedrichs Heinrich_Vi Heinrich Konradin Dietmar_von_Aist Heinrich_von_Veldeke Heinrich Reinmar_der_Alte Reinmar Walther Gottfried_von_Straßburg
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Autor: Meyer-Wimmer, J., Dreyer, Friedrich, Meyer, Johannes
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und Bannerträger der Sängerschar zu sein. Nicht nur Frühlingsund Liebeslieder war ihm zu singen verliehen, sondern auch politische Lieder, in denen er seine Vaterlandsliebe, seine Begeisterung für das große Kaisergeschlecht der Staufer, seinen Zorn über die Treulosigkeit des Papstes, seine Trauer über die Zerrissenheit Deutschlands ausklingen läßt, haben wir von ihm. Er starb um 1230 in Würzburg; Hugo von Trimberg sagt von ihm:
»her Walther von der Vogel weide, swer des vergaeze, der taet mir leide.«
Die Entartung des Minnegesangs knüpft sich an die Namen Neithart von Reuenthal, Ulrich von Liechtenstein und Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob. In seine Zeit fällt „der Sängerkrieg auf der Wartburg", ein Gedicht, dessen Verfasser unbekannt ist. Es schildert den Wettstreit des Wolfram von Eschenbach mit Heinrich von Ofterdingen. Jeder von beiden preist die Vorzüge bekannter Fürsten. Auch Walther von der Vogelweide beteiligt sich an dem Kampfe, und er reicht dem Landgrafen Hermann von Thüringen, unter dessen Augen der Kampf stattfand, die Palme.
Unter den belehrenden Gedichten, die aus dem Minnegesang hervorgegangen sind, nimmt die ..Bescheidenheit des Freidank" die erste Stelle ein. Vilmar hat dies Buch „das Epos deutscher Volksweisheit" genannt; man bezeichnete es auch wohl als „die weltliche Bibel" und wies damit in treffender Weise auf den reichen Segen hin, den diese aus der Erfahrung geschöpfte und in schlichter, gemeinverständlicher Form ausgesprochene Lebensweisheit verbreitet hat.
Die oben genannten Blüten deutscher Geistestiefe und deutschen Gemütslebens wanderten von Hütte zu Hütte, von Burg zu Burg; fahrende Sänger, deren Gedächtnis mit wunderbarer Treue festhielt, was die dichtende Seele gestaltete, begleiteten ihren Vortrag meistens mit Musik (Fiedel oder Harfe). Aber auch in den Kirchen und Klöstern pflegte man diese Schwester der Dichtkunst, namentlich St. Gallen war wegen seiner geistlichen Musik berühmt. Nicht minder eifrig war die Geistlichkeit bemüht, dem Sehnen der Seele nach der Vereinigung mit ihrem Schöpfer und Erlöser in himmelanstrebenden Kirchenbauten Ausdruck zu geben. Man glaubte allgemein, daß im Jahre 1000 das Ende der Welt hereinbrechen würde; als aber das Jahr vorüberging und das gefürchtete Ereignis nicht eintrat, ging ein
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Hugo_von_Trimberg Walther Ulrich_von_Liechtenstein Heinrich_von_Meißen Heinrich Wolfram_von_Eschenbach Heinrich_von_Ofterdingen Heinrich Walther Hermann_von_Thüringen Vilmar
Autor: Dreyer, Friedrich, Meyer-Wimmer, J., Meyer, Johannes
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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105
des Wagens, die überaus lebhaft als Persönlichkeiten des klassischen Altertums bezeichnet werden, welche als Geizige und Habsüchtige bekannt waren. Hinter dem Wagen folgen Krösus, Midas und Tantalus zu Pferde und ihnen schließt sich, ebenfalls zu Roß, Kleopatra an, eine schöne, nackte Frauengestalt. Der Wagen wird aber gelenkt von der Vernunft (Ratio), die als markige Mannesgestalt charakterisiert ist; die Zügel heißen Kenntnis und Wille. Das feurige Viergespann wird von edlen Frauengestalten begleitet, die teils aus den Rossen sitzen und die Peitschen schwingen, teils nebenher schreiten und die sich bäumenden Tiere zügeln: das dem Wagen zunächst vorgespannte Paar, ,Kontrakt' und ,Zins' wird durch .Billigkeit' und ,Gerechtigkeit' geleitet, das vordere Gespann ,Geiz' und ,Tmg‘ durch .Freigebigkeit' und ,Rechtschaffenheit' gebändigt. So ist alles voll tiefer symbolischer Bedeutung bis auf die Nemesis (Göttin der gerechten Vergeltung des Guten wie des Bösen), die in Lüsten schwebend dem Zuge folgt. Ganz anders der Triumph der Armut. Diese selbst, ,Penin‘, sitzt aus einem erbärmlichen Karren unter einem Strohdach, ein abgezehrtes, altes, elendes Weib. Das /Mißgeschick' ist ihr als treue Begleiterin zugegeben. Halbnackte zerlumpte Gestalten, darunter die Bettelhaftigkeit, umgeben den Wagen, der von zwei Eseln, Dummheit und Thatlosigkeit, gezogen wird. Als Vorspann dienen zwei Ochsen, Nachlässigkeit und Faulheit, als Führerinnen aber sieht man die kraftvoll blühenden, weiblichen Gestalten, Mäßigkeit und Fleiß, Geschäftigkeit und Arbeit. Die Zügel endlich ruhen in den Händen der Hoffnung, die vertrauensvoll zum Himmel aufblickt, und hinter welcher, von Bewußtsein und Erfahrung begleitet, die Betriebsamkeit (Industria) sitzt, welche allerlei Arbeitsgeräte und Werkzeuge an die den Wagen umdrängenden Armen verteilt. Dieser sinnige Gedanke, daß Arbeit die einzige zuverlässige Hilfe gegen die Not des Lebens fei, verleiht der ganzen Komposition eine tiefe ethische (sittliche) Grundlage. In der köstlichen Lebendigkeit der Charateristik und dem freien Zuge des Ganzen erkennt man die volle Blüte der
Renaissaneekunst und die höchste Entfaltung von Holbeins Gemus, der
die Allegorie (sinnbildliche Darstellung) ui lebensvolle Wirklichkeit umzusetzen weiß. Man begreift darnach die Bewunderung, welche die
ausgeführten Bilder bei den Zeitgenossen und selbst bei Italienern
sanden, welche sie eines Rafael (einer der größten italienischen Maler, geb. 1483, gest. 1520) würdig erklärten."
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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