Das Europäische oder Kaukasische Weltwirtschaftsreich.
57
Hanfplantagen wurden in Deutsch-Ostafrika im Gebiet der Usambara-
Berge und in einigen anderen Bezirken angelegt.
b) Die Biehzucht. Die trockneu Steppengebiete Ostafrikas sind
für den Betrieb der Viehzucht im allgemeinen Keffer geeignet als für
den des Ackerbaues. Vor Ausbruch der Rinderpest (1891) hatten einige
Völkerschaften, wie die Massai, schon einen bedeutenden Viehstand. Für
den Betrieb der Viehzucht kommt ferner noch die oberste Höhenzone der
dem Hochlande von Ostafrika aufgefetzten Erhebungen in Betracht. Sie
wird namentlich auf dem Hochlande von Abeffinien stark betrieben und
spielt in diesem Lande eine viel größere Rolle als der Ackerbau.
c) Der Bergbau. Für den Bergbau hat Ostafrika noch keine
Bedeutung erlangt, obfchon wohl mineralische Schätze nicht fehlen.
ä) Die Beteiligung am Welthandel. Zur Angliederung §
Ostafrikas an den Weltverkehr konnte der Nil wenig beitragen,
weil Katarakte diesen Wasserweg sperren und auch die Wüste abschreckte.
Günstige Windverhältnisse machten es aber den Arabern möglich, eine
Schiffahrtslinie nach der Küste Ostafrikas einzurichten, und Sansibar
wurde ein Stützpunkt des arabischen Handels, ein Sitz arabischer Kultur.
Die Fahrt dorthin wurde im Nordwinter mit Hülfe des Nordostmonsuns
gemacht, und sobald zu Anfang des Nordsommers der Südwestmonsun
einsetzte, fand die Rückreise statt. Die Dürre der Steppen erschwerte
das Vordringen des arabischen Einflusses nach dem Innern sehr. In
jüngster Zeit hat England durch den Bau der Ugandabahn das
wertvolle Seengebiet erschlossen, und auch im N uähert sich die Nilbahn
und macht die Nilschiffahrt Fortschritte. In die Abgeschlossenheit
Abessiniens hat die französische Bahn von Djibuti nach Harar die
erste Bresche gelegt. Unter den Städten Ostafrikas steht Sansibar,
das Sitz eines Sultans ist, sich aber jetzt unter englischer Herrschaft be-
findet, an erster Stelle. Es ist ein wichtiger Handelsplatz, besonders für
den Handel nach Indien hin. Ihm gegenüber liegt an der Küste
Dentsch-Ostafrikas Daressalg.nl (— Friedenshafen). Mombofa (mon-
boffa) ist Ausgangspunkt der englischen Ugandabahn. Auf den Welt-
markt liefert Ostafrika besonders Kautschuk, Gewürznelken, Kopra,
Sisalhans, Elfenbein, Wachs, Kaffee und Baumwolle; als
Baumwollgebiet dürfte es noch eine Bedeutung erlangen, da die geerntete
Baumwollfaser von hervorragender Güte ist.
k) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland.
Der Besitz einer großen Kolonie in Ostafrika, nämlich Deutsch-
^stasrikas, gibt Deutschland die Möglichkeit, sich an dem Waren-
austausch mit dem Wirtschaftsreiche in immer stärkerem Maße zu
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Extrahierte Personennamen: Mombofa
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch-Ostafrika Ostafrikas Ostafrika Ostafrika Ostafrikas Ostafrikas Sansibar England Abessiniens Djibuti Ostafrikas Sansibar Indien Daressalg Ostafrika Kopra Deutschland Ostafrika Deutschland
Das Europäische oder Kaukasische Weltwirtschaftsreich. 49
Italien, auf den Jonischen Inseln, in Griechenland, Algerien und ans
den westafrikauischen Inseln; geschätzte Erzeugnisse sind der Malaga-
Wein (aus Südspanien), der Port-Wein (von Oporto), viele italienische
Weine, die griechische Korinthe (aus dem westlichen Griechenland), der
Samos-Wein (von der Insel Samos) und andere griechische und klein-
asiatische Weine, der algerische Wein und der Madeira (von der Insel
Madeira). Die Verbreitungsgebiete des Ölbaums sind das untere
Rhonegebiet im südlichen Frankreich. Mittel- und Süditalien, Spanien,
Portugal, die Westküste und die südlichen Gebiete der Balkan-Halbinsel,
die Insel Kreta, Kleinasien und Syrien, Tunesien, Algerien und Marokko.
Unter den südländischen Obstarten des Mittelmeergebiets sind die
Agrumen, nämlich Apfelsinen und Citrouen, und die edle
Kastanie die wichtigsten. Der Anbau von Apfelsinen ist sehr wichtig für
Süditalien, Sizilien (Messina-Apfelsinen) und das südöstliche Spanien
(Valencia-Apfelsinen), während die Kastanie im Hügelland von Toskana
ein wichtiges Volksnahrungsmittel, wichtiger als Brot ist. Südländische
Gemüsearten (Tomaten, Artischoken und Frühgemüse) liefert uament-
lich Italien und die Insel Malta (Malta-Kartosfeln). Die Zucht von
wohlriechenden Blumen ist an der Riviera und in Ostrnmelien
(Bilderanh. 8) eine wichtige Kultur. Datteln werden in Syrien,
in Ägypten, in den Oasen der Sahara und in Marokko, Feigen in
Kleinasien (Smyrna-Feigen) gezogen. Ägypten liefert ferner eine sehr
geschätzte Baumwolle und Tabak. Letzterer wird auch in der
Türkei viel augebaut. Durch Korkgewinnung (Bilderanh. 9) zeichnen
sich das südöstliche Spanien, das südliche Portugal, Algerien und
Tunesien aus, und in den nämlichen Ländern wird auch das Halfa-
gras gewonnen. Der Maulbeerbaum ist namentlich in Süd-
frankreich, Italien und Griechenland viel angebaut. Im Gegensatz zu
Mittel- und Nordwesteuropa sind die meisten Mittelmeerländer arm
an Wäldern und daher auch arm an Holz.
d) Die Viehzucht und die Fischerei. In den meisten Mittel-
meerländern spieltdieviehzucht, da infolge des trocknen Klimas die Weiden
meist wenig grasreich sind, eine untergeordnete Rolle. Die Rind-
Viehzucht beschränkt sich auf die kühleren und feuchteren Gebiete und
anf die wiesenreichen Niederungen; nur in den nordwestlichen Gebieten
der Pyrenäeu-Halbinfel und in der Lombardischen Tiefebene hat sie
eine größere Bedeutung. Wichtiger sind im allgemeinen Schaf- und
Ziegenzucht, zumal die trockne Nahrung die Woll- und Haarbildung
günstig beeinflußt. Besonders zwei Länder zeichnen sich in dieser Hin-
sicht aus, die Hochebene von Castilien in Spanien durch die Zucht der
Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausgabe C'iii. 4
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Extrahierte Personennamen: Oporto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Griechenland Algerien Griechenland Samos Frankreich Spanien Portugal Balkan-Halbinsel Kleinasien Syrien Tunesien Algerien Marokko Sizilien Spanien Toskana Italien Malta Ostrnmelien Syrien Sahara Marokko Kleinasien Spanien Portugal Algerien Tunesien Süd- Italien Griechenland Nordwesteuropa Pyrenäeu-Halbinfel Lombardischen_Tiefebene Spanien
52 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
Wein, Ausfuhr 12), Bulgarien (Einfuhr 6, Ausfuhr 16) und Marokko (Einfuhr
10, Ausfuhr 2 Mill. Mark) ist der Handelsverkehr nicht unbedeutend. Mit den
sämtlichen Mittelmeerländern betrug dieser i. I. 1908 540 Mill. Mar! iu
der Einfnbr und 560 in der Ausfuhr, zusammen also 1100 Mill. Mark.
4. Der Sudan und Has Kongobecken
oöer das tropische Ä)estasrlka.
(4. Wirtschaftsreich.)
a) Der Pflanzenbau. An das dürre Nordafrika schließen sich
nach 8 Landschaften an, in denen eine große Wärme und eine größere
Regenmenge eine viel üppigere Entfaltung des Pflanzenlebens
hervorrufen. Mit der Annäherung an den Äquator nimmt, weil die
Trockenzeiten kürzer, die Regenzeiten aber länger und die Regenmenge
größer wird, die Üppigkeit des Pflanzenwuchses immer mehr zu. Die
baumbesetzten Grassavannen des Sudan bildeu den Übergang
zu den Urwaldgebieten der Küste, wie dem Kamerunwalde, und
zu dem riesigen Urwaldgebiete des Kongo. In diesen Urwald-
gebieten hat die Natur ungeheure Pflanzenschütze aufgespeichert.
Durch den Plantagenbau vermag der Mensch diese Schätze zu er-
halten und zu vermehren. Als die wichtigsten Gewächse des afrikanischen
Urwaldes sind die Ölpalme und die kautschukliefernden Gewächse
zu bezeichnen. Aus diesen Gewächsen hat namentlich der frühere Kongo-
staat, die jetzige belgische Kongokolonie, große Einnahmen gezogen. Auch
au wertvollen Holzarten sind die Urwaldgebiete reich. Unter den
Kulturen der Eingeborenen haben für den Handel der Erdnuß-,
Baumwoll- und Maisbau die größte Bedeutung oder doch die meisten
Aussichten für die Zukunft. In der Kolanuß besitzt der Sudan ein
wichtiges Erzeugnis für den Handelsverkehr unter den Sudanvölkern
selbst. Für den Plantagenbau der Europäer ist neben der Kultur
der Ölpalme und der Kautschukpflanzen auf gutem Boden besonders
Kakao, wie an Kameruu-Gebirge in der deutschen Kolonie Kamerun,
in Britisch-Westasrika und in Portngiesisch-Weftafrika, eine aussichtsreiche
Kultur. Iu der englischen Goldküsten-Kolonie hat sich diese schwierige
Kultur mit Erfolg sogar zu eiuer Eingeborenen-Kultur entwickeln lassen.
Auch Kaffee, Tee, Sisalhauf und andere Kulturen dürften gute
Aussichten haben. An den trockeneren Küstenstrecken Guineas ist die
Kokospalme von den Portugiesen in früherer Zeit angepflanzt worden.
d) Die Viehzucht. Die trocknen Hochflächen des Sudan,
auch im Hinterlande der deutschen Kolonien Togo und Kamerun, sind
vor allem zur Viehzucht geeignet. Bei vielen Völkern tritt diese
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54 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschland.
und der Kongowald wurden erst i. I. 1877 durch Stanley [ftänlij ent-
deckt und bekannt). Der Sudan besitzt iin Senegal, Niger und dessen
großen Nebenflüsse, dem Venne, Flußläufe, die wenigstens ans weiten
Strecken als Schiffahrtstraßen dienen können, und der Kongo bildet
mit seinen riesigen Nebenarmen ein weitverzweigtes Netz von
Wasserstraßen, deren Gesamtlänge etwa 7 500 km beträgt. Zur
Umgehung der durch Wasserfälle gesperrten Stromstrecken sind aber
Eisenbahnbanten nötig. In Belgisch-Kongo sind diese meist schon
ausgeführt. In fast allen europäischen Kolonien Westafrikas sind
ferner Eisenbahnlinen, die von der Küste nach dem Innern führen,
in Bau genommen; sie sollen die wichtigsten Gebiete des Hinterlandes
dem Handelsverkehr und der Kultur erschließen. Nach ihrer Fertig-
stellnng wird das Wirtschaftsreich des tropischen Westafrika noch viel
größere Schätze auf den Weltmarkt liefern können, als es heute schon
der Fall ist, namentlich große Mengen Palm kerne und Palmöl,
Kautschuk, Elfenbein, Erdnüsse, Baumwolle, Mais, Kakao
und andere Erzeugnisse des Plautageubaues, sowie Kupfer
und Ziuu (aus dem Kataugagebiet).
f) Die Bedeutung des Wirtschaftsreiches für Deutschland.
Durch den Besitz von zwei wertvollen Kolonien, von Togo und
Kamerun, ist Deutschland ein bedeutender Anteil an den Schätzen,
am Handel und an großen Unternehmungen (Bahnkanten, Hafenbanten)
im tropischen Westafrika gesichert. Der Handelsverkehr des Deutschen
Reiches mit den Ländern des Sudan ist schon heute ziemlich bedeutend,
aber noch sehr entwicklungsfähig, besonders der mit den eignen Kolonien.
Der Handelsverkehr mit dem reichen Kongogebiete, den früher der bel-
gische Kongostaat völlig unterbunden hatte, dürfte sich ebenfalls günstig
entwickeln, nachdem Belgien einen Teil dieser Kolonie dem freien Ver-
kehr geöffnet hat. Namentlich wäre es möglich, den Handelsverkehr aus
dem erzreichen Katangagebiet zum Teil über Deutsch-Ostasrika zu leiten,
wenn im 8 dieser Kolonie eine Bahn nach dem Innern erbaut würde.
Im Jahre 1908 führte Deutschland aus Togo Waren im Werte von fast
4 Mill. Mark, aus Kamerun im Werte von 8v2 Mill, Mark ein, und seine Ausfuhr
uach diesen beiden Kolonien betrug 21/* bezw. 6l/2 Mill. Mark. Aus Togo bezog
es hauptsächlich Mais (21/* Mill. Mark), Kautschuk ('/-), Palmkerne und Palmöl ('/-)
und Baumwolle (V*), aus Kamerun Kautschuk (5l/s Mill. Mark), Kakaobohnen (Ivb),
Palmkerne und Palmöl und Elfenbein (V3). Viel bedeutender ist der Waren-
austausch mit Britisch-Westafrika; er betrug fast 60 Mill. Mark in der Einfuhr
(Palmkerne, Kakaobohnen, Palmöl, Kautschuk) und 12 Mill. Mark in der Ausfuhr.
Aus Belgisch-Kongo bezog Deutschland ebenfalls Waren im Werte von 11 Mill.
Mark (hauptsächlich Kautschuk), während seine Ausfuhr dorthin nur 1 Mill. Mark
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Senegal Niger Belgisch-Kongo Westafrikas Westafrika Deutschland Togo Kamerun Deutschland Westafrika Deutschland Togo Kamerun Togo Kamerun Belgisch-Kongo Deutschland
56 Die Wirtschaftsreiche der Erde und ihre Bedeutung für Deutschlands
1700 in) mit reichem Palmenschmuck, 2) die Woina-Dega (bis 2400 m)
mit herrlichem, etwa südeuropäischem Klima und Pflauzeulebeu, die den
größten Teil des nur in den tiefen Schluchten bewaldeten Hochlands
mit umfaßt, und 3) die Dega, d. i. die sehr pflanzenarme und meist
schneebedeckte Hochregion. Für den Ackerbau eröffnen die trocknen
Steppengebiete Ostafrikas keine günstigen Aussichten. Auch
der Boden hat vielfach eine ungünstige Beschaffenheit. Der
vielverbreitete Lateritboden verlangt, weil er das Wasser rasch ein-
sinken läßt, viel Feuchtigkeit, um gute Erträge liefern zu können. Von
Erzeugnissen der trocknen Gebiete Ostafrikas ist der Kaffee zu nennen,
dessen Heimat das Land südlich von Abessinien ist. Anderseits besitzt
Ostafrika auch manche für Anbau und Besiedelnng wertvolle Gebiete,
wie das Hochland von Abessinien, die übrigen Erhebungen
auf dem Hochland, das Seen gebiet und deu regenreicheren Abschnitt
der Ostküste. Abessinien hat durch seine bedeutende Erhebung
gleichsam die Tropenlage eingebüßt. Seine Bewohner entgingen dem
schroffen Wechsel zwischen der feuchtheißen Regenzeit und der heißdürren
Trockenzeit. Ferner bot das fast mauerartig in Stufen aufsteigende
Land mehr Sicherheit. Mit den drei Höhen- und Pflanzenzonen
wechselt auch das Bild des Anbaues. In der heißen, meist mit Wald
bewachsenen Kolla wird Durrah und Baumwolle geerntet. Die Haupt-
zoue des Getreidebaues ist die zweite, umfangreichste Zone, die
Woina-Dega. Weizen und Gerste werden in ihr viel angebaut.
Auch die höher als 2400 m gelegene Dega gestattet noch deren Anbau.
Erst in einer Höhe von 3w0 m hört dieser auf. Die übrigen
Erhebungen sind gleich Abessinien wertvolle Kulturoasen in steppen-
artiger Umgebung und gestatten ebenfalls in der untern heißen Zone
Plantagen-, in der Mittlern Getreidebau. Das Seeugebiet Ost-
afrikas ist fchon heute vou eiugeboreueu Völkern verhältnismäßig gut
angebaut und ziemlich dicht besiedelt, namentlich das englische Uganda,
doch auch ein Teil des deutschen Gebietes. Die günstige Verteilung
der Niederschläge ermöglicht bei der stetig hoheu Wärme wenigstens ein
zweimaliges Ernten. Hirse, Mais, Bananen und andere Gewächse
werden von den Eingeborenen überall angebaut. Auch für Kaffee-,
Zucker-, Baumwoll- und Tabakplantagen würden sich gute Aus-
sichten eröffnen. Für Plantagenbau dürfte aber in erster Linie
wegen der günstigen Lage der regenreichere Küstenstrich Ostafrikas
in Betracht kommen. Am wichtigsten ist bisher der Anbau von Kokos-
palmen, sowie der Gewürznelke, die besonders auf der wertvolleu
Insel Sansibar gewonnen wird. Bedeutende Kaffee- und Sisal-
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154 Kriege gegen Frankreich. Luther's Lehre.
n.c.g.
1521. Erster Krieg gegen Franz I. von Frankreich:
Die Franzosen schnell aus Spanien verdrängt, in Italien bei
1522. Bicoca (Marschall von Lautrec durch Prosper Colonna),
und nachdem Karl von Bourbon zum Kaiser übcrgegangcn,
1524. eben so bei Piomagnano unter Bonnivet geschlagen, — Tod
des Ritters Bayard; Italien frei von den Franzosen; aber
der Einfall der Kaiserlichen in die Provence mißlingt; Franz
1525. erobert wieder Mailand, belagert Pavia (Anton von Leyva),
wird geschlagen, gefangen; im folgenden Jahre, unter Be-
dingungen, die er beschwört, entlassen, täuscht er den Kaiser,
und bildet die heilige Ligne,
1526. Zweiter französischer Krieg: Karl von Bourbon
nimmt Mailand, erstürmt Rom, fällt 1527. Der Pabst in
der Engelsburg belagert, gefangen; doch bald durch die Er-
oberungen der Franzosen (Lautree, Andreas Doria von
Genua) in Neapel wieder frei. Doria geht zum Kaiser über,
1529. Frieden zu Cambrai (paix des t)ames).
In Deutschland indessen drohende Religionsunruhen:
Luther arbeitet auf der Wartburg an der Uebersetzung der
Bibel, eifert gegen den neuen Ablaßhandel des Churfürsten
Albrecht von Mainz, stellt in Wittenberg die durch Karlstadts
1522. Bilderstürmerei rc. gestörte Ruhe wieder her, und gewinnt
ungeachtet seines Streites mit Heinrich Vii!. von England
und mit Erasmus (freier Willen) immer mehr Anhänger; er
legt 1524 sein Mönchskleid ab, und vermählt sich im folgenden
Jahre mit Katharina von Bora; seine Lehre findet, nachdem
die Katholischen zu Regensburg durch den päbstlichen
Legaten Campeggio eine Verbindung geschloffen, besonde-
ren Schutz bei dem Landgrafen Philipp dem Großmüthigen
von Hessen, bei dem Churfürsten Jo Hann dem Beständigen
von Sachsen (Friedrich der Weise starb 1525), und dem
Markgrafen Albrecht von Brandenburg, dem Hochmeister
des deutschen Ordens, Herzog von Preussen.
Untergang des unruhigen « Franz von Sickingen,
der, sowie auch Ulrich von Hutten, dem Lutherseinen Schutz
angeboren.
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Extrahierte Personennamen: Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Bicoca Colonna Karl_von_Bourbon Karl Piomagnano Bayard Franz Anton_von_Leyva Karl_von_Bourbon Karl Andreas_Doria_von
Genua Albrecht_von_Mainz Albrecht Heinrich Heinrich Katharina_von_Bora Campeggio Philipp Philipp Friedrich Friedrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Franz_von_Sickingen Franz Ulrich_von_Hutten
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Italien Lautrec Italien Mailand Pavia Mailand Rom Engelsburg Neapel Cambrai Deutschland Wittenberg England Hessen Sachsen Preussen
— 177 —
fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer,
Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?.
Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil
lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die
Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten
Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut
begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen
Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier.
Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell
wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein-
richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen
das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und
Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem
Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend,
doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein
ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem
Europäer zuin Vorbild dienen.
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— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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