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28 Di e d e r.
v.c.g. Nabonedos (^abynetos) weigert sich, den Bezwinger
536. Mediens, Kyros von Persien, anzucrkenncn, und wird
von ihm bei der Eroberung Babylon's gefangen genommen,—
Babylonien persische Provinz.
Die Religion der Babylonier ist vorzüglich Verehrung der
Himmelskörper: Bel (Sonne), Mylikta (Venns) rc.; vergötterte
Heroen; Opfer mit Weihrauch, auch Menschenopfer (dem glühenden
Moloch); Tempel. — Die chaldäischen Priester (Magier) allein im
Besitze der Weisheit: Sternkunde, Traumdeutung, Mathematik rc.
Von Künsten werden gerühmt ihre Gold - und Silber-Stickereien,
Webereien (Gewänder) und Purpurfärbereien rc. Daher das V o l k in
der letzteren Zeit unkriegerisch, verweichlicht, prachtliebend und üppig.
Der Handel geht über Medien, Baktrien, Persien durch Karawanen
bis Indien, zur See über den persischen Dnsen nach Arabien (von hier
Räucherwerk, Gewürze rc.), Indien, Taprobane (Elfenbein, Zimmt,
Perlen rc.); eben sö auf dem Euphrat westwärts nach Vorder - Asien.
-1 - • ■ ^
§. 12.
Meder.
* Medien steht, gleichwie Babylonien, frühe unter
assyrischen Satrapen, bis es sich unter Kyarares mit der
Zerstörung Ninive'6 606 v. Ch. G. unabhängig macht,
und 550 v. Ch. G. durch Kyros an Persien übergeht.
821. Arbakes unabhängig, König von Medien und Assyrien;
aber seine Nachfolger schnell wieder Assyrien unterworfen, bis
gegen 711 v. Ch.
700. Desokes vereint und beherrscht die sechs medischen
Stamme, — seine Burg mit sieben Mauern in Ekbatana,
Gerechtigkeitspflege rc.
647. Phraortes fällt in der Schlacht bei Ragau gegen den
assyrischen Nabuchodonosor.
625. Kyarares erobert Vorder-Asien bis zum Halys, schlägt
die Assyrier; muß aber vor den einbrechenden Scythen zurück-
606. weichen; darauf erobert und zerstört er, verbunden mit Nabo-
polasar Ninive und unterwirft sich Assyrien; er vertreibt
die Scythen aus Vorder-Asien, bezwingt die Pariher, kämpft
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die Zucht der Kokospalme, die überall die Küstenebenen bedeckt (A. 16,4 Mill. Mk.x
Andere wichtige Erzeugnisse sind Kakao (13 Mill. Mk.), Zimt. Arekanüsse,
Kautschuk, Tabak, Baumwolle, Zuckerrohr usw. Von Bodenschätzen enthält die
Insel besonders Graphit, wofür Ceylon jetzt die erste Bezugsquelle der Erde
ist (A. 14 Mill. Mk.), und Edelsteine.
Die wichtigsten Städte sind Kolombo (160000 E.), ein Hauptanlegeplatz für die
nach Ostasien und Australien fahrenden Dampfer, und Point de Galle (peunt b'gef,
40000 E.).
b) W. von Vorderindien liegen die Inselgruppen der Lakkadiven und Malediven,
14000 Koralleneilande, die aber zusammen nur 7700 qkm einnehmen. Nnr 500 sind be-
wohnt. Die Haupterzeugnisse sind Kokosnüsse und Kaurimuscheln, die in großen
Mengen nach Ostasrika ausgeführt werden, wo sie als Münzen dienen.
2. Hinterindien.
(2*/g Mill. qkm, 4 mal so groß wie das D. R., 45 Mill. E., 20 auf 1 qkm.)
Das Land. Hinterindien wird vom Bengalischen und Südchinesischen
Meere begrenzt, die durch die Straße von Malaka miteinander in Verbin-
dung stehen, und gehört sast ganz der heißen Zone an. Die Küstenentwicklung
und Gliederung ist bedeutend reicher als bei Vorderindien. Ähnlich der Balkan-
Halbinsel, besteht Hinterindien aus einem n. breiten und einem s. schmalen Teile,
der keulenförmigen Halbinsel Malaka. An der Westseite befindet sich der
Busen von Martaban, von O. her greifen die großen Busen von Siam
und von Tonking tief ins Land ein. Auch die Bodengestaltung ist von der
Vorderindiens gänzlich verschieden. Kein dem Himalaja ähnliches Hochgebirge
scheidet das Land vom Rumpfe des Erdteils. Vielmehr wird die Halbinsel in
ns. Richtung von fünf mächtigen Gebirgsketten durchzogen, die als Ausläufer
der Gebirge Mittelasiens anzusehen sind. Im N. eng aneinandergedrängt, treten
sie nach S. hin fächerförmig auseinander. Sie erheben sich bis zu Höhen von
3990—4500 m, tragen aber keinen ewigen Schnee. Die mittlere H^uptkette,
die mau auch wohl als das Rückgrat der Halbinsel bezeichnet hat, durchzieht
auch Malaka und erreicht eine Länge von 3000 km. Sie wird mehrfach von
tiefen Senken durchsetzt, deren niedrigste aus der nur 70 km breiten Landenge
von Kra bis auf 76 in herabgeht.
Zwischen den Gebirgszügen verlausen große Längstäler, die sich nach dem
Meere hin zu ausgedehnten Ebenen weiten und von wasserreichen Flüssen dnrch-
strömt werden: vom Zr^wadi, Saluen, Menam und Mekong, zu denen dann
noch der in den Busen von Tonking mündende Songka kommt. Trotz ihrer
Größe — der Mekong hat die dreifache Länge des Rheins — sind sie aber
bis auf den Jrawadi und den Unterlauf des Menams wegen ihres starken Ge-
fälles wenig zur Schiffahrt geeignet. Mit Ausnahme des Saluen bildet jeder
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dieser Ströme ein gewaltiges Delta, das beim Jrawadi 30 000, beim Mekong
gar 70 000 qkm umfaßt.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt stimmen im wesentlichen mit Vorderindien
überein. Nnr ist das Land feuchter, regenreicher, namentlich im W., wo Regenmengen bis
zu 5 m vorkommcn. Der Pflanzenwuchs zeigt darum eine noch größere Üppigkeit, und
insbesondere nehmen feuchte Urwälder einen viel größeren Raum ein als auf der Nachbar-
Halbinsel.
Die Bevölkerung Hinterindiens ist stark gemischt, da sich hier Angehörige
dreier Rassen berühren: Inder, Chinesen und Malaien. Die letzteren be-
wohnen ziemlich unvermischt Malaka, das nach ihnen auch als Malaische Halb-
insel bezeichnet wird. Im N.-W. zeigen die Bewohner vorherrschend indisches,
im N.-O. chinesisches Gepräge. Während in den wenig zugänglichen Gebirgs-
landschasten noch wilde Stämme hausen, haben es die Bewohner der großen
Täler und Ebenen zu einer Halbknltur gebracht. Die vorherrschende Religion
ist der Buddhismus; die Malaien Malakas sind meist Mohammedaner.
Staatliche und wirtschaftliche Verhältnisse.
Während Vorderindien und die Sundainseln schon früh von europäischen Mächten
besetzt wurden, blieb Hinterindien lange Zeit unbeachtet. Zwar hatten schon im 16. Jahr-
hundert Portugiesen, im 17. Niederländer auf Malaka Niederlassungen gegründet,
aber sie gelangten zu keiner Bedeutung. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen
die Engländer mit dem Erwerb von Besitzungen an der Westküste, die sie dann nach und
nach erweiterten, bis sie 1909 den heutigen Umfang erreichten. 1862 faßten die Franzosen
an der Ostküste, in Kochinchina, festen Fuß und eroberten dann bis 1904 Kambodscha,
Tonking und Annam.
1. Britisch-Hinterindien (750 000 qkm, 12 Mill. E.) umfaßt das Gebiet
vom Tiefland Vorderindiens und dem Bengalischen Busen bis über den Salnen
hinaus, die Landschaften Ober- und Niederbarma, ferner Süd-Malaka. Barma
oder Birma gehört zum Kaiserreich Indien (S. 135), auf Malaka gibt es mehrere
Schutzstaaten und eine Anzahl unmittelbarer Besitzungen, die unter dem Namen
Straits fettlemeuts (strehts fettelments), „Niederlasfungen an den Straßen",
eine eigne Kronkolonie bilden. Das Haupterzeugnis ist Reis, für dessen
Anban die breite, wasserreiche Talebene und das Delta des Jrawadi die
günstigsten Bedingungen aufweisen. Die jährliche Ausfuhr beläuft sich aus
180—200 Mill. Mk. Die Wälder sind reich an Tiekbäumen. Außerdem
werden Baumwolle, Kautschuk, Indigo n. a. tropische Gewächse gewonnen.
Malaka ist das an Zinn reichste Land der Erde und liefert gegenwärtig trotz
Rückgangs in den letzten Jahren noch mehr als die Hälfte (51,72 °/0) der Welt-
erzeugung (1910: 57 000 t). Andre Erzeugnisse des Bergbaus sind Erdöl im
Jrawaditale und Edelsteine, besonders Rubine, in Oberbarma.
Die Hauptstadt Rangnn (300000 E.), an einem Mündungsarme des Jrawadi, ist
einer der ersten Reishäfen der Erde und führt auch viel Tiekholz aus. Die große Fahr-
straße des Jrawadi, der 1600 km weit schiffbar ist, sowie zwei weit ins Innere reichende
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— 163
Geschmack und ein widerliches Aussehen hatten, Kochsisch, Klößchen aus Fischfleisch, ein
gemeinsamer Napf mit einer durch Seetang oder Gallerttiere verdickten Suppe, Quallen,
Fischgekröse, Taubeneier mit geschmorten Pilzen, Bambussprossen, Seeschnecken in Hühner-
brühe mit Schinken, geschmorte Lilienwurzeln, wilde Enten mit Schantungkohl, fettes,
knusperig gebratenes Ferkelfleifch und Entenbraten. Und dazu keine Kartoffel, kein Brot!"
(Exner). — Geistige Getränke spielen beim chinesischen Volke keine Rolle, dagegen sind Tabak-
rauchen und Schnupfen weit verbreitet. Ein schlimmes Laster ist das Körper und Geist
zerrüttende Opiumrauchen, auf dessen Ausrottung aber die Regierung jetzt eifrig bedacht ist.
Der Chinese ist außerordentlich höflich und zuvorkommend. Die Begrüßungen und
Verbeugungen, womit er seinen Gast empfängt, nehmen gar kein Ende. Rühmenswert ist
die Ehrfurcht und Achtung der Kinder vor den Eltern, überhaupt vor Erwachsenen. Un-
gehorsam gegen die Eltern ist nach chinesischer Anschauung eine Sünde, für die es keine
Vergebung gibt. Die überaus starke Betonung der Pflichten der Kinder den Eltern, aller den
Vorgesetzten gegenüber ist für China von großem Segen gewesen und eine der Hauptursachen
für das Jahrtausende lange Bestehen des Chinesischen Reiches. Die Verehrung erstreckt sich auch
auf die Vorfahren, denen man Ahnenhallen errichtet und Opfer darbringt wie den Göttern.
Den Lichtseiten entsprechen dunkle Schattenseiten. Der Chinese ist ein geborner Ge-
schästsmann, gewandt und geschickt im Handel, aber auch im höchsten Grade gerieben, voller
Lug und Trug, so daß im geschäftlichen Verkehr mit ihm die höchste Vorsicht am Platze ist.
Dazu kommt Lieblosigkeit und Hartherzigkeit gegen die Mitmenschen. Ein Reisender beobachtete
auf einem Schiffe eine Schar chinesischer Arbeiter, die in ihre Heimat zurückkehrten, rauchten,
spielten und lärmten. Einer lag schwer krank zwischen ihnen. „Aber niemand kümmerte
sich um ihn, seine Kameraden umlagerten gefühllos sein Sterbelager, spielten weiter, ohne
sich um sein Todesröcheln zu kümmern, und rückten höchstens ein wenig beiseite, wenn sie
der Sterbende im Zusammenzucken mit den Gliedern stieß." In der Familie nimmt die
Frau eine durchaus untergeordnete Stellung ein, und vom öffentlichen Leben ist sie ganz
ausgeschlossen. Neugeborene Mädchen werden häufig ausgesetzt, ins Wasser oder auf die
Straße geworfen, wo sie den herrenlos umherschweifenden Hunden zur Beute werden. Die
christlichen Missionare suchen, so weit möglich, solche Kinder zu retten, kaufen sie auch
wohl zu diesem Zwecke den Eltern ab und bringen sie in den von ihnen errichteten Findel-
Häusern unter, wo sie zu Christen erzogen werden. Arme Leute werfen auch Kinder, die
ihnen sterben, auf die Straße, um die Beerdigungskosten zu sparen. „In Peking", berichtet
Ehlers, „fahren täglich in der Frühe Karren durch die Stadt, um die aus den Häusern
geworfenen Leichen der über Nacht verstorbenen Kinder armer Leute aufzusammeln und in
eine gemeinsame Grube abzuliefern." Eine sehr unangenehme Eigenschaft der Chinesen ist
.ihre Unsauberkeit. Sie betrifft nicht nur den Körper, sondern zeigt sich auch in den
Wohnungen und Straßen, die von Schmutz starren und voll widriger Gerüche sind.
Geistig ist der Chinese gut beanlagt, aber er ist vorwiegend Verstandesmensch, nüchtern
und phantasielos, ohne Gemüt. Die Gelehrsamkeit steht in hohem Ansehen, aber nur,
soweit sie praktischen Nutzen gewährt und zu Amt und Würden berechtigt. Dazu fehlt
dem Chinesen die Beweglichkeit. Er hängt am Alten, Überkommenen und ist jedem Fort-
schritt, jeder Neuerung abgeneigt. Die Volksbildung steht ziemlich hoch. Überall gibt es
Schulen, die Lesen und Schreiben lehren und in die „klassischen Schriften" einführen. Die
Beamten müssen sich schweren und langwierigen Prüfungen unterziehen. Das chinesische Schrift-
tum ist sehr umfangreich und erstreckt sich auf alle Zweige des Wissens und der Dichtkunst.
Höchst eigentümlich ist die chinesische Sprache. Sie besteht aus 450 einsilbigen
Wörtern, die aber vermöge verschiedenartiger Aussprache und Betonung 1200 Lautgebilde
darstellen. Jedes dieser Wörter hat wieder mehrere, manche sogar 30—40 verschiedene
11*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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— 392 —
Als regelmäßig wehende Winde haben wir die Passate kennen gelernt. Sie erzeugen
in der Äquatorgegend eine w. gerichtete Strömung, den Äquatorialstrom. Im Atlantischen
Ozean bewegt sich dieser auf Südamerika zu und teilt sich hier in zwei Arme, deren einer,
der Brasilstrom, an der Küste Brasiliens entlang südwärts zieht, während der andere,
verstärkt durch den Nordäquatorialstrom, sein Wasser dem Amerikanischen Mittelmeere
zuführt. Aus diesem tritt er als Golfstrom, 55 km breit, 800 m tief und mit einer
mittleren täglichen Geschwindigkeit von 134 km, durch die Floridastraße wieder heraus und
wendet sich, von den hier herrschenden Westwinden und der Erdumdrehung beeinflußt, nach
N.-W. Dabei breitet er sich mehr und mehr fächerförmig aus, so daß seine Breite auf
viele Hundert km anwächst, während seine Tiefe und seine Geschwindigkeit abnehmen. Ein
Arm des Golfstroms bewegt sich auf die Britischen Inseln zu, umspült die Färcer, zieht
dann an der Westküste Norwegens entlang und sendet einen Zweig bis nach Spitzbergen
(Iv, S. 323). Ein andrer Arm berührt die Küsten Islands und mildert hier das Klima.
Das Wasser des Golfstroms erkennt man an seinem stärkeren Salzgehalt, seiner tiefblauen
Farbe, den tropischen Pflanzen, die es mit sich führt, und an seiner höheren Temperatur.
Diese beträgt im Mexikanischen Busen 30 °, nimmt natürlich nach N. hin immer mehr ab
steht aber selbst im Nördlichen Eismeere noch mehrere Grad über Null. Dem Golsstrome,
der „Warmwasserheizung Europas", verdankt der W. und N.-W. unsers Erdteils zum
großen Teil sein überaus mildes Klima (Iii, S. 403).
Das Wasser, das der Äquatorialstrom nach W. treibt, der Brasil- und der Golfstrom
nach N. führen, muß natürlich durch anderes ersetzt werden. Es geschieht dies teils durch
den ö. verlaufenden warmen Guinea ström, teils durch kaltes Auftriebwasser, das
an der Westküste Afrikas aus der Tiefe emporsteigt, vor allem aber durch kalte Strömungen
von den Polen her. So entsendet das Nördliche Eismeer den Labrador ström, der aus
der Bassinsbai und der Davisstraße kommt und noch durch den Ostgrönlandström
verstärkt wird. Er führt Eisberge und Treibeis weit nach S. und trifft bei Neufundland
auf den Golfstrom. Sein kältender Einfluß macht sich an der ganzen Ostküste Amerikas
bis Florida hin bemerkbar. Im offenen Südlichen Eismeere haben die herrschenden West-
winde eine große ostwärts verlaufende Strömung erzeugt, von der sich ein Arm, der
Benguelaström (Iv, S. 354), abzweigt und an der Westküste Afrikas nach N. zieht.
Ähnliche Strömungen treffen wir im Stillen Ozean. Auch hier bewegt sich ein großer
Äquatorialstrom nach W., der Äste nach N. und S. entsendet, den Kurosiwo, der
Japan bespült und für dieses eine ähnliche Bedeutung hat wie der Golfstrom für West-
europa (Iv, S. 173), und den Ostaustralstrom. Von lalten Strömungen seien
erwähnt: der Perustrom an der Westküste Südamerikas und der Kurilenstrom, der
aus dem n. Eismeere an der Ostseite Asiens nach S. zieht und dem Labradorstrom
entspricht. Im n. Teil des Indischen Ozeans werden durch die wechselnden Monsune
Strömungen erzeugt, die den Winden entsprechend bald nach W., bald nach O. fließen. Im
s. Teile dagegen finden wir eine dauernde w. Strömung, die dann an der Küste Afrikas
als Nadelkapstrom nach S.-W. abbiegt, während an der Ostküste Australiens der kalte
Ostaustralstrom (Iv, S. 206) nach N. zieht.
Die Meeresströmungen haben für das Natur- und Kulturleben der Erde eine große
Bedeutung. Die warmen Ströme mildern das Klima n. Breiten. Von großem
Einfluß sind insbesondere der Golfstrom und der Kurosiwo. Kalte Strömungen
wirken schädigend auf die benachbarten Länder. Der Labradorstrom trägt
wesentlich bei zur Unwirtlichkeit Labradors und Neusundlands, der Benguela-, der Peru-
und der Ostaustralstrom entziehen der warmen Seelust die Feuchtigkeit und machen die
angrenzenden Länder zur Wüste (Iv, S. 250, 354, 304, 306, 206). Die Meeres-
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— 222 —
bis jetzt noch nicht. Doch sind die Anfänge zu zwei Überlandbahnen vorhanden, von denen
die eine Palmerston im N. mit Port Augusta am Spencerbusen verbinden soll und von
der in der Mitte noch 2000 km fehlen, und eine, die von Perth im S.-W. bis Kalgoorlie
durchgeführt ist und ebenfalls in Port Augusta enden soll. Der Verkehr im Innern, wo
Bahnen und Wege fehlen, wird durch Pferde- und Kamelkarawanen vermittelt. Unter
den Telegraphenlinien (204000 km Drähte) verdient der bereits 1870—72 mit einem
Kostenauswande von 12 Mill. Mk. angelegte Uberlandtelegraph erwähnt zu werden,
der in einer Länge von 2900 km Port Augusta mit Palmerston verbindet und dem Zuge
der geplanten Überlandbahn solgt. Ein nach Java führendes Seekabel vermittelt den An-
schlnß an die europäischen Kabel. Auch West- und Ostaustralien (Perth—port Augusta)
sind jetzt durch einen Telegraphen verbunden.
Für den Auslandverkehr liegt Australien sehr ungünstig. Vom Hauptkulturlande
der Erde, Europa, ist es von allen Erdteilen am weitesten entfernt, und seine Süd- und
Ostseite werden von der unendlichen Wasserwüste des Großen Ozeans bespült. Lange Zeit
blieb es darum vom großen Weltverkehre fast unberührt. Bis 1880 wurde der Personen-
und Güterverkehr mit ihm fast ausschließlich von England besorgt. Seine steigende Be-
deuluug als Kulturland hat dann aber auch andre Völker veranlaßt, mit ihm in unmittel-
baren Handelsverkehr zu treten. Heute steht Australien durch zahlreiche Dampferlinien,
englische, deutsche, französische, amerikanische und japanische, mit allen Erdteilen und den
Südseeinseln in regelmäßiger Verbindung.
Der Handel Australiens ist infolge der reichen Roherzeugnisse und der
hohen Lebenshaltung seiner Bewohner sehr entwickelt. Vom Jahresumsatz des
Außenhandels entfielen 1910 auf den Kops der Bevölkerung 510 Mk. gegen
451 in England. Innerhalb des Erdteils wird der Güteraustausch durch die
Verschiedenheit der einzelnen Landesteile gefördert. „Queensland z. B. versorgt
das übrige Australien mit Zucker, Neu-Südwales mit Kohlen, Neu-Südwales
und Viktoria mit Jndustrieerzeugnissen und ihrem Überschuß an Getreide usw."
(Scobel). Ungleich wichtiger aber ist der Außenhandel. Ausgeführt werden
hauptsächlich Roherzeugnisse und Halbfabrikate, eingeführt besonders Industrie-
waren.
Der Außenhandel hatte 1911 einen Wert von 2805 Mill. Mk. (A. 1542, E. 1263).
Unter den Verkehrsländern steht natürlich England weitaus an erster Stelle, dann folgen
. in weitem Abstände Deutschland, Frankreich und die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Ausgeführt wurde 1910: Wolle (für 687 Mill. Mk.), Weizen (203), Gold (177),
Fleisch (89), Butter (81), Häute und Felle (80), Kupfer (46), Talg (39), Silber (38),
Zink (32), Mehl (23), Blei (22); eingeführt: Webwaren (284), Metallwaren (126),
Maschinen (83), Holz (48). — Deutschlands Handel mit Australien belief sich 1911 auf
328 Mill. Mk. Es bezog von dort hauptsächlich Wolle (sür 148 Mill. Mk.), Blei- und
Zinkerze (42), Weizen (18), Kupfer (10), im ganzen sür 248 Mill. Mk. Unter den Aus-
fuhrgegenständen (zusammen für 78 Mill. Mk) standen Klaviere (7,7) und Eisendraht (6)
an erster Stelle.
4. Die staatlichen Verhältnisse.
Verfassung. Australien ist britischer Besitz und bestand früher aus 6 völlig
von einander unabhängigen Kolonien. Mit dem 1. Januar 1901 aber haben
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Scobel
Extrahierte Ortsnamen: Perth Europa England England Neu-Südwales Viktoria England Deutschland Frankreich Nordamerika Deutschlands
— 231 —
4. Die Neuen Hebriden (12000 qkm, 50000 E.) gehören bis jetzt noch keiner
europäischen Macht. Doch leben auf ihnen etwa 700 Weiße, vorwiegend Franzosen, die
dort Pflanzungen angelegt haben, und Engländer, die meist Handel treiben.
5. Neukaledonien (20000 qkm, 52000 E.) besteht aus einer großen Insel gleichen
Namens und einigen Gruppen kleiner Eilande. Die 360 km lange und bis 40 km breite
Hauptinsel wird von einem bis 1650 m hohen Gebirge durchzogen und an beiden Seiten
von Korallenriffen umsäumt. Die einheimischen Bewohner, die Kanaken, gehen dem Aus-
sterben entgegen. Die Insel ist seit 1853 im Besitze Frankreichs und wurde bis 1893 als
Strafkolonie benutzt, wodurch ihre wirtschaftliche Entwicklung sehr gehemmt worden ist. Der
Anbau erzeugt Kaffee, Kopra, Mais, Tabak und Zucker. Wichtiger ist der Bergwerksbetrieb,
der insbesondere Nickel, Chrom und Kobalt liefert.
6. Neuseeland (270000 qkm, 1,1 Mill. E., 4 auf 1 qkm), fast 2000 km
sö. von Australien, ist eine Doppelinsel, deren Teile durch die an ihrer schmälsten
Stelle nur 20 km breite Cook(kuck)-straße getrennt sind. In seinen Umrissen er-
innert es auffallend an Italien, mit dem es auch in der Größe und Breitenlage
ziemlich übereinstimmt. Beide Inseln sind gebirgig, zeigen aber in ihrer Natur
große Verschiedenheiten. Die nur wenig gegliederte Südinsel wird an ihrer
Westseite von einem mächtigen Faltengebirge, den Neuseeländer Alpen, durch-
zogen. „Hohe, steil abfallende, scharf gezackte Bergketten, durch schmale Längen-
täler getrennt, laufen gleichgerichtet nebeneinander her; sie sind verbunden durch
Querjoche und unterbrochen durch die tiefeingeschnittenen Quertäler der Flüsse. . .
Großartige Gletscherströme, herrliche Gebirgsseen, prachtvolle Wasserfälle und
düstere Felsschluchten, von tosenden Gebirgsströmen durchrauscht, bilden die Zierde
einer wilden unbewohnten Gebirgslandschaft, deren Großartigkeit lebhaft an die
Alpen erinnert" (v. Hochstetter). Im mittleren Teile des Gebirges ragen zahl-
reiche Gipfel über 3000 m empor, darunter als höchster-der Cookberg (3770 m).
Nach W. fällt das Gebirge steil ab und läßt nur einen schmalen Küstensaum
frei, und im S.-W. greifen zahlreiche Fjorde tief in die Bergmassen ein. Der
Ostabhang ist sanfter und geht allmählich in Hügelland über, das größere und
kleinere fruchtbare Ebenen einschließt. In den oberen Tälern liegen hier häufig
langgestreckte Seen, die wie die Fjorde an die Skandinavischen Gebirge erinnern.
Die Nordinsel hat die Gestalt eines Vierecks, dessen Ecken in Halbinseln aus-
laufen. Sie ist von niedrigen Gebirgen und Hochflächen erfüllt. Ihr eigen-
artiges Gepräge erhält sie aber durch die großartigen vulkanischen Erscheinungen,
denen man in weiten Teilen auf Schritt und Tritt begegnet. Große Flächen
sind mit Bimsstein oder Tuff bedeckt; an vielen Orten trifft man auf Lavafelder
und Lavaströme, und neben zahlreichen erloschenen Feuerbergen finden sich auch
noch 8 tätige. Dazu kommt eine Menge von Solsataren, Dampfquellen, Heiß-
Wasserseen, Geisern und Schlammvulkanen, wie sich solche in gleicher Großartigkeit
nur in Island (Iii, S. 309) und im Aellowstonepark in Nordamerika finden.
Das Hauptgebiet der vulkanischen Tätigkeit befindet sich in der Mitte der Insel, wo
sich eine etwa 400 m hohe Hochebene, das sogen. „Seenland", ausbreitet. Hier liegt der
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Neuseeland Australien Italien Cookberg Island Aellowstonepark Nordamerika
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625 qkm große Tauposee. ein Riesenmaar (Ii, S. 15); hier erheben sich die mächtigsten
Feuerberge, darunter der wohl erloschene, stets eine Schneekappe tragende Ruapahu (2800 m)
und der noch tätige Tongariro (1900 m); hier sprudelt und dampft es überall. Den
Glanzpunkt aber bildeten früher die berühmten Sinterstufen am See Rotomahana. Aus
den Absätzen einer gewaltigen heißen Springquelle hat sich hier an einem Bergabhange
„ein System von Terrassen gebildet, die, weiß wie aus Marmor gehauen, einen Anblick ge-
währen, den keine Beschreibung wiederzugeben vermag. Es ist, als ob ein über Stufen
stürzender Wasserfall plötzlich in Stein verwandelt worden wäre. Jede der Stufen hat
einen kleinen, erhabenen Rand, von dem zarte Tropfsteinbildungen herabhängen, und eine
bald breitere, bald schmalere Plattform, die ein oder mehrere im schönsten Blau schillernde
Wasserbecken umschließt. Einige sind so groß und tief, daß man darin herumschwimmen
kann. Das reine Weiß der Sinterbildungen im Gegensatz zum Blau des Wassers, zum
Grün der umgebenden Vegetation und dem gesättigten Rot der nackten Wände des Wasser-
kraters, alles das zusammen gibt ein Bild, das einzig in seiner Art ist" (von Hochstetter).
Leider sind die prächtigen Sinterstufen 1886 bei einem Vulkanausbruch gänzlich zerstört
worden. „Dafür schufen die vulkanischen Ereignisse des letzten Jahrzehntes eine neue
Merkwürdigkeit: die kleinen Geiser verschwanden, und an ihre Stelle trat Ende 1899 der
gewaltige Waimangugeiser, der Wassermassen von 800000 kg Gewicht bis 460 m hoch
schleuderte, aber seit 1904 seine Tätigkeit wieder eingestellt hat" (Snpan).
Das Klima Neuseelands ist ozeanisch, feucht und verhältnismäßig kühl, unterscheidet
sich also wesentlich von dem der Mittelmeerländer. Wellington hat eine um 3° geringere
Jahreswärme (12,6 °) und um die Hälfte mehr Regen (127 cm) als das unter gleicher
Breite gelegene Rom. Bei den herrschenden Westwinden empfängt namentlich die Westseite
bedeutende Niederschlagsmengen, besonders auf der Südinsel, wo der hohe Alpenzug eine
Wetterscheide bildet. Die das Gebirge übersteigenden Winde erscheinen in den ö. Ebenen
häusig als trockene, heiße Föhnwinde (I, S. 43).
Infolge des feuchten Klimas .ist die Pflanzenwelt sehr üppig. Die ganze regen-
reiche Westabdachung war ursprünglich mit dichten, immergrünen Wäldern bedeckt, die mit
der Zeit aber zum großen Teil der Kultur zum Opfer gefallen sind. Sehr verbreitet sind
Buchen- und Nadelhölzer, und im N. findet sich auch noch eine Palmenart. Die trockenere
Ostseite ist meist mit Gestrüpp, Heiden und Grasfluren bedeckt. Unter den Nutzpflanzen
der Inseln verdienen zwei besondere Erwähnung: die Kaurisichte und der N.eusee-
ländische Flachs. — Die Kaurisichte, die nur auf der Nordinsel vorkommt, ist ein statt-
licher Baum, dessen Stamm bis 4 m dick und 50 m hoch wird. Sie liefert ein vorzügliches,
sehr dauerhaftes Bauholz und ein sehr wertvolles Harz, das zu Lacken, Firnissen und
Drechslerarbeiten verwendet wird. Der weitaus größere Teil des gewonnenen Kauriharzes
stammt indessen nicht von den jetzt lebenden Bäumen, sondern von alten, untergegangenen
Wäldern und wird wie der Bernstein in großen Stücken aus der Erde gegraben. Der
Neuseeländische Flachs ist eine in Sümpfen und an feuchten Flußufern in Menge
wachsende Schilfpflanze, deren lange und dauerhafte Bastfasern zu Stricken, Tauen und
groben Geweben verwendet werden. Die Tierwelt Neuseelands enthielt an Säugern
ursprünglich nur Fledermäuse und ein fischotterähnliches Tier. Unter den Vögeln verdient
ein schon ausgestorbener Riesenstrauß, der 4 m hohe Moa, erwähnt zu werden.
Die Eingeborenen Neuseelands, die Maöri, sind Polynesier und erst im 13. und
14. Jahrhundert in die damals noch menschenleeren Inseln eingewandert. Bei dem Mangel
an Säugetieren, die ihnen Fleisch hätten liefern können, machten sie eifrig Jagd auf die
damals zahlreichen Moas, bis der letzte der Riesenvögel ausgerottet war, und der Fleisch-
mangel trieb sie dann zur Menschenfresserei. Die Maori sind große, kräftige, wohlgebaute
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: See_Rotomahana Neuseelands Wellington Rom Bernstein Neuseelands Neuseelands
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Klima. Da die Südseeinseln fast alle der heißen Zone angehören und durchweg
klein sind, herrscht überall ein tropisch warmes, aber durch den Einfluß des Meeres ge-
mäßigtes, sehr ausgeglichenes Seeklima. Die mittlere Jahreswärme beträgt je nach der
Lage 20—26 Die n. Inseln werden vom Nordost-, die s. vom Südostpassat bestrichen.
Regen fällt reichlich und nimmt von W. nach O. ab. Sehr stark benetzt werden insbesondere
die hohen Inseln an der dem Passatwinde zugekehrten Seite, wo Regenmengen bis zu
400 cm niedergehen.
Die Pflanzenwelt hat überwiegend südasiatisches Gepräge. Meeresströmungen,
Vögel und Menschen haben den Inseln die Samen von Indien, aber auch von Australien
und von Neuseeland her zugeführt. Den üppigsten Pflanzenwuchs haben die hohen Inseln,
besonders an der regenreichen Ostseite, wo die Bergabhänge dichte Wälder tragen. An den
Küsten findet man häufig Mangrovewaldungen. Spärlicher ist die Pflanzenwelt auf den
Koralleninseln, wo hauptsächlich Kokospalmen wachsen. Die einheimische Pflanzenwelt der
Südsee hat eine Reihe wertvoller Kulturgewächse. Von Fruchtbäumen kommen vor allem
in Betracht: die Kokospalme, der Brotfruchtbaum, die Banane, die Sago- und
Arekapalme, von Wurzeln Jams, Taro und Bataten.
Die weitaus wichtigste Pflanze ist die Kokospalme. Ihr schlanker Stamm steigt
oft bis zu 30 m empor. Die Krone besteht aus etwa 1 Dutzend mächtiger Blätter von sast
I in Breite und 4—5 m Länge. Jeder Baum liefert jahraus, jahrein monatlich ein
Bündel von 15—25 kinderkopfgroßen Nüssen. Von der Kokospalme wird alles benutzt.
Der Stamm dient als Bauholz. Die Fasern der Rinde und der äußeren Nußschalen
werden zu Stricken und Matten verarbeitet. Die Gipfelknospen liefern ein vortreffliches
Gemüse, den Palmkohl. Die Nußkerne werden zu den mannigfachsten Speisen zubereitet.
Die Kokosmilch, eine weißliche Flüssigkeit, die später zum Kern erhärtet, dient als kühlendes
Getränk. Durch Auskochen und Auspressen der Kerne gewinnt man das Palmöl, das für
die Seifenfabrikation von großer Wichtigkeit ist und neuerdings zur Herstellung von feinen
Pflanzenfetten, Palmin, Kokosnußbutter usw., verwendet wird. Der Frachtersparnis halber
werden die Nußkerne in getrockneten Stücken, Kopra genannt, nach Europa versandt. Sie
bilden den wichtigsten Ausfuhrgegenstand der Südseeinseln. Der Saft der Blütenkolben
liefert den Palmwein, ein labendes Getränk, aus dem man weiterhin Essig, Zucker und
Arrak herstellt. Die Nußschalen werden zu Gefäßen, Dosen, Löffeln und Knöpfen ver-
arbeitet. 6 bis 10 Kokospalmen sind hinreichend, eine Familie mit fast allem, was sie nötig
hat, zu versorgen.
Der Brotfruchtbaum kommt meist nur auf den hohen Inseln vor. Er liefert
P/j bis 2 kg schwere melonensörmige Früchte, die geröstet oder gebacken fast wie Weißbrot
schmecken. Die Brotfrucht ist das Hauptnahrungsmittel der meisten Südseebewohner.
Drei Bäume sind hinreichend, einen Menschen zu ernähren.
Die Tierwelt ist sehr ärmlich. Von einheimischen Säugetieren gab es ursprünglich
nur den Fliegenden Hund und eine große, pflanzenfressende Fledermaus. Später sind Haus-
tiere eingeführt worden: Hunde, Schweine, Rinder, Pferde, hier und da auch Schafe, und
als ungebetene Gäste haben sich Ratten und Mäuse eingefunden. Zahlreicher sind Vögel
und Kriechtiere. Durch Farbenschönheit und Artenreichtum ausgezeichnet ist die Tierwelt
des Meeres. Insbesondere entzücken durch ihre Farbenpracht die Korallen.
Die Bewohner bilden einen Zweig der Malaiischen Rasse (S. 14.j).
Wahrscheinlich von den Gewürzinseln aus haben sie sich nach O. verbreitet,
teils auf freiwilligen Wanderungen, teils auch von Meeresströmungen und
Winden verschlagen. Man unterscheidet zwei Hauptstämme, die Mikronener
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(etwa 90000) und die Polynesier (190000), deren Verschiedenheit nach
O. Finsch aber nicht größer ist als die zwischen Schwaben und Norddeutschen.
Die Polynesier sind von schönem, kräftigem Körperbau, haben regelmäßige Ge-
sichtszüge, schwarzes, oft lockiges Haar und eine hellbraune Hautfarbe. (S. Ab-
bildungen bei Samoa, Deutsche Kolonien.) Die Kleidung war ursprünglich
recht dürftig. Soweit sie nicht schon der europäischen gewichen ist, besteht sie
aus Stoffen, die man aus den Rinden und Fasern verschiedener Pflanzen her-
stellt. Es sind oft feine, buntgemusterte und künstlerisch bemalte Zeuge
darunter. Als Schmuck verwendet man Federn und Blumen, die in die kunst-
reich geflochtenen Haare gesteckt werden, und Halsketten von Muscheln, Zähnen
u. a. Dingen. Allgemein verbreitet war früher die Sitte des Tätowierens,
das nirgends so kunstvoll geübt wurde wie auf den Südseeinseln.
Das Tätowieren ist mit empfindlichen Schmerzen verbunden. Daher vollzieht man
es nicht auf einmal, sondern stückweise nach längeren Zwischenräumen. Es geschieht in
der Weise, daß man mit spitzen Gegenständen, Fischgräten, Stäbchen aus Holz, Knochen
oder Eisen, leichte Einschnitte in die Haut macht, so tief, daß eben Blut fließt. In die
frischen Wunden werden dann Farben eingerieben, die oft schlimme Entzündungen hervor-
rufen. Es gilt als Ehrensache, bei der Tätowierung keine Schmerzenszeichen zu äußern.
Mitunter wird der ganze Körper tätowiert, selbst Augenlider, Lippen und Zungenspitze;
vielfach läßt man das Gesicht frei. Die Zeichnungen sind sehr verschieden: gerade und
krumme, oft kreis- oder halbkreisförmige Linien, auch wohl Bilder von Pflanzen und Tieren.
Sie verraten nicht selten künstlerisches Geschick (Abb. 44, S. 233). Die Tätowierung ist
ein alter religiöser Gebrauch und wird daher meist von Priestern oder in deren Gegenwart
vollzogen. Die Zeichnungen dienen hauptsächlich als Schmuck, aber auch als Stammes-
abzeichkn und werden vielfach für Schutzmittel gegen Unglück gehalten. Seit die Polynesier
mit den Europäern in engere Berührung gekommen sind und das Christentum unter ihnen
Eingang gefunden hat, ist die Tätowierung immer mehr außer Gebrauch gekommen.
Die Polynesier sind im allgemeinen von friedlicher, sanfter Gemütsart. Als die
Europäer zuerst mit ihnen bekannt wurden, hatten sie schon einen gewissen Grad von Kultur
erreicht. Sie hatten überall feste Wohnsitze, trieben Acker- und Gartenbau und waren
geschickte Schiffer; sie verstanden feine Gewebe aus Rinden und Pflanzenfasern herzustellen;
farbige Stoffe, hübsch verzierte Holzgeräte und mancherlei Putz waren bei ihnen im Gebrauch.
Selbst staatliche Einrichtungen waren vorhanden. Für die europäische Kultur sind die
Polynesier sehr empfänglich. Das Christentum hat fast überall bei ihnen Eingang gefunden.
„Sie kleiden sich europäisch, bedienen sich europäischer Möbel; sie kennen Kanonen und
Schießgewehre; sie haben Kirchen und Schulen, bauen Schiffe nach europäischer Weise und
legen Straßen an".
Die Inselgruppen.
Mikronesien (3500 qkm, 90000 E.) umfaßt die Jnselschwärme, die sich
über den weiten Meeresraum zwischen Melanesien und Japan ausbreiten. Es
sind gegen 1000 durchweg kleine, nur z. T. bewohnte Eilande, die zusammen
an Größe nicht einmal das Herzogtum Braunschweig erreichen. Selbst die größte,
Guam, hat nur einen Flächeninhalt von 510 qkm. Die weitaus meisten sind
niedrige Korallenbauten, z. T. Atolle, die übrigen hohe Inseln vulkanischen Ur-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Samoa Mikronesien Melanesien Japan Guam