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1. Geschichte des Mittelalters - S. 371

1854 - Weimar : Böhlau
371 zenden Abhänge des Dattellandes spendeten dem geringen Fleiß der Menschen die ganze Fülle ihres Segens. Aus den Gebirgen kam Holz und Wolle, und in ihrem Inneren offenbarten sich reiche Erz- lager von Silber, Eisen und Kupfer. In der prächtigen Hauptstadt Kairowan trafen die Straßen zusammen; hier harten die Fürsten des Landes ihre Hofhaltung, hier war die erste Moschee des Lan- des, nach der Beschreibung ein zauberhafter Bau, und an sie schloß sich ein Bazar, wo Kaufleute aus den entferntesten Grenzmarken ihre Waaren auslegten. In der Nähe der Hauptstadt entstanden bald neue Orte, die meisten an der Meeresküste. Bedeutend war der innere Verkehr und der überseeische Handel nach der gegenüber- liegenden Küste Europa's, besonders mit den Glaubensgenossen in Spanien und Sicilien. Mauretanien hatte fruchtbare Küsten und fruchtbare Thäler zwischen den emporsteigenden Gipfeln des Atlas. Drei vortreffliche Häfen, Oran, Ceuta, Tanger, versahen den Seehandel und dienten als Waffenplätze. In der Hauptstadt Fez fanden politische Flüchtlinge eine Freistätte und brachten aus Spanien neue Kennt- nisse und Gewerbszweige und mildere Sitten in das halbwilde Land, und bald blühte ein reges Leben auf. Für den Landhandel wurde Fez ein Stapelplatz; dessen Färbereien, Seifen und Essenzen waren berühmt; auch in Metallwaaren zeichnete es sich aus. Von Sus, der äußersten Stadt Mauretaniens am atlantischen Ocean bis zum Nil ging eine gut unterhaltene, alle Hauptstädte des Binnenlandes berührende Straße, von welcher Seitenwege nach den nahgelegenen Seehäfen führten. Der wißbegierige Eifer und der energische Thä- tigkeitstrieb des Arabers begnügten sich aber nicht mit der bekann- ten Straße. Es trieb ihn, selbst zu sehen was jenseits der Schnee- gipfel des Atlas und der Schrecknisse der Sahara an dem großen fabelhaften Strome lag, von dessen Schätzen er in den Denkmälern des Alterthums Beweise fand. Die Religion und der Handel der Araber sind bis tief in das Innere Afrika's gedrungen. Karawa- nen durchzogen von allen Seiten die Wüste, die alten Wege wur- den aufgefunden, neue hinzugefügt, unter den schwarzen Völkern Moscheen gebaut und um die Moscheen Bazare eingerichtet. Den blühenden Zustand der Provinzen Afrika und Mauretanien übertraf noch der von Aegypten. Bei seiner Lage und natürlichen Beschaffenheit mußte dieses Land bis zur Entdeckung Amerika's der Durchgangspunkt des Welthandels sein und bleiben und eine Reihe von Kulturepochen erleben, die es inmitten allgemeiner Zerstörung aufrecht erhielten. Die arabische Herrschaft überschritt nur wenig die Grenzen des alten Aegyptens; Assuan in der Nähe der In- seln Elephantine und Philä war die letzte Besitzung; allein der Is- lam war viel weiter nach Süden verbreitet, und die arabischen Han- delszüge lassen sich bis tief nach Abyssinien, bis zur Meeresküste ver- folgen, wo sie mit den Seefahrern zusammentrafen. Elfenbein, Gold, Sklaven, Leopardenfelle, Ambra, Schildpatt, Honig, Wachs und andere Erzeugnisse des Landes wurden gegen Spezereien, Gewürze und Fabrikate umgesetzt. Die Verbindung der Seeplätze mit dem Binnenland war schon durch die Nothwendigkeit geboten, ihre ge- wöhnlichsten Lebensbedürfnisse von daher zu beziehen. Denn so san- (24 *

2. Geschichte des Mittelalters - S. 372

1854 - Weimar : Böhlau
372 big und unfruchtbar das Ufer war, so fruchtbar und gesegnet das Innere. Die Karawanen fanden daher außer den erwähnten Lan- desprodukten auch in Getraide und Früchten eine ergiebige Ladung, um sie den Bewohnern der Küste zu verkaufen. Auch die herrlichen Pferde Abyssiniens scheinen ein Gegenstand des Handels gewesen zu sein. Es scheint jetzt kein Zweifel mehr obzuwalten, daß die Araber das alte Meroe unter dem Namen Alluah an der Grenze des heutigen Sennaar gekannt und des Handels wegen besucht haben. Stand auch die Stadt Meroe nicht mehr, so war es ein andrer Platz nicht weit davon, mit Namen Suba, welcher die Re- sidenz mächtiger Fürsten und zugleich der Stapelplatz für den Nil- handel und für den arabisch-abyssinisch-indischen Verkehr war. Der arabische Handel so wenig, als der der Ptolemäer würde den Umfang und Einfluß gehabt haben, wäre nicht das eigentliche Aegypten zugleich ein so hervorragender Sitz allgemeiner Kultur und ein Mittelpunkt des Weltverkehrs gewesen. In Aegypten zeig- ten die Araber ihre Meisterschaft im Feldbau, indem sie durch sinnreiche Wasserwerke und Kanäle einen bedeutenden Umfang zeither unfruchtbaren Landes für den Anbau gewannen und Aegyp- ten zur Kornkammer Arabiens machten. Behufs leichterer Zufuhr wurde der alte Kanal der Ptolemäer zwischen Suez und dem Nil wieder aufgegraben. In Oberägypten gab der Bergbau reiche Ausbeute an Edelsteinen, Eisen, Kupfer und Asbest. Die In- dustrie blühte vorzüglich in Unterägypten; man verfertigte die feinsten Gewebe in Seide, Baumwolle und Linnen, kunstvoll mit Gold durch- wirkt, Teppiche, Zelte, Pferdedecken, Mäntel aus Ziegenhaaren, Reitzeug und andere Gegenstände des Luxus. In Spanien haben die Araber einen höchst wohlthätigen Ein- fluß auf Handel, Gewerbe und Ackerbau, auf geistige und materielle Kultur ausgeübt. Spanien hat später die Welt beherrscht, aber größeren Wohlstand, mehr politische und religiöse Toleranz, reicheren Anbau seines herrlichen Bodens, als unter den Arabern, hat man nicht wieder gesehen. Spanien lag zerstört und entvölkert als die Araber Besitz ergriffen; aber nach hundert Jahren bot das Land ein anziehendes Bild des Gedeihens und des Ueberflusses dar. Den Arabern verdankt Spanien das Zuckerrohr, die Baumwollen- staude und die Seide. Die Bergwerke lieferten wieder, wie zur Zeit der Phönicier, reichen Ertrag an Silber, Quecksilber und Edelsteinen. In hohem Grade entwickelte sich die Industrie, Tücher von Murcia, Seidenzeuge von Granada und Muieria, Waffen aus Toledo, Baumwollenpapier von Laliba hatten Absatz durch die ganze Welt. Von der Pracht und Herrlichkeit der Hauptstädte erzählen noch jetzt die Bauw erke. Auch Sicilien hob sich unter der Herrschaft der Araber (826 — 1072) rasch zu der alten Blüthe und Wohlhabenheit empor. Die einheimischen Produkte wurden durch Zucker, Baumwolle, Manna vermehrt. Syrakus und Marsala wurden die Hauptplätze ei- nes lebhaften Handels. Wir wollen zuletzt auch von der Schifffahrt und dem See- handel der Araber berichten. Schon die Lage Arabiens zwischen zwei großen Meerbusen mußte den Sinn des Volkes früh der See

3. Geschichte des Mittelalters - S. 370

1854 - Weimar : Böhlau
370 nördlichen Ende des kaspischen Meeres ziemlich auf derselben Stelle, wo das heutige Astrachan steht. Der Hafen vereinigt die Vorzüge eines See- und Flußhafens, denn in ihm mündet die Wolga. Alle Erzeugnisse des Südens, welche im Norden Absah finden, kamen hier gegen nordische Produkte in Umtausch: Früchte, Weine, Ge- würze, gewebte Stoffe, Parfümerien, Luxusartikel, gegen Pelzwerk, Felle, Honig, Wachs, Talg, Hanf, Tauwerk, Schiffsbauholz. Der arabische Kaufmann drang auf der Wolga weiter nach Norden zu den Bulgaren. Deren Hauptstadt Bulgar scheint in der Nähe des heutigen Kasan gestanden zu haben. In Bulgar trafen die Araber mit den Russen zusammen und erhielten von diesen die von der ara- bischen Mode begehrten Pelze, vorzüglich Hermeline und Zobel, so- dann Biberfelle, Sklaven und Bernstein. — Am schwächsten war der Handel mit Constantinopel. Die Engherzigkeit und Be- schränktheit der griechischen Regierung betrachtete die Araber fort- während als Barbaren mit Geringschätzung, und das Selbstgefühl der Araber wurde durch den Stolz der Griechen zurückgestoßen, ob- gleich die Araber aus der griechischen Literatur vieles sich aneigne- ten. Jenseits des Bosporus konnten die Khalifen nicht festen Fuß fassen, aber Kleinasien wurde der Schauplatz beständiger Kriege. Der geringe Verkehr, der zu Zeiten kurzer Friedeusverträge statt fand, ging hauptsächlich über Syrien und die Grenzstadt Tarsus. Erst gegen das Ende des zehnten Jahrhunderts kamen die Araber des Handels wegen nach Constantinopel. In Afrika ist es die arabische Herrschaft allein, welche Kul- turzustände hervorruft; außer ihr ist eine wilde Natur und Mensch- heit. Das Alterthum bietet in Afrika durch eine Anzahl unabhän- giger Staaten und die Mannigfaltigkeit ihrer Verfassungen ein in- teressanteres Bild, als die arabische Periode, welche vom Nil bis zum Ocean nur eine Losung kennt. Dafür ist aber auch die mo- hammedanische Herrschaft in Afrika dauernder gewesen und hat mit ihrer Bildung eine bleibende Einwirkung auf den Erdtheil ausgeübt. Die Staaten des Alterthums waren meist des Handels wegen ge- gründete Kolonien, und die Kultur beschränkte sich fast nur auf ihr kleines Gebiet. Jene Verschmelzung der Völker, wie wir sie unter den Araberp in Afrika bemerken, konnte nur die Folge einer Reli- gion sein, welche dem Staate wie dem Einzelnen sein Leben und seine bürgerlichen Gesetze unwandelbar vorschrieb. Der Handel er- gänzte dann das Werk der Religion. Aus vandalischer Verwilderung fand Afrika seine frühere Blüthe wieder. Der Glaube verband Afrika mit der mohammedanischen Gesammtheit, die Politik jedoch trennte es frühzeitig von der weltlichen Oberherrschaft der Khalifen. Es bildete ein eigenes Reich, in welchem wieder drei von einander so gut wie unabhängige Statthaltereien mit eigenen erblichen Dy- nastien erscheinen, Mauretanien, Afrika und Aegypten. Maure- tanien begriff den nordwestlichen Theil, Fez und Marokko, Afrika, Algier, Tunis und Tripolis, und Aegypten seine alten Grenzen. Dem Umfang nach war Afrika die größte Provinz; im Innern eine brennende Sandwüste, aber an den Küsten fruchtbar; besonders gedieh die Viehzucht; auch Getraide kam in Barka zur Ausfuhr. Zucker- und Baumwollenpflanzungen waren allgemein, und die rei-

4. Geschichte des Alterthums - S. 89

1852 - Weimar : Albrecht
89 cm den Küsten des baltischen Meeres geholt oder durch Zwischenhan- del bezogen haben. Die karthagischen Kolonien an der Westküste von Afrika, an den Küsten des jetzigen Fez und Marocko, beweisen den Verkehr mit den dortigen afrikanischen Völkerschaften. Der Hauptmarkt dieses Handels war die Insel Cerne. Die Karthager brachten allerhand Putzsachen für Frauen, Geschirr für Pferde, künst- liche Becher, irdene Gefäße, Wein und ägyptisches Linnen dahin und tauschten dagegen Elephantenzähne, Häute und Fische ein. Aus Herodot sehen wir, daß die Karthager noch südlicher bis zu den Goldländern, welche erst am Senegal beginnen, gekommen sind. Sie tauschten daselbst durch eine Art stummen Handel, durch Hin- legen der Waaren ohne mit den Einwohnern zu verkehren, gegen ihre Waaren Gold ein. Noch jetzt wird nach der Erzählung neue- rer Reisenden in jenen Gegenden auf diese Weise der Tauschhandel getrieben. Ueber den Landhandel der Karthager haben wir weniger Nach- L-mdhandcl. richten; doch reicht das von Herodot über den inneren Verkehr von Afrika Mitgetheilte hin, um uns sowohl den großen Umfang jenes Handels, als auch die Aehnlichkeit mit dem jetzigen erkennen zu las- sen. Er wurde durch Karavanen geführt, welche die zwischen den Syrten lebenden Nomaden-Völker bildeten. Eine Karavanenstraße führte von Oberägypten über das alte Ammonium und Augila zu den Garamanten, den Bewohnern des heutigen Fezzan; eine andere noch weiter südlich zu den im Süden der Wüste gelegenen Gold- ländern. Gegenstände dieses Handels waren: Salz, Datteln, Skla- ven, Gold und Edelsteine. Die Karthager hatten von jeher ihr Hauptaugenmerk auf die Kriegswesen. Ausbildung ihrer Seemacht gerichtet und sie übertrafen durch die leichtere Bauart ihrer Schiffe und durch Gewandtheit in den Be- wegungen sogar die griechischen Seestaaten auf Sicilicn. Die Kar- thager waren im Seewesen im westlichen Theile des Mittelmeeres eben so berühmt als die Rhodier im Osten. Der Hafen zu Karthago war der Hauptkriegshafen, in welchem für 220 Kriegsschiffe Docken angelegt waren, und^ über denselben Magazine, welche alles zur Ausrüstung der Schiffe Nöthige enthielten. Die Heere der Kartha- ger bestanden nur zu einem kleinen Theile aus Bürgern, größten- theils aus Söldnern und Truppen der unterworfenen Völker. Nu- midier, Libyer, Mauren und andere afrikanische Unterthanen, sowie später Eingeborne von Spanien und Gallien bildeten mit kampa- nischen und griechischen Söldnern das Landheer und die Beman- nung der Flotte. In Zeiten der Noth bewaffnete man sogar auch die Sklaven der Stadt. Solche Heere konnten nur durch harte Strafen in ihrer Psticht gehalten werden. Auch gegen die Führer, die doch karthagische Bürger waren, verfuhr man mit großer Strenge, weil Truppen solcher Art von einem ehrgeizigen Führer leicht ge- wonnen und gegen den Staat selbst gebraucht werden konnten. Griechische Söldner und Generale nahmen die Karthager aus Vor- sicht nur selten in Dienste und entließen sie dann sobald als mög- lich, weil sie die Ueberlegenheit der Griechen im Kriegswesen kann-

5. Geschichte des Alterthums - S. 24

1852 - Weimar : Albrecht
24 Indo-Germa- nen und Se- miten. 1) Kostbarkeiten, edle Metalle, Gold, Silber, Edelsteine und Perlen; 2) Waaren zur Bekleidung, Wolle, Baumwolle, Seide und Pelzwerk; 3) Specereieu, Gewürze und Näucherwerk. Im Allgemeinen ist es die kaukasische Race, und von ihr wie- der die beiden großen Sprach- und Völkerfamilien der Judo-Ger- manen und Semiten, welche auch in Asien das größte Interesse dar- bieten. Die älteste Geschichte findet die Völker dieser Race, wie noch heutzutage, über den Südwesten von Asien verbreitet. Nach der Sprachverwandtschaft zählt mau jetzt zu den Semiten nicht nur die Hebräer und Araber, sondern auch alle diejenigen Völker, welche eine den Sprachen dieser Volksstämmc verwandte redeten. In die- sem ausgedehnten Sinne erstreckte sich das semitische Sprachgebiet ursprünglich über den größten Theil Vorderasiens, von den armeni- schen Gebirgen bis zur Südspitze Arabiens, und von dem Tigris bis zum Mittelmeer, und erscheint also in merkwürdiger Weise wie eingesprengt in das ungleich größere Gebiet der indo-germanischen Sprachen, zu welchen in Asien die der alten Inder und Jranier, in Europa die der Griechen und Römer, der deutschen, slavischen und lettischen Völker gerechnet werden. Seit der ältesten Zeit war die Entwickelung aller höhern Bil- dung im Besitze dieser beiden großen Völkergruppen; sie übertreffen alle anderen Völker in der Entdeckung der nützlichen Künste, der Einrichtung des Staates, der Vervollkommnung der gesellschaftlichen Zustände, in der Hervorbringung der herrlichsten Werke der schönen Kunst. Seit einer Reihe von Jahrhunderten hat sich die höhere Bildung mehr und mehr auf die Indo-Germanen koncentrirt. Beide Völkerfamilien haben sich eigenthümlich entwickelt, sie haben trotzdem vielfältig von einander gelernt und auf einander gewirkt, aber auch in großen geistigen und materiellen Kämpfen ihre Kräfte gegen ein- ander versucht. Eine bedeutsame Verschiedenheit angcborner Eigen- schaften findet unter ihnen statt. Die Semiten besitzen nicht das harmonische Gleichmaß aller Seelenkräfte, durch welches die Indo- Germanen sich auszeichnen. Eigenthümlich ist den Semiten ein groß- ßer Scharfsinn, ein kühner rastloser Unternehmungsgeist, große Lei- denschaftlichkeit und Sinnlichkeit. Die Anschauungsweise des Se- miten ist subjektiv und egoistisch. Daher ist seine Poesie lyrisch; das Epos, bei dem das Ich des Dichters vor dem Gegenstände zu- rücktritt, gelingt ihm nicht, noch weniger das Drama. Von den übrigen schönen Künsten liebt er am meisten die Musik, die der un- mittelbarste Ausdruck des bewegten Gemüths ist. Die großen Schö- pfungen der Skulptur und Malerei gehören nur den Indo-Germanen. Die Semiten zeigen ein eifriges Streben nach Erkenntniß des Gött- lichen; von ihnen sind die monotheistischen Religionen ausgegangen. In seiner Religion aber ist der Semite selbstsüchtig und ausschlie- ßend; Jehovah ist nur der Gott der Hebräer; alle anderen Götter sind falsch. Und wenn auch Allah nicht allein der Gott der Araber sein, sondern sich die ganze Welt unterwerfen will, so ist sein We- sen doch ebenso egoistisch; auch erbestreitet jedem andern Gotte jedes Moment der Wahrheit. Die Semiten mußten ihrer Lehre nach in- tolerant und zum Fanatismus, wie zur starren Anhänglichkeit an ihr

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 84

1858 - Weimar : Böhlau
84 Der auf dem Bauernstand lastende Druck. gensatz gegen Luther und die Majorität der Reichsstände. Man beschloß ferner den Gottesdienst nach der Weise der Väter ungeändert aufrecht zu erhalten. Den Einfluß Luthers suchte man für die Zukunft unmög- lich zu machen. Dessen Bücher wurden aufs neue verboten. Allen Unterthanen der vereinigten Fürsten wurde die Universität Wittenberg bei schweren Strafen, sogar dem Verluste des Ecbtheils, untersagt. Auch die Mißbräuche, die eine so allgemeine Gährung veranlaßt hatten, war man abzustellen bedacht. Alle Erpreflungen der niedern Geistlichkeit, die das gemeine Volk so schwierig machten, wurden aufgehoben; die Verhältnisse der Pfarrer zu ihren Gemeinden sollten geordnet, die Fest- tage vermindert werden. Man verpflichtete sich zu sorgfältigerer Be- rücksichtigung persönlicher Würdigkeit bei der Anstellung der Geistlichen. Die Prediger wurden zu größerem Ernst, zur Verminderung aller Mähr- chen und unhaltbaren Behauptungen, die Priester zu sittlichem, unsträf- lichem Wandel angewiesen. Es waren diese Beschlüsse die erste Wirkung der Reformarionsbewegung auf die innere Erneuerung des Katholicismus. Worüber in Speier unter dem Gesichtspunkte der nationalen Einheit und ihrer Bedürfnisse zu Rathe gegangen, Beschluß gefaßt werden sollte, dar- über setzten hier die vereinigten Gewalten einseitige Maßregeln fest. Aber eben dadurch riß man sich los von der großen freien Entwickelung, in der die deutsche Nation begriffen war. Man versäumte in Rom nichts um den Kaiser zu gewinnen, und dieser verbot bei Vermeidung des Ver- brechens der beleidigten Majestät, Acht und Oberachr die Versammlung in Speier. Die deutschen Fürsten waren zum Theil unzufrieden mit dem Kaiser und uneinig unter einander. Die Einheit der Reichsregie- rung, welche mehr aus einem vertraulichen Verständniß der vorherrschen- den Fürsten, als auf Einrichtungen beruhte, löste sich ganz aus. In den durch die regensburger Beschlüsse vereinigten Gebieten begann die Ver- folgung, bald blieb man bei unblutigen Maßregeln stehen, bald schritt man auch zu den grausamsten Executionen. Dagegen that man auch auf der anderen Seite entschiedene Schritte. Die Städte beschlossen zuerst auf einem Städtetag zu Speier, daß von ihren Predigern nichts als das Evangelium gepredigt werden solle, dann auf einem Tag zu Ulm, sich gegen jeden Versuch zur Ausführung des wormser Edictes einander zu Hülfe zu kommen. Zu den Städten gesellte sich auch ein Theil der Grafen und Herrn, und auch eine Anzahl Fürsten erklärte sich auf eine dem regensburger Bündniß entgegengesetzte Weise. Markgraf Casimir von Brandenburg kam mit seinen Ständen überein, daß nur das heilige Evangelium und Gotteswort alten und neuen Testamentes nach rechtem wahren Verstand lauter und rein gepredigt werden solle. Landgraf Philipp von Hessen, welcher sich immer mehr in die eigenthümlichen Ansichten der neuen Lehre vertiefte, erklärte, er wolle eher Leib und Le- den, Land und Leute lassen, als von Gottes Wort weichen. Eine Hin- neigung zur neuen Lehre zeigten auch der Kurfürst von der Pfalz, der vertriebene Herzog von Wirtemberg, Herzog Ernst von Lüneburg, König Friedrich I. von Dänemark und endlich auch ein mächtiger geistlicher Fürst, der Hochmeister Albrecht von Preußen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Ungerechtigkeit Lasten und Leistungen ohne Zahl auf das Volk gehäuft. Adel und Geist-

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 128

1858 - Weimar : Böhlau
128 Rudolf Ii. nähme und Unterstützung bei dem Herzoge Johann Friedrich von Sachsen. Er wußte diesem vorzuspiegeln, daß er ihm wieder zu den Ländern und der Kurwürde seines Vaters verhelfen könne. Der Herzog überließ sich diesen Täuschungen um so mehr, da es dem schlauen Grum- bach gelang, selbst den Kanzler Brück, des Herzogs vertrauten Rath, für sich zu gewinnen. Im Vertrauen auf diesen Schutz warb Grumbach Reiter und übersiel und plünderte Würzburg (1563). Da trotz aller Abmahnungen und Befehle des Kaisers der Herzog Johann Friedrich sich nicht bewegen ließ den geächteten Grumbach von sich zu entlaffen, so wurde die Acht auch gegen den Herzog ausgesprochen und dem Kur- fürsten August von Sachsen die Vollstreckung der Acht übertragen. Mit 40,000 Mann zog August vor Gotha, am Christfest 1566, und berannte es, bis Bürger und Soldknechte, des Kampfes müde, sich Grumbachs und des Kanzlers Brück bemächtigten und dem Kurfürsten die Thore öffneten, am 13. April 1567. Grumbach und Brück wurden vor den Thoren der Stadt geviertheilt; der Herzog als Gefangener nach Wien abgeführt und 28 Jahre, bis zu seinem Tode, in strenger Haft gehalten. Das Land wurde dem jüngeren Bruder des Herzogs, Johann Wilhelm übergeben, und erst 1570 erhielten es die beiden Söhne Johann Fried- richs zurück. Rudolf Ii. (1576 —1612) war schon bei Lebzeiten seines Vaters Maximilian zum römischen König gewählt und gekrönt worden. Er hatte längere Zeit in Spanien am Hofe Philipps Ii. gelebt, und das mag zu der trägen Gleichgültigkeit etwas beigetragen haben, mit der er die Geschäfte betrieb. Der unduldsame Geist Philipps war auf ihn übergegangen; Jesuiten leiteten alle seine Schritte und waren schuld an der feindseligen Gesinnung, welche Rudolf gegen die Protestan- ten stets zeigte. Er war von Natur sorglos, ohne Kraft zum Wollen und zum Handeln und überließ die Regierung seinen Räthen und Günft- lingen. Die Wiffenschaften gingen Rudolf über alles. Er begrub sich in die Einsamkeit des prächtigen Schlosses zum Hradschin, zwischen Retorten und Globen, Schriften und Zirkeln. Dort besprach er mit Tycho de Brahe, später mit Keppler den Gang der Gestirne; mit ihnen ar- beitete er halbe Nächte hindurch, um Reichsgeschäfte unbekümmert. Ein- geschlossen in sein Laboratorium oder in seine Sternwarte hörte er auf die Weisheit derer, die ihn um sein Geld brachten, unter dem Vorgeben ihn solches kochen zu lehren, und indem er die Zukunft zu enthüllen trachtete, vergaß er die Gegenwart. Ec war ein Freund der Naturge- schichte und der Gartenkunst; er wandte große Summen auf schöne Ge- mälde, Gemmen, Statuen und Alterthümer. Auch war er ein großer Pferdekenner und ging stundenlang in seinen Ställen auf und ab. Mancher, der ein Gesuch an ihn hatte, mischte sich unter das Stallgesinde, um Gehör zu bekommen. Das gewaltige Rauschen der Zeit, die ernster und ernster ihn mahnte, verstand Rudolf nicht. Ec alterte freudelos zwischen seinen Schätzen, ohne Weib, ohne Freund, ohne Beruhigung in der Brust. Als Rudolf Ii. den Kaiserthron bestieg, herrschte in Deutschland die protestantische Lehre vor; sie galt in Ober- wie in Niedersachsen, war in Westphalen verbreitet, überwog in Fulda, in Würzburg und am Rhein

8. Erdkunde - S. 177

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 177 — fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer, Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?. Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier. Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein- richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend, doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem Europäer zuin Vorbild dienen.

9. Erdkunde - S. 203

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 203 Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola, das große Gebiet südlich der Kongomündung. Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt) reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil seines Stromgebietes aus. (Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge- biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.) Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun, 3. Deutsch-Südwestafrika. Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa 100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang, ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch- ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er- zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.). Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.° östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen- gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt. Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun- gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr- artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an- gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.

10. Erdkunde - S. 207

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 207 Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch- Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland, und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind: Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika. Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen- bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein- artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.), Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.). Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich 6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.). Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill. E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein Wie Kamerun, so hat auch Deutsch-Ostafrika einen schmalen, stark bewässerten, fruchtbaren, aber ungesunden Küstenstrich, dem sich nach innen ein grasreiches, von Gebirgen durchzogenes Hoch- land anschließt. An der Nord- grenze erhebt sich die vulkauische p fruchtbar. Die Anpflanzung von Kaffee und Tabak verspricht guten Masse des Kilima-Ndscharo bis zu 6130 m. Das Gebiet ist vollständigen Mangel eines natür-
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TM Hauptwörter (200)200

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