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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 150

1911 - Erfurt : Keyser
— 150 - schildert, da der tapfere Streiter Gottes im Jahre 1521 auf der Reife nach Worms begriffen war, wo er sich wegen seiner Schriften und Lehren vor Kaiser und Reich verantworten sollte. Man erkennt, wie ihn die Professoren der Universität, allen voran der Rektor Crotus Rubianus mit seiner Amiskette und der Dichter Eobanus Hessus, mit Verehrung begrüßen, wie sich hinten das Volk herzudräugt, um das bleiche, kühne Angustinermcnchlein zu sehen, das Papst und Kaiser Trotz bieten und Widerspruch leisten will. — Umgebung: Man hat den Ort für das Denkmal mit gutem Bedacht im Norden des belebtesten Platzes der Stadt vor der altersgrauen Kaufmanns-Kirche gewählt, deren schöne Türme sich im Hintergründe erbeben. So steht das Denkmal da in der Nähe ehrwürdiger Kirchenmauern, ihm zur Seite srisches, lebendiges Grün der Bäume und Sträucher, und rings herum eilt der geschäftige Verkehr. Ta schreitet der Wandersmann vorbei, sieht mit Ehrerbietung zu dem ehernen Manne empor und wandert weiter der unbekannten Ferne zu. Der Bauer, welcher zum Markte hereinfährt, wirft dem Standbilde einen grüßenden Blick zu, und fast jeder Vorübergehende nimmt sich ein Weilchen Zeit, das Denkmal zu betrachten. Und auch du, lieber Leser, verweile ein wenig, wenn dich der Weg vorbeiführt, und denke des wackeren Mannes Luther in Treue, gedenke deiner Väter, die für ihn begeistert waren, die sür den Glauben an dieses Mannes lautere Lehren einst gelebt und gelitten haben. K. Lürtzing. 4-ö. Dr. Faust in Erfurt. (Eine Sage.) Zu Anfang des 16. Jahrhunderts, ungefähr bis zum Jahre 1520, hat dieser berübmte und zugleich berüchtigte Mann, der aus Knittlingen in Schwaben stammte, in Ersnrt gelebt. Er wohnte in der Michelsgasse neben dem großen Kollegium und las als ein gelehrter Professor im großen Hörsaale der Universität über griechische Dichter. Namentlich erklärte er seinen Zuhörern, den Studenten, den Homer und beschrieb ihnen die Heldengestalten der unsterblichen Gedichte Ilias und Odyssee so lebendig, daß das Verlangen rege wurde, dieselben mit Augen zu erschauen. Als einem Meister der Magie (Zauberkunst), die in jener Zeit als „dunkle Philosophie" (Weltweisheit) selbst auf deutschen Hochschulen gelehrt wurde, war es dem in allen damals bekannten Künsten der Physik bewanderten Faust leicht möglich, den Studenten die Schattenbilder griechischer Helden leibhaftig vor Augen zu stellen. Zuletzt ließ er den greulichen Riesen Polyphem auftreten, vor dessen über* gewaltiger Erscheinung die ganze Zuhörerschaft bebte ls. Rathausbild).

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 205

1911 - Erfurt : Keyser
— 205 — 70. Ankündigung der Feier des Geburtstages Rapoleons in Erfurt. „Ilapoleons=Feft zu Erfurt, den 15. fluguft 1811." Zur Feier der Geburt des großen Napoleon, der die Zeit verherrlicht, in der wir leben, ist den löten August zu Erfurt, das unter der Aegide (Schutz) der großen Kaisers besteht, ein Fest bereitet, zu dem jeder sich einfinden wolle, der Sinn und Gefühl hat für große Eindrücke in großen Tagen. Ohne der hohen Bedeu tung des Tages selbst zu gedenken, wird er ein Festtag sein für Kenner und Verehrer der Kunst und für jeden, der eines hohen Genusses empfänglich ist. Außer den Freuden des Tages wird die Kunst den Würdigen preisen. Ein seltener Verein von Kennern der Musik der ersten Kapellen des benachbarten Deutschlands wird sich bestreben, dem Herrlichsten das herrlichste Opser des Genius und Talentes zu bringen, und mit dem ersten Meister- werke deutscher Tonkunst die Meisterkunst ihrer Darstellung zu vereinen. Die erhabenen deutschen Fürsten der Nähe, des Königs von Sachsen Majestät, haben ihre Künstler dem großen Festtage bestimmt, und feierlich bringt jeder das Fest seines eignen Genusses zum allgemeinen Feste. Unter der Leitung des Herrn Kantors Bischofs zu Frankenhausen, der durch seine musikalischen Ausführungen geehrt ist, wird der Abend des feierlichen Tages mit den großen Kompositionen (Tondichtungen) schließen, in welchen Deutschland seine ersten Künstler erkennt. Die kolossale Barfüßerkirche, prächtig erleuchtet, wird dem Orchester Raum geben, in welchem 300 meisterliche Spieler und Sänger mit deutscher Kunst und mit der Sängerkunst des befreundeten Italiens dem Protektor (Beschützer) des Vaterlandes huldigen. Noch nie versammelte sich in unserer Nähe eine solche musikalische Akademie (Gesell- schaft); sie konnte keinen größeren Tag ehren als diesen. Es bedarf wohl kaum unserer Ladung ans Publikum, daß es diese schönen Genüsse teile. Das Große und Erhabene hat in sich seine Beglaubigung, und es wird uns Freude sein, durch seltenen Genuß eines Tages Feier zu erhöhen, der dem Großen gilt und dem Erhabenen. Erfurt, im Juli 1811. Die Finanz- und Domänenkammer, von Resch, Präsident. 71. Wie die Franzoien aus Rußland zurückkehren und in Erfurt Einkehr halten. 1812—1813. Noch im Spätsommer des Jahres 1812 zogen schön geordnete Truppen in kühnem Siegesbewußtsein durch die Stadt nach

3. Die Weltgeschichte - S. 55

1835 - Mainz : Kupferberg
Peloponnesischer Krieg. 55 Übung wird durch die immer mehr blühenden, bildenden Künste, auf's v.c.g. Höchste gesteigert. In den Wissenschaften erreicht die lyrische Poesie vorzüglich durch Pin daros, die tragische durch Ae sch y los, durch Sophokles und Euripides ihre höchste Blüthe (am Tage der Salaminischen Schlacht: Aeschylos Mitkämpfer, Sophokles Siegestänzer, Euripides geboren). Herodotos beginnt die eigentliche Geschichte; und in den Künsten führt Pheidias die Bildhauerkunst zu ihrer Vollendung (sein olym- pischer Zeus re.). Iv. Vom pelopon ne fischen Kriege bis zu den dreißig Tyrannen in Athen, von 431 bis 404 v. Ch. G. Ol. 87,2 — 94,i: * Kampf der aristokratischen Verfassungen gegen die demokratischen, — Sparta's gegen Athen. Beide Th eile werden in ihren Principien zur moralischen Entartung geführt. Lange Zeit schwankt die Entscheidung, bis Athen, alles Maas der Mäßigung überschreitend, schmach- voll der Oligarchie unterliegt. 1. Von Platää'6 Gefahr bis zum Frieden des Nikias, von 431. bis 422 v. Ch. G. * Wechselndes Glück der Krieg führenden Parteien. Athen siegreich durch seine Flotte, Sparta durch sein L a n d h e e r. G e g e n se i t i g e L a n d e r v e r w ü st u n g e n. Platää übt Rache an den in seine Mauern eingedrnn- 431, genen Thebäern. Sparta's d orisch-pelop onnesi sch e Symmachte umfaßt: alle Peloponnesier (ausgenommen Argos-, die Achäer und Eleier, weiche schwanken), die Megareer, Thebaer, Phokcer, Leukadier, opuntischen Lokrcr rc. unter einem sparta- nischen Oberfeldherrn (König); die Flotte unter einem Nau- archen. Oligarchie Hauptbedingung der Verbündeten. Athen's ionisch-attische Symmachie: ») zins- pflichtige Bundesgenossen thcils auf den Inseln: Lemnos, Skyros, Naros, Thasos, Euböa, Samos, den Kykladen, Sporaden, Aegina rc., theils auf dem Festlande: an den Westküsten Vorder-Asiens, am Pontos, dem thrakischen Cher-

4. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 136

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
136 wurde daher Waschwasser gereicht. — Die Hauptmahlzeit fand am Abend statt. Vormittags nahm man den Morgenimbiß. — Außer Geflügel. Wildbret und Fleisch vom Herdenvieh wurde namentlich Fisch in den mannigfaltigsten Zubereitungen aufgetragen. Mußten sich Arme mit einer Mehlsuppe und mit sonst dürftigen Lebensmitteln begnügen. so war der Tisch Wohlhabender mit allerlei Leckerbissen besetzt. mit Braten. Brühen und Gebäck. Besonders in den Klöstern scheint die Kochkunst ausgebildet zu sein. — Das Mittelalter besaß eine merkwürdige Liebhaberei für stark gewürzte Speisen. Pfeffer und andere edle Gewürze kamen in Handel und galten gelegentlich als wertvolle Beute. — Zu Fleisch und Gemüse genoß man Schwarzbrot aus Roggen oder Hafer und Weißbrot. Semmel und Brezel. — Met, Bier und Wein waren die gebräuchlichsten Getränke. Wie in der früheren Zeit wurden dem Weine würzige Stoffe beigemischt. Rheinwein und süßen Botzener schätzte man hoch. Aber auch das Erzeugnis der Rebenpflanzungen an der thüringischen Saale und sonst im nördlichen Deutschland wurde nicht verschmäht. fungens M-nter den Vergnügungen nahmen die Trinkgelage eine hervorragende Stelle ein. An Saitenspiel und Gesang erfreuten sich Ritter und Bauern. Zum Klange der Harfe und Fiedel oder des Tanzliedes bewegten sich der ritterliche Mann und die vornehme Dame mit zierlichen Schritten und Geberden, näherten sich und flohen einander in sinnreichem Spiele. Die Bauern faßten die Hand ihrer Tänzerinnen, und zum Takte eines Liedes, das die Weiber sangen, traten die Paare den Reigen. — Die alte Leidenschaft für das Würfelspiel schien namentlich im Klerus unausrottbar. Gegen Ende des Zeitraumes ist vom Hasardspiele die Rede. Im Kugelspiele strebte jeder, die Kugel so nahe wie möglich an das Ziel zu schieben. Ungleich edler war Brett- und Schachspiel. Schachbrett wie Figuren hatten eine solche Größe und Schwere, daß sie im Notfälle als Waffen dienen konnten. Der Besitz gezähmter Tiere und besonders abgerichteter Vögel ergötzte Männer und Frauen. Mit Staunen betrachteten die Deutschen die fremdartigen Tiergestalten aus der fernen Wunderwelt Asiens und Afrikas, wie sie den Kaisern von auswärtigen Fürsten zum Geschenke dargebracht wurden. Turnier. In die Frühlingszeit verlegte man häufig die ritterlichen Waffenspiele, die ein Abbild ernster Reiterkünste waren. Im Buhurd trafen

5. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 149

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
149 „Annolied" um die Mitte des zwölften Jahrhunderts) in großer Zahl. Die Krone aller poetischen Erzeugnisse aber ist das wahrscheinlich auch dieser Zeit angehörende Nibelungenlied, dem sich die Gudrun würdig anschließt. Ersteres, dessen einzelne Lieder durch einen österreichischen Ritter, „der Kürenberger", zu einer einzigen Dichtung vereinigt sein sollen, schildert die Kämpfe der Burgunden mit den Hunnen zur Zeit der Völkerwanderung, letzteres schildert das bewegte Leben der alten Seekönige an der Nordsee und verherrlicht die stiüduldende Treue des Weibes, während im Nibelungenliede mehr die beharrlich ringende hervortritt. In dem dichterischen Ausgestalten der Stoffe, welche die Phantasie des Volkes so nachhaltig erregten, daß die herrlichsten Lieder (Nibelungen und Gudrun) unmittelbar aus dem Gemüte hervorgegangen zu sein scheinen und keinem einzelnen Dichter angehören, sondern das ganze Volk gleichsam zum Verfasser haben, offenbart sich das gewaltige Ringen des deutschen Geistes nach Befreiung von den Fesseln der fremden Sprache. Letztere ward verdrängt, als sich die eigene Sprache mehr und mehr dem reicheren Geistesleben anschmiegen lernte. Sie ward beweglicher in ihren Wandlungsformen, die volltönenden Endsilben wichen immer mehr den tonlosen, die nur das e noch beibehielten; an die Stelle des „Althochdeutsch" trat das sogenannte „Mittelhochdeutsch". Letzteres erwuchs aus der schwäbischen Mundart und errang bald die ausschließliche Herrschaft in der Mitte und im Süden unseres Vaterlandes, sie herrschte von 1150—1500. Während die lateinische Dichtung ganz in den Händen der Geist- ^uz-lichen gelegen hatte, erfaßte die Begeisterung, welche von den Kreuzzügen ausging, jetzt auch die Laien. Namentlich war es der Stand der Ritter, den das Wehen einer großen Zeit zu poetischen Schöpfungen drängte, in denen sich das Geistesleben der damaligen Welt getreulich abspiegelt. Man bezeichnet diese Periode als die erste Blüte unserer Sprache, sie war eine höfisch-ritterliche und zog nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Stoffe in ihr Bereich, denen sie aber stets den Stempel deutschen Geistes aufprägte. — Der erste Kreuzzug (1096—1099) unter Gottfried von Bouillon fiel in die unglückliche Zeit der Regierung Kaiser Heinrichs Iv. und ging fast spurlos an Deutschland vorüber, erst an den folgenden unter Konrad Iii. (1147— 1149) und unter Friedrich I. Barbarossa (1189 — 1192) haben sich die Deutschen in großen Scharen beteiligt. Viele trieb jeden-

6. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 151

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
151 mit dem Namen der romantischen zu bezeichnen versucht hat. Sie ergriff die heißblütigen Südländer. Franzosen. Italiener, Spanier bei weitem stärker als die Nordländer. Engländer. Dänen u. s. w.. und so geschah es denn, daß die Erzeugnisse der Romantik, besonders die höfisch-ritterliche Dichtung erst auf dem Umwege über Frankreich nach Deutschland kam. Den Liedern der Troubadours und der Trouveres mit ihrer sprühenden Lebens- und Liebeslust folgten in unserm Vaterlande die Minnelieder und die großartigen Schöpfungen des „heiligen Gral", „Parcival", „Titurel", „Tristan und Isolde", „Jwein" u. a. Sie bilden das Gegenstück zu den gewaltigen Volksepen Nibelungenlied und Gudrun und lieben gegenüber der schlichten, naturwahren Auffassung des Volksgesanges „glänzende Darstellung. Ausschmückung von Haupt- und Nebenumständen, breite Schilderungen, Einmischung von Betrachtungen über das Erzählte". Die Minnelieder entsprangen einem eigentümlichen Verhältnis, in welches die beiden Geschlechter zu einander getreten waren, dem^sang. Dienst der Frauen oder dem Minnedienst. Er trat im Leben des Ritters neben dem Dienst der Ehre und dem Dienst der Kirche in den Vordergrund. „Der Ritter widmete sein Schwert irgend einer Dame, trug deren Farben, kämpfte, wenn es nötig, für deren Ehre (z. B. indem er sie für die schönste aller Frauen erklärte), bestand auch wohl auf ihr Verlangen allerhand Abenteuer ihr zum Ruhme. Es machte beim Minnedienst' nichts aus, ob eines von beiden oder auch beide verheiratet waren. Bei der Dame war dies sogar die Regel, ebenso das, daß sie von höherem Range war als der ihr dienende Ritter. Die eigene Frau des Ritters konnte keinesfalls seine ,Herrin° sein." Während in der ersten Zeit (von 1170 an) dem Minnedienst- ein idealer Zug und sittlicher Ernst innewohnte, so daß Walther von der Vogelweide singen konnte: Die Minne ist nicht Mann noch Weib, hat weder Seel', noch ist sie Leib; sie hat auf Erden nicht ein Bild, ihr Nam' ist kund, sie selbst verhüllt. Nur eines wisse, daß noch nie zu falschem Herzen Minne trat! und wiß das andre: daß ohn sie sich Gottes Huld dir niemals naht! lagen doch in ihm die Keime seines Verfalls bereits verborgen, da er der Frau eine widersinnige, unnatürliche Stellung gab: neben, vielfach

7. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 152

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
152 über der Ehefrau thronte die ,Herrin- im Herzen des Mannes. Die Ausartung des .Minnedienstes' ließ denn auch nicht lange auf sich warten. Ulrich von Liechtenstein, einer der Vorfahren der jetzigen Fürsten von Liechtenstein, schildert in seinem , Frauendienst < die Irrfahrten und Absonderlichkeiten seines dreiunddreißigjährigen Minne-und Ritterlebens und liefert damit den schlagendsten Beweis für die Unhaltbarkeit eines Verhältnisses, das auf die schmale Grenze von Sittlichkeit und Unsittlichkeit gegründet wurde. Auf dem Höhenpunkte ihrer Blüte bieten die Minnelieder allerdings manche köstliche Perle dar, die ihren Wert niemals verliert, solange es ein deutsches Volk und eine deutsche Sprache giebt. Die Manessische Liederhandschrift, die im dreißigjährigen Kriege durch die Franzosen von Heidelberg nach Paris entführt war, wurde unter der Regierung Kaiser Wilhelms I. durch Vermittlung des Buchhändlers Karl Trübner aus Straßburg für 300 000 Ji. zurückgekauft und auf Befehl Kaiser Friedrichs Iii. am 10. April 1888 der Bibliotheka Palatina in Heidelberg zurückgegeben. Sie zählt „140 Sängernamen auf, voran Kaiser. Könige. Fürsten. Grafen, dann die alten Meister und ihre ritterlichen Jünger, unter ihnen auch ein Jude: Süßkind von Trimberg. Es ist ein Band in mittlerem Folio mit 429 Blättern von starkem schönen Pergament, auf denen in schöner deutlicher Schrift die Lieder verzeichnet stehen. Die Anfangsbuchstaben der Strophen sind in bunten Farben gemalt, den meisten Sängern ist ihr Bildnis vorangestellt, das immer eine ganze Seite einnimmt und noch jetzt in Gold und frischen Farben prangt. Allen voran Kaiser Heinrich Vi. (f 1197) im Purpurmantel mit Scepter und Krone und Konradin, der letzte Hohenstaufe. der jugendlich sein Roß ansprengt, mit zwei bellenden Hunden, die Hand nach dem Falken aufgehoben, der in der Verfolgung eines kleinen Vogels sich emporschwingt." — Außer der Manessischen findet sich in der Privatbibliothek des Königs von Württemberg eine ältere kleinere, nur fünfundzwanzig Minnesänger umfassende Sammlung, die lange Zeit dem Kloster Weingarten gehörte und daher die Weingartener Handschrift heißt. „Eine dritte Handschrift ist in Heidelberg." Die bedeutendsten Minnesänger sind: der von Kürenberg, Dietmar von Aist, Spervogel, Heinrich von Veldeke, Reinmar der Alte, Reinmar vonzweter, Walther von der Vogelweide, den Gottfried von Straßburg für den Würdigsten erklärt, Anführer

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 147

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
147 königlichen Hofkapelle), in Köln und namentlich in Lothringen, welches er nach der Absetzung Konrads d. R. jahrelang als Herzog verwaltete, oder durch Reformation bereits bestehender Klöster und ihrer ©chuten,^^ den Wissenschaften eine neue Heimstätte bereitet hatte. Neben und Thermit ihm wirkten die beiden Kaiserinnen Adelheid und Theophano. Ottos I. Tochter Mathilde, der Franzose Gerbert. der unter dem Herbert, Namen Sylvester Ii. endlich Papst wurde, die Bischöfe Bern ward von Hildesheim und Meinwerk von Paderborn u. a. für Verbreitung von Kunst und Wissenschaft. Zur Beförderung der Kultur trug auch nicht wenig bei. daß viele deutsche Geistliche italienische werk Bistümer und Pfründen (Stellen, namentlich in der katholischen Kirche, Pader-die dem Inhaber Lebensunterhalt gewähren) bekamen. Auf dem klassischen Boden Italiens gewannen sie für ihre Bildung mannigfaltige Förderung, die sich bei der steten Verbindung, in der sie mit ihrer alten Heimat blieben, auf diese übertrug. Nicht minder segensreich wirken die Wanderungen des Kaiserhofes; bald in Magdeburg und Quedlinburg oder Frankfurt und Regensburg oder in Pavia und Rom — überallhin drang der wärmende und belebende Strahl der Bildung, die von diesem Kreise auserwählter Menschen ausging. Mit liebevollem Eifer versenkten sich die größten Geister in den Reichtum altdeutschen Wesens und Wirkens und förderten mit wahrem Bienen-fleiße längst versunkene Schätze zu Tage, die dank ihrer Mühe noch heute bildend und veredelnd die Herzen erheben. Besonders die historische Wissenschaft war es, die viele Bearbeiter fand. „In dem Kloster Korvey schrieb im Jahre 967 der Mönch Widukind für die Kaisertochter Mathilde. Äbtissin von Quedlinburg, seine drei Bücher sächsischer Geschichten. Er hat die Thaten und Schicksale seines Volkes mit vaterländischer Gesinnung aufgezeichnet, in naturfrischer Lebendigkeit, in epischer Fülle und in einer ruhig fließenden Sprache, worin Ausdrücke des Sallust (römischer Geschichtschreiber von 86 bis 35 v. Chr.) mit Worten und Wendungen der lateinischen Bibel verbunden sind." In Gandersheim lebte in den sechziger Jahren des zehnten Jahrhunderts die Nonne Hroswitha. sie schrieb außer sechs Komödien, die im Gegensatz zu dem vielgelesenen Terenz (193—160 v. Chr. römischer Komödiendichter) den Frauencharakter verherrlichten, ein Heldengedicht zum Ruhme Ottos d. Gr., sowie ein Gedicht über die Gründung von Gandersheim und die Vorfahren der Ottonen. 10*

9. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 153

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
153 und Bannerträger der Sängerschar zu sein. Nicht nur Frühlingsund Liebeslieder war ihm zu singen verliehen, sondern auch politische Lieder, in denen er seine Vaterlandsliebe, seine Begeisterung für das große Kaisergeschlecht der Staufer, seinen Zorn über die Treulosigkeit des Papstes, seine Trauer über die Zerrissenheit Deutschlands ausklingen läßt, haben wir von ihm. Er starb um 1230 in Würzburg; Hugo von Trimberg sagt von ihm: »her Walther von der Vogel weide, swer des vergaeze, der taet mir leide.« Die Entartung des Minnegesangs knüpft sich an die Namen Neithart von Reuenthal, Ulrich von Liechtenstein und Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob. In seine Zeit fällt „der Sängerkrieg auf der Wartburg", ein Gedicht, dessen Verfasser unbekannt ist. Es schildert den Wettstreit des Wolfram von Eschenbach mit Heinrich von Ofterdingen. Jeder von beiden preist die Vorzüge bekannter Fürsten. Auch Walther von der Vogelweide beteiligt sich an dem Kampfe, und er reicht dem Landgrafen Hermann von Thüringen, unter dessen Augen der Kampf stattfand, die Palme. Unter den belehrenden Gedichten, die aus dem Minnegesang hervorgegangen sind, nimmt die ..Bescheidenheit des Freidank" die erste Stelle ein. Vilmar hat dies Buch „das Epos deutscher Volksweisheit" genannt; man bezeichnete es auch wohl als „die weltliche Bibel" und wies damit in treffender Weise auf den reichen Segen hin, den diese aus der Erfahrung geschöpfte und in schlichter, gemeinverständlicher Form ausgesprochene Lebensweisheit verbreitet hat. Die oben genannten Blüten deutscher Geistestiefe und deutschen Gemütslebens wanderten von Hütte zu Hütte, von Burg zu Burg; fahrende Sänger, deren Gedächtnis mit wunderbarer Treue festhielt, was die dichtende Seele gestaltete, begleiteten ihren Vortrag meistens mit Musik (Fiedel oder Harfe). Aber auch in den Kirchen und Klöstern pflegte man diese Schwester der Dichtkunst, namentlich St. Gallen war wegen seiner geistlichen Musik berühmt. Nicht minder eifrig war die Geistlichkeit bemüht, dem Sehnen der Seele nach der Vereinigung mit ihrem Schöpfer und Erlöser in himmelanstrebenden Kirchenbauten Ausdruck zu geben. Man glaubte allgemein, daß im Jahre 1000 das Ende der Welt hereinbrechen würde; als aber das Jahr vorüberging und das gefürchtete Ereignis nicht eintrat, ging ein

10. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 105

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
105 des Wagens, die überaus lebhaft als Persönlichkeiten des klassischen Altertums bezeichnet werden, welche als Geizige und Habsüchtige bekannt waren. Hinter dem Wagen folgen Krösus, Midas und Tantalus zu Pferde und ihnen schließt sich, ebenfalls zu Roß, Kleopatra an, eine schöne, nackte Frauengestalt. Der Wagen wird aber gelenkt von der Vernunft (Ratio), die als markige Mannesgestalt charakterisiert ist; die Zügel heißen Kenntnis und Wille. Das feurige Viergespann wird von edlen Frauengestalten begleitet, die teils aus den Rossen sitzen und die Peitschen schwingen, teils nebenher schreiten und die sich bäumenden Tiere zügeln: das dem Wagen zunächst vorgespannte Paar, ,Kontrakt' und ,Zins' wird durch .Billigkeit' und ,Gerechtigkeit' geleitet, das vordere Gespann ,Geiz' und ,Tmg‘ durch .Freigebigkeit' und ,Rechtschaffenheit' gebändigt. So ist alles voll tiefer symbolischer Bedeutung bis auf die Nemesis (Göttin der gerechten Vergeltung des Guten wie des Bösen), die in Lüsten schwebend dem Zuge folgt. Ganz anders der Triumph der Armut. Diese selbst, ,Penin‘, sitzt aus einem erbärmlichen Karren unter einem Strohdach, ein abgezehrtes, altes, elendes Weib. Das /Mißgeschick' ist ihr als treue Begleiterin zugegeben. Halbnackte zerlumpte Gestalten, darunter die Bettelhaftigkeit, umgeben den Wagen, der von zwei Eseln, Dummheit und Thatlosigkeit, gezogen wird. Als Vorspann dienen zwei Ochsen, Nachlässigkeit und Faulheit, als Führerinnen aber sieht man die kraftvoll blühenden, weiblichen Gestalten, Mäßigkeit und Fleiß, Geschäftigkeit und Arbeit. Die Zügel endlich ruhen in den Händen der Hoffnung, die vertrauensvoll zum Himmel aufblickt, und hinter welcher, von Bewußtsein und Erfahrung begleitet, die Betriebsamkeit (Industria) sitzt, welche allerlei Arbeitsgeräte und Werkzeuge an die den Wagen umdrängenden Armen verteilt. Dieser sinnige Gedanke, daß Arbeit die einzige zuverlässige Hilfe gegen die Not des Lebens fei, verleiht der ganzen Komposition eine tiefe ethische (sittliche) Grundlage. In der köstlichen Lebendigkeit der Charateristik und dem freien Zuge des Ganzen erkennt man die volle Blüte der Renaissaneekunst und die höchste Entfaltung von Holbeins Gemus, der die Allegorie (sinnbildliche Darstellung) ui lebensvolle Wirklichkeit umzusetzen weiß. Man begreift darnach die Bewunderung, welche die ausgeführten Bilder bei den Zeitgenossen und selbst bei Italienern sanden, welche sie eines Rafael (einer der größten italienischen Maler, geb. 1483, gest. 1520) würdig erklärten."
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