Peloponnesischer Krieg. 55
Übung wird durch die immer mehr blühenden, bildenden Künste, auf's v.c.g.
Höchste gesteigert.
In den Wissenschaften erreicht die lyrische Poesie vorzüglich durch
Pin daros, die tragische durch Ae sch y los, durch Sophokles und
Euripides ihre höchste Blüthe (am Tage der Salaminischen Schlacht:
Aeschylos Mitkämpfer, Sophokles Siegestänzer, Euripides geboren).
Herodotos beginnt die eigentliche Geschichte; und in den Künsten
führt Pheidias die Bildhauerkunst zu ihrer Vollendung (sein olym-
pischer Zeus re.).
Iv. Vom pelopon ne fischen Kriege bis zu den dreißig
Tyrannen in Athen, von 431 bis 404 v. Ch. G.
Ol. 87,2 — 94,i:
* Kampf der aristokratischen Verfassungen gegen die
demokratischen, — Sparta's gegen Athen. Beide Th eile
werden in ihren Principien zur moralischen Entartung
geführt. Lange Zeit schwankt die Entscheidung, bis
Athen, alles Maas der Mäßigung überschreitend, schmach-
voll der Oligarchie unterliegt.
1. Von Platää'6 Gefahr bis zum Frieden des
Nikias, von 431. bis 422 v. Ch. G.
* Wechselndes Glück der Krieg führenden Parteien.
Athen siegreich durch seine Flotte, Sparta durch sein
L a n d h e e r. G e g e n se i t i g e L a n d e r v e r w ü st u n g e n.
Platää übt Rache an den in seine Mauern eingedrnn- 431,
genen Thebäern.
Sparta's d orisch-pelop onnesi sch e Symmachte
umfaßt: alle Peloponnesier (ausgenommen Argos-, die Achäer
und Eleier, weiche schwanken), die Megareer, Thebaer,
Phokcer, Leukadier, opuntischen Lokrcr rc. unter einem sparta-
nischen Oberfeldherrn (König); die Flotte unter einem Nau-
archen. Oligarchie Hauptbedingung der Verbündeten.
Athen's ionisch-attische Symmachie: ») zins-
pflichtige Bundesgenossen thcils auf den Inseln: Lemnos,
Skyros, Naros, Thasos, Euböa, Samos, den Kykladen,
Sporaden, Aegina rc., theils auf dem Festlande: an den
Westküsten Vorder-Asiens, am Pontos, dem thrakischen Cher-
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Kriege in Spanien.
81
Die immer mehr entstehenden Provinzen werden von einjährigen
Statthaltern (gewesenen Prätoren oder Consuln) mit einem Legaten
und Quästor verwaltet, und die Staatseinkünfte von dem Ritterstande
gepachtet. Bei den fortdauernden Kriegen- wird der Kriegsdienst ein
ausschließliches Geschäft vieler Bürger; und schon in dieser Periode
verschwindet, vorzüglich seit den asiatischen Eroberungen, die alte Ein-
fachheit der Sitten. — Das Studium der griechischen Sprache und
Litreratur beginnt während der punischen Kriege, besonders durch die
immer mehr nach Italien kommenden Griechen (Sitte der Reicheren,
ihre Söhne durch griechische Sklaven erziehen zu lassen), und Paullus
Aemilius legt nach seinem macedonischen Feldzuge die erste Büchersamm-
lnng a:.. In der Poesie, worin die Römer nur Nachbildner der
Griechen bleiben, gehören hierher: Ennius (sein historisches Epos),
Aec. Plautus lind Tcrcntius Afer ( Komödien ).
Iv. Von der Zerstörung Karthago's bis zur Schlacht
bei Actium, bis zun: Ende der Republi(, von 146 bis
3i v. C. G. oder 608 — 723 n. R. E.
# Die glücklichen Eroberungen entwickeln immer mehr
das Streben nach Weltherrschaft, führen aber mit uner-
meßlichen Schapen auch L n r u s und S i t t e n v e r d e r b e n nach
R o m. Der Soldat, bei den beständigen Feldzügen eines
bürgerlichen Lebens entwöhnt, ergibt sich in der Heimath
den zügellosesten Aus sch w e i f u u g e n. Die früheren Parte i-
kämpfe brechen zwischen den reichen Optimaten, welche die
alleinige B e n u p u n g der S t a a t s l ä n d e r e i e n e d u r ch ihre
vielen Sklaven), sowie die Verwaltung der höheren
Sraatsämter ausschließcnd sich anmaßen, und zwischen
den Aermercn, an deren Spipe die Volkstribunen stehen,
wieder aus. Feile Bestechungen sind an der Tagesord-
nung; der Druck der Bundesgenossen und der Provinzen
reizt zu Empörungen. Blutige Bürgerkriege führen die
Staatsgewalt in die Hände Einzelner, bis endlich im
Kampfe um die Alleinherrschaft die entartete Republik
in eine Monarchie umgewandelt wird.
1. Blutige Kriege in Spanien bis 133. Die wie-
derholten Siege der Römer (Hk. I\ Cato) mit ihren harten
Bedrückungen empören immer wieder von neuem die Spanier.
Viriathus, der tapfere Anführer der Lusitanier, erregt den
6
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48
Die kunstmüßige St)vif, ebenfalls in den ionischen Kolonien
entsprungen, beginnt mit der Elegie, deren Blüthezeit das 7.
und 6. Jahrhundert ist. Sie bildete sich nach Form und Inhalt
aus dem Epos heraus. Hauptelegiker: Kallinos, Tyrtäos
(s. S. 38), Mimnermos, Solon, Theognis u. a. — Alle
meist in Distichen dichtend und nur in Fragmenten (die größten
von dem Megarer Theognis) erhalten.
Andre metrische Formen, der iambische Trimeter, der tro-
chüische Tetrameter u. a. werden von Archilochos von Paros
(um 700), dem Haupt der meist in bitterer Satire dichtenden
la/ußoyqcicpoi erfunden.
Einen größeren Formenreichthum erhielt die Lyrik durch ihre
Verbindung mit Musik und Orchestik (Festchöre); Strophen-
bildung. Hauptträger dieser melischen Poesie, die gleichzeitig
mit der Elegie blühte: Alkman, Arion (von ihm nur ein
Fragment übrig), Alka io s von Mytilene, Sappho, Stesi-
choros aus Himera in Sicilien (der zur Strophe und Gegen-
strophe die enwdhj fügte, Anakreon aus Teos (s. S. 45).
Ii. Die Künste. Die Baukunst, Plastik und Malerei, vor
allem auch im Dienste der Religion thätig, ergänzen sich in
Griechenland, greifen in einander und wirken in der Regel zu
einer Kunstschöpsung zusammen. Die Malerei entwickelt sich
erst in der folgenden Periode. Der Hauptfortschritt zur archi-
tektonischen Kunstform lag hauptsächlich darin, daß man den ein-
fach-glatten Wänden des Gotteshauses Säulen (freistehende Stützen
zum Tragen der Decke und des Daches) hinzufügte — aus der
Verbindung dieser Säulen (im Aeußeren und Innern) mit dem
Tempelhause giengen alle späteren Formen des griechischen Tempels
hervor. Die einfach-ernste dorische und leichte und schlanke
ionische Säule; die korinthische Süulenordnung erst späteren
Ursprungs.
Die Plastik schritt von rohen Holzschnitzereien zu künst-
lerischer Gestaltung in Erz, Stein, Gold und Elfenbein fort.
Die Samische und Aeginetische Schule im 6. Jahrhundert
hervorragend.
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77
bulos: ein Angriff der .30 abgeschlagen: Thrasybulos marschiert
nach den: Piräus, besetzt Munychia, Kampf, Kritias fällt: Zwie-
spalt unter den 30, sie senden nach Sparta: Lysander kommt nach
Eleusis. Allein die Eifersucht der spartanischen Behörden gegen
diesen übermächtigen Parteiführer kommt den Athenern zu gut:
König Pausanias vermittelt einen Frieden, nach welchem Athen
seinen Bürgern zurückgegeben, Eleusis dagegen als autonomer
Staat den 30 eingeräumt wird. Diese Einrichtung ohne Dauer;
Überwältigung der 30 bei einem Versuch, die Gewalt in Athen
zurückzugewinnen; Eleusis mit Athen wieder vereinigt, die solo-
nische Verfassung hergestellt, eine Anlnestie (¿trj /uvrjaixaxfjattv)
beschlossen und gewissenhaft gehalten (403).
2. Wirken uitb Tod des Sokrates (469—399).
Die philosophische Forschung, welche mit Thales von
Milet begonnen, ist seit jener Zeit ununterbrochen weiter gegangen
und hat mehr und mehr zur Kritik, zum Zweifel an dem Ueber-
lieferten, besonders in: Gebiete der Religion geführt. In dieser
Beziehung wirkt auch der Krieg (ßlaioc ötdaonaloq Thuk.) zer-
störend und der Zwiespalt zwischen d em Ueb e rli eferten
und der neuen kritischen Erkenntniß tritt deutlich hervor
in den Komödien des Aristophanes (428 bis c. 388) und den
Tragödien des von ihm bekämpften Euripides (480—406).
Jener, obwohl Anhänger und Verfechter altathenischer Sitte,
macht doch die ganze Götterwelt seinem zügellosen Witze dienstbar;
dieser, Euripides, zeigt sich überall vom Geiste der Kritik, des
Zweifels, der Aufklärung, mit Einem Worte der Sophistik,
ergriffen. Unter den Vertretern dieser neuen sophistischen Richtung
Pr otagoras von Addern, Gorgias von Leontinoi, Prodikos
von Keos, Hipp ins: sehr ernste neben sehr frivolen Geistern:
ihr Gemeinsames ist ihre subjektive Richtung («Vdqwnog^¿tqov
änuvtcov), ihre kritische Stellung zum Ueb erli eferten („von den
Göttern kann ich nicht wissen, ob sie sind oder nicht sind" Prota-
goras), ihre praktische Tendenz, wornach sie Tugend, d. h.
in ihren: Sinn allseitige praktische Tüchtigkeit (und zwar
gegen hohen Lohn) zu lehren bemüht sind. Im Gegensatz zu
ihnen Sokrates, Sophroniskos Sohn, von einer inneren Stimme
(sein öai/.ioviov) zum Philosophieren d. h. zum Suchen der Wahr-
heit getrieben, von: delphischen Gott als der Weiseste der Hellenen
erklärt, wendet sich vom Geschäftsleben (Bildhauer), weiterhin
auch vom Staatsleben gänzlich ab der Philosophie zu: von dem
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12
ß. aus Nacht und Dunkel, nach Hesiods Lehre vom Chaos
und dem Eros; — aus dem Chaos Erde und Tartaros. —
Die Menschen nach dem gangbarsten Volksglauben erd-
geboren, Autochthonen. Sage von zwei Geschlechtern, einem
pelasgischen und hellenischen. Die letztere, die Denk a lions-
sage in Dodona (Epiros), Thessalien und am Parnaß heimisch.
Die Fluth: D eu k a li o n und P y r r h a, feilen und seine Söhne.
— Die vier Geschlechter oder Zeitalter. Ein andrer tief-
sinniger Mythus von der Entstehung und Belebung des Menschen-
geschlechtes die P r o m e t h e u s s a g e. H^o^d-ivg nvqcpóqog. Feuer
und Licht, Symbol des Geistes, ein Raub an der Gottheit.
Seine Strafe.
B. Die Götterwett.
Die ursprüngliche Naturreligion entwickelt sich durch Ueber-
tragung des Natürlichen auf das geistige Gebiet, und durch die
dichtende und bildende Phantasie des Volkes allmählich zum
Polytheismus. Das Maß der Göttergestalten ist die phan-
tastisch erhöhte menschliche Persönlichkeit (urdptonorpvetg). Weiter-
bildung und Umbildung durch die Poesie (über Homer und Hesiod
s. Herod. Ii, 53), die Kunst, endlich auch durch die Philosophie.
Nirgends sind sie zu reinen sittlichen Gestalten, zu wahrhafter
Göttlichkeit. Allmacht, Allwissenheit u. s. w. durchgebildet worden;
nur von Alter und Tod frei.
Mitten in diesen polytheistischen Vorstellungen ein dunkler
Trieb und Zug zur Wahrheit des Monotheismus, ein un-
bewußtes Suchen des aynoorog 9tog (Act. 17, 23): 1) in der
centralen Stellung des Zeus, des höchsten Gottes, des
nurrjq dvd'qwv re Ohov tí. ■— 2) Fn der Schicksalsidee
(j-iotqu, cu a a bei Homer), die indeß mehr bei Autoren (z. B.
Herodot und den Tragikern) als ün Volksbewußtsein lebendig ist;
3) in denk Begriff 6 d-tóg, wie er sich in der classischen Literatur-
periode oft neben ol dtol findet. Später suchte man in pan-
theistischen Lehren und in mystischen Instituten den Frieden
und Trost, den der Volksglaube nicht gewährte.
Die Wirkungskreise der einzelnen Götter sind nicht
überall streng geschieden; im Wesentlichen theilt sich die Götter-
welt nach den Elementen in Götter
a. des Himmels (ovquviot-j <Xl\d)ovo\v[.imoi, ol urto, vnuroi,
superi),
b. des Wassers, (A«A«W<o¿),
c. der Erde (/dovioi).
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47
Vii. Cultur.
Eine lebendige Phantasie und ein edler Formensinn bilden
vor allem die geistige Mitgift der Hellenen. Daher zeigt sich
schon in dieser ersten Periode ihr Beruf, durch die allseitige Dar-
stellung des Schönen das bevorzugte Kunstvolk für alle Zeiten
zu werden. Der Ausgangspunkt für die verschiedenen Kunstzweige
ist auch hier die Volksreligion, die Mutter alles höheren
geistigen Lebens.
I. Literatur. Wie jede Volksliteratur beginnt auch die
griechische mit der Poesie. Die Entwicklung der Prosa in
Philosophie, Geschichtschreibung, Redekunst gehört, wenn auch die
frühesten Anfänge der beiden ersten Gebiete schon vor die Per-
jerkriege fallen, der zweiten Periode an. Von den Grund-
formen der Poesie ist die epische die am frühesten kunstmäßig
ausgebildete, nach ihr folgt die Lyrik, zuletzt (erst in der fol-
genden Periode) die aus beiden sich entwickelnde dramatische.
Die epische ist vor allem die Dichtung des ionischen, die lyrische
als die universellste die des dorisch-äolischen wie ionischen, die
dramatische die des attischen Stammes, der zuletzt, wie im
Staat, so in der gesammten Literatur an die Spitze Griechenlands
tritt. Die altepische Poesie hat zum Stoff und Inhalt die Götter-
und Heroenwelt.
Homers in den ionischen Kolonien Kleinasiens um 900
v. Ehr. entstandenen Volksepen wurden zu allen Zeiten als die
erste Dichtung der Hellenen betrachtet, besonders in Athen, wo
man sie bei der gottesdienstlichen Feier der Panathenäen benutzte,
zur Anerkennung gebracht. Ihr großer Einffuß auf die Gesammt-
bildung des Volks wie auf die späteren Dichter.
Hesiodos, wahrscheinlich bald nach Homer dichtend, aus
Askra in Böotien (sein Vater aus Kyme Phrikonis), die Ueber-
lieferung über sein Leber: unsicher und sagenhaft. Nur das
Lehrgedicht'^/« y.ul rjfxsqui schon nach der Ansicht der Alten
unzweifelhaft sein Werk, doch vielfach interpoliert. Unter seinem
Namen gehen noch die Qioyovia und 1donig ‘Hqcmleovg (scutum
Herculis), andre seiner Werke sind verloren. —
An die homerischen Epen schließen sich 1) die s. g. homerischen
Götter-Hymnen, 2) die Kykliker an, welche die Sagenkreise
der Ilias und Odyssee weiter behandelten.
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68
der Vorläufer des Herodotos von Halikarnassos, der das
erste wirkliche Geschichtswerk auf hellenischem Boden schafft: Dar-
stellung des Kampfs der Hellenen und Barbaren, der in den
Perserkriegen gipfelt: geboren um 480, starb zu Thurioi in
Italien um 428. Außerordentliches Wissen verbunden mit ge-
sundem Blick und feiner Beobachtung, deren Richtigkeit in vielen
Fällen durch neuere Reisende bestätigt, einfache gefällige Dar-
stellung des auf vielen Reisen Selbstgeschauten oder sorgfältig
Erkundeten, poetischer und religiöser Sinn und verständiger
Patriotismus machen das Werk zu einer der wohlthuendsten Pro-
duktionen aller Zeiten. Die lyrische Dichtung zeigt den
großen Namen des Thebaners Piudaros (geb. 5^2, Ver-
herrlichung der Sieger in den nationalen Spielen, den olympischen,
nemeischen, isthmischen, pythischen): die dem perikleischen Zeitalter
charakteristische Form das Drama. Seine Entstehung; Zusam-
menhang mit der nationalen Großthat der Perserkriege: Aeschy-
los (525—456) kämpft bei Salamis mit; Sophokles (497—
406) unter dem Jünglingschor bei der Siegesfeier; Euri-
pides am Tag von Salamis geboren. Die Aufführungen au
den Dionysossesteu in dein großen Theater (erbaut 500) an
der Südostseite der Burg bilde:: einen Theil des Kultus; Preis-
bewerbung mit je einer Trilogie von 3 Tragödien, denen
ein Satyrspiel heiteren Charakters folgt. Ausstattung des Chors
Ehrenpflicht reicher Bürger. Den Stoff für die Tragödie:: bietet
der unerschöpfliche Schatz der Götter- und Heroensagen, mit
seltenem Hinübergreifen in die unmittelbare Vergangenheit (Aeschy-
los Perser, wo Beschreibung der Schlacht bei Salamis). Die
noch erhaltenen Stücke des Aeschylvs: der gefesselte Pronietheus,
Sieben gegen Theben, Perser, die Trilogie Agamemnon, Choe-
phoren, Enmeniden (Orestie), die Schutzslehenden; des Sophokles:
Antigone, Elektra, Oidipus Tyrannos, Oidipus auf Kolonos,
Aias, Philoktetes, Trachinierinnen. Mit den übrigen Künsten
in: Verein dienen sie, der Religion und ihrer mythologischen
Grundlage durch edle Form und tiefen sittlichen Gehalt Stütze
und Halt im Vvlksbewußtsein zu geben.
Die persönliche Stellung des Perikles in diesen: Staate be-
zeichnet Thukydides vollkommen mit den Worten: syiyvevo Xoyw
¡uh- 3rji-ioy-Qutiu., £(jytp c)x vno rov tcowtqv avdoog aq/rj.
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206
«
4. Literatur.
Wie die Kunst, so ist auch die Literatur der Römer nicht
selbständig und originell, sie lehnt sich vielmehr an die der
Griechen als ihr Vorbild an. Rom wurde eher durch Thaten
als durch Schriften berühmt; oder wie Sallust sich ausdrückt, die
besten Römer wollten lieber Thaten verrichten, als sie beschreiben*).
Bis zu dem Ende des ersten punischen Krieges verlegten sich die
Römer auf Krieg, Ackerbau und praktischen Staatsdienst und
suchten und fanden darin die höchste Ehre. Ja noch lange nach-
her galt die Ansicht, daß die Beschäftigung mit den Wissenschaften
dem Staate keinen Nutzen bringe, und selbst noch Cicero glaubte
sich wegen seines Studiums der griechischen Sprache rechtfertigen
zu müssen.
a. Poesie.
Wenn in irgend einem Zweige der Literatur, so war in der
Poesie der praktische Römer am allerwenigsten schöpferisch. In
der Auffassung des Schöllen blieb überdies ein gewisses sinnliches
Element vorherrschend; der Römer liebte besonders diejenige
Poesie, welche Vergnügen und Unterhaltung gewährte. So war
es das Schauspiel, welches zuerst Eiugang bei ihm fand.
Das Drama. Die bucolische Poesie.
Das erste Drama führte in Rom nach einem griechischen
Muster ein Grieche auf, Namens Andrónikus. Er wurde nach
der Einnahme seiner Vaterstadt Tarent (im Jahre 272) noch
sehr jung als Sklave nach Rom gebracht, wo er von seinem
Herrn Livius Salinator freigelassen wurde und den Namen
Livius Andronikus annahm. Er schrieb Tragödien und Comödien
und eröffnete damit die sich schnell entwickelnde römische dramatische
Literatilr.
Sein Nachfolger war Nävius (nimmt Theil am ersten
punischen Krieg), aus Campanien gebürtig. Seine Hauptthätig-
keit war dramatischen Gedichten zugewendet, die er nach griechi-
schen Mustern schrieb; bemerkenswerth ist es, daß er schon
römische Stoffe seinen Stücken zu Grunde legte**). Als Ple-
*) Sallust. bell, catilin. Viii.: optumus quisque facere quam die ere,
sua ab aliis benefacta laudari quam ipse aliorum narrare malebat.
**) Stücke, deren Gegenstand dem römischen Nationalleben entnommen
war, nannte man fabulae togatae oder praetextatae.
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208
tomime, welche das Wort wegwarf und ganz in einem von Tanz
und Musik begleiteten Geberdenspiele aufging. Aus der Zeit
Nero's rühren nach griechischen Mustern in dunkler, hochtrabender
Sprache geschriebene Tragödien, welche dem Seneca zugeschrieben
werden; sie waren wahrscheinlich rhetorische Uebungsstücke und
zur Ausführung nicht bestimmt.
In der ersten Zeit wurden die Theatervorstellungen auf
improvisirten Gerüsten gegeben, und das Volk sah ihnen stehend
zu. Ein Theater mit festen Sitzplätzen, das 154 errichtet worden
war, wurde auf den Antrag des P. Cornelius Nasica nieder-
gerissen; ja es wurde durch einen Senatsbeschluß verboten, inner-
halb der Stadt oder in einem Umkreise von tausend Schritten
einen Bau mit Sitzplätzen aufzuführen, weil der sitzende Genuß
von Theatervorstellungen mit der männlichen Würde eines Römers
unverträglich sei*). Erst durch Mummius wurden Theatergerüste
nach griechischer Weise mit Sitzplätzen für das jedesmalige Be-
dürfniß errichtet. Ein großes meist steinernes Theater wurde
zuerst im Jahre 55 von Pompejus ausgeführt; von der Zeit an
entstanden stehende Theater in großer Zahl.
Der Eintritt in das Theater war unentgeltlich und Allen,
auch Frauen und Kindern gestattet; nur der Sklave war aus-
geschlossen.
Die bucolische Poesie ist mit der dramatischen insofern ver-
wandt, als sie im Zwiegespräch Charaktere entfaltet.
Vergilius (siehe unten) schrieb zehn Eklogen oder Bucolica,
worin er den Theocrit nachahmte, gar liebliche, lebensvolle, mit
Anspielungen auf Zeitverhältnisse durchwebte Bilder des Natur-
und Hirteulebens.
Das Lehrgedicht, die Satire, die Fabel.
T. Lucretius Carus, geb. 99, gest. 55 v. Christus, schrieb
auf Grund der epikureischen Lehre von dem Ursprünge und der
Erhaltung der Welt (Atomenlehre) ein Lehrgedicht äs rsrum
natura in sechs Büchern. Der Dichter hat den der Anschauung
sich entziehenden, daher für dichterische Gestaltung wenig geeigneten
Stoff mit Geschick und Lebendigkeit zu behandeln gewußt.
*) Atque etiam senatus consulto cautum est, ne quis in urbe pro-
piusve passus mille subsellia posuisse sedensve ludos spectare vellet,
ut scilicet remissioni animorum iuncta standi virilitas propria Romanae
gentis nota esset.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
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212
von Aeneas an bis auf seine Zeit. Besonders ist hier zu nennen
M. Porcius Cato, der bekannte Censor, er verfolgte ebenfalls
die römische Geschichte bis auf seine Zeit in einer gründlichen
Schrift, die den Titel Origines führte. Die Schriften der beiden
genannten Annalisten sind verloren gegangen. Auch wurde die
Geschichte von Dichtern episch behandelt (s. epische Poesie).
Die kunstgem.äße Darstellung der Geschichte beginnt erst
zur Zeit Sullas. Wir nennen zuerst C. Sallustius Crispus,
geb. 86 zu Amiternum im Sabiuerlande, gest. 34 v. Chr. Er
schrieb eine Geschichte der catilinarischen Verschwörung (bellum
catilinarium), die er selbst miterlebte. Ferner schrieb er den
jugurthinischen Krieg, wobei ihm sein Aufenthalt in Afrika als
Statthalter sehr förderlich war; diese beiden Schriften sind voll-
ständig erhalten, während seine 5 Bücher historiarum bis aus
Bruchstücke verloren gegangen sind. Sallust war Gegner der
Optimatenpartei und deckte deren Fehler unerbittlich auf, er
eiferte überhaupt mit Bitterkeit gegen die Schwächen seiner Zeit,
wovon er jedoch selber nicht frei war.
C. Iulius C äsa r schrieb mit spielender Leichtigkeit, Gewandt-
heit und Eleganz die Geschichte seiner in Gallien geführten Kriege
(58 bis 51): eommentarii de bello gallico libri Viii,, ferner
3 Bücher de bello civili. Das achte Buch de bello gallico,
die Schrift de bello Alexandrino, de bello Africano und
Hispaniensi rühren wahrscheinlich nicht von ihm her.
Cornelius Nepos geb. 90 v. Chr. in Oberitalien, lebte
später lange in Rom und stand zu Cicero, Atticus, Catull und
andern in freundschaftlichen Beziehungen. Seine libri illustrium
virorum sind Verloren gegangen; ihm werden ferner zugeschrieben
die noch erhaltenen vitae excellentium imperatorum, die vielleicht
ein Auszug aus einem größeren Werke sind.
Der wichtigste römische Geschichtschreiber ist Titus Livius
geb. 59 v. Chr. zu Padua (Patavium), lebte eine Zeit lang zu
Rom als Lehrer des nachmaligen Kaisers Claudius, dann zu
Neapel und starb 17 n. Chr. Er schrieb ein großartiges Werk
historiae Romanae in 142 Büchern, wovon 1 bis 10 und 21
bis 45 erhalten sind. Er behandelt seinen Gegenstand mit Pietät
und Treue, seine Darstellung ist frisch und lebendig, er ist be-
strebt die Geschichte lehrreich zu machen, die Vergangenheit der
Gegenwart als einen Spiegel vorzuhalten.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Porcius_Cato Sullas C._Sallustius_Crispus C._Iulius Cornelius_Nepos Titus_Livius Claudius
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Gallien Oberitalien Rom Padua Neapel