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1. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 64

1910 - Ansbach : Seybold
6h Grundlagen. Schatz und Mittelpunkt ausmacht. Der Donnerer selbst hatte sie anfangs entzündet und aufgehalten wird sein strafender Arm, wenn er beim Nahen seines Gefährtes auf dem Herde das Feuer prasseln hört. Um den Herd erbaut sich das Leben des Hauses, der Familie, des Stammes. Und so ergab sich aus der Bedeutung des Gewitter-gottes als Schützer der Herdflamme eine Fülle von Beziehungen zur sittlichen Welt. Itcarmbarbt ^95 u. ^96. Da man aber die Seelen der Menschen unter anderen auch als im Blitz (= Feuer) geboren ansah, so lag der Gedanke nahe, daß sie auch nach dem Tode in das Element des Feuers zurückkehrten. Die Seelen der vorfahren wohnten nun als Schutzgeister in dem heiligen Herdfeuer und ihre Bildnisse standen einst wirklich auf dem Herde. . . . Ja wie man täglich und zu besonderen Festzeiten die Götter und Schutzwesen des Herdes zu ehren gewohnt war, läßt sich noch annähernd aus einer merkwürdigen nordischen Sitte entnehmen, der zufolge in Schweden und Norwegen um Lichtmeß, nachdem früh morgens Feuer im Ofen angemacht, die Familie mit dem Gesinde sich vor dem Ofen versammelt, ihre Kniee beugt und etwas Kuchen und Getränke, gleichsam als Opfer für das Feuer, in den Ofen wirft. So war der Gott der Herdflamme der schützende Geist gegen alles Ungemach; er war aber auch zugleich unseren Ahnen der Gott der Heilkraft und der Geburtshilfe. Pfannenfdjmib, (Emtef. 22 u. 23. 3hnen (den Geistern der abgeschiedenen vorfahren) wurden täglich und zu bestimmten Zeiten Opfer dargebracht. Das geschah von Seiten des Hausvaters, der in feiner Familie zugleich Priester war. Die Vollbringung dieses Wunders (nämlich durch das Opfer „in geheimnisvollen Rapport mit der Gottheit zu kommen") geschah nun dadurch, daß man (entweder der einzelne oder die ganze Gemeinde oder größere verbände oder der ganze Stamm) ein von der Gottheit gekennzeichnetes und ihr deshalb besonders genehmes Wesen oder einen besonders genehmen Gegenstand (Mensch, Tier, Pflanze, Milch, Käse, Butter, Brot, Wasser, wein, Met, Soma usw.), also etwas ihr Heiliges durch besondere heilige Segensformeln weihete und sich beim Darbringen dieses Opfers auf Grund irgend eines Kontaktes mit ihm (Handauflegen, Genießen des Opferfleisches, Besprengtwerden mit dem Blute der Opfertiere usw.) mittelbar in geheimnisvolle und wunderbare Beziehung zur Gottheit setzte und sie so veranlaßte, die in der Segensformel ausgesprochene Bitte zu erfüllen. 36. Das Aussprechen des Namens einer Gottheit, so glaubte man, verleihe dem Menschen ein Mittel direkter Kommunikation mit dem

2. H. 3, Teil 1 - S. 3

1911 - Ansbach : Seybold
Ludwig der Deutsche. 3 bürtige Gelehrtendichtung in deutscher Zunge gegenüberstellen und bringt «ine strengere metrische Form zur Geltung, die auf einer Vereinigung fremder und heimischer Elemente beruht. Dtfried bricht mit dem Alliterationsverse und führt zuerst den Reimvers in größerem Umfange und mit Konsequenz durch. — )n gelehrter Arbeit hat er sich seinen Stoff zusammengetragen. (£r trifft in Anlehnung an die kirchlichen Perikopen eine Auswahl aus den vier (Evangelien und disponiert nach eigenem plan das Ganze auf fünf Bücher. (Dtfried ist Theolog, der Helianddichter ist Volksprediger. Line alte und glaubwürdige Nachricht bekundet, daß Ludwig der fromme einen Sachsen, der bei seinen Landsleuten schon als ein berühmter Dichter galt, zu einer poetischen Verdeutschung des Alten und Neuen Testaments veranlaßt habe, damit nicht nur den Literaten sondern auch den Illiteraten die Hi. Schrift zugänglich werde. Sicherlich dürfen wir diese Angaben auf jenes, aus dem 9. Jahrhundert überlieferte, altsächsische Gedicht beziehen, welches in alliterierenden Versen den Hauptinhalt des Neuen Testamentes, das Leben Jesu, wiedergibt und von seinem Herausgeber nach der altsächsischen Form für Heiland „H e1i a n d" 5 genannt wurde. Es ist wahrscheinlich, daß ihm, einem Sänger von Beruf, der Stoff seines Werkes nur durch die mündlichen Mitteilungen eines Klerikers zuging; denn er beruft sich in seiner Dichtung immer nur auf das Hörensagen, niemals auf schriftliche (Quellen, völlig fern liegt es ihm, aus seiner Dichtung theologische Bildung leuchten zu lassen (Dtfried). Fast ganz verzichtet er auf die im Mittelalter beliebteste Art der Schriftauslegung, auf die mystisch-svmbolische Exegese, die in den einfachsten Tatsachen biblischer Erzählung Sinnbilder dogmatischer und ethischer Lehren sieht. Er will seinen Sachsen die Geschichte )esu und seiner jünger menschlich nahebringen, er will die Sitten des kriegerischen, hartmutigen Volkes durch die sanften Lehren des Heilandes mildern.' Und er ist seiner Aufgabe gewachsen, weil er von ernster und warmer Liebe zum Christen» tum erfüllt, doch ein Sachse geblieben ist und durchaus denkt, sieht und spricht wie sein Volk. Gott ist der hehre Himmelskönig, der Siegesfürst, der mächtiae Schutjherr; der von der Himmelsaue her über alles waltet, über das Land und die Leute. Christus ist der mächtige, der berühmte Herrscher, der kräftigste der Könige, der liebe Landeswart, der gern viele Mannen empfängt und ihnen Schut^herrfchaft verheißt auf lange Zeit. Seine Jünger sind seine Deqen und sein Gesinde treuhafte Mannen, kraftberühmte, edelgeborene Männer. Daß sie ihren Herrn bei seiner Gefangennahme im Stiche lassen, daß ihn Petrus verleugnet, muß freilich dem Sachsen als feiger Bruch der Lehenstreue erscheinen. Das Herz geht ihm auf, als er erzählen kann, wie Petrus, der Führt-gemute Held, in Gethsemane zornentbrannt sich vor seinen Fürsten stellt, das Schwert zieht und mit mächtigem Streiche den vordersten der Feinde trifft, „daß ihm schwerblütig Wange und Ohr von der Mordwunde barst." Das Hochzeitsmahl zu Kana, das Geburtstagsfest des Herodes wird unter seinen Händen zum fröhlichen Zechgelage in der Halle eines germanischen Fürsten. Das Leben gilt als etwas recht Schönes und Wünschenswertes. „Er gab dem Todver-, falleneri, dem Helden, der schon gerüstet war zum Wege zur Hel, das Leben, ließ ihn auf dieser Welt weiterhin die Wonne genießen," so heißt es von Christus, als er Tote auferweckt. Der Tod erscheint noch als werk des Schicksals, von dem Sterbenden heißt es: „ihn nimmt die würd hin", d. b. die Schicksalsgöttin, die auch in der nordischen Mythologie als die Norne Urd erscheint. — Das werk bietet eine Fundgrube für die Kenntnis unseres ältesten nationalepischen Stiles, die bei der überaus dürftigen Überlieferung der Heldendichtung jener Zeit nicht genug zu würdigen ist. Nach Vogt-Koch I, 3* u. 39. Ludwig der Deutsche starb 876. Da zeigte Karl der Kahle Don neuem feine Ehr- und £änderfucht; er machte einen zweiten

3. H. 3, Teil 2 - S. 43

1911 - Ansbach : Seybold
Höfische Dichtung. mächtiger Wipfel, eher einer Linde als einer Eiche vergleichbar, hervorragt, — walte rvonder vogelweide. Der ritterliche und hochgebildete Sänger, den Kaiser und König abwechselnd beschenkten und im Stiche ließen, irrte im ganzen Reiche umher, bis er von Friedrich Ii., dessen ungerechte Bannung er wie kein anderer gegeißelt hat und an dessen Kreuzzug er teilnahm, ein kleines Lehen erhielt. So oft er aber auch, durch Armut gezwungen, in inneren Kämpfen die Fahne wechselte, so ist er doch ein guter Deutscher stets ebensosehr geblieben, wie trotz aller Versuchungen ein warmer Kämpe für gute Sitte und ein feuriger Verehrer echter Weiblichkeit und züchtigen Frauenlebens. (Er hat endlich bei aller Frömmigkeit der „streitenden“ Kirche nicht nur nicht gehuldigt, sondern rastlos die religiöse Freiheit verfochten. Walters Lebensanschauung steht im offenen Gegensatze zu der französierenden, bald schwärmerischen bald frivolen Liebelei seiner Zeit. Sein Naturgefühl ist wahr und sein Herz lebensfroh, während die damalige Mode nur vernünftelte und erheuchelte Stimmungen liebte und die Naturwahrheit verachtete. Zu feinem unsterblichen Vorteil aber unterschied sich Walter von dem auf französischer Grundlage arbeitenden Dichter durch feine nationale Haltung; er stand gleich den Sängern der Nibelungen und der (Sudrurt auf eigenen Füßen, er war ganz er selbst u?id ganz deutsch. Henne a. Rh. I, 266. Ich han lande vil geseh-en )ch Hab der Lande viel gesehen unde nam der besten gerne war: und nahm der besten gerne wahr: übel mueze mir geschehen, übel müßte mir geschehen künde ich ie min herze bringen dar, könnt ich je mein Herz dazu bringen, daz im wol gevallen daß ihm Wohlgefallen wolde fremeder site. wollte fremde Sitte. Nu waz hülfe mich, ob ich un- was Hülfe michs, ob ich unrecht rechte strite? stritte: Tiuschiu zuht gät vor in allen. Deutsche Zucht geht vor ihnen allen. idalter von der Vogelweide. Aus Engel I, ^6. (Ein Angehöriger des bayerischen Stammes führte das höfische195 Epos zu seiner höchsten Vollendung:wolframvonlschenbach^). Das ritterliche Geschlecht, dem Wolfram angehörte, trug seinen Namen nach dem südöstlich von Ansbach im heutigen Ittittelfranfen gelegenen Städtchen Eschenbach2). Eine Zeitlang hat er am Hofe des fängerfreundlichen Thüringer Landgrafen Hermann in Eisenach und auf der Wartburg gelebt; dort hat er wahrscheinlich auch J) Doat I, \\8. 2) Doeberl I, 2^.

4. H. 3, Teil 2 - S. 16

1911 - Ansbach : Seybold
\6 Historische Grundlagen. die Kremiert zu pflegen und den Hilflosen zu helfen. Dann aber sollte der Orden auch in ritterlichem Dienste den Kampf gegen die Feinde Lhristi führen. U96 erfolgte die päpstliche Bestätigung für die bisher befolgte Ordnung der Brüder. Der Papst verlieh ihnen das Recht sich ihren Meister selber zu wählen und sprach den Orden von jeder Verbindung mit dem Johanniter-Meister frei. Sie erhielten den weißen Mantel der Templer als ©rdensgeroartd 1). Die Regel der „Brüder vorn deutschen Hause" zerfällt in drei Teile: der erste spricht von den drei vornehmen Gelübden (Keuschheit, Gehorsam, Armut), der zweite von dem Spitalwesen (Aufnahme und Behandlung der Siechen in das Spital des Vrdens), der dritte von den besonderen pflichten der Brüder (Besuch des Gottesbienst es, Verhältnis des Meisters zu den Brüdern, der Brüder unter sich, Fastenzeiten usw.). Eine für das ganze Abendland hervorragende Bedeutung gewann der Orden mit dem Tage, da Hermann von Salza zum Hochmeister erkoren war (j,2\o). Ewald s?. )n Thüringen erwachsen, als dort am sängersreundlichen Hofe der Wartburg die Blüte christlich-deutscher Dichtung sich entfaltete, hatte er später am Kaiserhofe zu Palermo eine weltlichere Bildung genossen. Dort ward er von seinem Freunde Friedrich Ii. eingeweiht in die weltumspannenden piärte kaiserlicher Staatskunst. Lr lernte die verständigen Grundsätze jenes nahezu modernen Absolutismus, welchen der Staufer zum guten Teile den Sarazenen abgesehen hatte und in seiner sizilianischen Heimat durchführte. Aber neben diesem welschen Kaiser, inmitten sarazenischer Leibwächter und leichtfertiger südländischer Sänger blieb Salza ein Deutscher. Treischke I, 53. Könige haben Hermann in seinem Streben unterstützt. Besonders Friedrich Ii. verlieh dem Orden große Vorrechte und reiche Güteri). ^2*6 erteilte er dem Hochmeister das Recht, aus königliche Kosten Mitglied seines Hofes zu fein, er verfügte, daß je zwei Ordensbrüder sich beständig an demselben aufhalten sollten. \22\ befreite Friedrich den Orden von allen Steuern und Abgaben und überwies demselben Güter in der Nähe von Frankfurt und in Palermo. Indem er so dem Orden eine feste Heimat im Abendlande gewährte, hat er die Teilnähme desselben an der Kolonisationsarbeit (im deutschen Osten) erst ermöglicht2). 1) Ewald 86. 2) Nitzsch Iii, 76.

5. H. 3, Teil 2 - S. 42

1911 - Ansbach : Seybold
H2 Historische Grundlagen. höfische Dichtung. 3n der Zeit von den neunziger Jahren des \2. bis zu den zwanziger?: des *3. Jahrhunderts find alle die großen Dichtungen entstanden, in denen die Entwicklung unserer mittelalterlichen Literatur gipfelt1). Überall an den Z^öfen der deutschen Edlen tönte der Minnegesang und die Frauen sammelten die Lieder ihrer Sänger und hefteten die kleinen pergamentstreifen, welche ihnen zugesteckt wurden, sorglich zusammen. Aus diesen fliegenden Blättern wurden die ersten Gedichtbüchlein in deutscher Sprache, sie wurden umhergetragen, mit neuen Liedern vermehrt, endlich zu Sammlungen vereinigt, welche uns noch erhalten sind, was uns diese Minnelieder von dem Verhältnis des Sängers zu seiner Herrin künden, sind immer dieselben Stimmungen: Lob der Schönheit und Tugend, Klage über Dienst ohne Erhörung, Freude über den stattlichen Aufzug und einen Gruß der Geliebten, zuweilen ein verstohlenes und sinnvolles wechselgespräch, endlich die Klage der Frau, wenn der Geliebte am Morgen scheidet2). Du bist min, ich bin din: Du bist mein, ich bin dein: des solt du gewis sin. Des sollst du gewiß sein. Du bist beslozen Du bist beschlossen in minem herzen; in meinem i?erzen; verlorn ist das sluzzelin, verloren ist das Schlüsselein, du muost immer darinne sin! du mußt immer darinnen sein! werinher von Tegernsee. Aus Engel I, uo. Wenn man bedenkt, welcher Schimmer der Verklärung das Bild der geliebten Frau umgab und in welch überirdische Höhe das )deal gerückt wurde, wie unwillkürlich religiöse Züge und Motive sich einmischten, wird man es leicht begreiflich finden, wie bei aller Gefährlichkeit des Frauendienstes derselbe doch aufweckend und anfeuernd wirken konnte, wo das Gemüt noch unverdorben war. Madonnen- und Frauendienst ging ineinander über und man ist bei begeisterten Seelen oft im Zweifel, ob man ein vergöttlichtes Frauenbild oder eine versinnlichte Himmelstochter vor sich Hat. So wie man Madonnen mit sinnlich glühenden Farben malte als Rosenblut und Lilienblüte, als lichtbringendes Morgenrot und freudenreichen Herzenstrost, so erhob man die irdische Gebieterin über alle Sterne und legte ihr die Welt zu Pützen. )hr weihte man daher auch eine mehr als irdisch sinnliche Liebe und mochte die Forderung auch übertrieben sein, die Hingebung an die Frau, die Minne sollte aller Sünde frei sein, ebenbürtig und eben so würdig wie die Gottesliebe. Unter Minne verstand man denn auch dem ursprünglichen Sprachgebrauchs gemäß ein sinnendes Betrachten und verweilen bei einem verklärten Gegenstände, die stete (Erinnerung, das treue Gedenken an die ferne Freundin, welche man oft nur ganz flüchtig kannte, ja auf den bloßen Ruf hin liebte. Grupp Ii, 75 u. 76. Das lyrische Gebiet stellt sich uns im deutscher: Mittelalter als ein Wald von Zwergbäumen dar, aus welchem nur ein einziger Vogt I, \02. 2) Freytag I, 55$.

6. H. 3, Teil 2 - S. 44

1911 - Ansbach : Seybold
historische Grundlagen. zwischen 1,205 und *2^5 sein Lebenswerk, den parzroal1) geschrieben^). Der Franzose Lhretien hatte die Vorlage geliefert. Der tiefere Deutsche legte den tiefsten Gehalt des europäischen Rittertums hinein. (Er begnügte sich nicht damit. (Eine tief religiöse und tiefsittliche Natur, die bei aller Weltfreudigkeit in der Welt nicht aufging, über dem Irdischen das (Ewige suchte, betritt er den weg, den ein Jahrhundert später Dante in seiner Divina Commedia, Jahrhunderte später Goethe in feinem Faust beschütten, er geht dem größten Problem des Menschenlebens überhaupt nach, schildert das Ringen der Seele um ihre Vollendung3). *) 5. 5. ^08. 2) Engel I, 102. 3) Doeberl I, 2u.

7. Im späten Mittelalter - S. III

1913 - Ansbach : Seybold
Motto: „Geschichte muß erzählt werden, das liegt in der Natur der Sache und jeder versuch, dies zu umgeben, führt zur Künstelei und Unnatur." Lrnst Linde. Vorwort. Endlich treten mir in die Perioden der Geschichtschreibung ein, wo das Interesse der Lhronisten am persönlichen Geschick sich nicht mehr ausschließlich auf die Herrschenden und die mit ihnen in unmittelbarer Berührung kommenden Personen beschränkt. Jetzt, wo originelles, tüchtiges Handwerker-, "Kaufmanns-, Künstler-leben sich entfaltet, ist auch die Feder irgend eines bürgerlichen (Ihronifenfchreibers bereit, Merkwürdiges künftigen Generationen aufzubewahren. Allerdings nicht in der Art, daß das wechselvolle Spiel innerer Leidenschaften mit äußeren Nötigungen sich dem Enkel offenbaren würde, sondern in einer fast kindlich naiv erscheinenden weise, nur das Auffallende, Erstaunliche festzuhalten, das sich aus dem Tick-Tack gleichförmiger Tage Anteil heischend heraushebt. Unter solchen Umständen durften mir diesmal von der bisherigen Gepflogenheit, den Mangel an Nachrichten durch Stoffe mit romanhaftem Einschlag zu ersetzen, aufgeben. (Dbmohl dadurch eigenpersönliches Schaffen stark zurückgedrängt mird, mollen mir nicht klagen, mollen uns lieber freuen, dem verlangen des Knaben nach historisch beglaubigtem Tatsachengehalt in höherem Maße entsprechen zu können. Dabei mird dem Lehrer die Aufgabe zugemutet, das Allzudürftige der Nachrichten durch Züge aus den orientierenden Zugaben farbenreicher, lebendiger zu machen, ein Unternehmen, das, meil vermandt mit dichterischem Gestalten, einzig Freude bereitet; auch den Lernenden, denen es zugute kommt. Diese Aufgabe des Lehrers ermägend, hätten mir gern auch über Lehrlings-, Gesellen- und Meisterjahre berichtet, Stoffe, die dieselbe Bedeutung beanspruchen dürfen mie etma ritterliche Erziehung, Stoffe, die sich insbesondere für die Fortbildungsschule vorzüglich eigneten: einzig leidige Rücksichtnahme auf äußerliche Momente hat uns veranlaßt, diese Stoffe nicht aufzunehmen, nachdem sie zur Einstellung schon fertig maren. (Dbmohl mir bei der Darstellung altstädtischen Lebens verschiedene (Drte berücksichtigten, so Straßburg, Köln, Worms, Frank-

8. Im späten Mittelalter - S. 92

1913 - Ansbach : Seybold
92 Die Bedeutung der Entdeckungen. der Erde. Die Wissenschaften bereicherten sich aber nicht nur durch die Kenntnisse von Land und Leuten sondern auch durch die geistigen Errungenschaften der Fremde, so durch die klassischen Werke einer umfangreichen Sanskrit- und uralten Parsertlitemtur, die in weiterer Folge die vergleichende Sprachwissenschaft ermöglichten, ferner durch den Buddhismus, dessen Einfluß auf unser Geistesleben erst zu wirken beginnt. Auch in Kunst und Industrie hat Europa exotische Anregungen erhalten und fortgebildet. Von asiatischen Völkern lernte es die Gartenkunst, die Bereitung des Porzellans, die Metall-, Lack- und Tauschierarbeiten; auch eine Richtung der modernen Malerei wird aus der japanischen Kunst hergeleitet. Durch die Einwirkung der Kolonien erhielt das Meer eine ungeahnte Wichtigkeit; bisher wirkte es trennend, nun wurde es verbindend. Schiffahrt und Schiffstechnik bewegten sich in ununterbrochener Steigerung, ackerbauende Reiche wurden zu Handels-staaten, das Geld verdrängte die Naturalwirtschaft, eine Massen-irrdustrie für die Ausfuhr entstand und mit der Industrie wuchs die Möglichkeit der Menschenernährung, wuchs die Zahl der Weißen in gewaltigem Umfange. Das Bedürfnis drängte sie in die Städte, zumal in die Seestädte; diese wurden zu natürlichen Kulturmittelpunkten und das Land verlor seine bisherige Bedeutung zugunsten der Stadt. Der Kolonialbesitz erhob einzelne Staaten auf eine Machtstufe, die sie aus sich selber nie hätten erreichen können, so Spanien, Holland und England, wogegen Frankreich durch seinen überseeischen Besitz mehr an Kraft verlor, als es empfing. Sogar die ganze Lebensführung des Europäers wurde durch die Erzeugnisse der Fremde verwandelt: Amerika lieferte ihm die Kartoffel, den Tabak, den Kakao und den Mais; Asien Gewürze, Reis unfr Tee; Arabien den Kaffee; sie alle strömten im Erdteile der Weißen zusammen und wurden zu unentbehrlichen Genußmitteln. Hinzu kommen noch Baumwolle, Zucker, Gold, Silber, Kupfer, Erdöl, Früchte, Seide, Zier- und andere Pflanzen, Haustiere, wie der Pfau, Fasanen, neue Hühner- und Taubenarten u. a. Es ist dahin gekommen, daß die Rückflut europäischer Erzeugnisse von Nordamerika und Australien den europäischen Markt schwer bedrückt. Zu den wichtigsten Folgen der Kolonisation gehört die Verbreitung des Europäers über den Erdball. Eine neue Völkerwanderung begann, namentlich suchten die durch religiöse und politische Kämpfe aus der alten Heimat getriebenen Kinder die neu entdeckten Länder auf und verbreiteten so europäische Bildung und Gesittung Über die gesamte Erdoberfläche. Stärkere Rassen widerstanden dem Europäer, so die Inder, Neger und Malaien, schwächere gingen vollständig unter oder siechen ihrem Tod entgegen,

9. Im späten Mittelalter - S. 185

1913 - Ansbach : Seybold
Als Hans Sachs noch sang. 1(85 (Er besam einen Strich von dem zweiten Merker wegen der Rlebsilbe und von dem dritten wegen zweier unreiner Reime zwei. Alles war gespannt auf Hans Sachsens (Erwiderung, als er sich zu folgendem Spruche erhob: Vermag auch Beil und Meißel viel, schwach sind sie gegen den pinfelfiel. Er bringt nicht nur Städte und Häuser hervor, türmt Schlösser und schwindlichte Warten empor — nein, was zu Anfang Gott erschuf, durch seines göttlichen Wortes Ruf, das schaffet der Maler zu aller Zeit: Gras, Laubwerk, Blumen auf Feld und Heid, den Vogel, wie in der Luft er schwebt, des Menschen Antlitz, als ob er lebt. Die Elemente beherrschet er all, des Feuers Wut, des Meeres Schwall. Den Teufel malt er, die Höll und dentod, das Paradies, die Engel und selbst Gott, Trotz des Beifalls, den Hans Sachs von den Genossen davontrug, gab sich der Steinmetz noch nicht verloren; er begann wieder: das macht er durch Farben, dunkel und klar, mit geheimen Künsten euch offenbar. Das hebet sich mächtig durch die Schattierung nach schön entworfener Visierung. Er kann euch alles vor Augen bringen, nicht schöner möget ihr je es singen. Wie muß er sinnen Tag und Nacht! 3n Traumgebilden sein Geist stets wacht. Er ist an Phantasien reich und fast dem kühnen Dichter gleich; um alle Dinge weiß er wohl, wie er sie alle bilden soll: Wer zu allen Dingen hat Schöpferkraft, den rühmet die höchste Meisterschaft. Du lobst den Maler mir zu sehr, Der Steinmetz bringt uns Nutzen mehr. Des Malers können wir entraten, er schafft von jedem Ding nur Schatten: fein gemaltes Feuer wärmt uns nicht, feine Sonne fpendetnicht Schein noch Licht, sein ©bst hat weder Schmack noch Saft, seine Kräuter nicht Duft und Heilungskraft, feine Tiere haben nicht Fleisch noch Blut, sein Wein verleiht nicht Freud und Mut. Wie er geendet, erhob sich Hans Sachs noch einmal leuchtenden Auges zur Lobpreisung der Malerei und eines längst dahingeschiedenen Freundes: Das Sprichwort immerdar noch gilt, daß, wer die Kunst nicht hat, sie schilt. Wie nützlich auch ist die Malerei, so nenn ich euch jetzt nur der Dinge drei: Mas bewahrt die Geschichte als teures Vermächtnis, das prägt sie uns ein in unser Gedächtnis: wie der Nürnberger Heer unter Schwep-permann glänzte, wie den Dichter hier Kaiser Friedrich bekränzte1). Wer sich auch nicht auf die Schrift versteht, des Malers Schrift ihm nicht entgeht; er lehret, wie Bosheit uns Mißgeschick, wie Frömmigkeit bringet Ehr und Glück. Was verscheuchet mehr denn die Maleret uns der Einsamkeit Tochter, die Melan-cholei? sie lichtet der düsteren Schwermut Schmerz, verkläret das Auge durch Lust und Scherz.. Zuletzt doch jegliche Kunst erkennt in des Malers Kunst ihr Fundament: Der Steinmetz, Goldschmied und der Schreiner, Hornschneider, Weber, der Werkmeister, keiner entbehret sie je, weshalb die Alten *) Gemeint ist Konrad Eeltes, der ^87 auf der Kaiserburg von Friedrich Iil mit dem Dichterlorbeer geschmückt wurde.
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