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4. Literatur.
Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht
selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der
Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten
als durch Schriften berühmt; oder wie Sallust sich ausdrückt, die
besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*).
Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges verlegten sich die
Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und
suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach-
her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften
dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte
sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen
zu müssen.
a. Poesie.
Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der
Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In
der Auffassung des Schöllen blieb überdies ein gewisses sinnliches
Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige
Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war
es das Schauspiel, welches zuerst Eiugang bei ihm fand.
Das Drama. Die bucolische Poesie.
Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen
Muster ein Grieche auf, Namens Andrónikus. Er wurde nach
der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch
sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem
Herrn Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen
Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien
und eröffnete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische
Literatilr.
Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten
punischen Krieg), aus Campanien gebürtig. Seine Hauptthätig-
keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi-
schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon
römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple-
*) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam die ere,
sua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrare malebat.
**) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben entnommen
war, nannte man fabulae togatae oder praetextatae.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht]]
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4. Literatur.
Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht
selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der
Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten
als durch Schriften berühmt; oder wiesallust sich ausdrückt, die
besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*).
Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges- verlegten sich die
Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und
suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach-
her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften
dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte
sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen
zu müssen.
ft« Poesie.
Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der
Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In
der Auffassung des Schönen blieb überdies ein gewisses sinnliches
Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige
Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war
cs das Schauspiel, welches zuerst Eingang bei ihm fand.
Das Drama. Die b u c o l i s ch e Poesie.
Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen
Muster ein Grieche auf, Namens Andronikus. Er wurde nach
der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch
sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem
Herrn, Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen
Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien
und erösinete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische
Literatur.
Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten
punischen Krieg), aus Companien gebürtig. Seine Hauptthätig-
keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi-
schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon
römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple-
*) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam dicere,
Bua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrarj malebat.
**) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben cnrnommen
war, nannte man fabulae logatae oder praetextatae.
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Die Römer im Kampfe mit Carthago,
auch aus der geschichtlichen Darstellung, die eine spätere Zeit gegeben,
für die ganze Zeit bis auf Camillus hervorleuchten. Doch ist es für
keine Nation möglich, daß die ganze Zeit ihres Bestehens hindurch die
Dichtung über den geschichtlichen Erinnerungen walte. Als nach dem
gallischen Brande, der die vorhandenen Aufzeichnungen vernichtet hatte,
sich das Andenken an die Vergangenheit herstellte, gab die in den sam-
nitischen Kriegen entwickelte Kraft einen Schwung, vermöge dessen mächtige
Bilder alter Heldengröße entstanden. Als aber die Römer ihre Waffen
über das eigentliche Italien hinaustrugen und durch die Eroberungen
der griechischen Gebiete in Süditalien und Sicilien mit fremden Kreisen
des Lebens und Denkens bekannt wurden, mußte in dem Gefühl des
Gegensatzes sich das Gesetz einer nüchternen Betrachtung der eigenen
Verhältnisse entwickeln, der Eindruck überlegener griechischer Bildung
den Geist von der unvollkommenen die eigene Heldenzeit verherrlichenden
Dichtung ablenken und die Weite des neuen Gesichtskreises, in welchem
sich der Herrschbegier so große Ziele zeigten, die Erzählungen aus dem
auf kleinen Raum beschränkten Leben der eigenen Vorzeit in Vergessen-
heit bringen. Diejenigen Römer, welche mit ihrem Geiste in die
Strömung der neuen Zeit hineingezogen wurden, geriethen unter den
Einstnß der griechischen Literatur, die in der ganzen übrigen Welt, so
weit höhere Geistesbildung vorhanden war, eine Alleinherrschaft ansübte.
Diese Richtung wurde der römischen Literatur schon durch Ennius ange-
wiesen, der in der griechischen Stadt Rudiä in Campanien geboren war
und unter Fulvius Nobilior in Aetolien als Krieger diente. Zwar hul-
digte er in seinen Annalen, die in dem den Griechen entlehnten heroischen
Versmaße die römische Geschichte von Aeneas bis auf des Dichters
Zeit behandelten, noch römischen Ideen, aber die von ihm verfaßten
Tragödien waren auch dem Inhalte nach griechisch. In der dramatischen
Kunst gab es zwar Versuche, auf einheimische Grundlagen zu bauen.
Es gab Lustspiele, die aus den Belustigungen des Landvolkes hervorge-
gangen waren und nach der oseischen Stadt Atella in Campanien
Atellanen hießen. Eine fernere Ausbildung erhielt das Drama in den
Lustspielen, in welchen römische Personen auftraten und die daher nach
dem Gewände der Römer, der Toga, Komödien in der Toga hießen.
Ebenso wurden Trauerspiele verfaßt, deren Stoff der römischen Geschichte
angehörte und die man nach dem Amtökleide der Obrigkeiten, der Prä-
terta, Stücke in der Präterta nannte. Doch die Macht, welche die
Werke der griechischen Literatur bereits besaßen, wandte die Gunst der
mit den Blicken in die Ferne gerichteten Römer Nachbildungen des
griechischen Drama's zu. Solche lieferten auf dem Gebiete der Komödie
im Anschluß an die neue attische Komödie die beiden Dichter Plautus
aus der umbrischen Stadt Sarsina, der in der Zeit des zweiten puni-
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Das Altertum. Die Rmer.
zum Bedarf und zur Bequemlichkeit des Hauses gehrigen, wurden bei den Rmern ebenso gefllig als zweckmig gearbeitet, wofr die zahlreichen Funde bei den Ausgrabungen in Pompeji das vollkommenste Zeugnis ablegen. Von hoher Schnheit sind auch die doch offenbar nur von einfachen Handwerkern ausgefhrten Wandmalereien und Mosaikbilder, die zugleich belehrende Blicke in Handel und Wandel der Zeit verstatten. Das berhmteste Mosaik ist die in einem pompejanischen Hause entdeckte Alexanderschlacht.
X. Litteratur.
a. Poesie.
Folgenreicher wirkte Griechenland ein auf die Entwicklung der rmischen Poesie. Auf religisem Boden entsprossen, entfaltete sie sich langsam. Man behielt die alten, in den sptem Zeiten der Republik schon nicht mehr der-standenen Lieder, Gebete, Litaneien unverndert bei und ersetzte sie auch nicht. Die alten Heldensagen wurden gesungen; aber sie entwickelten sich nicht zu einem Volksepos. Die Zeit der Rmer ist bereits die einer entwickelten Kriegs-kunst und einer berechnenden Politik.
Die Litteratur beginnt erst in der Zeit des zweiten punischen Krieges unter dem Einflsse der Berhrung mit dem Griechentum; daher entstehen auch Epos und Drama gleichzeitig, und zwar letzteres im Anschlu an die jngere griechische Dramatik (Euripides, Menander). Ein Tarentiner, Li-vius Andronicus, bersetzte die Odyssee im saturnischen Versmae sie begann
Virm mihi, Casmcna, insecd vorstum
und dichtete Dramen. Sein Zeitgenosse, der Campaner Cn. Nvius (ca. 269 bis 199), behandelte in einem Epos den ersten punischen Krieg. Die auf ihn verfate und ihm selbst zugeschriebene Grabschrift lt den Dichter der die Gleichgiltigkeit der Rmer gegen die nationale Dichtung klagen:
Immrtales mortles sf foret fas flere,
Flernt divae Camenae Naevira poetam;
Itque pstquam est orcino trdits thesaro,
Obliti sunt Romai diceer lingu latlna.
Wenn Götter je die Menschen wten zu beklagen,
So wrden wohl die Musen Nvius beweinen;
Seit dieser mute wandern in das Reich der Toten,
Verlernte man lateinisch selbst in Rom zu reden.
Der Freund des altern Scipio, Q. Ennius aus Rudi in Calabrien (f 169), fhrte in seinem Epos Annales", einer rmischen Geschichte, den daktylischen Hexameter ein.
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TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer]]